Bild: Helmut Schütz

Grüne Welle für das Rote Meer

Auf den ersten Blick geht es um ein unerklärliches Naturwunder. Das Meerwasser trotzt der Schwerkraft und türmt sich wie Mauern rechts und links auf, so dass die Israeliten durch das Meer gehen können. Auf den zweiten Blick fällt auf: Gott redet und handelt, indem er Menschen beeinflusst. Er bremst und bewahrt vor blinder Hektik, er macht Mut zum Vorwärtsgehen.

Eine Capoeira-Vorführung ist Bestandteil eines Gottesdienstes zur Befreiung aus der Sklaverei
Eine Capoeira-Vorführung ist Bestandteil eines Gottesdienstes zur Befreiung aus Sklaverei und Unterdrückung

Gottesdienst um „halb 6 in Paulus“ am 12. Sonntag nach Trinitatis, den 26. August 2007, um 17.30 Uhr in der Pauluskirche Gießen, gestaltet gemeinsam mit der Capoeira-Gruppe Gießen der „Escolar Popular“
Einzug der Capoeira-Gruppe mit Gesang und Instrumenten:
Sai sai Catharina (dazu können alle den Refrain mitsingen und mitklatschen)
Einzug der Escola Popular in die Pauluskirche mit dem Lied Sai sai Catharina
Einzug der Escola Popular in die Pauluskirche mit dem Lied „Sai sai Catharina“

Guten Abend, liebe Gemeinde!

Ich begrüße Sie und euch alle herzlich im Abendgottesdienst um „halb sechs in Paulus“ zum Thema: „Grüne Welle für das Rote Meer“.

Besonders herzlich heiße ich die Mitglieder unserer Capoeira-Gruppe willkommen, die uns durch ihren Einzug in die Kirche bereits auf eine ungewöhnliche Gottesdienstfeier eingestimmt haben.

Die Form unseres Gottesdienstes mag ungewöhnlich sein, das Eigentliche, der Inhalt, die Botschaft, um die es geht, ist dennoch keine andere als sonst. Wir feiern einen Gottesdienst:

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wir hören auf den Vater, den Einen Gott, der Israel befreit hat, wir hören auf den Sohn, den einen Christus, durch den alle Menschen Freiheit finden, wir lassen uns in die Freiheit führen durch den Heiligen Geist des Vaters und des Sohnes.

Heute hören wir aus der Bibel, wie Israels Urvertrauen in den Gott der Befreiung geweckt wurde, als es auszog aus dem Sklavenhaus des Pharao in Ägypten.

Die gesamte Geschichte dieser Befreiung umfasst viele Kapitel der Bibel; wir beschränken uns auf Teile aus dem 2. Buch Mose – Exodus 14. Um mitten hineinspringen zu können in das dramatische Geschehen, das da geschildert wird, singen wir zuvor das Lied auf dem Liedblatt: „Als Israel in Ägypten war“. Den Kehrvers singen wir immer zwei Mal hintereinander:

1. Als Israel in Ägypten war: Lass mein Volk doch gehn! In Angst sie lebten Jahr um Jahr: Lass mein Volk doch gehn! Geh nun, Mose, geh nach Ägyptenland, sag dem Pharao: Lass mein Volk doch gehn!

2. Im Feuerbusch hört Mose Gott: Lass mein Volk doch gehn! Ich bin bei dir in Angst und Not: Lass mein Volk doch gehn! Geh nun, Mose, geh nach Ägyptenland, sag dem Pharao: Lass mein Volk doch gehn!

3. Zieh hin mit Frau und Mann und Kind: Lass mein Volk doch gehn! Ins Land, wo Milch und Honig sind: Lass mein Volk doch gehn! Geh nun, Mose, geh nach Ägyptenland, sag dem Pharao: Lass mein Volk doch gehn!

Pfarrer Schütz und andere Mitwirkende am Gottesdienst

Am Ende lässt Pharao, der Sklaventreiberkönig, die Israeliten wirklich gehen, aber erst nachdem der Gott dieses Sklavenvolkes ihm durch zehn Plagen deutlich macht, was für eine Plage sein Regime für alle seine Untertanen ist. Es geht hier nicht um einen Völkerkonflikt, sondern um die Auseinandersetzung zwischen Ausbeutern und Sklaven, denn mit den Israeliten zogen auch viele Ägypter mit in die Freiheit, wie man im 2. Buch Mose – Exodus 12, 38 nachlesen kann:

38 Und es zog auch mit ihnen viel fremdes Volk, dazu Schafe und Rinder, sehr viel Vieh.

Also: Ende gut, alles gut? Nein, das Volk scheint sich zu früh gefreut zu haben, denn im 2. Buch Mose – Exodus 14 lesen wir:

1 Und der HERR redete mit Mose und sprach:

2 Rede zu den Israeliten und sprich, dass sie umkehren und sich lagern bei Pi-Hahirot zwischen Migdol und dem Meer, vor Baal-Zefon; diesem gegenüber sollt ihr euch lagern.

3 Der Pharao aber wird sagen von den Israeliten: Sie haben sich verirrt im Lande; die Wüste hat sie eingeschlossen.

4 Und ich will sein Herz verstocken, dass er ihnen nachjage, und will meine Herrlichkeit erweisen an dem Pharao und aller seiner Macht, und die Ägypter sollen innewerden, dass ich der HERR bin.

Und sie taten so.

8 Und der HERR verstockte das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, dass er den Israeliten nachjagte. Aber die Israeliten waren unter der Macht einer starken Hand ausgezogen.

9 Und die Ägypter jagten ihnen nach mit Rossen, Wagen und ihren Männern und mit dem ganzen Heer des Pharao und holten sie ein, als sie sich gelagert hatten am Meer bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon.

10 Und als der Pharao nahe herankam, … fürchteten [sie] sich sehr und schrien zu dem HERRN.

15 Und der HERR sprach zu Mose: Was schreist du zu mir? Sage den Israeliten, dass sie weiterziehen.

16 Du aber hebe deinen Stab auf und recke deine Hand über das Meer und teile es mitten durch, so dass die Israeliten auf dem Trockenen mitten durch das Meer gehen.

17 Siehe, ich will das Herz der Ägypter verstocken, dass sie hinter euch herziehen, und will meine Herrlichkeit erweisen an dem Pharao und aller seiner Macht, an seinen Wagen und Männern.

18 Und die Ägypter sollen innewerden, dass ich der HERR bin, wenn ich meine Herrlichkeit erweise an dem Pharao und an seinen Wagen und Männern.

21 Als nun Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ es der HERR zurückweichen durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken, und die Wasser teilten sich.

22 Und die Israeliten gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken.

23 Und die Ägypter folgten und zogen hinein ihnen nach, alle Rosse des Pharao, seine Wagen und Männer, mitten ins Meer.

26 Aber der HERR sprach zu Mose: Recke deine Hand aus über das Meer, dass das Wasser wiederkomme und herfalle über die Ägypter, über ihre Wagen und Männer.

27 Da reckte Mose seine Hand aus über das Meer…

28 Und das Wasser kam wieder und bedeckte Wagen und Männer, das ganze Heer des Pharao, das ihnen nachgefolgt war ins Meer, so dass nicht einer von ihnen übrigblieb.

29 Aber die Israeliten gingen trocken mitten durchs Meer, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken.

Soweit die Geschichte vom Volk Israel am Roten Meer. Sie ruft Erfahrungen wach von Ausweglosigkeit, Festgefahrensein und Bedrohung und weckt zugleich die Hoffnung auf Befreiung.

Wilhelm Willms und Peter Janssens haben vor 33 Jahren ein Lied über diese Hoffnung gedichtet und komponiert, das wir jetzt singen wollen:

Wenn das rote Meer grüne Welle hat, dann ziehen wir frei, dann ziehen wir frei heim aus dem Land der Sklaverei
Auf roten Zetteln wurde notiert, was Menschen ihre Freiheit nimmt
Auf roten Zetteln wurde notiert, was Menschen ihre Freiheit nimmt

Wir haben von der ausweglosen Lage des Volkes Israel gehört, wie sie buchstäblich „im Buche steht“, nämlich im Heiligen Buch der Bibel. Der Weg der Israeliten aus dem Sklavenhaus in die Freiheit scheint ein Weg in den Tod geworden zu sein, denn die Verfolger des Sklavenhalterreiches haben es sich anders überlegt und drohen sie mit ihren Kriegswagen von hinten zu überrollen, und vor ihnen liegt das Rote Meer, in dem sie zu ertrinken drohen. Das ist eine alte Geschichte. In der Vorbereitungsgruppe fanden wir sie aktuell genug, um mit ihr diesen Gottesdienst zu beginnen. Denn ähnliche Erfahrungen kennen wir auch: wenn wir uns Sachzwängen oder herrschenden Mächten oder dem Schicksal ausgeliefert fühlen, wenn wir festgefahren sind in Engpässen des eigenen Lebens, ohne Ausweg, ohne Sinn und Ziel. Jetzt laden wir Sie und euch ein, einmal darüber nachzudenken: Wo fühle ich mich selbst gefangen, versklavt, unfrei, unter Druck, eingeengt, ausgeliedert, in einer ausweglosen Lage? Wer will, kann dazu ein paar Stichworte oder Sätze auf die roten Zettel schreiben, die in den Bänken verteilt liegen – rot deshalb, weil sie symbolisch für das Rote Meer stehen, das uns den Weg in die Freiheit versperrt. Hier vorn stehen zwei Stellwände, die den Weg in den Gemeindesaal versperren, so wie damals den Israeliten der Weg ins Land der Freiheit versperrt war – hier können die roten Zettel angeklebt werden, rote Wellen im Roten Meer.

Stille und Rote Zettel für die Stellwände, die den Weg versperren…
  • Wenn keiner mit mir spielt in der Schule und zu Hause, dann fühle ich mich ausgeschlossen.
  • In den Schmerzen in meinem Körper bin ich gefangen. In der Unmenschlichkeit und den Unterschieden dieser Kultur. In Ohnmacht.
  • Eingeschränkt in der eigenen Wohnung. Mit der schlechten Anschrift bzw. Umgebung.
  • In der Schule. Auf dem Schulhof.
  • In der Schule.
  • An der Arbeit durch stetiges Zahlenwachstum und Stress.
  • Dass man nicht die Macht hat, Krankheiten von sich und seiner Familie abzuwenden. Dass man machtlos ist, nicht in der Dritten Welt zu helfen.
  • Gefangen in meinen wiederkehrenden Depressionen.
  • Gesetze, Katastrophen.
  • Verpflichtungen.
  • In der Schule. Voll langweilig hier.
  • In der Schule.
  • In der Ungewissheit nach dem Programm „soziale Stadt“.
  • Ab und zu die Vorbereitung auf das Examen.
  • Gesellschaft, Staat, Arbeit, Verpflichtungen versklaven uns im täglichen Leben.
  • Hektik, zu viel auf einmal machen müssen.
  • Die Schule.
  • Alltagspflicht. Arbeit
  • Vielfalt.
  • Unsicherheit.
  • Ich bitte um Entschuldigung, dass ich wegen Schwerhörigkeit nicht alles verstanden habe.
  • Zeit.
  • Krankheiten nicht heilen können.

Schauen wir uns jetzt ein paar Sachen an, die aufgeschrieben wurden. Wer es möchte, kann auch erläutern, was er geschrieben hat. Bei der Vorbereitung wurden bereits die beiden Stichworte „Zeit“ und „Staat“ genannt.

  • Beispiel „Zeit“: Zeitdruck, Zeitknappheit. Sehnsucht, ohne Uhr zu leben. Aber das würde einen Totalausstieg aus der Gesellschaft bedeuten, das geht ansatzweise nur mal im Urlaub. Und die innere Uhr funktioniert nur bei wenigen. Vielleicht kann man sagen: an die Zeit ist versklavt, wer nicht im Hier und Jetzt lebt.
  • Beispiel „Staat“: Der Staat sollte freiheitlich und sozial sein. Heute scheint „liberal“ mehr und mehr die Bedeutung von „unsozial“ zu bekommen. Bildung ist nur für gut verdienende Leute zugänglich, wird wieder abhängig von der sozialen Schicht, in der man aufgewachsen ist.
  • Weitere Beispiele…

Ich glaube, das genügt, um zu zeigen, was unsere Sklavenhäuser sind, in denen wir uns gefangen fühlen, und was unser Rotes Meer ist, das uns den Weg in die Freiheit versperrt. Es ist also nicht nur die Frage des Volkes Israel, sondern auch unsere Frage: Wie können wir durch ein Meer gehen wie über trockenes Land? Im Neuen Testament heißt es im Brief an die Hebräer 11, 29 über die Israeliten:

29 Durch den Glauben gingen sie durchs Rote Meer wie über trockenes Land; das versuchten die Ägypter auch und ertranken.

Welchen Glauben, welches Vertrauen brauchen wir, um das auch zu können?

Wir singen das Lied:
Hoffen wider alle Hoffnung, glauben, dass es dennoch weitergeht
Mario Dirks, der Leiter der Gießener Gruppe (rechts neben Patrik Ravano)
Mario Dirks, der Leiter der Gießener Gruppe, erklärt, was Capoeira ist
Eva Haase erzählt von den Ursprüngen des Capoeira
Eva Haase erzählt von den Ursprüngen des Capoeira

Die Israeliten gelangten am Ende durch das Rote Meer zur Freiheit.

„Durch den Glauben, durch ihr Vertrauen, gingen sie durchs Meer wie über trockenes Land.“

Ähnliche Erfahrungen wie Israel in Ägypten machten Menschen aus Afrika vor ein paar Hundert Jahren, als sie über ein großes Meer hinweg als Sklaven verkauft wurden, auf die andere Seite des Atlantischen Ozeans nach Brasilien.

Ein realer Auszug aus dieser Sklaverei war ihnen damals nicht möglich, aber sie suchten nach Wegen, wie sie sich innerhalb ihrer ausweglosen Lage ein Stück Freiheit verschaffen konnten.

Ein solcher Weg wurde für sie das, was sie Capoeira nannten. Was Capoeira ist, erklärt und zeigt Ihnen jetzt die Capoeira-Gruppe, die seit einem Jahr jede Woche in unserem Gemeindesaal trainiert.

Capoeira-Vorführung

Capoeira-Vorführung: In der Roda (im Kreis) begrüßen sich eine Capoeira-Kämpferin und ein -KämpferCapoeira-Vorführung: Zwei Männer spielen CapoeiraCapoeira-Vorführung: Zwei Männer spielen CapoeiraCapoeira-Vorführung: Eine Frau und ein Mann spielen CapoeiraCapoeira-Vorführung: Eine Frau streckt ein Bein hoch über einen Mann, der sich darunter wegducktIm Außenkreis der Capoeira-Roda klatschen und musizieren andere Capoeirista

Das Volk Israel ging durch das Rote Meer zur Freiheit. Die brasilianischen Sklaven entwickelten Capoeira als ihren Weg, um ihre Würde und Selbstachtung, ihr Vertrauen in Gott und die Welt aufrechtzuerhalten und zu stärken.

Pfarrer Schütz klatscht zur Vorführung der CapoeiristaBevor wir schauen, welche Wege uns aus unseren Unfreiheiten in die Freiheit führen, werfe ich noch einmal einen Blick auf die Geschichte, die wir vorhin vom Volk Israel gehört haben. Auf welche Weise führt Gott sein Volk in die Freiheit?

Auf den ersten Blick geht es um ein unerklärliches Naturwunder. Das Meerwasser trotzt der Schwerkraft und türmt sich wie Mauern rechts und links auf, so dass die Israeliten durch das Meer gehen können wie über trockenes Land. Auf den zweiten Blick fällt auf: Gott redet und handelt, indem er Menschen beeinflusst. Die Israeliten sollen etwas Paradoxes tun: Statt schnell zu fliehen, sollen erst einmal am Meer, in völlig ungesicherter Lage, in aller Ruhe eine Rast einlegen. Sogar umkehren sollen sie, als ob sie sich verirrt hätten. Dann, in höchster Gefahr, als die Soldaten ihnen dicht auf den Fersen sind, sollen sie vorwärts ziehen, obwohl das Meer vor ihnen liegt. Das ist es, was Gott von seinem Volk, ja auch von uns erwartet: Auf seine Stimme hören, wo er uns bremst und vor blinder Hektik bewahrt, und auch auf ihn hören, wo mutiges Vorwärtsgehen wichtig ist.

Auch das Sklavenhaltervolk des Pharao spielt in Gottes Plan eine Rolle. Obwohl es Gottes Volk nicht in die Freiheit ziehen lassen will, kann es selbst auch nur scheinbar in Freiheit handeln. Die Ägypter meinen, frei zu sein, indem sie dem Volk Gottes die Freiheit nehmen; aber indem sie sich dagegen sperren, auf den Gott der Freiheit zu hören, wird ihr Herz hart wie ein Stock, Gott verstockt ihr Herz, so übersetzt Martin Luther, und diese Verstockung führt dazu, dass sie in blindem Vertrauen auf ihre militärische Stärke das Volk Gottes endgültig auslöschen wollen. Ein solcher Vernichtungswille hat oft großes Unheil über Gottes Volk gebracht, man denke nur an Babylon, an die Römer, ans Hitlerreich und an die heutige arabische Welt. Aber den Durchzug durchs Rote Meer konnte der Pharao mit seiner Kriegsmacht nicht verhindern; wer auf Gott vertraut, muss die Hoffnung nicht verlieren.

Und wie handelt Gott durch den Anführer der Israeliten, durch Mose? Fast immer, indem Mose hört und redet. Hören auf die Stimme Gottes. Reden, was Gott ihm zu reden aufgetragen hat. Hören und Reden, wie hier in der Kirche. Und an entscheidender Stelle tut Mose im Auftrag Gottes noch etwas anderes: Er reckt seine Hand aus. Er legt Hand an. Aber er nimmt keine Waffe in die Hand. Bestenfalls einen Stab. Mit bloßer Hand tritt er der Urgewalt des Meeres gegenüber, der Macht des Todes, dem Abgrund des Nichts. Und der Rest ist Gottvertrauen. Der handelt, indem Menschen durch das Meer ihrer Angst gehen können, als gingen sie über trockenes Land. Wie er das damals konkret gemacht hat, ob tatsächlich durch ein übernatürliches Wunder oder durch einen verrückten Ostwind, der eine Ebbe in einem Meer verursacht, wo sonst niemals Ebbe ist, das lasse ich dahingestellt sein. Bereits die Geschichte in der Bibel lässt Möglichkeiten offen, indem sie erzählt, wie Mose den Stab hebt, die Hand ausreckt und wie Gott einen Wind schickt.

Und nun – was tun wir, um auszubrechen aus der Enge, aus Sachzwängen, aus Unfreiheiten, aus der Angst vor dem Tod, vor dem Nichts? Wer will, kann dieses Mal auf die grünen Zettel schreiben, was ihm dazu einfällt. Und die grünen Zettel der Hoffnung können dann hier vorn auch an die Stellwände gepinnt werden, damit das Rote Meer auch für uns „grüne Welle“ bekommt.

Stille – und grüne Zettel für die Stellwände, die den Weg freigeben…
  • Vertrauen auf Gott und den Glauben an das Gute.
  • Wenn ich Sport treibe. Mit Freunden was unternehmen. Freunde treffen.
  • Meditation.
  • Aufatmen. Klare Struktur im Alltag.
  • Freunde. Laut singen, z. B. beim Capoeira.
  • Liebe und Musik.
  • Liebe, Freude, Glaube, Hoffnung.
  • Man fühlt sich freier, wenn man was Wichtiges hinter sich hat.
  • Musik, Sport.
  • Lieber Gott, sei unserer Gemeinde gnädig. Lass sie nicht an dir zweifeln. Wehre den gottlosen Mächten, die uns bedrohen. Stärke ihren Glauben.
  • Wochenende und Ferien.
  • Im Urlaub am Meer sein, weg von Stress und Alltagssorgen.
  • Capoeira und meine Familie, allein der Gedanke an meine Familie.
  • Bewegung befreit von Starre. Wenn ich Probleme an jemanden abgeben kann. Handeln und Kämpfen befreit von Resignation.
  • Musik.
  • Glaube, Hoffnung, Vertrauen, liebe Menschen.
  • Musik, Liebe, die Natur und ihre Schönheit, wenn es wächst und gedeiht.
  • Innehalten, um Ruhe zu finden, … zu beten.
  • Ferien. Capoeira. Musik. Lesen.
  • PC. Freundin. Capoeira. Musik. *lol*
  • Nicht so viel nachdenken.
  • Sport. Lächeln. Sex. Freunde. Liebe Menschen.
  • Musik, Sport, Mitgefühl, Singen.
  • Sich die Zeit richtig einteilen!
  • Wochenende und Ferien.
  • Die Stärke für meine Kinder da sein zu müssen. Meine Kinder.

Wieder schauen wir uns ein paar grüne Zettel an, ein paar mögliche Wege aus der Ausweglosigkeit in die Freiheit.

  • Beispiel Finanznot: Von hinten droht der Gerichtsvollzieher, vorn droht der Studienabbruch. Eine unerwartete Erbschaft ermöglicht den Durchzug durchs rote Meer. Viele sind angewiesen auf Unterstützung, verlieren trotzdem nicht ihre Hoffnung.
  • Beispiel Capoeira: Freiheit fängt im Kopf an. Gemeinsam Stärke zu entwickeln, führt zur Freiheit. Einigkeit macht stark. Man sieht auf den andern, um selber weiterzukommen: Fließen lassen, auf Hindernisse eingehen, Realität wahrnehmen und aktiv damit umgehen. Capoeira hat mehr mit Liebe als mit Kampf zu tun: „Wenn ich gewollt hätte, hätte ich dich treffen können.“ Wer dabei nicht lächelt, macht kein Capoeira. Capoeira geschieht in einer Roda, in einem Kreis, einer Gemeinschaft, die für alle offen ist, in der Unterschiede, z. B. schwarz und weiß, keine Rolle spielen. Man muss nicht gegeneinander kämpfen, man kämpft in spielerischer Form miteinander. Man lernt bewusster zu leben, Verantwortung zu übernehmen.
  • Weitere Beispiele…
Wir singen das Lied 638:
Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe

Einige Capoeirista, die Musik machen und klatschen

Wir beten zu Gott, der uns befreit. Von Ängsten, von Abhängigkeiten, von Schuld und Gewissensqualen. Du, Gott, führst uns heraus aus unseren Sklavenhäusern, führst uns hindurch durch die Meere unserer Angst, führst uns in das Land der Freiheit, stellst uns aufrecht vor dich hin, lässt uns verantwortlich leben vor dir.

Wir bitten dich, Gott, konkret um Befreiung, indem wir Anliegen aufnehmen, die auf den roten Zetteln stehen…

Wir danken dir, Gott, für Wege in die Freiheit, indem wir Erfahrungen aufnehmen, die auf den grünen Zetteln stehen…

Vater im Himmel, der du Israel befreit hast, Jesus Christus, durch den wir alle Freiheit finden, führe uns in die Freiheit durch deinen Heiligen Geist. Amen.

Was wir noch auf dem Herzen haben, bringen wir in der Stille vor Gott:

Gebetsstille und Vater unser

Wir singen das Lied 610:

Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer
Abkündigungen

Der Segen des Gottes von Mose und Mirjam, der Segen des Sohnes, von Maria geboren, der Segen des Geistes, der in die Freiheit führt, sei mit euch allen. Amen.

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