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„Dem HERRN befehlen – er wird‘s machen“

In der Trauerfeier für eine Frau, die nach dem Tod ihres Mannes ebenfalls erkrankte und starb, gehe ich auf einen Vers aus Psalm 37 ein und frage nach seiner genauen Bedeutung.

"Dem HERRN befehlen - er wird's machen": Wege, die auf einen Hügel führen, auf dem eine kleine Kapelle steht, darüber ein sommerlich bewölkter strahlender Himmel
„Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn!“ (Bild: Igor SchubinPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Gemeinde, wir sind hier versammelt, um von Frau F. Abschied zu nehmen, die im Alter von [über 70] Jahren gestorben ist.

Wir erinnern uns gemeinsam an ihr Leben, und wir gehen gemeinsam den letzten Weg mit ihr zur Grabstätte.

Mit Worten der Bibel aus Psalm 37 besinnen wir uns auf Gott, von dem unser Leben herkommt und zu dem es im Tode zurückkehrt:

3 Hoffe auf den HERRN und tu Gutes, bleibe im Lande und nähre dich redlich.

5 Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird‘s wohl machen

6 und wird deine Gerechtigkeit heraufführen wie das Licht und dein Recht wie den Mittag.

18 Der HERR kennt die Tage der Frommen, und ihr Gut wird ewiglich bleiben.

19 Sie werden nicht zuschanden in böser Zeit, und in der Hungersnot werden sie genug haben.

23 Von dem HERRN kommt es, wenn eines Menschen Schritte fest werden, und er hat Gefallen an seinem Wege.

24 Fällt er, so stürzt er doch nicht; denn der HERR hält ihn fest an der Hand.

27 Lass ab vom Bösen und tu Gutes, so bleibst du wohnen immerdar.

39 Der HERR hilft den Gerechten, er ist ihre Stärke in der Not.

Wir singen aus dem Lied 361, das Paul Gerhardt in Anlehnung an den Psalm 37 gedichtet hat, die Strophen 1, 6 und 12:

1. Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

6. Hoff, o du arme Seele, hoff und sei unverzagt! Gott wird dich aus der Höhle, da dich der Kummer plagt, mit großen Gnaden rücken; erwarte nur die Zeit, so wirst du schon erblicken die Sonn der schönsten Freud.

12. Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not; stärk unsre Füß und Hände und lass bis in den Tod uns allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein, so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein.

Liebe Trauergemeinde, indem wir von einem Menschen Abschied nehmen, der gestorben ist, stehen wir dem Geheimnis des Lebens und des Todes selbst gegenüber. Woher kommt unser Leben, wo geht es hin, wenn wir sterben, haben die Wege unseres Lebens ihren Sinn, wenn er auch verborgen sein mag?

Der Psalm, den wir gebetet, und das Lied, das wir gesungen haben, geben eine einfache Antwort auf diese Fragen: „Befiehl dem HERRN deine Wege.“ Vertraue auf Gott, beknie ihn um Hilfe und Begleitung im Leben, denn von ihm kommt das Leben auch her und zu ihm kehrt es im Tod wieder zurück.

Wenn wir zu einem solchen Gottvertrauen imstande sind, sind wir zwar nicht immun gegen Leid und Schmerz und Trauer, aber wir können uns in allem, was wir er-tragen müssen, ge-tragen wissen. Mit diesem Gedanken als Leitmotiv betrachten wir das Leben von Frau F.

Erinnerungen an das Leben der Verstorbenen

Den Tod ihres Mannes konnte Frau F. nicht wirklich verwinden. Es kommt vor, ich habe es in der eigenen Familie erlebt, dass ein überlebender Ehepartner selber schwer erkrankt, wenn ihm der am meisten geliebte Mensch genommen wird. Es dauerte nicht lange, bis ihre Krankheit zum Ausbruch kam; bald wurde es zur Gewissheit, dass sie an einem Tumor litt. Leider gelang es ihr nicht, die Krankheit zu besiegen. In den letzten Tagen ihres Lebens verschlechterte sich ihr Zustand außerordentlich schnell.

Für ihre Heilung konnte man nichts mehr tun, allerdings konnte man, so gut es ging, ihr das Leiden erleichtern, bei ihr sein, sie besuchen. Ihre letzten Tage verbrachte sie in einem Hospiz und wurde dort liebevoll umsorgt. Sie konnte ihr Leben lang viel aushalten, aber jetzt sagte sie: „Ich kann nicht mehr.“ Die Zeit des Kämpfens und auch des Ertragens von Schmerzen und Leid war vorbei. Als sie gestorben ist, hat man es Ihnen im Hospiz auch ermöglicht, bei einer Aussegnung von ihr Abschied zu nehmen.

So liegen nun die Wege, die Frau F. in ihrem Leben gegangen und geführt wurde, alle hinter ihr, und wir besinnen uns noch einmal auf das Wort aus Psalm 37, 5:

Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird‘s wohl machen.

Beim flüchtigen Hören klingt dieser Vers wie ein x-beliebiger frommer Spruch, fast wie eine Redensart aus der Talkshow: „Alles wird gut!“ Aber es steckt mehr in diesem Bibelwort.

Als ich in den hebräischen Urtext der Bibel schaute, fiel mir auf, dass das Wort „gut“ oder „wohl“ im Original von Psalm 37 gar nicht drin steht. Da steht einfach: „Gott wird‘s machen“. Er wird es richten. Gott nimmt in die Hand, was wir nicht packen.

Aber Gott verdammt uns nicht zur Untätigkeit. „Hoffe auf den HERRN und tu Gutes“, „lass ab vom Bösen“, so mahnt uns der Psalm 37 in anderen Versen.

Es gibt böse Zeiten, es gibt böse Menschen. Und oft ist es sogar so, dass ein böses Schicksal gute Menschen trifft. Dennoch, ganz gleich, was geschieht, mahnt uns die Bibel, dass wir auf dem guten Weg bleiben.

Frau F. hat viel durchgemacht, da gab es Trauer und Alleinsein, Leiden unter den Folgen des Krieges und unter Krankheit. Sie hat aber auch viel Bewahrung erfahren, konnte immer wieder Hoffnung schöpfen und sogar großes Glück erfahren. Was sie selber als Segen erfuhr, gab sie auch anderen weiter, denen sie mit ihrer Fürsorge und Liebe zur Seite stand. So verdanken Sie ihr viele Prägungen und segensreiche Freundschaft.

Wir alle dürfen unseren guten Weg gehen, indem wir Gott unsere Wege „befehlen“. Ein merkwürdiges Wort ist das. Im Urtext steht da das Wort „rollen“, „wälzen“. Wir dürfen unsere Wege, wenn sie uns zur Last werden, auf Gott abwälzen. Wir dürfen unseren guten Weg vor uns ausrollen wie einen Teppich, der zu Gott führt. Und Gott seinerseits geht mit uns unseren Weg, auch den Weg, der uns schwerfällt, manchmal trägt er uns sogar auf besonders schweren Wegen; nie lässt er uns allein.

Ich denke, Frau F. blieb von Gott getragen, auch als sie am Ende ihren Zustand einfach nicht mehr ertragen konnte. Als sie gestorben ist, ist Gott ihr entgegengekommen, hat sie hinübergetragen auf die andere Seite des Todes. Wir können uns ja nicht vorstellen, wie es da drüben aussieht. Aber wir können dem Vater im Himmel getrost auch den letzten Weg von Frau F. anbefehlen: er wird‘s machen, er wird‘s wohl machen, er nimmt sie am Ende mit Ehren an. Ihr erfülltes Leben findet Ruhe und letzte Vollendung bei Gott, dem Schöpfer und Erlöser und Vollender. Sie bleibt ewig in seiner Liebe geborgen. Amen.

Wir singen das Lied 391:

1. Jesu, geh voran auf der Lebensbahn! Und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich nachzueilen; führ uns an der Hand bis ins Vaterland.

2. Soll‘s uns hart ergehn, lass uns feste stehn und auch in den schwersten Tagen niemals über Lasten klagen; denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir.

3. Rühret eigner Schmerz irgend unser Herz, kümmert uns ein fremdes Leiden, o so gib Geduld zu beiden; richte unsern Sinn auf das Ende hin.

4. Ordne unsern Gang, Jesu, lebenslang. Führst du uns durch rauhe Wege, gib uns auch die nöt‘ge Pflege; tu uns nach dem Lauf deine Türe auf.

Barmherziger Gott, wir bitten dich für Frau F.: Nimm sie gnädig an in Ewigkeit. Begleite, die ihr nahestanden, und bewahre uns im Glauben und in der Hoffnung. Hab Dank für erfahrene Liebe, für wertvolle Begegnungen und Prägungen. Vergib, was wir einander schuldig geblieben sind. Richte unsern Sinn auf die Erfüllung aus, die unserem Leben gemäß ist, und lenke unsere Schritte auf den Weg des Friedens. Amen.

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