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Auferstehung – ein Wort des Vertrauens

Wie kann man mit dem schweren Abschied von einer Frau fertig werden, die ganz plötzlich gestorben ist? Ich erinnere in der Trauerfeier an das vertrauensvolle Gespräch der Marta mit Jesus über die Auferstehung.

Eine Zeichnung von Jesus im Gespräch mit einer Frau - es mag Marta sein, mit der er über die Auferstehung spricht
Jesus im Gespräch mit Marta über die Auferstehung (Bild: CCXpistiavosPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Frau L., die im Alter von [über 80] Jahren ganz unerwartet gestorben ist.

Wir denken gemeinsam an ihr Leben, wir begleiten einander auf dem Weg des Abschieds, und wir besinnen uns angesichts des Todes auf Worte Gottes, die trösten und zum Leben helfen.

Lasst uns beten mit dem Psalm 23:

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. Amen.

Wir singen das Lied 376:

1. So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.

2. In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind: es will die Augen schließen und glauben blind.

3. Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht: so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich!

Liebe Familie L., liebe Trauernde!

Wird jemand so plötzlich aus dem Leben gerissen, wie es bei Frau L. der Fall war, dann reagieren wir darauf mit zwiespältigen Gefühlen. Wir wissen auf der einen Seite: So wünschen es sich die meisten, wenn es denn sein muss, ohne langes Leiden, ohne anderen zur Last zu fallen, ganz schnell zu sterben. Auf der anderen Seite ist bei denen, die zurückbleiben, ohne Vorwarnung dieses tiefe Loch, diese Lücke, die die Verstorbene hinterlässt, und unsere Seele kann es noch gar nicht fassen. Wir brauchen Zeit, damit unsere Gedanken und Gefühle dem, was geschehen ist, hinterherkommen. Der Abschied tut weh, ist anstrengend, echte Trauerarbeit ist zu leisten, und eine wichtige Station dafür ist die heutige Trauerfeier.

Der Weg der Trauer beginnt mit der Erinnerung an die Frau, die unter uns so lange gelebt hat und jetzt auf einmal nicht mehr da ist.

Erinnerungen an das Leben der Verstorbenen

„Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen“ heißt es in einem alten Kirchenlied. Mitten im Leben wurde Frau L. aus dieser Welt abberufen. Ein erfülltes Leben ging zu Ende, ohne dass sie schwere Krankheiten ertragen oder Schmerzen erleiden musste. Darum heißt es nun: Abschied nehmen.

Abschied nehmen fällt leichter, wenn man zugeben kann, dass er schwer ist. Wenn man spürt, wie die Tränen kommen und man sie nicht herunterschlucken muss. Wenn man an die Oma denkt, die nie mehr da sein wird, und von ihr erzählen kann. Wenn man so viele Fragen hat und immer jemanden findet, dem man diese Fragen stellen kann.

Dabei ist es manchmal wichtiger, die Fragen stellen zu dürfen, als wirklich genaue Antworten zu bekommen. Es gibt nicht auf alle Fragen ganz richtige Antworten, gerade wenn es um das Sterben und den Tod geht. Denn der Tod ist für alle Menschen ein großes Geheimnis.

In der Bibel erzählt der Evangelist Johannes, wie Jesus einmal seine gute Freundin Marta besucht. Ihr Bruder Lazarus ist gerade gestorben, und Marta macht sich Gedanken. Hätte Jesus vielleicht ihren Bruder noch retten können, wenn er rechtzeitig da gewesen wäre? Es sind die gleichen Gedanken, die wir uns oft machen: Musste das so geschehen? Haben wir etwas zu tun versäumt, was wir nun nicht mehr nachholen können? Warum bewahrt uns Gott nicht vor traurigen Ereignissen?

Wer die Geschichte von Lazarus kennt, der weiß, dass Jesus den Lazarus am Ende doch noch einmal ins Leben zurückruft. Der Evangelist Johannes stellt uns auf diese Weise Jesus als den Sohn Gottes vor Augen, der mächtiger ist als der Tod. Aber – ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht – gerade diese wunderbare Schilderung weckt in uns modernen Menschen doch auch Zweifel. Irgendwann muss Lazarus ja dann doch noch sterben und begraben werden, das gleiche geschieht auch mit Jesus, und selbst Jesus hat nach seiner Auferstehung nicht so auf Erden weitergelebt wie zuvor. Auferstehung ist ein Wort des Glaubens, noch geheimnisvoller als der Tod, unbegreiflich für unseren Verstand, ein Wort allerdings, das unserer Seele Hoffnung einflößt, wenn wir uns vom Leben selbst, von Gott, von seiner Liebe anrühren lassen.

Und dieses Anrühren in der Seele geschieht, indem Jesus und Marta miteinander reden (Johannes 11):

23 Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.

24 Marta spricht zu ihm: Ich weiß wohl, dass er auferstehen wird – bei der Auferstehung am Jüngsten Tage.

25 Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt;

26 und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?

27 Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.

Hin und her gehen die Worte zwischen Jesus und Marta, und wir merken – hier bedeuten die Worte mehr, als sie scheinen.

Lazarus wird auferstehen – wann mag das sein – am Jüngsten Tage, am Ende der Zeiten? Bis dahin ist es ja noch eine Ewigkeit!

Oder ersteht er schon bald auf, durch ein Wunder von Jesus – aber wie lange wird es dauern, bis er doch sterben muss – wie lange muss er dann warten, bis er wieder aufersteht?

Da sagt Jesus dieses geheimnisvolle Wort: „Ich – ICH bin die Auferstehung und das Leben.“ Es geht gar nicht um die Wiederbelebung eines Toten, die gelingen mag für eine gewisse Zeit oder auch nicht. Es geht um Vertrauen, um Liebe, um all die Dinge, die das Leben zum Leben machen, die unser Leben erfüllen, durch die das Leben wertvoll ist und bleibt, auch wenn es zu Ende gegangen ist.

„Wer an mich glaubt, der wird leben“, sagt Jesus. Jesus ist der Mensch, der sich wie kein anderer von Gott dem Vater geliebt wußte. Jesus ist der Mensch, der lieben konnte wie kein anderer. An diesen Menschen zu glauben, heißt grenzenloses Vertrauen zu haben. Diese Welt ist ein Ort der Liebe, weil sie von einem Gott der Liebe geschaffen ist und bewahrt bleibt. Auf dieser Erde lohnt es sich, zu leben und zu lieben, zu lachen und zu weinen, zu streiten und sich zu versöhnen, füreinander da zu sein und Selbstbewusstsein zu entwickeln, egal wie lang oder kurz unser Leben ist.

So überwindet Jesus die Angst vor dem Tod – er, der Sohn Gottes, er, das geliebte Kind seines Vaters im Himmel, er, der weiß, wenn sein Papa im Himmel ihn lieb hat, dann geht er nicht verloren, selbst wenn er sterben muss.

Ein anderes Mal sagt Jesus (Johannes 14, 2):

In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.

Wer stirbt, darf bei Gott im Himmel wohnen. Das ist eine Form, sich vorzustellen, dass wir nach unserem Tod zwar nicht mehr hier auf der Erde leben, aber doch ewig in der Liebe Gottes geborgen bleiben.

Der Marta sagt Jesus also diesen schönen Satz (Johannes 11, 25-26):

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.

Und er fragt sie (Johannes 11, 26):

Glaubst du das?

Da hat sich in Marta etwas verändert. Getröstet spricht sie zu ihm (Johannes 11, 27):

Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.

Trotz ihrer Trauer ist sie froh, in einer Welt zu leben, die Besuch bekommt von Gott aus der Höhe.

Auch wir können in unserer Trauer Trost finden. Wir leben in einer Welt, in der wir von Gott geliebt sind. Er vertraut uns einander an und freut sich, wenn wir füreinander da sind, so wie Frau L. für andere da war. Er segnet unser Lachen und unser Weinen, er nimmt uns an mit all unseren Gefühlen, auch wenn wir zornig sind, sogar wenn wir mit ihm böse sind. Denn Gott lässt uns nie allein; er ist und bleibt für uns da wie ein guter Vater oder eine gute Mutter – und das in Ewigkeit. Amen.

Wir singen das Lied 391:

1. Jesu, geh voran auf der Lebensbahn! Und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich nachzueilen; führ uns an der Hand bis ins Vaterland.

2. Soll‘s uns hart ergehn, lass uns feste stehn und auch in den schwersten Tagen nicht nur über Lasten klagen; denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir.

3. Rühret eigner Schmerz irgend unser Herz, kümmert uns ein fremdes Leiden, o so gib Geduld zu beiden; richte unsern Sinn auf das Ende hin.

4. Ordne unsern Gang, Jesu, lebenslang. Führst du uns durch rauhe Wege, gib uns auch die nöt‘ge Pflege; tu uns nach dem Lauf deine Türe auf.

Lieber Vater im Himmel, wir müssen von einem Menschen Abschied nehmen, der uns nahestand, den wir liebhatten. Du weißt, wie schwer das ist – traurig zu sein, mit so vielen Gedanken nicht fertig zu werden und dann auch wieder an andere Menschen und Dinge denken zu wollen und zu müssen; dankbar zu sein für all die schönen Stunden mit ihr, die nun nicht mehr da ist, und dann auch wieder von Tränen übermannt zu werden. Lass uns dankbar sein – und loslassen. Lass uns die Traurigkeit zulassen und darüber reden und hilf uns zugleich, unser eigenes Leben getrost und zuversichtlich zu leben. Vergib, was wir versäumt haben und was nicht zu ändern ist. Hab Dank für alles, was uns an Liebe geschenkt war und was wir an Liebe geben konnten. Amen.

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