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Triathlon des Lebens: Glauben, Hoffen, Lieben

Im meistgewünschten Bibelspruch zu einer kirchlichen Trauung, 1. Korinther 13, 13, tritt die Liebe nicht allein auf, sondern sozusagen in einem Triathlon des Lebens, und dieser Dreikampf umfasst nicht wie im Sport Schwimmen, Laufen und Radfahren, sondern Glauben, Hoffnung und Liebe.

Zwei kunstvoll gestaltete Herzen, die unzählige weitere Herzen enthalten, überschneiden einander in der Weise, dass in der Mitte ein gemeinsamer unten spitz zulaufender Kreis entsteht, in dem viele unterschiedliche Symbole zu sehen sind: Sonnen, Monde, Blumen, Kleeblätter, Schneeflocken, aus dem Ei schlüpfende Küken und vieles mehr.
Vertrauen und Hoffnung geben der Liebe im Dreikampf des Lebens Basis und Ziel (Bild: John Hain auf Pixabay)
Orgelvorspiel

Liebe Festgemeinde, nachdem der Vater seine Tochter zu ihrem Mann geführt hat, begrüße ich Sie beide zur Trauung in der evangelischen Pauluskirche: … und … . Herzlich willkommen heiße ich auch alle Hochzeitsgäste, die den Start in die Ehe mit Ihnen beiden feiern, und ganz besonders Ihre Kinder …!

Wir sind hier versammelt im Namen Gottes:

Im Namen des Gottes, den wir den Vater nennen, der uns als Ebenbild seiner Liebe erschaffen hat als Mann und Frau.

Im Namen Gottes, dessen Liebe in Jesus auf Erden lebendig ist.

Im Namen des Gottes, der unsichtbar in uns ist, der uns mit seiner Liebe anrührt und bewegt wie Geist und Wind.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gott, du bist die Liebe! Und uns traust du zu, als Menschen liebevoll miteinander umzugehen. Von Anfang an hast du gewollt, dass wir zusammenhalten und Vertrauen nicht enttäuschen. Wir zweifeln zwar oft an der Liebe: wenn Untreue uns verletzt, wenn der mir näch­ste Mensch mir fremd wird, wenn ich mich selber nicht mehr kenne. Dann schenke uns die Zuversicht, dass die Liebe stärker ist als alles in der Welt, gerade weil wir als Liebende so verletzbar sind – einfach angewiesen auf die Liebe des anderen. Wenn wir einander unsere Hände reichen und miteinander durchs Leben gehen, lassen wir uns unsichtbar von deiner Hand führen, Gott, damit wir nicht in die Irre gehen, damit wir in Sorgen und Traurigkeiten nicht verzweifeln, damit wir – komme, was da wolle – uns treu bleiben. Amen.

Ja, liebes Brautpaar, Sie kennen sich schon lange… Wir können also sagen, dass Sie schon einiges in Ihrem Leben mitgemacht und auch miteinander durchgestanden haben. …

Ihre Liebe zueinander hat dazu geführt, dass Sie vorgestern auf dem Standesamt die Ehe miteinander geschlossen haben und heute hier in der Kirche Ihr Ja-Wort vor Gott und dieser Gemeinde bekräftigen wollen. Was Liebe bedeutet, was sie auch in der Ehe bedeuten kann, davon hat der Apostel Paulus im 1. Korintherbrief ein ganzes Kapitel lang sein Hohes Lied der Liebe gesungen. Wir hören aus dem Kapitel 13 die Verse 4 bis 8 und 13:

Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. Es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Zum Zeichen, dass wir für diese Liebe dankbar sind, singen wir ein Lied, in dem Gott für alles danken, was er uns schenkt und womit er uns herausfordert:

Lied 334, 1-4: Danke für diese Hochzeitsstunde

Liebe Frau …, lieber Herr …, liebe Hochzeitsgäste!

Wir haben Ihren Trauspruch bereits gehört, den Sie sich ausgesucht haben, damit er Sie durch Ihre Ehe hindurch begleitet. Er rückt die Liebe in den Mittelpunkt Ihres gemeinsamen Lebens, und man kann sich die Stelle in der Bibel gut merken, sie steht nämlich im 1. Korintherbrief des Paulus, Kapitel 13, Vers 13:

Es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Die Liebe tritt in diesem Vers des Apostels Paulus nicht allein auf, sondern sozusagen in einem Triathlon des Lebens, und dieser Dreikampf umfasst nicht wie im Sport Schwimmen, Laufen und Radfahren, sondern Glauben, Hoffen und Lieben.

Warum sind diese drei Disziplinen so wichtig für unser Leben im allgemeinen, für eine Ehe im besonderen? Es handelt sich ja um Begriffe, die alle durch häufigen und unterschiedlichen Gebrauch ziemlich abgegriffen sind. Glauben benutzt man häufig im Zusammenhang mit „nicht genau wissen“. Hoffen und Harren hält angeblich manchen zum Narren. Und die Liebe – OK, auch wenn es wunderschöne Liebeslieder gibt, die von der Ewigkeit dieses Gefühls überzeugt sind – müssen wir nicht doch skeptisch sein, ob Liebe im Lauf der Jahre nicht auch verblassen und erlöschen kann? Sie selber haben ja auch schon Enttäuschungen in dieser Hinsicht erlebt.

Worauf bauen wir also eine Ehe auf, wenn wir sie auf Glauben, Hoffen und Lieben aufbauen?

Paulus nimmt sein Wissen über den Triathlon von Glauben, Hoffen und Lieben nicht aus dem allgemeinen gesunden Menschenverstand, sondern aus der Erfahrung, die er mit Jesus Christus gemacht hat. Hier in der Kirche auf unserem Altarfenster sind ja zwei Schlüsselerfahrungen des Paulus dargestellt: In dem Kreis links unten sehen wir, wie er von den Strahlen der Liebe des auferstandenen Christus getroffen wird, als er gerade mit Soldaten unterwegs ist, um die Christen in Damaskus zu verhaften. „Warum verfolgst du mich?“ so hört Paulus Jesus zu ihm sprechen. Es ist eine innere Erfahrung, aber die haut ihn so um, dass er vom hohen Ross zu Boden stürzt.

Die gleiche Stimme richtet ihn aber auch wieder auf, beruft ihn in den Dienst eben der Gemeinde, die er verfolgt hatte. Paulus wird zu einem mutigen Verkünder des Evangeliums, im Kreis rechts unten ist seine Predigt in Athen dargestellt. So hat Paulus selber Liebe erfahren: Liebe nimmt uns an, wie wir sind, und konfrontiert uns gerade so auch mit dem, was in unserem Leben nicht in Ordnung ist, was aber durch Vergebung in Ordnung kommen kann.

Im griechischen Bibeltext steht übrigens da, wo wir „Liebe“ übersetzen, das Wort „Agape“, nicht das Wort „Eros“. Das hat sicher damit zu tun, dass Juden und Christen mit dem griechischen Liebesgott nichts tun zu haben wollten, damals gar nicht aus Lustfeindschaft, sondern weil das, was wir erotische Liebe nennen, in der jüdisch-alttestamentlichen Tradition etwas normal Menschliches war, das man nicht vergöttern sollte. Außerdem: Dass eine Ehe mit der erotischen Liebe anfängt und einhergeht, ist so selbstverständlich, dass uns das ein Bibelvers nicht noch extra sagen muss.

Aber was bedeutet nun das Wort „Agape“? Damit ist die Solidarität der Tat gemeint, ein Füreinandereintreten in jeder nur denkbaren Situation. Jesus hat die Agape sogar gegenüber dem Feind gefordert, weil auch er ein Geschöpf Gottes ist mit seiner Menschenwürde, die ihm niemand nehmen kann. Wo sollte man Liebe in diesem Sinne besser einüben und praktizieren können als eben in der Ehe, wo wir am vertrautesten miteinander sind und einander besser als irgendwelche anderen Menschen kennenlernen? Vielleicht kann man sagen: Um die erotische Spannung mit ihrem Versprechen von Lust und Vereinigung auch in einer langjährigen Ehe aufrechterhalten zu können, brauchen wir die Agape. Denn nur mit einer eingeübten Liebe ertragen wir uns auch mit unseren schwerer erträglichen Seiten. Liebe heißt eins ganz gewiss: Niemals das Gespräch mit dem Geliebten abreißen zu lassen. Sie bleibt bestehen und wächst dadurch, dass wir nicht aufhören, Neues voneinander zu lernen, dass jede Stunde mit dem geliebten Partner für uns kostbar ist, sogar dann, wenn wir einander auf die Nerven gehen.

Um so tragfähiger ist nun diese Liebe, je mehr sie verknüpft ist mit den beiden anderen Disziplinen im Triathlon des Paulus: Glaube und Hoffnung. Sie geben unserem Leben eine Basis und ein Ziel. Worauf baut unser Leben auf? Worin erreicht es seine Erfüllung?

Im Glauben geht es darum, dass wir unser Leben Gott verdanken. Wer sein Leben auf etwas so Altmodischem wie Gottvertrauen aufbaut, muss nicht krampfhaft nach einem Sinn im Leben suchen, nicht dem Zeitgeist hinterherlaufen. Das Wort „Glauben“ hat im Griechischen nicht den Beigeschmack des ungenauen Wissens wie im Deutschen; es meint vielmehr ein sehr festes Vertrauen, das man auf Gott oder auf einen Menschen setzt. Das muss natürlich jemand sein, auf den wirklich Verlass ist, sonst träte das Wort in Kraft: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Wenn es um Gott oder um die Liebe geht, gilt aber genau das Gegenteil. Jeder Versuch, die Liebe oder Gott kontrollieren zu wollen, muss scheitern. Gott schenkt uns alles, was wir brauchen, aber wenn wir Grenzen überschreiten, die Gott uns setzt, um uns zu nehmen, was uns sein Gebot verwehrt, dann stürzen wir uns selber ins Unglück. Mit der Liebe ist es ähnlich: wir können sie nicht erzwingen und müssen das auch nicht, wo wir selber in Treue zu unserer Liebe stehen und die Liebe der geliebten Person geschenkt bekommen.

Glaube ist ein Geschenk von Gott an uns. Gott selber lässt Gottvertrauen in uns wachsen. Glaube ist kein Für-wahr-Halten von Glaubensinhalten der Bibel oder kirchlicher Bekenntnisse, die uns unmöglich vorkommen. Es kann hilfreich sein, sich im Gespräch mit Glaubensgeschwistern über Fragen des Glaubens und der Bibel auszutauschen, aber niemand kann einen anderen zwingen, auf eine bestimmte Art und Weise zu glauben.

Nun zur Hoffnung. Sie lässt sich am wenigsten isoliert beschreiben, sondern was christlich mit ihr gemeint ist, wird im Ineinandergreifen von Glaube, Liebe und Hoffnung erst richtig deutlich: Im Vertrauen auf Gott, auf seine Liebe, die unsere Liebe trägt, gewinnen wir zuversichtliche Hoffnung: Unser Leben wird erfüllt sein!

Wenn wir „hoffentlich“ oder „ich hoffe doch“ sagen, sind wir meist nicht sicher, ob das Erhoffte wirklich eintritt. Die Hoffnung, dass Ihre Ehe Bestand hat und gesegnet bleibt, bis der Tod Sie scheidet, gründet aber auf Gott, der zuverlässiger ist als alle sichtbaren Dinge, da er ja der Schöpfer von allem ist. Interessant ist: einmal bezeichnet das Wort Hoffnung in der Bibel ganz nüchtern die Ertrags-Erwartung von Geschäftsleuten. So gewiss rechnet der bereits erwähnte Paulus damit, dass Gott alle Dinge zum Besten wenden wird. In Seenot vor der Insel Malta tröstet er seine Gefährten und verhindert eine Panik, und alle kommen mit dem Leben davon. Aber Paulus weiß auch um Hoffnung, die noch weiter trägt, über den Tod hinaus. Wo andere Hoffnung zuletzt doch noch stirbt, bewahrt Gott uns vor Verzweiflung, schenkt uns erfülltes, ewiges, unzerstörbares Leben.

Gott begleitet uns in guten und in schweren Tagen, er traut und mutet uns zu, unsere Treue zu bewahren, an unserer Liebe zu arbeiten. Und er verspricht uns eine Lebenserfüllung, die wir uns nicht erarbeiten müssen. Denn indem wir den triathletischen Kampf von Glauben, Hoffnung und Liebe kämpfen, ist die Liebe immer auch ein Himmelsgeschenk. Sie ist das Größte, sie macht unser Leben reich! Gott schenkt uns diese Frau, diesen Mann fürs Leben. Durch seine Liebe schenkt Gott unserer Liebe ihre Kraft und Ausdauer. So segnet Gott auch Ihre Ehe. Amen.

Lied 171, 1-4: Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott

Liebes Ehepaar …, im Vertrauen auf den Gott, der Sie bewahrt und behütet und der Ihre Ehe segnen will, können Sie Ihre Ehe wagen und sich gegenseitig mit Ihrer Liebe tragen, so lange Sie leben.

Vor Gott und den hier versammelten Menschen frage ich Sie:

…, wollen Sie diese … als Ihre Ehefrau, die Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und in schweren Tagen sie nicht verlassen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihr die Ehe führen, bis der Tod Sie scheidet, so antworten Sie: „Ja!“

…, wollen Sie diesen … als Ihren Ehemann, den Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und in schweren Tagen ihn nicht verlassen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihm die Ehe führen, bis der Tod Sie scheidet, so antworten Sie: „Ja, mit Gottes Hilfe!“

Gott begleite Sie auf Ihrem Lebensweg. Er schenke Ihnen, was Sie nötig haben in Freude und Leid. Er erfülle Ihr gemeinsames Leben mit seinem Segen. Amen.

Nun bringen … und … die Ringe für ihre Eltern.

Geben Sie einander Ihre rechte Hand. Stecken Sie einander Ihre Ringe an.

Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!

Der Ring hat kein Ende, so soll auch Ihre Liebe ohne Ende sein. Tragen Sie Ihren Ring als Zeichen Ihrer Treue!

Nun können Sie einander küssen, wenn Sie möchten!

Als kleines Geschenk Ihrer Kirchengemeinde bekommen Sie eine Bibel, in der Sie gemeinsam oder jeder für sich lesen können, wenn Sie neugierig sind auf Worte der Liebe und Geschichten von dem Gott, der uns frei macht.

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Trauung!

Lasst uns beten!

Gott, der Du die Liebe bist, wir bitten dich heute für den gemeinsamen Lebensweg von … und … .

Geh du mit ihnen auf ihrem Weg. Lass sie finden, was sie sich voneinander wünschen. Hilf ihnen, einander zu stützen und immer zusammenzuhalten. Hilf ihnen, dass sie Problemen nicht ausweichen, sondern sie bewältigen, und dass sie sich dazu auch Hilfe suchen.

Gib ihnen auch als Eltern genügend Kraft und Weitsicht, um ihren Kindern … das zu geben, was sie von ihnen an Liebe und guten Grenzen für ihr Leben brauchen.

Wir danken dir, Gott, für die Menschen, die den Lebensweg der beiden bisher mitgegangen sind; für all die Menschen, zu denen sie Vertrauen haben können. Solche Menschen brauchen sie auch weiterhin, die nicht nur gern mit ihnen feiern, sondern auch im Alltag zu ihnen stehen und die immer ein offenes Ohr für sie haben.

Du bist da, Gott, in jedem guten Wort, das Liebe und Ehrlichkeit ausspricht, das tröstet und aufrichtet. Du bist die Hand auf der Schulter, die Mut macht oder liebevoll zurechtweist, wenn wir dunkle Wege gehen. Du bist die Wärme des Herzens, die wir spüren, wenn wir uns im Arm halten oder wenn unser Mund mit Liebe küsst.

Du, Gott, bist die Liebe, du verlässt uns nicht; hilf uns, an unserer Liebe zueinander festzuhalten, damit wir in einem von Gott zusammengefügten Gespann für immer zusammenbleiben. Amen.
Gemeinsam beten wir mit den Worten Jesu:

Vater unser

Am Ausgang bitten wir Sie um eine kleine Spende für den Sozialfonds unserer Kirchengemeinde.

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. Amen.

Auszug und Orgelmusik

 

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