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Auch Gott ist traurig

Hat es Gott gefallen, ein kleines Mädchen sterben zu lassen? Der sechsjährige Pfarrerssohn ist anderer Meinung. Gott ist auch traurig. Und er wird dafür sorgen, dass das Mädchen im Himmel größer werden kann.

Auch Gott ist traurig: eine Kerze brennt im Dunkeln
Welche Hoffnung kann es geben, wenn ein Kind gestorben ist? (Bild: Dũng Hoàng TríPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wir sind tief betroffen. Wir können den Schmerz noch nicht ganz fassen, den Verlust, der Sie getroffen hat. Wir müssen C. begraben, die kein ganzes Jahr alt werden durfte.

Lieber Herr und liebe Frau D., es ist ein schwerer Weg für Sie. Wir können Ihnen diesen Abschied nicht ersparen, aber wir wollen Ihnen in dieser Stunde zur Seite stehen.

Kyrie und Gebet (Katholischer Pfarrer)

Ich lese zwei Verse aus dem Buch des Propheten Jesaja (43, 1 und 66, 13):

Gott, der Herr, spricht:

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

Lieber Herr und liebe Frau D.!

Der erste Vers, den ich vorgelesen habe, war der Taufspruch der kleinen C. gewesen. Ich hatte ihn als Liebeserklärung Gottes an das kleine Mädchen ausgelegt, als Ermutigung zum Leben in Freiheit und als eigenständige, unverwechselbare Persönlichkeit. Ich hatte davon gesprochen, dass Gott mit diesem Wort um unser Vertrauen wirbt und dass wir in ihm unseren Halt finden können.

Gilt das alles auch heute noch?

C. ist an einer schweren Krankheit gestorben. Es ging alles so schnell. Jeder war machtlos dagegen.

Und Gott? Warum ließ er das zu?

Das kann eine quälende Frage sein. Wir wissen darauf keine Antwort, die uns zufriedenstellen würde.

Eins habe ich in diesen Tagen von unserem sechsjährigen Sohn gelernt, der auch viel an die kleine C. gedacht hat. Er meinte: „Ich glaube nicht, dass Gott daran schuld ist, dass das kleine Mädchen gestorben ist.“ Wir sagen ja oft ganz gedankenlos dahin, dass es Gott gefallen habe, jemanden abzuberufen. Das konnte er sich nicht vorstellen.

Er hielt es für viel einleuchtender, dass Gott auch mit traurig ist über das, was unter den Menschen passiert. Und er fand Gott ganz lieb, dass er auch das kleine Mädchen wieder auferweckt. Wir Erwachsenen tun uns oft viel schwerer, in das Unvorstellbare mit unserer Phantasie vorzudringen. Doch wenn wir uns einmal leiten lassen von den religiösen Bildern unserer Kinder, mögen wir darin vielleicht auch etwas Tröstliches für uns entdecken. Wie Gott einmal durch sein bloßes Wort die Welt aus dem Nichts ins Leben rief, so kann er uns neu schaffen in eine neue Welt hinein. Neu schaffen mit einem neuen Leib und einer neuen Seele, aber nicht so, dass wir uns nicht wiedererkennen. Vielleicht so, dass es auch bei Gott ein Wachsen und Reifen gibt. Vielleicht so, dass wir wir selbst bleiben, aber in veränderter Gestalt, so wie wir uns auch unser ganzes Leben hindurch ständig verändern.

Wichtig für uns ist: Um das Schicksal von C. brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Sie ist in Gott geborgen. Wir können darauf vertrauen, dass sie bei Bott ist, ganz gleich, wie wir die Frage beantworten, warum sie von uns genommen wurde.

Bei der Taufe haben wir gehört, dass Gott auch zu C. gesagt hat: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“ Das heißt: C. ist unersetzbar, sie war eine unverwechselbare kleine Person mit ihren Eigenarten, mit ihren kleinen und großen Fortschritten im Wachsen und Lernen, und sie wurde als solche geliebt, von den Eltern, von großen Bruder, von anderen Menschen und von Gott. C. wurde geliebt, und das bedeutet auch: die Trauer um sie ist groß.

Zu C. hat Gott gesagt: „Ich habe dich erlöst.“ Sie ist geborgen in seiner Liebe, ist erlöst von Schmerzen und weiterem schwerem Schicksal. Doch sie hinterlässt Menschen in tiefer Traurigkeit.

C. muss sich nicht fürchten vor dem, was ihr weiteres Leben ihr noch hätte bringen können. Aber wie gehen die Eltern mit ihrer Furcht vor dem Weiterleben um – ohne C.?

Alles, was ich über Gott gesagt habe, nimmt den Schmerz ja nicht weg, kann die Trauer nicht wegwischen. Denn hier fehlt ja das kleine Mädchen, hier bleibt ihr Bettchen leer, hier bleiben die Erinnerungen, die nie ganz aufhören werden, den Schmerz zu wecken. Darüber geht Gott nicht hinweg. Er weiß, wie das Menschenschicksal ist, er hat‘s in der Person Jesu erfahren. Er weiß, was es bedeutet, machtlos zu sein. Das heißt, wenn wir zu Gott zu beten versuchen, reden wir zu einem, der uns verstehen kann.

Hier finde ich das andere Bibelwort wichtig, das ich gelesen hatte: „Gott wird uns trösten, wie eine Mutter tröstet.“ Eine Mutter kann manchmal eine Gefahr oder einen Schmerz nicht beseitigen, aber sie kann ihr Kind in den Arm nehmen und weiß oft ohne Worte viele Wege, ihre Liebe zu zeigen. Das ist ein Bild für die Art, wie Gott mit uns umgeht, vielleicht sogar mehr als ein Bild. Ich denke, dass wir Gottes Trost und Nähe unmittelbar erfahren, wo immer wir uns gegenseitig halten und nicht allein lassen, wo wir am Partner einen Halt finden oder unser Sohn an uns, oder wo wir in anderen Menschen vertrauenswürdige Gesprächspartner finden. Das ist kein Trost, der verharmlost oder wegwischen will, was geschehen ist, sondern ein Trost, der den schweren und unvermeidlichen Weg gehen hilft, auch wenn wir auf diesem Weg noch kein Licht und kein gutes Ende sehen. Gott will uns trösten wie eine gute Mutter oder ein guter Vater – und er braucht uns dazu als seine Helfer. Amen.

Psalm und Gebet (Katholischer Pfarrer)

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