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Nichts ist unmöglich

Das Wort „Wort“ ist in der Bibel kein bloß dahingesagtes leeres Wort, sondern es wird in die Tat umgesetzt. Ja, im Hebräischen wird das gleiche Wort „Wort“ benutzt, wo wir im Deutschen „Wort“, „Tat“, „Tatsache“ oder „Ding“ sagen. Für Gott ist kein Wort unmöglich auszuführen, das er ausspricht.

Unmögliches Dreieck aus zehn Würfeln, die topologisch nicht so angeordnet sein können
Logik der Unmöglichkeit. Kann für Gott etwas unmöglich sein? (Bild: OpenClipart-VectorsPixabay)
direkt-predigtÖkumenischer Gottesdienst gemeinsam mit der katholischen Pfarrgemeinde St. Albertus und der evangelischen Thomasgemeinde Gießen am Neujahrstag, den 1. Januar 2009, um 14.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Tag, liebe Gemeinde!

Zum Ökumenischen Gottesdienst an Neujahr 2009 begrüße ich alle herzlich in der Pauluskirche, auch diejenigen, die aus anderen Kirchengemeinden bei uns zu Gast sind, vor allem aus der katholischen Nachbargemeinde St. Albertus und aus der evangelischen Thomasgemeinde.

Gestern ging das Jahr zu Ende, in dem sowohl St. Albertus als auch unsere eigene Paulusgemeinde 50 Jahre alt geworden ist. In gewisser Weise beginnt also nach einem Jahr mit vielen außergewöhnlichen Veranstaltungen und festlichen Ereignissen heute wieder ein alltägliches Jahr für unsere Kirchengemeinden. Aber ein Jahr nicht ohne Herausforderungen. Ich nenne nur als Stichworte: „Kita-Erweiterung“ und „Familienzentrum“ und deute damit an, womit sich unsere Gemeinde im Jahr 2009 beschäftigen wird, unter anderem auch in Kooperation mit der Kita Bernhard Itzel, die ebenfalls neue Kita-Gruppen ganz in unserer Nähe eröffnen und das Familienzentrum in unseren Räumen gemeinsam mit uns aufbauen und nutzen will.

Im Mittelpunkt dieses Gottesdienstes soll die Jahreslosung für 2009 stehen. Jesus sagt im Evangelium nach Lukas 18, 27:

„Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“

Besonders freue ich mich, dass Herr Pfarrer Heil von St. Albertus gemeinsam mit Herrn Pfarrer Schütz diesen Gottesdienst halten wird.

Eine Woche nach Weihnachten singen wir noch einmal ein Weihnachtslied, und zwar Nr. 41, Strophe 1, 3 und 5, mit der bekannten ökumenischen Melodie des Liedes „Lobe den Herren“:

1. Jauchzet, ihr Himmel, frohlocket, ihr Engel, in Chören, singet dem Herren, dem Heiland der Menschen, zu Ehren! Sehet doch da: Gott will so freundlich und nah zu den Verlornen sich kehren.

3. Sehet dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget; sehet die Liebe, die endlich als Liebe sich zeiget! Gott wird ein Kind, träget und hebet die Sünd; alles anbetet und schweiget.

5. Hast du denn, Höchster, auch meiner noch wollen gedenken? Du willst dich selber, dein Herze der Liebe, mir schenken. Sollt nicht mein Sinn innigst sich freuen darin und sich in Demut versenken?

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten gemeinsam den Psalm 63, dessen Text im Gesangbuch unter der Nr. 729 abgedruckt ist. Ich lese die linksbündigen Teile und Sie bitte die nach rechts eingerückten Verse:

2 Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir, mein ganzer Mensch verlangt nach dir aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist.

3 So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum, wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit.

4 Denn deine Güte ist besser als Leben; meine Lippen preisen dich.

5 So will ich dich loben mein Leben lang und meine Hände in deinem Namen aufheben.

6 Das ist meines Herzens Freude und Wonne, wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann;

7 wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.

8 Denn du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.

9 Meine Seele hängt an dir; deine rechte Hand hält mich.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Das alte Jahr liegt hinter uns, mit seinen Chancen, die genutzt werden konnten oder auch nicht, mit in die Tat umgesetzten Plänen oder auch enttäuschten Erwartungen, mit unverhoffter Freude oder auch mit nicht vorhersehbarem Leid. Oft nehmen wir das Gute, das wir erfahren, als selbstverständlich hin, und wenn uns ein schweres Schicksal trifft, verzweifeln wir an deiner Güte. Bleibe du bei uns im Neuen Jahr und lenke unsere Schritte auf den Wegen deines Wortes, deiner Liebe, deines Friedens. Lass uns berührt werden von dir, so dass wir das Glück dankbar aus deiner Hand empfangen und auch im Unglück spüren, dass wir nicht verlassen sind. Wir rufen zu dir, Gott:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

„Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein?“ (Genesis 18, 14)

Mit diesen Worten kündigt ein Bote Gottes der alten kinderlosen Sara ihren Sohn Isaak an.

„Bei Gott ist kein Ding unmöglich“ (Lukas 1, 37)

Das sichert der Engel Gabriel der Maria zu, als sie ihm nicht glauben mag, sie werde den Sohn des Höchsten zur Welt bringen.

„Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich“ (Lukas 18, 27)

Das sagt Jesus, als seine Jünger ihn zweifelnd fragen, ob irgendein Mensch Befreiung und Rettung erfahren kann.

„Du bist der Gott, der Wunder tut“ (Psalm 77, 15)

– so betet einer im Psalm 77.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Großer Gott, der du Wunder tust, dem das Unmögliche möglich ist, hilf uns, dein Wort an uns heranzulassen, uns auf die Wunder einzulassen, die du an uns tun willst. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Herrn. „Amen.“

Wir hören die Lesung aus dem Evangelium nach Lukas 4, 16-21:

16 Und Jesus kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf und wollte lesen.

17 Da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht:

18 »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen,

19 zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.«

20 Und als er das Buch zutat, gab er’s dem Diener und setzte sich. Und aller Augen in der Synagoge sahen auf ihn.

21 Und er fing an, zu ihnen zu reden: Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Wir bekennen gemeinsam unseren christlichen Glauben nach dem großen Bekenntnis von Nizäa-Konstantinopel. Es steht im Gesangbuch unter der Nr. 805:

Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt. Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein. Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt. Amen.

Wir singen aus dem Lied 324 die Strophen 1 bis 3 und 10 bis 12:

1. Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Lust; ich sing und mach auf Erden kund, was mir von dir bewusst.

2. Ich weiß, dass du der Brunn der Gnad und ewge Quelle bist, daraus uns allen früh und spat viel Heil und Gutes fließt.

3. Was sind wir doch? Was haben wir auf dieser ganzen Erd, das uns, o Vater, nicht von dir allein gegeben werd?

10. Wenn unser Herze seufzt und schreit, wirst du gar leicht erweicht und gibst uns, was uns hoch erfreut und dir zur Ehr gereicht.

11. Du zählst, wie oft ein Christe wein und was sein Kummer sei; kein Zähr- und Tränlein ist so klein, du hebst und legst es bei.

12. Du füllst des Lebens Mangel aus mit dem, was ewig steht, und führst uns in des Himmels Haus, wenn uns die Erd entgeht.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, vielleicht kennen Sie den lockeren Spruch, der in manchen Geschäftsräumen mit viel Publikumsverkehr hängt: „Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger.“ Das ist natürlich ironisch gemeint, als Wink mit dem Zaunpfahl, man solle gefälligst etwas geduldiger sein und nicht erwarten, dass ein Auftrag am besten schon vorgestern erledigt sein soll. Interessant finde ich die Steigerungsform in diesem Spruch: Es ist schwerer, Wunder zu bewirken, als das Unmögliche zu bewerkstelligen.

Das soll für unsere Verstandeslogik natürlich nur unterstreichen, dass man in unserem normalen Alltag lieber keine Wunder erwarten soll, denn schon das Unmögliche ist ja definitionsgemäß nicht möglich. Wenn Wunder noch länger dauern, darf man erst recht nicht mit ihnen rechnen.

Im Alten Testament wird kein Unterschied gemacht zwischen dem Unmöglichen und einem Wunder. Wo in der deutschen Bibel steht (Jeremia 32, 17+27):

es ist kein Ding vor dir [Gott] unmöglich… sollte mir [Gott] etwas unmöglich sein?

– da heißt es im Hebräischen wörtlich: „Für Gott ist nichts ein Wunder.“ Es gibt nichts, was für Gott zu wunderbar wäre. Aber das stellt unsere Logik, unseren Verstand hart auf die Probe.

Ein Konfirmand fragte mich einmal: „Kann Gott einen Stein schaffen, der so schwer ist, dass er ihn selbst nicht heben kann?“ Egal wie man antwortet, kommt man zu dem Schluss: Nach unserer menschlichen Logik kann Gott nicht alles. Entweder er kann nicht jeden Stein schaffen, oder er kann nicht alles machen mit dem, was er geschaffen hat.

Dass wir hier mit unserer menschlichen Logik nicht weiterkommen, daraus kann man verschiedene Schlüsse ziehen. Atheisten würden sagen: Das ist der Beweis. Gott gibt es gar nicht! Aber ich vertraue auf Gott. Und in diesem Vertrauen sage ich: Gott ist viel zu groß für unseren Verstand. Wir können ihn und seine Allmacht nicht angemessen erfassen.

Trotzdem mutet Gott uns nicht zu, etwas Absurdes zu glauben oder unseren Verstand beim Glauben einfach auszuschalten. Zwar können wir nicht ihn selbst sehen oder ihn so erkennen, wie er an sich ist, in seinem innersten Wesen. Aber Gott gibt uns trotzdem etwas von sich preis, er lässt sich von uns erkennen, er schenkt uns – sein Wort.

Vielleicht denken Sie jetzt: Was ist das schon, ein Wort. Worte sind Schall und Rauch und können leer sein. Und das Wort Gottes, das klingt nach einer verstaubten Bibel, die im Schrank steht oder mit altertümlichen Buchstaben auf dem Altar in der Kirche liegt.

Nein: mit dem Wort Gottes ist etwas ganz anderes gemeint. Wort Gottes heißt: Der lebendige Gott wendet sich uns zu. Gott ist Liebe, die uns anrührt. Gott ist Kraft, die uns tröstet, aufrichtet, Mut macht. Das sind die wirklichen Wunder, die Gott tut, auch an uns. Wir können sagen: Gottes Wort ist das eigentliche Wunder, das er in unserer Welt vollbringt.

Die Bibel ist also durchaus „logisch“, denn „Logos“ heißt ja „Wort“. Aber die Wortlehre der Bibel, die Logik Gottes, geht andere Wege als unsere Verstandeslogik.

Jetzt muss ich noch einmal auf den hebräischen Ausdruck zurückkommen, den ich eben betrachtet habe: „Für Gott ist nichts ein Wunder.“ Das war immer noch nicht ganz genau übersetzt. Wortwörtlich steht da: „Für Gott ist nicht ein Wunder alles Wort.“ Oder: „Kein Wort ist zu wunderbar für Gott.“

Wie gesagt: Das Wort „Wort“ ist in der Bibel nie ein bloß dahingesagtes leeres Wort, sondern es meint immer ein Wort, das in die Tat umgesetzt wird. Ja, im Hebräischen wird das gleiche Wort „Wort“ benutzt, wo wir im Deutschen „Wort“, „Tat“, „Tatsache“ oder „Ding“ sagen. Darum kann es in der Bibel auch heißen: „Für Gott ist kein Ding unmöglich.“ Gemeint ist eigentlich, für Gott ist kein Wort unmöglich auszuführen, das er ausspricht. Gemeint sind also nicht die Logikspielereien mit zu schweren Steinen, die Gott nicht mehr heben könnte, sondern dass Gott zu seinem Wort steht. Was Gott den Menschen versprochen hat, das wird geschehen.

Für uns ist ein Ding und ein Wort etwas sehr Verschiedenes. Auch Worte und Taten eines Menschen können weit auseinander liegen. Bei Gott ist das anders. Was er redet, das geschieht. Was er sagt, das ist wahr, indem er es in Wirklichkeit umsetzt.

Das ist in der Schöpfung so. Wenn Gott etwas erschaffen will, dann spricht er ein Wort, und es tritt ins Leben. Wie er das tut, das können wir mit wissenschaftlichen Methoden beschreiben, und dennoch geschieht es auf wunderbare Weise. Es ist ein Wunder, dass es überhaupt etwas gibt und nicht nichts. Ein Wunder ist es auch, wie auf unvorstellbar komplizierte Weise in unserer Welt eins aus dem anderen entsteht und sich entfaltet.

Aber nicht nur in der Schöpfung redet Gott ein Wort, so dass es geschieht. Er tut das auch, wo er sich mit uns Menschen beschäftigt. Er sagt uns seinen Willen mit seinem Wort, und dieses Wort sollen wir in die Wirklichkeit umsetzen. Das Wort, das Gott zu uns spricht, soll unsere Tat werden.

Allerdings funktionieren wir Menschen nicht so folgerichtig wie die Schöpfung, in der alles nach Naturgesetzen abläuft. Der Mensch hat von Gott Freiheit geschenkt bekommen. Und diese Freiheit macht es uns möglich, unserem Schöpfer zu widersprechen. Wir können gegen den Willen Gottes handeln. Sehr oft setzen wir seine Gebote nicht in die Tat um, gehen wir nicht auf den Wegen des Friedens, der Gerechtigkeit, der Liebe.

Darum leben wir Menschen zwar in der guten Schöpfung Gottes, aber diese Schöpfung ist oft gar nicht mehr als gut zu erkennen. Menschen beuten einander aus, Kain tötet seinen Bruder Abel, Völker führen Eroberungskriege gegeneinander. Es kann keine Rede davon sein, dass alle Menschen auf Gottes Erde genug zu essen haben und in menschenwürdigen Verhältnissen leben.

Dieses Elend, in das wir Menschen mit mehr oder weniger Mitverantwortung selber hineinrennen, nennt die Bibel „Sünde“. Sünde ist ein Ausdruck für die Absonderung von Gott, für die Verfehlung des Ziels, zu dem Gott die Menschen bestimmt hat. Die ganze Richtung, in der wir Menschen unterwegs sind, stimmt nicht, wenn wir nicht dem guten Wort Gottes folgen, wenn wir nicht als geliebte Kinder Gottes auf der Erde im Einklang mit uns selbst und miteinander leben.

Es war einmal ein Mensch, der spürte, dass es ihm genau so ging. Er lebte nicht im Einklang mit Gott und mit sich und seinen Mitmenschen. Er suchte Rat bei Jesus.

Seine Geschichte steht im Evangelium nach Lukas 18, 18-27 (Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 1980 by Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart):

18 Einer von den führenden Männern fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?

19 Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen.

20 Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen; ehre deinen Vater und deine Mutter!

21 Er erwiderte: Alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.

22 Als Jesus das hörte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Verkauf alles, was du hast, verteil das Geld an die Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!

23 Der Mann aber wurde sehr traurig, als er das hörte; denn er war überaus reich.

24 Jesus sah ihn an und sagte: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen

25 Denn eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.

26 Die Leute, die das hörten, fragten: Wer kann dann noch gerettet werden?

27 Er erwiderte: Was für Menschen unmöglich ist, ist für Gott möglich.

Da steht die Jahreslosung für 2009. In diesem Zusammenhang. Auf einmal sind nicht mehr wir es, die fragen, wie weit Gottes Allmacht reicht. Hier fragt der Sohn Gottes uns, wie weit wir bereit sind, nach dem Wort Gottes zu leben. Im Gespräch mit Jesus wird ein Mann traurig, weil er spürt: das Geld, das er besitzt, macht ihn nicht frei, sondern zu einem Gefangenen. Jesus will ihn für sich gewinnen, dass er ihm nachfolgt, aber dazu kann er sich nicht durchringen, er ist zu reich.

Kann dann überhaupt einer gerettet werden? So fragen die Leute, die das hören. Ist nicht jeder Mensch so gestrickt, dass er irgendetwas, was er hat, gerne behalten möchte? Jesus meint aber: Wenn das, was wir besitzen, uns daran hindert, wirklich Mensch zu sein, liebevoll, gerecht, füreinander da, im Einsatz für Frieden, dann sind wir Geiseln unseres Reichtums, und wir bleiben auf dem Weg zum Reich Gottes stecken, wir können auch sagen, auf dem Weg zu unserem Lebensglück, wir bleiben stecken wie in einem Nadelöhr, durch das ein Kamel nun mal nicht durchpasst.

Aber der gleiche Gott, der das Wort der Schöpfung spricht, der uns Worte der Weisung mit auf den Weg gibt, und der eindringliche Worte der Mahnung an uns richtet, der hat nun doch noch dieses andere Wort für uns übrig, das uns wieder aufrichten kann. Dieses Wort lautet: „Was für Menschen unmöglich ist, das ist für Gott möglich.“ Dieses Wort bedeutet hier, dass Gott zu uns spricht: „Ich gebe euch nicht auf.“ Das ist das größte aller Wunder. Wir Menschen können uns ändern. Wir haben die Chance, frei zu werden. Frei von Dingen, die uns belasten, frei von falschen Entscheidungen, frei vom Rennen ins eigene Unglück. Frei zum Weinen und zum Lachen. Frei zum Vertrauen und zur Liebe.

Vorhin haben wir gehört, wie Jesus in seiner Heimatstadt Nazareth in der Synagoge aus der Jesajabuchrolle vorgelesen hat. Da ging es genau um dieses befreiende Wort von Gott: Es gilt „den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen.“ Und das alles sind keine leeren Versprechungen, sondern dieses Wort ist erfüllt „vor euren Ohren“, sagt Jesus.

Die Zuhörer damals hatten in der Person Jesu das Wort Gottes sogar leibhaftig vor Augen und Ohren, denn er kümmert sich um die an Leib und Seele Gefangenen und Zerschlagenen und auch um diejenigen, die blind sind für die Schönheit und das Gute und das Glück in der Welt.

Für Gott ist es nicht unmöglich, dass diese Welt ein Ort des Friedens wird. Er traut uns zu, unseren kleinen Beitrag dazu zu leisten, zum Beispiel im Streit Verständnis für die Position des anderen zu haben, nicht um jeden Preis in allem Recht behalten zu müssen.

Für Gott ist es nicht unmöglich, dass wir unter uns Recht und Gerechtigkeit fließen lassen wie einen nie versiegenden Bach. Hängt unsere Zufriedenheit wirklich von äußeren Dingen wie der Finanzkrise ab? Gott lädt uns dazu ein, unsere Ängste und Sorgen zu überprüfen und uns zu fragen, wofür es wirklich lohnt, unsere Kraft, Zeit und Energie einzusetzen.

„Nichts ist unmöglich“, so hat mal ein Autokonzern für seine Produkte geworben. Diese Zuversicht der Autoverkäufer hat einen Dämpfer bekommen. Solche Sätze passen ja auch nicht auf menschliche Aktivitäten; sie setzen göttliche Allmacht voraus. Aber, wie ich schon sagte, auch Gott ist nicht ein Tausendsassa, der alles kann und alles will. Er hat Worte für uns übrig, die für uns zum Segen werden. Diese Worte setzt er in die Tat um, indem er an uns Wunder tut. Insofern ist uns im Vertrauen auf Gott wirklich nichts unmöglich. Alles ist uns möglich, was zur Erfüllung unseres Lebens dient und was Gott uns als seiner Gemeinde in der Vielfalt der Konfessionen zutraut, auch im neuen Jahr 2009. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Lied 236:

Ohren gabst du mir, hören kann ich nicht
Fürbitten (Pfarrer Heil)

Insbesondere beten wir heute für zwei verstorbene Mitglieder unserer Gemeinde: für Herrn …, 45 Jahre, und für Frau …, 51 Jahre. Er ist einen Tag vor Weihnachten, sie einen Tag nach Weihnachten gestorben, beide infolge einer schweren Krankheit, die in wenigen Monaten zu ihrem Tode führte. Vater im Himmel, unser guter Hirte, du bist der Gott, der Wunder tut. Die Wunder der Genesung, die sich die Angehörigen und Freunde der Verstorbenen erhofft hatten, sind nicht wahr geworden; vollbringe du andere Wunder, indem du Trost und neue Hoffnung wachsen lässt, indem du den Verstorbenen die Vollendung in der Ewigkeit schenkst, indem unter uns erfülltes Leben gelebt wird, in Verantwortung füreinander. Für alle Trauernden bitten wir dich um deine stützende Nähe.

In der Stille bringen wir vor dich, Gott, was wir heute außerdem auf dem Herzen haben.

Stille und Vater unser

Wir singen aus dem Lied 58 die fünf letzten Strophen 11 bis 15:

11. Sprich deinen milden Segen zu allen unsern Wegen, lass Großen und auch Kleinen die Gnadensonne scheinen.

12. Sei der Verlassnen Vater, der Irrenden Berater, der Unversorgten Gabe, der Armen Gut und Habe.

13. Hilf gnädig allen Kranken, gib fröhliche Gedanken den hochbetrübten Seelen, die sich mit Schwermut quälen.

14. Und endlich, was das meiste, füll uns mit deinem Geiste, der uns hier herrlich ziere und dort zum Himmel führe.

15. Das alles wollst du geben, o meines Lebens Leben, mir und der Christen Schare zum sel’gen neuen Jahre.

Abkündigungen

Empfangt Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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