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Kein Mitleid, das entmündigt

Jesus redet nicht die vier Helfer, sondern den Gelähmten selbst an. Der Kranke braucht menschliche Nähe, aber kein Mitleid, das ihn entmündigt. „Dir sind deine Sünden vergeben“, sagt Jesus, nicht weil er selbst schuld sei an seiner Krankheit. Doch auch als Kranker trägt er für sein Denken, Reden und Tun selbst die Verantwortung.

Mitleid entmündigt: Das Bild zeigt eine Grafik von vier als Puzzle-Teile dargestellten, miteinander verbundenen, blauen Figuren
Ihre Hilfe ist großartig – doch Jesus spricht nicht die vier Helfer an (Bild: Gerd AltmannPixabay)

#predigtGottesdienst mit Taufe am 18. Sonntag nach Trinitatis, 14. Oktober 1979, um 10.30 Uhr in der Kirche zu Reichelsheim
Orgelvorspiel
Lied EKG 250 (EG 351), 1-2+6:

1. Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich; sooft ich ruf und bete, weicht alles hinter sich. Hab ich das Haupt zum Freunde und bin geliebt bei Gott, was kann mir tun der Feinde und Widersacher Rott?

2. Nun weiß und glaub ich feste, ich rühm‘s auch ohne Scheu, dass Gott, der Höchst und Beste, mein Freund und Vater sei und dass in allen Fällen er mir zur Rechten steh und dämpfe Sturm und Wellen und was mir bringet Weh.

6. Nichts, nichts kann mich verdammen, nichts nimmt mir meinen Mut: Die Höll und ihre Flammen löscht meines Heilands Blut. Kein Urteil mich erschrecket, kein Unheil mich betrübt, weil mich mit Flügeln decket mein Heiland, der mich liebt.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Wenn einer Vergebung erfährt; wenn Vorwürfe nicht mehr verletzen, dann kann er sich freuen, Mensch zu sein. Er muss sich nicht mehr verstecken, Schwächen verheimlicht er nicht. Als ich Angst vor euch hatte, quälte ich mich Tag und Nacht. Als ich wagte, aus mir herauszugehen, wurde ich frei.

Gott, ich weiß: das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung. Aber ich denke nicht gern daran, dass ich anderen viel schuldig geblieben bin, dass ich sie gleichgültig behandelt, dass ich sie bedrängt, dass ich sie verletzt habe. Das macht mich krank. Die Unruhe meines Herzens betäube ich und werde nicht gesund. Ich suche einen Ort, an dem ich mich erinnern und aussprechen kann, was mich quält, einen Ort, von dem ich weggehen kann und sagen: Meine Seele ist gesund geworden. Herr, unser Gott, wir danken dir, dass wir uns hier in Frieden versammeln dürfen, und bitten dich um deinen guten Geist, dass er uns öffne für dein freisprechendes Wort durch Jesus Christus, unsern Herrn. Amen.

Schriftlesung – Epheser 4, 22-32:

22 Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet.

23 Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn

24 und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.

25 Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.

26 Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen,

27 und gebt nicht Raum dem Teufel.

28 Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann.

29 Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.

30 Und betrübt nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung.

31 Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit.

32 Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

Lied EKG 226 (EG 318), 5-7:

5. Er gibt uns seinen guten Geist, erneuet unsre Herzen, dass wir vollbringen, was er heißt, ob‘s auch das Fleisch mag schmerzen. Er hilft uns hier mit Gnad und Heil, verheißt uns auch ein herrlich Teil von den ewigen Schätzen.

6. Nach unsrer Ungerechtigkeit hat er uns nicht vergolten, sondern erzeigt Barmherzigkeit, da wir verderben sollten. Mit seiner Gnad und Gütigkeit ist uns und allen er bereit, die ihm von Herzen hulden.

7. Was er nun angefangen hat, das will er auch vollenden; nur geben wir uns seiner Gnad, opfern uns seinen Händen und tun daneben unsern Fleiß, hoffend, er werd zu seinem Preis all unsern Wandel wenden.

Gottes Gnade und Vergebung sei mit uns allen. Amen.

Wir hören den Predigttext aus dem Evangelium nach Markus 2, 1-12:

1 Und nach einigen Tagen ging er wieder nach Kapernaum; und es wurde bekannt, dass er im Hause war.

2 Und es versammelten sich viele, so dass sie nicht Raum hatten, auch nicht draußen vor der Tür; und er sagte ihnen das Wort.

3 Und es kamen einige zu ihm, die brachten einen Gelähmten, von vieren getragen.

4 Und da sie ihn nicht zu ihm bringen konnten wegen der Menge, deckten sie das Dach auf, wo er war, machten ein Loch und ließen das Bett herunter, auf dem der Gelähmte lag.

5 Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.

6 Es saßen da aber einige Schriftgelehrte und dachten in ihren Herzen:

7 Wie redet der so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?

8 Und Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, dass sie so bei sich selbst dachten, und sprach zu ihnen: Was denkt ihr solches in euren Herzen?

9 Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf, nimm dein Bett und geh umher?

10 Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden – sprach er zu dem Gelähmten:

11 Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim!

12 Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor aller Augen, so dass sie sich alle entsetzten und Gott priesen und sprachen: Wir haben so etwas noch nie gesehen.

Liebe Gemeinde!

Angenommen, einer von uns käme ins Krankenhaus, ersehnt Hilfe, möchte geheilt werden. Und der erste Arzt, der sich ihn dort ansieht, würde ihm ins Gesicht sagen: „Ihre Sünden sind Ihnen vergeben!“ Ich glaube kaum, dass uns so etwas jemals passieren wird. Das passt einfach nicht. Da ist einer hilflos, sucht Heilung, und dann wird er auf seine Schuld angesprochen, wird ihm seine Schuld vergeben. Aber darum hatte er doch gar nicht gebeten.

Unser Predigttext erzählt schon eine eigentümliche Geschichte: Da haben vier Männer von Jesus gehört. Der hatte Aufsehen erregt. Menschenmengen waren zusammengelaufen, wo er das Wort ergriffen hatte. Überall hatte er verkündet, dass Gott jetzt erfüllt, was er versprochen hatte, dass er seine Herrschaft der Liebe aufrichten will. Er hatte Menschen geheilt, getröstet, zur Umkehr gerufen. Der kann vielleicht auch dem Gelähmten helfen, dachten die vier Männer, dem, der nicht laufen, sich kaum bewegen kann, der keine Aussicht auf Heilung hat und verzweifelt ist. Jesus hatte anderen schon Hoffnung gegeben, warum nicht ihm?

Aber wo war Jesus zu erreichen? Er wanderte ja durch ganz Galiläa, war jeden Tag an einem anderen Ort, obwohl er doch eigentlich hier in Kapernaum wohnte, bei Petrus und seiner Familie, seit er den als Mitarbeiter gewonnen hatte. Endlich – heute war Jesus wieder zu Hause. Die vier Männer sagten sich: Heute müssen wir unseren Patienten zu ihm hinbringen, morgen ist er vielleicht schon wieder weitergezogen. Wenn Jesus ihm nicht helfen kann, dann keiner.

Aber als sie bei Jesus zu Hause ankommen, sind da schon so viele Leute, die Haus und Hof belagern, dass sie nicht durchkommen können. Was tun? Die vier haben Phantasie und Mut. Sie steigen Jesus einfach aufs Dach, decken es ab, lassen den Gelähmten auf seiner Matte herunter zu Jesus, legen ihn ihm vor die Füße. Er wird schon nicht schimpfen, dass sie das Dach beschädigt haben. Die Mühe wird nicht umsonst gewesen sein. Sie haben großes Vertrauen zu Jesus.

Und nun das Überraschende. Jesus fragt nicht, was dem Mann fehlt. Er tut auch vorläufig nichts zu seiner Heilung. Er sagt als erstes: „Deine Sünden sind dir vergeben.“

Sieht Jesus denn nicht, dass der Mann krank ist und geheilt werden will, dass er hilflos ist und Mitleid verdient, statt auf seine Sünden – welche Sünden denn? – angesprochen zu werden? Einen Arzt im Krankenhaus, der uns das zu sagen wagen würde, würden wir für nicht ganz normal halten. Dafür ist er nicht zuständig, das steht ihm nicht zu, wir erwarten anderes von ihm.

Ich lasse in dieser Predigt jetzt alle anderen Gedanken zu unserem Text beiseite und beschäftige mich nur mit diesem Satz Jesu: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Was haben denn Krankheit und Sünden miteinander zu tun?

Im Krankenhaus habe ich schon von manchem Patienten die bittere Klage gehört: Warum habe gerade ich diese Krankheit? Was habe ich denn getan? Wir wissen: jeder kann krank werden, gute Menschen und böse, und trotzdem fragen wir oft, ob nicht Krankheit eine Strafe sein könnte, fragen uns, ob nicht ein anderer diese Strafe viel eher verdient habe. Solche grüblerischen Gedanken könnten auch den Gelähmten umgetrieben haben, in verschärfter Form in einer Zeit, in der man allgemein die Krankheiten als Strafe Gottes sah. Wie viele Leute hatten ihn wohl schon gefragt, was hast du getan, dass es dir so ergeht?

Jesus fragt ihn nicht so, er sagt: „Deine Sünden sind dir vergeben. Gott trägt sie dir nicht nach.“ Krankheit ist keine Strafe Gottes. Die Frage: was habe ich denn getan, dass ich so leiden muss, ist sinnlos. Die Selbstvorwürfe: das geschieht mir ja ganz recht – führen zu nichts, sie machen noch kränker, seelisch krank. Die Selbstrechtfertigung: ich habe mir nichts vorzuwerfen, und die damit verbundene bittere Anklage gegen Gott: warum muss dann ausgerechnet ich dies durchmachen? – verhilft ebensowenig zu einem befreiten Leben, wenn auch unter eingeschränkten Bedingungen. Sie lässt seelisch verkümmern. Jesus befreit von den Selbstanklagen und von der Selbstrechtfertigung, von der Verzweiflung und von der Verbitterung gegen Gott, indem er nur den Satz sagt: „Deine Sünden sind dir vergeben.“

Wenn die einen damals einen Kranken verurteilten: der muss ja wohl Dreck am Stecken haben, so würden andere wohl eher umgekehrt reagieren: mit einem Kranken muss man doch Mitleid haben, der kann sich ja nicht einmal selbst helfen, dem kann man nicht auch noch Sünden vorhalten.

Haben Sie das auch schon erlebt? Einer, den man viel und oft kritisiert hat, wird schwer krank, und plötzlich versucht man, auch seine guten Seiten zu sehen. Man will ihm nicht weh tun und schweigt deshalb lieber über wunde Punkte in seinem Verhalten. Aber ist ihm damit wirklich geholfen? Ist er damit nicht zu einer Sache geworden, zu einem Gegenstand unseres Mitleids, zu einem Fall für unsere Hilfe? Hat er aufgehört, ein direkter Ansprechpartner zu sein, ein Mensch mit eigenem Willen und eigener Verantwortung?

Jesus redet nicht die vier Helfer, sondern den Gelähmten selbst an. Er spricht ihn auf seine eigene Verantwortung an. Der Kranke braucht menschliche Nähe, aber kein Mitleid, das ihn entmündigt. Jesus will ihm nicht vorhalten, dass er selbst schuld sei an seiner Krankheit. Doch er spricht ihn darauf an, dass er auch als Kranker für sein Denken, Reden und Tun selbst die Verantwortung trägt. Dass seine Lähmung ihn nicht unfähig macht, für andere Menschen etwas zu bedeuten.

Auf einen solchen Zuspruch ist nicht nur der Kranke angewiesen. So wie eine Krankheit erlitten wird, scheinen wir alle in Schuld verstrickt zu sein, ohne uns dagegen wehren zu können. Ich habe noch fast niemanden kennengelernt, der zu mir von Schuld, von eigener Schuld, gesprochen hat, fast niemanden, der für seine Sünden Vergebung erhofft.

Man entschuldigt oft – sich selbst, kaum einen anderen – mit den Umständen, mit dem Argument: die anderen sind auch nicht bessere Menschen, mit der Überzeugung: ich kann eben nicht anders. Wer möchte nicht gern von sich behaupten: Ich habe mir nichts vorzuwerfen! Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen!

Stattdessen leiden wir, so meinen wir, unter der Schuld der anderen, die uns Unrecht tun. Unter den Umständen, die uns z. B. zu wenig Zeit für andere Menschen lassen. Oder unter unserer eigenen Persönlichkeitsentwicklung und unseren Anlagen, die uns eben so oder so geprägt haben. Immer sind es die anderen, die wir lieber verantwortlich machen als uns. Doch auch dieses Abschieben von Verantwortung macht krank, stört unsere seelische Gesundheit.

Denn wir sind trotz aller Bedingungen, in denen wir leben, Menschen mit einem Willen. Wir können uns entscheiden. Wir können Widerstand leisten gegenüber Umständen, die uns zu lieblosem Verhalten zu zwingen scheinen. Wir können neue Entscheidungen treffen für unser Verhalten, die in unserer bisherigen Persönlichkeitsentwicklung nicht vorgekommen sind. Wir können den Menschen, die uns Unrecht tun, Vergebung anbieten. Wir können uns nach unserer eigenen Verantwortung und nach eigener Schuld fragen.

Darauf spricht Jesus uns alle an mit seinem Satz: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Das ist ein harter, aber menschlicher und gnädiger Satz. Hart, weil er vorhandene Schuld nicht verharmlost. Menschlich, weil er uns so sieht, wie wir sind, endliche Menschen, die oft gedankenlos, lieblos und damit böse handeln. Und gnädig, weil es trotz dieser Schuld den Neuanfang gibt: Die Einsicht, dass wir Vergebung brauchen. Die Gewissheit, dass wir uns nicht rechtfertigen müssen, weil Gott uns vergibt. Die Umkehr zu einem liebevollen Verhalten. Den täglichen Kampf gegen die Versuchungen der Lieblosigkeit.

Dieser Kampf muss kein Krampf sein, wenn wir daran denken, wie schön Erfahrungen der Liebe, empfangener und verschenkter, sind. Wir könnten uns daran erinnern, jedesmal, wenn wir das Vaterunser beten: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“ Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Lied EKG 227 (EG 320), 1-4:

1. Nun lasst uns Gott dem Herren Dank sagen und ihn ehren für alle seine Gaben, die wir empfangen haben.

2. Den Leib, die Seel, das Leben hat er allein uns geben; dieselben zu bewahren, tut er nie etwas sparen.

3. Nahrung gibt er dem Leibe; die Seele muss auch bleiben, wiewohl tödliche Wunden sind kommen von der Sünden.

4. Ein Arzt ist uns gegeben, der selber ist das Leben; Christus, für uns gestorben, der hat das Heil erworben.

Taufe

Liebe Gemeinde!

Jede Taufe ist ein Ereignis, das Freude macht, ganz besonders natürlich, wenn es um das eigene Kind geht. In diesem Gottesdienst möchten wir nun unseren zweiten Sohn … taufen.

Das Taufwasser ist ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass … wirklich in Gottes Liebe geborgen ist, so wirklich, wie ihn das Wasser berührt und nass macht, so wirklich, wie wir ihm Liebe und Geborgenheit zu vermitteln versuchen. Wir wünschen uns, dass … auf diese Liebe mit eigener Liebe antwortet, dass er fähig wird, in der Verantwortung vor Gott selbständig zu denken und zu handeln. Mit folgenden Worten hat Jesus uns seine Nähe zugesagt und uns den Auftrag gegeben, Menschen zu taufen (Matthäus 28, 18-20):

Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

… kann noch nicht bewusst auf die Liebe Gottes reagieren mit eigenem Glauben und eigener Liebe. Ob Gott für ihn erfahrbar sein wird, wird auch mit davon abhängen, ob die Erfahrungen, die er mit unserem Glauben oder Unglauben machen wird, ihm den Weg dazu ebnen oder verstellen. Deshalb bitten wir Gott, dass er unser Vertrauen zu ihm stark macht, und wir bekennen gemeinsam unseren christlichen Glauben mit den Worten des Apostolischen Glaubensbekenntnisses:

Glaubensbekenntnis

Liebe …, liebe …, lieber …, liebe Gemeinde!

Wir wollen … taufen, nicht weil wir ihm eine Konfession aufzwingen oder ihn in eine Richtung drängen wollen, die er später vielleicht mühsam umbiegen müsste, sondern weil wir ihm das zusagen wollen, was uns als die Grundlage eines befreiten, verantwortlichen, menschlichen Lebens erscheint: Gottes bedingungslose Liebe.

Wir sind Gott dankbar für …s glücklich verlaufene Geburt. Wir freuen uns über die glücklichen Tage mit ihm vom ersten Tag seines Lebens an und schon zuvor in der Schwangerschaft. Wir werden die ungezählten Augenblicke im Gedächtnis behalten, in denen … uns anlacht, wenn er unser Gesicht erblickt. Ich verstehe jetzt unseren Schlusssegen besser, in dem von Angesicht Gottes die Rede ist. Gott lacht uns mit seiner Liebe an und möchte, dass auch wir – so wie ein Baby seinen Eltern lachend antwortet – uns begeistert, voller Freude für ihn einsetzen.

Als Taufspruch haben wir für … den Vers 1. Korinther 13, 7 ausgewählt (eigene Übertragung):

Die Liebe gibt nicht auf.

Dieser Satz hängt auf einem bunten Plakat, gestaltet von einem Betheler Patienten, über der Tür meines Arbeitszimmers. Bunt und vielschichtig ist die Aussage dieses Verses:

Gottes Liebe gibt uns Menschen nicht auf – auch … nicht. Wenn ihn die Liebe bestimmt, wird … sich nicht selbst aufgeben; er wird sich annehmen, wird auch Schuld einsehen und Vergebung erfahren.

Wenn ihn die Liebe bestimmt, wird er niemanden aufgeben, der unter uns wenig gilt, den andere abgeschrieben haben, der behindert ist, weniger leistet oder weniger zuverlässig ist als andre.

Und wir werden, wenn uns die Liebe bestimmt, … nicht als unser Eigentum betrachten, über das wir verfügen können, sondern als einen Menschen, der zu uns gehört, der aber dazu geboren ist, ein freier, zur Liebe fähiger Mensch zu werden Wenn uns die Liebe bestimmt, werden wir … nie aufgeben, auch wenn er sich anders entwickelt, als wir es uns wünschen: Wir werden an unsere große Verantwortung denken, das Vertrauen dieses Kindes, das uns anlacht, das aber auch jetzt schon seinen eigenen Kopf besitzt, nicht zu zerstören.

Euch, liebe Paten, … und …, bitten wir: versucht, so weit es euch möglich ist, ebenfalls mit … vertraut zu werden. Das kann z. B. hilfreich sein, wenn wir als Eltern Fehler machen oder aus der Nähe Dinge übersehen, die aus der Entfernung besser zu sehen sind. Wir hoffen auf Gespräche miteinander, in denen wir z. B. auch über unsere Erziehungsmethoden sprechen können, in einer hilfreichen, nicht besserwisserischen Weise.

Und Sie, liebe Gemeinde, bitten wir, dass auch Sie unsere Kinder auf ihrem Weg in diese Gemeinde hinein begleiten. Pfarrers Kinder sind mehr beobachtet als andere; wir bitten um offene Worte und hilfreiche Gespräche, wenn Ihnen etwas in unserem Umgang mit den Kindern auffällt, was wir vielleicht übersehen.

Und nun taufen wir unser Kind und hoffen, dass unser Glaube sich bewährt.

Wir wollen, dass dieses Kind auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes getauft wird. Wir wollen dazu beitragen, dass … seinen Weg in die christliche Gemeinde findet und im Geist der Liebe Jesu erzogen wird. Das bestätigen wir gemeinsam mit den Worten: Ja, mit Gottes Hilfe!

…, wir taufen dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

…, Gott ist das Haus, das dich schützt, der Weg, der ins Freie führt, der Freund, der ehrlich bleibt, das Lachen, das verbindet, das Weinen, das befreit.

Liebe …, liebe …, lieber …, wir wollen daran denken, dass unser Kind getauft ist – in allem was uns gelingt oder fehlschlägt, wenn wir ja sagen wollen oder nein sagen müssen. Das wird gut sein für uns und unser Kind. Amen.

Lied EKG 150 (Eg 205), 1-4:

1. Gott Vater, höre unsre Bitt: Teil diesem Kind den Segen mit, erzeig ihm deine Gnade, lass‘s sein dein Kind, nimm weg sein Sünd, dass ihm dieselb nicht schade.

2. Herr Christe, nimm es gnädig auf durch dieses Bad der heilgen Tauf zu deinem Glied und Erben, damit es dein mög allzeit sein im Leben und im Sterben.

3. Und du, o werter Heilger Geist, samt Vater und dem Sohn gepreist, wollst gleichfalls zu uns kommen, damit jetzund in deinen Bund es werde aufgenommen.

4. O Heilige Dreieinigkeit, dir sei Lob, Ehr und Dank bereit‘ für diese große Güte. Gib, dass dafür wir dienen dir; vor Sünden uns behüte.

Abkündigungen

Herr, unser Gott, uns sind Kinder anvertraut. Wir haben unsere Freude an ihnen und unsere Last. An uns formt und entscheidet sich ihr Leben. Sie wachsen an unseren Gaben und nehmen Schaden an unseren Fehlern. Wir brauchen Einsicht, damit wir unsere Grenzen erkennen, damit wir unsere Macht über Kinder nicht missbrauchen, sie nicht unseren Gefühlen und Wünschen opfern. Gott, lass uns in deinem Geist miteinander leben. Wir möchten frei sein von Ängstlichkeit und ungerechter Härte. Wir brauchen Verständnis, aber auch Festigkeit, damit wir einander gerecht werden können. Wir brauchen Liebe, damit unsere Kinder frei und mutig werden, ihr Leben und die Welt zu gestalten. Dazu hilf uns, Gott.

Gott, es ist ein Wunder, dass ich jeden Tag genug Mut zum Leben finde, dass ich einen neuen Anlauf nehmen kann, wenn ich verloren habe. Dir verdanken wir es, wenn wir wieder hochkommen. Denn du unterscheidest zwischen uns und unserer Schuld. Lass uns daran denken, wenn andere uns weh tun. Lass uns nicht schweigend auseinander gehen, wenn wir uns gegenseitig verletzt haben, sondern Worte finden, die wie Brücken sind. Wir bitten für die Mühseligen, die es schwer mit sich haben, dass sie dein erlösendes Wort annehmen und frei werden. Schenke den Selbstgerechten eine starke Erinnerung, dass sie ihre Schuld nicht verdrängen und die Freiheit gewinnen, sich verzeihen zu lassen. Guter Gott, es ist ein Glück, dass du uns liebst. Amen.

Vaterunser

Gott, der Herr, segne und behüte uns. Er lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.

Lied EKG 227 (EG 320), 7-8:

7. Wir bitten deine Güte, wollst uns hinfort behüten, uns Große mit den Kleinen; du kannst‘s nicht böse meinen.

8. Erhalt uns in der Wahrheit, gib ewigliche Freiheit, zu preisen deinen Namen durch Jesus Christus. Amen.

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