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Die Prophetie des Simeon und der Hanna

Gewartet hatte Simeon auf den Messias Israels. Nun erkennt er im Jesuskind – den Heiland aller Völker. Den Menschen, der alle Wunden heilt, alle Seelen rettet, alle Völker und Kulturen versöhnt. Und Hanna verkündet: dieses Kind bringt die Erlösung von der Missachtung der menschlichen Würde!

Eine Kinderhand fasst die Finger der Hand eines älteren Menschen
Alte Hand und Kinderhand (Bild: RaljaPixabay)
direkt-predigtGottesdienst am Altjahrsabend, Dienstag, den 31. Dezember 2002, um 18.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Abend, liebe Gemeinde!

Das neue Kirchenjahr ist schon einen Monat alt; als es anfing im Advent, haben wir das Lied gesungen: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!“ Unsere Tore und Türen sollen weit offen stehen, weil Gott in Jesus Christus zur Welt kommt und in unser Leben einziehen will.

Jetzt geht ein Kalenderjahr zu Ende, und das neue Jahr beginnt. Es ist, als ob wir durch ein Tor schreiten, das Ausgang und Eingang zugleich ist. Silvester Mitternacht – Neujahr 0.00 Uhr – das Tor zum Neuen Jahr öffnet sich, 2003 liegt vor uns – noch ebenso unüberschaubar in seinen Möglichkeiten, wie das Jahr 2002 unwiederbringlich und unabänderlich hinter uns liegt.

Lasst uns Abschied nehmen vom alten Jahr und ins Neue Jahr vorausschauen, mit dem Lied 58, aus dem wir die Strophen 1 bis 3 und 12 bis 15 singen:

1) Nun lasst uns gehn und treten mit Singen und mit Beten zum Herrn, der unserm Leben bis hierher Kraft gegeben.

2) Wir gehn dahin und wandern von einem Jahr zum andern, wir leben und gedeihen vom alten bis zum neuen

3) durch so viel Angst und Plagen, durch Zittern und durch Zagen, durch Krieg und große Schrecken, die alle Welt bedecken.

12) Sei der Verlassnen Vater, der Irrenden Berater, der Unversorgten Gabe, der Armen Gut und Habe.

13) Hilf gnädig allen Kranken, gib fröhliche Gedanken den hochbetrübten Seelen, die sich mit Schwermut quälen.

14) Und endlich, was das meiste, füll uns mit deinem Geiste, der uns hier herrlich ziere und dort zum Himmel führe.

15) Das alles wollst du geben, o meines Lebens Leben, mir und der Christen Schare zum sel’gen neuen Jahre.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten gemeinsam den Psalm 121, den Sie im Gesangbuch unter Nummer 749 finden. Die Männer sprechen bitte mit mir die linksbündigen und die Frauen bitte die eingerückten Verse:

1 Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?

2 Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.

3 Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.

4 Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.

5 Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,

6 dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.

7 Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.

8 Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Barmherziger Gott! Wieder ist ein Jahr vorbei, so rasch ist es vergangen. Viele plagen sich in diesen Tagen mit depressiven Stimmungen und dumpfen Ängsten oder dem Gefühl der Sinnlosigkeit. Kein Feuerwerk und kein Knallkörper kann solche bösen Geister vertreiben, die auf unserer Seele liegen. Gut, dass wir alle unsere Sorgen auf dich werfen dürfen! Was nicht fertig geworden ist, was anders lief als geplant, wir klagen es dir. Was gelungen ist im alten Jahr, wir danken dir dafür. Unsere Wünsche und unsere Befürchtungen für das Neue Jahr – dir vertrauen wir Sie an. Gemeinsam rufen wir zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Im Jahr, das verging – Jesus ging mit uns. Im Jahr, in das wir hineingehen, Jesus wird bei uns sein.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.

Der Herr sei mit euch! „Und mit deinem Geist!“

Paulus sagt im Kolosserbrief 3, 17:

„Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“

Gott, lass uns in deinem Namen das neue Jahr beginnen! Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören aus dem Evangelium nach Lukas 2, 21 – 40, wie die Geschichte der Familie Jesu nach der Heiligen Nacht weiterging:

21 Und als acht Tage um waren und man das Kind beschneiden musste, gab man ihm den Namen Jesus, wie er genannt war von dem Engel, ehe er im Mutterleib empfangen war.

22 Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose um waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen.

25 Und siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der heilige Geist war mit ihm.

26 Und ihm war ein Wort zuteil geworden von dem heiligen Geist, er solle den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen.

27 Und er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz,

28 da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach:

29 Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast;

30 denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,

31 den du bereitet hast vor allen Völkern,

32 ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.

33 Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde.

34 Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird

35 – und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen -, damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden.

36 Und es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuëls, aus dem Stamm Asser; die war hochbetagt. Sie hatte sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt, nachdem sie geheiratet hatte,

37 und war nun eine Witwe an die vierundachtzig Jahre; die wich nicht vom Tempel und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht.

38 Die trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

39 Und als sie alles vollendet hatten nach dem Gesetz des Herrn, kehrten sie wieder zurück nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth.

40 Das Kind aber wuchs und wurde stark, voller Weisheit, und Gottes Gnade war bei ihm.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Wir singen vor der Predigt ein etwas unbekannteres Weihnachtslied – Nr. 38:

Wunderbarer Gnadenthron
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde! Die Gottesdienste zur Jahreswende liegen zwischen den beiden Sonntagen nach Weihnachten und unterbrechen die weihnachtlich gestimmte Zeit durch ein am Kalenderjahr orientiertes Datum, denn das neue Kirchenjahr hatte ja schon mit dem 1. Advent begonnen. Allerdings – zwischen dem Neujahrstag und der Weihnachtsgeschichte gibt es doch eine Verknüpfung, wir haben es in der Lesung gehört: Acht Tage nach der Geburt wird Jesus zur Beschneidung und Namensgebung in den Tempel gebracht – das ist der 1. Januar, wenn man vom Geburtsdatum in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember ausgeht. Unser bürgerliches Kalenderjahr beginnt also mit Jesu Namensfest – wie ja auch unsere Zeitrechnung auf Christi Geburt zurückgeht.

Wir nehmen also in diesem Gottesdienst ernst, was indirekt und unbewusst jeder Kalender verkündet: Hier endet ein Jahr des Herrn, 2002 Jahre nach Christi Geburt – hier beginnt ein neues Jahr des Herrn, am 2003. Jahrestag seines Namensfestes.

An Weihnachten hörten wir die vertrauten Geschichten der Geburt Jesu, von Stall und Krippe, von Hirten und Engeln. Heute haben wir die Fortsetzung im Lukasevangelium gehört. Nach außergewöhnlichen Erlebnissen kehrt wieder der Alltag ein oder wenigstens der gewöhnliche Feiertag – religiöse Rituale werden vollzogen. Zweimal bringen Maria und Josef ihr kleines Baby in den Tempel nach Jerusalem – von der Flucht nach Ägypten weiß Lukas, nebenbei bemerkt, nichts. Beim ersten Mal wird Jesus wie jeder jüdische Junge nach acht Tagen beschnitten, so wie man bei uns kleine Kinder tauft. Und beim zweiten Mal, 33 Tage nach der Geburt des Sohnes, müssen Maria und Josef sich rituell reinigen und zwei Tauben opfern. Dabei geschieht nun etwas, was Lukas erzählenswert findet, auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht so wichtig zu sein scheint.

Zwei Tempelbesucher werden auf den kleinen Jesus aufmerksam. Ein Mann, der extra wegen Jesus in den Tempel kommt, und eine Frau, für die der Tempel sozusagen ihr Zuhause ist.

Der Mann heißt Simeon, den man sich in der christlichen Überlieferung immer als alten Mann vorgestellt hat, obwohl sein Alter gar nicht erwähnt wird. Simeon ist ein Mensch, dem sein Leben lang ein einziges Wort im Kopf herumgeht: „Ich werde den Tod nicht sehen, bevor ich nicht den Christus des Herrn gesehen habe.“ Wie kommt Simeon zu einer solchen fixen Idee?

Simeon ist ein Mensch, der wartet. Er wartet auf den Trost Israels in einer wahrhaft trostlosen Lage – Israel hatte damals unter der demütigenden Herrschaft des römischen Kaiserreiches nicht weniger zu leiden als heutzutage im israelisch-palästinensischen Konflikt auf Leben und Tod. Der Trost Israels – das würde der Messias Gottes sein, der das Joch der Unterdrücker abschüttelt und Frieden in Gerechtigkeit bringt. Auf diesen ganz bestimmten Trost wartet Simeon, daher findet er sich nicht mit Vertröstungen ab. Er stumpft nicht ab, obwohl er die Last des Schicksals spürt.

Woher will er aber wissen, wer wirklich der Messias ist – viele behaupteten von sich, der Messias zu sein und stürzten das Volk nur tiefer ins Unglück, wenn sie zum Aufruhr gegen die Römer aufriefen und harte Militäraktionen der römischen Legionen provozierten.

Lukas schreibt: der heilige Geist war mit Simeon. Er ist Gott besonders nah, hat ein Gespür für das, was Gott für die Menschen übrig hat. Man kann es nicht näher erklären. Er wird es wissen, wer der Messias ist – einfach so.

Im Grunde ist Simeon ein Prophet, wie Jesaja oder Elia im Alten Testament. Aber er hat nicht so viele Worte von Gott weiterzusagen. Nur ein einziges. Und er muss lange warten bis zu seinem ersten und einzigen Einsatz als Prophet… Er rechnet fest damit: Bevor er stirbt, wird er den Messias sehen! Dieses eine Wort genügt dem Simeon, es wird ihm zum Schicksal.

Nun sind Maria und Josef mit ihrem Baby im Tempel, schon zum zweiten Mal, und Simeon hat das unabweisbare Gefühl: Heute ist es so weit! Heute ist der Tag! Andere würden es Zufall nennen, Lukas sagt: Das war Gottes Geist: „Er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel.“ Dann sieht Simeon das Jesuskind – und mit den Augen seines Herzens lässt Gott ihn mehr sehen: Auf dieses Kind hat er sein Leben lang gewartet! Er darf es auf seine Arme nehmen und sogleich singt er ein Loblied mit folgendem Text: „Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.“

Zuerst singt Simeon vom Frieden, den er endlich gefunden hat. Vielleicht ist er wirklich so alt, dass er sich bereits auf das Sterben vorbereitet hat. Aber ganz gleich, wie alt er ist: Seine Hoffnung ist erfüllt, nun kann ihn kein Tod mehr schrecken, er kann das irdische Leben loslassen. Er hängt nicht mehr um jeden Preis am Leben.

Seine Augen haben nämlich etwas gesehen, was sogar noch schöner ist, als er gedacht hatte: Gewartet hatte er auf den Messias Israels. Nun erkennt er im Jesuskind – den Heiland aller Völker. Den Menschen, der alle Wunden heilt, alle Seelen rettet, alle Völker und Kulturen versöhnt. Ein Licht sieht der Prophet Simeon beim Anblick des Jesuskindes – „ein Licht zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.“ Allen Menschen in der Welt wird durch Jesus ein Licht aufgehen, und zwar nicht etwa auf Kosten der Juden, sondern indem das jüdische Volk in seiner Bedeutung als auserwähltes Gottesvolk mit einbezogen ist.

Beim Lobgesang des Simeon bleibt den Eltern Jesu vor Staunen der Mund offen stehen. Wohl haben sie von den Hirten die Botschaft der Engel gehört. Doch sie können es immer noch nicht recht glauben. Ist das bei uns nicht ähnlich? Jedes Jahr hören wir die Weihnachtsbotschaft – und nach Weihnachten ist kaum zu glauben, dass sieauch im Alltag des Neuen Jahres wahr sein soll. Jesus – Versöhner aller Völker, Heiler aller Wunden, Retter aller Seelen?

Für Maria und Josef ist das nicht nur eine angenehme Botschaft. Eine harte Probe steht ihnen bevor, insbesondere der Mutter Jesu: „Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen -, damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden.“

Wir wissen inzwischen, wie Recht Simeon hatte. Jesus wird nicht nur Zustimmung erfahren, sondern auch angefeindet werden. Richtig, viele stehen durch ihn auf, aus Erniedrigung, aus Demütigung, aus Verachtung, sogar aus Schuld und Tod. Andere aber stolpern über Jesus – wer mit einem so menschenfreundlichen Gott nichts anfangen kann, wer es nicht haben kann, dass Jesus sich den Verachteten im Land zuwendet, vor allem wer seine Geschäfte mit einem Gott macht, dem man kostspielige Opfer darbringen muss.

„Vieler Herzen Gedanken“ sollen durch Jesus offenbar werden. Ein schönes Wort: die Gedanken der Herzen vieler Menschen sollen ans Licht kommen, sollen den Menschen bewusst werden. Jesus wird den Menschen vorleben, dass man immer zugleich denkt und auch fühlt. Wer so tut, als denke er nur mit dem Kopf, mag hinter Sachzwängen sein eigennütziges oder gleichgültiges Fühlen verbergen. Wer mit dem Herzen denkt, orientiert sich trotz aller Sachzwänge an Menschlichkeit und Liebe.

Weil Jesus nicht nur die guten Gedanken des Herzens, sondern auch Hartherzigkeit aufdeckt, erfährt er Feindschaft und Tod. Das ist es, was Simeon der Mutter Maria voraussagt – die Trauer um den Sohn wird wie ein Schwert durch ihre Seele gehen.

Als Simeon seinen prophetischen Lobgesang beendet hat, meldet sich eine zweite Person zu Wort. Lukas stellt sie ausdrücklich als Prophetin vor und nennt auch ihre genaue Herkunft: Hanna, Tochter Phanuëls aus dem Stamm Asser. Sie ist 84 Jahre alt und seit vielen Jahren Witwe, nachdem sie zuvor nur sieben Jahre verheiratet gewesen war. Witwen fanden damals im Tempel Zuflucht, der Tempel war ihre Unterstützungskasse. Aber das steht für Lukas nicht im Vordergrund. Die Prophetin ist trotz ihres Schicksals in der Lage, viel zu geben. Sie lebt im Tempel, weil sie hier leben will. Hier dient sie Gott, und zwar Tag und Nacht, mit Fasten und Beten. Weil sie so auf Gott ausgerichtet ist, sieht sie genau wie Simeon mit den Augen ihres Herzens, welches Kind sie da vor sich hat. Für Lukas, den Evangelisten der Frauen, ist die Botschaft der alten Prophetin nicht zu verachten. Auch Hanna „trat hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.“ Die Leute im Tempel werden aufmerksam und hören der alten Frau zu; hier findet mehr statt als ein Privatgespräch mit der Familie Jesu. Wer auf Erlösung hofft, dem macht Hanna Mut: dieses Kind wird die Erlösung bringen – von der Herrschaft der Machtmenschen, von der Missachtung der menschlichen Würde, von der Lieblosigkeit in den Herzen der Menschen!

Auch uns gilt diese Botschaft: wir brauchen auf keinen anderen zu warten. Nehmen wir Jesus ernst im Neuen Jahr. Sein brisantes Wort der Feindesliebe! Seine Zuversicht, dass unser Vertrauen uns heil macht an Leib und Seele! Seine Zusage, dass unsere Namen im Himmel geschrieben sind! Wir gehen mit Jesus hinaus ins Dunkel der Nacht, durch ein dunkles Tor hinein ins Neue Jahr – und sind gewiss, dass er das Licht auf unserem Weg ist. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen ein Lied des kürzlich verstorbenen früheren Frankfurter Propstes Dieter Trautwein, Nr. 56:

Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht traurig sein!

Gott, wir schreiten durch ein dunkles Tor. Ein vergangenes Jahr lassen wir hinter uns. Hilf uns loslassen, was uns noch quälen will, was wir nicht ungeschehen machen können, was uns gefangen hält.

Gott, ein erfülltes Jahr lassen wir hinter uns. Lass uns mit dankbarem Herzen zurückblicken auf alles, was gelungen ist, was uns froh gemacht hat, was wir an Liebe erfahren haben – und auch manche Last, an der wir reifer geworden sind.

Gott, wir schreiten durch ein dunkles Tor. Ein Neues Jahr liegt vor uns, mit vielen Chancen, aber auch vielen Gefahren. Lass uns nicht zu viel Grübeln über Dinge, die wir nicht ändern können. Hilf uns, Verantwortung für unser eigenes Verhalten zu übernehmen, für den Augenblick, den wir gerade erleben. Lass uns im Hier und Jetzt leben und zugleich darauf hoffen, dass du in jeder Zukunft uns entgegenkommst. Amen.

In der Stille bringen wir vor dich, Gott, was wir außerdem auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser

Zum Schluss singen wir das Lied 65:

Von guten Mächten treu und still umgeben
Abkündigungen

Und nun geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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