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„Zukunft hat der Mann des Friedens“

Trauerfeier für einen alten Mann, der mitten aus einem aktiven Leben gerissen wurde. Ich erinnere an ein Wort aus Psalm 37, 37: „Zukunft hat der Mann des Friedens“.

"Zukunft hat der Mann des Friedens": Ein Seil ist durch ein Loch in einem starken Pfahl hindurchgeführt, um feste Verbindungen herzustellen
Standhaft sein und Verbindungen zu anderen Menschen schaffen (Bild: Steve BuissinnePixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Herrn S., der im Alter von [über 70] Jahren gestorben ist.

Wir erinnern uns an sein Leben. Wir begleiten einander auf dem Weg der Trauer. Wir besinnen uns auf Gott, von dem unser Leben herkommt und zu dem es im Tode zurückkehrt.

Wir hören Worte aus dem Psalm 37, der von redlichen, bewährten Menschen handelt, die ein Leben der Tat im Gottvertrauen führen (letzter Vers, zweiter Teil nach der katholischen Einheitsübersetzung):

5 Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird‘s wohl machen

6 und wird deine Gerechtigkeit heraufführen wie das Licht und dein Recht wie den Mittag.

23 Von dem Herrn kommt es, wenn eines Mannes Schritte fest werden, und er hat Gefallen an seinem Wege.

24 Fällt er, so stürzt er doch nicht; denn der HERR hält ihn fest an der Hand.

26 Er ist allezeit barmherzig und leiht gerne, und [seine Kinder werden] zum Segen sein.

27 Lass ab vom Bösen und tu Gutes, so bleibst du wohnen immerdar.

28 Denn der HERR hat das Recht lieb und verlässt seine Heiligen nicht. Ewiglich werden sie bewahrt.

37 Bleibe [standhaft] und halte dich recht. Denn Zukunft hat der Mann des Friedens.

Noch ist die weihnachtliche Zeit nicht ganz zu Ende; in den Kirchen denken wir an den kommenden Sonntagen über das Licht nach, das mit Jesus Christus in die Dunkelheiten dieser Welt gekommen ist. Sie haben sich gewünscht, heute ein Weihnachtslied zu singen: „Kommt und lasst uns Christus ehren“.

Wir singen die drei Strophen auf dem Liedblatt, die davon handeln, dass wir im Vertrauen auf Gott und seinen Sohn Jesus Christus all unseren Kummer und unser Leid überwinden können (EG 39, 1-3):

1. Kommt und lasst uns Christus ehren, Herz und Sinnen zu ihm kehren; singet fröhlich, lasst euch hören, wertes Volk der Christenheit.

2. Sünd und Hölle mag sich grämen, Tod und Teufel mag sich schämen; wir, die unser Heil annehmen, werfen allen Kummer hin.

3. Sehet, was hat Gott gegeben: seinen Sohn zum ewgen Leben. Dieser kann und will uns heben aus dem Leid ins Himmels Freud.

Liebe Gemeinde!

Bleibe standhaft und halte dich recht, denn Zukunft hat der Mann des Friedens.

So steht es in dem Psalm, den wir gebetet haben. Und so haben wir auch Herrn S. gekannt, beständig und verlässlich und stets darauf bedacht, mit den Menschen in Familie und Freundschaft, Verein und Nachbarschaft im Frieden und gutem Einvernehmen zu leben. Sein Leben war bis zuletzt reich erfüllt, und wir blicken dankbar darauf zurück.

Erinnerungen an das Leben des Verstorbenen

Im Kalender für das Neue Jahr war schon viel verplant. Er war ein sehr reiselustiger Mensch; gerade vor kurzem hatte er wieder eine Reise gebucht. Der Koffer stand schon gepackt bereit. Aber dann kam Krankheit dazwischen; ganz unerwartet und schnell ist er gestorben. Die Sachen, die er mitnehmen wollte, trägt er jetzt für eine andere, nicht geplante Reise.

Obwohl er schon in fortgeschrittenem Alter stand, wurde er mitten aus einem aktiven Leben gerissen. Gerade deswegen entsprach diese Art seines Sterbens, ohne lange leiden zu müssen, ohne viel davon zu spüren, wohl ganz seinem Wunsch.

Er hatte nie hilflos sein wollen, war immer darauf bedacht, seine Angelegenheiten selber regeln zu können. Nach dem Tod seiner Frau führte er zu Hause alle Arbeiten weiter, die vorher sie erledigt hatte: vom Nähen und Putzen bis zum Backen und Einkochen. Und wenn es ums Schneeräumen und Müllentsorgen ging, war er sogar den älteren Leuten in der Nachbarschaft behilflich, die nicht so fit waren wie er.

Herr S. war ein sehr geselliger Mensch, ein Familienmensch, ein Mann, auf den man sich verlassen konnte. Er war auch ein Mensch, der eine klare Linie liebte, sich selber und seinen Gewohnheiten treu bleiben wollte; das konnte wohl auch bis hin zur Sturheit gehen.

Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass Herr S. nicht mehr einfach vorbeikommt, einem auf der Straße zuwinkt oder die vielen Dinge tut, die man von ihm gewohnt war. Er hinterlässt eine schmerzliche Lücke im Leben derer, die ihm nahestanden und vertraut waren, die ihn liebten.

Hören wir noch einmal genauer auf den Satz, den wir vorhin im Psalm 37, 37 gehört haben:

Bleibe standhaft und halte dich recht, denn Zukunft hat der Mann des Friedens.

Nicht die Standhaftigkeit allein ist es, auf die es dem Psalmbeter ankommt. Wer nur standhaft ist, der könnte vielleicht auch ein unangenehmer Prinzipienreiter sein. Das war Herr S. sicher nicht. Er war immer darum bemüht, im Einklang mit seiner Partnerin und Familie, mit Freunden und Nachbarn zu leben; er handelte konsequent nach dem, was für ihn gut und richtig war. Ein Mann mit einer solchen Grundhaltung geht mit festen Schritten auf Wegen des Friedens, seine Kinder und Enkel werden zum Segen, und ihn kann man einen Mann des Friedens nennen, der Zukunft hat.

Im Vertrauen auf Gott können wir sagen, dass diese Zukunft nicht einmal jetzt in seinem Tod zu Ende ist. Wenn ein Mensch stirbt, dann geht Gottes Geschichte mit diesem Menschen durchaus noch weiter. Wer an einen Verstorbenen mit Liebe denken kann, darf dessen gewiss sein, dass auch Gott ihn in seinem himmlischen Reich liebevoll in seine Arme schließt. Gott ist ja nicht ein Gott der Toten. Er nimmt unsere Verstorbenen auf, indem er sie zu neuem Leben aufweckt, in für uns unvorstellbarer Weise.

Und er ist ein Gott der Lebenden, indem er schon jetzt, schon hier und heute für uns da ist, hier auf der Erde. Gott ist uns nahe in dem Schmerz, den wir fühlen, und auch in dem Trost und der Dankbarkeit, die wir empfinden.

Gott ist keine unpersönliche Macht; er hat uns als Personen geschaffen und steht uns näher und kennt uns besser, als wir selbst uns kennen. Ihm geht nahe, was uns bewegt. Gott hilft uns, unsere Lasten zu tragen; er vergibt, wo wir einander etwas schuldig geblieben sind; er öffnet uns neue Türen, wo uns das Leben Türen zugeschlagen hat.

Diesem Gott vertrauen wir heute Herrn S. an. Er nimmt ihn am Ende mit Ehren an. Wir dürfen ihn, der hier als ein liebender und geliebter Mensch gelebt hat, in Trauer und Dankbarkeit getrost loslassen. Wir nehmen Abschied von ihm, aber er geht im Tod nicht verloren, sondern bleibt in Ewigkeit bewahrt in Gottes Liebe.

Bleibe standhaft und halte dich recht, denn Zukunft hat der Mann des Friedens.

Amen.

EG 65: Von guten Mächten wunderbar geborgen

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