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„Das sind meine Totenlichter“

Trauerfeier für eine Frau, die mit fast Hundert Jahren um Weihnachten herum gestorben ist und zum Abschied von der Welt bereit war.

"Das sind meine Totenlichter" - eine Lichterkette an einem Fenster zur Weihnachtszeit
Weihnachtsliche Lichterkette an einem Fenster (Bild: Hans BraxmeierPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Frau B., die mit [weit über 90] Jahren gestorben ist.

Eingangsgebet
EG 391:

1. Jesu, geh voran auf der Lebensbahn! Und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich nachzueilen; führ uns an der Hand bis ins Vaterland.

2. Soll‘s uns hart ergehn, lass uns feste stehn und auch in den schwersten Tagen niemals über Lasten klagen; denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir.

3. Rühret eigner Schmerz irgend unser Herz, kümmert uns ein fremdes Leiden, o so gib Geduld zu beiden; richte unsern Sinn auf das Ende hin.

4. Ordne unsern Gang, Jesu, lebenslang. Führst du uns durch rauhe Wege, gib uns auch die nöt‘ge Pflege; tu uns nach dem Lauf deine Türe auf.

Liebe Trauergemeinde!

Die Lebensbahn von Frau B. ist an ihr irdisches Ende gelangt. Sie wurde geboren, als Deutschland noch ein Kaiserreich war.

Erinnerungen an das Leben der Verstorbenen

So konnte Frau B. auf ein arbeitsreiches Leben zurückblicken. Ihr Mann starb im Krieg, und sie musste ihre Kinder allein großziehen. Auch für einige Enkel war sie die Mutter. Sie verschenkte gern, was sie hatte, hat gefeiert und gesungen. Sie sah Krimis im Fernsehen und las immer gerne ihre Bildzeitung. Sogar als sie sich nicht mehr selbst versorgen konnte und die Familie eines Sohnes die Verantwortung für sie übernahm, konnte sich Frau B. über viele kleine Dinge freuen, zum Beispiel über den schönen blauen Himmel im Sommer und über jeden Besuch von ihren Lieben. Sie konnte auch noch den Text von manchen Liedern auswendig.

Aber mehr und mehr wurde ihr das Leben doch eine Last. Als ich sie einmal fragte, woran sie denn noch Spaß hätte, meinte sie: „An gar nichts mehr, nicht einmal am Essen und Trinken.“ Auf meine Ankündigung, ich würde sie auch nächstes Jahr zum Geburtstag besuchen, hat sie gesagt: „Wenn ich dann noch lebe. Man muss es so nehmen, wie es kommt.“

In den letzten Wochen ist sie immer schwächer geworden. Sie konnte nicht einmal mehr ihren kleinen Spaziergang durch die Wohnung machen. Als die Lichterkette für Weihnachten am Fenster angebracht wurde, sagte sie: „Das sind meine Totenlichter.“ Und sie hat Recht behalten. Am Tag nach Weihnachten ist sie friedlich eingeschlafen, erlöst von ihrem Leiden.

Wenn ein so langes Leben zu Ende gegangen ist, dann können wir sehr wohl traurig sein. Eine Frau, die immer da war, ist nicht mehr. Sie fehlt uns, die Mutter, die Oma, die Uroma, die Schwester. Was wir für sie tun konnten, haben wir getan, mehr können wir nicht tun. Wir müssen sie nun loslassen, für immer.

Aber wohin lassen wir sie los? Wohin geht sie?

Darauf gibt die Bibel uns Antwort. So wie Gott uns unser Leben lang begleitet, so bleiben wir bei Gott auch dann, wenn wir sterben.

Jesus hat einmal gesagt, dass die Menschen, die sterben, wie Engel sein werden (Markus 12, 25). Vielleicht winken uns die Verstorbenen auch vom Himmel aus zu und strahlen uns an wie die leuchtenden Sterne.

Und es gibt in der Bibel ein sehr schönes Gebet, in dem heißt es am Schluss (Psalm 23, 6):

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Nachdem es Gott uns im Leben nicht an Gutem und Barmherzigkeit fehlen lässt, werden wir am Ende für immer im Haus des Herrn bleiben.

Aber wo ist das? Da, wo Gott selber wohnt. Und Gott wohnt in einem Himmel, der noch größer ist als der Himmel, den wir über uns sehen. Gottes Himmel ist so groß, dass er für unsere Augen viel zu groß ist – er umspannt das ganze Weltall, alles, was es überhaupt gibt.

Und zugleich ist Gottes Himmel auch ganz nahe bei uns, denn Gott kann auch in allem drin sein, was er geschaffen hat, er kann sogar in unserem Herzen sein, wenn wir uns lieb haben, wenn wir unser Gewissen spüren, wenn wir traurig sind und wir uns innen drin getröstet fühlen. Da können wir Gott nicht sehen mit unseren Augen, aber wir können ihn spüren mit unserer Seele, mit unserem Herzen – wenn Gott so bei uns ist, dann nennen wir ihn den Heiligen Geist: das ist Liebe, Trost, Gewissen, innere Kraft.

Frau B. ist jetzt im Himmel – bei Gott, der für uns Menschen da ist, so wie ein guter Hirte für seine Schafe sorgt. Er hat Frau B. auf ihrem Lebensweg begleitet, in Freud und Leid, und er nimmt sie am Ende liebevoll in seine Arme. Wir beten den Psalm 23, das Lied vom Guten Hirten:

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Amen.

Im Geist dieses alten Liedes der Bibel singen wir das Vertrauenslied EG 376:

1. So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.

2. In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind: es will die Augen schließen und glauben blind.

3. Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht: so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich!

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