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„Wach auf! Steh auf vom Tod!“

Aus dem Schlaf der Sicherheit aufgerüttelt zu werden, kann eine unangenehme Erfahrung sein. Können wir es lernen, wie kleine Kinder jeden neuen Tag mit Spannung und Entdeckerfreude zu erwarten? Christus als unsere Sonne weckt uns auf aus vielerlei Arten des Todes.

Wach auf, steh auf vom Tod! Das Bild zeigt einen krähenden Hahn.
Wie ist es für uns, geweckt zu werden – geweckt aus dem Tod? (Bild: Sabine van ErpPixabay)

#predigtGottesdienst am 8. Sonntag nach Trinitatis, 16. Juli 1978, um 10.00 Uhr in Reichelsheim
Orgelvorspiel
Lied EKG 446 (EG 349), 1-4:

1. Ich freu mich in dem Herren aus meines Herzens Grund, bin fröhlich Gott zu Ehren jetzt und zu aller Stund, mit Freuden will ich singen zu Lob dem Namen sein, ganz lieblich soll erklingen ein neues Liedelein.

2. In Sünd war ich verloren, sündlich war all mein Tun, nun bin ich neu geboren in Christus, Gottes Sohn; der hat mir Heil erworben durch seinen bittern Tod, weil er am Kreuz gestorben für meine Missetat.

3. All Sünd ist nun vergeben und zugedecket fein, darf mich nicht mehr beschämen vor Gott, dem Herren mein. Ich bin ganz neu geschmücket mit einem schönen Kleid, gezieret und gesticket mit Heil und G‘rechtigkeit.

4. Dafür will ich ihm sagen Lob und Dank allezeit, mit Freud und Ehren tragen dies köstliche Geschmeid, will damit herrlich prangen vor Gottes Majestät, hoff darin zu erlangen die ewge Seligkeit.

Ich begrüße Sie und Euch alle herzlich zu diesem Gottesdienst. Mein Name ist Helmut Schütz, ich bin Vikar in Friedberg und vertrete heute Herrn Pfarrer Friebe, der sich im Urlaub befindet.

Wir beginnen den Gottesdienst im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Gelobt sei der Herr; denn er hat erhört die Stimme meines Flehens. Der HERR ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hofft mein Herz, und mir ist geholfen. Nun ist mein Herz fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Lied. (Psalm 28, 6-7)

Herr Jesus Christus, wir wünschen uns, dass in diesem Gottesdienst etwas passiert, etwas an uns geschieht. Dass unsere Fragen ein Stück weit beantwortet werden, dass sich uns neue Wege eröffnen: und wir mit alten Gedanken neu in Berührung kommen, dass wir einen Ort finden, wo wir mit all unseren Gefühlen, die uns bewegen, zu Hause sein und uns geborgen fühlen können, mit unserer Dankbarkeit, unserem Glück, unserer Trauer, unseren Zweifeln, unserer Unsicherheit, unserem Ärger und unserem Zorn. Wir sind sehr verschieden, alt und jung, auf die Bewahrung des Hergebrachten oder auf die Einführung von Neuem bedacht. Glückliche, Unbeschwerte und Bedrückte, Trauernde, Einsame. Wir sind keine Versammlung der Gleichen, sondern eine Gemeinde, die du, Herr, erst zusammenführst. Wir bitten um diese Gemeinschaft unter uns. Amen.

Schriftlesung – Jakobus 2, 14-25:

14 Was hilft‘s, liebe Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann denn der Glaube ihn selig machen?

15 Wenn ein Bruder oder eine Schwester Mangel hätte an Kleidung und an der täglichen Nahrung

16 und jemand unter euch spräche zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!, ihr gäbet ihnen aber nicht, was der Leib nötig hat – was könnte ihnen das helfen?

17 So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber.

18 Aber es könnte jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken.

19 Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht daran; die Teufel glauben‘s auch und zittern.

20 Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?

21 Ist nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte?

22 Da siehst du, dass der Glaube zusammengewirkt hat mit seinen Werken, und durch die Werke ist der Glaube vollkommen geworden.

23 So ist die Schrift erfüllt, die da spricht: »Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden«, und er wurde »ein Freund Gottes« genannt.

24 So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein.

25 Desgleichen die Hure Rahab, ist sie nicht durch Werke gerecht geworden, als sie die Boten aufnahm und ließ sie auf einem andern Weg hinaus?

Hauptlied EKG 390, 1+3+9 (EG 145, 1-2+7):

1. Wach auf, wach auf, du deutsches Land! Du hast genug geschlafen. Bedenk, was Gott an dich gewandt, wozu er dich erschaffen. Bedenk, was Gott dir hat gesandt und dir vertraut sein höchstes Pfand, drum magst du wohl aufwachen.

2. Gott hat dir Christus, seinen Sohn, die Wahrheit und das Leben, sein liebes Evangelium aus lauter Gnad gegeben; denn Christus ist allein der Mann, der für der Welt Sünd g‘nug getan, kein Werk hilft sonst daneben.

7. Das helfe Gott uns allen gleich, dass wir von Sünden lassen, und führe uns zu seinem Reich, dass wir das Unrecht hassen. Herr Jesu Christe, hilf uns nun und gib uns deinen Geist dazu, dass wir dein Warnung fassen.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und Jesus Christus unserem Herrn. Amen.

Wir hören als Predigttext aus einem urchristlichen Gemeindelied den folgenden Vers, der im Brief an die Epheser 5, 14 (GNB) überliefert ist:

„Wach auf, du Schläfer!
Steh auf vom Tod!
Und Christus, deine Sonne,
geht für dich auf.“

Liebe Gemeinde!

„Wach auf, du Schläfer!“ heißt es in diesem alten christlichen Lied. „Wach auf!“ Wie klingt das in unseren Ohren?

Wir können diese Aufforderung sehr unterschiedlich hören. „Wach auf, du musst zur Schule gehen!“ hört sich ganz anders an als: „Wach auf, heute ist dein Geburtstag!“ „Aufwachen, es ist Zeit, zur Arbeit zu gehen!“ klingt anders als: „Wach auf, die Sonne scheint, du verpasst etwas, wenn du im Bett bleibst, es lohnt sich, aufzustehen!“ „Schlaf nicht ein bei der Arbeit, tu endlich was, arbeite nicht so langsam!“ – das zu hören ist weniger schön als beflügelt zu werden durch das Bewusstsein: was ich tue, hat einen Wert für mich oder andere.

Kleine Kinder wachen wohl morgens fast alle von allein auf, gern und früh. Jeder Tag kann für sie neue Entdeckungen bringen; sie freuen sich aufs Spielen, aufs Zusammensein mit den Eltern; ihr ganzes Leben ist noch Spiel, ernsthaftes Spielen mit den Möglichkeiten, die sich ihnen in ihrer Welt bieten. Ein Kind, das sich in der Familie geborgen fühlt, ist mit sich und den anderen im Einklang – auch wenn es einmal Streit und Niederlagen gibt. Es ist zur Freude fähig wie zum Zorn, es zeigt seine Anlehnungsbedürftigkeit und Angst ebenso wie seinen Willen zu immer größerer Selbständigkeit, seine Entdeckerfreude und die Lust, immer neue Fähigkeiten auszuprobieren. Eltern und Großeltern wissen ein Lied davon zu singen. Das Kind – eine Umgebung der Geborgenheit vorausgesetzt – lebt ein sinnvolles Leben – warum sollte es nicht aufwachen wollen, wenn es jeden neuen Tag mit Freude und Spannung erwarten kann?

Wenn Kinder dann in die Schule kommen, in die Schule, wie sie heute fast überall ist, mit den großen Klassen, mit Zensuren und Zeugnissen, vergeht vielen von ihnen bald der Spaß am frühmorgendlichen Aufstehen. Ihr Konfirmanden wisst noch am besten Bescheid darüber. Schüler müssen lernen; der Unterricht in der Schule hat nur noch wenig mit einem Lernen aus Spaß oder Entdeckerfreude heraus zu tun. Die Noten, die man bekommt, machen einen zu einem guten, mittelmäßigen oder schlechten Schüler; um der Noten, um der Lehrer willen strengen sich daher viele an, möglichst gut zu sein, nicht weil es Spaß macht oder für die eigene Zukunft sinnvoll ist, zu lernen. Wenn es dann morgens heißt: „Aufwachen!“ – dann würde wohl mancher lieber im angenehmen warmen Bett liegen bleiben.

Aufzuwachen kann eine unangenehme Erfahrung sein, für Jugendliche wie für Erwachsene, wenn ein Tag voll eintöniger Arbeit auf einen wartet oder eine Aufgabe, der man sich nicht gewachsen fühlt, wenn schlechtes Wetter ist, wenn eine ungeklärte Spannung zu den Eltern oder zum Ehepartner da ist, die auf einem lastet, Vorwürfe vielleicht, die man einstecken musste, ohne sich wehren zu können.

Es gibt aber auch Tage, an denen ich mich wie ein Kind freue aufzuwachen, an denen ich mir sage: heute habe ich Spaß an dem was kommt, heute schaffe ich alles, auch schwierige Aufgaben, heute traue ich mir viel zu; ich bin froh, dass ich lebe und mit den Menschen um mich herum glücklich bin.

Welche Art des Aufwachens ist in unserem Bibeltext gemeint? Sollen wir den Vers so hören: „Wach auf aus deinem bequemen Schlaf der Selbstsicherheit, sei nicht untätig, setz dich etwas mehr für die Kirche ein, tu deine Pflicht als Christ?“ Ich denke, die andere Weise des Wachwerdens ist gemeint; es ist mehr das Angebot herauszuhören: geh mit deinem Leben so um wie ein Kind, das sich geborgen und geliebt weiß. „Wach auf, sonst verschläfst du die besten Möglichkeiten, dein Leben mit Sinn zu erfüllen. Wach auf, denn es lohnt sich zu leben.“

Die erste Art des Wachrüttelns hat in der Kirche lange Zeit geherrscht. An Christus zu glauben, in die Kirche zu gehen und die Predigt zu hören, wurde als Pflicht aufgefasst, die ein guter Christ eben erfüllen mußte. In einem der vergangenen Jahrhunderte soll sogar ein Fürst in einer Kirche einen Mann angestellt haben, der die Kirchenschläfer wecken musste. Mit einer langen Fliegenklatsche ging er umher und gab denen eins auf den Kopf, die sich während des stundenlangen Gottesdienstes so sehr langweilten, dass sie einschliefen.

Fliegenklatschen gibt es im Gottesdienst heute Gott sei Dank nicht mehr; doch über Langeweile wird immer noch recht häufig geklagt, besonders von Jugendlichen, die mit ihren Problemen und Fragen, mit ihrem Geschmack und ihren Gestaltungswünschen oft im Gottesdienst nicht oder nur am Rande vorkommen. Was Sie, die älteren Gemeindeglieder, sich in erster Linie wünschen, nämlich in der Kirche zur Ruhe kommen zu können, eine Stunde der Besinnung zu haben und innerlich mit neuer Kraft erfüllt zu werden, das bedeutet für manchen von euch Konfirmanden unausgefüllte Zeit, in der nichts passiert, in der es euch langweilig wird. Euch zum Kirchgang in einen solchen Gottesdienst regelmäßig anzuhalten oder gar zu zwingen, wäre kaum der richtige Weg, mit diesem Problem zurechtzukommen – das erinnert sehr an die Methode mit der Fliegenklatsche. Vielleicht gelingt es stattdessen, in dem vor euch liegenden Konfirmandenjahr unter anderem auch über den Gottesdienst zu sprechen, darüber, wie man ihn so gestalten kann, dass er auch euch Spaß macht, dass er eure Fragen anschneidet, dass ihr gern mitmacht oder einfach ein schönes Erlebnis habt, das anders ist als eure Erfahrungen sonst.

Doch was haben uns die alten Christen noch zu sagen, die uns vorsingen: „Wach auf, du Schläfer!“ – wenn es ihnen nicht darum ging, uns zu einer unangenehmen Pflicht zu rufen? Sie waren davon überzeugt: wer ohne Christus lebt, der schläft. So wie einer, der noch schläft, nicht weiß, dass die Sonne schon aufgegangen ist, so kann einer, der nicht weiß, welche Hoffnung von Christus ausgegangen ist, gar nicht ermessen, wie diese Hoffnung sein Leben verändern könnte. Deshalb heißt es hier: sei kein Schläfer, verschlaf nicht den Sinn deines Lebens, lass dich auf Erfahrungen mit der Botschaft von Christus ein.

Noch ein stärkeres Bild gebrauchten die alten Christen: wer ohne Christus lebt, der liegt schon bei den Toten. Mit Christus leben heißt: eine Hoffung haben, die stärker ist als der Tod – aber wer nicht hoffen kann, der ist jetzt schon tot. Wer sein Leben um jeden Preis festhalten will, wer nicht verzichten und verschenken kann, weil er Angst hat, sich zu verlieren, gerade der ist schon jetzt einem Toten vergleichbar.

Diese Art von Tod hat viele Gesichter.

Wir haben gehört, dass er über 100 Menschen selbst in der Urlaubszeit, auf den Zeltplatz, verfolgt hat, weil anscheinend den Transportunternehmen die Autobahngebühr zu teuer war.

Wir können es erkennen in der Angst und im Stress in den Schulen und Betrieben, in der Angst und im Misstrauen, das oft zwischen uns und fremden Menschen herrscht, gerade solchen, die vielleicht unsere Hilfe brauchen oder umgekehrt uns selbst aus unserer Vereinzelung heraushelfen könnten.

Ein anderes Gesicht dieses Todes sehen wir in der aggressiven Selbstbehauptung, in der mangelnden Rücksichtnahme auf die anderen, die vielleicht eine Folge eigener schlechter Erfahrungen ist.

Tod wird sichtbar wohl auch in einem Fortschrittsglauben, der nicht daran denkt, dass unsere Menschheit auch noch einen übernächsten Schritt in der Zeit nach den Kernkraftwerken, nach dem Raubbau an Naturschätzen und nach dem Zeitalter der Aufrüstung gehen will.

Auch die uns zunächst und weiterhin sehr hilfreiche Technik zeigt immer stärker ein unmenschliches, tödliches Gesicht, wenn z. B. im Krankenhaus und bei der Geburtshilfe die menschliche Zuwendung durch die technische Vollkommenheit an die Seite gedrängt wird oder wenn der Siegeszug der Computer menschliche Arbeitskraft und menschliche Ideen überflüssig macht.

Können wir angesichts dieses Todes mit seinen vielen Gesichtern eigentlich das Kind nachahmen, wie ich es vorhin beschrieben habe, das sich seines Lebens freut und in seiner Geborgenheit nichts von tödlicher Bedrohung ahnt? Die alten Christen rufen uns zu: Ja, das geht! Vom Tode können wir aufstehen, weil uns Christus geliebt hat. „Wach auf, du Schläfer“, rufen sie, „steh auf vom Tod! Und Christus, deine Sonne, geht für dich auf!“

Das kann z. B. so geschehen: Einer macht immer wieder die Erfahrung, dass seine Freundschaften in die Brüche gehen. Endlich merkt er: vielleicht liegt es gar nicht nur an den anderen, sondern auch an mir. Das ist wie ein Aufwachen für ihn. Er könnte bei dieser Erkenntnis stehen bleiben, sozusagen liegen bleiben bei den Toten und denken: ich finde sowieso nie einen echten Freund, dazu bin ich viel zu wenig kontaktfreudig. Er könnte, im Bild gesprochen, aber auch aufstehen, sich einen Ruck geben und weitere Male auf andere Menschen zuzugehen. Vielleicht diesmal mit klareren Erwartungen an den anderen und mit klareren Vorstellungen, was er selbst in die Beziehung einbringen möchte. Vielleicht wird er offener über die Beziehung zu reden versuchen, z. B. über die Ängste, die auf beiden Seiten bestehen, von denen der andere nur nichts ahnt. So kann er vielleicht auch dem anderen helfen, nicht mehr allein zu sein, Ängste abzubauen ihm zeigen, dass sich das Leben lohnt.

Wie ist das möglich? Die alten Christen sagen uns: Christus ist deine Sonne, er wird dich hell machen. Weil Christus die Menschen geliebt hat, haben wir Grund zu vertrauen, dass es sich lohnt zu leben, dass Einsamkeit und jede Art von Tod nicht unüberwindbar ist.

Ein anderes Beispiel möchte ich an dem Lied anknüpfen, das wir vor der Predigt gesungen haben: „Wach auf, wach auf, du deutsches Land.“ Ein Volk wird aufgerufen, wach zu werden. Das ist kein Appell an die deutsche Tüchtigkeit. Deutschland soll nicht wieder eine besondere Rolle in der Welt spielen wollen. Aus solchen Träumen sollten alle Deutschen aufwachen, gerade in einer Zeit, in der neue Nazis wieder beginnen, ihr Unwesen zu treiben. Es geht gerade darum, dass wir uns in unserem Land unserer Verantwortung für die Welt, besonders die sog. Dritte Welt, bewusst werden. Vielleicht können wir von diesen Ländern sogar lernen, wie wir mit unserer technischen und wirtschaftlichen Überentwicklung fertig werden können, ohne durch sie weiterhin die Unterentwicklung der armen Länder zu fördern. Auch im schmutzigen Geschäft der Politik sollen wir nicht bei den Toten liegen bleiben, nicht bei denen, die Geld, Macht und das Wohl des eigenen Volkes höher achten als die Menschen, die Menschen in aller Welt. Wenn Deutschland nicht aufwacht – vielleicht verschlafen wir die Chancen, noch die Voraussetzungen unseres Überlebens zu sichern – nämlich Frieden, Gerechtigkeit und eine heile Umwelt für alle Menschen in der Welt.

Der Weckruf der alten Christen erreicht uns in unseren persönlichen und gesellschaftlichen Bereichen. Wir dürfen Mut bekommen, unsere Augen aufzumachen; wir erschrecken vielleicht vor manchem, vor dem wir lieber die Augen verschließen würden; wir freuen uns aber auch an den Menschen, zu denen wir Vertrauen haben, die mit uns sind; wir wagen es, aufzustehen, neue Erfahrungen zu machen, Zutrauen zu unseren Möglichkeiten und Vertrauen zu anderen Menschen zu fassen; vielleicht werden wir schließlich unversehens anderen helfen können, ihnen leuchten wie ein helles, strahlendes Licht, so dass sie durch uns Zuversicht und Mut gewinnen können.

Ich lese nun zum Schluss den Vers, über den ich gepredigt habe, in einem größeren Zusammenhang vor (Epheser 5, 8-11.14 – GNB):

8 Auch ihr wart einst im Dunkeln, aber jetzt seid ihr im Licht, weil ihr mit dem Herrn verbunden seid. Lebt nun auch als Menschen, die im Licht stehen!

9 Aus dem Licht erwächst als Frucht jede Art von Güte, Rechtschaffenheit und Treue.

10 Fragt immer, was dem Herrn gefällt!

11 Beteiligt euch nicht an dem finsteren Treiben, das nur verdorbene Frucht hervorbringt. Im Gegenteil, deckt es auf!

14 Darum singen wir [in einem urchristlichen Gemeindelied]:

„Wach auf, du Schläfer!
Steh auf vom Tod!
Und Christus, deine Sonne,
geht für dich auf.“

Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Abkündigungen
Lied EKG 218 (EG 263), 1-7:

1. Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit; brich in deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann. Erbarm dich, Herr.

2. Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit; mache deinen Ruhm bekannt überall im ganzen Land. Erbarm dich, Herr.

3. Schaue die Zertrennung an, der kein Mensch sonst wehren kann; sammle, großer Menschenhirt, alles, was sich hat verirrt. Erbarm dich, Herr.

4. Tu der Völker Türen auf, deines Himmelreiches Lauf hemme keine List noch Macht. Schaffe Licht in dunkler Nacht. Erbarm dich, Herr.

5. Gib den Boten Kraft und Mut, Glaubenshoffnung, Liebesglut, lass viel Früchte deiner Gnad folgen ihrer Tränensaat. Erbarm dich, Herr.

6. Lass uns deine Herrlichkeit ferner sehn in dieser Zeit und mit unsrer kleinen Kraft üben gute Ritterschaft. Erbarm dich, Herr.

7. Kraft, Lob, Ehr und Herrlichkeit sei dem Höchsten allezeit, der, wie er ist drei in ein, uns in ihm lässt eines sein. Erbarm dich, Herr.

Herr, unser Gott! Schenke uns den Mut zum Leben an jedem Tag, dass wir uns die Augen reiben und merken: wir sind wach, wir leben in deiner Welt, die du nicht verloren gegeben hast. Wir sehen uns um in deiner Welt und erkennen, wo wir gebraucht werden. Gib uns Phantasie, Kraft und Ausdauer dazu, den Spuren des Lebens in unserer Welt nachzugehen, Verantwortung für unseren Nächsten und für die Zustände in der Welt zu übernehmen. Wir hören von Dingen, die wir scheinbar nicht beeinflussen können, sinnlose Unglücksfälle, sinnlose Morde in erbittert geführten Kriegen. Wir beten für die Opfer der Katastrophe in Spanien. Wir beten für die Opfer der Massaker in Rhodesien. Wir beten auch für die Opfer der Rassenunterdrückung in Rhodesien und Südafrika, die von Menschen unserer Rasse immer noch aufrechterhalten wird. Bewahre die Niedergetretenen davor, ihre Unterdrücker zu hassen und hilf ihnen, sich mit der Kraft der Liebe zu wehren. Bewahre uns vor neuen Vorurteilen gegen schwarze Befreiungskämpfer wegen der Grausamkeit einiger schwarzer Mörder. Bewahre uns davor, Hass mit Hass zu beantworten. O Herr, mache mich zum Werkzeug deinee Friedens, dass ich Liebe übe, wo man sich hasst, dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt, dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält, dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt!

Vater unser und Segen

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