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Der Lohn der Gerechten

Trauerfeier für eine Frau, die auf unkonventionelle Weise geglaubt und sich über ihren Glauben Gedanken gemacht hat.

Der Lohn der Gerechten: Blick von unten an einem breiten Baumstamm entlang nach oben in die grüne Baumkrone
Worin besteht der Lohn der Gerechten? (Bild: Jan FrancioniPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Frau K., die im Alter von [über 80] Jahren gestorben ist.

Trauer ist Erinnerung: Rückblick auf das, was war, was prägend bleibt, was dankbar bewahrt werden kann oder mit Schmerzen bewältigt werden muss.

Trauer ist ein gemeinsamer Weg und also auch ein Blick nach vorn: einander Halt geben, wenn wir spüren, was weh tut und ausgehalten werden muss, und einander begleiten auf der Suche nach Orientierung für die Zukunft.

Im Blick zurück und im Blick nach vorn sind wir auch begleitet von Gott. Wir beten zu ihm mit dem Psalm 23:

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. Amen.

Wir singen das Lied 376:

1. So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.

2. In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind: es will die Augen schließen und glauben blind.

3. Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht: so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich!

Liebe Trauerfamilie, liebe Gemeinde, wie erfüllt das Leben der Verstorbenen war und in welchem Netz liebevoller Beziehungen sie lebte, davon war im Gespräch mit Ihnen, der Tochter und dem Sohn, so viel zu spüren, dass es kaum in einer Ansprache wiederzugeben ist. Ich kann nur andeuten und umschreiben, was Frau K. für Sie und Ihre Familie, für ihren Freundes- und Bekanntenkreis bedeutet hat.

Erinnerungen an das Leben der Verstorbenen

Zur Hochzeit bekam das Ehepaar K. den Trauspruch 1. Korinther 13, 13:

Nun aber bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Damit begann ein ganz neuer Lebensabschnitt für sie, auf den sie sich hundertprozentig einließ. Sie war das, was man heute manchmal mit dem Wort „Familienmanagerin“ umschreibt. Sie hielt ihrem Mann beruflich den Rücken frei. Ihre Kinder spürten immer ihre bedingungslose Liebe. Dabei war sie keine kontrollierende oder überbehütende Mutter, sondern sie gab ihren Kindern zugleich ein Gefühl von Geborgenheit und Freiheit. Um so enger war die Beziehung zur Mutter bis zum Schluss.

Die kühle Rationalität ihres Mannes teilte Frau K. nicht. Ihre Intelligenz hatte eine große emotionale Komponente. Sie war sozial und ökologisch eingestellt, hegte und pflegte ihre Schildkröte, die jetzt schon uralt ist. Sie war flexibel noch im hohen Alter, interessierte sich für Biologie und die Bücher von Stephen Hawking. Sie besaß Witz und eine schnelle Auffassungsgabe. Ihr Enkel bescheinigte ihr sogar: „Oma, du bist sehr weise.“ Umgekehrt war auch sie auf die Enkel in herzlicher Großmutterliebe sehr stolz.

Nicht zuletzt war und blieb Frau K. einsatzfreudig und mutig. Sie sagte nicht Nein, wenn sie gefordert war, Angehörige zu pflegen. Ihr war es wichtig, Haus und Garten in Ordnung zu halten, um den Kindern einmal alles gut zu hinterlassen. Ein herzliches Verhältnis bewahrte sie zur Verwandtschaft, und sie pflegte die Kontakte in einem großen Freundeskreis.

An Krankheiten hatte Frau K. einiges durchzustehen; einmal starb sie beinahe, konnte aber dem Tod doch noch einmal, wie sie sagte, „von der Schippe springen“. Sie nutzte die ihr geschenkte Zeit, um bewusst Abschied zu nehmen. Bis zuletzt telefonierten Sohn und Tochter täglich mit ihr, und in der letzten Woche ihres Sterbens konnten sie die Mutter sogar persönlich ganz intensiv begleiten.

Nun lassen wir sie los, und die alten Fragen tauchen auf: Wohin gehen wir, wenn wir sterben? Was bleibt angesichts des Todes? Frau K. war viele Jahre lang skeptisch gegenüber Auferstehungsgedanken. Vielleicht gefiel es ihr nicht, wenn man sich zu einfache Bilder von einem Weiterleben nach dem Tode machte.

Sie erzählten mir, dass sie sich aber durchaus vorstellen konnte, dass es einen „Lohn der Gerechten“ gibt und dass sie über Pascals Wette über die Existenz Gottes nachdachte. Jenseits von Zerfall und Tod muss es etwas geben.

Ihre Auffassungen über das Beten waren vielleicht etwas unkonventionell, aber ihr war es wichtig, dass ihre Seele im Beten Entspannung und Ruhe fand, was ihr, obwohl sie vom evangelischen Glauben überzeugt war, am besten in katholischen Kirchen gelang.

Frau K. hat ein erfülltes Leben gelebt. Ungelöste Konflikte gab es nicht und auch keine offenen Rechnungen. So konnte sie leichten Herzens ihr Leben loslassen. Und ebenso getrost können wir sie loslassen.

Im Buch der Weisheit Salomos fand ich den Vers (Weisheit 5, 16):

Die Gerechten werden ewig leben, und der Herr ist ihr Lohn, und der Höchste sorgt für sie.

Dieser Vers geht davon aus, dass in einem mit Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit, mit Liebe und Treue ausgefüllten Leben der Lohn bereits in sich selbst enthalten ist. Weil Gott für uns sorgt wie ein guter Hirte, haben wir an dem, was wir wirklich brauchen, keinen Mangel. Denn Gott ist die Liebe und versorgt uns mit so viel Liebe, dass wir davon einander genug abgeben können, so dass niemand zu kurz kommen muss.

Im Vertrauen auf das ewige Leben der Gerechten legen wir das Leben von Frau K. in die gnädigen Hände Gottes hinein. Er, der Gerechte und Barmherzige, nimmt sie am Ende mit Ehren an. Amen.

Wir singen aus dem Lied 361 die Strophen 1 und 12:

1. Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

12. Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not; stärk unsre Füß und Hände und lass bis in den Tod uns allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein, so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein.

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