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Psalmen der Klage und des Vertrauens

In der Trauerfeier für einen Mann, der es nicht leicht hatte in seinem Leben, beten wir zwei Psalmen, einen Psalm der Klage und einen Psalm des Vertrauens.

Psalmen der Klage und des Vertrauens: Foto vom Anfang des Psalms 23: "Der Herr ist mein Hirte..."
Psalm 23 – der Vertrauenspsalm von Gott, dem Guten Hirten (Bild: 1045373Pixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, wir sind hier zusammengekommen, um von Herrn B. Abschied zu nehmen, der im Alter von [über 60] Jahren gestorben ist.

Wir sind traurig über seinen Tod. Wir sind traurig, weil so viel Krankheit und Leid sein Leben überschattet hat. Wir sind traurig, weil Hilfe beim besten Willen manchmal nicht möglich ist und es so schwer ist, die eigene Machtlosigkeit auszuhalten. Wir versuchen, uns auch an Gutes zu erinnern, an Liebe, die verbindet und trägt, die nicht aufgibt, obwohl auch sie an Wände stößt, die man nicht einreißen kann.

Wenn wir uns zerrissen fühlen zwischen Sehnsucht und Enttäuschung, zwischen der Machtlosigkeit im Blick auf das Verhalten anderer und der Verantwortung für das eigene Leben, dürfen wir uns Gott anvertrauen, der uns mit seiner Liebe trägt.

Auch Gottes Liebe scheint in dieser Welt manchmal machtlos zu sein, wenn wir an das Schicksal seines Sohnes Jesu Christi denken, der sich seinen Feinden auslieferte und von seinen Freunden verlassen wurde. Und doch vergab er ihnen, weil sie nicht wussten, was sie taten. Man konnte Gottes Liebe nicht töten, als man Jesus am Kreuz sterben ließ. Denn Gott gibt niemanden auf, nicht seinen Sohn und nicht die Menschen, die sich seiner Liebe verschließen. Darum, weil Gottes Liebe trotz allem stärker ist als alles andere in der Welt, sind wir hier zusammen und dürfen es wagen, eine Trauerfeier zu halten und um Gottes Trost zu bitten.

Barmherziger, liebender Gott, Vater Jesu Christi und unser Vater, bewahre uns in deiner Liebe und lass uns aufatmen, dass wir getröstet werden und zuversichtlich neue Schritte in unserem Leben gehen können.

Vertrauensvoll wenden wir uns zu dir, Gott, indem wir in dieser Trauerfeier zwei Psalmen beten, am Anfang einen Klagepsalm, am Ende einen Psalm der Hoffnung, den Psalm vom Guten Hirten.

Zunächst schütten wir unsere Klage vor dir aus, indem wir Worte des Psalms 102 hören; manches aus diesem alten Gebet des Volkes Israel mag uns aus der Seele sprechen, manches mag erinnern an Erfahrungen des Verstorbenen:

2 HERR, höre mein Gebet und lass mein Schreien zu dir kommen!

3 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir in der Not, neige deine Ohren zu mir; wenn ich dich anrufe, so erhöre mich bald!

4 Denn meine Tage sind vergangen wie ein Rauch, und meine Gebeine sind verbrannt wie von Feuer.

5 Mein Herz ist geschlagen und verdorrt wie Gras, dass ich sogar vergesse, mein Brot zu essen.

6 Mein Gebein klebt an meiner Haut vor Heulen und Seufzen.

7 Ich bin wie die Eule in der Einöde, wie das Käuzchen in den Trümmern.

8 Ich wache und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache.

12 Meine Tage sind dahin wie ein Schatten, und ich verdorre wie Gras.

13 Du aber, HERR, bleibst ewiglich und dein Name für und für.

18 [Gott] wendet sich zum Gebet der Verlassenen und verschmäht ihr Gebet nicht.

20 Denn er schaut von seiner heiligen Höhe, der HERR sieht vom Himmel auf die Erde,

21 dass er das Seufzen der Gefangenen höre und losmache die Kinder des Todes.

24 Er demütigt auf dem Wege meine Kraft, er verkürzt meine Tage.

25 Ich sage: Mein Gott, nimm mich nicht weg in der Hälfte meiner Tage! Deine Jahre währen für und für.

26 Du hast vorzeiten die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk.

27 Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie werden alle veralten wie ein Gewand; wie ein Kleid wirst du sie wechseln, und sie werden verwandelt werden.

28 Du aber bleibst, wie du bist, und deine Jahre nehmen kein Ende.

29 Die Söhne [und Töchter derer, die du geschaffen hast, um dir zu dienen, sie] bleiben wohnen, und [ihre Familie] wird vor dir gedeihen.

Liebe Trauergemeinde, mit einem Klagepsalm habe ich diese Feier eingeleitet, denn es gibt viel, was heute auf Ihrer Seele liegt. Wir können nichts Besseres tun, als alle diese Lasten und Sorgen auf Gott zu werfen.

Indem wir das tun, wollen wir uns nun an das Leben von Herrn B. erinnern, wollen versuchen, ihm gerecht zu werden, ihm die letzte Ehre zu erweisen.

Erinnerungen an das Leben des Verstorbenen

Zur Konfirmation bekam er als Bibeltext Epheser 6, 10 mit auf seinen Lebensweg:

Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.

Es war, als ob es seinem Konfirmationspfarrer damals sehr bewusst war, wie viel Stärke dieser Junge brauchen würde, um sein Leben zu meistern, und ob er glücklich werden würde, das konnte er ihm nur von Herzen wünschen.

Wie gesagt, es gab große Belastungen in seinem Leben. Er war ein sehr kranker Mensch, wollte sich aber im Grunde nicht helfen lassen. Jedenfalls nicht so, wie es notwendig gewesen wäre. Zuletzt war er so krank, dass ihn kein Arzt mehr gesund machen konnte, und er ist gestorben.

In dieser Trauerfeier lassen wir ihn los in der Gewissheit, dass Gott ihm schon immer nahe war, auch wenn er davon nicht viel gespürt haben mag. Jesus Christus ist für ihn wie für uns alle gestorben. Indem wir sterben, fallen wir aus der Liebe Gottes nicht heraus, kehren vielmehr ganz und gar dorthin zurück, woher uns unser Lebensatem, unser Geist und unsere Seele geschenkt worden war. Wir lassen Herrn B. los – hinein in die unendliche Liebe Gottes. Seiner Gnade und Barmherzigkeit vertrauen wir ihn an.

Und im Vertrauen auf ihn beten wir mit den Worten des Gebets vom Guten Hirten, mit Psalm 23:

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Wenn wir uns, dir, Gott anvertrauen, dann haben wir alles, was wir brauchen, nämlich genug Liebe, um füreinander in Liebe da zu sein.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele.

Gott, du willst, dass wir genug haben für unseren Leib und unsere Seele! Danke!

Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Gott, du willst auch, dass wir wissen, welcher Weg für uns gut ist. Denn dein Name ist heilig und gut, und dieser Name bedeutet: „Ich bin für euch da!“ Wer deinen Namen ernst nimmt, der weiß, wann wir Nein sagen müssen zu einem falschen Weg.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Wir mögen manchmal fast zusammenbrechen unter unerträglichen Belastungen. Und doch dürfen wir wissen: Du lässt uns nicht allein! Du bist mit deiner Stärke bei uns und hilfst uns, als Menschen füreinander da zu sein.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.

Wir leiden unter Streit und bösen Erinnerungen, wir fragen „Warum?“, wenn es nur so wenig Glück gibt, an das wir zurückdenken können. Und doch versprichst du, Gott, dass du dafür sorgen willst und kannst, dass unser Leben weitergeht, dass jeden Tag ein Tisch gedeckt ist, dass wir glücklich werden.

Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

Wie einen Ehrengast behandelst du uns, wir sind wertvoll in deinen Augen. Wie kostbare Salbe gießt du deine Liebe über uns aus, und den Becher des Lebens schüttest du uns so voll, dass wir glücklich werden können, wenn wir nicht selber verschütten, was du uns schenkst.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Wir mögen es oft nicht spüren, und trotzdem bleibst du uns mit deiner Güte und Barmherzigkeit auf den Fersen. Gott du folgst uns, du lässt uns nicht in Ruhe, damit wir dir nachfolgen und auf deinen guten Wegen gehen. Und am Ende, wenn wir sterben, dürfen wir Ruhe finden in deinem Haus, in den Wohnungen des Himmels, in deiner unendlichen Liebe. Amen.

Lieber Gott, tröste uns und schenke uns Vertrauen zu dir. Nimm Herrn B. gnädig auf in deinem Himmel und lass ihn Frieden finden. Begleite uns auf dem Weg der Trauer und lass uns klar kommen mit all den gemischten Gefühlen und allen Belastungen dieser Tage und Wochen.

Für Liebe und alles, was gut war, danken wir dir. Um Vergebung bitten wir dich für alles, was wir einander schuldig geblieben sind. Nimm Lasten von uns, die uns hindern, zuversichtlich in die Zukunft zu gehen.

Vor allem bitten wir dich für die engsten Angehörigen des Verstorbenen, dass sie in ihrer Trauer und Verzweiflung Hilfe finden, dass sie Kraft bekommen für neue Schritte auf neuen Wegen in ihrem eigenen Leben.

Schenke uns die Kraft, gut für uns selber zu sorgen und dort, wo es in unserer Verantwortung liegt, füreinander da zu sein.

Gib uns den Mut und die Kraft, zu ändern, was wir ändern können. Gib uns die Gelassenheit, zu ertragen oder loszulassen, was wir nicht ändern können. Und gib uns die Klugheit, das eine vom andern zu unterscheiden. Amen.

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