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Auferstehung des Leibes

Wir bleiben in Gottes Erinnerung aufbewahrt, so wie wir wirklich sind. Er bewahrt alles auf, was uns in Liebe verbindet mit anderen Menschen. Er weiß, in welche Orte und Zeiten wir eingebunden sind und welche Erfahrungen uns zu diesem unverwechselbaren Individuum geprägt haben. Wenn wir auferstehen werden, dann bleiben wir die einmalige Person, die wir nun einmal sind.

Deckengemälde mit Jesus als siegreichem Auferstandenen
So stellten sich Maler die leibliche Auferstehung Christi vor (Bild: WikiImagesPixabay)

Gottesdienst am Freitag, 29. April 2011, um 10.30 Uhr im Ensemble-Pflegezentrum Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde! Meinen Gottesdienst für den Monat Mai möchte ich schon heute, Ende April, mit Ihnen feiern, denn ich habe den ganzen Mai über Urlaub und werde mit meiner Familie auf die Insel Juist fahren.

Wir feiern unseren Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Am letzten Sonntag und Montag war das Osterfest, damit hat die österliche Freudenzeit begonnen, die noch bis Pfingsten andauert. In diesem Gottesdienst möchte ich mit Ihnen Osterlieder singen und über die Osterbotschaft nachdenken.

Lied 100, 1+2+4+5:

1) Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit; denn unser Heil hat Gott bereit‘. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.

2) Es ist erstanden Jesus Christ, der an dem Kreuz gestorben ist, dem sei Lob, Ehr zu aller Frist. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.

4) Es singt der ganze Erdenkreis dem Gottessohne Lob und Preis, der uns erkauft das Paradeis. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.

5) Des freu sich alle Christenheit und lobe die Dreifaltigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.

„Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!“ So grüßen sich Christen seit ältesten Zeiten mit dem Ostergruß.

Doch wie ist sie geschehen, die Auferstehung Jesu Christi? Wie wird sie geschehen, unsere Auferstehung von den Toten? Kommt die Seele in den Himmel, wenn der Körper ins Grab gelegt wird? Was meint die Bibel mit der Auferstehung des Leibes?

Der Apostel Paulus schreibt in 1. Korinther 15 über

42 … die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich.

43 Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft.

44 Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib.

Gott, lass uns begreifen, was es mit der Auferstehung des Leibes auf sich hat. Mach uns gewiss, dass Jesus Christus lebendig ist, hier und heute als unser Herr, als die Mitte unserer Gemeinschaft, als die Liebe, die uns erfüllt. Gott, schenke uns wahrhaft frohe Ostern, neues Vertrauen zum Leben und zur Liebe, eine Zuversicht, die finsteren Mächten standhält. Lass uns aufstehen mit neuem Mut und neuer Kraft. „Amen.“

Lied 103, 1-5:

1. Gelobt sei Gott im höchsten Thron samt seinem eingebornen Sohn, der für uns hat genug getan. Halleluja, Halleluja, Halleluja.

2. Des Morgens früh am dritten Tag, da noch der Stein am Grabe lag, erstand er frei ohn alle Klag. Halleluja, Halleluja, Halleluja.

3. Der Engel sprach: »Nun fürcht‘ euch nicht; denn ich weiß wohl, was euch gebricht. Ihr sucht Jesus, den find’t ihr nicht.« Halleluja, Halleluja, Halleluja.

4. »Er ist erstanden von dem Tod, hat überwunden alle Not; kommt, seht, wo er gelegen hat.« Halleluja, Halleluja, Halleluja.

5. Nun bitten wir dich, Jesu Christ, weil du vom Tod erstanden bist, verleihe, was uns selig ist. Halleluja, Halleluja, Halleluja.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, von der Auferstehung des Leibes möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen, die im Evangelium nach Lukas 24 aufgeschrieben steht. Vorher ist eine Menge passiert an diesem dritten Tag nach dem Karfreitag. Am Morgen hatten Frauen das Grab Jesu besuchen wollen, es aber leer gefunden. Aufgeregt erzählten sie es den Jüngern Jesu weiter: „Jesus ist auferstanden!“ Die aber meinten: „Das ist nur Weibergeschwätz!“ Dann kamen am Abend zwei Männer aus dem Dorf Emmaus zurück nach Jerusalem gelaufen und riefen: „Jesus ist auferstanden, wir haben ihn gesehen!“ An dieser Stelle erzählt Lukas weiter:

36 Als sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch!

37 Sie erschraken aber und fürchteten sich und meinten, sie sähen einen Geist.

38 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz?

39 Seht meine Hände und meine Füße, ich bin’s selber. Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe.

40 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und Füße.

41 Als sie aber noch nicht glaubten vor Freude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen?

42 Und sie legten ihm ein Stück gebratenen Fisch vor.

43 Und er nahm’s und aß vor ihnen.

Eine seltsame Geschichte. Tritt Jesus da nicht wirklich wie ein Geist auf? Aber dieser geisterhafte Jesus will beweisen, dass er kein Geist ist. Er hat Fleisch und Knochen, er hat die Wunden vom Kreuz an seinen Händen und Füßen, und er lässt sich etwas zu essen geben und isst es auf. Seltsam.

Wenn Jesus bei uns plötzlich erscheinen würde, einfach aus dem Nichts, würden wir nicht auch denken, er ist ein Geist? Wir würden sicher auch erschrecken. Jesus beruhigt aber seine Jünger. Er macht das so, wie das auch die Engel der Bibel tun. „Fürchtet euch nicht“, sagt er. „Ihr müsst nicht erschrecken. Ich bin kein Geist.“ Wenn wir Christen an die Auferstehung glauben, dann hat das nichts mit Totenbeschwörungen zu tun.

Jesus zeigt seinen Jüngern dann seine Hände und Füße mit den Wunden. „Seht, ich bin’s selber“, sagt er. „Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe.“ Und dann isst Jesus sogar noch ein Stück Bratfisch. Ein Geist ist er also wirklich nicht, denn ein Geist kann nicht essen. Er ist mit Seele und Leib auferstanden.

Aber seltsam ist die Geschichte trotzdem. Jesus ist ja nicht einfach zurückgekehrt ins alte Leben. Er ist nicht durch eine Erste-Hilfe-Maßnahme wiederbelebt und gerade noch vor dem Tod bewahrt worden. Jesus war wirklich tot, und er wird nicht wie bisher mit seinen Jüngerinnen und Jüngern zusammenleben. Jesus hat nicht seinen alten verweslichen Körper mit dem alten Fleisch und den alten Knochen wiederbekommen. Was die Jünger zu sehen bekommen, ist also etwas, was man eigentlich doch nicht sehen kann, jedenfalls nicht mit unseren irdischen Augen: Sie dürfen einen kurzen Blick auf den unverweslichen Leib werfen, den Jesus im Himmel von Gott bekommt. Dieser Leib wird anders sein, nicht so, wie wir ihn kennen, eben unverweslich. Und trotzdem ist Jesus für seine Jünger wiederzuerkennen. Er trägt die Wunden, die man ihm am Kreuz geschlagen hat. Er ist derselbe, zu dem sie hier auf Erden Vertrauen fassen konnten. Mit ihm haben sie das Letzte Abendmahl gefeiert; in seinem Auftrag haben sie mit wenig Fisch und Brot 5000 Menschen sattbekommen. Jetzt bittet er sie, mit ihm ihren gebratenen Fisch zu teilen; da wissen sie, mit wem sie es zu tun haben: mit dem, der ihren Hunger gestillt hat und ihre Sehnsucht nach Liebe kennt.

Auch wenn wir einmal sterben und unser Leib auferstehen wird, dann wird also nicht unser alter irdischer Körper genauso wiederhergestellt, wie er vorher war. Körper ist nicht dasselbe wie Leib. Der Körper zerfällt im Grab oder verbrennt im Krematorium. Aber unser Leib, das sind wir als ganzer Mensch, das ist unser ganzes Ich, alles, was wir er-lebt haben in unserem Leben. Nun könnte jemand sagen: Das sind ja alles nur flüchtige Erfahrungen gewesen, das ist längst vorbei, das ist höchstens noch in der Erinnerung lebendig, aber was ist, wenn auch die Erinnerungen verblassen oder wenn das Erinnerungsvermögen selbst nicht mehr funktioniert? Ich bin überzeugt, dass wir in Gottes Erinnerung aufbewahrt bleiben, so wie wir wirklich sind und so wie Gott uns gemeint hat. Er bewahrt alles auf, was uns in Liebe verbindet mit anderen Menschen. Er weiß, in welche Orte und Zeiten wir eingebunden waren und sind und welche Erfahrungen uns zu diesem unverwechselbaren Individuum geprägt haben. Wenn wir auferstehen werden, dann bleiben wir die einmalige Person, die wir nun einmal sind. Das ist gemeint mit der Auferstehung des Leibes. Mein Leben behält einen ewigen Wert, nichts von dem, was ich getan und unterlassen habe, es sei gut oder böse, ist vor Gott gleichgültig.

Als unsere Söhne klein waren, fragte mich der Ältere einmal nach einem kleinen Mädchen, das gestorben war: „Wächst sie im Himmel noch?“ Ich habe ihm geantwortet: „Ja, das kann ich mir vorstellen.“ Aber wir wissen nicht, wie wir im Himmel sein werden. Werden wir auferstehen, so wie wir im Augenblick des Todes ausgesehen haben? Mit Falten oder mit Unfallverletzungen oder von einer Krankheit gezeichnet, die den Körper zerstört oder entstellt? Das macht keinen Sinn. Aber Gott weckt uns auf mit der Geschichte, die unsere ureigene Geschichte ist, mit dem, was wir überwunden und hinter uns gelassen haben ebenso, wie mit dem, was wir an Liebe und Freude gern bewahren möchten.

Darauf dürfen wir hoffen im Vertrauen auf den Gott, der auch seinen Sohn Jesus Christus aus den Toten auferweckt hat. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied 111, 1+2+11+14:

1. Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, mein Heiland Christus aufersteht. Vertrieben ist der Sünden Nacht, Licht, Heil und Leben wiederbracht. Halleluja.

2. Wenn ich des Nachts oft lieg in Not verschlossen, gleich als wär ich tot, lässt du mir früh die Gnadensonn aufgehn: nach Trauern Freud und Wonn. Halleluja.

11. O Wunder groß, o starker Held! Wo ist ein Feind, den er nicht fällt? Kein Angststein liegt so schwer auf mir, er wälzt ihn von des Herzens Tür. Halleluja.

14. Mein Herz darf nicht entsetzen sich, Gott und die Engel lieben mich; die Freude, die mir ist bereit‘, vertreibet Furcht und Traurigkeit. Halleluja.

Danke, guter Gott, für deine Osterbotschaft! Danke für deinen Sohn Jesus Christus, in dem du dich uns geschenkt hast und den du von den Toten auferweckt hast! Danke für die lebendige Hoffnung, dass auch wir auferstehen werden!

Wir bitten dich, überwinde die Sünde in unserem Leben, wo wir hart und bitter geworden sind, wo wir unfreundlich mit anderen umgehen, wo wir Angst haben, die Vergangenheit loszulassen, oder Angst, uns der Zukunft zu stellen.

Lass nicht die Vergänglichkeit herrschen in unserem Leben, sondern das was bleibt: Vertrauen, Liebe, Hoffnung.

Lass unser Tun nicht vergeblich und unser Leben nicht leer sein – erfülle uns im Leid mit Trost, in der Angst mit Mut, im Minderwertigkeitsgefühl mit Selbstvertrauen, und wenn wir uns überfordert fühlen, mit Zuversicht! Guter Gott, lass uns an die Auferstehung glauben, lass uns nicht den Tod für mächtiger halten als dich. Amen.

In der Stille bringen wir vor dich, was wir persönlich auf dem Herzen haben:

Stille und Vater unser

Wir singen das Lied 99:

1) Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

2) Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen; seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ‘. Kyrieleis.

3) Halleluja, Halleluja, Halleluja! Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

Empfangt Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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