Bild: Helmut Schütz

Wunder des Teilens

Der Kollektenkasten am Ausgang der evangelischen Pauluskirche Gießen
Der Kollektenkasten am Ausgang der evangelischen Pauluskirche Gießen
Zu guter Letzt …

… wird einem im Gottesdienst der Klingelbeutel für die Kollekte hingehalten. Manche Pfarrer haben ja früher mit der Gemeinde geschimpft, wenn auf dem Kollektenteller Kleingeld klimperte, statt dass nur Papiergeld raschelte. Jesus jedoch war zufrieden mit den 2 Scherflein, die eine arme Frau in den Opferstock des Tempels legte – ob das so viel war wie heute 2 Cent? Letzten Endes entscheidet jeder selbst, ob und wie viel er wofür spenden möchte.

Wenn die Wirtschaftslage schlechter wird, liegt die Versuchung nahe, den Geldbeutel verschlossener zu halten. Was dann? Das Diakonische Werk Gießen zum Beispiel beklagt nicht nur den Rückgang öffentlicher Zuschüsse, sondern auch des Spendeneingangs im letzten Jahr. Die Paulusgemeinde muss für das Jahr 2005 einen Teil des Haushalts über Spenden finanzieren. Zugleich häufen sich die Anfragen an den Sozialfonds, denn „Hartz IV“-Bezieher bekommen nicht mehr in jedem Härtefall zusätzliche Hilfe.

Die Bibel macht, was Geld und Spenden angeht, keinen Druck. Sie warnt davor, auf Geld zu vertrauen und es ängstlich festzuhalten. Und sie erzählt von Menschen, die wenig haben und doch viel geben: eine Mahnung, nicht den Mut zu verlieren, auch wenn die Zeit des Überflusses vorbei ist.

Eine Witwe, die selber nichts hat, bringt mit einer Handvoll Mehl und einem Krug Öl nicht nur ihr Kind und sich selbst, sondern auch den Propheten Elia durch eine Hungersnot. Der Prophet Elisa macht mit 20 Fladenbroten und einer Schürze voll Getreide 100 Mann satt. Jesus genügen fünf Brote und zwei Fische, die ein Kind bereitwillig hergibt, um die „Speisung der 5000“ in die Wege zu leiten.

Wie ist das möglich? Indem Wunder geschehen. Wunder ereignen sich im Wachsen der Saat bis zum Einbringen der Ernte und überall, wo Menschen ihre Arbeitskraft einsetzen: „Es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott.“ Andere Wunder bringen uns zum Staunen, wo Menschen ihre Angst vor dem Teilen verlieren und freigebig werden. Eine Frau wünscht sich zum Geburtstag Geld für die Paulusgemeinde und bekommt 700 Euro zusammen. Eine Familie bittet bei einer Beerdigung um Spenden statt Kränze und überreicht uns über 1000 Euro. Allein letzte Woche vertrauen mir Gemeindeglieder 350 Euro für gute Zwecke an. Das alles sind wunderbare Erfahrungen, die Mut machen. Das Erntedankfest ist wie jedes Jahr ein schöner Anlass, um für Gottes Wunder zu danken.

Ihr Pfarrer Helmut Schütz

„Zu guter Letzt“ September – Oktober 2005 im Gemeindebrief der Evangelischen Paulusgemeinde Gießen

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars stimmen Sie seiner Veröffentlichung zu (siehe Datenschutzerklärung). Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.