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Von Gott in den Himmel abgeholt

Trauerfeier für eine sehr alte Frau, die im Schlaf, ohne vorher krank zu sein, ganz ruhig und in Vorfreude auf eine Feier gestorben ist.

Von Gott in den Himmel abgeholt: Wolkenformation, über den Wolken fotografiert, in der Ferne blauer Himmel wie ein Tor hinter einer geheimnisvollen Wolkenlandschaft
Wie ist es, wenn Gott uns in den Himmel abholt? (Bild: Free-PhotosPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe kleine Trauergemeinde, wir sind hier versammelt, weil Frau A. im Alter von [über 90] Jahren gestorben ist.

Ein gesegnetes Alter hat sie erreicht, darum ist der Abschied zwar von Traurigkeit geprägt, aber weit mehr noch von großer Dankbarkeit für ein erfülltes Leben.

Wir beten mit Worten aus einem alten Lied des Dankes und des Gotteslobes, dem Psalm 36:

6 HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.

7 Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren.

8 Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!

9 Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.

10 Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

11 Breite deine Güte über die, die dich kennen, und deine Gerechtigkeit über die Frommen.

Liebe Gemeinde,

mit der Weite des Himmels und des Weges der Wolken vergleicht unser Psalm die Güte Gottes. Seine Güte engt uns nicht ein, sondern baut uns und richtet uns auf. Sie führt in die Freiheit und in die Weite eines Lebens, das wir mit aufrechtem Gang führen und vor Gott verantworten.

Auf ein in dieser Weise erfülltes außerordentlich langes Leben blicken wir heute zurück.

Erinnerungen an das Leben der Verstorbenen

Bis ins ihr sehr hohes Alter blieb sie geistig auf der Höhe, allerdings ließen ihre körperlichen Kräfte nach, als sie das 90. Lebensjahr überschritten hatte. Fast wie eingesperrt lebte sie in ihrer schönen Wohnung, da sie nicht mehr in der Lage war, die Treppen zu bewältigen. Aber sie wollte auch nicht gern ihre Selbstständigkeit und ihre vertrauten vier Wände aufgeben, um in ein Heim zu ziehen.

Aber dann wurde ihr durch unvorhergesehene Ereignisse diese Entscheidung abgenommen. Es war zunächst schrecklich für sie, aus ihrer geliebten Wohnung ausziehen zu müssen. Aber es dauerte gar nicht lange, bis sie sich im Pflegeheim dann doch einleben konnte.

Denn erstens hatte sie das Glück, dass die Betreuung dort eine sehr persönliche Note besaß; sie durfte eigene Bilder und Möbel mitbringen, und man dachte in der Adventszeit sogar daran, auf ihren Tisch ihre eigene Weihnachtsdecke aufzulegen, die sie von ihrem langjährigen Zuhause mitgenommen hatte.

Zweitens war Frau A. aber auch von ihrer Einstellung her in der Lage, das Gute an der neuen Situation wahrzunehmen und wertzuschätzen. Sie wurde rundherum gut versorgt, ihr schmeckte das Essen „sooo gut“, wie sie immer betonte, sie hatte neue Kontakte im Heim und bekam Besuch, ja, sie konnte auch einmal problemlos nach draußen an die frische Luft.

Ihr Tod kam völlig überraschend mitten in der Nacht; sie war eingeschlafen mit der Vorfreude auf eine Feier im Seniorenheim, die am nächsten Tag stattfinden sollte. So zu sterben in diesem Alter, ist sicher ein ganz besondere Gnade. Es ist, als hätte Gott sie in dieser Nacht abholen und sagen wollen: „Du hast genug auf der Erde gelebt, komm, ich nehme dich mit auf eine noch schönere Feier im Himmel, wo du die Engel selber singen hören kannst.“

Viele sind es nicht, die heute von ihr Abschied nehmen. Mit ihrem hohen Alter hat sie ihre Familienangehörigen und Weggefährten fast alle überlebt. Aber einige sind doch da, die mit dankbarer Trauer an sie denken: traurig, dass sie nicht mehr da ist, und dankbar für ihr erfülltes Leben.

Ich persönlich habe Frau A. nicht gekannt, aber Sie haben mir ein so liebevolles Bild von ihr vermittelt, dass ich begreife, warum Sie für diese Trauerfeier eine so schönen Lobpreisung Gottes als Bibeltext ausgewählt haben (Psalm 36, 6):

HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.

Ihr Leben war offenbar von Güte und Wahrheit erfüllt. Nicht nur ihr Geist strebte in die Weite, sondern sie konnte auch auf Reisen sozusagen dem Flug der Wolken in ferne Länder folgen.

Im Psalm ist der für uns sichtbare Himmel über uns ein angemessenes Bild für die Weitherzigkeit Gottes. Nun, da Frau A. gestorben ist, können wir hinzufügen, dass sie im Himmel Gottes, der für unsere Augen unsichtbar ist, diesem Gott direkt begegnen wird. „Du nimmst mich am Ende mit Ehren an“, heißt es in einem anderen Psalm (73, 24). „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen“, sagt Jesus selbst (Johannes 14, 2), um uns Trost angesichts des Todes zu geben. Frau A. hat erneut ihre Wohnung verlassen müssen, nun auch die Wohnung ihres irdischen Leibes, aber ich bin zuversichtlich, dass sie sich auch in ihrer himmlischen Wohnung schnell einleben wird.

Wir beten mit dem Lied 277 im Evangelischen Gesangbuch, das dem Psalm 36 nachgedichtet wurde:

Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist

Barmherziger Gott, wir beten zu dir für Frau A. Nimm sie gnädig auf in dein himmlisches Reich. Lass uns dankbar die Liebe bewahren, die wir in den Prägungen und Begegnungen mit ihr erfahren haben und die sie von den Menschen in ihrer Umgebung hat annehmen können. Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden: dass wir erkennen, wie kostbar unser Leben ist. Amen.

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