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Gerecht in seinen Wegen – gnädig in den Werken

Trauerfeier für eine Frau, die von Liebe erfüllt war. Ich erinnere an Worte aus Psalm 145, in dem es um Gott geht, der zugleich gerecht und gnädig ist.

Gerecht in seinen Wegen - gnädig in den Werken: Ein kleiner Junge steuert auf einen von beiden Wegen an einer Weggabelung zu
Welche Wege führt uns Gott, welche Werke tut er an uns? (Bild: Arek SochaPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

So spricht Gott, der HERR (Jesaja 66, 13):

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

Liebe Gemeinde, wir sind hier versammelt, um gemeinsam Abschied zu nehmen von Frau N., die im Alter von [über 80] Jahren gestorben ist.

Wir wollen uns an ihr Leben erinnern und tun dies in Trauer und Dankbarkeit. Wir werden den letzten Weg mit ihr gehen und ihr so die letzte Ehre erweisen. Wir besinnen uns auf Gott, von dem unser Leben herkommt und zu dem es im Tode wieder zurückkehrt. Zu ihm beten wir mit Worten aus dem Psalm 145:

1 Ich will dich erheben, mein Gott, du König, und deinen Namen loben immer und ewiglich.

3 Der HERR ist groß und sehr zu loben, und seine Größe ist unausforschlich.

4 Kindeskinder werden deine Werke preisen und deine gewaltigen Taten verkündigen.

7 Sie sollen preisen deine große Güte und deine Gerechtigkeit rühmen.

8 Gnädig und barmherzig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.

9 Der HERR ist allen gütig.

10 Es sollen dir danken, HERR, alle deine Werke.

13 Der HERR ist getreu in all seinen Worten und gnädig in allen seinen Werken.

14 Der HERR hält alle, die da fallen, und richtet alle auf, die niedergeschlagen sind.

15 Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.

16 Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, nach deinem Wohlgefallen.

17 Der HERR ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken.

18 Der HERR ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn ernstlich anrufen.

19 Er tut, was die Gottesfürchtigen begehren, und hört ihr Schreien und hilft ihnen.

20 Der HERR behütet alle, die ihn lieben, und wird vertilgen alle Gottlosen [die Liebe und Vertrauen verachten].

21 Mein Mund soll des HERRN Lob verkündigen, und alles[, was lebt,] lobe seinen heiligen Namen immer und ewiglich.

Liebe Trauerfamilie, liebe Gemeinde!

Einen Psalm vom gnädigen und gerechten Gott haben wir gebetet. Einen Psalm von dem Gott, der uns ins Leben ruft und zu essen gibt, der uns hilft, wenn wir traurig und in Angst sind, der uns besser kennt, als wir uns selber kennen, der uns gibt, was wir brauchen, wenn auch nicht immer genau das, was wir uns wünschen.

Gott ist zugleich gerecht und gnädig, weil er die Liebe selbst ist. Er weiß, wie er jedem einzelnen unter uns gerecht werden kann, wie jedem von uns sein Recht widerfahren kann, auch wenn wir vor dem, der uns geschaffen hat, keine Ansprüche zu stellen haben. Denn Gott ist die Liebe, Gott lässt niemanden fallen, Gott gibt niemanden auf.

Trotzdem steht im Psalm 145, 20 auch dieser harte Satz:

Er wird vertilgen alle Gottlosen.

Gottlose, das sind nicht Menschen, die ihre Zweifel an der Bibel haben, die mit Gott hadern, weil sie sich von ihm ungerecht behandelt fühlen, die zu Gott rufen und klagen, wie es Jesus am Kreuz getan hat: „Warum hast du mich verlassen?“

Gottlose, das sind Menschen, die die ausgestreckte Hand Gottes verachten, die Liebe und Vertrauen mit Füßen treten. Gottlos, das sind in der Bibel Menschen mit einem harten Herzen, die ihr Herz nicht erweichen lassen, unbarmherzig gegen andere, aber auch gegen sich selbst.

Aber das ist nur ein kleiner Satz in einem ganzen Psalm voller Lob auf den Gott, dessen Hand zu allen Menschen ausgestreckt bleibt. Denn Gott will, dass niemand aus der ganzen großen Menschheitsfamilie verloren geht. Er ist ja unser Vater im Himmel. Er tröstet uns wie eine Mutter. Ihn können alle Menschenkinder und Kindeskinder nicht genug preisen und loben. Und wie loben und danken wir Gott am besten? Indem wir ihm nacheifern in seiner Güte und Gerechtigkeit, indem wir uns von seiner Liebe anstecken lassen.

Warum erzähle ich das alles? Weil ich denke, dass Frau N. so ein von Liebe erfüllter Mensch war, eine tröstende Mutter, ein Anlaufpunkt, wenn jemand aus ihrer Familie Probleme hatte. Sie konnte mit Menschen mitfühlen, sie war da, wenn sie gebraucht wurde. Und sie konnte zufrieden mit dem Leben sein, auch wenn man nicht so viel hatte.

Erinnerungen an das Leben der Verstorbenen

Wie gesagt, Frau N. war ein ausgesprochener Familienmensch. Wer Probleme hatte, konnte zu ihr kommen. Wenn es nach ihr ging, wollte sie am liebsten die ganze große Familie zusammenhalten. Böse Worte hörte man von ihr nicht. Wenn ich sie zum Geburtstag besuchte, kam ich in ein volles Wohnzimmer mit viel Trubel und auch dem einen oder anderen Kind, das ich aus dem Kindergarten kannte.

Sie war lebenslustig, sie hing am Leben. Geistig fit blieb sie bis zum Schluss. Aber Krankheiten machten ihr zu schaffen. Gut, dass sie ihren Mann hatte, der viel für sie gemacht hat, so dass beide doch zusammen in der Wohnung zurechtkamen.

Zuletzt hat sie dann doch auch vom Sterben geredet. Ihr gefiel es nicht, dass sie nicht mehr so viel Kraft hatte, um überall federführend mit dabei zu sein. Es schien so, als ob sie geahnt hätte, was kommt, als ob sie sich nach Erlösung gesehnt hätte, als ob sie aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen wäre, um zu sterben. Wir vertrauen sie in ihrem Tode dem Gott an, von dem wir vorhin im Psalm 145, 17 gesagt haben:

Der HERR ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken.

Die Wege Gottes bestehen aus Gerechtigkeit. Auf ihnen zu gehen, bedeutet, dass wir im Einklang mit ihm und seinem guten Willen leben, seine Gebote halten, liebevoll miteinander umgehen, für die Menschen da sind, die uns brauchen, so wie sie für uns da sind, wenn wir auf Hilfe angewiesen sind. Wenn wir auf Gottes Wegen gehen, dann können wir in unserem Leben Glück erfahren, jedenfalls dann, wenn wir hauptsächlich Menschen begegnen, die sich auf ihrem Lebensweg ebenfalls von der Liebe und Menschenfreundlichkeit Gottes leiten lassen.

Gott sei Dank ist Gott nicht nur gerecht in allen seinen Wegen, sondern außerdem auch noch gnädig in allen seinen Werken. Das bedeutet für uns: Selbst dort, wo wir von seinen Wegen abweichen, wo wir auf Abwege geraten sind, Fehler gemacht haben, da schreibt Gott uns nicht ab, da greift sozusagen sein Plan B: er behandelt uns so, wie er sich uns vorgestellt hat, als er uns geschaffen hat – als wunderbare, kostbare Menschenkinder mit einer unverlierbaren Menschenwürde. Er traut uns zu, aus Vergebung zu leben, egal was vorher war, Liebe anzunehmen und weiterzugeben.

Und wenn wir gestorben sind, wenn alle unsere Wege auf Erden hinter uns liegen, dann zählt sowieso nur die Gnade Gottes. Verdienen können wir uns den Himmel nicht, aber das ist ja auch nicht nötig, denn der Himmel ist Gottes Geschenk an uns – an alle, die ihn aus seiner Hand dankbar empfangen.

Im Glauben an Gott nehmen wir Abschied von Frau N., wir legen sie zuversichtlich in Gottes liebevolle Hände. So können wir sie getrost loslassen – traurig, dass sie nicht mehr bei uns ist, und dankbar, dass wir sie hatten. Amen.

Barmherziger Gott, nimm Frau N. gnädig auf in dein ewiges Reich im Himmel.

Hilf uns, dass wir sie getrost loslassen können in Dankbarkeit und Liebe. Hilf uns zu bewältigen, was uns belastet, und vergib uns, wenn wir einander etwas schuldig geblieben sind.

Lass uns niemals allein sein, wenn wir traurig sind, wenn wir jemanden brauchen, bei dem wir uns aussprechen können. Und hilf uns wahrzunehmen, wer unsere Hilfe, unseren Besuch, unser offenes Ohr brauchen könnte.

Lass uns den Gedanken ertragen, dass auch unser Leben begrenzt ist, und dass es klug ist, jeden Tag als kostbares Geschenk aus deiner Hand anzunehmen. Lass uns unser Leben in Dankbarkeit führen, denn vor dir müssen wir uns verantworten für alles, was du uns an Liebe schenkst. Erfülle uns mit dem Geist deiner Liebe und des Friedens. Amen.

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