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Ruhe in Gott für einen Landwirt

Was bedeutet es für einen alten Landwirt, im Tode zur Ruhe in Gott gebettet zu werden? Nicht in der Arbeit, sondern in der Ruhe nach der Arbeit besteht schon mitten im Leben der Sinn des Lebens.

Ein Landwirt pflügt den Acker mit einem Pferdegespann
Ein Landwirt, wie er früher pflügte: mit Pferden (Bild: David MarkPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wir sind vom Tod betroffen. Wir müssen Herrn E. begraben. Wir fragen nach dem Glauben, der uns zum Leben hilft.

Eingangsgebet

Wir beten mit Worten aus Psalm 104, einem Danklied an den Schöpfer der Welt, den Herrn über Leben und Tod:

1 Den Herrn will ich preisen: Herr, mein Gott, wie bist du so groß!

2 Wie ein Zeltdach spannst du den Himmel aus.

5 Du hast die Erde auf Pfeilern erbaut, nun steht sie fest und stürzt nicht zusammen.

6 Die Fluten hatten das Land bedeckt.

9 Dann hast du dem Wasser Grenzen gesetzt, nie wieder darf es die Erde überfluten.

10 Du lässt Quellen entspringen und zu Bächen werden; zwischen den Bergen suchen sie ihren Weg.

11 Sie dienen dem Wild als Tränke, Wildesel löschen dort ihren Durst.

13 Vom Himmel schickst du den Regen herab auf die Berge; so sorgst du dafür, dass die Erde sich satt trinkt.

14 Du lässt Gras wachsen für das Vieh und Pflanzen, die der Mensch für sich anbaut, damit die Erde ihm Nahrung gibt:

15 Der Wein macht ihn froh, das Öl macht ihn schön, das Brot macht ihn stark.

19 Du hast den Mond gemacht, um die Zeit zu messen; die Sonne weiß, wann sie untergehen muss.

20 Schickst du die Dunkelheit, so wird es Nacht, und die Tiere im Dickicht werden lebendig.

22 Geht dann die Sonne auf, so ziehen sie sich zurück und ruhen sich in ihren Schlupfwinkeln aus.

23 Nun erwacht der Mensch; er geht an seine Arbeit und müht sich, bis es wieder Abend wird.

24 Herr, was für Wunder hast du vollbracht! Alles hast du weise geordnet; die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.

27 Alle deine Geschöpfe warten darauf, dass du ihnen Nahrung gibst zur rechten Zeit.

28 Sie nehmen, was du ihnen ausstreust; du öffnest deine Hand, und sie alle werden satt.

29 Doch wenn du dich abwendest, sind sie verstört. Wenn du den Lebenshauch zurücknimmst, kommen sie um und werden zu Staub.

30 Schickst du aufs neue deinen Atem, so entsteht wieder Leben. Du gibst der Erde ein neues Gesicht.

33 Ich will dem Herrn singen mein Leben lang; meinen Gott will ich preisen, solange ich atme.

Liebe Familie E., liebe Trauergemeinde!

Ein trauriger Anlass führt uns zusammen. Wir müssen von einem Mann Abschied nehmen, der uns vertraut war, der immer da war, der seinen Angehörigen fehlen wird. Herr E. ist im Alter von [über 80] Jahren gestorben. Viele haben ihn gekannt, haben ein großes oder kleines Stück seines Lebens mit ihm geteilt und blicken heute zurück auf dieses lange Leben. Jeder hat seine eigenen Erinnerungen an ihn, die Ihnen bleiben werden – besonders Sie, liebe Frau E. Über 50 Jahre waren Sie miteinander verheiratet, lebten Sie seit Ihrer Hochzeit auf dem elterlichen Hof hier im Ort; vor einigen Jahren konnten Sie mit Ihrem Mann das schöne Fest der Goldenen Hochzeit feiern.

Erinnerungen an das Leben des Verstorbenen

Hochzeit und Feste auf der einen Seite, Krieg und Leid auf der anderen – das sind Höhen und Tiefen eines Lebens. Wenn wir auf Herrn E.s Leben im Ganzen blicken, dann sehen wir, wie es von Arbeit angefüllt war, von der Sorge für die Familie, von der guten Beziehung zu denen, die auf dem Hof in all den Jahren gearbeitet haben. Nicht vergessen möchte ich, auch Herrn E.s Liebe zu den Pferden zu erwähnen. Er war erfolgreich in der Pferdezucht, und er ging als Landwirt noch hinter dem Pflug her, den die Pferde zogen, das Bild des Bauern, das seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, vertraut war und das erst in unserer modernen Zeit durch den Einzug der Technik in die Landwirtschaft abgelöst wurde. Diesen Übergang haben dann erst die Söhne vollzogen, die wie der Vater den Beruf des Landwirts ergriffen. Doch auch als der Hof von jüngeren Händen weitergeführt wurde, blieben die Hände des Vaters nicht untätig. Arbeit gab es genug für ihn, die ihn bis zuletzt ausfüllte.

Nun ist er zur letzten Ruhe gebettet worden. In dieser Stunde möchte ich an ein Wort aus der Bibel erinnern, aus dem Brief an die Hebräer 4, 10:

Wer zu Gottes Ruhe gekommen ist, der ruht auch von seinen Werken so wie Gott von den seinen.

So wie man nach einem anstrengenden Arbeitstag die Ruhe des Feierabends ersehnt im Kreis der Familie, so spricht aus diesem Kapitel des Hebräerbriefs die Sehnsucht nach Ruhe, nach Geborgenheit in Gott, die einem mühseligen, arbeits- und leidensreichen Leben folgt. An den Schöpfungsbericht wird hier erinnert, in dem erzählt wurde, wie Gott selbst nach sechs Schöpfungstagen von der Arbeit ruht und wie er damit deutlich macht, dass nicht in der Arbeit selbst der Sinn des Lebens liegt, sondern in der Ruhe nach der Arbeit, auf die diese Arbeit zielt. Der Mensch ist nicht um der Arbeit willen da, sondern die Arbeit muss getan werden, damit sie den Menschen dient.

Ruhe in Gott – das bedeutet nun aber nicht einfach, die Arbeit ruhen zu lassen. Diese Ruhe ist ein Sinnbild für das, was uns von Gott nur geschenkt werden kann, was wir uns trotz aller Bemühung nicht erarbeiten können. Als Jesus einmal bei Maria und Marta zu Gast war, hörte Maria ihm zu, während Marta alle Arbeit machte. Und erstaunlicherweise tadelte Jesus in diesem Fall nicht Maria, sondern Marta. Was er zu sagen hatte, betraf Dinge, die wir uns nicht erarbeiten können, betraf die Vergebung unserer Schuld, die Zusage der unverdienten Liebe Gottes, die Befreiung von unserer Sünde, also unserem Kreisen um uns selbst, betraf die Verheißung ewigen, erfüllten Lebens in Gemeinschaft mit Gott und mit den anderen Menschen, von denen uns sonst manche Unterschiede und Konflikte trennen. Marta dachte, Jesus würde sie um ihrer Arbeit willen anerkennen; Jesus aber zeigt am Beispiel der Maria, dass er jeden Menschen bedingungslos anerkennt, dass er ihr Ruhe einfach schenken konnte. So musste sie sich nicht abhetzen, um seine Gunst zu verdienen; sie konnte sich ganz für ihn und das, was er ihr sagen wollte, Zeit nehmen. Sie wird dann auch wieder – alles zu seiner Zeit – ihre Arbeit getan haben, weil sie ja notwendig ist, um leben zu können. Aber in der Arbeit liegt nicht unser Lebenssinn.

Unser Lebenssinn liegt darin, dass Gott Ja zu unserem Leben sagt, ein Ja, das auch der beste Mensch sich nicht verdienen kann, sondern das ein Ja der bedingungslosen Liebe Gottes ist. In diesem Ja Gottes zu uns liegt die Ermutigung, die Arbeit zu tun, die einem aufgegeben ist, so lange unsere Kräfte reichen; darin liegt auch die Ermutigung, uns Zeit für jeden Menschen zu nehmen, der uns braucht; auch die Erlaubnis, sich ein wenig Ruhe zu gönnen, um sich erholen und besinnen zu können. Das Ja Gottes ermutigt auch dazu, sich und die anderen um uns herum so zu sehen, wie sie sind oder waren; dann ist es leichter, auch einmal einen Fehler einzusehen, sich zu ändern oder einem anderen etwas zu verzeihen. Wer sich von Gott bejaht weiß, der weiß, dass er auch in aller Not und selbst im Sterben nicht tiefer fallen kann als in Gottes Hände. Er wird in Gottes Ruhe aufgenommen und ruht nun für immer von der Arbeit, so wie Gott selbst am siebten Schöpfungstag von seiner Arbeit ruhte.

So wollen wir in diesem Sinn von unserem lieben Verstorbenen, Herrn E., Abschied nehmen und ihn der Güte und Liebe Gottes anvertrauen. Amen.

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