Bild: Helmut Schütz

Satt werden bei Gott

Ernst Moritz Arndt ist Meister im Erfinden religiös-romantischer Wortverbindungen: Liebesweg, Himmelslust, Gottesspeise. Der Liebesweg ist ein Weg, der uns zum Nächsten führt. Himmelslust erfahren wir in Dankbarkeit und Freude über das, was Gott uns schenkt. Gottesspeise, nicht zu verwechseln mit dem Wackelpudding, den wir Götterspeise nennen, erquickt und weckt unsere Lebensgeister.

Grüne-Soße-Essen am Gründonnerstag 2012 nach dem Tischabendmahl
Grüne-Soße-Essen am Gründonnerstag 2012 nach dem Tischabendmahl

direkt-predigtAbendmahl am Tisch am Gründonnerstag, 5. April 2012, um 19.00 Uhr in der Pauluskirche Gießen (die Fotos wurden nicht während, sondern vor und nach dem Gottesdienst aufgenommen)

Guten Abend, liebe Gemeinde! Zum Abendmahl am Tisch vor den Altarstufen der Pauluskirche begrüße ich alle herzlich am Gründonnerstag!

Gedeckte Tische für das Tischabendmahl
Gedeckte Tische für das Abendmahl vor den Altarstufen

Wir kommen zusammen, um satt zu werden bei Gott, so haben wir auf den Plakaten diesen Gottesdienst angekündigt. In den Gedanken, die Frau Gaby Engel (von ihr stammen die blau markierten Texte) und ich uns über ein Abendmahlslied aus dem Gesangbuch gemacht haben, wird es darum gehen, wie man sich das vorstellen kann, dass Gott uns satt werden lässt – durch sein Wort, in seinem Heiligen Abendmahl.

Im Anschluss an den Gottesdienst ist auf jeden Fall Gelegenheit dazu, dass wir auch buchstäblich leiblich satt werden, denn es steht Grüne Soße bereit, die wir gemeinsam essen können.

In einer Hinsicht ist dieser Gottesdienst anders als in den vergangenen Jahren; er läuft nämlich ab nach unserer normalen Abendmahlsliturgie und wird von Orgelmusik begleitet. Darum muss unsere Organistin Grit Laux heute auch entfernt von uns oben auf der Orgelbank sitzen, um uns die Orgelklänge herunterzusenden. Aber zum Abendmahl selbst wird sie herunterkommen.

Zuerst singen wir das Lied 224, 1-3:
Du hast zu deinem Abendmahl als Gäste uns geladen
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Gott lädt uns ein, um unseren Hunger zu stillen und unsere leeren Hände zu füllen.

„Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“ (Matthäus 5, 6)

„Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert; denn ihr sollt satt werden.“ (Lukas 6, 21)

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Wir sind hier versammelt, wie die Jüngerschaft Jesu versammelt war, bevor die unfassbaren Ereignisse begannen, die im Mittelpunkt unseres christlichen Glaubens stehen. Wir sitzen zusammen und denken daran, wie Jesus mit den ihm vertrauten Menschen ein letztes Mal zusammen saß, bevor er Angst ausstand im Garten Gethsemane, gefangengenommen und zur Verurteilung geschleppt wurde. Nur eine Nacht trennt uns von der Folter, die Jesus auf sich nahm, von Schlägen und Verspottung, von der Kreuzigung und seinem Tod. Morgen Abend schon wird Jesus ins Grab gelegt sein.

Und doch lässt Jesus uns heute Abend satt werden. Es ist kein trostloser Abend, sondern ein Abend, um Hoffnung zu schöpfen. Das Leid, das auf Jesus zukommt, ist nur menschlich gesehen Ausdruck tiefster Sinnlosigkeit, menschlicher Grausamkeit oder Gedankenlosigkeit. Von Gott her gesehen ist dieses Leid eine Folge der Sünde, die uns von Gott trennt. Und genau diese Sünde, die wir nicht sühnen können, diese unheilvolle Verstrickung in Strukturen von Unrecht und Gewalt, die wir nicht wegbekommen aus unserem Leben, diese Sünde nimmt Jesus auf sich und nimmt ihr ihre Macht. Wo wir ausgehungert sind nach Liebe und Gerechtigkeit, da macht er uns satt mit seiner Liebe und mit seinem Eintreten für das Recht, das vor Gott gilt. Lasst uns zu Gott rufen:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Jesus spricht zu Petrus und Judas, zu Jüngerinnen und Jüngern, ja, zu uns allen (Matthäus 11, 28-30):

28 Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.

29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.

30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist gross Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, unser himmlischer Vater, mach uns bewusst, was wir von dir erwarten dürfen. Lass uns unseren Hunger spüren nach dem, was wir wirklich brauchen, und lass uns satt werden an Seele und Leib. Darum bitten wir dich im Namen deines Sohnes Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Grüne-Soße-Essen nach dem Tischabendmahl am Gründonnerstag 2012
Grüne-Soße-Essen nach dem Tischabendmahl am Gründonnerstag 2012

Wir hören die Lesung aus dem Evangelium nach Lukas 14, 16-17 und 21-23. Jesus erzählt ein Gleichnis von der Art und Weise, wie Gott die Menschen zu sich einlädt:

16 Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein.

17 Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit!

21 [Und als alle sich entschuldigten und sagten: Ich kann nicht kommen, da sprach er zu seinem Knecht:] Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein.

22 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da.

23 Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Amen. „Amen.“

Wir singen aus dem Lied 218 die Strophen 2 und 4:

2. Ach wie hungert mein Gemüte, Menschenfreund, nach deiner Güte; ach wie pfleg ich oft mit Tränen mich nach deiner Kost zu sehnen; ach wie pfleget mich zu dürsten nach dem Trank des Lebensfürsten, dass in diesem Brot und Weine Christus sich mit mir vereine.

4. Nein, Vernunft, die muss hier weichen, kann dies Wunder nicht erreichen, dass dies Brot nie wird verzehret, ob es gleich viel Tausend nähret, und dass mit dem Saft der Reben uns wird Christi Blut gegeben. Gottes Geist nur kann uns leiten, dies Geheimnis recht zu deuten!

Grüne-Soße-Essen nach dem Tischabendmahl am Gründonnerstag 2012
Grüne-Soße-Essen nach dem Tischabendmahl am Gründonnerstag 2012

Und nun, liebe Gemeinde, wollen Frau Engel und ich den Text des Abendmahlsliedes 213 auslegen. Dieses Lied ist fast 200 Jahre alt, es stammt aus der Zeit der Romantik und wurde von Ernst Moritz Arndt gedichtet. Dieser Mann ist nicht nur als Liederdichter bekannt, sondern auch als engagierter deutscher Patriot, unter anderem ist er mit dafür verantwortlich, dass in seinem Einflussbereich die Leibeigenschaft abgeschafft wurde.

Hören wir die erste Strophe:

Kommt her, ihr seid geladen,
der Heiland rufet euch;
der süße Herr der Gnaden,
an Huld und Liebe reich,
der Erd und Himmel lenkt,
will Gastmahl mit euch halten
und wunderbar gestalten,
was er in Liebe schenkt.

Wir sind alle zu einem Gastmahl eingeladen, der Gastgeber ist Gott selbst. Wir sind vom Allerhöchsten geladen, weil er uns seine Liebe zeigen will.

Der Heiland ruft uns. Einer, der Heil bringt, der uns nicht nur leiblich satt machen will, sondern auch mit den Brüchen und Rissen in unserem Leben, in unserer Seele, heilsam umgeht. Süß ist der Herr der Gnaden; so drückt sich ein Romantiker aus, wenn er beschreiben will, dass der Glaube nicht nur eine Kopfsache, sondern eine Sache des Herzens ist. Es geht im Glauben nicht um ein ungefähres Wissen, sondern um ein Vertrauen auf Gott mit Verstand, Gefühl und Willenskraft.

Ähnlich wie der Gastgeber in der Lesung lädt Gott die Menschen nicht nach ihrem gesellschaftlichen Ansehen ein. Gott will alle einladen, egal ob arm oder reich, seine Gnade kennt keine Grenzen.

Vielleicht sollten wir uns jetzt einmal kurz umsehen, den Sitznachbarn, die Sitznachbarin freundlich ansehen. Wir mögen alle verschieden sein, dennoch sind wir alle Gottes geliebten Kinder.

Wir gedenken gerade heute an das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern, er hat es mit ihnen gefeiert, auch um sie auf das kommende Leid vorzubereiten und ihnen die Angst zu nehmen. Seine Liebe ist stärker als der Tod.

Hören wir die zweite Strophe, in der wir als Sünder angesprochen werden, die eigentlich von Gott getrennt sind. Gott überwindet diese Trennung von sich aus:

Kommt her, verzagte Sünder,
und werft die Ängste weg,
kommt her, versöhnte Kinder,
hier ist der Liebesweg.
Empfangt die Himmelslust,
die heilge Gottesspeise,
die auf verborgne Weise
erquicket jede Brust.

Wir sind alle Sünder, und dennoch liebt uns Gott und lädt uns ein; er will uns von Ängsten und Schulgefühlen befreien. Wir dürfen das Mahl empfangen, es ist der Weg zur Versöhnung mit Gott.

Ernst Moritz Arndt ist Meister im Erfinden religiös-romantischer Wortverbindungen: Liebesweg, Himmelslust, Gottesspeise. Diese für unsere Ohren schwülstigen Wörter müssen wir nicht in unseren Sprachgebrauch übernehmen, aber sie zeigen, worum es im Glauben geht: Der Liebesweg ist mehr als ein bloßes Liebesgefühl: Liebe wird praktiziert auf einem Weg, der uns zum Nächsten führt. Die Himmelslust erinnert an Gottes Himmel, der nicht weit weg und furchtbar langweilig ist; wo das Himmelreich mitten unter uns anbricht, leben wir dankbar und froh über das, was Gott uns schenkt. Gottesspeise, nicht zu verwechseln mit dem Wackelpudding, den wir Götterspeise nennen, erquickt und weckt unsere Lebensgeister mit mehr Tiefgang.

Gott selbst kommt uns entgegen, er streckt uns seine helfende Hand voller Liebe entgegen. Wenn wir sie unverzagt annehmen, so wird uns die heilige Speise stärken und uns auf wundersame Weise durch unser Leben tragen. Wir werden nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen, aber wir dürfen auf Gottes Hilfe vertrauen. Jesus sagt uns: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

Gott ruft gerade die zu sich, die es schwer haben:

Kommt her, betrübte Seelen,
die Not und Jammer drückt,
mit Gott euch zu vermählen,
der wunderbar beglückt.
Kommt, legt auf ewig ab
der Sünde bange Säumnis;
empfanget das Geheimnis,
das Gott vom Himmel gab.

Werft all eure Sorgen auf den Herrn, er wird euch erquicken. Gott will nicht, dass wir uns von den Lasten den Alltags erdrücken lassen, wir sollen nicht verzagen.

Es gibt einige bekannte Sprüche, die versuchen, uns Mut zu machen, den Alltag zu genießen. Da ist zum Beispiel der Spruch in vielen Poesiealben: „Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heitren Stunden nur.“

Im Lied werden wir aufgefordert, bildlich gesprochen, dass wir uns mit Gott so eng verbinden sollen wie ein Ehepaar, das glücklich verheiratet ist. Ernst Moritz Arndt, dessen erste Frau im Kindbett starb, wusste davon, dass dieses Glück nicht darin besteht, vor allem Leid bewahrt zu bleiben. Nicht allein zu sein im Leid, auch das ist wunderbares Glück.

Viel zu oft machen wir uns Gedanken über Fehler, die wir begangen haben; dabei verschenken wir viel zu viel Zeit, die wir viel schöner gestalten könnten.

Unser Lied fordert uns auf, „der Sünde bange Säumnis“ abzulegen. Wieder so eine neue Wortschöpfung! Offenbar besteht Sünde darin, dass wir das eigentliche Leben verpassen, versäumen, vielleicht weil es uns angst und bange wird, wenn es darum geht, Vertrauen zu wagen und Kontrolle über unser Leben loszulassen.

Manche Menschen versäumen es sich mit anderen zu versöhnen, weil sie entweder glauben, der Andere müsste den ersten Schritt tun, oder weil sie glauben, den anderen zu sehr verletzt zu haben, so dass ihnen ein Versöhnungsangebot sinnlos erscheint.

Natürlich gibt es auch unversöhnliche Menschen, die mit sich selbst nicht ins Reine kommen.

Gott ist bereit, uns unsere Sünden zu vergeben, wir müssen ihn nur aufrichtig darum bitten. Sein Zorn auf uns ist nicht von ewiger Dauer, aber seine Liebe zu uns ist grenzenlos.

Singen wir nun, bevor wir das Heilige Abendmahl feiern, die ersten drei Strophen aus dem Lied 213:

1. Kommt her, ihr seid geladen, der Heiland rufet euch; der süße Herr der Gnaden, an Huld und Liebe reich, der Erd und Himmel lenkt, will Gastmahl mit euch halten und wunderbar gestalten, was er in Liebe schenkt.

2. Kommt her, verzagte Sünder, und werft die Ängste weg, kommt her, versöhnte Kinder, hier ist der Liebesweg. Empfangt die Himmelslust, die heilge Gottesspeise, die auf verborgne Weise erquicket jede Brust.

3. Kommt her, betrübte Seelen, die Not und Jammer drückt, mit Gott euch zu vermählen, der wunderbar beglückt. Kommt, legt auf ewig ab der Sünde bange Säumnis; empfanget das Geheimnis, das Gott vom Himmel gab.

Grüne-Soße-Essen nach dem Tischabendmahl am Gründonnerstag 2012
Grüne-Soße-Essen nach dem Tischabendmahl am Gründonnerstag 2012

Gottesspeise will uns Gott zu essen geben. Im Heiligen Abendmahl vergegenwärtigen wir uns, dass Gott uns sich selber schenken will. Wir singen die Abendmahlsliturgie.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Erhebet eure Herzen! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, der Einladung Gottes zu folgen, der uns auf einen Liebesweg mitnimmt, uns mit Brot vom Himmel speist und mit dem Kelch der Freude unsere Seele erquickt. Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Als Tischgebet vor dem Abendmahl bitten wir Gott mit den Worten Jesu, dass Gottes Himmelreich mitten unter anbrechen möge:

Vater unser und Einsetzungsworte

Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, erbarm dich unser. Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, erbarm dich unser. Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, gib uns deinen Frieden. Amen.

Schmeckt die heilige Gottesspeise, seht, wie freundlich Gott ist, der uns an Leib und Seele satt macht. Nehmt und gebt weiter, was ihr empfangt, teilt miteinander das Brot des Lebens.

Herumreichen des Korbs

Trinkt aus dem Kelch der Freude, seht, wie freundlich Gott ist, der uns mit wahrer Himmelslust erquicken will. Lasst uns die Gemeinschaft feiern, die Jesus Christus uns schenkt!

Austeilen der Kelche

Jesus Christus spricht: „Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ (Johannes 20, 21)

Nachdem wir der Einladung Gottes zum Heiligen Abendmahl gefolgt sind, die in den ersten drei Strophen des Liedes 213 ausgesprochen wird, wenden wir uns nun den Strophen 4 bis 6 aus diesem Lied zu. Sie beschreiben voller Dankbarkeit, was wir empfangen haben.
Grüne-Soße-Essen nach dem Tischabendmahl am Gründonnerstag 2012
Grüne-Soße-Essen nach dem Tischabendmahl am Gründonnerstag 2012

Hören wir die 4. Strophe aus dem Lied 213:

O Wonne kranker Herzen,
die mir von oben kam!
Verwunden sind die Schmerzen,
getröstet ist der Gram.
Was von dem Himmel fließt,
hat lieblich sich ergossen;
mein Herz ist gar durchflossen
vom süßen Liebesgeist.

Wir durften Teil haben an Jesu Liebesmahl, wir haben seinen Geist in uns aufgenommen.

Ein süßer Liebesgeist ist es, der vom Himmel her lieblich wie ein erfrischender Bach durch unser Herz fließt; wieder stoßen wir uns vielleicht an den allzu romantischen Bildern, die Ernst Moritz Arndt verwendet; aber die Erfahrung, die er beschreibt, mögen auch wir teilen können, wenn wir in Krankheit oder Verzweiflung gestärkt und getröstet werden, wenn wir nach einer Phase der Depression wieder aufatmen können und ein wenig neue Kraft spüren.

Mit seinem Tod am Kreuz hat Jesus unsere Schmerzen mit getragen, und mit jedem Abendmahl, das wir feiern, dürfen wir uns freuen, dass Jesus immer bei uns ist. Durch diese Gewissheit werden unsere Herzen getröstet.

In der 5. Strophe fordert uns das Lied zum Jubel auf:

Drum jauchze, meine Seele,
hell aus der Sündennacht!
Verkünde und erzähle
die tiefe Wundermacht,
die unermeßlich süß,
ein Born der Liebe, quillet
und jeden Jammer stillet,
der fast verzweifeln ließ.

Wir dürfen uns freuen über diesen nie versiegenden Brunnen der Liebe.

Wir dürfen unsere Freude teilen und weitergeben.

All unsere Verzweiflung und Ängste scheinen vor Gottes Liebe zu fliehen.

Die dunkle Sündennacht hat ihre Macht verloren; auch wenn die Finsternis des Karfreitags noch den Alltag unserer Welt überschattet, dürfen wir doch schon Loblieder anstimmen, denn als Jesus am Kreuz starb, tat er es aus Liebe, und diese Liebe ist stärker als alle dunklen Mächte.

Jesus will allen Menschen seine Liebe schenken auch denen, die noch zweifeln oder zögern, streckt er seine Hand entgegen. Er will uns ebenfalls zu Brunnen machen, die geradezu überquellen von seiner Liebe.

Mit einer weiteren letzten Jubelstrophe endet unser Lied 213:

Drum jauchze, meine Seele,
drum jauchze deinem Herrn!
Verkünde und erzähle
die Gnade nah und fern,
den Wunderborn im Blut,
die sel’ge Himmelsspeise,
die auf verborgne Weise
dir gibt das höchste Gut.

Unsere Seelen sollen sich freuen und dem Herrn singen. Das vergossene Blut Christi ist die Quelle unserer Freude. Mit Freude dürfen wir von Gottes Gnade erzählen und die Gemeinschaft in Christi Leib und Blut immer wieder suchen.

Von einem Wunderborn, von einem wunderbaren Brunnen des Lebens, ist oft auch in Märchen die Rede. Dort verschafft ein solcher Brunnen ewige Jugend oder Unsterblichkeit, aber in der Regel werden die Sehnsüchte der Menschen durch einen solchen Brunnen nicht wirklich erfüllt. Der Wunderborn, der im Blut Jesu seinen Ursprung hat, das er für uns aus Liebe vergießt, ist kein Jungbrunnen, sondern eine Quelle für das wertvollste und kostbarste Gut, das wir im Leben bekommen können, nämlich eben Gottes Liebe.

Durch die Feier des Abendmahls können wir Christus Geschenk der Liebe immer wieder aufs Neue erfahren. Gestärkt durch diese Himmelsspeise können wir anderen freundlich entgegen gehen und die Gnade Gottes erfahrbar machen.

Wir singen die Strophen 4 bis 6 aus dem Lied 213:

4. O Wonne kranker Herzen, die mir von oben kam! Verwunden sind die Schmerzen, getröstet ist der Gram. Was von dem Himmel fließt, hat lieblich sich ergossen; mein Herz ist gar durchflossen vom süßen Liebesgeist.

5. Drum jauchze, meine Seele, hell aus der Sündennacht! Verkünde und erzähle die tiefe Wundermacht, die unermeßlich süß, ein Born der Liebe, quillet und jeden Jammer stillet, der fast verzweifeln ließ.

6. Drum jauchze, meine Seele, drum jauchze deinem Herrn! Verkünde und erzähle die Gnade nah und fern, den Wunderborn im Blut, die sel’ge Himmelsspeise, die auf verborgne Weise dir gibt das höchste Gut.

Grüne-Soße-Essen nach dem Tischabendmahl am Gründonnerstag 2012
Grüne-Soße-Essen nach dem Tischabendmahl am Gründonnerstag 2012

Wir wollen beten.

Guter Gott, wir danken dir für deine Liebe, die du uns in deinem Sohn Jesus Christus geschenkt hast.

Wir danken dir für die Gemeinschaft, die wir heute Abend haben.

Wir danken dir für das Opfer, das Jesus auf sich genommen hat um uns zu erlösen.

Wir danken dir für all die kleinen und großen Wunder, die uns täglich begegnen.

Und so bitten wir dich für alle, die dir und deiner Kirche dienen, lass sie gestärkt durch deine Liebesspeise ihren Dienst mit Freude verrichten.

Wir bitten für die Mächtigen der Welt, lass sie weise Entscheidungen treffen.

Wir bitten für die Ohnmächtigen der Welt, schicke ihnen Menschen, die ihnen zur Seite stehen.

Wir bitten für die Leidenden der Welt, schenke ihnen Kraft und Hoffnung.

Wir bitten für alle, die traurig sind, schenke ihnen Trost und Zuversicht.

Wir bitten für uns, lass deinen Brunnen der Liebe nicht versiegen, damit wir für andere daraus schöpfen können. Amen.

Wir singen das Lied 216:

Du hast uns Leib und Seel gespeist; nun gib uns, so zu leben, dass unser Glaub und Lieb dich preist, die uns dein Gnad will geben; dass durch dein Treu die Sünd uns reu, für die dein Sohn vergossen sein teures Blut, das uns zugut den Himmel hat erschlossen.

Abkündigungen

Vor dem Grüne-Soße-Essen bitten wir Gott um seinen Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

Grüne-Soße-Essen

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