Bild: Pixabay

Ich glaube an Gott, den Vater

In der ersten Predigt zum Glaubensbekenntnis geht es um einen Überblick über das gesamte Credo: Was bedeutet es, zu sagen: „Ich glaube an Gott“? In drei Abschnitten zum 1. Glaubensartikel wird dann der Glaube an den „Vater“, der kein Mann ist, an dessen „Allmacht“ der Liebe und an den „Schöpfer des Himmels und der Erde“ erläutert.

Das Ölbild: "Segen Gottes des Vaters": Der alte Mann mit Bart hält Daumen, Zeige- und Mittelfinger segnend hoch und schaut auf die Erdkugel in der linken Hand
Die vertraute Vorstellung vom Vatergott als alter Mann mit langem Bart (Bild: WikimediaImagesPixabay)

direkt-predigtAbendmahlsgottesdienst am 6. Sonntag nach Trinitatis, 7. Juli 2013, 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße alle herzlich im Abendmahlsgottesdienst in der Pauluskirche mit dem Wort zur Woche aus dem Buch Jesaja 43, 1:

„Nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat…: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“

An den vier Sonntagen im Juli hält Herr Pfarrer Schütz eine Predigtreihe über das Glaubensbekenntnis. Heute fängt er mit dem ersten Glaubensartikel an, mit dem Glauben an Gott, den Vater. Zur Einstimmung auf das Nachdenken über den allmächtigen Gott, der die Welt und uns geschaffen hat und den wir den Vater nennen, singen wir aus dem Lied 327 die Strophen 1 bis 3:

1. Wunderbarer König, Herrscher von uns allen, lass dir unser Lob gefallen. Deine Vatergüte hast du lassen fließen, ob wir schon dich oft verließen. Hilf uns noch, stärk uns doch; lass die Zunge singen, lass die Stimme klingen.

2. Himmel, lobe prächtig deines Schöpfers Taten mehr als aller Menschen Staaten. Großes Licht der Sonne, schieße deine Strahlen, die das große Rund bemalen. Lobet gern, Mond und Stern, seid bereit, zu ehren einen solchen Herren.

3. O du meine Seele, singe fröhlich, singe, singe deine Glaubenslieder; was den Odem holet, jauchze, preise, klinge; wirf dich in den Staub darnieder. Er ist Gott Zebaoth, er nur ist zu loben hier und ewig droben.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit Worten aus dem Psalm 68:

2 Gott steht auf; so werden seine Feinde zerstreut, und die ihn hassen, fliehen vor ihm.

3 Wie Rauch verweht, so verwehen sie; wie Wachs zerschmilzt vor dem Feuer, so kommen die Gottlosen um vor Gott.

4 Die Gerechten aber freuen sich und sind fröhlich vor Gott und freuen sich von Herzen.

5 Singet Gott, lobsinget seinem Namen! Macht Bahn dem, der durch die Wüste einherfährt; er heißt HERR. Freuet euch vor ihm!

6 Ein Vater der Waisen und ein Helfer der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung,

7 ein Gott, der die Einsamen nach Hause bringt, der die Gefangenen herausführt, dass es ihnen wohlgehe; aber die Abtrünnigen lässt er bleiben in dürrem Lande.

11 … Gott, du labst die Elenden in deiner Güte.

20 Gelobt sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.

21 Wir haben einen Gott, der da hilft, und den HERRN, der vom Tode errettet.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott, wir bekennen vor dir, dass es uns manchmal schwer fällt, an dich als einen allmächtigen Gott zu glauben, der zugleich die Liebe ist. Wir bekennen vor dir, dass wir manchmal Mühe haben, an dich als den Schöpfer der Welt zu glauben, der auch für das Böse in der Welt irgendwie verantwortlich ist, weil du es jedenfalls zulässt. Wir bekennen vor dir, dass es nicht immer leicht ist, dich als Vater anzurufen, denn manche von uns haben keinen guten Vater in ihrer Erinnerung, und manche fragen sich, warum man sich dich fast immer männlich vorstellt. Gott, wir möchten gerne glauben. Hilf uns dabei, falsche Stolpersteine für unseren Verstand aus dem Weg räumen, die uns am Glauben hindern. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Wir loben Gott mit einem Gebet des Kirchenvaters Augustin:

Groß bist Du, Herr, und sehr zu loben; groß ist Deine Kraft, und Deine Weisheit ist unermesslich. Und loben will Dich der Mensch, ein kleiner Teil Deiner Schöpfung, der Mensch, der sein Sterben mit sich schleppt. Du weckst uns auf, dass Dich zu loben Freude macht; denn Du schufst uns zu Dir hin, und unser Herz bleibt unruhig, bis dass es Ruhe findet in Dir.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Großer Gott, wir können nicht an dich glauben aus eigener Kraft. Du selbst musst dich uns zu erkennen geben. Du selbst musst Glauben in uns wecken. Wir bitten dich um das Vertrauen zu dir durch die Kraft deines Heiligen Geistes im Namen deines Sohnes Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus dem 5. Buch Mose – Deuteronomium 32, 1-6:

1 Merkt auf, ihr Himmel, ich will reden, und die Erde höre die Rede meines Mundes.

2 Meine Lehre rinne wie der Regen, und meine Rede riesele wie Tau, wie der Regen auf das Gras und wie die Tropfen auf das Kraut.

3 Denn ich will den Namen des HERRN preisen. Gebt unserm Gott allein die Ehre!

4 Er ist ein Fels. Seine Werke sind vollkommen; denn alles, was er tut, das ist recht. Treu ist Gott und kein Böses an ihm, gerecht und wahrhaftig ist er.

5 Das verkehrte und böse Geschlecht hat gesündigt wider ihn; sie sind Schandflecken und nicht seine Kinder.

6 Dankst du so dem HERRN, deinem Gott, du tolles und törichtes Volk? Ist er nicht dein Vater und dein Herr? Ist’s nicht er allein, der dich gemacht und bereitet hat?

Herr, dein Wort ist unseres Fusses Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Wir bekennen unseren christlichen Glauben mit den drei Artikeln des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, die vom Glauben an Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist handeln. Auf den ersten Artikel gehe ich in der Predigt ein:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde;

und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Wir singen das Lied 199:

Gott hat das erste Wort
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, zur Predigt hören wir den ersten Artikel unseres Glaubensbekenntnisses:

Ich glaube
an Gott,
den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer
des Himmels
und der Erde.

Nur acht sinntragende Wörter umfasst dieser Abschnitt, davon sechs Hauptwörter, ein Fürwort und ein Tätigkeitswort. Davon beziehen sich die beiden Letztgenannten, nämlich der kleine Satz „Ich glaube“ auf das ganze Bekenntnis. Und schon bei diesen beiden kleinen Wörtern besteht Erläuterungsbedarf.

Warum steht an dieser Stelle zum Beispiel nicht „Wir glauben“? Es geht hier doch um das Bekenntnis der christlichen Kirche. Man hätte ja sagen können: Hier wird kurz zusammengefasst, was wir alle gemeinsam glauben, und daneben gibt es vielleicht auch noch Sachen, die jeder und jede einzelne anders glaubt. Im Bekenntnis wird aber Wert darauf gelegt, dass jeder, der es mitspricht, sich bewusst macht: Es geht hier nicht um ein Mitläufertum mit dem, was alle glauben, sondern jeder einzelne ist aufgefordert, im Bekenntnis „Ich“ zu sagen. Ganz bewusst soll jeder und jede einzelne prüfen, wie er oder sie die Aussagen, die vor vielen Jahrhunderten zusammengestellt worden sind, verstehen will und auf sich selber beziehen kann.

Auch beim „Glauben“ gibt es oft Missverständnisse. Noch immer meinen viele, es geht im Glaubensbekenntnis um ein Fürwahrhalten von Fakten. Sie denken: Wenn mir die Frage der Allmacht Gottes oder der Himmelfahrt Jesu Kopfzerbrechen bereitet, bin ich kein richtiger Christ. Wenn für mich die Jungfrauengeburt keine biologische Tatsache ist und das leere Grab Jesu nicht als Beweis für seine Auferstehung anerkennen mag, ist mein Glaube vielleicht nicht stark genug. Die meisten von Ihnen kennen mich gut genug – ich verstehe das Wesen des Glaubens anders.

Die frühen Christen verwendeten für ihre Glaubensbekenntnisse aus guten Gründen das griechische Wort „symbolon“; denn in den Worten dieser Symbole erscheinen Bilder, die einen tieferen Sinn haben als nur platten Faktenglauben.

Worin besteht dann aber diese Tätigkeit des „Glaubens“? „Ich glaube“, damit ist in der ganzen Bibel und auch im Glaubensbekenntnis etwas gemeint, was unsere ganze Persönlichkeit und unser ganzes Leben umfasst. Ich vertraue auf Gott, ich verlasse mich auf ihn, ich finde einen Grund in ihm, der mich hält und trägt und mir Orientierung im Leben gibt.

Noch ein weiteres Wort am Anfang des Glaubensbekenntnisses bezieht sich auf alle drei Abschnitte: das Wort „Gott“. „Ich glaube an Gott“, dieser Satz wird durch die drei folgenden Glaubensartikel näher erläutert. Denn das Wort „Gott“ kann vieles bedeuten. Martin Luther hat gesagt: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“ Manche sagen auch: Das, was unsere Lebenswirklichkeit prägt und bestimmt, ist so etwas wie der Gott unserer Gesellschaft, und das ist nicht unbedingt ein lieber Gott, sondern vielleicht wirtschaftliche Sachzwänge oder Kapitalinteressen, manchmal auch, heutzutage vor allem in anderen Ländern, ideologische oder religiöse Fanatismen. Auf jeden Fall glauben wir als Christen nicht einfach an einen x-beliebigen Gott. Wir wissen nicht aus unserer Vernunft, wer oder wie Gott ist, sondern wir glauben an den Gott, der sich uns in der Bibel selber bekannt macht.

Die Christen, die das Glaubensbekenntnis in den ersten vier Jahrhunderten nach Christi Geburt zusammengestellt haben, waren der Auffassung: am besten wird das Wesen dieses Gottes für uns in einem Bekenntnis fassbar, wenn wir deutlich machen, dass wir ihn niemals einfach in der Hand oder im Kopf haben. Gott ist immer wieder anders.

Zum Beispiel erkennen wir Gott darin, dass wir seine Schöpfung bestaunen, dass er als Vater für uns sorgt. Aber wenn wir in dieser Schöpfung das Böse und unvorstellbares Leid wahrnehmen, befallen uns auch Zweifel an seiner Allmacht.

Im Vertrauen auf Jesus sehen wir klarer, worin die Allmacht Gottes besteht. In diesem Menschen gibt sich Gott nämlich auf einmalige und unverwechselbare Weise uns Menschen auf der Erde zu erkennen: der ewige Gott wird Mensch, der liebt und leidet, der stirbt und aufersteht.

Wenn wir uns fragen, was dieser Mensch Jesus, der schon lange nicht mehr auf dieser Erde lebt, mit uns zu tun hat, legt uns der dritte Artikel im Glaubensbekenntnis tröstlich ans Herz: Gott selbst will in uns wohnen, das nennen wir den Heiligen Geist. Er erfüllt unsere Herzen mit Glauben, Liebe und Hoffnung und schließt uns zu einer Kirche zusammen, in der wir alle zusammen eine Gemeinschaft der Heiligen bilden. Ja, heilig können wir sein, weil Gott uns durch seine Vergebung zutraut, nach seinem guten Willen zu leben.

Das war ein Überblick über das ganze Glaubenskenntnis im Zusammenhang. Ich hoffe, ich konnte deutlich machen: Es gehört wirklich alles zusammen. Den Vater erkennen wir nur dadurch, dass der Sohn Jesus ihn uns bekannt gemacht hat, und auch das Vertrauen zu Jesus gewinnen wir nur, wenn der Geist Gottes in uns diesen Glauben, dieses Vertrauen, wachsen lässt.

Im ersten Glaubensartikel selbst bleiben nur noch fünf Hauptwörter übrig: Vater, Allmächtiger, Schöpfer, Himmel und Erde. Die letzten drei gehören zusammen, der Schöpfer erschafft Himmel und Erde. In der Predigt folgen nun also drei Abschnitte: 1. Was bedeutet es, an Gott als den Vater zu glauben? 2. Inwiefern ist Gott allmächtig? Und 3. Was bedeutet es, dass wir Gott den Schöpfer des Himmels und der Erde nennen?

Schon für das Volk Israel war Gott der „Vater“. In der Tora der Juden, in den fünf Büchern Mose, wird das deutlich ausgesprochen. Gott selbst sagt im 2. Buch Mose – Exodus 4, 22:

Israel ist mein erstgeborener Sohn.

Und vorhin haben wir im 5. Buch Mose – Deuteronomium 32, 6 gehört, wie dort nach dem Gott gefragt wird, der Israel aus der Sklaverei in die Freiheit geführt hat:

Ist er nicht dein Vater und dein Herr?

Wichtig ist dabei die Betonung auf dem „er“. Er, der ein Befreier ist, ist der Vater des Volkes Gottes. Er ist kein Tyrann, kein Unterdrückergott, im Gegenteil: Herr und Vater wird in Israel ein Gott genannt, der Menschen Freiheit schenkt.

Dass Gott „Vater“ genannt wird, meint übrigens nicht, dass Gott männlich wäre. Nein, ausdrücklich steht in der Schöpfungserzählung am Anfang der Bibel, dass die Menschen nach Gottes Bild geschaffen sind, „und zwar männlich und weiblich“. Beide, Männer und Frauen, sind dazu berufen, als Ebenbilder Gottes zu leben. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass wir alle äußerlich wie Gott aussehen, sondern unsere Ähnlichkeit mit ihm kommt dort zu Tage, wo wir seine Liebe in uns aufnehmen und ausstrahlen.

Trotzdem überwiegen in der Bibel männliche Bilder für Gott: König, Richter, Herr, Vater. Auch Jesus sagt zu Gott im Gebet „Vater“ oder „Abba“, „Papa“. Die Männer hatten damals in der Öffentlichkeit einfach mehr zu sagen. Weibliche Bilder für Gott standen eher im Hintergrund. Sie sind in der Bibel aber durchaus vorhanden. Da ist der Gott, der uns wie eine Mutter tröstet. Da wird Gott mit einer Hebamme verglichen oder mit eine Glucke, die ihre Küken beschützt. Auch mit dem Bild des Vaters meint Jesus keinen männlichen Macho-Gott, sondern einen Vater-Gott mit vielen weiblichen Anteilen. Gottes Wesen ist die Liebe: barmherzig, fürsorglich, auf ein friedliches Miteinander bedacht.

Und diesen barmherzigen Gott der Liebe nennt unser erster Glaubensartikel zugleich den „Allmächtigen“.

Es ist wichtig, dass wir die Allmacht dieses Gottes ganz eng mit seiner Liebe in Verbindung bringen, sonst geraten wir in absurde Gedankenspielereien. Atheistische Philosophen haben sich gefragt, ob Gott einen Stein erschaffen könnte, den er selbst nicht aufheben kann, und wollten damit Gottes Allmacht lächerlich machen.

Wer an die Allmacht der Liebe Gottes glaubt, der vertraut darauf, dass Gottes Macht zwar für unseren Verstand unergründlich ist, dass sie aber stärker ist als alle anderen Mächte dieser Welt. Am Ende wird sich die Liebe Gottes durchsetzen, das ist sein Wille, und es gibt keine böse Macht, die das verhindern kann.

Dem scheint zu widersprechen, dass Gott das Böse oft gewähren lässt. In einem Gleichnis sagt Jesus, dass Gott mit dem Unkraut unter dem Weizen, das die Menschen in ihren bösen Haltungen und Taten produzieren, geduldiger und nachsichtiger umgeht, als viele es sich wünschen würden. Oft erscheint Gott machtlos; er nimmt auch Menschen, die böse handeln, nicht ihre Freiheit und zwingt sie nicht dazu, gut zu sein.

So weit geht die scheinbare Machtlosigkeit Gottes, dass Menschen sogar seinen Sohn ans Kreuz nageln. Ist Gott damit nicht völlig am Ende? Nein, sagt die Bibel, denn Jesus nimmt aus Liebe diesen Tod auf sich, und der Vater im Himmel erweist seine Allmacht darin, dass er Jesus entgegen allem Augenschein eben doch nicht verlässt. Wo tiefste Gottverlassenheit regiert, kann Gott dennoch das Allerböseste zum Guten wenden. Seine Liebe ist stärker als alles. Indem wir an Gott, den Allmächtigen glauben, glauben wir an seine allmächtige Liebe.

Schließlich glauben wir mit dem ersten Glaubensartikel an Gott, den „Schöpfer des Himmels und der Erde“. Sie kennen mich: Ich halte nichts davon, diesen Satz naturwissenschaftlich misszuverstehen. Wir müssen nicht als Tatsache akzeptieren, die Erde sei in sechs 24-Stunden-Werktagen erschaffen und wir Menschen seien buchstäblich aus Lehm geknetet oder aus der Rippe eines anderen Menschen von Gott persönlich gebaut worden. Dass Gott unsere Gestalt liebevoll wie ein Künstler formt, dass er uns als leblosen Erdklumpen Leben einhaucht, dass er die Entstehung der Welt und die Evolution des Lebens auf der Erde in einer Ordnung plant und ablaufen lässt, die uns Raum und Zeit eröffnet, um ein sinnvolles Leben zu führen, all das sind wunderbare bildhafte Geschichten, die unerschöpflich tiefe Wahrheiten enthalten. Unser Leben ist das Geschenk eines Gottes an uns, der uns liebt und der uns dazu herausfordert, unsere Erde so zu bebauen und zu bewahren, dass sie als kostbarer Lebensraum auch unseren Kindern und Enkeln erhalten bleibt.

Noch ein letzter Gedankengang zu der Formulierung: „Schöpfer des Himmels und der Erde“. Dass auch der Himmel von Gott geschaffen ist, war den Menschen der Bibel sehr wichtig. Es gibt außer Gott nichts Ewiges, auch das Weltall, so unermesslich groß mit Milliarden von Galaxien, die Milliarden von Sonnen und Planetensysteme enthalten, ist nicht größer als Gott.

Zur Zeit der Bibel dachten die meisten Menschen, dass die Himmelskörper Götter seien. Übrig geblieben ist von dieser Vorstellung, dass noch heute viele Menschen an Horoskope glauben, also daran, dass die Sterne unser Schicksal bestimmen. Gegen diesen Glauben wendet sich unser Glaubensbekenntnis mit Nachdruck. Nicht nur die Erde, sondern auch der Himmel mit allen Sternen und Planeten ist das Werk Gottes; und selbst wenn es möglich wäre, mit Hilfe der Astrologie in die Zukunft zu schauen, rät Gott dringend davon ab; denn wer die Zukunft kontrollieren will, gerät in unabsehbare Ängste. Wir müssen die Zukunft auch gar nicht kontrollieren, denn sie steht in Gottes Hand. Wer sich ihm anvertraut, der darf getrost sein Leben führen und in die Zukunft gehen.

So beschließe ich die Auslegung des ersten Glaubensartikels. Am nächsten Sonntag geht es noch nicht um den zweiten Artikel vom Glauben an Jesus – ich füge eine Predigt ein über den vergessenen Glaubensartikel, nämlich die Wurzeln unseres christlichen Glaubens im Volk Israel. In zwei und drei Wochen geht es dann um den Glauben an Jesus Christus und an den Heiligen Geist. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Lied 227:

1. Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben und für den Glauben, den du uns gegeben, dass wir in Jesus Christus dich erkennen und Vater nennen.

2. Jedes Geschöpf lebt von der Frucht der Erde; doch dass des Menschen Herz gesättigt werde, hast du vom Himmel Speise uns gegeben zum ewgen Leben.

3. Wir, die wir alle essen von dem Mahle und die wir trinken aus der heilgen Schale, sind Christi Leib, sind seines Leibes Glieder, Schwestern und Brüder.

4. Aus vielen Körnern ist ein Brot geworden: So führ auch uns, o Herr, aus allen Orten zu einer Kirche durch dein Wort zusammen in Jesu Namen.

5. In einem Glauben lass uns dich erkennen, in einer Liebe dich den Vater nennen, eins lass uns sein wie Beeren einer Traube, dass die Welt glaube.

6. Gedenke, Herr, die Kirche zu erlösen, sie zu befreien aus der Macht des Bösen, als Zeugen deiner Liebe uns zu senden und zu vollenden.

Im Abendmahlslied haben wir uns darauf besonnen, dass wir Gott den Vater nur durch Jesus so erkennen, wie er sich in seiner Liebe uns schenken will. In der Feier des Heiligen Mahles vertrauen wir uns dem Vater im Himmel an, an den auch Jesus geglaubt hat und der in der Allmacht seiner Liebe seine Schöpfung und seine Menschenwelt bewahren und vor allem Bösen erretten will.

Gott, nimm weg, was uns von dir trennt: Wo wir zu wenig Vertrauen haben, wo wir zu wenig lieben, wo wir verbittert und verhärtet sind. Vergib uns, wo wir in einer bösen Welt mit den Wölfen heulen, statt Gutes zu tun, so viel wir können. In der Stille bringen wir vor dich, was unsere Seele belastet:

Beichtstille

Wollt Ihr Gottes Treue und Vergebung annehmen, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Erhebet eure Herzen! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, Gott ernst zu nehmen als den, der stärker ist als alle Götter dieser Welt: stärker als Habgier und Gewalt, stärker als Trieb und Sucht, stärker als Bosheit und Gleichgültigkeit. Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Wir beten mit Jesu Worten:

Vater unser und Einsetzungsworte

Gott, der Vater, offenbart sich uns in der Liebe Jesu Christi. Wir empfangen Jesu Leib, und Gottes Liebe lebt in uns. Nehmt und gebt weiter, was euch gegeben ist – den lebendigen Leib der Liebe Gottes.

Herumreichen des Korbs

Mit dem Kelch, den wir trinken, feiern wir die Gemeinschaft der Heiligen, zu der uns Jesus Christus zusammenschließt. Nehmt hin den Kelch der Versöhnung, der Vergebung, der Liebe Gottes.

Austeilen der Kelche

So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die auf ihn vertrauen, nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben. Geht hin im Frieden!

Fürbitten

Wir singen das Lied 333:

1. Danket dem Herrn! Wir danken dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich, sie währet ewiglich, sie währet ewiglich!

2. Lobet den Herrn! Ja, lobe den Herrn auch meine Seele; vergiss es nie, was er dir Guts getan, was er dir Guts getan, was er dir Guts getan!

3. Sein ist die Macht! Allmächtig ist Gott; sein Tun ist weise, und seine Huld ist jeden Morgen neu, ist jeden Morgen neu, ist jeden Morgen neu!

4. Groß ist der Herr; ja groß ist der Herr; sein Nam ist heilig, und alle Welt ist seiner Ehre voll, ist seiner Ehre voll, ist seiner Ehre voll!

5. Betet ihn an! Anbetung dem Herrn; mit hoher Ehrfurcht werd auch von uns sein Name stets genannt, sein Name stets genannt, sein Name stets genannt!

6. Singet dem Herrn! Lobsinget dem Herrn in frohen Chören, denn er vernimmt auch unsern Lobgesang, auch unsern Lobgesang, auch unsern Lobgesang!

Abkündigungen

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars stimmen Sie seiner Veröffentlichung zu (siehe Datenschutzerklärung). Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.