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Salz – ein Sakrament des Propheten Elisa

Eine heilige symbolische Handlung vollzieht der Prophet: er fügt dem Wasser etwas hinzu, was ihm gefehlt hat – vordergründig die lebensnotwendigen Mineralstoffe, das haltbar und schmackhaft machende Salz, im übertragenen Sinne das Salz der offenen Aussprache über Probleme, das Salz des fairen Streits.

Eine Handvoll Salz - der Prophet Elias verwendet Salz als eine Art von Sakrament
Der Prophet Elisa verwendet Salz als eine Art Sakrament (Bild: LoggaWigglerPixabay)

Turmgebet am Donne#gedankerstag, 4. Juli 2002, um 18.00 Uhr im Stadtkirchenturm Gießen

Herzlich willkommen zum Turmgebet! Ich bin Pfarrer Schütz und komme aus der Evangelischen Paulusgemeinde Gießen.

Lasst uns diese Andacht feiern im Namen Gottes, dem wir unser Leben verdanken, im Namen Jesu, der uns die Liebe vorgelebt hat, im Namen des Heiligen Geistes, der in uns Vertrauen und Stärke wachsen lässt.

Wir beten mit Worten aus dem Psalm 42, im Gesangbuch steht er unter der Nummer 723. Wir sprechen ihn im Wechsel, Sie bitte die eingerückten Verse:

2 Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.

3 Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?

4 Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?

5 Daran will ich denken und ausschütten mein Herz bei mir selbst: wie ich einherzog in großer Schar, mit ihnen zu wallen zum Hause Gottes mit Frohlocken und Danken in der Schar derer, die da feiern.

6 Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

9 Am Tage sendet der HERR seine Güte, und des Nachts singe ich ihm und bete zu dem Gott meines Lebens.

10 Ich sage zu Gott, meinem Fels: Warum hast du mich vergessen? Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich dränget?

11 Es ist wie Mord in meinen Gebeinen, wenn mich meine Feinde schmähen und täglich zu mir sagen: Wo ist nun dein Gott?

12 Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Wir singen vor, zwischen und nach den Worten der Klage das Lied 178.11: „Herr, erbarme dich…“

Gott, wir sind erschüttert über die Flugzeugkatastrophe am Bodensee. Wir denken an die getöteten Menschen, darunter so viele Kinder. Wir beklagen es, wenn ein Leben so früh endet. Wir können und wollen keinen höheren Sinn darin finden. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich, erbarme dich, Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich!

Gott, wir denken auch an Menschen, deren Versagen tödliche Folgen hat. Wie verzweifelt müssen sie sein – die Fluglotsen am Bodensee, die Verursacher der Waldbrände in den USA. Wohin sollen sie gehen mit ihrer Schuld – außer zu dir? Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich, erbarme dich, Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich!

Wir bringen vor dich auch, was uns ganz persönlich belastet. Du nimmst alles wichtig, was uns bedrückt. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich, erbarme dich, Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich!

In der Stille bringen wir vor dich, was bewegt.

Stille

Gemeinsam rufen wir zu dir:

Herr, erbarme dich, erbarme dich, Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich!

Doch lasst uns über dem Klagen auch das Lob und den Dank nicht vergessen.

EG 592: Du Gott stützt mich

Gott, der Tod steht vor uns wie eine unüberwindliche Mauer. Doch wir halten uns daran fest, dass du den Tod überwunden hast. Dass die Auferstehung das letzte Wort hat und nicht der Tod.

Du Gott stützt mich

Gott, wir sind traurig über den frühen Tod geliebter Menschen. Und doch halten wir daran fest, dass du die Erfüllung jedes Lebens bist, auch wenn es früh enden muss. Wir rufen zu dir:

Du Gott stützt mich

Gott, manchmal schnürt uns die Angst den Hals zu, und wir wissen nicht weiter. Dann lass uns am Wort Jesu bleiben (Johannes 16, 33):

In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Du Gott stützt mich

Lasst uns in der Stille daran denken, wie Gott uns bewahrt und wofür wir ihm ganz persönlich dankbar sein können.

Stille
Du Gott stützt mich

Wir hören aus dem Buch 2. Könige 2 eine Erzählung vom Propheten Elisa:

19 Die Männer der Stadt Jericho sprachen zu Elisa: Siehe, es ist gut wohnen in dieser Stadt, wie mein Herr sieht; aber es ist böses Wasser, und es macht unfruchtbar.

20 Er sprach: Bringt mir her eine neue Schale und tut Salz hinein! Und sie brachten‘s ihm.

21 Da ging er hinaus zu der Wasserquelle und warf das Salz hinein und sprach: So spricht der HERR: Ich habe dies Wasser gesund gemacht; es soll hinfort weder Tod noch Unfruchtbarkeit von ihm kommen.

22 So wurde das Wasser gesund bis auf diesen Tag nach dem Wort Elisas, das er sprach.

Der Prophet Elisa kommt in die Stadt, und die Leute schütten ihm ihr Herz aus. Hier ist zwar gut wohnen, sagen sie, du siehst es ja selbst. Oberflächlich gesehen ist alles in Ordnung. Trotzdem gibt es ein Problem: Es ist böses Wasser, und es macht unfruchtbar. Böses Wasser, böses Blut herrscht in der Stadt: unausgesprochene Konflikte schwelen unter scheinbar friedlicher Oberfläche, Unzufriedenheit, nicht offen geäußert, vergiftet die Atmosphäre des Zusammenlebens. Unfruchtbar macht das böse Wasser: Im Klima von Unfrieden und Unzufriedenheit gedeihen gute Früchte nicht – keine guten Ideen, keine Lust, etwas für andere zu tun, keine Gesundung, wenn einer krank ist.

Was tut der Prophet? Er lässt sich Salz bringen; er schüttet es auf die Wasserquelle, er spricht dazu, wie es sich für einen Propheten gehört, ein Gotteswort.

Mir kommt das vor wie eines unserer Sakramente: Wir taufen ein Kind mit Wasser und sagen: „Gott nimmt dieses Kind an.“ Wir essen beim Abendmahl das Brot, wir trinken aus dem Kelch und sprechen dazu die Worte Christi: „Das ist der Leib meiner Liebe, das ist das Blut meiner Vergebung“.

Eine heilige symbolische Handlung vollzieht der Prophet: er fügt dem Wasser etwas hinzu, was ihm gefehlt hat – vordergründig die lebensnotwendigen Mineralstoffe, das haltbar und schmackhaft machende Salz, im übertragenen Sinne das Salz der offenen Aussprache über Probleme, das Salz des fairen Streits.

Auch bei Jesus kennen wir das Bild vom Salz: Christen, die nicht Salz der Erde sind, werden zu einer religiösen Vereinigung, die ihrer Umgebung keinen Segen bringen.

Salz ist auch ein wichtiger Bestandteil von – Tränen. Wenn im menschlichen Zusammenleben die Tränen fehlen, werden die Menschen härter, weil sie einen wichtigen Teil ihrer selbst unter Verschluss halten. Wer weinen kann, ist mit sich selber im Kontakt und fühlt auch mit anderen leichter mit.

Warum aber sollen die Männer von Jericho das Salz in eine Schale tun? Und warum in eine neue Schale? Neuen Wein füllt man nicht in alte Schläuche. Vom Salz soll nichts verloren gehen. Und die Stadtbewohner sollen sich die Hilfe des Propheten durchaus etwas kosten lassen. Elisa möchte, dass sie seine Hilfe zu würdigen wissen und ihm nicht einfach einen alten kaputten Teller vorsetzen.

Elisa bekommt, was er verlangt. Salz wird ihm gebracht in einer neuen Schale. Er merkt: Sie meinen es ernst! Sie sind offen für etwas Neues. Damit beginnen sie selber dazu beizutragen, dass das „böse Wasser“ in ihrer Stadt gut wird, dass das schlechte Klima sich verbessert, dass Unfrieden und Unzufriedenheit aus der Stadt verschwinden.

Wir singen noch einmal das Lied 592:

Du Gott stützt mich

Gott im Himmel, oft ist es nicht einfach, mit den Gefühlen in uns fertigzuwerden, mit Trauer und Ohnmacht, mit Angst und Verzweiflung, mit Zorn und Hass und Schuld. Mach es uns leichter, uns anzunehmen, so wie wir sind.

Hilf uns auch den Menschen zu akzeptieren, der uns das Leben schwer macht. Schenk uns den Mut zur Aussprache, auch wenn es uns schwerfällt.

Auf dich dürfen wir alles werfen, was uns belastet. Und wenn wir alleine nicht damit fertigwerden, schenke uns den Mut, uns jemandem anzuvertrauen, der uns helfen kann. Amen.

Vater unser

Wir singen noch einmal:

Du Gott stützt mich

Sie können sich jetzt, wenn Sie möchten, der Symbole bedienen, die hier im Turm vorhanden sind – Kerzen anzünden für ein Anliegen, das Ihnen auf der Seele brennt, Steine auf den Altar legen als Zeichen für etwas, was Sie belastet, oder ein Gebetsanliegen in das Buch eintragen.

Seid gesegnet mit dem Segen des dreieinigen Gottes:

Es segne dich Gott, der Vater. Er sei der Raum, in dem du lebst. Es segne dich Jesus Christus. Er sei der Weg, auf dem du gehst. Es segne dich der Heilige Geist. Er sei das Licht, das dich zur Wahrheit führt. Amen.

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