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Recht bei Trost!

Jesus schenkt uns einen Geist, der wie ein Anwalt unsere Partei ergreift. Er sorgt für einen fairen Prozess, um uns zu ändern, zum Guten. Jesu Geist ist ein Tröster, der mit uns gemeinsam durchsteht, was er selber kennt und durchstehen musste. Dieser Tröster ist so stark, dass wir recht bei Trost bleiben, in allem, was uns geschieht.

Symbol der Taube in einer Kuppel
Die Taube – Symbol des Heiligen Geistes (Bild: Rainer MaioresPixabay)

direkt-predigtTaufgottesdienst am Pfingstsonntag, den 31. Mai 2009, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Orgelvorspiel und Einzug der Tauffamilien

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Herzlich willkommen zum Pfingstgottesdienst in der evangelischen Pauluskirche mit dem Thema: „Recht bei Trost!“ Sie kennen sicher den umgekehrten Ausruf: „Du bist nicht recht bei Trost!“ In der heutigen Predigt werden wir hören, dass wir Christen durch den Heiligen Geist durchaus „recht bei Trost“ sein können.

Das erste Pfingstfest vor 2000 Jahren war der Geburtstag der Kirche und ein großes Tauf-Fest. Damals ließen sich 3000 Menschen in Jerusalem taufen, und so war die christliche Kirche gegründet. Wir taufen heute drei Kinder in unserem Pfingstgottesdienst und begrüßen sie herzlich mit ihren Familien und Paten…

Dass unser Altar und auch das Taufbecken heute besonders schön aussehen, haben wir der Mutter von … zu verdanken; Frau … hat beruflich mit Blumen zu tun, und ihr hat es Freude gemacht, die Kirche für diesen Gottesdienst zu schmücken. Vielen Dank!

Am letzten Tag im Monat Mai singen wir das Lied 135:

1. Schmückt das Fest mit Maien, lasset Blumen streuen, zündet Opfer an, denn der Geist der Gnaden hat sich eingeladen, machet ihm die Bahn! Nehmt ihn ein, so wird sein Schein euch mit Licht und Heil erfüllen und den Kummer stillen.

2. Tröster der Betrübten, Siegel der Geliebten, Geist voll Rat und Tat, starker Gottesfinger, Friedensüberbringer, Licht auf unserm Pfad: gib uns Kraft und Lebenssaft, lass uns deine teuren Gaben zur Genüge laben.

3. Lass die Zungen brennen, wenn wir Jesus nennen, führ den Geist empor; gib uns Kraft zu beten und vor Gott zu treten, sprich du selbst uns vor. Gib uns Mut, du höchstes Gut, tröst uns kräftiglich von oben bei der Feinde Toben.

4. Güldner Himmelsregen, schütte deinen Segen auf der Kirche Feld; lasse Ströme fließen, die das Land begießen, wo dein Wort hinfällt, und verleih, dass es gedeih, hundertfältig Früchte bringe, alles ihm gelinge.

5. Gib zu allen Dingen Wollen und Vollbringen, führ uns ein und aus; wohn in unsrer Seele, unser Herz erwähle dir zum eignen Haus; wertes Pfand, mach uns bekannt, wie wir Jesus recht erkennen und Gott Vater nennen.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit Worten aus dem Psalm 118. Sie stehen im Gesangbuch unter der Nummer 747. Ich spreche die nach rechts eingerückten Verse, lesen Sie bitte die linksbündigen Teile:

Dies ist der Tag, den der Herr macht

1 Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

14 Der Herr ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil.

15 Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten:

16 Die Rechte des Herrn behält den Sieg!

Die Rechte des Herrn ist erhöht; die Rechte des Herrn behält den Sieg!

17 Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen.

18 Der Herr züchtigt mich schwer; aber er gibt mich dem Tode nicht preis.

19 Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit, dass ich durch sie einziehe und dem Herrn danke.

20 Das ist das Tor des Herrn; die Gerechten werden dort einziehen.

21 Ich danke dir, dass du mich erhört hast und hast mir geholfen.

22 Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.

23 Das ist vom Herrn geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen.

24 Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.

25 O Herr, hilf! O Herr, lass wohlgelingen!

26 Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Wir segnen euch, die ihr vom Hause des Herrn seid.

27 Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet. Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!

28 Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen.

29 Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

Kommt, lasst uns Gott anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

„Bist du nicht recht bei Trost?“ fragen wir, wenn jemand etwas Unvernünftiges tut, das ihm oder anderen Schaden zufügt. Vielleicht verlieren wir ja unsere Vernunft, sind von allen guten Geistern verlassen, wenn wir eigentlich Trost brauchen und nicht genug Trost finden. Spüren wir, was uns fehlt, wenn uns die Welt trostlos vorkommt, wenn uns Ängste lähmen und wir uns von allem überfordert fühlen? Was brauchen wir, um recht bei Trost zu sein? Wir rufen zu dir, Gott:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Jesus verspricht uns den Tröster, den Heiligen Geist, den sein Vater uns senden wird in seinem Namen. Jesus spricht (Johannes 14, 27):

„Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.

Der Herr sei mit euch! „Und mit deinem Geist!“

Wir bitten, Herr, um deinen Geist, dass du uns deine Kraft verleihst, dass wir das Alte neu verstehen und uns in deiner Nähe sehen. Wir bitten dich, Gott, den Vater, um deinen Heiligen Geist im Namen Jesu Christi, deines Sohnes, unseres Herrn. „Amen.“

Die Lesung aus der Bibel zum Pfingstfest steht in der Apostelgeschichte 2:

1 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander.

2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.

3 Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen,

4 und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.

7 Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa?

8 Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache?

12 Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden?

13 Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein.

14 Da trat Petrus auf … und redete zu ihnen:

15 Diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage;

16 sondern das ist’s, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist:

17 »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben;

18 und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen.«

38 Petrus [hielt eine lange Predigt und danach] sprach [er] zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes.

41 Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Wie viele von den 3000 Menschen, die damals getauft wurden, Kinder waren, wissen wir nicht. Aber wir taufen heute drei Kinder, die wir in ihrem Leben auf dieser Erde und in der großen christlichen Gemeinde und hier in der Pauluskirche willkommen heißen. Wir tun das mit unserem Gesang, mit dem Lied 575:
Ein Kind ist angekommen. Wir alle freun uns sehr

Liebe Tauffamilien, liebe Gemeinde!

Wenn ein Kind in einer Familie ankommt, neu geboren wird, dann ist die Freude groß. Drei Familien, die eine solche Freude im Lauf des letzten und am Anfang dieses Jahres erlebt haben, sind heute hier in der Pauluskirche. In Ihren Familien gab es nicht immer nur Freude, es gab auch schwere Zeiten, schon früher, als Sie noch in Russland oder Kasachstan gelebt haben oder auch in den letzten Jahren in Deutschland. Aber heute steht die Freude über zwei kleine Jungen und ein Mädchen im Vordergrund, die wir gleich taufen wollen.

Zwei Familien haben für ihr Kind genau den gleichen Taufspruch ausgesucht. Es ist der Spruch für die beiden Jungen, für …, das erste Kind seiner Eltern, der morgen genau ein Jahr alt wird, und für …, der mit seiner großen Schwester … hier ist (oder soll ich sagen: Aschenputtel? Am Donnerstag hat sie nebenan im Gemeindesaal im Theaterstück das Aschenputtel gespielt). Das Bibelwort ist aus dem 5. Buch Mose – Deuteronomium 31, 8 (nach der katholischen Einheitsübersetzung):

Der Herr ist mit dir. Er lässt dich nicht fallen und verlässt dich nicht.

Nicht allein gelassen zu sein, nicht im Stich gelassen werden, das ist ganz wichtig im Leben, nicht nur für Kinder, sondern auch für uns Erwachsene. Aber wer es als Kind nicht erfährt, dass man getragen und gehalten ist, dass man in Geborgenheit leben und mit einem unerschütterlichen Urvertrauen durchs Leben gehen kann, der hat es auch im späteren Leben nicht leicht.

In der Bibel ist es Mose, der seinem Nachfolger Josua diesen Satz sagt: „Der Herr ist mit dir.“ Josua hat eine große Aufgabe vor sich, nämlich das Volk Israel ins Land Kanaan zu führen. Dafür braucht Josua jede Ermutigung, die er kriegen kann. Mose weiß, dass Gott den Josua genau so begleiten wird, wie er es selbst erfahren hat. Glaub es nur, sagt er ihm: „Er lässt dich nicht fallen und verlässt dich nicht.“

Auch jedes kleine Kind hat am Anfang seines Lebens einen Aufbruch vor sich. Vor ihm liegt das zukünftige Leben ausgebreitet wie ein neues, unbekanntes Land. Es ist gut, wenn auf dem Weg ins Leben genug vertraute Menschen da sind, die dem Kind helfen, sich mit Selbstvertrauen und Gottvertrauen auch auf andere Menschen einzulassen und das eigene Leben zu meistern.

Sie, liebe Frau … und lieber Herr …, haben für Ihre Tochter … einen anderen Taufspruch ausgewählt, der im Psalm 91, 11 steht:

Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.

Auch dieses Bibelwort geht davon aus, dass Gott ein Kind begleitet und nicht allein lässt. Es spricht von den guten Mächten, die von Gott beauftragt werden, auf die Wege des Kindes zu achten und es zu behüten. Solche Engel Gottes können in Menschengestalt auftreten: Vater und Mutter, Paten und andere Erwachsene sind ein wenig wie Engel für ein Kind, wenn sie ihm das Gefühl geben, auf dieser Erde willkommen und glücklich sein zu dürfen. Es umgeben uns aber auch die unsichtbaren Engelmächte Gottes, die für uns da sind, die uns Kraft und Trost geben, wo menschliche Kräfte nicht hinreichen.

Für Sie beide ist es sicher nicht einfach, diesen Tauftag nur als Tag der Freude zu feiern. Denn im Hintergrund sind auch traurige Gedanken da, und sie sollen auch gar nicht verdrängt werden. Vielleicht kann es ein Trost für Sie sein, dass Jesus gesagt hat (Markus 12, 25 – eigene Übersetzung in Anlehnung an Luther 84):

„Im Himmel werden wir sein wie die Engel“,

und ich stelle mir vor, dass … als älterer Bruderengel vom Himmel her seine kleine Schwester beobachtet und sich darüber freut, wie sie groß wird.

Glück und Freude, Vertrauen und Liebe können nur dort wirklich wachsen und gedeihen, wo wir auch die anderen Gefühle zulassen und durchstehen: Angst und Trauer, sogar auch Wut und Verzweiflung. Gottes Engel behüten uns und halten uns fest. Diese Welt bleibt von den Händen Gottes gehalten, und auch wir und unsere Kinder gehen nicht verloren, was auch immer geschieht. Darauf dürfen wir uns verlassen, auch wenn wir Gottes Wege nicht immer begreifen.

Gemeinsam sprechen wir nun ein Bekenntnis unseres Gottvertrauens. Wir tun es, stellvertretend auch für unsere Taufkinder, mit den Worten des Apostolischen Glaubensbekenntnisses:

Glaubensbekenntnis und Taufen

Wir singen das Lied 619, das … schon in unserem Kindergarten gesungen hat und auch heute gerne singen wollte:

1. Er hält die ganze Welt in seiner Hand, er hält die ganze Welt in seiner Hand, er hält die ganze Welt in seiner Hand, Gott hält die Welt in seiner Hand.

2. Er hält das winzig kleine Baby in seiner Hand, er hält das winzig kleine Baby in seiner Hand, er hält das winzig kleine Baby in seiner Hand, Gott hält das Baby in seiner Hand.

3. Er hält die Sonne und den Mond in seiner Hand, er hält die Sonne und den Mond in seiner Hand, er hält die Sonne und den Mond in seiner Hand, Gott hält sie beide in seiner Hand.

4. Er hält auch dich und mich in seiner Hand, er hält auch dich und mich in seiner Hand, er hält auch dich und mich in seiner Hand, Gott hält auch dich und mich in seiner Hand.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, wir feiern Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes. Wir haben vorhin gehört, wie Lukas die Geschichte von diesem Geist erzählt, den die Jüngerinnen und Jünger Jesu bekommen. Sie trauen sich endlich aus ihrem Versteck heraus, voller Begeisterung erzählen sie von ihrem Vertrauen zu Jesus, sie sind wie neugeboren, und Menschen aus verschiedenen Völkern verstehen sich, obwohl sie ganz verschiedene Sprachen sprechen.

In der Predigt geht es heute aber nicht um diese Geschichte, sondern um etwas, was Jesus selbst seinen Freunden kurz vor seinem Tod über den Heiligen Geist sagt. Sie wissen nicht, wie sie es ertragen sollen, dass Jesus bald nicht mehr bei ihnen sein wird, und da sagt ihnen Jesus (wie es im Evangelium nach Johannes 14, 23-27 aufgezeichnet ist):

23 Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.

24 Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat.

25 Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin.

26 Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

27 Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

Euer Herz erschrecke sich nicht, sagt Jesus. Aber Jesus würde das wohl nicht sagen, wenn es nicht doch Gründe gäbe, sich zu erschrecken. Damals herrschte Zerrissenheit und Feindschaft im Land Israel, das Unrecht und Leid, das die Menschen zu ertragen hatten, schrie zum Himmel, und Jesus selbst stand unmittelbar der Tod bevor. So schlimm steht es gar nicht um unser Land, aber doch gibt es auch heute schlechte Nachrichten von Streit in Familien, von Krieg und Hungersnot, von Krankheit, Unfall und Tod. Jedenfalls: Ob die Welt früher schlimmer oder besser war, ist für Jesus kein Thema. In unsere Welt hinein, ob damals oder heute, spricht er seine Worte. Und mit seinen Worten gibt er uns sein Pfingstgeschenk: Heiligen Geist.

Er wird dabei sehr konkret. Der Heilige Geist, den Jesus schenkt, ist nicht schwammig, nicht nebulös, erst recht kein Gespenst.

Drei Stichworte finde ich in unserem Text, mit denen Jesus konkret sagt, was das ist: Heiliger Geist, sein Pfingstgeschenk an uns.

Zuerst: Gott wohnt bei uns. Wo geschieht das? Jesus sagt: Ganz einfach, dort, wo man mich liebt. Also: wer Jesus liebt, den liebt auch Gott, bei dem werden beide wohnen, der Vater und der Sohn. Das klingt reichlich mystisch, ist aber gar nicht so geheimnisvoll gemeint, wie es klingt. Sondern Jesus sagt ja: „Wer mich liebt, hält meine Worte.“ Jesus fordert von uns also nicht die Verehrung kitschiger Jesusbilder, sondern er will, dass wir seine Worte in Taten umsetzen: dass wir nach Gottes Geboten leben, dass coole Typen denen helfen, die nicht so cool sind, dass wir Streit überwinden, statt Streit zu suchen, dass wir als Eltern uns Zeit für unsere Kinder nehmen, dass wir als Verantwortliche in Politik und Wirtschaft alles tun, um Arbeitsplätze zu erhalten, dass wir für Menschen in seelischer Not ein offenes Ohr haben; solche Dinge. Wenn wir uns all dem nicht verschließen, wenn wir Liebe in Wort und Tat erleben, dann wohnt Gott bei uns. Dann sind wir weder von Gott noch von allen guten Geistern verlassen.

Zweites Stichwort: Frieden. Jesus schenkt einen Frieden, aber nicht wie die Welt ihn gibt. Der Friede, den die Welt damals gab, war die Pax Romana, der römische Frieden. Wer sich der Macht Roms unterwirft, darf im Frieden leben. Wer das nicht will, bekommt das Schwert zu spüren.

So einen Frieden meint Jesus nicht. Er schenkt einen Frieden, der auf Vertrauen zwischen Menschen beruht. Wenn solches Vertrauen nicht da ist oder zerstört worden ist, müssen Konflikte erst einmal erkannt und beim Namen genannt werden. Weil das uns erst einmal furchtbare Angst einjagt, macht Jesus uns Mut: „Euer Herz erschrecke sich nicht.“ Manchmal ist viel Mut nötig, um Misstrauen zu überwinden, Konflikte beim Namen zu nennen. Ich denke an Familien, in denen man einander große Lasten auferlegt, unausgesprochen, gedankenlos. Ein Mädchen dankt den Eltern für die schönen Weihnachtsgeschenke, aber die Eltern sagen: „Du musst uns doch nicht danken. Wir tun alles für dich. Und wenn wir einmal alt sind, dann wirst du alles für uns tun.“ Das Mädchen schreibt beim nächsten Weihnachtsfest keinen Wunschzettel. Es hat Angst bekommen vor einem Geschenk, das es später einmal zurückzahlen soll, ohne überhaupt zu wissen, ob es dazu in der Lage sein wird. Und es wird diese Angst viele Jahrzehnte lang nicht los. Scheinbar geht es ja friedlich zu in dieser Familie, aber insgeheim sind alle unglücklich: die Tochter wegen ihres schlechten Gewissens, denn sie liebt ihre Eltern, will aber nicht irgendwann gezwungen sein, ihr eigenes Leben aufzugeben, um rund um die Uhr für ihre Eltern da sein zu können. Unglücklicher aber drohen die Eltern selbst zu werden, denn durch den Druck, den sie auf ihr erwachsenes Kind ausüben, laufen sie Gefahr, dass die Verbindung ganz in die Brüche geht. Liebe, die geheime Gegenforderungen stellt, ist nicht echt, ist keine Grundlage für wirklichen Frieden in einer Familie. In Familien, wo man ehrlich auch über Konflikte redet, hat es die Liebe leichter, sich vertrauensvoll zu entfalten. Erwachsene Eltern und Kinder brauchen auch ein gewisses Maß von Abstand, um in Liebe und Frieden füreinander da sein zu können.

Drittes Stichwort: Jesus schenkt uns einen Geist, der ein Tröster ist.

Was meint Jesus mit dem Wort „Tröster“? Eigentlich steht da das Wort „Anwalt“. Jesus schenkt uns einen Geist, der wie ein Anwalt unsere Partei ergreift. Sein Geist steht uns bei, bleibt an unserer Seite, sogar, wenn wir Unrecht getan haben. Natürlich heißt er nicht gut, was wir Böses tun, das tut ja auch ein Anwalt nicht, aber er sorgt für einen fairen Prozess. Ich meine jetzt keinen Gerichtsprozess, sondern dass wir eine Entwicklung, einen inneren Prozess durchlaufen. Der Heilige Geist als unser Anwalt gibt uns Kraft und Mut, uns zu ändern, zum Guten.

Dieser Tage hörte ich von einem Sexualstraftäter, der nach Verbüßung seiner Strafe aus dem Gefängnis entlassen wurde. Er hatte sich an Kindern vergangen, aber das Gericht lehnte die Sicherungsverwahrung für ihn ab, weil er in der Therapie Fortschritte gemacht hatte. Einige Tage später ging er freiwillig zurück ins Gefängnis. Er spürte genau: Ich bin noch nicht fit genug für die Freiheit. Ich komme mit den Versuchungen nicht zurecht, denen ich draußen ausgesetzt bin. Ich will nicht, dass wieder Kinder durch mich Schaden leiden. Ich will erst noch weiter im Gefängnis bleiben und meine Therapie fortsetzen. Ich denke, in diesem Mann war der Heilige Geist als guter Anwalt am Werk.

Aber ich finde trotzdem gut, dass Luther in seiner Übersetzung den Heiligen Geist nicht Anwalt, sondern Tröster nennt. Tröster, sagt er, nicht Ver-tröster. Der Heilige Geist weiß, was wir durchmachen, er ist unserer Seele ganz nahe, er leidet unsere Seufzer und Schmerzen, unsere Zerrissenheiten und Gewissensnöte mit uns mit, er ist ja der Geist Jesu selber. Jesus hat am eigenen Leib und in der eigenen Seele gespürt, wie es sich anfühlt, glücklich zu sein, aber auch, was uns weh tut und in welche Verzweiflung wir gestürzt werden können. Jesu Geist ist ein Tröster, der mit uns gemeinsam durchsteht, was er selber kennt und durchstehen musste. Dieser Tröster ist so stark, dass wir recht bei Trost bleiben, in allem, was uns geschieht. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Lied 128:

1. Heilger Geist, du Tröster mein, hoch vom Himmel uns erschein mit dem Licht der Gnaden dein.

2. Komm, Vater der armen Herd, komm mit deinen Gaben wert, uns erleucht auf dieser Erd.

3. O du sel’ge Gnadensonn, füll das Herz mit Freud und Wonn aller, die dich rufen an.

4. Ohn dein Beistand, Hilf und Gunst ist all unser Tun und Kunst vor Gott ganz und gar umsonst.

5. Lenk uns nach dem Willen dein, wärm die kalten Herzen fein, bring zurecht, die irrig sein.

6. Gib dem Glauben Kraft und Halt, Heilger Geist, und komme bald mit den Gaben siebenfalt.

7. Führ uns durch die Lebenszeit, gib im Sterben dein Geleit, hol uns heim zur ewgen Freud.

Wir bringen nun unsere Gebete und Fürbitten vor Gott. Nach jedem Gebetsanliegen sprechen wir gemeinsam: „Gott, erhöre uns, erfülle uns mit deinem Geist!“

Komm, Gott, Heiliger Geist, erfülle unser Herz, dass wir nicht verzweifeln über unser Leben und unsere Welt. Sei uns ein Tröster, der uns recht bei Trost sein lässt, so dass wir aushalten und durchstehen, was wir fühlen, und immer wieder neue Hoffnung und neuen Mut gewinnen. Gemeinsam rufen wir zu dir: „Gott, erhöre uns, erfülle uns mit deinem Geist!“

Komm, Gott, Heiliger Geist, erfülle unseren Verstand, dass wir in Verantwortung vor dir uns Gedanken machen über unsere Welt und unser Leben und unsere Gedanken in sinnvolle und gute Taten umsetzen. Lass uns in allem, was wir tun, recht bei Trost bleiben, dass wir unsere Sinne nicht benebeln und betäuben und uns von nichts und niemandem auf böse Gedanken und Taten bringen lassen. Gemeinsam rufen wir zu dir: „Gott, erhöre uns, erfülle uns mit deinem Geist!“

Komm, Gott, Heiliger Geist, erfülle unsere Familien mit deiner Liebe, dass jedes Kind in Geborgenheit und mit einer guten Erziehung aufwachsen kann. Begleite und behüte unsere Taufkinder mit ihren Eltern und Paten. Gemeinsam rufen wir zu dir: „Gott, erhöre uns, erfülle uns mit deinem Geist!“

Komm, Gott, Heiliger Geist, sei besonders dann unser Tröster, wenn wir in tiefer Trauer sind. Heute denken wir besonders an Herrn Karl Eduard Bauer, der im Alter von 88 Jahren gestorben ist. Wir bitten, dass er in deinem Himmel die Erfüllung seiner tiefsten Sehnsucht erfährt und Frieden für seine Seele findet. Wir bitten um Trost für die, die aufrichtig um ihn trauern; wir bitten vor allem für seine Kinder und Enkel um die Kraft deines Heiligen Geistes, damit sie den Abschied von ihm bewältigen und ihn getrost und im Frieden loslassen können. Gemeinsam rufen wir zu dir: „Gott, erhöre uns, erfülle uns mit deinem Geist!“

In der Stille bringen wir vor dich, was wir ganz persönlich auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser

Zum Schluss singen wir das Lied 620:

Gottes Liebe ist wie die Sonne, sie ist immer und überall da
Abkündigungen

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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