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Gottes Treue zu den Fremdlingen auf der Erde

Wir sind alle nur Gäste und Fremdlinge auf der Erde. Aber in seiner Treue zu uns ruft uns der treue Gott zum Glauben und Vertrauen auf seine Treue auf.

Abrahams Vertrauen auf Gottes Treue: Er zieht mit Sara und einigen Schafen durch die gefährliche Wüste in Richtung Ägypten
Abraham als Urbild des Vertrauens auf Gottes Treue (Bild: CCXpistiavosPixabay)

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wir versammeln uns heute, um Abschied zu nehmen von Herrn L., der im Alter von [über 70] Jahren gestorben ist. Wir tun dies im Namen des Gottes, der uns durch unser Leben begleitet und der uns auch im Tode nicht verloren gehen lässt.

Wir beten mit Psalm 23, der davon spricht, dass wir bei Gott geborgen und nicht verlassen sind im Leben und im Sterben:

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

EG 357:

1. Ich weiß, woran ich glaube, ich weiß, was fest besteht, wenn alles hier im Staube wie Sand und Staub verweht; ich weiß, was ewig bleibet, wo alles wankt und fällt, wo Wahn die Weisen treibet und Trug die Klugen prellt.

2. Ich weiß, was ewig dauert, ich weiß, was nimmer lässt; mit Diamanten mauert mir‘s Gott im Herzen fest. Die Steine sind die Worte, die Worte hell und rein, wodurch die schwächsten Orte gar feste können sein.

5. So weiß ich, was ich glaube, ich weiß, was fest besteht und in dem Erdenstaube nicht mit als Staub verweht; ich weiß, was in dem Grauen des Todes ewig bleibt und selbst auf Erdenauen schon Himmelsblumen treibt.

Liebe Frau L., liebe Angehörige, liebe Trauergemeinde!

Lasst uns in dieser Stunde auf Worte der Heiligen Schrift hören – im Brief an die Hebräer 11, 8-10:

8 Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er berufen wurde, in ein Land zu ziehen, das er erben sollte; und er zog aus und wußte nicht, wo er hinkäme.

9 Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißenen Lande wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung.

10 Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.

Liebe Frau L., durch diese Verse aus der täglichen Bibellese hatten Sie sich am Morgen unseres Trauergespräches angesprochen gefühlt, und wir vereinbarten, sie meiner Ansprache zugrundezulegen. Auch das Lied, mit dem wir diesen Gottesdienst begonnen haben, haben Sie selber ausgesucht. Beide Texte geben den Leitgedanken an, unter dem unsere Trauerfeier stehen soll: Der Glaube an Gott bleibt bestehen, auch wenn wir Abschied nehmen müssen – Abschied von dieser Erde, wenn wir sterben, Abschied von einem geliebten Menschen, den der Tod von uns nimmt.

Alles in unserer Welt ist vergänglich, nur Gott bleibt ewig, der die Welt geschaffen hat. Und wir Menschen – wir sind auf dieser Erde wie Fremdlinge, die sich nicht für immer hier einrichten können. Jeder Todesfall macht uns das schmerzhaft bewusst – wir müssen alle einmal diese Erde hinter uns zurücklassen, alles, was wir aufgebaut haben, alle Menschen, die wir lieben. Mitnehmen können wir nichts und niemanden – außer dem Vertrauen auf den, der ewig ist.

Und von diesem Vertrauen auf Gott war Abraham durch und durch geprägt. Nicht erst im Angesicht des Todes, sondern bereits mitten im Leben war ihm bewusst: Wenn Gott ihn auf einem bestimmten Wege führen wollte, dann würde schon alles gut werden, auch wenn er vorher nicht wusste, „wo er hinkäme“. In seiner festen Zuversicht auf Gott ging Abraham sogar so weit, dass er in Kanaan nicht anders als ein Ausländer leben wollte, ein „Fremdling in dem verheißenen Lande“, er wollte nicht einmal feste Häuser bauen, sondern in Zelten leben, zum Zeichen, dass man in allen irdischen Wohnungen und Ortschaften nur vorübergehend sesshaft werden kann.

Während wir oft denken: Was nach dem Tod kommt, ist ungewiss, heißt es im Hebräerbrief von Abraham: „Er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat.“ Für uns moderne Menschen ist das genau so erstaunlich wie für die Zeitgenossen Abrahams: Da verlässt sich einer auf einen unsichtbaren Gott, von dem er nichts in der Hand hat als sein bloßes Wort, und auf dieses Wort hin lebt er und stirbt er in einer Zuversicht, die beneidenswert ist. Was ihn im Sterben erwartet, hat Hand und Fuß, hat festen Grund, da wird sein Leben ein für allemal erfüllt sein. Alles Irdische muss vergehen, das sieht er ganz klar, nur was Gott uns in der Ewigkeit schenkt, ist unvergänglich.

Wenn wir wie Abraham auf die Ewigkeit zugehen, können wir natürlich auch fragen: Wozu leben wir dann erst auf der Erde, wenn hier doch alles vergänglich ist? Nun, so vorläufig unser irdisches Leben ist, es ist doch nicht wertlos, sondern äußerst kostbar. Es ist uns ja geschenkt, damit wir hier lernen, worauf es wirklich ankommt: wir dürfen uns dem anvertrauen, der uns dieses Leben anvertraut hat. Der verstorbene Herr L. hat zur Konfirmation einen Bibelvers mit auf den Lebensweg bekommen, der diese Wahrheit deutlich auspricht (Offenbarung 2, 10):

Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.

Das ist auch mein eigener Konfirmationsspruch, und er spricht mit einer ganz besonderen Intensität von der Treue.

Treue ist ja heute nicht mehr modern. Nicht in der Ehe – wenn jede dritte Ehe zerbricht. Nicht im Blick auf den Glauben, wenn manche Mitmenschen jetzt wieder Abgabenerhöhungen zum Anlass nehmen, um ihre Mitgliedschaft in der Kirche aufzukündigen. Und auch nicht, wenn wir an die Treue zu sich selbst denken: Wie viele Menschen verkaufen ihre Grundsätze, wenn es nur um eine genügend große Menge Geld geht!

Was ist denn das Gegenteil von Treue? Immer mehr haben wollen, Angst haben, etwas zu verpassen, auch der Wunsch, sich festzuklammern an Dingen, die nicht ewigen Bestand haben.

Wer treu ist, hat dagegen gefunden, was ihn erfüllt oder erfüllen wird. Wer treu ist, kann darum auf viele Möglichkeiten verzichten, die auch möglich gewesen wären, zugunsten des Menschen, den man liebt, oder im Gehorsam gegenüber dem Gott, von dem man sich getragen weiß.

Die Krone des Lebens bekommt der, der treu ist, so weiß es die Bibel. Ein König trägt eine Krone. Also wahrhaft königliche Menschen sind die, die treu sein können, die nicht ein Fähnlein im Wind sind, die vor allem auch zu sich selber stehen, koste es, was es wolle.

Erinnerungen an Erfahrungen der Treue im Leben des Verstorbenen

Über eine Form der Treue kann ich jedoch nur in Andeutungen reden, nämlich über die Treue zu Gott. Herr L. war niemand, der viele Worte über seinen Glauben zu Gott gemacht hätte. Wohl sagte er gelegentlich, dass er seinen Glauben hätte, dem er auch treu blieb, aber mehr davon reden wollte er nicht.

Möglicherweise waren es, wie bei so vielen Männern seiner Generation, die Kriegsjahre gewesen, die ihn gegenüber dem Glauben nüchtern machten. Hinzu kommt, dass gerade während seiner jahrelangen Abwesenheit von Zuhause in der Gefangenschaft seine Mutter starb, an der er mit großer Liebe gehangen hatte.

Eins ist gewiss: So viel wir auch immer über einen Menschen sagen möchten – wir können ihm immer nur zum geringen Teil gerecht werden. Sie wissen selber genau, dass Gott tiefer blickt als wir Menschen. Ob also jemand bis zum Tode Gott treu geblieben ist, weiß letzten Endes nur Gott selbst. Und wir dürfen dessen gewiss sein: so treu wir auch immer in jeder Beziehung zu sein versuchen: Gott selber ist uns immer noch treuer, als wir selbst ihm treu zu sein vermögen. Wenn wir einmal sterben, sind wir alle auf Gottes Gnade angewiesen, auf seine Liebe und Vergebung, die uns hinüberträgt in die „Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“. Die „Krone des Lebens“, unsere Lebenserfüllung als wahrhaft königliche Menschen, bekommen wir einfach von Gott geschenkt.

Herr L. hat in der Zeit seiner schweren Krankheit erfahren dürfen, dass seine Familie zu ihm stand; und Sie, liebe Frau L., haben auch von der geschwisterlichen Hilfe erzählt, die er und Sie erfahren haben sowohl in der Familie als auch von den Geschwistern aus dem Bibelkreis. Oft fügt Gott es so, dass wir Menschen einander in schweren Stunden einen kleinen Dienst erweisen können – so wie am vergangenen Samstagabend, als ein Kirchenchor im Krankenhaus gesungen hat und wir noch gemeinsam beten konnten. Da wussten Sie schon, dass Sie würden Abschied nehmen müssen; die Ärzte hatten signalisiert, dass sie am Ende ihrer Kunst angelangt waren, es tat weh, und Sie blieben bei ihrem Mann, ließen ihn nicht allein, halfen ihm dabei, dieses Leben loszulassen, so wie Sie in diesen Stunden ihn in Gottes Hände hinein loslassen mussten.

Das war erst der Beginn des Abschieds, der nun heute, am Tage der Beerdigung noch deutlicher vollzogen wird – wir legen den Leib des Verstorbenen in Gottes Erde, in dem Bewusstsein, dass sein irdisches Leben vorbei ist und dass wir über sein ewiges, von Gott geschenktes Leben von hier aus nicht verfügen können. Allen, die ihn geliebt haben, steht noch ein langer Weg bevor, auf dem die Trauer im wahrsten Sinn des Wortes durchgearbeitet werden muss. Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch in dieser Zeit nicht alleingelassen sind, sondern weiterhin Begleitung und Unterstützung finden. Und ich wünsche Ihnen, dass Sie auch in der Traurigkeit dem Gott treu bleiben, der uns mit seiner Liebe immer umgibt, ob wir leben oder sterben. Amen.

EG 533:

1. Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

2. Es münden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Tod doch ein in Gottes Gnade trotz aller unsrer Not.

3. Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.

Gebet
EG 406, 1+3+5:

1. Bei dir, Jesu, will ich bleiben, stets in deinem Dienste stehn; nichts soll mich von dir vertreiben, will auf deinen Wegen gehn. Du bist meines Lebens Leben, meiner Seele Trieb und Kraft, wie der Weinstock seinen Reben zuströmt Kraft und Lebenssaft.

3. Wo ist solch ein Herr zu finden, der, was Jesus tat, mir tut; mich erkauft von Tod und Sünden mit dem eignen teuren Blut? Sollt ich dem nicht angehören, der sein Leben für mich gab, sollt ich ihm nicht Treue schwören, Treue bis in Tod und Grab?

5. Bleib mir nah auf dieser Erden, bleib auch, wenn mein Tag sich neigt, wenn es nun will Abend werden und die Nacht herniedersteigt. Lege segnend dann die Hände mir aufs müde, schwache Haupt, sprich: „Mein Kind, hier geht’s zu Ende; aber dort lebt, wer hier glaubt.“

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