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Als Jesus den Geist Gottes sah…

Jesus sieht den Geist Gottes, wie eine Brieftaube, sie bringt Nachricht von Gott, frohe Botschaft, Friedensbotschaft von einer Friedenstaube. Jesus hat sein Leben lang nur geglaubt, was er gesehen hat in diesem Moment, daran hat er nie gezweifelt. Egal, was die Menschen mit ihm machen würden, Gott im Himmel würde ihn immer lieb haben, würde ihn nie im Stich lassen.

Kirchenfenster mit der Taube des Heiligen Geistes, Flammen darüber und Wasserwellen darunter
Der Heilige Geist vor den Augen der Seele (Bild: Guernz11Pixabay)
#predigtGottesdienst mit Einführung der Konfirmanden am 2. Sonntag nach Trinitatis, den 13. Juni 1999, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Begrüßung
Lied 161, 1-3:

1) Liebster Jesu, wir sind hier, dich und dein Wort anzuhören; lenke Sinnen und Begier auf die süßen Himmelslehren, dass die Herzen von der Erden ganz zu dir gezogen werden.

2) Unser Wissen und Verstand ist mit Finsternis verhüllet, wo nicht deines Geistes Hand uns mit hellem Licht erfüllet; Gutes denken, tun und dichten musst du selbst in uns verrichten.

3) O du Glanz der Herrlichkeit, Licht vom Licht, aus Gott geboren: mach uns allesamt bereit, öffne Herzen, Mund und Ohren; unser Bitten, Flehn und Singen lass, Herr Jesu, wohl gelingen.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Im Namen Gottes sind wir hier zusammen, wie an jedem Sonntag. Wir tun, was wir immer hier tun – singen, beten, nachdenken über Gott und die Welt. Und es gibt etwas, das ist heute anders. 21 Mädchen und Jungen haben vor einer Woche mit ihrem Konfirmandenunterricht begonnen. Im kommenden Jahr werden sie immer wieder in unseren Gottesdiensten auftauchen, mal die einen, mal die anderen, aber heute sind sie alle hier. Gemeinsam mit Eltern und anderen Erwachsenen feiern sie diesen Gottesdienst, und auch die Kinder, die sonst vor der Predigt zum Kindergottesdienst nach unten gehen, bleiben heute die ganze Zeit über in der Kirche. Und was tun wir hier? Zum Beispiel Loblieder für Gott singen!

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Wir sind so verschieden, Gott, Alte und Junge, Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen, Mädchen und Jungen. Manche haben einen starken Glauben, andere sind voller Zweifel. Für viele junge Leute ist der Gottesdienst öde und langweilig, zumindest fremd. Viele von den Älteren haben sich gewöhnt – an alte Formen, an vertraute Gebräuche. Manche hängen am Althergebrachten, andere wünschen sich Veränderungen, wieder anderen ist alles egal. Bei all diesen Verschiedenheiten – wie können wir da gemeinsam Gottesdienst feiern? Wir bitten dich, Gott:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Gott, du willst keine Menschen vom Fließband. In der Bibel heißt es, dass du die Menschen geschaffen hast – ganz natürlich im Mutterleib – alle hast du nach deinem Plan entworfen, du hast uns gewollt, so wie wir sind. Wir müssen also nicht alle gleich sein und auch nicht das gleiche denken und glauben. Du nimmst uns an, so verschieden wir sind, und dafür danken wir dir.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geist.“

Wenn uns etwas fremd ist, sagen wir vielleicht: das interessiert mich nicht. Gott, wir bitten dich: Mach uns neugierig auf Dinge, die uns fremd sind.

Wenn uns etwas allzu vertraut ist, denken wir nicht mehr darüber nach. Gott, mach uns bereit, über manches neu nachzudenken und vertraute Ansichten in Frage zu stellen. Amen.

Wir hören die Lesung aus dem Evangelium nach Matthäus 3, 13-17:

13 Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe.

14 Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir?

15 Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s geschehen.

16 Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen.

17 Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Zur Predigt wurden ausgeschnittene Füße an eine Pinnwand gehängt. Pfarrer Frank-Tilo Becher und Pfarrer Helmut Schütz legten an Hand von drei „Fußspuren“ („Wasser“, „Geist“ und „Wort“) den Bibeltext von der Taufe Jesu aus. Hier wird nur der Text von Pfarrer Schütz wiedergegeben.

Fußspur: „Wasser“
Lied 621, 1-3: Ins Wasser fällt ein Stein ganz heimlich, still und leise
Fußspur: „Geist“

Verfolgen wir nun eine zweite Spur in der Geschichte von der Taufe Jesu. Die Spur trägt den Namen „Geist“, und sie hängt zusammen mit den Augen, mit dem Sehen. Als Jesus nämlich nach der Taufe aus dem Wasser steigt und er noch ganz pitschnass ist, da geht der Himmel über ihm auf und er sieht „den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen.“

Das ist merkwürdig: Der Heilige Geist ist doch unsichtbar. Und wie soll der Himmel über uns aufgehen? Immerhin, der Geist Gottes kommt wie eine Taube auf Jesus. Aber sieht er so aus wie eine Taube? Oder schwebt er herunter wie ein fliegender Vogel?

Ich glaube, wir verstehen diesen Teil der Geschichte besser, wenn wir einmal ein paar Augenblicke lang die Augen schließen. Ja, richtig, ich glaube, manche Dinge sehen wir besser, wenn die Augen zu sind. Was wichtig ist, was Sinn macht in unserem Leben.

Versuchen wir es mal. Schließen wir die Augen und schauen wir, was wir da sehen. Eigenartige Muster vielleicht im Dunkel hinter unseren Augenlidern. Bilder unserer Phantasie, unserer Erinnerung, unserer Vorstellungskraft, die aus uns selber kommen. Vielleicht gibt es da wunderschöne Bilder, eine Blumenwiese, auf der wir gern verweilen würden, ein Mensch, der uns liebevoll anschaut, ein guter Ort, an dem wir uns geborgen fühlen. Vielleicht sehen wir auch eine Sehnsucht, die noch nicht in Erfüllung gegangen ist. Oder sehen wir nicht so angenehme Bilder, bei denen wir nicht gern verweilen? Dann machen wir lieber wieder die Augen auf, denn solche Bilder schaut man sich besser nur an, wenn man mit jemandem darüber sprechen kann.

Was hat Jesus damals gesehen? Als er unter Wasser getaucht war, hat auch er bestimmt die Augen zugemacht. Es ist ja nicht angenehm, wenn einem das Wasser in die Augen kommt. Und als er dann wieder auftaucht, da sieht er nicht einfach nur das Wasser, das Ufer, die Menschen und darüber den Himmel. Er sieht mehr, mit seinen inneren Augen, mit seinem Herzen. Er sieht: Gott ist nicht so weit weg, wie viele Menschen denken. Gott ist nicht so weit weg wie der Himmel über uns. Nein, Gott ist ganz nah. So geht der Himmel über Jesus auf.

Was sieht Jesus noch? Er sieht den Geist Gottes, wie eine Brieftaube, sie bringt Nachricht von Gott, frohe Botschaft, Friedensbotschaft von einer Friedenstaube. Und die Nachricht von Gott lautet: Gott will keinen Streit mit den Menschen, und Gott will keinen Streit zwischen den Menschen. Gott verzeiht, Gott nimmt an, Gott hat die Menschen lieb. Das hat Jesus damals gesehen: dass Gottes Liebe einfach da ist in der Welt. Ich glaube nur, was ich sehe, sagen ja viele. Jesus hat sein Leben lang nur geglaubt, was er gesehen hat in diesem Moment, daran hat er nie gezweifelt. Egal, was die Menschen mit ihm machen würden, Gott im Himmel würde ihn immer lieb haben, würde ihn nie im Stich lassen. Egal, was Menschen mit anderen Menschen machen, die Liebe, die von Gott kommt, kann man nicht totmachen.

Kanon 594: Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf
Fußspur: „Wort“
Lied 614, 1-4: Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun
Fürbittengebet und Vater unser
Lied 590, 1-3: Herr, wir bitten: Komm und segne uns, lege auf uns deinen Frieden

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag gehen – wer möchte, ist im Anschluss noch herzlich zum Beisammensein mit Kaffee oder Tee im Gemeindesaal eingeladen.

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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