Bild: Helmut Schütz

„Alles muss klein beginnen“

Fischli, Jamal und Zappi erzählen Geschichten aus der Bibel und dem Koran von Mücken und Fliegen, vom Senfkorn und vom kleinen Volk Israel.

Szenen mit allen sechs Handpuppen für die Kita-Kinder des Kinder- und Familienzentrums in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Der Altar mit den sechs Handpuppen Gabi, Lutz, Nappi, Fischli, Zappi und Jamal
Der Altar der Pauluskirche mit den sechs Handpuppen Gabi, Lutz, Nappi, Fischli, Zappi und Jamal

Zu Beginn singt Pfarrer Helmut Schütz mit den Kindern, Erzieherinnen und Erziehern des Paulus-Kindergartens ein Lied, in dem durch verschiedene Gesten verdeutlicht wird, wie kleine Dinge allmählich wachsen und immer größer werden: Hände reiben, Finger schnipsen, mit den Händen klatschen und mit dem Fuß stampfen:

„Alles muss klein beginnen“

Die Handpuppe Gabi, gespielt von einer Erzieherin

Gabi: Das war ein schönes Lied, das wir gesungen haben. Obwohl das heute ja eigentlich nicht passt.

Nappi: Wieso passt das nicht?

Lutz: Weil ja heute nicht was anfängt, sondern aufhört.

Gabi: Wir sind ja heute zum letzten Mal bei den Kindern im Paulus-Kindergarten. Und auch Pfarrer Schütz.

Nappi: Warum singen wir das Lied denn dann?

Die Handpuppen Zappi und Lutz, gespielt von der Kita-Leiterin und einem ErzieherZappi: Ganz einfach: Auch wenn etwas aufhört, fängt immer wieder etwas Neues an.

Jamal: Wenn der Kindergarten aufhört, fängt die Schule an.

Lutz: Und wenn für Pfarrer Schütz die Arbeit aufhört, dann fängt für ihn viel freie Zeit an.

Gabi: Und in der Paulusgemeinde gibt es bald wieder einen neuen Pfarrer. Im neuen Kindergartenjahr.

Nappi: Aber warum muss alles immer klein beginnen?

Fischli: Na ja, weil alles, was groß wird, erst einmal klein ist und wachsen muss.

Lutz: Und warum bist du dann so klein geblieben?

Die Handpuppen Jamal und Fischli, gespielt von Pfarrer SchützFischli: Ich bin halt ein kleiner Pinguin, und das ist gut so.

Jamal: Und ich bin für ein Kamel auch ganz schön klein.

Zappi: Trotzdem seid ihr groß genug und super Freunde!

Gabi: Könnt ihr drei uns nicht noch einmal etwas aus der Bibel und aus dem Koran erzählen?

Nappi: Ja, bitte, bitte, noch mal Geschichten erzählen!

Lutz: Ich wünsche mir kleine Geschichten von etwas, was klein anfängt und dann ganz groß wird.

Jamal: Mal überlegen. Im Koran steht: „Gott schämt sich nicht, von einer kleinen Mücke zu erzählen, um etwas Wichtiges zu erklären.“ (Sure 2, 26)

Nappi: Was erzählt er denn von der Mücke?

Jamal: OK, von der Mücke erzählt er dann doch nicht. Aber von einer Fliege. „Hört gut zu! Es gibt Leute, die sagen: ‚Wir sind stärker als Gott!‘ Aber sie können nicht einmal eine kleine Fliege erschaffen, sogar wenn sie es alle zusammen versuchen. Eine kleine Fliege kann ihnen sogar etwas wegnehmen, und sie kriegen es nicht wieder zurück, so schwach sind sie in Wirklichkeit!“ (Sure 22, 73)

Lutz: Wie kann eine Fliegen einem etwas wegnehmen?

Gabi: Mir hat eine Fliege schon oft Honig oder Marmelade weggenommen.

Die Handpuppen Gabi und Nappi, gespielt von einer Erzieherin und einem ErzieherNappi: Und wenn eine Fliege in meine Milch fällt, dann mag ich sie gar nicht mehr trinken.

Zappi: Da muss ich an einen Spruch aus der Bibel denken (Prediger 10, 1): „Tote Fliegen verderben gute Salben.“

Lutz: Für die Fliege ist das aber auch nicht schön, wenn sie in die Milch oder in die Salbe fällt und dann tot ist.

Die Handpuppen Zappi und Lutz, gespielt von der Kita-Leiterin und einem Erzieher

Zappi: Das stimmt. Der Spruch bedeutet aber noch etwas anderes. Wenn man denkt, eine kleine Dummheit ist nicht so schlimm, dann macht man bald vielleicht auch große Dummheiten.

Die Fingerpuppe Fischli, gespielt von Pfarrer SchützFischli: Ich weiß ein Gleichnis von Jesus, wo es auch um etwas Kleines geht. Da sagt er: „Der Himmel ist wie ein kleines Senfkorn.“

Nappi: Das geht doch gar nicht. Senfkörner kenne ich. Die sind im Glas, wo Gurken drin sind. Die sind soooo klein. Und oben der Himmel, der ist soooo groß.

Gabi: Aber Jesus meint das doch anders. Das Ganze ist doch ein Gleichnis.

Fischli: Genau. Der Himmel von Gott, der ist zwar groß, so groß wie Gott selbst. Aber er ist auch unsichtbar, so unsichtbar wie Gott selbst.

Lutz: Und darum meinen viele Leute: Gott und seinen Himmel gibt es gar nicht.

Fischli: Stimmt. Aber Jesus weiß es besser. Der Himmel ist nämlich da, wo man sich lieb hat. Wo Gott uns alle lieb hat. Und wenn irgendwo nur ein ganz kleines bisschen Liebe ist, fängt dort der Himmel an.

Nappi: Das ist schön. Aber ich verstehe immer noch nicht, was das mit einem Senfkorn zu tun hat.

Fischli: Jesus sagt: „Das Senfkorn ist das kleinste von allen Samenkörnern. Aber wenn man es in die Erde pflanzt, dann wächst es und wird größer als andere Pflanzen. Es wird ein richtiger Baum, und die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen.“ (nach Matthäus 13, 31-32)

Lutz: Der Himmel ist also wie Liebe, die erst klein ist und dann ganz groß wird, wie ein schöner, schattiger Baum, mit viel Platz für Vogelnester?

Gabi: Das hast du schön gesagt, lieber Lutz.

Die Handpuppen Jamal und Fischli, gespielt von Pfarrer SchützJamal: Im Koran gibt es auch ein Gleichnis mit einem Samenkorn, aber nicht mit Senf, sondern mit Getreide. „Wer Geld und Sachen für arme Menschen spendet und dafür nichts zurück haben will, der ist wie ein Samenkorn, aus dem sieben Ähren wachsen, mit hundert Körnern in jeder Ähre.“

Nappi: Aber aus einem Menschen wachsen doch keine Getreidehalme heraus mit vielen Körnern drin!

Jamal: Nein, Nappi, ich sagte doch, das ist ein Gleichnis. Gemeint ist: „Gott selbst belohnt Menschen, die Gutes tun. Sie müssen keine Angst haben und nicht für immer traurig sein.“ (Sure 2, 261 und 262)

Fischli: So ein Gleichnis hat auch Jesus erzählt. „Mit dem Himmel, mit der Liebe von Gott, ist es so: Ein Mensch wirft Samen aufs Land. Dann geht er schlafen und steht auf, jede Nacht und jeden Tag. Der Same geht auf und wächst – er weiß nicht, wie. Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann den vollen Weizen in der Ähre. Dann nimmt der Mensch eine Sense und erntet den Weizen.“ (nach Markus 4, 26-29)

Lutz: Aber heute würde er einen Mähdrescher nehmen.

Gabi: Und dann wird Erntedankfest gefeiert!

Jamal: Ja, ich weiß, das macht ihr Christen. Und wir alle, wir können Gott für alles danken, was er uns gibt, und vor allem für seine Liebe und Barmherzigkeit.

Nappi: Zappi, weißt du auch noch eine Geschichte? Du hast uns vorhin nur von den toten Fliegen erzählt.

Zappi: Ich weiß eine schöne Geschichte vom Volk Israel. Leute fragen: Warum sucht Gott dieses Volk aus? Warum hilft Gott Israel besonders viel? Ist Israel besser oder größer als andere Völker? „Nein“, sagt Mose, der Prophet: „Israel ist nicht das größte, sondern das kleinste von allen Völkern. Aber es gehört zu Gott, weil Gott es lieb hat.“ (nach Deuteronomium 7, 6-8)

Spielszene in der Pauluskirche mit allen sechs Handpuppen

Fischli: So fängt die Liebe von Gott mit dem kleinen Volk Israel an. Und mit Jesus geht diese Liebe weiter. Der will die Liebe von Gott zu allen Menschen bringen, vor allem zu den Kindern. Die liebt Jesus so sehr, dass er sagt: „Ihnen gehört der Himmel!“ (Matthäusevangelium 19, 14)

Pfarrer Schütz begleitet ein Lied mit seiner GitarreJamal: Im Koran steht auch: „Gott liebt alle, die ihn lieben. Er vergibt alles und ist barmherzig.“ (Sure 3, 31) Unsere Religionen sind verschieden, doch eins glauben wir alle: Gott hat besonders die Kinder lieb!

Gabi: Das hast du schön gesagt zum Schluss.

Lutz: Jetzt sagen wir alle euch Kindern „Tschüss!“

Nappi: Und ich will das Lied singen: „Wir sind die Kleinen!“

Wir sind die Kleinen

Nach dem Schlussgebet wollten die Kinder aber auf jeden Fall auch noch ihr Lieblingslied singen:

Echt elefantastisch

 

Zum Abschluss noch ein Foto, das Oliver Schepp von Pfarrer Helmut Schütz mit seinen Handpuppen am Tag seines Abschieds vom Paulus-Kindergarten aufgenommen hat
Zum Abschluss noch ein Foto, das Oliver Schepp von Pfarrer Helmut Schütz mit seinen Handpuppen am Tag seines Abschieds vom Paulus-Kindergarten aufgenommen hat

 

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