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Baden in der Liebe Gottes

Wir dürfen richtig baden in der Liebe Gottes. Ist das nicht schön, sich in der Nähe Gottes wohlfühlen zu können wie in der wohligen Wärme einer gefüllten Badewanne? Wir müssen uns nicht mit Kampf und Krampf anstrengen, es Gott in allem recht zu machen. Wir sind Gott recht, weil er uns Menschen liebt.

Zwei Jungs kraulen und springen durch die letzte Welle an den Strand
Wie neugeboren nach einem Bad im Meer! (Bild: PixalinePixabay)

direkt-predigt

Gottesdienst an Heiligabend, Dienstag, den 24. Dezember 1991, um 16.00 Uhr im Haus Michael zu Alzey und am Mittwoch, den 25. Dezember 1991, um 9.30 Uhr in der Kapelle der Landesnervenklinik Alzey und am Donnerstag, den 26. Dezember 1991, um 10.00 Uhr im Krankenhaus Alzey

Am Heiligen Abend begrüße ich Sie alle herzlich im Gottesdienstraum des Hauses Michael! Ich bin heute in Vertretung Ihrer beiden Gemeindepfarrer hier, die beide anderswo auch Gottesdienst halten; die dritte Alzeyer Gemeindepfarrstelle ist ja noch nicht wieder besetzt – erst ab Februar wird eine neue Pfarrerin nach Alzey kommen. Mich kennen die meisten wohl schon, oder wenigstens meine Mutter, die auch hier im Hause wohnt; ich bin Pfarrer Schütz und arbeite als Seelsorger oben in der Landesnervenklinik. Musikalisch wird der Gottesdienst heute gestaltet von der Familie Bandey – Mutter und Tochter; herzlichen Dank dafür!

Und nun stimmen wir uns ein in den Gottesdienst mit einem altvertrauten Lied – Nr. 4, 1-4:

Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen, wie glänzt er festlich, lieb und mild, als spräch er: „Wollt in mir erkennen getreuer Hoffnung stilles Bild!“

Zwei Engel sind hereingetreten, kein Auge hat sie kommen sehn; sie gehn zum Weihnachtstisch und beten und wenden wieder sich und gehn.

„Gesegnet seid, ihr alten Leute, gesegnet sei, du kleine Schar! Wir bringen Gottes Segen heute dem braunen wie dem weißen Haar.

Zu guten Menschen, die sich lieben, schickt uns der Herr als Boten aus, und seid ihr treu und fromm geblieben, wir treten wieder in dies Haus.“

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Propheten haben schon in alter Zeit die guten Dinge vorausgeschaut, die Gott seinen Menschen auf der Erde schenken würde, zuerst seinem auserwählten Volk der Juden und dann allen Menschen, die sich ihm anvertrauen: Frieden und Heil, Trost und Erlösung. Wir hören am Heiligen Abend Worte aus Jesaja 52, 7-10:

7 Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!

8 Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und rühmen miteinander; denn alle Augen werden es sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt.

9 Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.

10 Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Frieden wird uns verkündigt! O Gott, wird es endlich Frieden geben – Frieden auch in Jugoslawien? Frieden auch im Streit der Meinungen? Frieden auch in der Unruhe unseres Herzens? Wir wünschen es uns so sehr!

Heil wird uns verkündigt! O Gott, sollen wir wirklich heil werden – heil am Leib und heil an der Seele? Wir wünschen es uns so sehr!

Gutes wird uns gepredigt! O Gott, soll wirklich alles gut werden – alles gut in unserer Welt? alles gut in unserem Leben? Ach, wenn das doch wahr würde!

Du weißt, o Gott, was wir uns wünschen, was wir ersehnen. Beschenke uns mit Frieden und Heil, mit all dem Guten, das du uns auf deine Art und Weise zugedacht hast! Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören nun das Weihnachtsevangelium nach Lukas 2, 1-20. Zwischen den einzelnen Abschnitten singen wir Strophen aus dem Lied „Stille Nacht“ (33 / 20).

1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.

2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.

3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war,

5 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.

6 Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.

7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Stille Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht nur das traute, hochheilige Paar. Holder Knabe im lockigen Haar, schlaf in himmlischer Ruh, schlaf in himmlischer Ruh.

8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.

10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;

11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

12 Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

Stille Nacht, heilige Nacht! Hirten erst kundgemacht; durch der Engel Halleluja tönt es laut von fern und nah: Christ, der Retter ist da! Christ, der Retter ist da!

13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:

14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Stille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, da uns schlägt die rettende Stund, Christ, in deiner Geburt, Christ, in deiner Geburt.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Zur Predigt hören wir aus dem Brief des Paulus an Titus 3, 4-7:

4 Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilandes,

5 machte er uns selig – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im heiligen Geist,

6 den er über uns reichlich ausgegossen hat durch Jesus Christus, unsern Heiland,

7 damit wir, durch dessen Gnade gerecht geworden, Erben des ewigen Lebens würden nach unsrer Hoffnung.

8 Das ist gewisslich wahr.

Liebe Gemeinde!

Was ist denn so anders geworden in jener Nacht damals, an jenem ersten Heiligen Abend? Warum ist uns dieser 24. Dezember in jedem Jahr wieder so kostbar, verbunden mit so viel Sehnsucht, mit so vielen Erinnerungen, allerdings auch mit Wehmut?

Zwiespältig sind die Gefühle der Menschen an Weihnachten – weil wir uns nichts sehnlicher wünschen als den Frieden, der da verheißen wird, Frieden für die Welt und Frieden für die Seele! Und doch zweifeln wir, weil die Kriege ja doch nach Weihnachten weitergehen, weil auch an Weihnachten Menschen voller Unruhe bleiben. Wir möchten so gern heil werden, rundum heil, ohne Gebrechen, ohne Schmerzen, ohne Kummer und Verzweiflung! Und doch zweifeln wir, weil viele von uns mit Krankheiten und leidvollen Erfahrungen leben müssen, weil wir nicht eine Lösung für alle unsere Probleme wissen.

Was ist so anders geworden in jener Nacht damals?

Scheinbar ist da gar nicht viel passiert. Ein Kind wurde geboren. Ein Menschenkind wie so viele Millionen, die vorher und nachher geboren worden sind. Was ist so besonders an diesem Kind, an diesem kleinen Baby, geboren in einem armen Stall, in Windeln gewickelt, das da einfach in einem Futtertrog liegen muss?

Das Lied, das wir eben gesungen haben, sagt es mit einem Satz: „Christ, der Retter ist da!“ Dieses kleine Kind kann uns retten, kann uns Erlösung bringen, Glück, Heil, Frieden, all das Gute, was wir brauchen.

Aber wie soll ein kleines Kind dazu in der Lage sein? Das schaffen ja noch nicht einmal große Leute, all die Erwachsenen, die Politiker, Wissenschaftler, Ärzte, Pfarrer – wir alle haben es nicht geschafft, aus dieser Erde ein Paradies zu machen. Und nun heißt es hier: „Uns schlägt die rettende Stund‘, Christ, in deiner Geburt!“

Gott hat es gefallen, uns zu überraschen. So wie es fast das Schönste an den Weihnachtsgeschenken ist, wenn wir uns damit eine Überraschung machen können, so überrascht uns auch Gott mit seinem großen Geschenk an uns: Er schleicht sich sozusagen ganz heimlich, still und leise in unsere Welt hinein. Nicht mit Pauken und Trompeten kommt er, nicht als Sohn eines Königs oder Kaisers, nicht angekündigt von den Herolden der mächtigen Fürsten, sondern in einer stillen Nacht wird er geboren, von einem jungen Mädchen vom Lande, als Sohn eines einfachen Handwerkers, und den Jubel der Engel über diese Geburt hören zunächst nur die ungehobelten Landleute, die auf den Feldern ihr zu Hause haben, die zur damaligen Zeit von allen anderen verachteten Hirten.

Auch für uns Christen heute, die wir schon seit so langer Zeit alle Jahre wieder Weihnachten feiern, bleibt es eine Überraschung, dass Gott so klein wird, dass Gott auf so menschliche Art uns helfen will.

Unser Predigttext sagt das in seinen Worten so: „Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, hat er uns gerettet!“ Gott ist freundlich, Gott ist ein Menschenfreund, Gott hat seine Menschen lieb – für viele Menschen ist das bis heute eine Überraschung, weil viele Menschen immer noch Angst haben und zittern vor einem Gott, der uns straft und harte Lasten auferlegt und uns zu allen möglichen Dingen zwingen will. Nein, Gott ist anders!

Ja, Gott ist der große Liebhaber der Menschen, und er will nichts weiter, als dass wir ihn auch liebhaben – so klein und bedürftig, wie er da liegt in der Krippe, angewiesen auf alles, was so ein Neugeborenes eben braucht. Er selber wurde ein Kind, wurde ein Mensch, er hat unter uns gelebt, er hat uns vorgelebt, was es heißt, wahrhaft als Mensch unter Menschen zu leben.

Was braucht so ein Menschenkind, wie wir alle eines waren, wie auch Jesus es war? Zuerst einmal braucht es Liebe, Zuneigung, Geborgenheit, ein Urvertrauen. Was ist Urvertrauen? Eine Gewissheit, dass diese Welt ein Ort ist, an dem ich willkommen bin. Es gibt so viele Menschenkinder, die diese Erfahrung nicht oder nicht genug machen können, weil die Eltern überlastet oder krank sind oder weil ihnen andere Dinge wichtiger sind als ihre Kinder. Gott selber hat ganz klar Partei ergriffen für die Kinder: Sie sind wichtiger als alle anderen Interessen, sie haben ein Recht auf Geborgenheit und Liebe. Darum wurde Gott ein Kind. Und wenn das Jesuskind auch äußerlich nicht auf Rosen gebettet war – es hatte doch das Wichtigste, was ein kleines Menschlein braucht: die Liebe von Mutter und Vater. Und dann auch noch andere Menschen, die sich zu dem Kind hingezogen fühlten – die Hirten, die weisen Männer.

Gott wurde ein Kind, ein geliebtes Kind, das selber auch zu lieben lernte. Und als Jesus erwachsen wurde, hörte er nicht auf, die Kinder zu lieben, auf sie besonders zu achten. Und sogar den Erwachsenen sagte er: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so kann euch Gott nicht nahe sein!“ Ja, auch in uns Erwachsenen soll das Kind am Leben bleiben – jener Teil in uns, der Liebe braucht, der als eigene Person ernstgenommen werden will, jenes Kind in uns, das sich freut und das weinen will, das manchmal zornig mit dem Fuß aufstampfen möchte und dann auch wieder fast vor Angst vergeht.

Wir denken allzuoft, dass es sich für Erwachsene nicht gehört, Gefühle zu haben oder zu zeigen, wir haben gelernt, uns zusammenzunehmen und niemandem zur Last zu fallen. Aber es ist gut, wenn wir spüren: Wenigstens Gott sieht uns so, wie wir wirklich sind; er hat uns lieb und nimmt uns an, ohne dass wir ihm etwas vorspielen müssen. Und manchmal begegnen wir auch Menschen, zu denen wir auch ein solches Zutrauen fassen können, die für uns da sind wie gute Geschwister, bei denen wir unser Herz ausschütten können, wenn wir nicht mehr weiterwissen.

Der König der Welt, ihm hat es gefallen, uns zu überraschen – er ist nicht mehr nur oben im Himmel, er „ruht in der Krippen im Erdental“ – er wurde ein „Kindlein, uns zum Heil geboren!“

Soweit der erste Teil meiner Predigt – nun singen wir das Lied „Herbei, o ihr Gläubigen“ (37, 1-4 / 16, 1-3):

Herbei, o ihr Gläubigen, fröhlich triumphierend, o kommet, o kommet nach Bethlehem! Sehet das Kindlein, uns zum Heil geboren! O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten den König!

O Jesu, du bist für uns in die Welt gekommen, dir sei Lob und Preis in Ewigkeit. Dich hat der Vater zu uns her gesendet. O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten den König!

Kommt, singet dem Herren, o singt, ihr Engelchöre! Frohlocket, frohlocket, ihr Seligen! Ehre sei Gott im Himmel und auf Erden! O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten den König!

Was also ist anders geworden, liebe Gemeinde, seit jener heiligen Nacht, in der Gott uns diese große Überraschung bereitet hat? Was ist anders geworden bei uns, seit Gott selbst ein Kind wurde?

Vielleicht gar nicht viel. Nicht viel, wenn uns das nicht genug ist. Nicht viel, wenn wir von Gott ein mächtigeres Eingreifen erwarten würden. Nicht viel, wenn wir auf übernatürliche Wunder hoffen und auf ein gewaltiges Einschreiten gegen die Menschen, die Kriege anzetteln und Unrecht tun.

Vielleicht ist aber auch sehr viel anders geworden. Vielleicht hat sich alles für uns verändert. Dann nämlich, wenn wir dieses große Geschenk von Gott ganz persönlich für uns annehmen können: Er hat die Menschen lieb, auch mich! er ist freundlich zu uns, auch zu mir! er will uns nicht strafen, er vergibt auch mir! er will nichts weiter, als uns auch zur Liebe einladen – und er wartet auf uns mit unendlich langem Atem, ja, auch mit mir hat er so viel Geduld, wie ich brauche!

Ja, wir selbst können anders werden, durch das, was in jener Heiligen Nacht geschehen ist. Wir werden nicht etwa bessere Menschen dadurch, dass wir Angst haben vor Strafe, dass wir ein schlechtes Gewissen haben, dass wir uns bemühen, es Gott immer recht zu machen. Nein, so sagt es unser Predigttext: Gott rettet uns heraus aus allem, was uns gefangen hält, einfach weil er freundlich ist, einfach aus Menschenliebe, aus Gnade – „nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit“. Wir müssen uns nicht krampfhaft zwingen, etwas für Gott zu tun, nein, zuerst tut Gott etwas für uns. Er lässt uns innerlich anders werden „durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im heiligen Geist, den er über uns reichlich ausgegossen hat durch Jesus Christus, unsern Retter“. Also kam an Weihnachten nicht nur Gott zur Welt als ein kleines Kind, sondern auch wir werden wie neugeboren – einfach dadurch, dass er uns liebt.

Der Titusbrief spricht sogar von einem „Bad der Wiedergeburt“. Wir dürfen richtig baden in der Liebe Gottes. Ist das nicht schön, sich in der Nähe Gottes wohlfühlen zu können wie in der wohligen Wärme einer gefüllten Badewanne? Ist es nicht eine Erlösung, uns durch seine Vergebung von allem reinwaschen zu lassen, was in unserem Leben nicht recht gewesen ist – so wie unter einer erfrischenden Dusche?

Wir müssen uns nicht mehr mit viel Kampf und Krampf anstrengen, es Gott in allem recht zu machen. Wir sind schon gerecht durch seine Gnade. Wir sind Gott recht, weil er uns Menschen liebt.

Das ist also die Überraschung Gottes für uns. Damals in der Heiligen Nacht hat alles angefangen. Damals wurde Gott geboren, da lag er in der Krippe. Aus lauter Liebe hat er sich uns geschenkt. Seitdem kann jeder Mensch dieses Geschenk annehmen, niemand ist ausgenommen von Gottes Liebe, alle können sich anrühren lassen von Gottes Geist, auch Sie und ich können wie neugeboren werden durch die Kraft des Gottes, der so schwach wurde wie ein kleines Kind.

Durch dieses Geschenk werden wir sogar „Erben des ewigen Lebens… nach unsrer Hoffnung. Das ist gewisslich wahr.“ So sagt es unser Predigttext. Alle Kinder, die in unserer Welt geboren werden, müssen irgendwann einmal sterben, manche schon sehr früh, im Krieg, oder durch Krankheit, oder am Hunger, viele auch durch seelisches Verhungern. Auch wenn wir erwachsen werden, irgendwann kommt unsere Todesstunde. Aber wenn wir durch Gottes Geist wiedergeboren werden, wenn Gottes Menschenliebe uns zu einem neuen geliebten Menschen macht, dann haben wir etwas in uns, was niemals sterben kann – ewiges Leben ist uns geschenkt über den irdischen Tod hinaus.

Das also ist anders geworden, damals in der Heiligen Weihnacht: Gott wurde ein Kind, damit wir selber wie neugeboren werden, damit auch wir Gottes Kinder werden. Geliebt von Gott haben wir einen Halt, gewinnen wir Vertrauen und Kraft und Mut, solange wir leben. Und Gott hält uns fest, lässt uns nicht verloren gehen, selbst wenn wir sterben. Amen.

Und der Friede Gottes, der viel größer ist, als unser Denken und Fühlen erfassen kann, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Nun lassen Sie uns noch ein wenig das Gotteskind in der Krippe betrachten, indem wir das Lied 17 / 28 singen:

Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben; ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben. Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und lass dirs wohlgefallen.

Eins aber, hoff ich, wirst du mir, mein Heiland nicht versagen: dass ich dich möge für und für in, bei und an mir tragen. So lass mich doch dein Kripplein sein; komm, komm und lege bei mir ein dich und all deine Freuden.

Gott, in der Krippe finden wir dich, dich beten wir an, ein kleines Kind! Gott, lass uns selber deine Krippe sein, kehre ein in unser Herz, rühre uns an und öffne uns für neues Vertrauen, für neue Hoffnung, für neue Liebe! Lass uns spüren, was das Kind in uns braucht, was es so lange entbehren musste, wonach es am liebsten schreien möchte, so wie du auch Hunger und Durst gehabt hast, damals als Kind in der Krippe, so wie du auch geschrien hast, wenn du Wärme, Schutz und Halt gebraucht hast von Josef und Maria. Gieße deine Menschenliebe über uns aus und lass sie in uns Wurzeln schlagen! Dann wird es anders in uns und in unserer Welt. Amen.

Alles, was uns heute bewegt, schließen wir im Gebet Jesu zusammen:

Vater unser

Zum Schluss singen wir das Weihnachtslied 28 / 34:

O du fröhliche, o du selige gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: freue, freue dich, o Christenheit!

O du fröhliche, o du selige gnadenbringende Weihnachtszeit! Christ ist erschienen, uns zu versühnen: freue, freue dich, o Christenheit!

O du fröhliche, o du selige gnadenbringende Weihnachtszeit! Himmlische Heere jauchzen dir Ehre: freue, freue dich, o Christenheit!

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag und in die neue Woche gehen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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