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„Jesus ist wie Pusten“

Ein afrikanisches Mädchen im Kindergarten pustet über ihre Hand und sagt: „Jesus ist wie Pusten“ – man sieht ihn nicht, und doch ist er da, er verlässt uns nicht. In diesem Sinne lege ich das Wort von Jesus aus, das sich das Ehepaar als Trauspruch gewünscht hat: „Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“

Eine Pusteblume in Herzform, von der einige Schirmchen wegfliegen
Liebe haben wir nicht in der Hand (Bild: Michaela, at home in Germany • Thank you very much for a like auf Pixabay)
Orgelvorspiel und Einzug in die Kirche

Herzlich willkommen zur Hochzeit von … und …! Sie beide sind mit Ihren Verwandten und Freunden in die Kirche gekommen, um für Ihre Ehe den Segen von Gott zu erbitten. Gemeinsam nehmen wir uns Zeit, um über die Ehe nachzudenken – und vor allem über die Liebe, denn ohne Liebe werden wir nicht glücklich, ohne Liebe bleibt eine Ehe nicht bestehen, ohne Liebe kann keine Familie zusammenhalten.

Auf dem Standesamt haben Sie schon vor … Jahren Ja zueinander gesagt. Ihre Familie haben Sie schon vorher gegründet; Ihre beiden Kinder … und …, auf die Sie mit Recht stolz sind, feiern Ihre Hochzeit fröhlich mit. Mit der Kirchlichen Trauung haben Sie bis heute gewartet, und Sie freuen sich, dass heute so viele Verwandte und Freunde mitfeiern und Ihre Freude mit Ihnen teilen.

Wir sind heute für so vieles dankbar, darum singen wir am Anfang das Danke-Lied.

334, 1-4: Danke für diesen guten Morgen

Wir sind hier versammelt

  • im Namen des Gottes, der uns liebt wie ein Vater und wie eine Mutter,
  • im Namen unseres Bruders Jesus von Nazareth, der uns begegnet in allen seinen Schwestern und Brüdern auf Erden,
  • im Namen der Liebe, die in uns lebt und uns bewegt als der heilige Geist Gottes.

Im Namen des dreieinigen Gottes feiern wir Gottesdienst am Tag der Hochzeit von … und…:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Gott, deine Freundlichkeit, deine Liebe und dein Friede sei mit uns heute und alle Tage unseres Lebens. Freude und Leid ein Leben lang teilen: das ist schön, aber auch schwer. Wir brauchen dich, Gott; du willst uns helfen.  Wir bringen dir unsere Liebe und bitten um deinen Segen, deine Nähe, deinen Geist, der lebendig macht, heute und in den Jahren, die kommen. Amen.

Wir hören Worte des Apostels Paulus über die Liebe aus dem 1. Korintherbrief, Kapitel 13, Verse 1-8:

1 Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wären meine Worte leer und ich würde viel Lärm um nichts machen.

2 Und wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, dann wäre ich nichts.

3 Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte, und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber keine Liebe, nützte es mir nichts.

4 Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.

5 Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach.

6 Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit.

7 Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.

8 Die Liebe hört niemals auf.

Liebe …, lieber …, liebe Hochzeitsgäste!

Sie beide haben geheiratet. Sie lassen sich trauen. Das trauen Sie sich.

Im Deutschen ist das ein Wortspiel. Sich trauen lassen, auf dem Standesamt oder in der Kirche, heißt heiraten. Sich etwas trauen heißt: etwas wagen.

Eine Hochzeit ist ein Wagnis, weil sie auf etwas aufbaut, was man so gar nicht greifen und fassen kann: auf Liebe. Liebe ist unsichtbar wie Geist und Luft, und das hat sie gemeinsam mit Gott und mit Jesus. Als ich vorgestern mit den Kindern aus dem Kindergarten über Jesus sprach, da meinte ein afrikanisches Mädchen, es war die …: „Jesus ist wie Pusten“, und dabei hat sie über ihre Hand gepustet – man sieht ihn nicht, und doch ist er da, er verlässt uns nicht.

Mit Jesus und mit der Liebe hat auch der Trauspruch zu tun, den Sie ausgesucht haben, damit er Sie in Ihrer Ehe begleitet. Jesus hat ihn gesagt, er steht im Johannesevangelium (13, 34b) und handelt von der Liebe:

Jesus spricht: Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.

„Wie ich euch geliebt habe!“ So fängt Jesus an, und darauf kommt es an.

Wer ist denn dieses Ich, dieser Jesus, der da so von seiner Liebe spricht? Jesus ist nicht einfach nur ein Mensch; er ist der eine Mensch, in dem sich Gott selbst uns anderen Menschen offenbart hat. Diese Liebe, mit der Jesus uns liebt, ist also die Liebe, die von Gott selber kommt. Es ist eine Liebe, mit der Jesus nicht nur damals einmal die Menschen geliebt hat, die ihm persönlich begegnet sind, sondern es ist die Liebe, mit der Jesus uns heute noch liebt, der unsichtbare Jesus, der bei uns ist, „wie Pusten“.

Liebe ist ein Geschenk, sie kommt von Gott, sie fängt an in dem Augenblick, in dem Gott uns unser Leben schenkt, und sie hört selbst dann immer noch nicht auf, wenn wir einmal sterben. Liebe war der Grund, aus dem Gott die Welt und die Menschen geschaffen hat. Zu seinem Bild hat er die Menschen geschaffen, aber nicht äußerlich ihm ähnlich, sondern als Mann und Frau, als Bild seiner Liebe. Von Anfang an wollte Gott also, dass nicht Egoismus und Geld die Welt regieren, sondern die Liebe.

Liebe haben wir nicht in der Hand, „sie ist wie Pusten“, wir können sie nicht verdienen, wir können sie nicht erzwingen, und das brauchen wir auch alles gar nicht, denn wir bekommen Liebe geschenkt. Viele Menschen meinen, sie müssen die Ellbogen gebrauchen, um zu kriegen, was sie nur kriegen können. Jesus hat uns vorgelebt, dass es besser ist, sich auf Liebe zu verlassen.

Jesus hat oft gebetet. Ist oft auf einen Berg gestiegen, um allein zu sein und ganz allein mit seinem Vater im Himmel zu reden. Da hat er sich erfüllen lassen mit Liebe. Und diese Liebe hat er dann weiterverschenkt, an seine Freundinnen und Freunde, an Menschen, die krank waren an Leib und Seele, an Leute aus dem eigenen Volk und an Frauen und Männer, die von weither kamen. Ja sogar seine Feinde konnte Jesus lieben; er hat ihnen nichts heimgezahlt, als sie ihn gefangennahmen, quälten und sogar ans Kreuz schlugen.

Jesus wusste: Wer liebt, der geht niemals verloren, denn die Liebe wird ihn für immer mit Gott verbinden, denn Gott ist ewige Liebe. Und darum sagt er:

Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.

Warum ist das ein guter Satz besonders für eine Ehe? Lieben sich zwei Ehepartner nicht sowieso? Gewiss. Aber viele Menschen verwechseln Liebe mit Verliebtheit. Und wenn das Gefühl der Verliebtheit nachlässt, glauben sie, dass die Liebe tot ist. Das stimmt aber nicht. Liebe ist mehr als Verliebtheit. Liebe ist mehr als Gefühl. Liebe ist Gefühl und Verantwortung. Dazu gehört auch, dass man seinen Verstand einschaltet, dass man an der Liebe arbeitet, dass man nie aufhört, miteinander zu reden, einander neu kennenzulernen, einander zu vergeben, wenn man einander wehgetan hat.

Verliebtheit kann erlöschen, Liebe hört nicht auf. Echte Liebe hält jeder Versuchung und jeder schweren Lebenslage stand. Wer den Ehepartner so liebt, wie Jesus uns geliebt hat, der bleibt ihm ein Leben lang treu. Der weiß: Wer verheiratet ist, ist kein Single mehr, kein Einzelner, der zufällig mit jemandem zusammenlebt, der auch ein anderer sein könnte. Ein Ehepaar ist etwas Neues, vor Gott und vor den Menschen. Was Sie beide verbindet, ist ein Bund fürs ganze Leben.

Michel Quoist, ein katholischer Priester aus Frankreich, hat einmal über die Liebe in der Ehe gesagt:

Wer den anderen liebt, lässt ihn gelten, so wie er ist, wie er gewesen ist und wie er sein wird.

Das klingt einfach, ist aber oft sehr schwer: den anderen gelten lassen, „so wie er ist“. Wer verliebt ist, der sieht den anderen oft nur durch die rosarote Brille. Die Sonnenseiten will man sehen, die Schattenseiten erkennt man erst später. Wenn man merkt, dass der andere sich nicht erziehen und ändern lässt, wie man es sich wünschen würde, dann hilft nur, die rosarote Brille abzusetzen und ihn so anzunehmen, wie er eben ist. Eine Ehe ist der engste Bund mit einem anderen Menschen, den wir eingehen können, und trotzdem behält jeder Partner seine eigene Würde und Entscheidungsfreiheit:

Wer den anderen liebt, lässt ihn gelten, so wie er ist.

Wer den Ehepartner gelten lässt, nimmt ihn an auch mit seiner Vergangenheit, mit dem, wo er herkommt, mit seinen Wurzeln, mit seiner Familie. Sie kommen beide aus …; Sie bewahren Ihre Tradition in Ihrem Herzen und verbinden sie mit der deutschen Kultur, innerhalb derer sie jetzt schon sehr lange leben. Sie sind beide Christen und respektieren einander in Ihrer unterschiedlichen Konfession, orthodox und evangelisch.

Hochzeit ist allerdings auch ein Stück Abschied von der eigenen Vergangenheit. Das ist der Grund, weshalb es bei einem solchen fröhlichen Fest auch ganz normal ist, dass hier und da eine Träne vergossen wird. Vor allem wenn man als Eltern die Tochter oder den Sohn als Braut und Bräutigam sieht, dann wird einem bewusst, dass sie nun wirklich keine Kinder mehr sind, sondern ihr eigenes Leben tatkräftig und selbständig in die Hand genommen haben. Wenn beide einander gelten lassen, so „wie man gewesen ist“, werden beide aber auch die vertrauten Beziehungen zu beiden Verwandtschaftskreisen und bisherigen guten Freunden weiter pflegen, denn ein Ehepaar braucht ja auch Rückhalt und Unterstützung, um das Ehe- und Familienleben zu meistern.

Am schwierigsten klingt der Satz von Michel Quoist, wenn man ihn auf die Zukunft bezieht:

Wer den anderen liebt, lässt ihn gelten, so wie er sein wird.

Liebe in der Ehe ist also ein Blanko-Scheck, ausgestellt auf Zukunft mit viel Risiko und viel Vertrauen – hier hast Du mich, auch so wie ich sein werde. Und so nehme ich auch Dich an, so wie Du bist, so wie Du warst, so wie Du sein wirst.

Das ist ein Risiko. Denn jeder Mensch verändert sich, auch in der Ehe. Es ist ja auch gut, wenn wir nicht auf der Stelle stehenbleiben, sondern im Leben weiterkommen und uns entfalten. Aber werden wir uns immer in die gleiche Richtung entwickeln?

Das wissen wir heute nicht und müssen es auch nicht wissen. Wir müssen nur darauf achten, dass wir unsere Liebe zueinander bewahren. Dann werden wir einander immer gelten lassen und den anderen höher achten als uns selbst. Und das können wir von Jesus lernen, der uns und Ihnen persönlich in Ihrem Trauspruch sagt:

Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.

Ich wünsche Ihnen eine Ehe, die Sie mit Lust und Liebe erfüllen, im Vertrauen auf die Liebe Gottes und in Treue zueinander, mit dem Willen, stets aneinander festzuhalten und alles, was Ihnen begegnet, gemeinsam zu meistern! Amen.

Lied 619, 1-4: Er hält die ganze Welt in seiner Hand

Liebe … und lieber …!

Im Vertrauen auf Gottes Liebe wagen Sie Ihre Ehe und tragen einander mit Ihrer Liebe und Treue, um einander Ihr Leben lang glücklich zu machen.

…, wollen Sie … als Ihre Ehefrau, die Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und in schweren Tagen sie nicht verlassen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihr die Ehe führen, bis der Tod Sie scheidet, so antworten Sie: „Ja!“

…, wollen Sie … als Ihren Ehemann, den Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und in schweren Tagen ihn nicht verlassen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihm die Ehe führen, bis der Tod Sie scheidet, so antworten Sie: „Ja!“

Ihre Tochter … bringt jetzt die Ringe, damit wir sie segnen.

Stecken Sie einander Ihre Ringe an.

Der Ring hat kein Ende, so soll auch Ihre Liebe ohne Ende sein. Tragen Sie Ihren Ring als Zeichen Ihrer Treue!

Geben Sie einander Ihre rechte Hand.

Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.

Ihr Sohn … zündet jetzt für Sie eine Kerze an. Sie soll Sie mit ihrem warmen leuchtenden Licht an Jesus erinnern, der von sich gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt.“

Segen sei mit euch, der Segen strahlenden Lichtes, Licht um euch her und innen in eurem Herzen. Aus euren Augen strahle gesegnetes Licht wie eine Kerze in den Fenstern eures Hauses, die den Wanderer locken, Schutz zu suchen dort drinnen vor stürmischer Nacht! Gott segne Sie in Freude und Leid, Gott bewahre Sie in allem, was kommt, Gott helfe Ihnen, dass Ihre Liebe niemals aufhört. Amen.

Sie dürfen nun, wenn Sie wollen, einander küssen!

Ein kleines Geschenk Ihrer Kirchengemeinde für Sie ist diese Traubibel. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer kirchlichen Hochzeit!

Wir singen jetzt das Loblied 316:

1. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, lob ihn, o Seele, vereint mit den himmlischen Chören. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören!

2. Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?

3. Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet, der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet. In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet!

4. Lobe den Herren, der sichtbar dein Leben gesegnet, der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet. Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet.

Und nun lasst uns beten!

Gott, der Du die Liebe bist, wir bitten dich heute für den gemeinsamen Lebensweg von … und … und zugleich für ihre Kinder … und …, die du ihnen anvertraut hast. Geh du mit ihnen auf ihrem Weg. Lass das Ehepaar finden, was eins vom andern wünscht und braucht. Lass beide gut füreinander sorgen, damit es auch ihre Kinder immer bei ihnen gut haben. Hilf der ganzen Familie, einander zu stützen und immer zusammenzuhalten.

Du bist da, Gott, in jedem guten Wort, das Liebe und Ehrlichkeit ausspricht, das tröstet und aufrichtet. Du bist die Hand auf der Schulter, die Mut macht oder liebevoll zurechtweist, wenn wir dunkle Wege gehen. Du bist die Wärme des Herzens, die wir spüren, wenn wir uns im Arm halten oder wenn unser Mund mit Liebe küsst. Du verlässt uns nicht; hilf uns, unser Leben auf Liebe aufzubauen. Amen.

Alles, was uns heute bewegt, schließen wir im Gebet Jesu zusammen:

Vater unser

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

Orgelnachspiel und Auszug aus der Kirche

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