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Der mütterliche Gott nimmt mich auf

Trauerfeier für eine Mutter, die an einer Krebserkrankung gestorben ist und die Kinder hinterlässt, die sie noch gebraucht hätten. Ich gehe auf biblische Worte ein, die dabei helfen, mit der Trauer umzugehen und sich hilfreichen Menschen anzuvertrauen.

Der mütterliche Gott nimmt mich auf: Bronzeskulptur einer Hand, in der geborgen ein schlafendes Baby liegt
Die Hand, die ein Baby umfängt, als Symbol des mütterlichen Gottes (Bild: MomentmalPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Gott spricht (Jesaja 66, 13):

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

Liebe Gemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Frau X., die im Alter von [über 50] Jahren gestorben ist. Wir erinnern uns an ihr Leben. Wir stehen einander bei auf einem schweren Weg. Wir fragen in dieser traurigen Stunde nach Gottes Wort.

Im Gedenken an Frau X. und auf der Suche nach dem Trost unseres Gottes hören wir Worte aus einem alten Lied der Bibel. Es ist der Psalm 27, ein Psalm von König David, der als Junge noch ein einfacher Schafhirte gewesen war. Er singt von seinem Gott, der ihn behütet und beschützt, wenn er seine Schafe hütet. Er braucht einen starken Gott, der zugleich liebevoll und zuverlässig ist, damit er sich immer auf ihn verlassen kann.

Er weiß den Namen von diesem Gott, spricht ihn aber nicht aus; dieser Gott heißt: „Ich bin da“, „Ich bin immer für euch da“. Aber das ist kein Name wie jeder andere, den kann man nicht fassen, nicht aussprechen, man kann das nur glauben, nur innerlich spüren, wenn es geschieht, dass dieser Gott für uns da ist, wenn uns ihm anvertrauen können. Darum nennt der Schafhirte und König David ihn nur „meinen HERRN“. Gott ist ein HERR, der wie eine gute Mutter für uns, für ihn, für jeden Menschen da ist.

Beten wir also mit Worten aus dem Psalm 27 (eckig eingeklammerte Versteile in eigener Übertragung):

1 Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?

2 Wenn [böse Menschen] an mich wollen, um mich [niederzumachen], sollen sie selber [stolpern] und fallen.

3 Wenn [ich ein Kriegsheer gegen mich habe], so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht; wenn sich Krieg [gegen] mich erhebt, so verlasse ich mich auf [Gott].

5 Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes und [stellt mich hoch] auf einen Felsen.

7 HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich!

9 [Verstecke dein Gesicht] nicht vor mir, verstoße [mich] nicht im Zorn…! Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab, Gott, mein Heil!

10 Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der HERR nimmt mich auf.

11 HERR, weise mir deinen Weg und [lass mich nicht auf die schiefe Bahn kommen, damit kein Feind mir mit Recht etwas vorwerfen kann].

12 Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde! Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht ohne Scheu.

13 Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen.

14 [Hoffe auf Gott!] Sei getrost und unverzagt und [hoffe auf Gott, den] HERRN!

Liebe Trauergemeinde!

Menschen sterben, Menschen verlassen uns, und das tut unsagbar weh. Besonders wenn es so früh geschieht, lange vor dem Lebensalter, das man dem geliebten Menschen wünschen würde. In Ihrer Familie, im Kreis von Freunden und Bekannten, hat es in der letzten Zeit viele Todesfälle gegeben. Es ist nicht leicht, damit umzugehen, mit all der Traurigkeit, mit den gemischten Gefühlen, mit dem Wunsch, am liebsten davon gar nichts mehr zu mitzubekommen und wieder zur Ruhe zu finden. Aber es geht kein Weg daran vorbei, sich damit auseinanderzusetzen, dass man traurig ist und dass Trauer weh tut. Gut ist es, wenn man dabei nicht allein ist.

Erinnerungen an das Leben und die Krankheit der Verstorbenen

Schließlich musste sie den Kampf gegen den Krebs verloren geben und ist ein letztes Mal eingeschlafen, um nicht mehr in dieser Welt, sondern drüben in der Ewigkeit wieder aufzuwachen.

Nun müssen viele in der Familie, in der Nachbarschaft, Freunde, Verwandte und Bekannte damit umgehen, dass Frau X. gestorben ist. Das ist nicht leicht zu verkraften, vor allem für euch Kinder.

Vorhin hieß es im Psalm 27, 10 (dem Sinne nach):

Meine Mutter verlässt mich, aber der HERR, also der mütterliche Gott, der nimmt mich auf.

Eure Mutter hat euch verlassen, nicht freiwillig, ihre Kräfte reichten einfach nicht mehr, um gegen ihre Krankheit anzukämpfen. Warum Gott das zugelassen hat, warum er das nicht verhindert hat, kann ich nicht beantworten. Aber ich glaube daran, dass die Bibel Recht hat, wenn sie sagt: „Gott nimmt mich auf“. Er nimmt nicht nur eure Mama liebevoll in seine Hände, drüben im Himmel, den wir nicht sehen können. Er ist auch hier schon unsichtbar bei euch, hält euch fest und trägt euch, damit ihr aushalten könnt, was ihr fühlt, und er schenkt euch Menschen, bei denen ihr Liebe und Zuflucht findet, so dass ihr nicht alleingelassen und auch weiterhin gut aufgehoben seid.

Wenn ich Gott nicht einfach nur den HERRN nenne, sondern sage, dass er ein mütterlicher Gott ist, dann erinnere ich mich daran, dass der Prophet Jesaja einmal von Gott sagt, dass er uns tröstet wie eine liebevolle Mutter. „Der HERR, der mütterliche Gott, nimmt mich auf“, das verstehe ich so: er sorgt dafür, dass ein mütterliches Herz und mütterliche Hände da sind, denen ihr euch auch in Zukunft anvertrauen könnt.

Es wird für euch und auch für alle anderen nicht leicht sein, mit Traurigkeit und vielerlei Gefühlen klarzukommen. Der eine zeigt seine Gefühle weniger gern als der andere, manchmal meint man vielleicht, man muss immer stark sein; man schämt sich, wenn man es nicht ist, und tut nach außen stärker, als man ist. Aber damit tut man meistens nur anderen und auch sich selber weh.

Und es ist überhaupt nicht nötig, sich zu schämen, wenn man traurig ist, wenn man weinen muss. Es ist normal, sich nicht gut zu fühlen, wenn man sich verlassen fühlt und nicht mehr weiter weiß. Man darf zugeben, dass man Hilfe braucht und manchmal eine Schulter, an der man sich ausweinen kann. Und im Bedarfsfall darf man auch zum Pfarrer gehen und fragen, ob er Zeit hat für ein vertrauliches Gespräch, von dem er nichts weitererzählen darf.

Der Psalm Davids sagt uns am Ende: „Hoffe auf Gott!“ Wir sollen die Hoffnung nicht aufgeben. Auch wenn Frau X. gestorben ist, sie geht nicht verloren. Und alle, die sie geliebt haben, bleiben ihr in Liebe verbunden. Sie hat Liebe gekriegt und gegeben, und diese Liebe bleibt für immer. Gott bewahrt unsere Liebe im Himmel auf und schenkt uns so viel Liebe, wie wir uns nur wünschen können, hier auf Erden und im Himmel.

Dann steht da noch ein Satz im Psalm von David, auch den dürfen wir glauben (Psalm 27, 13):

Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen.

Das Land der Lebendigen, damit ist kein bestimmtes Land hier auf der Erde gemeint. Das Land der Lebendigen ist im Grunde die Verbindung von Himmel und Erde, es ist dort, wo Menschen miteinander in Liebe verbunden sind, wo sie nicht zuerst an ihre eigenen Interessen und Vorteile denken, sondern daran, dass es dem Mitmenschen, dem Freund, dem mir anvertrauten Kind wirklich gut geht. Gott können wir nicht sehen, aber seine Güte können wir in diesem Land der Lebendigen schauen, wenn wir erleben, dass Menschen ihr Leben nicht gegeneinander, sondern für- und miteinander leben, so, dass man Trauer und Angst durchstehen und wieder Freude und Glück erleben kann. Dann merken wir: Gott ist gut, und er will auch, dass wir Menschen gut zueinander sind.

In dieser Hoffnung auf Gott und seine Güte dürfen wir Frau X. getrost loslassen. Er nimmt sie in seine liebevollen Hände auf und lässt sie in ihrem Tod nicht verloren gehen. Amen.

Guter großer Gott, wir vertrauen dir Frau X. in ihrem Tode an. Nimm sie in Gnaden und in Ehren im deinem Himmel auf.

Du mütterlicher Gott, sei allen nahe, die um Frau X. trauern, die nicht verstehen, warum sie so früh sterben musste. Wenn wir am Sinn des Lebens zweifeln, halte uns fest und gib uns neuen Mut. Wenn wir keinen Rat wissen, schenke uns Menschen, die uns zuhören, die uns in den Arm nehmen.

Du starker Gott, Vater im Himmel, lass uns den Glauben nicht verlieren. Lass uns das Dunkle ertragen, das wir nicht begreifen, lass uns auf deine Güte vertrauen und hilf uns, auf guten Wegen zu gehen, denn das ist es doch, was die Mutter, die Freundin, die uns nahe stehende Frau sich von uns wünschen würde. Behüte uns auch jetzt, wenn wir zum Grab gehen. Amen.

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