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Osterei und Herz aus Stein

Es ist, als ob wir mit unserer ganzen Welt in einer riesengroßen Eierschale drinstecken. Und wenn wir sterben, erwachen wir mit neuen Augen in einer für uns neuen Welt – so wie es ein Küken empfinden muss, das aus der Eierschale schlüpft. So stelle ich mir Auferstehung vor, Auferstehung in die Welt Gottes hinein, die unsere irdische Welt unsichtbar umgibt.

Ein Küken schlüpft aus einem Ei
Ein Küken schlüpft aus einem Ei (Bild: congerdesignPixabay)

Gottesdienst am Freitag, 13. April 2012, um 10.30 Uhr im Ensemble-Pflegezentrum Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Wir feiern unseren Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Am letzten Sonntag und Montag war das Osterfest, damit hat die österliche Freudenzeit begonnen, die noch bis Pfingsten andauert. In diesem Gottesdienst möchte ich mit Ihnen Osterlieder singen und über die Osterbotschaft nachdenken.

Lied 100:

1) Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit; denn unser Heil hat Gott bereit‘. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.

2) Es ist erstanden Jesus Christ, der an dem Kreuz gestorben ist, dem sei Lob, Ehr zu aller Frist. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.

4) Es singt der ganze Erdenkreis dem Gottessohne Lob und Preis, der uns erkauft das Paradeis. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.

5) Des freu sich alle Christenheit und lobe die Dreifaltigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.

Wir beten gemeinsam mit Psalm 118:

1 Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

15 Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des HERRN behält den Sieg!

17 Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen.

18 Der HERR züchtigt mich schwer; aber er gibt mich dem Tode nicht preis.

21 Ich danke dir, dass du mich erhört hast und hast mir geholfen.

24 Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.

25 O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen!

29 Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Amen.

Wir haben Ostern gefeiert. Aber was ist Ostern für uns? Ist Ostern nur ein Frühlingsfest, ein Fest der Ostereier und des Osterhasen? Nein, Ostern ist auch ein Jesusfest, ein Fest des Sieges über den Tod, ein Fest der Auferstehung. Das Leben setzt sich durch gegen den Tod, gegen das Böse in unserem Leben. Ein Fest der Freude ist Ostern, nach dem Karfreitag, dem stillen und dunklen Tag des Todes Jesu, das helle und frohe Fest seiner Auferstehung. Wir dürfen uns freuen über Jesus, der lebendig ist, der bei uns ist, der uns niemals verlässt. Amen.

Wir hören die Lesung aus dem Evangelium nach Markus 16, 1-8:

1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben.

2 Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging.

3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?

4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß.

5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich.

6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten.

7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.

8 Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas; denn sie fürchteten sich.

Wir singen aus dem Lied 103 die Strophen 1 bis 5:

1. Gelobt sei Gott im höchsten Thron samt seinem eingebornen Sohn, der für uns hat genug getan. Halleluja, Halleluja, Halleluja.

2. Des Morgens früh am dritten Tag, da noch der Stein am Grabe lag, erstand er frei ohn alle Klag. Halleluja, Halleluja, Halleluja.

3. Der Engel sprach: »Nun fürcht‘ euch nicht; denn ich weiß wohl, was euch gebricht. Ihr sucht Jesus, den find’t ihr nicht.« Halleluja, Halleluja, Halleluja.

4. »Er ist erstanden von dem Tod, hat überwunden alle Not; kommt, seht, wo er gelegen hat.« Halleluja, Halleluja, Halleluja.

5. Nun bitten wir dich, Jesu Christ, weil du vom Tod erstanden bist, verleihe, was uns selig ist. Halleluja, Halleluja, Halleluja.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Wir hören noch einmal Markus 16, 3:

3 Und die Frauen sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?

Liebe Gemeinde!

Haben Sie Ostereier gesucht an Ostern? Und auch welche gefunden? Vielleicht mit Enkeln oder Urenkeln zusammen? Und haben Sie am Osterfest Ostereier gegessen? Ostern ist das Fest der Ostereier. Auch wenn es für uns Christen doch eigentlich ein Jesusfest ist.

In dieser Predigt möchte ich einmal fragen: Kann ein Osterei vielleicht doch etwas mit Jesus zu tun haben?

In der Ostergeschichte von Jesus kommt zunächst ein Stein vor, kein Osterei. Ein riesengroßer Stein – genau dafür passend, eine Felsenhöhle zu verschließen. Niemand kann herein oder heraus, außer es sind mehrere starke Männer da, die zusammen den schweren Stein wegrollen.

Darum machen sich die Frauen, die am Ostermorgen auf dem Weg zum Grab Jesu sind, große Sorgen. Denn: das Grab Jesu ist nicht so ein Grab, wie wir es kennen, ein Loch in der Erde, das man dann wieder zuschaufelt, sondern es ist eine Höhle im Felsen. Und es ist mit dem Stein verrammelt und dichtgemacht worden, damit niemand den toten Jesus herausholen soll. Daran denken die Frauen, und sie wissen nicht, wie sie den Stein wegwälzen sollen.

Was sind das überhaupt für Frauen, und was wollen sie dort? Sie sind Jüngerinnen von Jesus. Ja, es gab nicht nur die zwölf Jünger. Es gab auch Frauen, die Jesus gefolgt sind. Sie sind bis zum Tod bei Jesus geblieben; anders als die Männer sind sie nicht weggelaufen. Nun sind sie traurig über Jesu Tod und wollen ihm ein letztes Mal etwas Gutes tun, nämlich seinen toten Körper salben, einbalsamieren, denn das hat noch niemand getan in der Eile bei seiner Beerdigung kurz vor Beginn des Sabbats, an dem keiner arbeiten darf.

Und sie sprechen untereinander: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“

Und dann kommen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus: Denn der Stein ist schon weggewälzt! Sie können es sich nicht erklären, gehen ins Grab hinein, und finden dort jemanden sitzen, in einem langen weißen Gewand. Die Frauen bekommen Angst; sie denken: Das ist ein Gespenst! Aber der junge Mann in den leuchtend-weißen Kleidern fängt an zu reden; er ist ein Bote von Gott, ein Engel also. Er zeigt ihnen die Stelle, wo Jesus gelegen hat, und sagt ihnen: Jesus ist nicht hier. Sucht ihn nicht hier. Ihr könnt ihm nicht die letzte Ehre erweisen. Er ist nämlich gar nicht mehr tot. Gott hat ihn auferweckt. Er lebt. Wenn ihr Jesus finden wollt, dann geht nicht hierher auf den Friedhof, sondern geht zu den anderen Jüngern. Geht zu den Männern, die weggelaufen sind, als Jesus getötet wurde. Sagt ihnen, dass Jesus sich euch allen wieder zeigen wird. Ganz anders als vorher. Aber eins ist gewiss: Ihr werdet wieder froh werden! Ihr werdet wissen: Jesus hat euch nicht für immer verlassen. Jesus lebt und wird für immer bei euch sein!

So ähnlich redet dieser junge Mann. Aber die Frauen hören nur halb hin. So mutig sie bisher waren, das jetzt ist zu viel für sie. Sie laufen weg, sie ergreifen die Flucht, sie zittern vor Angst und Schrecken und sagen niemandem ein Wort von der ganzen Sache.

Später müssen sie doch etwas erzählt haben, als sie sich etwas beruhigt haben. Denn sonst wäre die Geschichte gar nicht weitergegangen. Aber bleiben wir erst einmal bei diesen Frauen, die Angst bekommen, als sie hören: Jesus lebt.

Geht es uns nicht auch so? Wir können doch auch nicht begreifen, dass ein Toter wieder lebendig sein soll. Ist Jesus nicht tot gewesen, leblos wie ein Stein, tot wie der Stein, der vor seinem Grab gelegen hatte? Und nun sollte er plötzlich wieder lebendig sein?

Aber jetzt stellen Sie sich einmal ein Ei vor. Ein Ei ist von außen ziemlich hart. Die Eierschale schützt das Innere vor dem Verderben. Wenn man ein Ei so da liegen sieht, könnte man es fast mit einem Stein verwechseln. Aber ein Ei ist nicht tot wie ein Stein, es gibt Eier, die kann man zum Leben erwecken. Ich denke nicht an ein Osterei, das wir Menschen aufessen, sondern an ein Ei, das befruchtet wird und auf das sich die Henne drauf setzt. Wenn die Henne viel Geduld hat und lange das Ei bebrütet, passiert etwas Wunderbares mit dem Ei. Dann regt sich eines Tages etwas in dem Ei. Es gibt Klopfzeichen, ganz leise; es gibt Risse und Sprünge in der Eierschale. Schließlich geht mit einem Mal die Eierschale kaputt, und heraus schlüpft ein kleines Küken, neues Leben aus einem scheinbar leblosen Ei.

So ist es auch mit unserem Tod, sagt die Bibel. Wir sind nur scheinbar für immer und ewig tot. Aber wie in einem Ei neue Lebenskräfte drin sind, die vorher für unsere Augen nicht zu erkennen sind, so wird uns Gott zu neuem Leben erwecken. Allerdings ist dieses neue Leben für unsere Augen noch nicht zu erkennen. Es ist so, als ob wir mit unserer ganzen Welt in einer riesengroßen Eierschale drinstecken. Und erst wenn wir sterben, picken wir uns durch diese Schale hindurch, und wir erwachen mit neuen Augen in einer für uns völlig neuen Welt – eine Welt, so neu für uns, wie es ein Küken empfinden muss, das aus der Eierschale schlüpft. So stelle ich mir Auferstehung vor, Auferstehung in die Welt Gottes hinein, die diese unsere irdische Welt von allen Seiten unsichtbar umgibt.

Und was merkt man hier auf der Erde von der Auferstehung? Von Menschen, die nur an sich denken, sagen wir: der hat statt eines Herzens einen Stein in der Brust. Er ist hartherzig. Menschen, die sehr viele Enttäuschungen erlebt haben, können auch bitter und hart werden. Viele Menschen stumpfen in ihren Gefühlen ab, weil sie niemanden haben, dem sie sich mit all dem anvertrauen können, was sie bewegt.

Auferstehung bedeutet auch, dieser Stein wird weggewälzt, dieser Sorgenstein oder Angststein, der auf unserer Seele lastet, oder das Herz aus Stein in unserer Brust, das nicht richtig fühlen kann. Die Frauen empfinden zwar zuerst nur Angst und Entsetzen, als sie vom Grab weglaufen, aber später wird ihnen etwas ganz Besonderes geschenkt – Gott macht ihnen ein Geschenk, das schon der Prophet Hesekiel 11 angekündigt hatte:

19 Und ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in sie geben und will das steinerne Herz wegnehmen aus ihrem Leibe und ihnen ein fleischernes Herz geben,

20 damit sie in meinen Geboten wandeln und meine Ordnungen halten und danach tun. Und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.

Ein Herz aus Fleisch und Blut verspricht uns Gott schon hier auf Erden; dann können wir Liebe fühlen, auf Gott vertrauen, für unser Leben Hoffnung gewinnen und seinen guten Willen tun. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen aus dem Lied 111 die Strophen 1, 2, 11 und 14:

1. Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, mein Heiland Christus aufersteht. Vertrieben ist der Sünden Nacht, Licht, Heil und Leben wiederbracht. Halleluja.

2. Wenn ich des Nachts oft lieg in Not verschlossen, gleich als wär ich tot, lässt du mir früh die Gnadensonn aufgehn: nach Trauern Freud und Wonn. Halleluja.

11. O Wunder groß, o starker Held! Wo ist ein Feind, den er nicht fällt? Kein Angststein liegt so schwer auf mir, er wälzt ihn von des Herzens Tür. Halleluja.

14. Mein Herz darf nicht entsetzen sich, Gott und die Engel lieben mich; die Freude, die mir ist bereit‘, vertreibet Furcht und Traurigkeit. Halleluja.

Lasst uns beten.

Lieber Gott, wir danken dir für frohe Ostern, für bunte Ostereier, für Spaß und Freude, die wir mit unseren Lieben haben. Erhalte uns ein Herz von Fleisch und Blut, das fühlen kann, damit wir lachen oder weinen, wenn uns danach zumute ist. Lass uns lachen mit anderen, die fröhlich sind. Lass uns auch mit denen, die traurig sind, ihre Traurigkeit mittragen. Schenke uns den Glauben an dich, denn du lebst, du bist immer bei uns bis zum Ende der Welt! Amen.

In der Stille bringen wir vor dich, was wir persönlich auf dem Herzen haben:

Stille und Vater unser

Wir singen das Lied 99:

1) Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

2) Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen; seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ‘. Kyrieleis.

3) Halleluja, Halleluja, Halleluja! Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

Empfangt Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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