Bild: Pixabay

„Seid fröhlich in Hoffnung“

In der Trauerfeier für einen alten Mann, der schwere Zeiten zu verkraften hatte, aber dennoch immer ein fröhlicher und einsatzfreudiger Mensch geblieben ist, lege ich den Bibelvers Römer 12, 12 aus.

"Seid fröhlich in Hoffnung!" Ein Mann geht auf eine Tür in einer dunklen Mauer zu, durch die strahlend helles Licht hereinfällt
Aus der Dunkelheit ins Licht hineingehen (Bild: 3402744Pixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Gemeinde, wir sind hier versammelt, um von Herrn Q. Abschied zu nehmen, der im Alter von [über 80] Jahren gestorben ist.

Dies ist eine Trauerfeier; es tut ja weh, einen Menschen loszulassen, der einem so vertraut war und so gegenwärtig in seiner Familie und in einer Vielfalt von freundschaftlichen Beziehungen und Bekanntschaften, geselligen Gruppierungen und nicht zuletzt unserer Kirchengemeinde. Wir trauern um so mehr, je mehr wir ihn geliebt haben, wir werden ihn schmerzlich vermissen mit seiner ruhigen Tatkraft.

Trotzdem finden Sie auf dem Liedblatt auch ein Loblied, denn dieser Tag ist nicht nur ein Tag des Trauerns, sondern auch des Dankens. Wir danken und loben Gott dafür, dass Herr Q. unter uns gelebt hat und dass sein „Stand“ so „sichtbar gesegnet“ war.

Wir beten mit dem Psalm 23:

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Ohne viele Worte darüber zu machen, war Herr Q. ein gläubiger Mensch, der sich mit seiner Kirchengemeinde eng verbunden fühlte und dem es wichtig war, am Gottesdienst teilzunehmen. Wir können sein Leben als ein Leben in der Nachfolge Jesu betrachten und singen gemeinsam das erste Lied 391:

1. Jesu, geh voran auf der Lebensbahn! Und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich nachzueilen; führ uns an der Hand bis ins Vaterland.

2. Soll’s uns hart ergehn, lass uns feste stehn und auch in den schwersten Tagen niemals über Lasten klagen; denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir.

3. Rühret eigner Schmerz irgend unser Herz, kümmert uns ein fremdes Leiden, o so gib Geduld zu beiden; richte unsern Sinn auf das Ende hin.

4. Ordne unsern Gang, Jesu, lebenslang. Führst du uns durch rauhe Wege, gib uns auch die nöt‘ge Pflege; tu uns nach dem Lauf deine Türe auf.

Liebe Trauernde!

Wir blicken zurück auf ein erfülltes Leben, das getragen war von der Obhut des Guten Hirten im Himmel.

Erinnerungen an das Leben des Verstorbenen

Der Weltkrieg bildete einen großen Einschnitt in seinem Leben; besonders hart waren für ihn die harten Jahre in Russland, wo nach seinem Eindruck die deutschen Soldaten regelrecht verheizt wurden. Die Nacht über im Schnee eingegraben zu sein, wobei die Augenlider zufroren, ich stelle es mir furchtbar vor. Verwundet im Schnee zurückzubleiben und hilflos auf den Nachschub zu warten, der einen rettet, das waren Erfahrungen, die er nie vergessen konnte, wenn er auch viele Jahre hindurch kaum davon gesprochen hat.

Neben viel Freude in einer wachsenden Familie gab es für das Ehepaar Q. auch großes Leid zu verkraften, zum Beispiel den Tod eines Sohnes und später seiner Ehefrau. Er sah es als seine Aufgabe an, stark zu sein für seine Familie, und er war dieser Aufgabe gewachsen; vielleicht konnte er das, weil er als Soldat schon so viel erlebt und durchgestanden hatte.

Als das Berufsleben für Herrn Q. endete, begann für ihn nur bedingt ein Ruhestand, denn es gab vielfältige Interessen, denen er gerne nachging, vom Singen bis hin zu körperlicher Betätigung.

Wenn man ihn nach seinem Befinden fragte, dann klagte er nie; wenn er sagte: „es geht“, dann musste es ihm schon sehr schlecht gehen. Schmerzen hielt er nicht für der Rede wert, er konnte viel aushalten und wollte jedenfalls niemand anders unter seinen Problemen leiden lassen. Im Krankenhaus jetzt ganz zuletzt war er ein ausgesprochen höflicher, dankbarer und beim Pflegepersonal beliebter Patient. Und viel wichtiger, als dass man sich mit seinem Befinden befasste, war ihm, dass es allen anderen gut ging, für die er sich verantwortlich fühlte, vor allem seine Familie bis hin zu den Enkel- und Urenkelkindern, nach denen er immer fragte.

Ich kann zusammenfassend sagen, dass Herr Q. ein gesegnetes Leben geführt hat und vielen anderen zum Segen geworden ist. Darum singen wir nach unserem Blick auf seinen Lebenslauf aus dem Loblied 317 die Strophen 4 und 5:

4. Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet, der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet. Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet.

5. Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen. Alles, was Odem hat, lobe mit Abrahams Samen. Er ist dein Licht, Seele, vergiss es ja nicht. Lob ihn und schließe mit Amen.

Liebe Trauergemeinde!

Als das Ehepaar Q. kirchlich getraut wurde, bekam es einen Trauspruch aus Römer 12, 12 mit auf den Lebensweg (Lutherbibel 1912):

Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.

Wenn ich dieses Bibelwort heute betrachte, dann erscheint es mir geeignet, um ein besonderes Licht auf den Lebensweg von Herrn Q. zu werfen. Denn er hat offenbar die Aufforderung des Apostel beherzigt.

Ein fröhlicher Mensch war er, liebte er doch den Gesang und die Musik, er besaß Humor, und er blickte immer zuversichtlich und mit Hoffnung in die Zukunft.

Geduld bewies er auch, wir haben es schon gesagt: als er seine Frau pflegte und als er selbst im Krankenhaus auf pflegerische Handgriffe angewiesen war; und es war ihm auch geschenkt, in großer Trauer und Trübsal den klaren Kopf zu behalten und zu wissen, was seine Familie am nötigsten brauchte.

Und zum Festhalten am Gebet fällt mir nicht nur ein, dass es Herrn Q. wichtig war, in die Kirche zu gehen. Vor allem denke ich an das gesungene Dankgebet im Tanzkreis, das ihm jede Woche wichtig war (EG 607):

Lasst uns miteinander, lasst uns miteinander, singen, loben, danken dem Herrn.

Vielleicht können auch Sie heute den Trauspruch des Ehepaares Q. als eine Anleitung zur sinnvollen Trauerarbeit hören und mitnehmen (Römer 12, 12):

Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.

In der Trauer steht zunächst sicher der mittlere Satz im Mittelpunkt: „Seid geduldig in Trübsal!“ Wir brauchen Geduld mit uns selber und mit den eigenen Gefühlen, die Zeit brauchen, um gefühlt und durchgestanden zu werden. Sicher sagen wir uns: Herr Q. hat mit über 80 Jahren sein Leben gelebt, er hat ein gesegnetes Alter erreicht, und wir können dankbar dafür sein. Trotzdem tut es weh, ihn zu verlieren, ihn zu vermissen, seine Stimme nicht mehr zu hören, nichts mehr gemeinsam mit ihm unternehmen zu können. Je mehr wir einen Menschen lieben, desto mehr schmerzt uns der Abschied von ihm, und es tut gut, die Tränen zu weinen, die geweint werden wollen.

Es tut auch gut, in der Trauer nicht allein zu sein und Halt zu finden an seinen Freunden und Verwandten, vielleicht auch an vertrauten Menschen in der Gemeinde, nicht zuletzt aber auch im Gebet zu Gott, der auch in den finsteren Tälern unseres Lebens bei uns ist. „Haltet an am Gebet“, so können wir Mut fassen, uns auf den Kontakt zu dem Gott einzulassen, der uns in unserem Innern nahe ist und unsere Gedanken kennt, ohne dass wir sie überhaupt aussprechen müssen.

Und als Drittes: „Seid fröhlich in Hoffnung!“ Schon mitten auf dem Weg der Trauer kann sich eine von Hoffnung getragene Freude melden, zum Beispiel wenn man sich an schöne Stunden erinnert, die man gemeinsam genießen konnte, oder an schwere Stunden, die man einander auszuhalten half.

Dankbarkeit und Hoffnung gehen Hand in Hand – die Dankbarkeit für gelebtes, erfülltes Leben, und die Hoffnung darauf, dass das Leben weitergeht, sowohl hier auf Erden mit neuer Zuversicht und Lebensfreude, als auch für unsere Verstorbenen in einer für uns unvorstellbaren Weise im Himmel. Wir gehen im Vertrauen auf Gott auch in Ewigkeit nicht verloren.

Dies soll der letzte Gedanke in meiner Traueransprache sein: Wir können Herrn Q. heute getrost loslassen, weil ihn Gott im Himmel, der Herr über Leben und Tod, am Ende seines irdischen Lebens mit Ehren annimmt und ihn wie einen Ehrengast in seinem ewigen Reich empfängt, so wie es im Psalm vom Guten Hirten beschrieben ist (Psalm 23, 5-6):

Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

Und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Amen.

Wir singen aus dem Lied 65 die Strophen 1, 4 und 5:
Von guten Mächten treu und still umgeben

Barmherziger Gott, ein geliebter Mensch ist gestorben, und wir sind traurig, wir vermissen ihn. Herr Q. wird vielen fehlen, in der Familie, in der Gemeinde, in seinem großen Freundes- und Bekanntenkreis. Doch wir sind auch dankbar, denn Herr Q. hat ein von reichem Segen erfülltes Leben gelebt.

Vater im Himmel, wir sind zuversichtlich, dass Herr Q. zu dir in die ewige Ruhe eingegangen ist. Du hast ihn begleitet durch sein langes Leben, du hast ihm ein Herz voller Liebe und Gottvertrauen und unermüdliche Tatkraft geschenkt. Wir sind gewiss: du nimmst ihn mit Freuden auf in dein Reich, wo er die Menschen wiedersehen wird, um die er getrauert hat, und wo er fröhlich einstimmen kann in die Lieder der Engelchöre.

Du, Gott, bleibe auch uns nahe in unserer Trauer und auf unseren Wegen in die Zukunft. Stärke uns durch die Erinnerung an das, was uns Herr Q. als ein gutes Vorbild vorgelebt hat. Amen.

Hinweise zur Veröffentlichung anonymisierter Texte von Trauerfeiern auf dieser Homepage

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars stimmen Sie seiner Veröffentlichung zu (siehe Datenschutzerklärung). Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.