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„Seine Seele wird im Guten wohnen“

„Er wird im Guten wohnen“, das sagt die Bibel von einem Menschen, der auf Gott vertraut, ganz gleich, was geschieht. Wir können diesen Satz auch sagen von einem Menschen, den wir am Ende seines Lebens loslassen müssen, hingeben müssen in die Ungewissheit des Todes.
Im Guten wohnen: Ein großes schräg fotografiertes Gebäude mit eindrucksvollen Wandmalereien, die eine Vielfalt von Architektur vorspiegelt
Wo wohnen wir, wenn wir dieses Leben verlassen? (Bild: ChadoNihiPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, das Leben von Herrn D. ist zu Ende gegangen, im Alter von [über 80] Jahren ist er gestorben. Gemeinsam sind wir hier, um von ihm Abschied zu nehmen, um einander auf diesem schweren Weg beizustehen, um auf Worte der Bibel zu hören, die uns trösten können.

Wir beten mit Psalm 25:

2 Mein Gott, ich hoffe auf dich; lass mich nicht zuschanden werden.

3 Denn keiner wird zuschanden, der auf dich harret.

4 HERR, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Steige!

5 Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich! Denn du bist der Gott, der mir hilft; täglich harre ich auf dich.

6 Gedenke, HERR, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.

10 Die Wege des HERRN sind lauter Güte und Treue für alle, die seinen Bund und seine Gebote halten.

12 Wer ist der Mann, der den HERRN fürchtet? Er wird ihm den Weg weisen, den er wählen soll.

13 Er wird im Guten wohnen.

15 Meine Augen sehen stets auf den HERRN; denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen.

16 Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend.

17 Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten!

20 Bewahre meine Seele und errette mich; lass mich nicht zuschanden werden, denn ich traue auf dich!

21 Unschuld und Redlichkeit mögen mich behüten; denn ich harre auf dich.

Liebe Frau D., liebe Angehörige, liebe Trauergemeinde! Wir erweisen Herrn D. die letzte Ehre, wir erinnern uns noch einmal gemeinsam an sein Leben und wir stellen unter Gottes Wort, was wir tun und was wir empfinden.

Wenn wir uns an das Leben eines Menschen erinnern, der gestorben ist, dann zählen wir einzelne Daten auf, einiges von dem, was Sie mir im Gespräch erzählt haben. Jeder von Ihnen wird dieses Gerüst an Daten mit dem füllen, was Sie selbst mit dem Verstorbenen erlebt haben. Jeder einzelne hat ja unterschiedliche Erinnerungen an Herrn D., aus dem Familienleben, aus seinem beruflichen Werdegang, aus dem Auf und Ab eines Lebensweges zwischen Krieg und Frieden.

Erinnerungen an das Leben des Verstorbenen

Aber die äußeren Lebensumstände sind ja nur eine Seite eines ganzen Lebens. Wie ein Mensch war, das kommt zum Beispiel in der Art zum Ausdruck, wie man ihn in der persönlichen Beziehung zu ihm erlebt hat – Sie haben mir erzählt, dass er ein guter Mensch war, manchmal vielleicht sogar „zu gut“, wenn es darum ging, dass er einmal nach der Arbeit mit den Kindern hätte schimpfen sollen. Kann man eigentlich Schöneres über einen Menschen sagen?

Auch in ganz kleinen Erinnerungen zeigt sich etwas davon, wie ein Mensch gewesen ist, was ihn interessiert hat, zum Beispiel die Gartenarbeit, das Briefmarkensammeln, das Rätsel-Lösen.

Wieder eine andere Seite im Leben eines Menschen zeigt sich, wenn er Schicksalsschläge erleiden muss, seine Krankheit etwa oder der Verlust von Angehörigen.

Nun ist auch Herr D. gestorben, und er hinterlässt eine Lücke, besonders im Leben der Ehefrau und der anderen, die an ihm gehangen haben. Er hat ein hohes Alter erreicht; vielleicht kann man sagen, er hat sein Leben gelebt; und doch bleibt es traurig, wenn man einen Menschen loslassen muss, den man liebgehabt hat, der immer da war und der jetzt einfach überall fehlt.

Als ich über einen Bibelvers nachdachte, der Ihnen vielleicht ein Trost sein könnte, da stieß ich einen Satz, den ich zu Beginn gebetet habe (Psalm 25, 13):

Er wird im Guten wohnen.

Ein ganz schlichter Satz, der vielleicht gerade so zu Herrn D. passt. Trotz all der Widrigkeiten seines Schicksals war er, so wie Sie ihn mir geschildert haben, dem Guten treu. Das Gute war sozusagen seine Heimat, auch wenn er Böses durchmachen musste, Krieg und Krankheit, berufliche Umwege und traurige Erlebnisse.

„Er wird im Guten wohnen“, das sagt die Bibel von einem Menschen, der auf Gott vertraut, ganz gleich, was geschieht. Wir können diesen Satz auch sagen von einem Menschen, den wir am Ende seines Lebens loslassen müssen, hingeben müssen in die Ungewissheit des Todes. Sein Leib ist zu Asche geworden, ihn legen wir heute in Gottes Erde, und seine Seele vertrauen wir der Liebe Gottes an, die uns auch im Tode nicht verloren gehen lässt.

Der Satz „Er wird im Guten wohnen“ lautet übrigens, wörtlich aus dem Hebräischen übersetzt: „Seine Seele bleibt im Guten wohnen.“ Es geht hier um das Innere eines Menschen, das Wesentliche, was ihn unverwechselbar macht, was im Laufe eines Lebens erhalten bleibt und was auch im Tode nicht untergeht. Und dieses Gute, in dem wir wohnen bleiben, können wir auch den Himmel nennen, oder das Reich Gottes – es ist die unsichtbare Welt jenseits dieser uns vertrauten irdischen Welt, unfassbar für unsere Sinne, doch eine ganz reale Hoffnung für uns alle. Jesus hat ganz ähnlich vom Himmel gesprochen wie unser Psalmwort, als er sagte (Johannes 14, 2):

In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.

Dorthin können wir getrost einen Verstorbenen loslassen, und wir, die wir zurückbleiben, dürfen ebenfalls „im Guten wohnen“, indem wir uns von der Liebe Gottes leiten lassen und füreinander da sind, wo wir gebraucht werden. Amen.

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