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Ein Wort wie Feuer und Hammer

Das Wort Gottes in Südafrika: wie ein Hammer zerschmettert es Vorurteile und haut Bausteine für ein Zusammenleben zurecht, in dem die Würde aller Menschen, ob schwarz oder weiß, anerkannt wird. Das Wort Gottes in China: es weckt ein Feuer der Begeisterung in einem zwölfjährigen Jungen, so dass ein alter Pfarrer wieder eine Bibel bekommt, seine Angst überwindet, eine Hausgemeinde gründet.

In der Schmiede wird die Gewalt von Feuer und Hammer besonders sinnfällig - ein Hammer liegt neben der Feuer-Esse
In der Schmiede wird die Gewalt von Feuer und Hammer besonders sinnfällig (Bild: Sabine SchultePixabay)

#predigtGottesdienst an Christi Himmelfahrt, Donnerstag, 16. Mai 1985, um 9.30 Uhr in Heuchelheim und um 10.30 Uhr in Reichelsheim

Herzlich willkommen zum Gottesdienst am Himmelfahrtstag in der Reichelsheimer Kirche!

Noch ein paar Worte zum heutigen Feiertag: Christi Himmelfahrt. Ich habe den Eindruck, dass wir allmählich darüber hinaus sind, auch die Kinder in der Schule oder die Konfirmanden, die Himmelfahrt Christi als moderne Menschen zu belächeln. Kinder in der Schule deuten die Himmelfahrt einfach so: Jetzt ist Jesus unsichtbar bei Gott. Jetzt ist Jesus überall. Und ein Junge in der zweiten Klasse hat sogar ein schönes Bild dafür gefunden, wie Gott oder Jesus überall gleichzeitig sein können: es ist so, als ob Gott so viele Ohren hat, wie es Menschen gibt. Dann kann er jedem zuhören.

Wenn Jesus seit der Himmelfahrt aber überall ist, auch überall auf der Erde, dann ist heute ein guter Tag, über die Christen in aller Welt und über die Weltmission nachzudenken. Ich möchte heute in der Predigt fragen, was wir von Christen z. B. in Südafrika und in China lernen können, und zwar unter dem angekündigten Thema: „Ein Wort wie Feuer – wie Christen in der Welt die Bibel lesen!“ Damit wir aber nicht auf die Idee kommen, dass Himmelfahrt gar nichts mit Freude und Frühling, sondern nur mit ernsten und schwermütigen Gedanken zu tun haben könnte, singen wir gleich zu Beginn das Maienlied 370 – ein Loblied auf Gottes Schöpfung und auch – in der dritten Strophe – auf die Lust und den Spaß am Wort Gottes!

Lied EKG 370 (EG 501), 1-4:

1. Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht. Die Tier sieht man jetzt springen mit Lust auf grüner Weid, die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud.

2. Herr, dir sei Lob und Ehre für solche Gaben dein! Die Blüt zur Frucht vermehre, lass sie ersprießlich sein. Es steht in deinen Händen, dein Macht und Güt ist groß; drum wollst du von uns wenden Mehltau, Frost, Reif und Schloß‘.

3. Herr, lass die Sonne blicken ins finstre Herze mein, damit sich‘s möge schicken, fröhlich im Geist zu sein, die größte Lust zu haben allein an deinem Wort, das mich im Kreuz kann laben und weist des Himmels Pfort.

4. Mein Arbeit hilf vollbringen zu Lob dem Namen dein und lass mir wohl gelingen, im Geist fruchtbar zu sein; die Blümlein lass aufgehen von Tugend mancherlei, damit ich mög bestehen und nicht verwerflich sei.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

So hat Gott, der Herr, durch seinen Propheten Jeremia gesprochen (Jeremia 23, 23-24 – GNB):

Ich bin nicht der nahe Gott, über den ihr verfügen könnt. ich bin der ferne Gott, der über euch verfügt. Niemand kann sich so gut verstecken, dass ich ihn nicht doch entdecken würde. Es gibt keinen Ort im Himmel und auf der Erde, an dem ich nicht wäre!

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste, wie es war von Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. „Amen.“

Ja, Gott, du bist kein kleiner bequemer Gott, den wir nur ein wenig bei Laune halten müssen, um alle unsere egoistischen Wünsche erfüllt zu bekommen. Gerade weil du größer bist als das Weltall, weil du uns ferner bist, als wir es uns überhaupt vorstellen können, kannst du uns aber auch beunruhigend nahe kommen, auf die Pelle rücken, uns in Frage stellen. Du ferner Gott bist uns nahe gekommen im Jesuskind, im Mann von Nazareth, im Gekreuzigten auf Golgatha, im Auferstandenen des Ostermorgens. So dürfen wir dich nicht für selbstsüchtige Zwecke missbrauchen, doch du kannst uns deine Liebe und Vergebung schenken.

Nun feiern wir die Himmelfahrt deines Sohnes. Sie ist ein Zeichen, dass du als der nahe Gott deine Macht nicht verloren hast. Jesus ist in der unsichtbaren Gemeinschaft mit dir der Herr der ganzen Welt. Deine Macht der Liebe ist stärker als alle anderen Mächte und Gewalten auf der Erde, auch wem es anders auszusehen scheint. Schenk uns Geduld, dass wir auf deinen Geist warten, der uns erfüllen soll mit Glauben, Liebe und Hoffnung. Wir bitten um den Heiligen Geist durch Jesus Christus, unseren Herrn. „Amen.“

Die Lesung zum Fest der Himmelfahrt Christi steht im Evangelium nach Lukas 24, 49-53 (GNB).

Als Jesus als der Auferstandene zum letzten Mal seinen Jüngern erschien, sprach er zu ihnen:

„Ich … werde den Geist, den mein Vater euch versprochen hat, zu euch senden. Wartet hier in der Stadt, bis ihr mit der Kraft von oben gestärkt werdet.“ Darauf führte sie Jesus aus der Stadt hinaus nach Betanien. Dort erhob er die Hände, um sie zu segnen. Und während er sie segnete, entfernte er sich von ihnen und wurde zum Himmel emporgehoben. Sie aber warfen sich vor ihm nieder. Dann kehrten sie voller Freude nach Jerusalem zurück. Dort brachten sie die ganze Zeit im Tempel zu und priesen Gott.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja.“

Lied EKG 92 (EG 119), 1-5:

1. Gen Himmel aufgefahren ist, Halleluja, der Ehrenkönig Jesus Christ. Halleluja.

2. Er sitzt zu Gottes rechter Hand, Halleluja, herrscht über Himml und alle Land. Halleluja.

3. Nun ist erfüllt, was g‘schrieben ist, Halleluja, in Psalmen von dem Herren Christ. Halleluja.

4. Drum jauchzen wir mit großem Schalln, Halleluja, dem Herren Christ zum Wohlgefalln. Halleluja.

5. Der Heiligen Dreieinigkeit, Halleluja, sei Lob und Preis in Ewigkeit. Halleluja.

Der ferne und doch nahe Gott, der, den nicht wir in der Hand haben, sondern der uns in der Hand hält, der sei uns hier und heute nahe mit seiner Liebe. Amen.

Den Text zur Predigt hören wir aus dem Prophetenbuch des Jeremia 23, 29:

„Ist mein Wort nicht wie ein Feuer“, spricht der Herr, „und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?“

Liebe Gemeinde!

Jeremia wendet sich mit diesem Wort gegen falsche Propheten, die zu seiner Zeit das Volk mit schönen Predigten in einer trügerischen Sicherheit wiegten. Sie erzählten ihre Träume weiter, verbrämten den schweren Alltag religiös, sie meinten, genau über Gott auf dem Laufenden zu sein, sie eckten bei niemandem an und versuchten, es allen recht zu machen. Meine Güte – ist das nicht auch mein Wunsch? Hoffentlich missversteht mich keiner, hoffentlich sage ich kein falsches Wort, hoffentlich wird meine Predigt nicht als einseitig oder als politisch empfunden – sind das nicht heimliche Leitgedanken auch bei meiner Predigtvorbereitung?

Jetzt bin ich beunruhigt. Was erwartet Jeremia von mir, dem Prediger, und was soll ich Ihnen, den Predigthörern, zumuten? Er erwartet, dass ich beim Reden und Sie beim Zuhören das Wort Gottes ernstnehmen. Es ist kein seichtes Gesäusel, sondern wenn es bei uns ankommt, brennt es wie Feuer, ist es wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt. Dann werden wir anders, gereinigt, erneuert; Altes, Vertrautes, das nicht gut ist, wird zerstört, damit Neues, Hoffnungsvolles bei uns wachsen kann.

Der Prophet Jeremia weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, das Wort des Herrn zu empfangen, und wie riskant, es einem Volk zu verkünden, das nicht hören will. Er geht so weit, dass er den Tag verflucht, an dem er geboren wurde. Er wird ins Gefängnis geworfen, muss ins Ausland gehen, wird als Landesverräter verurteilt – aber er kann nicht anders, das Wort Gottes hat wie ein Feuer sein Bewusstsein verändert und er muss gegen die falschen Garantien und Sicherheiten Israels anpredigen. Dabei ist Jeremia kein Pessimist. Denn das Wort Gottes, das wie ein Feuer und ein Hammer ist, ist ein Wort gegen das Unheil und für das Heil; es ruft zu einer neuen Beziehung zwischen Israel und dem Herrn auf.

Wir haben alle eine Bibel zu Hause; in verschiedenen Ausgaben schmückt sie unsere Bücherschränke. Selten ertappt uns ein Besucher dabei, dass wir sie offen und gelesen herumliegen lassen. Haben wir schon einmal gemerkt, wie sehr uns die Bibel aufrütteln, anrühren und verwandeln könnte? Oder haben wir die Bibel bisher nur gezähmt erlebt, in zwei Buchdeckel eingesperrtes, etwas angestaubtes Wort Gottes?

Früher haben Missionare auch aus unserem Land den Menschen ferner Völker das Wort Gottes weitererzählt. Heute sind überall in der Welt lebendige Christengemeinden entstanden. Aber mittlerweile haben wir einen Nachholbedarf an intensivem, geistlichen Leben. Nein, es geht gar nicht erster Linie darum, dass die Zahl unserer Kirchenbesucher immer mehr abnimmt; vielmehr brauchen wir, die wir hierher kommen, eine neue, tiefere Begegnung mit dem Wort, das wir da lesen oder hören. Nur dann spüren wir, und nachher vielleicht auch die Fernerstehenden, dass die Bibel gar nicht so langweilig ist und dass an dem Vergleich wirklich etwas dran ist: „Das Wort ist wie ein Feuer und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt.“

Wie gesagt, die Kirchen in den sogenannten Missionsländern sind erwachsen geworden. Wir können heute von ihnen lernen. Ich will zwei Beispiele bringen, wie dort heute die Bibel gelesen wird, wie sie dort Menschen bewegt.

Erstes Beispiel: Südafrika. Als im vergangenen Jahr Bischof Desmond Tutu, dem Generalsekretär des südafrikanischen Christenrates, für seinen gewaltlosen Kampf gegen die Rassentrennung der Friedensnobelpreis verliehen wurde, übermittelte uns das Fernsehen Bilder, wie der Bischof, seine Familie und sein Volk in den Straßen Südafrikas tanzten. Dies erschien unglaublich angesichts einer fast unbeschreiblichen Unterdrückung im Lande, wo die Menschenwürde mit Füßen getreten wird. Die schwarzen südafrikanischen Christen haben trotz allem durch das Wort Gottes die Fähigkeit zur Freude und zur Begeisterung gefunden; sie wissen, dass es einen lebendigen Gott gibt, dass Gott als Befreier und Erlöser das letzte Wort haben wird, und dass die menschlichen Tyrannen vergehen.

Das Bemerkenswerte am Kampf des Bischofs Tutu im Licht des Gotteswortes ist sein klares und bestimmtes Nein zu Unversöhnlichkeit und Rachsucht. Weil er auf Gottes Wort hört, geht es ihm nicht um eine hasserfüllte Revolution, in der die bisher Unterdrückten ihre bisherigen Unterdrücker vernichten. Ein Sieg über Ungerechtigkeit ist erst erreicht, wenn auch die bisherigen Unterdrücker von ihrem Egoismus, von ihren Vorurteilen und von ihrem Hass frei werden können.

Ein Kampf, bei dem es am Schluss Sieger und Unterlegene oder gar Vernichtete geben muss, hat immer einen bitteren Beigeschmack. Wenn aber die, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, ihre Gegner nicht vernichten, sondern sie für eine Zusammenarbeit gewinnen wollen, ist es auch möglich, der Freude im Tanz Ausdruck zu verleihen, weil man einen Sieg feiert, der alle befreit.

Das Wort Gottes in der südafrikanischen Kirche, es kommt wie ein Feuer, das die Gedanken reinigt, wie ein Begeisterungsturm, der zum Handeln aufruft, wie ein Hammer, der Vorurteile zerschmettert. Und dieser Hammer hilft auch dabei, Bausteine für ein menschliches Zusammenleben zurechtzuhauen, in dem die Würde aller Menschen, ob schwarz oder weiß, ob gebildet oder ungebildet, anerkannt wird. Wir müssten einmal genauer bei den biblischen Propheten nachlesen und auch genauer uns mit den Christen in Südafrika beschäftigen, dann würden wir vielleicht noch besser erkennen, wie sehr das Wort Gottes dort wie ein Feuer und wie ein Hammer wirkt.

Was verbindet uns mit Südafrika? Z. B. dass wir überall Obst aus diesem Land kaufen können. Oder Goldmünzen zur Geldanlage. Viele meinen, dass wir schon damit die unmenschliche Rassentrennung unterstützen, dass wir hier nicht nachdenken und unüberlegt kaufen. Aber dazu will ich hier in der Predigt, wo niemand sich gegen meine Gedanken wehren kann, nicht mehr sagen. Uns über solche Fragen auszusprechen, dazu müsste in anderen Zusammenkünften Gelegenheit sein. Und um das überhaupt zu können, solche Auseinandersetzungen in unserer Kirche in Deutschland in gutem Geist auszuhalten und zu führen – dazu müssen wir wohl erst noch lernen, uns anstecken zu lassen vom Feuer des Wortes der Bibel.

Ein zweites Beispiel, diesmal aus China, kann uns dabei vielleicht Mut machen: Dieses Beispiel möchte ich in Form einer Geschichte erzählen:

Ein zwölfjähriger Bub machte eine Entdeckung auf seinem Dachboden. Zwischen vielem anderen Zeug fand sich eine Bibel. Aber dieser chinesische Junge wusste nicht, dass es eine Bibel war. Er merkte allerdings gleich: Es ist ein religiöses Buch, das man hier versteckt hatte. Die Schriftzeichen sind alt, anders als man sie heute in der Schule lernt. Und der Bub kann sie nicht lesen. Gern würde er jemanden fragen.

Aber die religiösen Bücher sind verboten. Wenn man ein solches Buch bei jemanden findet, dann wird er streng bestraft. Der Vater darf also nichts davon wissen und die Mutter auch nicht. Niemand weiß, wie das Buch auf den Dachboden gekommen ist. Denn die Familie ist keine christliche Familie. Sie war‘s noch nie. Neugierig probiert der Junge, nun doch selber die Schriftzeichen zu entziffern. Aber es gelingt ihm nicht.

In der Nachbarschaft wohnt ein alter Mann. Er ist Fischverkäufer für die Genossenschaft. Jeden Morgen geht er auf den Markt und verkauft dort Fische. Er tut das immer, den ganzen Vormittag lang. Das ist sein Beruf. Manche wissen, dass er ganz früher einen anderen Beruf hatte. Er war Pfarrer einer evangelischen Gemeinde. Aber das ist ja nun seit vielen Jahren alles verboten. Und jetzt ist der alte Mann nur noch der „Genosse Fischverkäufer“.

Dem Bub lässt die Neugier keine Ruhe, und so geht er vorsichtig zu dem alten Nachbarn. Er zeigt ihm, was er gefunden hat. Der alte Mann ist erschrocken. Niemand hat die beiden beobachtet. Er nimmt den Jungen mit in sein Zimmer. Und dann fragt der Alte: „Wo hast du das gefunden?“ „Bei uns daheim auf dem Dachboden, da habe ich das alte Buch ausgegraben. Gelt, es ist ein religiöses Buch!“ Der alte Fischverkäufer sagt: „Ja, das stimmt. Es ist eine Bibel. Sie ist 1953 in Hongkong gedruckt worden.“

Immer wieder besucht der Bub den alten Fischverkäufer. Sie lesen miteinander in der Bibel. Sie lesen Geschichten von Jesus. Für den Jungen sind sie alle neu. Sie lesen: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Oder sie lesen: „Sie brachten Kinder zu Jesus, damit er sie anrühre…“ Jeden Tag ging das Lesen ein bisschen besser. Bald kann der Junge die Schriftzeichen selber entziffern. Und er kann nicht genug davon kriegen. Voller Staunen ist er.

Eines Tages lesen sie auch die Geschichte, wie Jesus mit seinen Jüngern in den Sturm hineinkommt. „Herr, hilf, wir kommen um!“ schreien die Jünger. Sie wecken den schlafenden Jesus in ihrer Angst, und da sagt er zu ihnen: „Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam?“ Da kommen dem alten Fischverkäufer die Tränen. Erschrocken fragt der Bub: „Warum weinst du?“

Nach einer Weile hört der Alte zu weinen auf und sagt mit stockender Stimme: „Hast du es gemerkt? Hier meint Jesus mich. Warum bist du so furchtsam, fragt Jesus mich. Vielleicht weißt du es: Ich war früher Pfarrer. Ich habe anderen die Geschichten von Jesus erzählt und gepredigt. Aber nun habe ich es seit 15 Jahren nicht mehr getan. Ich war zu furchtsam. Ich hatte Angst. Angst vor den Behörden. Angst vor dem Gefängnis. Und jetzt kommst du zu mir!“

Nach einiger Zeit merkt der Junge, dass sich im Haus des alten Fischverkäufers etwas verändert hat. In der Frühe treffen sich dort ein paar Leute. Sie beten miteinander und lesen aus der Bibel. Der Bub fragt den Alten: „Fischverkäufer, was macht ihr da?“ Er sagt: „Wir hatten einen Gottesdienst. Wir beten miteinander.“ „Darf ich auch kommen?“ „Freilich darfst du kommen, wenn es deine Eltern erlauben.“ Und so kommt es, dass der zwölfjährige Junge der jüngste der kleinen Hausgemeinde ist – und doch ist er eigentlich der Wichtigste. Denn Gott hat ihn dazu gebraucht, dass der alte Pfarrer wieder eine Bibel bekam und dass er seine Angst überwinden konnte.

Wir in Deutschland werden nicht verfolgt, wenn wir die Bibel lesen. Und trotzdem tun wir uns schwer, regelmäßig zusammenzukommen, gemeinsam zu beten und die Bibel zu uns sprechen zu lassen. Ich merke, wie notwendig ein Bibel- und Gebetskreis für unser Gemeindeleben wäre, aber ich schrecke immer noch davor zurück, dazu einzuladen. Ob sich dafür überhaupt jemand interessieren wird? Ob wir uns dafür genug Zeit nehmen würden? Ob uns so etwas wichtig genug erscheinen wird?

Vielleicht kommt es auch bei uns – wie bei dem chinesischen Jungen – auf ein oder zwei einzelne an, die einen Anfang nachen. Aber ohne das gemeinsame Gebet und ohne das gemeinsame Hören auf die Bibel und sich Aussprechen darüber wird unser Gemeindeleben – trotz aller Ahrtivitäten – geistlich immer ärmer werden. Gott, mach uns offen für dein Wort, das wie Feuer ist und wie ein Hammer, der selbst Felsen zerschmeißt. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unsre Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Lied 808, 1-4: Wir sind eins in dem Herren

Lasst uns beten.

Herr, du sorgst für mich. Warum sollte ich mir Sorgen machen? Du gibst mir Nahrung für Geist und Herz, wenn sonst keiner meinen Hunger stillt, wenn alles andere mir zwischen den Fingern zerrinnt, mit dem die Menschen mich abspeisen. Du gibst das Wasser, das den Durst löscht, den Durst nach dem wirklichen Leben. Wo immer du mich hinführst, du gibst mir Kraft. Du gibst mir einen sicheren Schritt. Du zeigst wir einen Weg durch das Gewühl der Menschen, durch die Flut der Lichter, durch das Rauschen der vielen Stimmen. Einen klaren Weg, so gewiss du Gott bist, der mich führt. Und wenn die Lichter verlöschen und es dunkel wird, wenn ich einsam bin, wenn ich krank bin, den Tod fürchte – wenn ich schuldig bin vor dir, Herr, und deine Hand verloren habe, fürchte ich doch nicht, dich zu verlieren. Denn du bist bei mir. Dein Kreuz tröstet mich, das Zeichen, dass du mich liebst. Ja, dein Kreuz tröstet mich, das Zeichen, dass du so ferner Gott mir doch nahe bist und dass ich dir gehöre. Amen.

Mit den Worten Jesu beten wir gemeinsam:

Vater unser
Lied EKG 90 (EG 120, 1):

Christ fuhr gen Himmel. Was sandt er uns hernieder? Den Tröster, den Heiligen Geist, zu Trost der armen Christenheit. Kyrieleis.

Abkündigungen und Segen

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