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Ein Leben für Nachhaltige Entwicklung

Trauerfeier für eine Frau, die sich engagiert für Projekte der Nachhaltigen Entwicklung eingesetzt hat und viel zu früh gestorben ist.

Ein Leben für Nachhaltige Entwicklung: Hinter der Silhouette einer Industriestadt geht die Sonne unter (oder auf?), im Vorderdergrund hängt an einem dunkelgrünen Baum auf dunklen bis grünen Wiesen eine Sanduhr
Höchste Zeit für eine Nachhaltige Entwicklung der Umwelt (Bild: 95CPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauerfamilie, liebe Gemeinde!

Wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Frau C., die im Alter von [über 50] Jahren gestorben ist.

Wir nehmen Abschied von ihr, indem wir uns an sie erinnern und an ihr Leben denken. Wir versuchen, ihr gerecht zu werden, wollen ihr die letzte Ehre erweisen.

Und wir denken über uns nach, über das, was wir empfinden, über Leben und Tod, über Liebe und Leid.

Wir hören auch Worte der Bibel. Diese Trauerfeier ist ein Gottesdienst, wir feiern ihn im Namen des Gottes, der alle Menschen liebt wie ein guter Vater, der unser Bruder wurde in Jesus, der uns nahe ist mit der Kraft seiner Liebe, auch dann, wenn wir schwere Wege gehen.

Mit den Worten eines alten Gebetes der Bibel möchte ich uns einstimmen auf die Erinnerung an eine Frau, die ausgesprochen naturverbunden war, die ihre Liebe zur Natur zu ihrem Beruf gemacht hat, die sich ihr ganzes Leben lang leidenschaftlich für Umwelt- und Naturschutzbelange eingesetzt hat. Beten wir den Psalm 104, der uns in wunderbaren Bildern die Umwelt vor Augen stellt, ohne die unser Leben auf der Erde nicht möglich wäre. Ich stelle mir vor, dass es im Sinne der Verstorbenen wäre, unsere Feier mit einem solchen Gebet zu beginnen:

1 Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr herrlich;

5 der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, dass es bleibt immer und ewiglich.

6 Mit Fluten decktest du es wie mit einem Kleide, und die Wasser standen über den Bergen.

7 Aber vor deinem Schelten flohen sie, vor deinem Donner fuhren sie dahin.

8 Die Berge stiegen hoch empor, und die Täler senkten sich herunter zum Ort, den du ihnen gegründet hast.

9 Du hast eine Grenze gesetzt, darüber kommen sie nicht und dürfen nicht wieder das Erdreich bedecken.

10 Du lässest Wasser in den Tälern quellen, dass sie zwischen den Bergen dahinfließen,

11 dass alle Tiere des Feldes trinken und das Wild seinen Durst lösche.

12 Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen unter den Zweigen.

13 Du feuchtest die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.

14 Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst,

15 dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz schön werde vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke.

16 Die Bäume des HERRN stehen voll Saft, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat.

17 Dort nisten die Vögel, und die Reiher wohnen in den Wipfeln.

18 Die hohen Berge geben dem Steinbock Zuflucht und die Felsklüfte dem Klippdachs.

19 Du hast den Mond gemacht, das Jahr danach zu teilen; die Sonne weiß ihren Niedergang.

20 Du machst Finsternis, dass es Nacht wird; da regen sich alle wilden Tiere,

21 die jungen Löwen, die da brüllen nach Raub und ihre Speise suchen von Gott.

22 Wenn aber die Sonne aufgeht, heben sie sich davon und legen sich in ihre Höhlen.

23 So geht dann der Mensch aus an seine Arbeit und an sein Werk bis an den Abend.

24 HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.

25 Da ist das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt’s ohne Zahl, große und kleine Tiere.

26 Dort ziehen Schiffe dahin; da sind große Fische, die du gemacht hast, damit zu spielen.

27 Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit.

28 Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.

29 Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.

30 Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde.

34 Mein Reden möge ihm wohlgefallen. Ich freue mich des HERRN.

35 Die Sünder sollen ein Ende nehmen auf Erden und die Gottlosen nicht mehr sein. Lobe den HERRN, meine Seele!

Ein Loblied für Gottes Schöpfung haben wir gebetet, liebe Trauergemeinde. Nicht um uns abzulenken von der Trauer um Frau C., sondern um uns mitten hineinzubegeben in die Themen, die ihr Leben bestimmt haben.

Wir könnten höchstens fragen, ob der Psalm die Erde mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt vielleicht etwas zu sehr als heile Welt schildert; Frau C. hat ja in ihrem Berufsleben sehr viel Energie auf die Bewahrung oder Wiederherstellung von Umweltbereichen verwendet, die durch menschliche Einwirkung beeinträchtigt oder zerstört worden waren.

Umweltprobleme, wie wir sie heute kennen, standen dem Psalmbeter damals vor vielleicht 3000 Jahren noch nicht vor Augen; stattdessen ein Bild des Gleichgewichts zwischen Mensch und Tier in der Natur, in der alle Wesen aufeinander angewiesen sind. Gott hat die Welt geschaffen, damit Menschen, Tiere und Pflanzen in einem wohlgeordneten Einklang miteinander und auch voneinander leben.

Aber schauen wir genau hin, dann geht der letzte Vers des Psalms, der auf den ersten Blick wie ein Fremdkörper wirkt, auch darauf ein, dass der Mensch als ein mit Freiheit ausgestattetes Wesen zu einem Problem für die Schöpfung werden kann: da wird nämlich der Wunsch ausgedrückt, dass es am besten keine Sünder oder Gottlose auf der Erde geben sollte. Leider treffen diese Worte im Deutschen kaum das, was im hebräischen Urtext gemeint ist. Denn die Bibel versteht unter Sündern und Gottlosen diejenigen, die Frevel an der Schöpfung und ihren Lebewesen betreiben, die die Erde nicht wie einen sorgsam zu hütenden Garten bebauen und bewahren, sondern ihn ausbeuten und zerstören.

Ich hoffe, ich habe nicht zu weit ausgeholt, um ein wenig deutlich zu machen, was zu den Herzensanliegen der Verstorbenen und wohl auch ihrer Familie insgesamt gehört hat.

Erinnerungen an das Leben der Verstorbenen und ihr Engagement für Nachhaltige Entwicklung

Sie hat lange gekämpft, hat sich lange gewehrt gegen ihre Krankheit; zum Schluss hat sie im Hospiz einen Ort gefunden, um ihre letzte Lebenszeit in guter Betreuung zu verbringen. Dort ist sie dann auch gestorben.

Die Frage „Warum?“ drängt sich uns auf, wo Menschen früh sterben, wo sie mitten aus ihrem Leben herausgerissen werden. Und wir können als glaubende und zugleich zweifelnde Menschen diese Frage nicht beantworten. Es gibt vielleicht Antwort auf die Frage nach Ursachen, aber keine Antwort auf die Frage nach dem Sinn.

Der Psalm, den ich gebetet habe, geht allerdings auch auf die Frage nach dem Tod ein und zwar mit diesen an Gott gerichteten Worten (Psalm 104, 29):

Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie [die lebenden Wesen]; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.

Die Bibel geht davon aus, dass unser Lebensatem ein Geschenk auf Zeit ist, eine Gottesgabe. Dass wir leben, ist nicht selbstverständlich, und ein möglichst langes Leben ist uns nicht garantiert. Erfüllt ist unser Leben, wo wir es dankbar annehmen und mit unseren Gaben und Kräften segensreich wirken, so gut wir es können.

Auf der Todesanzeige für Frau C. stand das Gebet:

„Meine Kräfte sind zu Ende, nimm mich, Herr, in deine Hände.“

Damit ist eine Art Einverständnis angedeutet: wo unsere Kräfte aufhören, wo Krankheit unser Leben beendet, da kann es am Ende möglich sein, diese Kräfte und dieses Leben auch loszulassen, und zwar in dem Bewusstsein, dass wir im Tode nicht verloren gehen, sondern, bildlich gesprochen, in den Händen dessen aufbewahrt bleiben, der Ursprung und Ziel unseres Lebens ist.

Im Psalm gibt es dann noch einen zuversichtlichen Vers (Psalm 104, 30):

Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde.

So drückt er Psalm die Hoffnung aus, dass es immer wieder neues Leben auf der Erde gibt und dass auch die Ökologie unseres Planeten in ihrem Gleichgewicht erhalten bleibt. Gottes Schöpfung ist nicht am Anfang einmal fix und fertig da gewesen, sondern sie ist in ständiger Erneuerung begriffen.

Blicken wir über die Grenzen unseres irdischen Lebens hinaus, können wir Gott zutrauen, dass wir auch in seiner Ewigkeit aufbewahrt und neu geschaffen werden auf eine Weise, die für unsere irdischen Sinne unvorstellbar ist und die ich mir deshalb auch nicht ausmalen möchte. Es genügt, in Bildern davon zu sprechen, dass wir in den Händen des barmherzigen Gottes gut aufgehoben bleiben. In diesem Sinne können wir Frau C. getrost loslassen und von ihr Abschied nehmen. Amen.

Du Gott der Freiheit und der Liebe, wir danken dir für das Leben von Frau C., für alle Erfüllung und Bewahrung und für alles, was wir einander an Liebe verschenken und empfangen durften. Nimm sie gnädig auf in deine Hände und führe zur Vollendung, was in ihrem irdischen Leben unvollständig und bruchstückhaft geblieben ist.

Unsere Belastungen, Trauer und Sorgen, werfen wir auf dich. Hilf uns zu bewältigen, was uns niederdrückt, und schicke hilfreiche Engel an unsere Seite, damit wir auf traurigen Wegen nicht allein sind.

Schenke uns Zuversicht für jeden neuen Tag, und lass uns in Verantwortung vor dir unser Leben führen. Mach uns bewusst, dass du uns Liebe schenkst, um mit unseren kleinen Kräften ein Segen zu sein für unsere Erde und insbesondere für die Menschen, die du uns anvertraust. Amen.

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