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Richten darf der oberste Stuhlschiedsrichter

Für endgültige Urteile über andere Menschen gibt es nur einen Allerobersten Stuhlschiedsrichter, nämlich Gott allein. Wir haben kein Recht, uns gegenseitig zu verdammen. Denn nur Gott kann uns ins Herz blicken, und wo wir in einem Menschen nur die coole Fassade oder das harte Herz wahrnehmen, sucht Gott in jedem Menschen die äußerst verletzbare Seele, die sich nach Liebe sehnt.

Stuhl des Stuhlschiedsrichters auf dem Tennisplatz
Der Stuhl des Stuhlschiedsrichters auf dem Tennisplatz (Bild: Jörg MöllerPixabay)

#predigtBewerbungsgottesdienst um eine Pfarrstelle am 5. Sonntag nach Trinitatis, den 5. Juli 1998, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen (außerdem am 4. Sonntag nach Trinitatis, den 28. Juni 1998, um 9.00 Uhr in Lonsheim, um 10.00 Uhr in Bermersheim und am 6. Sonntag nach Trinitatis, den 12. Juli 1998, um 9.00 Uhr in der Klinik-Kapelle der Rheinhessen-Fachklinik Alzey
Lied 161, 1-3:

Liebster Jesu, wir sind hier, dich und dein Wort anzuhören; lenke Sinnen und Begier auf die süßen Himmelslehren, dass die Herzen von der Erden ganz zu dir gezogen werden.

Unser Wissen und Verstand ist mit Finsternis verhüllet, wo nicht deines Geistes Hand uns mit hellem Licht erfüllet; Gutes denken, tun und dichten musst du selbst in uns verrichten.

O du Glanz der Herrlichkeit, Licht vom Licht, aus Gott geboren: mach uns allesamt bereit, öffne Herzen, Mund und Ohren; unser Bitten, Flehn und Singen lass, Herr Jesu, wohl gelingen.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Unser Gottesdienst heute hat ein Thema, das sich durch die Texte und Lieder hindurchzieht: Was tun wir, wenn wir Urteile über Menschen fällen? Muss das sein, darf das sein? Wie können wir es verhindern, dass wir Menschen nicht nur be-urteilen, sondern auch ver-urteilen oder sogar verdammen?

Ich schlage vor, dass wir unser Nachdenken von einem Vers aus dem 1. Buch Samuel 16 leiten lassen:

7 Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Ach Gott, wie schnell sind wir bereit, ein Urteil über einen anderen Menschen zu fällen. Dabei wissen wir doch, wie weh es tut, wenn wir selber falsch eingeschätzt werden. Hilf uns, wahrzunehmen und uns zu erinnern, wo und wann wir Menschen allzuschnell ablehnen, ohne uns um Verständnis für sie zu bemühen.

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

[Gießen:] Wenn uns in diesem Augenblick etwas bewusst ist, was wir falsch gemacht haben – wenn wir schuld sind an etwas, was zwischen uns und einem anderen Menschen steht – wenn wir uns sehnen nach Gottes Liebe und das Gefühl haben, wir stehen uns beim Versuch zu glauben selbst im Weg – dann kann es eine Hilfe sein, ganz in der Stille in uns selbst oder auch mit einem laut ausgesprochenen Wort zu bekennen, was uns belastet.

Darum frage ich Sie: Möchten Sie vor Gott bekennen, was Ihre Schuld ist und welche Sünde zwischen Ihnen und Gott steht? Dann sagen Sie laut oder leise oder ganz einfach still in Ihrem Herzen: Ja!

Gott spricht (Jesaja 45):

22 Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und sonst keiner mehr.

23 Ich habe bei mir selbst geschworen, und Gerechtigkeit ist ausgegangen aus meinem Munde, ein Wort, bei dem es bleiben soll: Mir sollen sich alle Knie beugen und alle Zungen schwören

24 und sagen: Im HERRN habe ich Gerechtigkeit und Stärke.

Lobsinget dem Herrn, erhebet seinen Namen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen.“

Gott, wir sind wertvolle Menschen, einfach weil du uns so geschaffen hast, wie wir sind. Wir haben unsere Stärken und unsere Schwachstellen. Und darum müssen wir niemanden abwerten, auch uns selber nicht. Hilf uns, dass wir einander annehmen! Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. „Amen.“

Wir hören die Lesung aus dem Evangelium nach Lukas 6, 36-38.41-42:

36 Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.

37 Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.

38 Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen.

41 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?

42 Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge und sieh dann zu, dass du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Wir singen vor der Predigt das Lied 495, 1-3:

O Gott, du frommer Gott, du Brunnquell guter Gaben, ohn den nichts ist, was ist, von dem wir alles haben: gesunden Leib gib mir und dass in solchem Leib ein unverletzte Seel und rein Gewissen bleib.

Gib, dass ich tu mit Fleiß, was mir zu tun gebühret, wozu mich dein Befehl in meinem Stande führet. Gib, dass ich’s tue bald, zu der Zeit, da ich soll, und wenn ich’s tu, so gib, dass es gerate wohl.

Hilf, dass ich rede stets, womit ich kann bestehen; lass kein unnützlich Wort aus meinem Munde gehen; und wenn in meinem Amt ich reden soll und muss, so gib den Worten Kraft und Nachdruck ohn Verdruss.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Zur Predigt hören wir aus dem Brief des Paulus an die Römer 14, 10-13:

10 Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden.

11 Denn es steht geschrieben: »So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir sollen sich alle Knie beugen, und alle Zungen sollen Gott bekennen.«

12 So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.

13 Darum lasst uns nicht mehr einer den andern richten; sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite.

Liebe Gemeinde! „Was richtest du deinen Bruder?“ fragt Paulus. Was ist gemeint mit diesem Wort „Richten“? Jemand, der richtet, fällt ein Urteil. Darf man als Christ keinerlei Urteile fällen?

Wenn das so wäre…: Die Schüler in der Schule würden sich freuen: Keine Noten mehr! Keine schlechten Zeugnisse! Kein Sitzenbleiben! Aber auch Menschen, die gegen Gesetze verstoßen haben, würden frohlocken: Denn die Richter am Amtsgericht oder am Landgericht dürften ihren Beruf nicht mehr ausüben; selbst Gewalttäter und Kindesmissbraucher gingen straffrei aus. Und im Sport bräche das Chaos aus: Fußballspiele ohne Schiedsrichter, ohne gelbe oder rote Karten bestünden wohl nur noch aus Fouls und endlosem Streit über echte und falsche Tore…

Das kann es also nicht sein. Überall sind wir darauf angewiesen, dass Urteile gefällt werden. Denn es muss ja jemand darauf achten, dass die Regeln unseres Zusammenlebens auch eingehalten werden, dass in unserer weithin chaotischen Welt nicht alles drunter und drüber geht.

Es ist aber schwer, gerechte Urteile zu fällen. Darum ist es auch so wichtig, sachkundige, zuverlässige und unabhängige Richter zu haben, die über Menschen Entscheidungen treffen, ohne an eigene Vorteile zu denken oder eigenen Vorurteilen zu folgen. Aber auch wenn hin und wieder einmal ein Fehlurteil gefällt wird – es wäre nicht auszuhalten, wenn es gar keine unanfechtbaren Entscheidungen irgendeines Oberschiedsrichters gäbe.

Beim Fußball wird das vielleicht am deutlichsten: Mannschaften ärgern sich über den Schiedsrichter, der ein Foul nicht gesehen hat oder einer Mannschaft einen Elfmeter geschenkt hat – manchmal entscheidet eine solche Fehlentscheidung sogar über das Weiterkommen in einer Weltmeisterschaft. Und trotzdem weiß jeder: Es ist wichtig und sinnvoll, dass schnell und unumstößlich entschieden wird, sonst gäbe es endlose Querelen nach fast jedem Spiel.

Richter, die an unseren staatlichen Gerichten über das Fehlverhalten von Menschen entscheiden, dürfen und müssen sich mehr Zeit lassen – und trotzdem irgendwann zu einem Urteil kommen. Wir wissen, wie schwierig das manchmal ist, wenn zum Beispiel in einem Mordprozess nur Indizien zur Verfügung stehen, um über Schuld oder Unschuld eines Menschen zu befinden. Nicht nur jeder Fußballschiedsrichter, sondern auch jeder Richter am Straf- oder Zivilgericht weiß also: Auch ich kann Fehler machen. Meinen Urteilsspruch fälle ich nach besten Wissen und Gewissen, aber mein Urteilsvermögen hat Grenzen.

Grenzen sind menschlichen Urteilssprüchen auch in anderer Weise gesetzt: Das Urteil des Schiedsrichter im Fußball gilt nur für das Spiel selbst. Außerhalb des Fußballfeldes hat der Schiedsrichter dem Fußballspieler nichts mehr zu sagen. Das ist gerade das Schöne am Fußballspiel, sagte unser Kirchenpräsident Steinacker kürzlich in einem Vortrag beim 100jährigen Jubiläum des Fußballvereins Darmstadt 98, dass man im Rahmen genau festgelegter Grenzen gegeneinander kämpfen kann, ohne sich zu zerstören: „Niemand, der verloren hat, muss seinem Besieger auch nach dem Spiel in irgendeiner Form gehorchen, niemand verliert im sportlichen Kampf seine Würde.“

Auch ein Strafgericht kann kein endgültiges moralisches Urteil über einen Menschen fällen. Nur das menschliche Verhalten wird beurteilt, mögliche Besserungschancen in Erwägung gezogen und der Schutz der Gesellschaft vor einem etwaigen Rückfall des Täters dagegen abgewogen.

Wenn es schon für berufsmäßige Schiedsrichter und Richter so schwer ist, gerechte Urteile zu fällen, und wenn wir also wissen müssten, dass jedes Urteil nur in ganz begrenzter Weise gültig sein kann – wie kommt es dann dazu, dass wir trotzdem überall und jeden Tag Urteile über Menschen fällen, die weiter reichen als Schiedsrichterentscheidungen oder Gerichtsurteile? Wir erlauben es uns, nicht nur das Verhalten eines Menschen zu beurteilen, so wie wir es wahrnehmen, sondern wir neigen dazu, bestimmte Menschen als Person zu beurteilen oder gar zu verdammen. „Das ist doch kein Mensch mehr!“ hört man manchmal im Zusammenhang mit besonders brutalen Verbrechen. Aber auch unter Christen gibt es immer wieder gegenseitige Verurteilungen. In der Friedensbewegung haben manche gemeint, ein Soldat dürfe sich nicht als Christ bezeichnen. Umgekehrt erinnere ich mich noch aus meiner Jugendzeit an abfällige Urteile von Kirchenmitgliedern über Kriegsdienstverweigerer: das sind Drückeberger, die sind nur zu feige, um ihren Kopf für die Gemeinschaft hinzuhalten. Und in unserem Bibelkreis in der Klinik sind immer wieder einmal „entschiedene Christen“, wie sie sich nennen, die mich fragen: Herr Pfarrer, stehen Sie eigentlich auf dem Boden des Evangeliums? Und wenn ich dann in ihren Augen die Bibel zu wenig wörtlich nehme, bin ich in ihren Augen zumindest kein richtiger Christ.

Paulus kannte auch solche Auseinandersetzungen in den Gemeinden, die er aus der Ferne briefseelsorgerlich betreute. Unter den Christen in der Kaiserstadt Rom gab es Streit über die Frage: Darf man Fleisch essen, das bei heidnischen Opferkulten irgendeinem Götzen oder dem Gottkaiser geweiht worden war? Die einen meinten: Warum nicht – wenn ich nicht an diesen fremden Gott glaube, dann schadet mir das Fleisch auch nicht. Die anderen sagten: Nein, wenn einer Fleisch vom Götzenopfer isst, dann ist das so, als ob er den Götzen selber anbetet. Und so gingen Verurteilungen zwischen diesen beiden Gruppen hin und her. In diesen Streit hinein stellt Paulus seine Frage:

10 Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder?

Und er fügt ein ganz kleines, aber sehr deutliches Sätzchen hinzu, das eine ganze Menge klarstellt:

Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden.

Das heißt doch: Wer endgültige Urteile über andere Menschen fällen will, der überschreitet eindeutig seine Kompetenzen. Für solche Urteile ist nämlich nicht einmal ein ordentliches menschliches Gericht zuständig – sondern dafür gibt es nur einen Allerobersten Stuhlschiedsrichter, nämlich Gott allein.

Vor diesem Gott stehen wir Menschen alle gleich da, und wir haben kein Recht, uns gegenseitig das Christsein abzusprechen oder uns zu verdammen. Das wäre so, als würde in einem Fußballspiel plötzlich ein Spieler die rote Karte aus seiner Sporthose ziehen und einen gegnerischen Spieler vom Rasen schicken, bloß weil er meint, der Schiedsrichter tut seine Arbeit nicht richtig.

Dass jeder Mensch nur für sich selbst und nur vor Gott Rechenschaft ablegen muss, das ist in doppelter Weise gut: Erstens ist Gott viel gerechter, als wir Menschen es sein könnten, denn nur Gott kann uns ins Herz blicken, während wir Menschen nur das sehen, was vor Augen ist. Und zweitens ist Gott auch viel barmherziger, als wir Menschen sind, denn wo wir in einem Menschen nur die coole Fassade oder das harte Herz wahrnehmen, da schaut Gott tiefer und sucht in jedem Menschen die äußerst verletzbare Seele, die sich nach Liebe sehnt – sie kann dies nur aus lauter Furcht vor immer neuen Enttäuschungen nur schwer zugeben.

Gott gibt niemals jemanden auf – und im Vertrauen auf diesen Gott appelliert Paulus an alle seine Mitchristen, also auch an uns, dass wir einander nicht verdammen, sondern Gutes zutrauen:

13 Darum lasst uns nicht mehr einer den andern richten; sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite.

Paulus benutzt ein Wortspiel, um seinen Gedanken zu uns rüberzubringen: Richtet nicht, sondern richtet euren Sinn auf etwas anders, nämlich dass ihr euren Mitmenschen keine Stolpersteine in den Weg legt. Im Deutschen könnten wir auch sagen: Wir sollen nicht hinrichten, sondern aufrichten.

Ich denke an eine junge Frau, die eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus bezieht. Die anderen Bewohner sind fast alle älter und beäugen die neue Nachbarin sehr misstrauisch. Sie achten penibel darauf, dass sie nichts Falsches in die Mülltonne wirft, sie beschweren sich, wenn sie abends um 10.00 Uhr noch einen Nagel in die Wand klopft, und manchmal bringen sie auch falsche Beschuldigungen vor. Was soll unsere junge Neuzugezogene nun tun? Sie könnte nun auch den Nachbarn jede Kleinigkeit unter die Nase reiben, die sie falsch machen. Sie könnte absichtlich ihre Musik lauter stellen als nötig. Sie könnte sich vielleicht sogar zu bösen Sprüchen über verkalkte Nachbarn hinreißen lassen. Das würde die Älteren wiederum in ihrem Urteil über die rücksichtslosen jungen Leute von heute bestätigen und die Atmosphäre weiter vergiften.

In dem Fall, an den ich denke, lief es jedoch anders. Da kam es nicht zum Hochschaukeln von gegenseitiger Verurteilung und Ablehnung, sondern es entwickelte sich sogar eine ganz nette Nachbarschaft. Und das kam so: Die junge Frau ging irgendwann auf das Schimpfen der anderen nicht mehr ein. Sie wehrte sich zwar gegen falsche Vorwürfe, entschuldigte sich aber auch, wenn ein Vorwurf berechtigt war. Vor allem bemühte sie sich, rücksichtsvoll zu sein. Und umgekehrt, wenn sie sich durch die anderen gestört fühlte, bat sie möglichst höflich um Rücksichtnahme. Manchmal trug sie einer Nachbarin die Einkaufstasche in ihre Dachwohnung hoch. So wurden Ärgernisse und Stolpersteine zwischen diesen Menschen aus dem Weg geräumt.

Schließen möchte ich meine Predigt mit einem scherzhaft gemeinten Satz von Harald Schmidt, der aber ganz gut trifft, worum es dem Paulus geht: „Ich bin flexibel in meinen Vorurteilen“. Wenn es schon nicht zu ändern ist, dass wir uns immer irgendwelche Urteile und auch Vorurteile über andere Menschen bilden, dann ist es gut, wenn diese Urteile wenigstens veränderbar sind. Dann können wir vielleicht sogar Menschen, die in unseren Augen unmöglich sind, zutrauen, sich zu ändern. Amen.

Und der Friede Gottes, der viel größer ist, als unser Denken und Fühlen erfassen kann, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Lied 412, 1+3+6:

1) So jemand spricht: „Ich liebe Gott“, und hasst doch seine Brüder, der treibt mit Gottes Wahrheit Spott und reißt sie ganz darnieder. Gott ist die Lieb und will, dass ich den Nächsten liebe gleich als mich.

3) Wer seines Nächsten Ehre schmäht und gern sie schmähen höret, sich freut, wenn sich sein Feind vergeht, und nichts zum Besten kehret, nicht dem Verleumder widerspricht, der liebt auch seinen Bruder nicht.

6) Vergibst mir täglich so viel Schuld, du Herr von meinen Tagen; ich aber sollte nicht Geduld mit meinen Brüdern tragen, dem nicht verzeihn, dem du vergibst, und den nicht lieben, den du liebst?

Barmherziger Gott, du forderst uns auf, nicht zu verurteilen und nicht zu verdammen, weil auch du uns nicht verurteilst und nicht verdammst. Du bist barmherzig und nimmst uns an, so wie wir sind, und erwartest von uns, dass auch wir barmherzig sind. Du traust uns zu, unsere Konflikte zu bewältigen, und uns anzunehmen mit unseren Verschiedenheiten. Wir bitten dich, dass wir von dieser Gemeinschaft etwas spüren. Schenk uns deine Nähe, heiliger Gott, und mach uns bereit, uns und andere so zu sehen, wie du uns siehst: als unendlich kostbare Menschen. Amen.

Herr, unser Gott, wir freuen uns über das, was du uns gibst, und über das, was uns gelingt. Und wir bitten dich, dass du uns begleitest und uns hilfst, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir bitten für Menschen, die unter ungerechten Urteilen leiden: dass sie Verständnis finden, dass sie Gerechtigkeit erfahren. Wir bitten für Menschen, die gern über andere herziehen, dass sie sich klarmachen, was sie damit anrichten, wie sehr sich andere dadurch verletzt fühlen können.

Alles, was uns heute bewegt, schließen wir im Gebet Jesu zusammen:

Vater unser
Lied 170, 1-4: Komm, Herr, segne uns
Abkündigungen

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag und in die neue Woche gehen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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