Bild: Beate Heinen

Taubenhand

In die göttliche Hand hinein ist eine Friedenstaube gemalt. Das von Gott stammende Wort will nicht gewalttätig in die Welt eingreifen. Um den in Dunkelheit gefangenen Menschen unten zu erreichen, wird das Wort Fleisch. Die Taubenhand des Heiligen Geistes schickt das kleine in leuchtenden Farben gemalte Kind in Richtung Erde, und so entsteht Hoffnung.

direkt-predigtGottesdienst am 2. Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember 2008, 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Eine weißlich-durchscheinende Hand, die mit dem Umriss einer Taube verschmilzt, hält ein leuchtend-gelbes Kind, das seine Hände zu einem unter ihm liegenden mit Stachdraht gefesselten dunkel gekleideten Mann ausstreckt.
Das in diesem Gottesdienst meditierte Bild stammt von Beate Heinen, erschienen 1997 im Kunstverlag 56653 Maria Laach. Ich danke der Künstlerin für ihre Erlaubnis, es auf der Bibelwelt zu veröffentlichen!

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße Sie alle herzlich im Abendmahlsgottesdienst am 2. Weihnachtsfeiertag mit dem Wort zum Christfest aus dem Evangelium nach Johannes 1, 14: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.“

Während der Predigt werden wir ein Bild der Künstlerin Beate Heinen betrachten, um uns in das Geheimnis von Weihnachten zu vertiefen.

Wir singen aus dem Lied 42 die Strophen 1 bis 3 und 8:

1) Dies ist der Tag den Gott gemacht, sein werd in aller Welt gedacht; ihn preise, was durch Jesus Christ im Himmel und auf Erden ist.

2) Die Völker haben dein geharrt, bis dass die Zeit erfüllet ward; da sandte Gott von seinem Thron das Heil der Welt, dich, seinen Sohn.

3) Wenn ich dies Wunder fassen will, so steht mein Geist vor Ehrfurcht still; er betet an und er ermisst, dass Gottes Lieb unendlich ist.

8) Jauchzt, Himmel, die ihr ihn erfuhrt, den Tag der heiligsten Geburt; und Erde, die ihn heute sieht, sing ihm, dem Herrn, ein neues Lied!

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit Psalm 96:

1 Singet dem HERRN ein neues Lied; singet dem HERRN, alle Welt!

4 Denn der HERR ist groß und hoch zu loben, mehr zu fürchten als alle Götter.

5 Denn alle Götter der Völker sind Götzen; aber der HERR hat den Himmel gemacht.

8 Bringet dar dem HERRN die Ehre seines Namens, bringet Geschenke und kommt in seine Vorhöfe!

10 Sagt unter den Heiden: Der HERR ist König. Er hat den Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt. Er richtet die Völker recht.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Neue Lieder dürfen wir singen – aber ist es nicht immer wieder die alte Leier? Besinnliche Tage wünschen wir uns an Weihnachten – aber beklagen nicht viele immer wieder die Vorweihnachtshektik und Erwartungen an das Fest der Familie, die nicht erfüllt werden können?

Großer Gott, der du dich im Kind zu uns gesellt hast, verborgen vor den Augen der Sensationspresse und der Wundersüchtigen, wir bekennen, dass wir uns nur schwer auf diese schlichte Weihnachtsbotschaft einlassen können, dass du Mensch geworden bist.

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

11 Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich, das Meer brause und was darinnen ist;

12 das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; es sollen jauchzen alle Bäume im Walde

13 vor dem HERRN: denn er kommt, denn er kommt, zu richten das Erdreich. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Guter Gott, wir hören im Psalm, dass du kommst, um den Erdkreis zu richten. Da kriegen wir Angst: ein Richter kann uns schuldig sprechen, uns verurteilen. Aber du im Kind, du richtest anders. Du teilst unser Schicksal, sprichst ein gnädiges Urteil, schenkst uns Freiheit. Du fällst keinen Richtspruch, der uns vernichtet, sondern du richtest uns auf, du sorgst für Gerechtigkeit, du richtest alles, damit unsere Erde noch Hoffnung hat. Lasst uns darauf vertrauen im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung zum 2. Christfesttag aus dem Evangelium nach Johannes 1, 1-5 und 9-14:

1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

2 Dasselbe war im Anfang bei Gott.

3 Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.

4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.

9 Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.

10 Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht.

11 Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.

12 Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denn, die an seinen Namen glauben,

13 die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.

14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Wir singen aus dem Lied 29 die Strophen 1 und 3:

1. Den die Hirten lobeten sehre und die Engel noch viel mehre, fürchtet euch nun nimmermehre, euch ist geborn ein König der Ehrn. Heut sein die lieben Engelein in hellem Schein erschienen bei der Nachte den Hirten, die ihr‘ Schäfelein bei Mondenschein im weiten Feld bewachten: »Große Freud und gute Mär wolln wir euch offenbaren, die euch und aller Welt soll widerfahren.« Gottes Sohn ist Mensch geborn, ist Mensch geborn, hat versöhnt des Vaters Zorn, des Vaters Zorn.

3. Freut euch heute mit Maria in der himmlischen Hierarchia, da die Engel singen alle in dem Himmel hoch mit Schall. Danach sangen die Engelein: »Gebt Gott allein im Himmel Preis und Ehre. Groß Friede wird auf Erden sein, des solln sich freun die Menschen alle sehre und ein Wohlgefallen han: Der Heiland ist gekommen, hat euch zugut das Fleisch an sich genommen.« Gottes Sohn ist Mensch geborn, ist Mensch geborn, hat versöhnt des Vaters Zorn, des Vaters Zorn.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Zur Predigt hören wir noch einmal aus dem Evangelium nach Johannes 1, 14:

14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Liebe Gemeinde, Johannes sagt, dass über uns kein unpersönliches Schicksal waltet, sondern ein Gott, der uns anspricht, der ein Wort für uns übrig hat, ja, er ist in seinem ganzen Wesen Wort. Gott ist Wort, das heißt: er wendet sich uns zu, er öffnet sich uns. Wenn Gott, der unergründliche, unsichtbare Gott sich uns öffnet, nennen wir das Offenbarung. Dieses Wort ist aber nicht dunkel, nicht kryptisch, nicht unheimlich; es besteht in nichts anderem als Liebe. Wir erfahren den großen Gott, der das ganze All umfasst, in seiner Liebe zu uns.

Aber können wir Menschen das aushalten, können wir bestehen in einer solchen liebevollen Beziehung zu einem rein himmlischen Wesen? Können wir ein Wort von Gott überhaupt verstehen? Nur dann, wenn es Fleisch wird, wenn es unser Fleisch und Blut annimmt, wenn es menschlich wird, wenn dieses Wort in unserer eigenen Sprache zu uns spricht. Darum wurde Gott in Jesus Mensch und sprach in menschlichen Worten zu uns. Er öffnete sich den Menschen auf menschliche Weise, und zwar in einer Verletzlichkeit, die uns allen eigen ist, auch wenn wir gerade das nicht immer wahrhaben wollen.

Das Weihnachtsfest lädt uns dazu ein, uns auf diesen verletzlichen, unscheinbaren, menschlichen Gott einzulassen. Wenn wir das tun, dann bekommen wir von Gott sogar etwas zu sehen. Wir sehen seine Herrlichkeit.

Herrlichkeit – was mag dieses altmodische Wort bedeuten? Es steht für etwas besonders Gutes, Schönes, Großartiges, Außerordentliches. Wir hätten als Schüler gesagt: „Das find ich Klasse!“ oder „Toll!“ Andere kennen dafür vielleicht die Ausdrücke „Prima!“ oder „Knorke!“, und die heutige Jugend würde möglicherweise so etwas wie „total abgefahren“ oder „super-ober-mega-geil“ sagen oder in betont untertreibender Weise: „echt cool“. Gemeint ist jedenfalls etwas, was unser Interesse weckt, womit wir etwas anfangen können, was uns in besonderer Weise anrührt.

Schauen wir nun das Bild an, das ich mitgebracht habe. Die Künstlerin Beate Heinen hat auf ihre Weise versucht, die Herrlichkeit von Weihnachten in Farben einzufangen.

Taubenhand (alle Bilder auf dieser Seite sind Ausschnitte dieses Bildes, das oben schon einmal gezeigt wurde)Das Bild zeigt übereinander drei auffällige Gestalten: Unten liegt ein Mensch auf dem Boden, dunkel gekleidet, mit gefesselten Händen und Füßen; die Rundung des Erdkreises umschließt seinen zusammengekauerten Körper. Darüber scheint ein kleines Kind mitten in der Luft zu schweben, in warmen, leuchtenden Farben, eingebettet in eine Art Regenbogen, der sich aber nicht über der Erde nach oben wölbt, sondern sich umgekehrt mit der Wölbung der Erdrundung entgegenstreckt. Und oben sieht man eine helle, weißlich durchscheinende Figur, eine Hand, die sich aus dem Himmel nach unten streckt und in der zugleich ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln zu erkennen ist.

Als ich dieses Bild einmal gemeinsam mit seelisch kranken Patienten in einer psychiatrischen Klinik betrachtete, nannten einige von ihnen als ersten Eindruck: Hier geht es um Tod und Leben, um Geborenwerden und Sterben, um die Kälte des Geistes und die Wärme der Liebe.

Ich weiß nicht, was Sie empfinden, wenn Sie dieses Bild betrachten; das, was ich dazu sagen möchte, stammt zum Teil von den Patienten damals, zum Teil ist es mein eigener Eindruck, aber auf keinen Fall ist es die einzige Wahrheit über dieses Bild. Ich gebe nur Anregungen, Sie können sich auch ganz anders von dem Bild anrühren lassen.

Bevor ich selber mehr zu dem Bild sage, singen wir aus dem Weihnachtslied 39 die Strophen 1 bis 3:

1. Kommt und lasst uns Christus ehren, Herz und Sinnen zu ihm kehren; singet fröhlich, lasst euch hören, wertes Volk der Christenheit.

2. Sünd und Hölle mag sich grämen, Tod und Teufel mag sich schämen; wir, die unser Heil annehmen, werfen allen Kummer hin.

3. Sehet, was hat Gott gegeben: seinen Sohn zum ewgen Leben. Dieser kann und will uns heben aus dem Leid ins Himmels Freud.

Liebe Gemeinde, schauen wir nun noch einmal genauer hin: Da sehen wir den gefesselten Menschen.

taubenhand-gefesselterStacheldraht hält seine Hände und Füße gefangen, Stacheldraht, der mich an Gefangenenlager erinnert, aber auch an die Dornenkrone Jesu.

Der Mensch liegt auf dem Erdboden, den Kopf nach unten. Von dem, was sich über ihm abspielt, bekommt er nichts mit. Zusammengekrümmt liegt er da, und ich stelle mir vor, dass auch seine Gedanken nur um sich selber kreisen, grübelnd, immer in den gleichen Bahnen, ohne Ausweg und Hoffnung.

Manche Menschen finden sich wieder in dieser dunklen Gestalt: wer Enttäuschungen erlitten hat, wer von Schicksalsschlägen niedergeworfen worden ist, wer das Vertrauen in seine Mitmenschen verloren hat, wer auch nicht mehr an Gott glauben kann.

Verzweiflung scheint zu herrschen, hier im unteren Teil des Bildes.

Aber dennoch: Zwei Strahlen von oben reichen in diesen Ausschnitt des Bildes hinein; ein breiter rötlicher Strahl trifft Kopf und Hände des liegenden Menschen und ein schmaler weißlicher Strahl scheint seine bloßen Füße zu kitzeln. Ob er die Fesseln abstreifen und aufstehen wird?

Auf dem zweiten Bildausschnitt sehen wir nun das kleine Kind ganz groß.

taubenhand-kindAuffällig ist, dass es fast die gleiche Haltung hat wie die erwachsene Gestalt unten: Ebenfalls gebeugt, wie knieend. Bei dem Kind erinnert diese Haltung an die Art, wie das ungeborene Kind im Mutterleib liegt, in sich ruhend, geborgen im Schutz und in der Liebe der Mutter. Leuchtendes Gelb und Rot symbolisiert dieses Getragensein in der Liebe.

taubenhand-gotteshandBei der am Boden liegenden Gestalt war von einer solchen Geborgenheit absolut nichts zu spüren, höchstens eine ungestillte Sehnsucht nach einer Liebe, die unerreichbar scheint.

Ein weiterer Unterschied zwischen dem Kind und dem Erwachsenen ist offensichtlich: das Kind ist nicht gefesselt, es streckt seine kleinen Hände aus, seine Haltung signalisiert nicht Verschlossenheit und Kälte und nicht ein Um-sich-selber-Kreisen, sondern Offenheit und Wärme und Zugewandtheit.

Diese Offenheit und Zugewandtheit mag einen einfachen Grund haben: Dieses Kind ist, obwohl es scheinbar in der Luft hängt, doch gehalten durch einen übergroßen Finger, der den Körper des Kindes von oben her berührt.

Hände spielen eine große Rolle auf diesem Bild: die gefesselten Hände der dunklen Gestalt, die ausgestreckten Hände des Kindes, und hier nun die Hand Gottes, die vom Himmel her das Kind sanft anfasst.

In geisterhaftem Weiß ist diese Hand gemalt; sie soll ja auch von jenseits dieser Welt kommen, aus der uns nicht ohne Weiteres zugänglichen Welt Gottes. Andererseits erinnert mich diese weiße Helligkeit an die Kühle des menschlichen Geistes und Verstandes.

Wird hier angedeutet, wie von Gott her eine überlegene, deutliche Klarheit und Wahrheit in die Welt hineinkommt? Johannes benutzt dafür ein einziges Wort, nämlich das Wort „Wort“.

Dieses Wort ist zugleich als Hand versinnbildlicht. Es ist mehr als nur ein dahin gesagtes Wort in irgendeiner menschlichen Sprache – wo Gott sein Wort spricht, verändert es handgreiflich unsere Wirklichkeit.

taubenhand-taubeWenn wir den Bildausschnitt etwas größer wählen, sehen wir, dass die göttliche Hand nicht allein Hand ist, in sie hinein ist – ebenfalls in der Farbe Weiß – eine Taube gemalt, die wir ja als bildliche Darstellung des heiligen Geistes kennen und auch als Friedenstaube. So sehen wir, dass das von Gott stammende Wort nicht als gewalttätige Hand in die Welt eingreifen will, sondern mit dem Willen zum Frieden, mit der sanften Macht des heiligen Geistes, der Liebe ist und Frieden schafft.

taubenhand-dunkelWie soll aber das Wort von Gott, die klare göttliche Wahrheit den in seiner Dunkelheit gefangenen Menschen unten erreichen? Wir sehen: der Erdkreis spiegelt diese Farbe sogar wider, wer offen dafür ist, kann also in der Schöpfung Gottes Güte erkennen, aber die liegende Gestalt nimmt das gar nicht wahr. Was muss also geschehen?

Das Wort muss Fleisch werden.

Und so schickt die große weiße Taubenhand das kleine in leuchtenden Farben gemalte Kind in Richtung Erde, und erst so entsteht Hoffnung.

taubenhand-hellWenn Schwarz die Farbe der Verzweiflung ist, die Farbe der Trauer und des Bösen, dann mag dieses Weiß die Farbe Gottes sein, des absolut Guten und der Wahrheit. Aber um das Schwarz der Trauer wirklich in Freude und die Verzweiflung in getroste Zuversicht zu verwandeln, ist noch mehr nötig. Ein Gott, der einfach nur gut ist, könnte das Böse ja vielleicht kurzerhand ablehnen und vernichten, und wir Menschen, wenn wir im Dunkeln sitzen, müssten ihn fürchten. So gesehen könnte das Weiß des Guten und der Wahrheit von einer schneidenden Kälte sein. Aber Gott ist, so zeigt es sich auf diesem Bild, mehr als nur gut im Gegensatz zum Bösen: er ist barmherzig, er liebt uns Menschen, auch wenn wir uns böse verhalten haben, uns vor seiner Liebe verschlossen haben, in Verzweiflung versunken sind. Er setzt das Gute und die Wahrheit nicht von oben herab mit Gewalt durch, sondern er lässt Gnade vor Recht ergehen, indem er statt eines rächenden Gewitters ein kleines verletzbares, bedürftiges Kind herunter auf die Erde schickt und in diesem Kind sich selbst, seine ganze Wärme und Liebe. In diesem Kind ist er wie eine Sonne, deren Strahlenkranz die von ihm geschaffene und bewahrte Erde erwärmt. Der Anblick eines liebebedürftigen Kindes kann es auch einem Menschen mit kühlem Verstand warm ums Herz werden lassen, und die liebevolle Menschlichkeit, mit der Gott in Jesus auf die Erde kam, macht manches verhärtete Herz weicher und sanfter – und schließt dieses Herz sozusagen auf für Vertrauen, Liebe und Hoffnung.

taubenhandDie Weihnachtsfrage ist also die: lassen wir die Wärme Gottes an uns heran – in dem Kind, das Liebe braucht und Vertrauen schenkt? Lassen wir das Wort, das Fleisch wurde, bei uns wohnen? Wenn wir uns gefangen fühlen in Alltäglichkeiten oder auch in einem besonders belastenden Schicksal – nehmen wir dann wahr, dass die Strahlen der Wahrheit und der Gnade Gottes auch uns anrühren wollen? Wir dürfen merken: Es gibt mehr über unser Leben zu sagen als das, was die Leute meinen; egal was für Kleidung wir tragen oder was wir besitzen oder leisten – wir sind unendlich kostbare Menschen, jeder und jede einzelne von uns. Wir brauchen nicht mitschwimmen im Strom aller Menschen; wir haben eine eigene Verantwortung für unser Leben. Aufstehen dürfen wir aus Mutlosigkeit und Gleichgültigkeit, getrost dürfen wir leben und all unsere Gefühle fühlen, so schwer das auch manchmal sein mag.

Dabei darf uns noch etwas ganz gewiss sein: Wir sind in diesem Leben nicht allein – Gott wurde einer von uns im Kind von Bethlehem – und er stiftet uns alle an, beieinander zu stehen, sowohl in dem, was uns Freude macht, als auch in dem, was wir ertragen müssen. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Lied 38:

Wunderbarer Gnadenthron

Im Abendmahl ist Gott für uns da – wahrer Mensch in Fleisch und Blut.

Im Brot schenkt er uns den Leib seiner Liebe. Im Kelch besiegelt er seine Treue zu uns mit seinem Blut.

Gott, mach uns bewusst, was uns gefangen hält, wo unsere Hände und Herzen gebunden sind, durch Angewohnheiten, Ängste, Abhängigkeiten. Vergib uns unseren zu kleinen Glauben, unsere Gedankenlosigkeit und unsere Zaghaftigkeit im Einsatz für den Frieden. In der Stille bringen wir vor dich, was unsere Seele belastet:

Beichtstille

Nehmt Ihr Gottes Treue und Vergebung an, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Eerhebet eure Herzen! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, in Jesus Christus das wahre Wort zu erkennen, das uns den Willen und das Wesen Gottes offenbart. Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

Jesus wahrer Mensch – Jesus wahrer Gott. Wir empfangen Jesu Leib, und Gottes Liebe lebt in uns.

Herumreichen des Korbs

Die Hand des Höchsten hält das Kind, die Hand des Sohnes hilft unseren Händen, Halt zu empfangen und zu geben. Wir empfangen den Kelch aus seinen Händen.

Austeilen der Kelche

So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Geht hin im Frieden. Amen.

Lasst uns beten.

Gott, wir bitten dich, sprich dein liebevolles Wort zu uns, rühre unsere Herzen an im Kind von Bethlehem, sprich uns Mut zu und lass uns unser Leben in Zuversicht führen.

Richte uns auf aus allem, was uns gefangen hält, lass uns überwinden, wofür wir mitverantwortlich sind, zum Beispiel hartnäckige schlechte Angewohnheiten, dass wir nachtragend sind oder dass wir uns verschließen, wenn wir uns verletzt fühlen.

Hilf uns, dass wir nicht alles herunterschlucken, was uns belastet, was uns wehtut, und dass wir Menschen finden, denen wir uns anvertrauen können.

Lass uns entdecken, wie schön es ist, an dich zu glauben, in deiner Liebe geborgen zu sein, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens. Amen.

Wir singen das Lied 44:

1) O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit!

2) O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Christ ist erschienen, uns zu versühnen: Freue, freue dich, o Christenheit!

3) O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Himmlische Heere jauchzen dir Ehre: Freue, freue dich, o Christenheit!

Abkündigungen

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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