Bild: Pixabay

Keine Chance auf der „schiefen Bahn“?

Die Sonderschüler bringen mich im Religionsunterricht oft an den Rand der Verzweiflung. Aber auch das geschieht: Der schlimmste Rabauke der Klasse erklärt nach langen Debatten über Gott und dass es ihn nicht gibt, in einer stillen Stunde: „Eigentlich glaube ich ja doch an Gott. Es ist nur so schwer zu verstehen, weshalb es so viel Böses in der Welt gibt.“

Wer einmal auf die „schiefe Bahn“ geraten ist, hat der noch eine Chance? Das Bild eines Nadelbaums an einem kanadischen See, der sehr schief steht...
Wer einmal auf die „schiefe Bahn“ geraten ist, hat der noch eine Chance? (Bild: Reto HöhnPixabay)

#predigtGottesdienst mit Taufe am 3. Sonntag nach Trinitatis, 1. Juli 1979, um 10.30 Uhr in der Reichelsheimer Kirche
Orgelvorspiel
Lied EKG 189 (EG 293), 1-2:

1. Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all, lobt Gott von Herzensgrunde, preist ihn, ihr Völker allzumal, dankt ihm zu aller Stunde, dass er euch auch erwählet hat und mitgeteilet seine Gnad in Christus, seinem Sohne.

2. Denn seine groß Barmherzigkeit tut über uns stets walten, sein Wahrheit, Gnad und Gütigkeit erscheinet Jung und Alten und währet bis in Ewigkeit, schenkt uns aus Gnad die Seligkeit; drum singet Halleluja.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Gott spricht zu seinem Volk (Hesekiel 34):

12 Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war.

16 Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist.

Herr, unser Gott, als uns die Liebe verließ, begannen wir nach Gründen zu suchen, die uns rechtfertigen sollten vor uns selbst und vor denen, die wir mit unserer Liebe verlassen hatten. Als uns der Glaube verließ, begannen wir nach Erklärungen zu suchen, die uns beruhigen sollten und diejenigen, die nach unserem Glauben zu fragen begannen. Als uns schließlich die Hoffnung verließ, unsere Begründungen versagten und unsere Erklärungen nicht mehr überzeugten, wurde es still um uns. Herr, aus dieser Stille beten wir zu dir, wende dich zu uns und suche du uns auf. Gib uns die Liebe zurück, die Glauben schenkt und Vertrauen. Gib uns den Glauben zurück, der fraglos liebt, und lass uns zur Hoffnung werden für die Menschen, die durch uns unfähig wurden zu lieben. Herr, erbarme dich unser. Amen.

Schriftlesung – 1. Timotheus 1, 12-17:

12 Ich danke unserm Herrn Christus Jesus, der mich stark gemacht und für treu erachtet hat und in das Amt eingesetzt,

13 mich, der ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein Frevler war; aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich habe es unwissend getan, im Unglauben.

14 Es ist aber desto reicher geworden die Gnade unseres Herrn samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist.

15 Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.

16 Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, dass Christus Jesus an mir als erstem alle Geduld erweise, zum Vorbild denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben.

17 Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.

Lied EKG 188 (EG 289), 1-2+5:

1. Nun lob, mein Seel, den Herren, was in mir ist, den Namen sein. Sein Wohltat tut er mehren, vergiss es nicht, o Herze mein. Hat dir dein Sünd vergeben und heilt dein Schwachheit groß, errett‘ dein armes Leben, nimmt dich in seinen Schoß, mit reichem Trost beschüttet, verjüngt, dem Adler gleich; der Herr schafft Recht, behütet, die leidn in seinem Reich.

2. Er hat uns wissen lassen sein herrlich Recht und sein Gericht, dazu sein Güt ohn Maßen, es mangelt an Erbarmung nicht; sein‘ Zorn lässt er wohl fahren, straft nicht nach unsrer Schuld, die Gnad tut er nicht sparen, den Schwachen ist er hold; sein Güt ist hoch erhaben ob den‘, die fürchten ihn; so fern der Ost vom Abend, ist unsre Sünd dahin.

5. Sei Lob und Preis mit Ehren Gott Vater, Sohn und Heilgem Geist! Der wolle in uns mehren, was er aus Gnaden uns verheißt, dass wir ihm fest vertrauen, uns gründen ganz auf ihn, von Herzen auf ihn bauen, dass unser Mut und Sinn ihm allezeit anhangen. Drauf singen wir zur Stund: Amen, wir werden‘s erlangen, glaubn wir von Herzensgrund.

Gottes Friede sei mit uns allen. Amen.

Wir hören den Predigttext für den heutigen Sonntag aus dem Evangelium nach Lukas 15, 1-7:

1 Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören.

2 Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.

3 Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach:

4 Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eins von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er‘s findet?

5 Und wenn er‘s gefunden hat, so legt er sich‘s auf die Schultern voller Freude.

6 Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.

7 Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.

Liebe Gemeinde!

Wer sich mit Jesu einlässt, der lässt sich auch mit Gesindel ein, mit dem Gesindel, das sich um ihn herum versammelt. Ist das nicht ein bisschen viel verlangt?

So dachten die Pharisäer, die gern jedem Lehrer zuhörten, der sie tiefer mit dem Willen Gottes vertraut machte. Sie hätten alles befolgt, und wenn es noch so viel Mühe machte, um vor Gott untadelig dazustehen. Aber nun sollen sie, wenn sie zu Jesus kommen, neben Zollpächter stehen, neben Wucherern und Ausbeutern, neben Leuten, die sich noch nie die geringste Mühe gegeben haben, ein halbwegs anständiges Leben zu führen. Und was der Gipfel ist, sie sollen sogar mit ihnen essen, Tischgemeinschaft mit diesen ekelhaften Kerlen, diesen heruntergekommenen Mädchen halten. Das ist ihnen zu viel. Das ärgert sie.

Jesus antwortet ihnen mit einem Gleichnis, das wir sicher alle kennen. Das Wort „Gesindel“ kommt darin nicht vor. Vielmehr ist die Rede von einem Schaf, das sich verläuft, das der Herde verlorengegangen ist. Wen die Pharisäer „Gesindel“ nennen, das sind Menschen, die sich verlaufen haben, die ihrer Gemeinschaft verlorengegangen sind. Selbstverständlich ist es im Gleichnis, dass das Verlorene zurückgeholt wird. Kein Wort des Ärgers steht am Schluss: so ein böses Schaf, wie konntest du nur vom rechten Weg abweichen? Was habe ich jetzt für Mühe gehabt, dich zu finden! Nein, da heißt es, er freut sich, der Hirte, und ruft den Freunden und Nachbarn zu: „Freut euch mit mir, ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!“

Dazu will Jesus auch die Pharisäer einladen: Ärgert euch nicht über die, die ihr Gesindel nennt. Freut euch doch mit mir, dass diese Menschen nun einmal hier sind, dass sie zuhören. So haben sie noch nie zugehört. So hat auch noch nie jemand mit ihnen gesprochen. Noch nie hat ihnen jemand gesagt, dass er sie gern hat. Noch keiner hat ihnen gesagt, dass er Wert auf sie legt. Noch alle haben bisher nur oberflächlich hingesehen und gemeint: bei denen ist doch Hopfen und Malz verloren.

Wie die Pharisäer auf diese Einladung reagieren, erfahren wir nicht, für sie hing es ja vom Verhalten des einzelnen ab, ob er seinen rechtmäßigen Platz in der Herde der Glaubenden einnehmen und behalten durfte. Für sie war es eben nicht selbstverständlich, dass alle Menschen eine Herde bilden und dass die Verlorenen es wert sind, dass man sich um sie besondere Mühe macht.

Wie reagieren wir? Lassen wir uns ebenso fröhlich wie Jesus auf die Gemeinschaft mit Menschen ein, die andere „Gesindel“ schimpfen?

Ich kenne junge Menschen, die befinden sich auf der Bahn, die wir gewöhnlich die „schiefe Bahn“ nennen. Es hat vielleicht schon damit begonnen, dass sie als Baby schon nicht erwünscht waren, es ging vielleicht so weiter, dass die Eltern meinten, nur mit Schlägen ihre Kinder erziehen zu können. Jedenfalls fehlt ihnen wohl jenes Vertrauen zu sich und zu den anderen Menschen, das jeder nötig hat, um seinen Platz in der Gesellschaft zu finden und sich zu bewähren.

In der Schule zeigen sich Verhaltensauffälligkeiten, oder die Schule wird geschwänzt: die geforderten Leistungen werden nicht mehr erbracht. Der Stempel wird schon angefertigt, auf dem steht: Schulschwänzer, Verhaltensgestörter; bald kommt ein neuer hinzu: Sonderschüler. In die Sonderschule kommen ja nicht nur Kinder, die durch eine Krankheit im Lernen behindert sind, sondern auch alle, zu denen die anderen Schulen sagen: mit dir werden wir nicht fertig, du bist selbst schuld, dass du jetzt auf die Sonderschule musst!

Dort lerne ich sie kennen, im Religionsunterricht. Da sitzen sie oder springen in der Klasse herum und wollen eigentlich von Religion nichts hören. Sie bringen mich manchmal an den Rand der Verzweiflung, wenn sie pausenlos den Unterricht stören. Ich kann oft sehr gut verstehen, weshalb andere Lehrer sagen: da sind ekelhafte Kerle darunter, mit denen ist gar nichts anzufangen. Oder: da hilft nur Strenge und härtestes Durchgreifen. Aber hilft es wirklich?

Wie oft habe ich die Jungen und Mädchen einem Lehrer hinterhergrinsen sehen, der sie eben noch zur Ordnung gerufen hatte. Und wenn ich manchmal selbst Klassenbucheinträge oder andere Strafen einsetzen wollte, um Disziplin herzustellen, da geschah es oft aus einem Gefühl der Ohnmacht heraus. Ich besaß nicht genügend Überzeugungskraft und griff deshalb zu Strafen. Ich merkte, dass ich durch diese Art der Kontrolle eigentlich nur die in Schach halten wollte, denen ich sowieso nichts mehr zutraute.

Die anderen Lehrer, die die Schüler zum Teil besser in der Hand haben als ich mit meinen beiden Wochenstunden, will ich nicht tadeln. Sie haben sicher alles versucht, um mit den Jungen und Mädchen im Guten klarzukommen, bis einmal der Punkt kommt, an dem sie den einen oder anderen Unbelehrharen aufgeben oder ihn zumindest ständig mit Vorwürfen überschütten. Das ist verständlich.

Weshalb erzähle ich so lang und breit von meinen Erfahrungen in der Sonderschule? Weil ich manchmal Augenblicke erlebe, die wie die schöne Erfahrung des Schäfers im Gleichnis Jesu sind. Da sind mir die kaputten Typen auf einmal sehr nahe. Wenn z. B. ein Junge nach langen Debatten über Gott und dass es ihn nicht gebe, plötzlich in einer stillen Stunde erklärt: Eigentlich glaube ich ja doch an Gott. Es ist nur so schwer zu verstehen, weshalb es so viel Böses in der Welt gibt. Das sagt der schlimmste Rabauke in einer Klasse, der nur nach Lust und Laune am Unterricht teilnimmt.

Oder da ist das Mädchen, das mit 14 Jahren auf den Strich geht und die Schule nicht mehr besucht, bei Lehrer und Schülern unbeliebt. Als sie noch zum Religionsunterricht kam, interessierte sie sich stark für Probleme um Partnerschaft und Vertrauen. Da ist der Türke, der andere Jungen erpresst hatte. Er nimmt jetzt auch manchmal am Religionsunterricht teil, obwohl er Muslim ist, und grüßt mich immer freundlich – ich weiß nicht, warum.

Da ist schließlich ein Junge, der dauernd in der Schule fehlt, der nichts für seinen Hauptschulabschluss tut, den er spielend schaffen könnte, dem alle sagen, er sei mal ein netter Junge gewesen. Aber jetzt ist er faul. Jetzt ist er abgerutscht, seit er mit dem Türken zusammen sei. Er ist selbst schuld, wenn er keine Lehrstelle findet. Dieser Junge hatte mich im Religionsunterricht am meisten geärgert. Nie hatte er sich beteiligt, immer hatte er ein spöttisches Grinsen auf den Lippen.

Doch ein einziges Mal machte er mit bei einen Spiel. Die Schüler sollten sich gegenseitig Komplimente machen. Sie sollten also nicht wie sonst so oft sich beschimpfen, sondern sagen: mir gefällt an dir das und das und das… Dabei beteiligte sich dieser Schüler. Er erfuhr, dass Klassenkameraden ihn mögen. Er konnte sich danach auch anhören, dass die anderen von ihm manchmal ein anderes Verhalten wünschten.

Nach der Stunde sprachen wir dann noch einmal allein über diese Erfahrung, die neu für ihn war. Sonst leidet er sehr darunter, dass er nun einmal abgestempelt sei: da kommt der Schulschwänzer! Wenn man ständig so empfangen werde, habe man wirklich keine Energie und Lust mehr, sich anzustrengen und zu lernen. Und die anderen Lehrer? Haben sie ihn nicht auch einmal gemocht? Haben sie ihm das zu wenig gezeigt?

Wie wird es diesen Jungen und Mädchen nach der Schule ergehen? Werden sie an der Arbeits- oder Lehrstelle Menschen finden, die ihnen helfen, Verantwortung zu übernehmen? Oder werden sie nicht genug Geduld erfahren, werden sie wieder überfordert werden? Das ist eine Frage an uns alle: wie gehen wir mit Menschen um, die uns unzuverlässig erscheinen oder die uns auf die Nerven gehen, deren Verhalten wir ablehnen? Nageln wir sie fest auf die Vorstellung, die wir von ihnen haben? Stempeln wir sie ab: „Gesindel!“ Oder versuchen wir, in jeden Menschen die guten Seiten zu sehen und zu fördern? Zeigen wir das auch einmal einem Menschen, der das selten erfährt, was wir an ihm mögen?

Wir gehören zusammen, die Gefestigten und die Schwankenden, die Treuen und die Verlorenen. Wenn wir nicht an der Seite der Verlorenen stehen wollen, schließen wir uns auch aus der Gemeinschaft mit Jesus aus, wie es die Pharisäer taten. Wir bleiben in der Entrüstung über die Jugend von heute stecken, wir ziehen uns in unsere Enttäuschung über die zurück, die uns unsere Mühe nicht gelohnt haben. Wir verzichten dann aber auch auf die Freude über einen Menschen, der ein neues Leben anfängt. In dieser Freude mit Ihnen verbunden zu sein, wünsche ich uns allen. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Lied EKG 166 (EG 232), 1-3:

1. Allein zu dir, Herr Jesu Christ, mein Hoffnung steht auf Erden. Ich weiß, dass du mein Tröster bist, kein Trost mag mir sonst werden. Von Anbeginn ist nichts erkorn, auf Erden ward kein Mensch geborn, der mir aus Nöten helfen kann; ich ruf dich an, zu dem ich mein Vertrauen han.

2. Mein Sünd‘ sind schwer und übergroß und reuen mich von Herzen; derselben mach mich frei und los durch deinen Tod und Schmerzen; und zeige deinem Vater an, dass du hast g‘nug für mich getan, so werd ich los der Sünden Last. Erhalt mich fest in dem, was du versprochen hast.

3. Gib mir durch dein Barmherzigkeit den wahren Christenglauben, auf dass ich deine Gütigkeit mög inniglich anschauen, vor allen Dingen lieben dich und meinen Nächsten gleich wie mich. Am letzten End dein Hilf mir send, damit behänd des Teufels List sich von mir wend.

Abkündigungen
Taufe

Wir wenden uns nun ganz besonders dem kleinen … und seinen Eltern und Paten zu. Er soll heute getauft werden. Die Eltern wünschen, dass auch … zur Gemeinschaft Jesu Christi dazugehören soll. Sie antworten damit auf den Auftrag Christi, der lautet (Matthäus 28, 18-20):

18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes

20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Gott traut uns den Glauben zu. Uns verbindet der Glaube, wenn er bei uns auch unterschiedlich ausgeprägt ist und wenn auch Zweifel oder Gleichgültigkeit ihn zu ersticken drohen. Zum Zeichen, dass wir im Glauben mit den Christen aller Zeiten und aller Völker Gemeinschaft haben, sprechen wir das Glaubensbekenntnis in den bekannten Worten aus alter Zeit:

Apostolisches Glaubensbekenntnis
Lied EKG 104 (EG 131), 3+6:

3. O Heiliger Geist, o heiliger Gott, mehr‘ unsern Glauben immerfort; an Christus niemand glauben kann, es sei denn durch dein Hilf getan. O Heiliger Geist, o heiliger Gott!

6. O Heiliger Geist, o heiliger Gott, verlass uns nicht in Not und Tod. Wir sagen dir Lob, Ehr und Dank allzeit und unser Leben lang. O Heiliger Geist, o heiliger Gott!

Liebe Eltern und Paten, liebe Gemeinde!

Wir haben schon in der Predigt gehört, worauf wir uns eigentlich einlassen, wenn wir zur Gemeinschaft Jesu Christi gehören. Wir bekommen es mit Menschen zu tun, die nicht immer liebenswert sind, die aber trotzdem dazugehören und für die wir mitverantwortlich sind. Wir verändern uns: unser Herz aus Stein wird zu einem mitfühlenden Herz, wir handeln menschlich, können mitleiden und Geduld mit Verirrten haben.

Wenn Eltern heute ein Kind bekommen und sich darüber freuen, dann zeigen sie, dass sie diese Welt nicht an die Unmenschlichkeit verloren geben. Sie vertrauen darauf, dass auch ihr Kind noch glücklich werden kann in der Zukunft, die wir ihm zum Teil vorzeichnen. Sie trauen sich zu, dass sie ihrem Kind helfen können, einmal als freier, zur Liebe und Verantwortung fähiger Mensch zu leben.

Wenn wir dieses Kind taugen, drücken wir damit aus: Sie als Eltern und Paten stehen nicht allein da mit dieser Verantwortung für einen jungen Menschen. … ist Ihnen von Gott anvertraut, dem er gehört; er traut Ihnen zu, ihn im Geist Jesu zu erziehen. Und … gehört zur Gemeinde Jesu, die für sein religiöses und menschliches Wachsen und Reifen mitverantwortlich ist.

In einer Welt, in der ein dickes Fell und starke Nerven oft mehr zählen als ein mitfühlendes Herz, gilt diesem Kind der Taufspruch aus dem Prophetenbuch Hesekiel 36, 26 (eigene Übertragung):

Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Ich nehme das versteinerte Herz aus eurer Brust und schenke euch ein Herz, das fühlt.

So taufen wir nun dieses Kind und hoffen, dass unser Glaube sich bewährt.

Liebe Eltern, Herr und Frau …, und liebe Paten, Herr … und Frau …, Sie haben gewünscht, dass Ihr Sohn bzw. Patenkind auf den Namen Jesu getauft und in die christliche Gemeinde aufgenommen werden soll. Wenn Sie bereit sind, dieses Kind im Geist der Liebe Jesu zu erziehen und ihm zu helfen, in die christliche Gemeinde hineinzuwachsen, bis es selbst einmal seinen Glauben bekennen kann, so bestätigen Sie es mit Ihrem „Ja“.

…, wir taufen dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.

Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Amen.

Gott segne Sie, Eltern und Paten: Das Lachen Ihres Kindes begleite Sie; für andere sei Ihre Tür offen. Dann wird Ihr Kind gern nach Hause kommen, und Sie werden Freunde haben. Amen.

Lied EG 577, 1-3:

1. Kind, du bist uns anvertraut. Wozu werden wir dich bringen? Wenn du deine Wege gehst, wessen Lieder wirst du singen? Welche Worte wirst du sagen und an welches Ziel dich wagen?

2. Kampf und Krieg zerreißt die Welt, einer drückt den andern nieder. Dabei zählen Macht und Geld, Klugheit und gesunde Glieder. Mut und Freiheit, das sind Gaben, die wir bitter nötig haben.

3. Freunde wollen wir dir sein, sollst des Friedens Brücken bauen. Denke nicht, du stehst allein; kannst der Macht der Liebe trauen. Taufen dich in Jesu Namen. Er ist unsre Hoffnung. Amen.

Herr Jesus Christus, wir haben ein Kind auf deinen Namen getauft, das uns anvertraut ist. Wir haben unsere Freude an unseren Kindern und unsere Last. An uns formt und entscheidet sich ihr Leben. Sie wachsen an unseren Gaben und nehmen Schaden an unseren Fehlern. Wir brauchen Einsicht, damit wir unsere Grenzen erkennen, damit wir unsere Macht über Kinder nicht missbrauchen, sie nicht unseren Gefühlen und Wünschen opfern. Gott, lass uns in deinem Geist miteinander leben.

Herr, wir gehören alle zusammen in deiner Gemeinde: dieses neu getaufte Kind, alle, die hier zusammenkommen, alle, die sich verloren und verlaufen haben. Wenn wir uns als Gemeinde immer mehr auf der Seite der 99 Schafe fühlen, so weißt du doch, wie oft wir zu den Verlorenen gehören, die ihre eigenen Wege gehen und daran zu scheitern drohen. Durch Jesus Christus wissen wir, dass du keinen übersiehst, der sich verirrt hat in seinen vordergründigen Zielen und in der Lieblosigkeit der anderen.

Darum bitten wir dich: Lass uns die sehen, die nicht mehr weiterkönnen. Wir brauchen Feingefühl für die, die sich sicher und tüchtig geben und die innerlich am Ende sind. Wir brauchen Mut für die, die von anderen gemieden werden, weil sie im Zusammenleben versagt haben. Wir denken an die Menschen, die abgestempelt sind als Kriminelle, als Bösartige, als Nichtsesshafte, als Süchtige. Hilf uns, sie als Menschen zu sehen, die unsere Nähe nötig haben. Wir brauchen Geduld für die, die einsam geworden sind, weil sie misstrauisch wurden, und überall Feinde sehen. Hilf uns, dass wir es bei ihnen aushalten, wenn sie uns verdächtigen und ablehnen. Wir brauchen das Vertrauen zu dir, dass du die Verlorenen suchst und findest überall in der Welt, damit wir uns in deinem Namen aufmachen können, die Menschen zum Leben zu ermutigen, die den Glauben und die Hoffnung verloren haben. Amen.

Vaterunser

Der Gott des Friedens, der uns liebt und Hoffnung gibt, der mache uns getrost und bestärke uns in jedem guten Werk und Wort. Gott segne unsere Zeit. Amen.

Lied EKG 227 (EG 320), 1+7-8:

1. Nun lasst uns Gott dem Herren Dank sagen und ihn ehren für alle seine Gaben, die wir empfangen haben.

7. Wir bitten deine Güte, wollst uns hinfort behüten, uns Große mit den Kleinen; du kannst‘s nicht böse meinen.

8. Erhalt uns in der Wahrheit, gib ewigliche Freiheit, zu preisen deinen Namen durch Jesus Christus. Amen.

Orgelnachspiel

 

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars stimmen Sie seiner Veröffentlichung zu (siehe Datenschutzerklärung). Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.