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Der lebensmüde Prophet Elia und der Engel

Elia isst, trinkt, macht sich auf einen weiten Weg. Er spürt durch den Engel: Gott ist wieder nahe. Zuletzt ist er ihm fremd geworden, allzu fordernd, allzu groß und immer nur mächtig. Jetzt spürt er die mütterliche Seite in dem Gott, der behutsam mit ihm umgeht und ihm viel Zeit lässt, um neu zu sich selbst zu finden.

Ein Engel mit Wanderstab an einer Säule in Arles
Ob Elias Engel ihn auch auf seinem weiten Weg begleitet hat? (Bild: falcoPixabay)

#predigtTaufgottesdienst am Sonntag Jubilate, den 14. Mai 2000, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Im Gottesdienst am Sonntag Jubilate begrüße ich Sie herzlich mit dem Wochenspruch aus 2. Korinther 5, 17:

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

Zwei Kinder werden in diesem Gottesdienst getauft: … . Wir freuen uns, dass sie bei uns sind mit ihren Eltern und Paten und anderen Verwandten!

Dieser Taufgottesdienst steht unter dem Thema: „Von Engeln behütet!“ Können wir an Engel glauben, die uns umgeben und bewahren?

Lied 334: Danke für diesen guten Morgen
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Wir beten mit Psalm 91:

1 Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,

2 der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.

4 Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln.

5 Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht,

6 vor den Pfeilen, die des Tages fliegen, vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.

9 Denn der HERR ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht.

10 Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Hause nahen.

11 Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,

12 dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

13 Über Löwen und Ottern wirst du gehen und junge Löwen und Drachen niedertreten.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott im Himmel, stimmt das denn, dass deine Engel uns auf Händen tragen? Haben wir uns noch nie an einem Stein gestoßen? Können wir wirklich Schlangen und Löwen besiegen?

Herr Jesus Christus, wenn die Zweifel über uns kommen, dann lass uns daran denken, wie über dich die Versuchung kam: Wirf dich herab vom Dach des Tempels, die Engel werden dich auf Händen tragen!

Du hast dich geweigert, die Worte der Bibel wörtlich zu nehmen und misszuverstehen. Vergib, wenn wir deine Worte verdrehen, weil uns das Vertrauen zu dir fehlt. Gott, wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Wir werden nicht vor allem Unglück bewahrt, aber Gott ist bei uns in allem Unglück. Wir stoßen uns an manchem Stein, aber unsere Seele muss nicht zu Fall kommen. Wir sollten den Löwen im Zoo nicht zu nahe kommen, aber wenn Lebensängste ihren Rachen aufsperren wie ein Löwenmaul, dann schenkst du uns die beruhigende Gewissheit, dass du uns lieb hast. Darum:

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Guter Gott, wir möchten glauben – hilf unserem Unglauben! Hilf uns, die unnötigen Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, die uns am Vertrauen zu dir hindern! Hilf uns, unseren falschen Stolz zu überwinden, als ob wir alles im Leben allein bewältigen müssten! Hilf uns, deine guten Mächte wahrzunehmen, die uns auf einem guten Weg leiten. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus dem 2. Buch Mose – Exodus 20, unmittelbar nachdem Mose die Zehn Gebote von Gott empfangen hatte, und dann noch einen Vers aus dem Kapitel 23:

18 Und alles Volk wurde Zeuge von dem Donner und Blitz und dem Ton der Posaune und dem Rauchen des Berges. Als sie aber solches sahen, flohen sie und blieben in der Ferne stehen

19 und sprachen zu Mose: Rede du mit uns, wir wollen hören; aber lass Gott nicht mit uns reden, wir könnten sonst sterben.

21 So stand das Volk von ferne, aber Mose nahte sich dem Dunkel, darinnen Gott war.

22 Und der HERR sprach zu ihm: So sollst du den Israeliten sagen: Ihr habt gesehen, dass ich mit euch vom Himmel geredet habe.

20 Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Wege und dich bringe an den Ort, den ich bestimmt habe.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Amen. „Amen.“

Lied 408: Meinem Gott gehört die Welt

Liebe Tauffamilien, liebe Paten, liebe Gemeinde!

Zwei verschiedene Familien wollen heute bei uns in der Kirche ein Kind taufen lassen. Bei Ihnen, liebe Familie …, ist es das erste Kind, der kleine … . Und bei Ihnen, liebe Familie …, ist es das dritte Kind, … . Die große Schwester und der noch größere Bruder sind auch hier bei uns.

Zwei verschiedene Familien – und doch haben Sie beide fast den gleichen Taufspruch ausgesucht – einen Bibelvers mit Engeln. Beide haben wir schon im Psalm und in der Schriftlesung vorhin gehört.

Der Spruch für … steht im 2. Buch Mose – Exouds 23, 20:

Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Wege und dich bringe an den Ort, den ich bestimmt habe.

Dieser Engel ist so etwas wie der lange Arm Gottes. Vor Gott selbst hat das Volk Israel Angst, aber die Begleitung durch seinen Engel lässt es sich gefallen. Zwei Aufgaben hat dieser Engel: das Volk in aller Gefahr bewahren und es ans Ziel bringen. Er tut das nicht mit Zauberei, sondern indem er die Menschen unsichtbar im Innern bewegt: Er erinnert sie daran, dass sie sich auf Gott verlassen können. Und dass sie sich selber unglücklich machen, wenn sie ohne Gott und seine Gebote leben. „Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Wege und dich bringe an den Ort, den ich bestimmt habe.“

Der Taufspruch für … ist Psalm 91, 11:

[Gott] hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.

Dieser Satz ist Teil eines Liedes, das die Zuversicht auf Gott besingt.

Großartige Bilder kommen darin vor, wir haben sie vorhin gebetet. Es ist schön, wenn ich mich auf Händen getragen fühle und wenn ich weiß: alles, was mir zustoßen wird, kann mich nicht von der Liebe Gottes trennen. Nicht einmal Löwen und Drachen können mir etwas anhaben, und die Bibel meint damit die dunklen Mächte, die uns in Krankheiten überfallen, in Alpträumen, im „Grauen der Nacht“, in den Zerreißproben unseres Seelenlebens oder in den Existenzkämpfen und Kriegen dieser Welt. Gott gibt uns Deckung „mit seinen Fittichen“, gibt uns Zuflucht „unter seinen Flügeln“. „Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“

Manche Menschen halten viel von Engeln und erleben bewusst, dass sie da sind. Manche stellen sie sich als Wesen in männlicher Gestalt vor, andere als Frauen oder Kinder.

Vielleicht sind Engel auch einfach gute Gedanken und Gefühle Gottes, mit denen er selbst uns begleitet. So betet Dietrich Bonhoeffer:

Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Ähnlich hat sagt es uns Jesus im Taufevangelium (Matthäus 28, 18-20) zu:

20 Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

In Jesus ist ja die Liebe Gottes zu uns auf die Erde gekommen. Er sagt mit Recht:

18 Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

Und deshalb fordert er uns auf:

19 Darum geht hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes

20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.

Wie auch immer wir es verstehen: Wer auf die gute Begleitung durch die Engel vertraut, lebt in einer Welt, die durch die liebevolle Zuneigung eines menschenfreundlichen Gottes geprägt ist. Ihre Kinder wachsen zuversichtlich auf, indem sie diese Liebe täglich spüren durch Eltern und Paten, die Verantwortung für sie übernehmen, auf ihre Fragen eingehen und einfach für sie da sind.

Lasst uns nun in alten Bildern unser Gottvertrauen aussprechen: dass Gott unsere Welt als einen guten Raum zum Leben geschaffen hat; dass Gott in Jesus ein Gott zum Anfassen geworden ist; und dass Gott mit seiner Liebe in uns selber wohnen will.

Glaubensbekenntnis und Taufen

Wir singen aus dem Lied 203 die Verse 4 bis 6 – ein altes Lied von der Bewahrung des kleinen Kindes durch Gottes Engel:

4) Ich bitt, lass dir befohlen sein, ach lieber Herr, dies Kindelein, behüte es vor allem Leid und alle in der Christenheit.

5) Durch deine Engel es bewahr vor Unfall, Schaden und Gefahr; erbarm dich seiner gnädiglich, gib deinen Segen mildiglich.

6) Gib Gnad, dass es gerate wohl zu deinen Ehrn und Wohlgefalln, auf dass es hier gottseliglich, hernach auch lebe ewiglich.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, zwei Kinder haben in ihrem Taufspruch die Zusage bekommen, dass Engel sie begleiten und behüten werden. Viele Menschen sehnen sich nach einem Schutzengel. Bücher über Engel stehen auf den Bestsellerlisten. Aber gibt es sie wirklich, diese guten Geister – kann man an sie glauben als aufgeklärter Mensch?

Ich erzähle eine Geschichte von einem Engel, die in der Bibel steht. Die Bibel ist voll von Engelgeschichten, und eine davon hat der große Prophet Elia erlebt. Elia hat eben noch für seinen Gott geeifert, hat starken Glauben bewiesen, seine unerschütterliche Treue zu dem Gott Israels. Aber jetzt wird er verfolgt von seiner Feindin, von Königin Isebel. Andere Götter hatte sie ins Land gebracht, blutgeile Götter, die man mit Fruchtbarkeitsritualen und Tempelprostitution dazu bringen muss, den Menschen gute Ernten, Wohlstand und viele Kinder zu bescheren. Gegen diese Götter und gegen die Königin hat Elia seinen Kampf mit aller Kraft geführt, aber jetzt ist er am Ende. Leer, ausgebrannt. Auf der Flucht vor Isebel, vor sich selbst, vielleicht sogar vor seinem Gott. Im ersten Buch der Könige lesen wir knapp und klar, wie Elia seinen Lebensmut verliert und in Depression versinkt (1. Könige 19):

3 Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort.

4 Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.

Lebensmüde ist er im wahrsten Sinne des Wortes. Die Todesangst, in der er um sein Leben läuft, verwandelt sich in die Angst vor dem Leben. Zweifel nagt an ihm. Ist er in seinem Glaubenseifer zu weit gegangen? Kann er wirklich allein Recht behalten gegen so viele Gegner, die ihm ans Leben wollen? Keiner Menschenseele will er begegnen. Ohne seinen Diener ist er immer tiefer in die Wüste gelaufen, bis er vor lauter Erschöpfung nur noch eins möchte: schlafen, schlafen, schlafen und nie mehr aufwachen. Er traut Gott nicht mehr zu, dass noch einmal alles gut werden könnte. „Es ist genug“, betet er, „lass mich sterben, ich bin doch nichts wert. Alles ist sinnlos.“ Wer sich so verlassen fühlt, wer an nichts mehr glaubt, ist froh, wenn er überhaupt noch schlafen kann. Er möchte alles vergessen, an nichts mehr denken. Da geschieht Merkwürdiges:

5 Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss!

Die Bibel hat keine Scheu davor, von Engeln zu erzählen. Aber sie hält sich nicht damit auf, zu beschreiben, wie der Engel aussieht. Das ist völlig egal. Ob Mann oder Frau oder Kind, ob eine Traumgestalt oder die Einbildung eines übermüdeten Gehirns oder vielleicht ein anderer einsamer Wanderer in der Wüste – für Elia zählt nur, was der Engel tut. Er rüttelt ihn wach. Elia soll aufstehen und essen.

Aber als ob Elia ans Essen denken wollte! Er hat keine Lust zu essen, nur schlafen, schlafen, nicht wieder an die böse Wirklichkeit denken, an die Angst, an das, wovor er geflohen ist.

Und doch – etwas muss ihn gekitzelt haben, dass er seine verschlafenen Augen trotzdem aufmacht. Ihm dämmert: Eigentlich dürfte gar nichts zu essen da sein, mitten in der Wüste, mitten in der Nacht!

6 Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen.

Geröstetes Brot, knusprig und gut. Frisches Wasser, wie aus einer Quelle. Wer hat es ihm hingestellt? Da isst der Elia doch. Und gleich legt er sich wieder hin. Die Erschöpfung ist zu groß. Doch Elias Schutzengel ist hartnäckig.

7 Und der Engel des HERRN kam zum zweitenmal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.

„Dieser Engel nervt!“ muss Elia denken. „Warum lässt er mich nicht schlafen? Warum soll ich denn aufstehen?“ Da gibt der Engel klar Antwort: „Du hast einen weiten Weg vor dir!“ Darum soll Elia essen. Darum soll er sich stärken. Ein weiter Weg liegt vor ihm. Gott hat mit ihm etwas vor. Aber was? Das sagt der Engel nicht. Das wird er noch früh genug erfahren.

Eine Zumutung! Dem Elia geht es eh schon schlecht, ihm ist alles zu viel, und nun fordert der Engel eine solche Anstrengung!

Eigentlich weiß Elia selbst, was er noch zu tun hat. Er muss zum Beispiel einen Nachfolger berufen und anlernen, bevor er sich zur Ruhe setzen oder sterben darf. Er weiß, dass er müsste… Aber er weiß auch, dass er ausgebrannt ist, Flasche leer… Aus diesem Teufelskreis holt ihn der Engel heraus. Elia muss sich nicht zusammenreißen, muss sich nicht zu etwas zwingen. Er muss nur essen, trinken, dann kriegt er neue Kraft.

Was für ein Wunder geschieht hier? Dass plötzlich Brot und Wasser da stehen – eine tolle Sache! Aber noch viel wunderbarer: Elia nimmt es an! Er steht auf! Er isst und trinkt! Er lässt sich stärken! Er überwindet seine Depression! Denn essen muss er selbst. Trinken muss er selbst. Wenn er das nicht täte, könnte ihm auch kein noch so hartnäckiger Engel helfen. Elia tut es. Er trifft in dieser Nacht eine gute Entscheidung. Er hört auf seinen Schutzengel und nimmt Hilfe an.

8 Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.

Wahnsinn, was der Prophet plötzlich wieder leisten kann! Er isst, er trinkt, er macht sich auf den weiten Weg zu dem Berg, an dem Gott einmal seinem Volk durch Mose die Gebote gegeben hat. So spürt er durch den Engel auch, dass Gott wieder ganz nahe ist. Geglaubt hat er ja immer an ihn, aber zuletzt ist er ihm fremd geworden, allzu fordernd, allzu groß und immer nur mächtig. Jetzt spürt er die mütterliche Seite in dem allmächtigen Vater, den Gott, der behutsam mit ihm umgeht und ihm viel Zeit lässt, um neu zu sich selbst zu finden.

Bevor Gott etwas von uns verlangt, gibt er uns Kraft dafür. Bevor wir anfangen, unseren Nächsten zu lieben, hat er uns schon längst geliebt. Und wenn wir aufhören, mit ihm zu rechnen – vielleicht schickt er auch uns unverhofft Engel über den Weg.

Voller Anspannung warten besorgte Eltern auf Nachricht – ihr Kind ist in Gefahr und sie sind machtlos. Da kann nur ein Engel helfen, meint die Mutter. Das Telefon klingelt: „Hier Engel.“ Ein Herr Engel meldet sich und bietet Hilfe an. Das Ehepaar gewinnt neue Zuversicht, und die Zuversicht wird nicht enttäuscht.

Eine alte Frau hört vom türkischen Nachbarsmädchen, das in der Schule sitzenbleiben wird. Sie lernt mit der Kleinen, wird für sie zum guten Engel. Das Mädchen schafft die Schule. Jahre später kommt die alte Frau im Haushalt nicht mehr gut zurecht, die inzwischen erwachsene Türkin hört davon und springt sofort hilfreich ein – jetzt ist sie der gute Engel für die alte Dame. „Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel…“, hat Rudolf Otto Wiemer gedichtet.

Eine andere junge Frau ist seelisch krank und hört manchmal verrückte Stimmen: „Du bist nichts wert! Mach mit allem Schluss! Bring dich um!“ Aber ganz leise ist noch eine andere Stimme in ihr – die Stimme eines kleinen Mädchens: „Nein, das tust du nicht. Du nimmst jetzt dein Medikament, dann geht es dir besser!“ Und sie hört auf diese kleine, leise, aber klare Stimme wie auf einen Schutzengel in sich selbst.

Engel haben zu tun mit der unsichtbaren Welt – mit den Gedanken Gottes, mit kreativer Phantasie, mit Liebe, mit Hoffnung. Vieles kann man nur mit dem Herzen sehen. Gute Engel behüten und bewahren uns, leiten zu guten Entscheidungen an. Sie muten uns zu, Hilfe anzunehmen, über unseren Schatten zu springen. Sie verhindern Lebensmüdigkeit und sagen: Du wirst satt. Es ist genug Liebe, Kraft und Mut für dich da. Du kannst für dich sorgen. Du kannst sogar für andere da sein. Paulus hat von solchen Erfahrungen in seinem Brief 2. Korinther 4 geschrieben:

16 Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.

Schicksalsschläge, Krankheit, Enttäuschungen, das Älterwerden, Niederlagen – all das zehrt an unseren Kräften. Unserer äußerer Mensch verfällt. Aber unser innerer Mensch kann wachsen, unser Leben lang: unsere Fähigkeit, Liebe anzunehmen und zu geben, unser Vertrauen auf den mütterlich-väterlichen Gott und auf gute Engel, die wir mit dem Herzen sehen. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen aus dem Lied 393 die Strophen 6 bis 8:

6) Kommt, Kinder, lasst uns gehen, der Vater gehet mit; er selbst will bei uns stehen bei jedem sauren Tritt; er will uns machen Mut, mit süßen Sonnenblicken uns locken und erquicken; ach ja, wir haben’s gut, ach ja, wir haben’s gut.

7) Kommt, Kinder, lasst uns wandern, wir gehen Hand in Hand; eins freuet sich am andern in diesem wilden Land. Kommt, lasst uns kindlich sein, uns auf dem Weg nicht streiten; die Engel selbst begleiten als Brüder unsre Reihn, als Brüder unsre Reihn.

8) Sollt wo ein Schwacher fallen, so greif der Stärkre zu; man trag, man helfe allen, man pflanze Lieb und Ruh. Kommt, bindet fester an; ein jeder sei der Kleinste, doch auch wohl gern der Reinste auf unsrer Liebesbahn, auf unsrer Liebesbahn.

Abkündigungen

Barmherziger Gott, Herr der guten Mächte, dir vertrauen wir die Kinder an, die wir getauft haben. Lass uns unsere Verantwortung für sie beherzt und unerschütterlich wahrnehmen. Lass uns auf die Engel achten und hören, die uns umgeben und auf gutem Weg leiten.

Wir beten heute für die Familien, die Muttertag feiern – dass dieser Tag gelingt, nicht als ein Alibi für Gedankenlosigkeit an anderen Tagen, sondern als Zeichen dafür, dass alle in der Familie Verantwortung füreinander tragen.

Insbesondere beten wir für drei Menschen aus unserer Gemeinde, die gestorben sind: … .

Herr Jesus Christus, du hast angedeutet, dass wir im Himmel einmal sein werden wie die Engel. Nimm diese Verstorbenen auf in die Gemeinschaft derer, die um dich sind in ewigem Glück! Und schenke den Angehörigen die Begleitung durch gute Mächte, damit sie bewältigen können, was sie belastet. Amen.

In der Stille bringen wir vor dich, Gott, was wir außerdem auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser
Lied 209: Ich möcht‘, dass einer mit mir geht

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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