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Osterpredigt des Petrus

Die Apostel bezeugen Jesus als den Richter. Die Propheten sind Zeugen für die Vergebung durch Jesus – im Namen des heiligen und gerechten und barmherzigen Gottes Israels. Für Petrus ist wichtig: Wo Jesus als Richter richtet, da richtet er auf. Er hebt Gewaltopfer aus dem Dreck der Demütigung auf. Er gibt ihnen ihre Würde zurück.

Ein rotgoldenes Kreuz in rotgoldenem Kreis mit Schriftzug "Sanctus Petrus"
Petrus ist neben Paulus einer der wichtigsten Prediger in der Apostelgeschichte des Lukas (Bild: Hans RohmannPixabay)

direkt-predigtAbendmahlsgottesdienst am Ostersonntag, 23. März 2008, um 10.00 Uhr in der Pauluskirche Gießen und Gottesdienst am Ostermontag, 24. März 2008, um 10.00 Uhr in der Thomaskirche

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Am Ostersonntag begrüße ich alle herzlich im Gottesdienst in der Pauluskirche mit der Wort zum Osterfest aus der Offenbarung 1, 18. Christus spricht:

„Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“

Heute werden wir eine Predigt über eine Predigt hören: Pfarrer Schütz predigt über eine „Osterpredigt des Petrus“, die in der Apostelgeschichte steht.

Wir singen das Lied 109:

1. Heut triumphieret Gottes Sohn, der von dem Tod erstanden schon, Halleluja, Halleluja, mit großer Pracht und Herrlichkeit, des dankn wir ihm in Ewigkeit. Halleluja, Halleluja.

2. Dem Teufel hat er sein Gewalt zerstört, verheert ihm all Gestalt, Halleluja, Halleluja, wie pflegt zu tun ein großer Held, der seinen Feind gewaltig fällt. Halleluja, Halleluja.

3. O süßer Herre Jesu Christ, der du der Sünder Heiland bist, Halleluja, Halleluja, führ uns durch dein Barmherzigkeit mit Freuden in dein Herrlichkeit. Halleluja, Halleluja.

4. Nun kann uns kein Feind schaden mehr, ob er gleich murrt, ist’s ohn Gefahr. Halleluja, Halleluja. Er liegt im Staub, der arge Feind, wir aber Gottes Kinder seind. Halleluja, Halleluja.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Jesus Christus ist auferstanden. Die größten Feinde der Menschen, Tod und Teufel, hat er besiegt. Ja, er ist wahrhaftig auferstanden!

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Wir feiern fröhlich Ostern, wir freuen uns, dass Jesus den Sieg über den Tod errungen hat.

Ich sage „Wir“, und ich frage mich: Kann ich uns alle in ein solches „Wir“ einschließen? Sind wir alle heute voller Osterfreude? Ist keiner von uns ohne Zweifel, ohne Fragen?

Der Evangelist Lukas erzählt, wie es war, als der Jünger Petrus zum ersten Mal von der Auferstehung Jesu hörte (Lukas 24, 9-12):

9 [Die Frauen] gingen wieder weg vom Grab und verkündigten das alles den elf Jüngern und den andern allen.

11 Und es erschienen ihnen diese Worte, als wär’s Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht.

12 Petrus aber stand auf und lief zum Grab und bückte sich hinein und sah nur die Leinentücher und ging davon und wunderte sich über das, was geschehen war.

Ärger über Geschwätz, Unglaube und Verwunderung statt Osterfreude, das gab es schon damals am ersten Ostermorgen. In einem Boot sitzen wir mit den Frauen, mit den Jüngern, mit Petrus damals, mit ähnlichen Fragen, mit ähnlicher Verwunderung und mit dem Wunsch zu glauben. Wir kommen zu dir, Gott, und rufen zu dir: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Früh am Ostermorgen hatten die Frauen den Leib des Herrn Jesus nicht im Grab gefunden. Darüber schreibt Lukas in seinem Evangelium (Lukas 24, 4-8):

4 Und als sie darüber bekümmert waren, siehe, da traten zu ihnen zwei Männer mit glänzenden Kleidern.

5 Sie aber erschraken und neigten ihr Angesicht zur Erde. Da sprachen die zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?

6 Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war:

7 Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.

8 Und sie gedachten an seine Worte.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist gross Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, nimm uns mit auf den Weg der Jüngerinnen und Jünger Jesu. Lass uns erkennen, was deine Auferstehung bedeutet, wo und wie sie für uns wahr wird. Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus Lukas 24, 13-35:

13 Und siehe, zwei von ihnen [von den Freunden Jesu] gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa zwei Wegstunden entfernt; dessen Name ist Emmaus.

14 Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten.

15 Und es geschah, als sie so redeten und sich miteinander besprachen, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen.

16 Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten.

17 Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt unterwegs? Da blieben sie traurig stehen.

18 Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist?

19 Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Taten und Worten vor Gott und allem Volk;

20 wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben.

21 Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies geschehen ist.

22 Auch haben uns erschreckt einige Frauen aus unserer Mitte, die sind früh bei dem Grab gewesen,

23 haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von Engeln gesehen, die sagen, er lebe.

24 Und einige von uns gingen hin zum Grab und fanden’s so, wie die Frauen sagten; aber ihn sahen sie nicht.

25 Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben!

26 Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?

27 Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war.

28 Und sie kamen nahe an das Dorf, wo sie hingingen. Und er stellte sich, als wollte er weitergehen.

29 Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben.

30 Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen.

31 Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen.

32 Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?

33 Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren;

34 die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen.

35 Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Wir singen aus dem Lied 111 die Strophen 1 und 11 bis 15:

1. Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, mein Heiland Christus aufersteht. Vertrieben ist der Sünden Nacht, Licht, Heil und Leben wiederbracht. Halleluja.

11. O Wunder groß, o starker Held! Wo ist ein Feind, den er nicht fällt? Kein Angststein liegt so schwer auf mir, er wälzt ihn von des Herzens Tür. Halleluja.

12. Wie tief Kreuz, Trübsal oder Pein: mein Heiland greift allmächtig drein, führt mich heraus mit seiner Hand. Wer mich will halten, wird zuschand‘. Halleluja.

13. Lebt Christus, was bin ich betrübt? Ich weiß, dass er mich herzlich liebt; wenn mir gleich alle Welt stürb ab, g’nug, dass ich Christus bei mir hab. Halleluja.

14. Mein Herz darf nicht entsetzen sich, Gott und die Engel lieben mich; die Freude, die mir ist bereit‘, vertreibet Furcht und Traurigkeit. Halleluja.

15. Für diesen Trost, o großer Held, Herr Jesu, dankt dir alle Welt. Dort wollen wir mit größerm Fleiß erheben deinen Ruhm und Preis. Halleluja.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, als die ersten Zeuginnen der Auferstehung Jesu ihren männlichen Mitjüngern bezeugen, was sie gehört und gesehen haben, sagen die Männer: „Weibergeschwätz!“ Petrus schaut verwundert ins leere Grab. Zwei Jünger wandern deprimiert nach Emmaus. Die Männer müssen erst ihren eigenen Weg gehen, damit es auch bei ihnen Ostern werden kann.

Unser Weg, auf dem wir erfahren, was Auferstehung ist, kann das Zuhören bei einer Predigt sein. Heute will ich mit Ihnen gemeinsam einer Predigt des Petrus lauschen; er ist dann ja doch noch Zeuge der Auferstehung Jesu geworden.

Petrus hielt diese Predigt, als er zum ersten Mal das Haus eines nichtjüdischen Mannes betrat. Gott hatte ihm in einer Vision gezeigt, dass er die Schwelle der Unreinheit, die Juden und Heiden voneinander trennte, im Vertrauen auf Jesus Christus überschreiten durfte und sollte.

Die Predigt des Petrus, die wir nun hören, ist also die erste Predigt in der Bibel, die an Heidenchristen gerichtet ist. Es ist eine Predigt an uns, an Christen aus den Völkern, die nicht zuvor Juden gewesen sind. Ich lese in der Apostelgeschichte 10, 34 und 36-43:

34 Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach:

36 [Gott] hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alle.

37 Ihr wisst, was in ganz Judäa geschehen ist, angefangen von Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte,

38 wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm.

39 Und wir sind Zeugen für alles, was er getan hat im jüdischen Land und in Jerusalem. Den haben sie an das Holz gehängt und getötet.

40 Den hat Gott auferweckt am dritten Tag und hat ihn erscheinen lassen,

41 nicht dem ganzen Volk, sondern uns, den von Gott vorher erwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er auferstanden war von den Toten.

42 Und er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, dass er von Gott bestimmt ist zum Richter der Lebenden und der Toten.

43 Von diesem bezeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen.

Soweit die erste Predigt des Petrus vor gottesfürchtigen Nichtjuden im Hause des Kornelius. Schauen wir uns nun einmal genauer an, Vers für Vers wie und was Petrus da predigt. Ich habe diese Predigt eine Osterpredigt genannt. Kann Petrus auch uns die Osterbotschaft nahe bringen?

34 Petrus aber aber tat seinen Mund auf und sprach.

Lukas betont, dass Petrus vor dem Sprechen seinen Mund öffnet. Meine Logopädin sagt mir auch immer, dass ich den Mund gut öffnen soll, um meine Stimme schonend einzusetzen. Aber hier ist wohl noch etwas anderes gemeint. Es ist eine besondere Herausforderung für Petrus, vor Menschen zu reden, mit denen er bisher als Jude nicht unbefangen in Kontakt treten durfte. Kornelius und seine Leute wollten „alles … hören, was [dem Petrus] vom Herren befohlen ist“ (10, 33). Es ist also eine besondere Rede, die Petrus hier von sich gibt, eine vom Heiligen Geist inspirierte Rede. Petrus öffnet seinen Mund, seine Rede aber kommt durch die Worte eines Menschen von Gott selbst.

Und so beginnt diese Rede:

36 [Gott] hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alle.

Als erstes stellt Petrus uns, den Heidenchristen, gegenüber klar: Wenn wir Gottes Wort hören wollen, dann ist dieses Wort nicht exklusiv für uns da, sondern es ist ursprünglich ein Wort an das Volk Israel. Aber auch zu uns redet Gott: und zwar durch Jesous Chri-stos, den Gesalbten Gottes, den Messias Israels. Chrisam ist noch heute das Salböl in der katholischen Kirche. Von diesem zum König gesalbten Jesus sagt Petrus wörtlich: „dieser ist aller Herr“. Da liegt die Betonung einerseits auf „aller“: Jesus ist nicht nur exklusiv der Messias des Volkes Israel, sondern der Herr aller Völker. Und die Betonung liegt auf „Herr“, denn mit diesem Wort „Kyrios“ wurde eigentlich nur der Kaiser in Rom bezeichnet; Petrus erkennt diese oberste Autorität des Kaisers nicht an, er will nur auf den Herrn Jesus hören, der im Namen des Kaisers gekreuzigt wurde.

Welches Wort ist nun vom Herrn Jesus zu hören? Ein Wort des Friedens. Das ist wieder in doppelter Weise zu verstehen. Auch der Kaiser vertrat einen Frieden, die Pax Romana. Dieser Friede bestand darin, dass Völker, die sich unterwarfen, belohnt wurden, während Völker, die Schwierigkeiten machten, mit Gewalt „befriedet“, das heißt, brutal unterworfen wurden. Jesus verkündet einen anderen Frieden, der mit Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, notfalls mit dem Opfer des eigenen Lebens einhergeht. Diesen Frieden will er auch zwischen Juden und Heiden schaffen. Petrus gründet keine neue Religion, die die alte Religion der Juden ablösen soll. Nein: in der Gemeinde Jesu Christi ist Platz für friedliches Zusammenleben von Juden und Heiden.

Weiter entfaltet Petrus seine Botschaft:

37 Ihr wisst, was in ganz Judäa geschehen ist, angefangen von Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte,

38 wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm.

Petrus predigt von einem Wort, das geschehen ist. Da war Johannes, der Menschen taufte, die sich nach einem Neuanfang in Israel, ja, nach Gerechtigkeit im ganzen Römischen Reich sehnten. Dann begann dieser Neuanfang in den beiden Landstrichen, die damals das Stammland der Juden bildeten: zunächst im politisch unruhigen Bergland Galiläa, wo Jesus in Nazareth groß wurde, und dann in Judäa mit der Hauptstadt Jerusalem, wo die Mächtigen des Landes regierten.

Petrus erwähnt in seiner Predigt nur wenige Punkte aus der Wirksamkeit Jesu: Erstens geht er ausdrücklich auf die Salbung Jesu zum Messias ein. Im Alten Testament lässt Gott die Könige Israels durch Propheten salben. Petrus sagt: Jesus ist von Gott selbst gesalbt worden „mit heiligem Geist und Kraft“. Alles, was Jesus bewirkt, tut er, weil Gott mit ihm ist, weil Gottes Geist, Gottes Kraft, sozusagen die ganze Autorität Gottes ihn vollkommen durchdringt. Zweitens sagt Petrus, was Jesus bewirkt, zunächst in einem allgemeinen Satz: „Er hat Gutes getan“, dann konkreter, wörtlich: „er heilte alle unter dem Hinderer Vergewaltigten“. Im Diabolos, im Durcheinanderwerfer oder Hinderer, sahen viele damals den römischen Kaiser als Inbegriff der Macht, die die Völker daran hinderte, in Freiheit und Gerechtigkeit zu leben. Jesus wandte sich denen zu, die sich aus eigener Kraft nicht aus dämonischen Zwängen befreien konnten, die unter menschenunwürdigen Lebensbedingungen litten. Er heilte sie, indem er ihnen Vertrauen einflößte, indem sie zur Liebe fähig wurden.

Weiter redet Petrus:

39 Und wir sind Zeugen für alles, was er getan hat im jüdischen Land und in Jerusalem.

Was da geschehen ist, zuerst im jüdischen Land und in Jerusalem, dafür gibt es Zeugen. Solche Menschen wie Petrus, die sich von Jesus in die Nachfolge rufen ließen, die selber befreit wurden aus versklavender Gewalt, aus der Macht des Bösen. Petrus hatte seine Lektion zu lernen gehabt: es genügt nicht, ein großes Mundwerk zu haben, sondern man muss die eigenen dunklen Seiten kennen, seine geheimen Ängste zum Beispiel, um zu ihnen zu stehen und sie mutig zu überwinden. Er erfuhr Vergebung durch den auferstandenen Jesus und wurde ein besonders glaubwürdiger Zeuge Jesu.

Weiter predigt Petrus:

Den haben sie an das Holz gehängt und getötet.

40 Den hat Gott auferweckt am dritten Tag und hat ihn erscheinen lassen,

41 nicht dem ganzen Volk, sondern uns, den von Gott vorher erwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er auferstanden war von den Toten.

Den Tod Jesu erwähnt Petrus nur kurz, er malt nicht die Grausamkeit der Kreuzigung aus, benutzt nicht einmal das Wort „Kreuz“. Auch die Auferweckung Jesu erzählt Petrus in einem Satz. Ausführlicher redet er wieder von den Zeugen dieses Geschehens. Nicht für das ganze Volk, sondern für, wörtlich übersetzt, „vorher handverlesene Zeugen“ wird der von den Toten auferstandene Jesus sichtbar. Zeugen wie die Jünger von Emmaus, die mit ihm „gegessen und getrunken“ haben und Jesus beim Brotbrechen erkennen.

Das Wort „bezeugen“ bestimmt auch den Rest der Predigt des Petrus:

42 Und er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, dass er von Gott bestimmt ist zum Richter der Lebenden und der Toten.

43 Von diesem bezeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen.

Damit sagt Petrus: Nicht nur die Apostel bezeugen die Bedeutung des auferstandenen Jesus, sondern alle Propheten Israels. Eigenartig: Die Apostel bezeugen Jesus als den Richter. Die Propheten sind Zeugen für die Vergebung durch Jesus. Dabei gehen wir doch immer davon aus, dass das Alte Testament mehr vom Geist des Gerichts und der Rache geprägt sei, während im Neuen Testament das Gesetz der Barmherzigkeit und der Vergebung gelte. Petrus macht diese Trennung nicht mit.

Für ihn ist wichtig: Jesus und kein anderer ist von Gott als Richter über Lebende und Tote eingesetzt. Wo Jesus als Richter richtet, da richtet er nicht zugrunde. Er richtet auf. Er schafft den Rechtlosen Recht. Er hebt Gewaltopfer aus dem Dreck der Demütigung auf. Er gibt ihnen ihre Würde zurück.

Zugleich ist Jesus der Name, durch den Menschen Vergebung empfangen können, wenn sie auf ihn vertrauen. Dieser Name ist kein anderer als der Name des heiligen und gerechten und barmherzigen Gottes Israels, den schon die Propheten verkündigt hatten. Vergebung gibt es für Übeltäter dann, wenn sie ihre Taten bereuen und in Demut im Vertrauen auf Gott und im Hören auf sein Wort als Wohltäter neu anfangen.

So beendet Petrus seine Osterpredigt. Diese Predigt hat erstaunliche Folgen, wie wir in den folgeden Versen der Apostelgeschichte hören (10, 44-48):

44 Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der heilige Geist auf alle, die dem Wort zuhörten.

45 Und die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, weil auch auf die Heiden die Gabe des heiligen Geistes ausgegossen wurde;

46 denn sie hörten, dass sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen. Da antwortete Petrus:

47 Kann auch jemand denen das Wasser zur Taufe verwehren, die den heiligen Geist empfangen haben ebenso wie wir?

48 Und er befahl, sie zu taufen in dem Namen Jesu Christi.

Gott gebe auch uns, dass sein Heiliger Geist auf uns fällt, so dass wir sein Wort hören und tun und bezeugen. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen aus dem Lied 116 die Strophen 1, 2 und 5:

Er ist erstanden, Halleluja. Freut euch und singet, Halleluja

Beim Essen und Trinken im Heiligen Mahl lässt sich der Auferstandene von uns erkennen. Darum lasst uns am Ostertag das Abendmahl miteinander feiern!

Herr Jesus Christus, du lädst uns ein als der, der uns richtet und aufrichtet, zurechtweist und zurechtbringst. Du lädst uns ein und vergibst uns die Sünde, die auf uns lastet. Du lädst uns ein, auch wenn wir nicht mehr weiter wissen. Du weißt den Weg für uns.

In der Stille bringen wir vor dich, was uns auf der Seele liegt:

Beichtstille

Wollt Ihr, dass Gott euch verwandelt zu neuem Leben durch die Kraft der Auferstehung Jesu Christi, dann sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Erhebet eure Herzen! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, Herr Jesus Christus, dass wir auf das Geheimnis deiner Auferstehung vertrauen, auf das Geschenk des neuen Lebens, auf den Sieg über alle Todesmächte, auf die kleinen Schritte, die wir als aufgerichtete Menschen gehen können. Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

Danke, guter Gott, für deine Osterbotschaft! Danke für deinen Sohn Jesus Christus, in dem du dich uns geschenkt hast und den du von den Toten auferweckt hast! Danke für die lebendige Hoffnung, dass auch wir auferstehen werden!

Wir bitten dich, überwinde die Sünde in unserem Leben, überwinde das Festhalten an Hochmut und Trägheit, an Lüge und Verzweiflung. Lass nicht die Vergänglichkeit herrschen in unserem Leben, sondern das, was bleibt: Vertrauen, Liebe, Hoffnung. Lass unser Tun nicht vergeblich und unser Leben nicht leer sein – erfülle uns vielmehr im Leid mit Trost, in der Angst mit Mut, im Minderwertigkeitsgefühl mit Selbstvertrauen, im Stress mit Zuversicht, in der Verzweiflung mit neuer Hoffnung! Guter Gott, erinnere uns an Ostern, wenn wir rückfällig werden und den Tod für mächtiger halten als dich! Amen.

Wir singen das Lied 99:

1) Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

2) Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen; seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ‘. Kyrieleis.

3) Halleluja, Halleluja, Halleluja! Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

Abkündigungen

Und nun geht mit Gottes Segen in den Ostertag:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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