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„Jesus sucht – den Nachfolgar“

Jesus will uns Mut machen. Er sagt uns allen: „Wer mir nachfolgen will, muss nicht zurückblicken. Wer im Gottvertrauen mutig vorwärtsblickt, muss keine Angst vor krummen Wegen haben. Ich werde dich begleiten“, sagt uns Jesus, „ich gehe mit dir. Du musst nicht festhängen in einem belanglosen Leben, das du nur für dich lebst, das am Ende keinen Sinn hat.“

Steinfigur mit dem Profil Jesu, nach rechts blickend
Was gehört dazu, Jesus nachzufolgen? (Bild: Constance KowalikPixabay)

#predigtKonfi-Taufgottesdienst am Sonntag Okuli, den 15. März 2009, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße alle herzlich in der Pauluskirche mit dem Wort zur Woche aus dem Evangelium nach Lukas 9, 62:

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Dieser Gottesdienst hat das Thema: „Jesus nachfolgen – wie soll das gehen?“

Jesus-Lied 552: Einer ist unser Leben
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Einer ist unser Leben? Wie kann ein einzelner Mensch für uns das Leben sein? Jesus, einer von uns und doch ganz anders als wir. Jesus, einer wie Gott, einer, der ganz für uns da ist.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Einer ist unser Leben, weil er dem Tod widersteht. Weil er uns zeigt, wie es Leben geben kann in unserer zerrissenen, unheilen Welt. Er teilt das Brot und überwindet den Hunger. Er verzeiht dem Feind und überwindet den Hass. Er wird wehrlos und überwindet die Gewalt. Er versöhnt uns mit Gott und heilt die Wunden und die Zerrissenheit in unseren mitmenschlichen Beziehungen und in unseren Seelen. Er versteht unseren Zweifel und unsere Verzweiflung, denn er stirbt selber einen Tod am Rand der Verzweiflung und Gottverlassenheit. Wir rufen zu Jesus, dem Sohn Gottes:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Einer ist unser Leben: Weil er vor uns her geht auf unserem Weg und uns zeigt, welchen Sinn unser Leben hat. Er ist Licht, wir verlaufen uns nicht. Er ist Hoffnung, wir verzweifeln nicht. Er ist Leben, sogar dann noch, wenn wir sterben.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Jesus Christus, hilf uns, an dich zu glauben, dir zu vertrauen, dir nachzufolgen auf den Wegen, die du uns vorangehst. Darum bitten wir dich, Jesus Christus, unser Herr. „Amen.“

Im Brief an die Römer 12 hören wir eine Anleitung des Apostels Paulus, wie man Jesus nachfolgen kann:

9 Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an.

10 Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.

11 Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn.

12 Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.

13 Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft.

14 Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht.

15 Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.

16 Seid eines Sinnes untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den geringen. Haltet euch nicht selbst für klug.

17 Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.

18 Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.

19 Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.«

20 Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln«.

21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Amen. „Amen.“

Liebe …, liebe Gemeinde! Heute ist auch unser Konfi-Taufgottesdienst, und … ist die einzige von unseren 15 Konfirmandinnen und Konfirmanden, die noch nicht als kleines Kind getauft worden war. Sie sollte einmal selbst entscheiden, ob sie getauft werden und zur Kirche gehören will. Inzwischen hat sie sich entschieden, sie ist Konfirmandin seit letzten Sommer, sie will konfirmiert und damit auch getauft werden, denn beides gehört zusammen. Die Konfirmation ist ja der Ort, an dem heranwachsende junge Menschen auf ihre Art und Weise Ja zu ihrer Taufe sagen, und auch Ja dazu, dass sie Teil der evangelischen Kirche sein und bleiben wollen. Das wird … gemeinsam mit den anderen Konfis in sechs Wochen tun, doch getauft wird sie jetzt gleich.

Liebe …, du hast dir als Taufspruch den letzten Vers aus dem Text ausgesucht, den Herr … gerade gelesen hat, Römer 12, 21:

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Ich finde, das ist ein gutes Motto für ein Leben als getaufte Christin; es spricht für sich selbst, und es passt auch sehr gut in diesen Gottesdienst, in dem wir ja darüber nachdenken, wie man Jesus nachfolgen kann. Das Wichtigste, das wir von Jesus lernen können, ist genau dies: dass wir nicht denken, man kann sowieso nichts gegen das Böse machen, also machen wir einfach mit oder lassen wir alles so laufen, wie es läuft. Nein, jeder von uns kann dazu beitragen, dass die Welt ein kleines Bisschen menschlicher wird, wenn wir das Gute tun, das uns möglich ist, und das Böse sein lassen, das wir vermeiden können.

Gemeinsam sprechen wir vor der Taufe das Glaubensbekenntnis, denn wer getauft wird, lässt sich in die Geschichte mit diesem Gott hineinnehmen, der uns geschaffen hat, der in Jesus unser Bruder und Freund wird, und der als guter heiliger Geist uns mit Vertrauen und Liebe und Kraft erfüllen will:

Glaubensbekenntnis und Taufe
Lied 209: Ich möcht‘, dass einer mit mir geht
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, nun ist Zeit, intensiver einzugehen auf unser Thema: „Jesus nachfolgen – wie soll das gehen?“

Nachdenken über das Nachfolgen, das kann ich an diesem Sonntag nicht, ohne auch an den letzten Mittwoch in Winnenden zu denken. Ein Jugendlicher dreht durch, hat Zugang zu einer Waffe und Munition, erschießt 16 Menschen, als wäre ein Leben nichts wert. Viele fragen nach den Ursachen, anderen verschlägt es die Sprache, ein Mann trägt ein Schild und hält es in die Kameras, auf dem steht: „Gott, wo warst du?“

Ja, wo war Gott? Wo waren seine Schutzengel für die Opfer des Amokläufers und für den Amokläufer selbst? Es gibt keine Antwort auf diese Frage. Keine Antwort jedenfalls, die in erklärenden Worten besteht. Ein Notfallseelsorger, der vor Ort war, sagt: „Um ehrlich zu sein … Mir fehlen die Worte. Ich bin sprachlos. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich kann den Betroffenen keine Erklärungen anbieten. Ich kann nur eines machen, nämlich da sein. Ja, ich bin für sie da.“

„Ich bin da“, „ich bin für euch da“, das ist der Name Gottes, wie er ihn durch Mose dem Volk Israel offenbart. Diesen „Ich-bin-da“ erfährt das Volk Israel in Zeiten der Bewahrung, aber manchmal auch in Zeiten, in den Gott abwesend zu sein scheint. Und in solchen Zeiten gibt es fromme Menschen, zum Beispiel einen, der Hiob heißt, der jede Menge Hiobsbotschaften zu verkraften hat, oder auch viele von den Psalmdichtern, die im Gebet etwas Ähnliches machen wie der Mann in Winnenden mit dem Sperrholzbrett und der Frage: „Gott, wo warst du?“ Sie beten zu Gott, sie schreien zu ihm, sie haben den Eindruck, er hört gar nicht zu, aber sie lassen nicht locker mit ihrer hartnäckigen Klage und Anklage an Gott: „Du musst doch da sein, du kannst uns doch nicht im Stich lassen!“ Diese Klage macht das schreckliche Geschehen nicht ungeschehen, der Schmerz geht davon nicht weg. Aber es wäre noch furchtbarer, wenn ein Gott überhaupt nicht ansprechbar wäre, wenn ein Gott gar nicht existieren würde, wie die Atheisten meinen und auch viele Menschen, die glauben wollen, insgeheim befürchten. Da sitzt ein tiefer Zweifel auch mitten in vielen von uns.

„Gott, wo warst du?“ In der Bibel wird die Antwort erfahren und gegeben, dass Gott in einem Menschen da ist, der in einem Schnellverfahren fast ebenso schnell beiseitegeschafft, getötet, hingerichtet wird wie die 16 Todesopfer in Winnenden. Das heißt, wir können doch vorsichtig wenigstens diese Antwort wagen: Gott bleibt nicht unberührt von unserem Leid. Er greift ein in unsere Welt, nicht indem er die Freiheit von Menschen einschränkt, nicht indem er in Naturgesetze eingreift, zum Beispiel indem er die Wirksamkeit von Schusswaffen aufhebt, sondern er greift ein, indem er einer von uns wird, der dem tödlichen Hass eine andere Lebenshaltung entgegensetzt. Dieses Eingreifen ist kein Patentrezept gegen alles Böse; es führt zunächst dazu, dass Menschen sich gegen den göttlichen Spielverderber der bösen menschlichen Spiele erst recht mit Gewalt zu Wehr setzen. Jesus wird selber ermordet.

Und auch dieser Tod Jesu wird von Gott nicht einfach ungeschehen gemacht. Auferstehung ist etwas anderes als Wiederbelebung. Der Schmerz darüber, dass Jesus auf Erden nicht länger als 33 Jahre leben durfte, wird an Ostern nicht einfach weggewischt. Aber die Jünger Jesu dürfen dennoch neue Erfahrungen mit Jesus machen. Obwohl er nicht mehr auf Erden lebt. Sie erfahren ihn als den, der nun im Himmel bei Gott lebt. Ja, von dort aus regiert er sogar die Welt. Ihm, niemand sonst, ist von Gott, dem Vater, alle Macht im Himmel und auf Erden anvertraut. Und darum können wir Jesus auch heute noch nachfolgen. Hier auf unserem Altarfenster ist der auferstandene Jesus dargestellt, wie er uns segnet, wie er uns in seine Nachfolge ruft. Er verspricht uns nicht ein Leben ohne Belastungen, er garantiert uns nicht einmal ein langes Leben, aber er schenkt uns Liebe, Hoffnung, Trost, Ermutigung. Wenn Jesus sagt: „Ich bin“, worüber wir zu Zeit an den Bibelabenden und heute um 17 Uhr in der ökumenischen Vesper in Wieseck nachdenken, dann sagt er uns damit: „Ich bin für euch da, wie Gott für euch da ist, denn der Heilige Geist Gottes wirkt in mir und durch mich. Ich bin das Brot, das euren Hunger nach Liebe stillt. Ich bin das Licht, das euch tröstet mitten in der Trauer. Ich bin die Tür, die sich für euch öffnet, wenn das Leben euch eine Tür verschlossen hat.“

Und nun sagt Jesus aber nicht nur: „Ich bin da für euch.“ Er sagt auch: „Folgt mir nach.“ Er will etwas für uns, indem er etwas von uns will, nämlich: „Lasst mein Ich-bin-da-für-euch wahr werden unter euch, indem ihr füreinander da seid!“ Damit traut Jesus uns viel zu. Wir können es sogar als Zumutung empfinden, was er von uns will. Hass und Vorurteile überwinden. Auf Außenseiter zugehen. Freie Zeit oder Geld einsetzen, um für Menschen da zu sein.

Den Aufruf, ihm nachzufolgen haben Menschen schon damals als Zumutung empfunden, als Jesus vor 2000 Jahren hier auf Erden gelebt hat. Davon handelt unser heutiger Predigttext, den ich nun endlich vorlese. Er steht im Evangelium nach Lukas 9, 57-62:

57 Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu Jesus: Ich will dir folgen, wohin du gehst.

58 Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.

59 Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe.

60 Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!

61 Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Haus sind.

62 Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Liebe Gemeinde, das sind hammerharte Sätze, über die ich noch nie gepredigt habe. Eigentlich wollte ich mich auch heute davor drücken, weil ich Schwierigkeiten hatte, sie zu verstehen. Vielleicht hatte ich auch ein bisschen Angst davor, Jesus könnte uns zu viel zumuten.

Aber nun habe ich diese Sätze doch laut ausgesprochen. Wir verstehen sie nur, wenn wir das nicht vergessen, was ich vorher gesagt habe: Jesus nachzufolgen, das heißt nicht blind irgendeinem Sektenführer hinterherzulaufen, sondern es heißt: füreinander da zu sein, so wie Jesus für uns da ist, als Ebenbild Gottes, des Vaters im Himmel.

Dieses Nachfolgen ist bei näherem Nachdenken das einzige, was unserem Leben Sinn gibt. Wer sich gegen das Füreinander-Da-Sein entscheidet, der nimmt dem Nächsten etwas Wichtiges weg, und der schadet sich damit auch selbst. Egoismus ist die höchste Form nicht etwa der Liebe zu sich selbst, sondern des Hasses auf sich selbst, auf Gott und die ganze Welt. Und es ist ein verzweifeltes Kreisen um sich selbst, das in extremsten Fällen dann auch zu solchem Hass und solcher Gewalt wie in Winnenden führen kann.

Nun zu den drei Kandidaten für die Nachfolge Jesu. Ja, was Jesus da macht, ist fast wie ein Casting für „Jesus sucht – nicht den Superstar, sondern: – den Nachfolgar“, also geeignete Menschen, die ihm nachfolgen.

Der erste drängt sich ihm auf und ruft voller Begeisterung: „Jesus, ich will dir folgen, wohin du gehst!“ Überall hin, durch dick und dünn. Ihn bremst Jesus: „Weißt du eigentlich, was du dir damit zumutest?“ Wer Jesus damals nachfolgen wollte und buchstäblich mit ihm und seinen Jüngern von Dorf zu Dorf zog, der gab die Sicherheit eines festen Wohnsitzes auf und wusste nicht, ob er jede Nacht ein Bett zum Schlafen finden würde. Und auch heute ist ein Leben als Christ in der Nachfolge Jesu keine Garantie dafür, dass es einem immer gut gehen wird. Füreinander da sein, eine solche Lebenshaltung kann uns viel abverlangen, auch manchen Verzicht. Aber es bleibt trotzdem wahr: Nur wer im Füreinander-Da-Sein auch auf manches verzichtet, wird ein wirklich erfülltes Leben in Dankbarkeit führen.

Ob der erste Nachfolger-Kandidat am Ende doch noch einen Rückzieher macht, erfahren wir nicht. Wir selber sind gefragt, was wir einzusetzen bereit sind, um als Nachfolger Jesu füreinander da zu sein.

Den zweiten Kandidaten spricht Jesus selbst an: „Folge mir nach!“ Der bringt selber einen Einwand vor: „Erlaube mir vorher noch hinzugehen und meinen Vater zu begraben.“ Das lässt Jesus aber nicht gelten. Er antwortet sehr hart: „Lass die Toten ihre Toten begraben!“ Damit ist nicht gemeint, dass sein Vater gerade gestorben ist und dass er diesem Vater die letzte Ehre verweigern soll. Ich stelle mir vor, dass Jesus einen Menschen aus einer allzu engen Umklammerung seines Elternhauses herausholen will, damit er herausfindet, was wirklich in ihm steckt, was Gott mit ihm vorhat. Aber der ist dazu nicht frei genug. „Ich kann doch nicht meinen Vater verlassen! Er würde mir nie verzeihen, wenn ich mein eigenes Leben zu leben wage. Ja, wenn mein Vater einmal gestorben ist und ich ihn begraben habe, dann kann ich über mein eigenes Leben nachdenken!“ Dem widerspricht Jesus: „Deine Berufung ist es, einen anderen Weg zu gehen, nämlich das Reich Gottes zu verkündigen. Wenn du an dem Weg festhältst, den dein Vater dir vorschreiben willst, gehst du nicht auf dem Weg des Lebens, sondern des Todes. Wenn er dir rauben will, was deinem Leben Sinn gibt, gehört er dann nicht auf die Seite des Todes, so hart das klingt, ist er nicht dabei, sich selber mit samt allen Hoffnungen zu begraben?“

Wer Jesus nachfolgt, riskiert also Konflikte sogar mit seinen eigenen Verwandten. Manche erwachsenen Kinder müssen sich ihr eigenes Leben gegen die Eltern hart erkämpfen. Da soll einer den Betrieb der Eltern übernehmen, aber er will lieber einen sozialen Beruf ergreifen. Das kann schmerzhaft für die Eltern sein, aber sie haben nicht das Recht, über die selbstverständlichen Sohnes- und Tochterpflichten hinaus in das Leben ihrer Kinder einzugreifen.

Ich habe auch schon Konfis kennengelernt, die sich gegen den Willen ihres Vaters oder ihrer Mutter haben konfirmieren lassen, so wichtig war ihnen das. Sogar Jesus selbst musste es aushalten, dass seine Familie ihn für verrückt hielt, als er mit 30 Jahren den Beruf seines irdischen Vaters Josef an den Nagel hängte, um Wanderprediger zu werden.

Aller guten Dinge sind drei. Der dritte Kandidat bei „Jesus sucht den Nachfolgar“ will wiederum selber Jesus nachfolgen, bringt aber gleich selbst ein großes „Aber“ vor. Er will erst noch „Abschied nehmen von denen, die in seinem Haus sind“. Darauf sagt Jesus das Wort, das wir vorhin als Wochenspruch gehört haben: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“

Es würde zu weit führen, heute diesen Vers mit den beiden Parallelstellen aus dem Alten Testament zu vergleichen, die mir dazu einfallen, der Frau des Lot, die beim Untergang Sodoms zurückblickt und zur Salzsäule erstarrt (1. Buch Mose – Genesis 19, 26), und des Ackermanns Elisa, der von dem Propheten Elia zu seinem Nachfolger bestimmt wird und die Bitte ausspricht: „Lass mich noch meinem Vater und meiner Mutter den Abschiedskuss geben; dann werde ich dir folgen“ (1. Könige 19, 20). Auch hier verbietet Jesus nicht einfach menschliche Selbstverständlichkeiten wie das Abschiednehmen, sondern er weist auf die Gefahr hin, die in einem Zurückblicken liegen kann, wenn man sich zum Beispiel dafür entschieden hat, als Christ zu leben. Wer als Landwirt beim Pflügen zurückblickt, wird schiefe Furchen pflügen. Wer beim Abschiednehmen von einer Sucht sich langsam entwöhnen will, will vielleicht doch nicht wirklich das notwendige Nein sagen und macht sich etwas vor.

Jesus will uns Mut machen. Er sagt uns allen: „Wer mir nachfolgen will, muss nicht zurückblicken. Wer im Gottvertrauen mutig vorwärtsblickt, muss keine Angst vor krummen Wegen haben. Ich werde dich begleiten“ sagt uns Jesus, „ich gehe mit dir. Du musst nicht festhängen in einem belanglosen Leben, das du nur für dich lebst, das am Ende keinen Sinn hat. Folge mir nach, denn ich bin für dich da, und du sollst für andere da sein. Dann bist du ein gesegneter Mensch und ein Segen für die Welt. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied 602: Du hast gesagt: »Ich bin der Weg«

Wir beten zu unseren Herrn Jesus Christus, der für uns da ist und uns in seine Nachfolge ruft. Jede Fürbitte beende ich mit den Worten: Christus, Herr, dich rufen wir, und Sie stimmen in den Ruf ein mit den Worten: „Wir bitten dich, erhöre uns.“

Wir bitten unseren Herrn und Bruder für Menschen, die von äußerem Treiben und innerer Unruhe beherrscht sind. Für alle, die in der Passionszeit jetzt vor Ostern bewusst Zeiten der Stille suchen und nutzen und die Zeichen des Verzichtes setzen wollen. Christus, Herr, dich rufen wir. „Wir bitten dich, erhöre uns.“

Für alle, die um gerechte Rahmenbedingungen ringen für das Wirtschafts- und Gesundheitssystem. Für alle, die durch die Wirtschaftskrise in existentielle Nöte geraten. Christus, Herr, dich rufen wir. „Wir bitten dich, erhöre uns.“

Für die Menschen in Nordirland. Für die Menschen in Tibet und in China. Christus, Herr, dich rufen wir. „Wir bitten dich, erhöre uns.“

Für die Opfer der Amok-Schützen in Winnenden und in Alabama. Für alle, die durch die schrecklichen Verbrechen einen Menschen verloren haben und in Trauer gestürzt sind. Für alle, die jetzt Angst haben vor der Schule und vor anderen Menschen. Christus, Herr, dich rufen wir. „Wir bitten dich, erhöre uns.“

Insbesondere beten wir hier in der Paulusgemeinde für Herrn …, der im Alter von 89 Jahren gestorben ist. Nimm du ihn auf in die Gemeinschaft der Lebendigen, die mit dir auferweckt werden zum ewigen Leben im Himmel! Begleite seine Angehörigen in der Zeit der Trauer und lass sie füreinander da sein. Christus, Herr, dich rufen wir. „Wir bitten dich, erhöre uns.“

Ja, Herr, für sie alle bitten wir dich. Erweise du dich als Kraft, die zum Leben führt, zum erfüllten Leben jetzt und für alle Zeit. Amen.

In der Stille bringen wir vor Gott, was wir außerdem auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser
Lied 410: Christus, das Licht der Welt
Abkündigungen

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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