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„Eine Handvoll mit Ruhe“

Trauerfeier für einen Mann, der sowohl beruflich als auch in der Freizeit alles mit einer Tatkraft in Angriff nahm, die einer inneren Ruhe entsprang.

Eine Handvoll mit Ruhe: Auf einer Hand liegt eine Kugel aus Sand, im Hintergrund sieht man das Meer
Kann man Ruhe in der Hand halten? (Bild: Ulrike MaiPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, wir sind versammelt, um Abschied zu nehmen von Herrn H., der im Alter von [über 70] Jahren gestorben ist.

Wir erinnern uns an sein Leben, eingebettet in vielfältige Beziehungen in Familie und Freundschaft, zwischen Arbeit und Ruhe, in der Nähe zu vertrauten Menschen und Dingen und in der Liebe zur Weite der Welt.

Mit Worten aus dem Psalm 104 loben wir den Gott, der alles erschafft, vom Wasser, das Menschen und Tiere am Leben erhält, bis hin zum Wein, den wir genießen dürfen. Wir loben Gott, der uns durch seinen eigenen Lebensodem unsere Lebenszeit als Menschen schenkt:

1 Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr herrlich;

5 der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden.

10 Du lässest Wasser in den Tälern quellen, dass sie zwischen den Bergen dahinfließen,

11 dass alle Tiere des Feldes trinken und das Wild seinen Durst lösche.

12 Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen unter den Zweigen.

13 Du feuchtest die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.

14 Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst,

15 dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz schön werde vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke.

20 Du machst Finsternis, dass es Nacht wird; da regen sich alle wilden Tiere,

21 die jungen Löwen, die da brüllen nach Raub und ihre Speise suchen von Gott.

22 Wenn aber die Sonne aufgeht, heben sie sich davon und legen sich in ihre Höhlen.

23 So geht dann der Mensch aus an seine Arbeit und an sein Werk bis an den Abend.

24 HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.

25 Da ist das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt‘s ohne Zahl, große und kleine Tiere.

26 Dort ziehen Schiffe dahin; da sind große Fische, die du gemacht hast, damit zu spielen.

27 Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit.

28 Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.

29 Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.

30 Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde.

Liebe Trauergemeinde!

Ich habe den Psalm 104 an den Anfang dieser Feier gestellt, weil er uns die Weite der Schöpfung vor Augen stellt, die Herr H. geliebt und in seinem Leben so intensiv wie nur möglich erlebt, ausgeschöpft, genossen hat, und deren Nutzung und Bewahrung seine berufliche Tätigkeit geprägt hat.

Erinnerungen an das Leben des Verstorbenen zwischen Beruf, Familie und Hobbys

Als ich über dieses so reich erfüllte Leben von Herrn H. zwischen Beruf und Freizeit nachdachte, stieß ich auf einen Bibelvers aus dem Buch des Predigers Salomo (Prediger 4, 6):

Besser eine Hand voll mit Ruhe als beide Fäuste voll mit Mühe und Haschen nach Wind.

Man konnte von Herrn H. sagen: In der Ruhe lag seine Kraft. Eine Hand voll Ruhe, das war für ihn die Fähigkeit, dankbar zu genießen, das war die Konzentration oder das stundenlange meditative Warten im Rahmen seiner Aktivitäten. Daraus folgte eine ruhige Kraft, keine verkrampfte Mühe, kein vergebliches Haschen nach Wind. Herr H. war ein Mensch, der gerne plante und strukturierte, aber ein Kontrollfreak um jeden Preis war er offenbar nicht.

In den letzten Jahren musste er mit schwerer Krankheit fertig werden. Seine Schmerzen wurden heftiger; er wusste, er würde nicht mehr lange leben; einer Lebensverlängerung um jeden Preis hätte er nicht zugestimmt. Wie es seine Art war, ordnete er seine Angelegenheiten. Er war dankbar, in den letzten Lebenswochen seine Familie um sich zu haben. So konnte er sein Leben loslassen; es ging dann am Ende doch schneller als gedacht.

Mit Psalm 104, 29 haben wir vorhin zu Gott gebetet:

Nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.

Das biblische Gebet sieht uns Menschen realistisch in einer Reihe mit den Tieren. Es gehört zum Lauf des Lebens, dass unser Leib zur Erde zurückkehrt, von der wir genommen sind, dass wir Staub und Asche werden. Doch das letzte Wort des Psalms ist das nicht. Danach folgt dieser Vers (Psalm 104, 30):

Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde.

Hoffnung steht am Schluss des Psalms. Wenn wir an Gott, an seine schöpferische Kraft, glauben können, dann sind wir zwar mit unserem Tode nicht mehr da, so wie wir vorher da waren. Aber Gott ist im Stande, immer wieder neu seinen Lebensatem auszusenden.

Der Psalm 104 sieht das ganz diesseitig; die Erde bringt immer wieder neues Leben hervor, die Evolution geht weiter, der Mensch ist und bleibt aufgerufen, endlich seinen Auftrag wahrzunehmen und die Erde zu bebauen und zu bewahren, statt sie auszubeuten und zu zerstören.

An anderen Stellen der Bibel gibt es Bilder der Hoffnung, Bilder vom Himmel, die darauf schließen lassen, dass auch unser individuelles Leben nicht einfach im Tod versinkt.

Sie haben in Ihre Trauerkarte den Satz von Victor Hugo hineingeschrieben:

Du bist nicht mehr da, wo Du warst – aber Du bist überall, wo wir sind.

Die Liebe, in der Sie einander verbunden waren, die geht Ihnen nicht verloren, und ich füge hinzu: Wer Liebe empfangen und verschenken konnte, der bleibt auch in seinem Tode in der Liebe Gottes aufbewahrt und geht nicht verloren. In dieser Zuversicht können wir Herrn H. loslassen und ihn den liebevollen Händen Gottes anvertrauen. Amen.

Wir singen das Lied 376:

1. So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.

2. In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind: es will die Augen schließen und glauben blind.

3. Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht: so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich!

Du Gott der Freiheit und der Liebe, wir danken dir für das Leben von Herrn H., für alle Erfüllung und Bewahrung und für alles, was wir einander an Liebe verschenken und empfangen durften. Nimm ihn gnädig auf in deine Hände und schenke seiner Familie den Trost, den nur du geben kannst.

Unsere Trauer werfen wir auf dich. Hilf uns zu bewältigen, was uns niederdrückt, und lass uns nicht allein sein, wenn wir ein offenes Ohr brauchen – oder eine Schulter, an der wir uns anlehnen oder ausweinen möchten.

Schenke uns Zuversicht für jeden neuen Tag, und lass uns in Verantwortung vor dir unser Leben führen. Mach uns bewusst, dass du uns Liebe schenkst, um mit unseren kleinen Kräften ein Segen zu sein für unsere Erde und insbesondere für die Menschen, die du uns anvertraust. Amen.

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