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Wiedersehen macht Freude

Trauerfeier für einen sehr alten Mann, der ein erfülltes, weltoffenes Leben geführt hat. Ich denke nach über Worte Jesu aus dem Johannesevangelium, in denen es um die Hoffnung auf ein Wiedersehen in der Ewigkeit geht.

Wiedersehen macht Freude: Das Bild zeigt drei Menschen, die sich in Wiedersehensfreude umarmen
Wie könnte Wiedersehensfreude im Himmel aussehen? (Bild: ergePixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Herrn W., der im Alter von [über 90] Jahren gestorben ist. Wir erinnern uns an sein Leben und daran, was er uns bedeutet hat. Wir begleiten einander auf dem Weg der Trauer, als Familie, als Nachbarn, als Freunde und Bekannte. Wir besinnen uns auf Gott: Er hat den nun Verstorbenen auf weiten Wegen durch die Welt geführt, hat ihn vor Bösem bewahrt in Krieg und Frieden, hat ihm reichlich Gutes und Liebe geschenkt. So sind wir heute nicht nur traurig, sondern auch von dankbarer Freude erfüllt über dieses Leben.

Lasst uns beten und unser Gottvertrauen stärken mit Worten aus dem Psalm 31 (eckig eingeklammerte Versteile in eigener Übertragung):

2 HERR, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit!

6 In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott.

8 Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte, dass du [mich siehst in meinen Bedrängnissen und die Not meiner Seele wahrnimmst]

9 und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes; du stellst meine Füße auf weiten Raum.

15 Ich…, HERR, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott!

16 Meine Zeit steht in deinen Händen. Errette mich von der Hand meiner Feinde und von denen, die mich verfolgen.

17 Lass leuchten dein Antlitz über deinem Knecht; hilf mir durch deine Güte!

22 Gelobt sei der HERR; denn er hat seine wunderbare Güte mir erwiesen in einer festen Stadt.

25 Seid getrost und [fasst Mut], alle, die ihr [von Gott etwas erwartet]!

Liebe Gemeinde,

ich sagte es schon: Herr W. hat in seinem Leben immer wieder erfahren, dass seine Füße auf weiten Raum gestellt wurden. Weltoffen war er, sowohl unfreiwillig als auch freiwillig kam er in der Welt herum, und sein ganzes Leben lang begegnete er allen Herausforderungen mit Abenteuerlust und einer positiven Grundeinstellung.

Erinnerungen an das Leben des Verstorbenen

Sie haben Herrn W. als einen sehr lieben Menschen erlebt, hilfsbereit ohne Ende, weltoffen, gastfreundlich und reisefreudig, am Sport- und Politikgeschehen interessiert. Seine positive Lebenshaltung behielt er bis zum Schluss: „Mir geht‘s doch gut, ich hab doch alles“, das war seine Einstellung.

Die Dankbarkeit überwiegt im Rückblick nach einem so langen, erfüllten Leben. Und zugleich ist auch Traurigkeit da, denn ein Mensch, der immer da war, so viele Jahre lang, ist nun nicht mehr.

Darüber möchte ich mit Ihnen nun noch ein wenig nachdenken. Sie haben mich auf einen Vers aus der Bibel hingewiesen, der Ihnen gefallen hat, der sich mit dem Thema „Trauer“ auseinandersetzt und der zu Ihrem Vater passt. Es ist ein Satz, den Jesus zu seinen Freunden sagte, bevor er sterben musste (Johannes 16, 22):

Ihr habt nun Traurigkeit, aber ich will euch wiedersehen, und Euer Herz soll sich freuen.

Es ist ein Satz, den wir im Vertrauen auf Gott aber auch so hören können, als ob ihn uns der Verstorbene sagt, denn von Gott aus gesehen, gehen die Toten nicht verloren, sie kommen zu Gott, der viele Wohnungen in seinem Himmel hat, auch wenn wir diesen Himmel nicht sehen und uns gar nicht vorstellen können, wie schön diese Wohnungen sind. Das müssen wir auch nicht wissen; es genügt zu glauben: Wir kommen zu Gott, der uns lieb hat, der uns nicht verloren gehen lässt. Er bringt das, was in unserem Leben schön war, so richtig zur Geltung, er macht das heil, was in unserem Leben kaputt war. Wir können das nur in Bildern beschreiben, weil wir keine Landkarte vom Himmel haben und weil Gott viel größer ist als alle unsere Gedanken.

„Ihr habt nun Traurigkeit, aber ich will euch wiedersehen.“ Damit ist gesagt, dass der Abschied von einem Toten nur für das Leben auf dieser Erde endgültig ist. Irgendwann muss ja jeder sterben, und dann tritt jeder in die Ewigkeit Gottes ein, und dann werden wir sehen, wissen, erkennen, was wir hier auf Erden nur glauben, ahnen, uns ausmalen können. Jesus versteht jedenfalls die Sehnsucht, dass wir einen Menschen, der wir geliebt haben, gerne wiedersehen möchten, und er drückt selber diese Sehnsucht aus, später im Himmel wieder mit seinen Freunden zusammen zu sein.

Von Jesus wissen wir, dass ihn seine Freunde und Freundinnen sogar schon sehen durften, als sie selber noch auf Erden lebten: die Frauen sahen ihn am Ostermorgen, die Männer am Abend des Ostertages; da wussten sie, dass Gott mächtiger ist als der Tod, dass er Jesus vom Tode auferweckt hatte, dass jeder Mensch auf die Auferstehung hoffen und sprechen darf: „ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen“.

Mitten in der Trauer ist es möglich, auch Freude zu empfinden, sozusagen nach rückwärts und nach vorwärts.

Unser Herz darf sich freuen, rückwärts gewandt, indem wir dankbar sind für alles Gute und Liebe in diesem Leben, für alle Bewahrung und Bewährung, für alles, was erfüllt war, aber auch für das, was unvollkommen war und ausgehalten werden musste.

Unser Herz darf sich freuen, nach vorn gewandt, indem wir den Verstorbenen getrost loslassen können, weil wir wissen: Er geht uns voraus in die Liebe Gottes hinein, wo er gut aufgehoben ist.

Und unser Herz darf sich auch freuen, indem wir für unser eigenes Leben gute Entscheidungen treffen: Dass wir uns bewusst sind, wie kostbar unser Leben ist, dass wir dankbar leben, dass wir verantwortlich mit den Gaben und den Menschen umgehen, die uns anvertraut sind, dass wir spüren: der Verstorbene ist für uns in manchem auch ein Vorbild, dem wir nacheifern können.

In diesem Sinne dürfen wir getrost Herrn W. loslassen und ihn den liebevollen Händen Gottes anvertrauen.

Zum Abschluss meiner Ansprache möchte ich Ihnen Worte Jesu aus dem Evangelium nach Johannes vorlesen, die zu dem Vers hinführen, den Sie für diese Feier ausgesucht haben (Johannes 13 und 14 und 16):

1 Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater; und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.

33 [Und Jesus sprach zu ihnen:] Liebe Kinder, ich bin noch eine kleine Weile bei euch. Ihr werdet mich suchen. Und…: Wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkommen.

1 Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!

2 In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.

5 Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat.

6 Doch weil ich das zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer.

16 Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen.

17 Da sprachen einige seiner Jünger untereinander: Was bedeutet das, was er zu uns sagt: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen; und: Ich gehe zum Vater?

18 Da sprachen sie: Was bedeutet das, was er sagt: Noch eine kleine Weile? Wir wissen nicht, was er redet.

19 Da merkte Jesus, dass sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Danach fragt ihr euch untereinander, dass ich gesagt habe: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen?

20 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.

21 Eine Frau, wenn sie gebiert, so hat sie Schmerzen, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist.

22 Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.

33 Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Amen.

Großer Gott, wir danken dir für das Leben von Herrn W., besonders für alle Bewahrung in Krieg und Frieden, für die Erfüllung seines Lebens in seiner Arbeit und seiner Abenteuerlust, in seiner Freude an Sport und Geselligkeit und vielfältiger Herausforderung. Vor allem danken wir dir für die Liebe, die wir empfangen und geben, und auch für die Kraft, mit der du uns ausrüstest, um auch Schweres zu tragen.

Nimm nun Herrn W. in Gnaden auf in deinem Himmel. Und bleibe bei den Menschen, die er zurück lässt und traurig sind und lass ihr Herz wieder froh werden, denn es gibt ein Wiedersehen. Alle unsere schweren Gedanken bringen wir vor dich, Gott. Hilf uns, unsere Belastungen zu tragen und unser Leben zu meistern. Amen.

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