Trost entwickelt Freundschaft
Bild: Helmut Schütz

Trosttheater

Wir halten Rückblick auf die Beschäftigung mit den Problemen von Leonie im Konfi-Unterricht. Nicht nur ein Prophet wie Elia, sondern auch ein Mädchen unserer Zeit schleppt eine komplizierte Gefühlswelt mit sich herum. Und nun führen die Konfis ein Trost-Theater auf. Es besteht aus Momentaufnahmen zum Thema „Traurigkeit – und wie sie überwunden werden kann“.

direkt zur PredigtKonfi-Gottesdienst am Letzten Sonntag nach Epiphanias, den 9. Februar 2014, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße alle herzlich in der Pauluskirche zu einem Gottesdienst, den unsere Konfirmandengruppe mitgestaltet. Gemeinsam mit Herrn Pfarrer Schütz haben sie in der letzten Konfi-Stunde Bausteine für ein „Trost-Theater“ zusammengetragen, das im Rahmen der Predigt aufgeführt werden soll. Lassen wir uns überraschen!

Zum Thema „Trost“ singen wir auch das erste Lied Nr. 128:

1. Heilger Geist, du Tröster mein, hoch vom Himmel uns erschein mit dem Licht der Gnaden dein.

2. Komm, Vater der armen Herd, komm mit deinen Gaben wert, uns erleucht auf dieser Erd.

3. O du sel’ge Gnadensonn, füll das Herz mit Freud und Wonn aller, die dich rufen an.

4. Ohn dein Beistand, Hilf und Gunst ist all unser Tun und Kunst vor Gott ganz und gar umsonst.

5. Lenk uns nach dem Willen dein, wärm die kalten Herzen fein, bring zurecht, die irrig sein.

6. Gib dem Glauben Kraft und Halt, Heilger Geist, und komme bald mit den Gaben siebenfalt.

7. Führ uns durch die Lebenszeit, gib im Sterben dein Geleit, hol uns heim zur ewgen Freud.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Ein Pfingstlied haben wir gesungen, obwohl wir heute nicht Pfingsten feiern. Ein Lied vom heiligen Geist haben wir gesungen, weil es in diesem Gottesdienst um das Trösten gehen soll. Der heilige Geist ist nämlich ein Tröster. Gott tröstet uns wie eine gute Mutter. Er steht uns bei wie ein guter Vater.

Kommt, lasst uns ihn anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Wir fragen: Warum hilft Gott den Menschen nicht, denen es schlecht geht?

Gott antwortet: Ich gebe meinen Geist in euch hinein. Ihr sollt erfüllt sein von meiner Energie und Kraft, von meiner Liebe und Hoffmung. Dann werdet ihr Wege finden, auf denen ihr gehen könnt, dann könnt ihr Hilfe empfangen und geben. Ihr könnt zu mir rufen, wenn ihr nicht weiter wisst, und ich werde bei euch, mit euch, in euch sein.

Wir rufen zu Gott: Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Sechs  Gaben gibt uns Gott durch seinen Geist, sagt der Prophet Jesaja 11, 2:

2 Der Geist des HERRN [ist] der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.

Alle diese sechs Gaben haben damit zu tun, dass Gott uns innerlich verwandelt, indem wir auf ihn vertrauen. Ja, unser Gottvertrauen selbst ist uns von Gott geschenkt, ihm verdanken wir es, wenn wir dankbar zu leben verstehen.

Lasst uns Gott lobsingen: „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, wir bitten dich, hilf uns, dein Wort zu verstehen, hilf uns, an dich zu glauben, schenke uns das Vertrauen auf dich. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herren. „Amen.“

Wir hören aus dem Buch 1. Könige 19 eine Geschichte aus dem Leben des Propheten Elia, der zu diesem Zeitpunkt vor seiner Gegenspielerin, der Königin Isebel, fliehen musste, die ihn töten wollte:

3 Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort.

4 Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.

5 Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss!

6 Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen.

7 Und der Engel des HERRN kam zum zweitenmal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.

8 Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.

9 Und er kam dort in eine Höhle und blieb dort über Nacht. Und siehe, das Wort des HERRN kam zu ihm: Was machst du hier, Elia?

10 Er sprach: Ich habe geeifert für [dich]…, Gott…; denn Israel hat deinen Bund verlassen…, und ich bin allein übriggeblieben, und sie trachten danach, dass sie mir mein Leben nehmen.

11 Der Herr sprach: Geh heraus und tritt hin auf den Berg vor den HERRN! Und siehe, der HERR wird vorübergehen. Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht im Erdbeben.

12 Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen.

13 Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm und sprach: Was hast du hier zu tun, Elia?

14 Er sprach: Ich habe für [dich]…, Gott…, geeifert; denn Israel hat deinen Bund verlassen…, und ich bin allein übriggeblieben, und sie trachten danach, dass sie mir das Leben nehmen.

15 Aber der HERR sprach zu ihm: Geh wieder deines Weges durch die Wüste nach Damaskus … und salbe Hasaël zum König über Aram

16 und Jehu … zum König über Israel und Elisa … zum Propheten an deiner Statt.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Gemeinsam sprechen wir aus, an welchen Gott wir glauben. Es ist der unsichtbare Gott, der die Welt und uns erschaffen hat, der sich in der Liebe Jesu offenbart hat und der auch uns mit seiner Liebe erfüllen will:
Glaubensbekenntnis

Wir singen aus dem Lied 632 die Strophen 1, 4 und 5:

Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht
Gott, gib uns ein Herz für dein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, vom Trost handelt unser Gottesdienst. Eine Trostgeschichte vom Propheten Elia haben wir gehört, die Konfis kennen sie schon aus dem Unterricht. Er will nicht mehr leben, da begegnet ihm ein Engel, der berührt ihn, weckt ihn, gibt ihm zu essen, lässt ihn schlafen, weckt ihn wieder, gibt ihm wieder zu essen und schickt ihn auf einen weiten Weg. Weit weg in der Wüste begegnet er Gott auf merkwürdige Weise. Er erlebt ein furchtbares Unwetter, ein Erdbeben und ein Feuer und spürt jedes Mal: das ist nicht die Art, wie Gott sich mir zeigen will. Gott ist nicht gewaltig auf äußerliche Art. Erst als er ein stilles, sanftes Sausen hört und spürt, eine Stimme, die sich fast wie ein Schweigen anhört, unhörbar, wenn man selber nicht ganz leise ist, da weiß er: hier ist Gott ihm nahe, hier spricht er zu ihm. Und dann bekommt er die Aufgabe, zwei Könige für Israel und Syrien zu bestimmen und einen Nachfolger für sich selbst.

Das ist eine Erwachsenengeschichte, sie hat mit Religion und Politik zu tun, mit harten Auseinandersetzungen um den richtigen Glauben und um die richtige Art, ein Land zu regieren. Aber die Art, wie Gott durch einen Engel den Elia tröstet, und auch die Art, wie Gott sich selber zeigt, in einem stillen, sanften Sausen, das man kaum mitbekommt, wenn man nicht genau darauf achtet, kann für alle Menschen, auch für Kinder und Jugendliche, auch für die kleinen Leute hilfreich sein. Mir geht nach, was du, liebe …, mich vor einiger Zeit gefragt hast: Wo ist Gott, wenn armen Menschen nicht geholfen wird? Und ich ergänze: Warum lässt er manchmal sogar kleine Kinder sterben?

Die Antwort unserer Geschichte ist: Gott spricht zu uns. Aber er tut es auf seine Art. Nicht immer mit lauter Stimme, nicht mit großem Getöse, nicht im Sturm, im Erdbeben, im Feuer. Vielleicht tut er es, indem er uns selber Ideen gibt, wie wir einander trösten können. Vielleicht, indem er uns überhaupt erst einmal auf die Idee bringt, dass wir für andere Menschen verantwortlich sein könnten. Dass es blöd ist, anderen wehzutun, und gut ist, anderen beizustehen.

Unsere Konfis haben sich mit einem Mädchen mit Namen Leonie beschäftigt. Eigentlich geht es ihr gut, sagt sie jedenfalls, sie hat ihr Leben im Griff. Sie hat keine Probleme in der Schule, arbeitet ehrenamtlich im Konfi-Team. Fragt man genauer, erfährt man, dass ihr Vater die Familie verlassen hat und dass sie kaum noch Zeit hat, mit Freundinnen und Freunden wegzugehen, weil sie sehr oft auf ihre kleine Schwester aufpassen muss.

Die Aufgabe unserer Konfis war nun, sich in die Gefühlswelt dieser Leonie hineinzuversetzen. Was mag sie empfinden? Und welche Sätze könnten sie trösten? Die Konfis haben Gefühlsmasken gestaltet und Trostsätze formuliert. Die meisten waren ernst gemeint, aber Konfis wären nicht Konfis, wenn es nicht auch Scherzkekse unter ihnen gäbe, die sich über Probleme anderer lustig machen. Auf jeden Fall zeigte diese Aufgabe, wie schwierig es oft ist, jemanden wirklich zu verstehen und zu trösten.

1. Maske (Beschreibung dazu im Text)Da weint Leonie (Bild links), und der Trostsatz lautet: „Was…?! Heulst du?“ Eine solche Reaktion kommt nicht selten vor, aber sie ist nicht hilfreich; wer oft so etwas hört, wird seine Tränen eher verstecken.

2. Maske (Beschreibung dazu im Text)Einige Jungen meinten, Leonie sei nicht traurig, sondern glücklich (Bild rechts). Dazu passt der Satz: „Du musst auf deine Freunde stolz sein und auf deine Mutter. Sei stolz auf dich!“ Ich weiß nicht so recht. Natürlich kann sie stolz sein. Aber ist sie wirklich glücklich, wenn sie stolz darauf ist, was sie alles leistet, aber mit ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen zu kurz kommt?

3. Maske (Beschreibung dazu im Text)Hier (Bild links) hat jemand beschrieben, wie kompliziert die Gefühlswelt von Leonie aussieht: „Ich bin traurig, depressiv, verliebt. (Ich tu so, als sei ich ganz stark, bin aber im Inneren verletzt.)“ Aber ob der dazugehörige Trostsatz wirklich ein Trost ist: „Ach ja, und wen interessiert es?“ Wer so redet, gibt sich noch nicht einmal Mühe zu trösten, vielleicht weil er meint, es nicht zu können, oder weil ihm dieser Mensch einfach egal ist.

4. Maske (Beschreibung dazu im Text)Zu diesem Gesicht (Bild rechts), meinte jemand, passt das Gefühl: „Ich bin genervt!“ Die Reaktion eines anderen war: „Warum? Lass dich behandeln!“ Auch dieser Ratschlag wird in der Regel nicht sehr hilfreich wirken, denn wer lässt sich schon gern zum Psychiater schicken? Dann müsste man ja eingestehen, dass man ein seelisches Problem hat und die Hilfe eines Profis braucht, um wieder im Leben zurechtzukommen. Im konkreten Fall braucht Leonie sicher keinen Psychiater, aber wer an schweren seelischen Problemen knabbert, der sollte sich tatsächlich nicht scheuen, zu einer Beratung, zu einem Seelsorger oder auch zu einem Psychiater zu gehen. Wenn man ein Bein gebrochen hat, würde man sich nicht schämen, zum Unfallchirurgen zu gehen; wenn die eigene Seele so schwer belastet ist, dass man allein nicht mehr klarkommt, ist es wichtig, sich um psychotherapeutische Hilfe zu bemühen.

5. Maske (Beschreibung dazu im Text)Hier (Bild links) eins von den weniger ernst gemeinten Bildern: „Es geht mir sch…, weil ich hässlich bin.“ Der Trostsatz war: „Schönheitsoperation.“ Ob er wirklich ernstgemeint war, ist mir immer noch nicht ganz klar.

Leider gibt es tatsächlich viele Menschen, die sich für so hässlich halten, dass sie meinen, sie müssten ihren Körper aufschneiden und verbessern lassen. Ich würde in diesem Fall lieber dazu raten, am eigenen Selbstbewusstsein zu arbeiten und sich beraten zu lassen, wie man es schafft, sich selber anzunehmen und liebzuhaben, so wie man ist. Wer es nötig hat, andere als hässlich abzustempeln, ist selber hässlich – nämlich innen drin in seiner Seele.

6. Maske (Beschreibung dazu im Text)Noch jemand nimmt Leonies gemischte Gefühle auf (Bild rechts): „Ich bin traurig, aber auch fröhlich.“ Hier kommt ein als hilfreich empfundener Ratschlag: „Du brauchst ein bisschen mehr Freizeit.“

7. Maske (Beschreibung dazu im Text)Sehr ausführlich hat hier (Bild links) jemand Leonies Gefühlswelt beschrieben: „Ich bin traurig und einsam trotz meiner Freunde. Vater hat uns verlassen, ich muss immer auf meine Schwester aufpassen.“ Und ebenso ausführlich fällt der Trostsatz aus: „Du bist zwar einsam, aber du hast wenigstens Freunde. Wenn du deine Schwester liebst, bist du doch gern für sie da.“ Das ist einfühlsam und kann tröstlich wirken; allerdings bleibt Leonie mit ihrer Traurigkeit trotzdem irgendwie alleine.

8. Maske (Beschreibung dazu im Text)Sehr hart beschreibt hier jemand die Gefühlswelt von Leonie: „Ich bin traurig, wütend und ziemlich enttäuscht.“ Aber was ist von dem Trostsatz zu halten? „Gut. Richtig so!“ Klingt irgendwie krass. Wieso soll es gut sein, traurig und wütend zu sein? Etwas Wahres und vielleicht sogar Hilfreiches ist durchaus dran. Denn es ist nicht gut, solche Gefühle immer wegdrücken zu müssen, niemals zeigen zu dürfen.

9. Maske (Beschreibung dazu im Text)Dieses Problem wird hier ausdrücklich angesprochen: „Ich bin traurig. (Aber ich versuche es zu unterdrücken.)“ Der Trostsatz geht so darauf ein: „Reagier dich ab, wenn du Wut hast!“ Sich abzureagieren kann wirklich hilfreich sein, wenn man dabei weder sich selbst noch andere verletzt. Aber wieso geht der Trostsatz auf Wut ein? Gesagt wurde doch: Ich bin traurig. Möglicherweise merkt hier jemand, dass unter einer Traurigkeit auch eine große Portion Wut stecken kann, die man sich nicht eingestehen will.

Später haben Konfis Wege gesucht, um Leonie aus ihrer Traurigkeit oder Wut herauszuführen. Unter anderem wurden folgende Schritte für solche Wege genannt:

  1. Sie fragen, was los ist.
  2. Zusammen zu ihrer Mutter gehen.
  3. Gemeinsam Lösungen für ihre Probleme suchen.
  4. Reden.
  5. Sie ablenken.

Soweit der Rückblick auf die Beschäftigung mit den Problemen eines Mädchens mit Namen Leonie im Konfi-Unterricht. Vielleicht ist deutlich geworden, dass nicht nur ein Prophet wie Elia, sondern auch ein Mädchen unserer Zeit eine komplizierte Gefühlswelt mit sich herumschleppt. Und ich fände es gut, wenn wir mit dieser inneren Welt achtsamer und einfühlsamer umgehen würden; jemanden wie den Engel Gottes bei Elia können wir alle brauchen, der uns Kraft gibt, der uns ausruhen lässt, der uns Mut macht, unsere Probleme zu meistern.

Bevor wir zum eigentlichen Trost-Theater kommen, singen wir das Lied auf dem weißen Liedblatt:
Hoffen wider alle Hoffnung

Und nun, liebe Gemeinde, kommt ein Experiment, von dem ich noch nicht weiß, wie es ausgehen wird. Die Konfis werden ein Trost-Theater aufführen. Es besteht aus Momentaufnahmen zum Thema „Traurigkeit – und wie sie überwunden werden kann“. Schauen wir mal, ob diese sozusagen eingefrorenen Szenen uns etwas rüberbringen können von dem, was unsere Konfis sich am letzten Donnerstag zu diesem Thema überlegt haben.

Wir fangen an mit einer Gruppe, die sich mit einem der traurigsten Themen befasst hat, das es gibt:

Wenn jemand gestorben ist, brauchen diejenigen Trost, die ihn verloren haben. In der Bibel steht: „Gott will uns trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Ganz menschlich, mütterlich macht er das, indem er uns nicht allein lässt.

Alltäglicher geht es in der zweiten Gruppe zu, aber auch hier ist Trost nötig:

Mancher denkt vielleicht: Das ist doch nicht so schlimm, wenn jemand ausgelacht wird. Viel schlimmer ist es doch, wenn man krank ist oder wenn jemand stirbt. Ja, aber wenn einer immer wieder ausgelacht wird, immer wieder das Gefühl bekommt, er sei nicht richtig, nichts wert, er gehört nirgends dazu, dann kann ihn das seelisch krank machen. Wir brauchen das Gefühl, dass irgend jemand uns so nimmt und so liebt, wie wir sind. Gott macht das sowieso mit uns, aber es tut uns gut, wenn wir das auch von anderen Menschen spüren und gesagt bekommen.

Noch einmal geht es um soziale Probleme in einer Mädchengruppe:

Bei dieser Szenenfolge sind mir schon in der Konfi-Stunde einige Fragen gekommen. Nämlich: Wenn man jemanden auf der Straße so knien sieht, kann man ihm dann ansehen, ob es ihm tatsächlich schlecht geht? Oder gehört er zu einer Bettlerkolonne, die bewusst auf die Tränendrüse drückt, um von den Vorübergehenden Geld zu bekommen, ohne dass sie echt in einer Notlage sind?

Aber gehen wir einmal davon aus, dass wir jemanden kennen, der wirklich einsam ist. Vielleicht ist er vom Partner verlassen oder betrogen worden. Vielleicht wird er in der Schule oder im Büro gemobbt. Vielleicht hat er einen geliebten Menschen verloren. Wenn er dann keine Freunde hat und niemand kümmert sich um ihn, kann er sich wirklich einsam fühlen. Dann ist es schön, wenn jemand zu ihm geht, mit ihm spricht und ihm zuhört. Und aus diesem Trösten kann sich wirklich eine Freundschaft entwickeln. Ich kenne Menschen in unserer Gemeinde, die so etwas erlebt haben.

Zum Schluss noch Szenen einer Gruppe von Jungen:

Diese Szenen zeigen mir, wie selbstverständlich es in unserem Land wieder geworden ist, dass man im Dienst in der Bundeswehr bei einem Auslandseinsatz auch sein Leben verlieren kann. Auch wenn wir mittlerweile eine Verteidigungsministerin haben, ist es wohl kein Zufall, dass dieses Thema von den Jungs aufgegriffen wurde. Ihr habt eure Szenen und auch die Plakate dazu sehr sorgfältig gestaltet. Mich beeindruckt vor allem, dass ihr Rituale ausgestaltet, mit denen von einem Menschen Abschied genommen wird, der in einem Kampfeinsatz getötet wurde. Ganz gleich, wie man dazu steht, ob man mit Waffengewalt den Frieden sichern und bewahren kann, ihr macht euch Gedanken über die Folgen für den einzelnen Soldaten, der sich für diesen Dienst entschieden hat.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal zurücklenken zu unserem Bibeltext vom Propheten Elia. Ich gebe zu, dass ich am Anfang und am Ende des Textes mehrere Verse ausgelassen habe. Er war ja sowieso schon sehr lang. An dieser Stelle passt es nun aber doch, darauf einzugehen, warum eigentlich der Elia vor der Königin Isebel fliehen musste. Isebel hatte den König Israels geheiratet, und sie hatte fremde Götter ins Land gebracht. Dabei ging es nicht einfach nur um eine andere Religion, sondern es waren Götter, die dem König und der Königin dabei helfen sollten, das Volk zu unterdrücken und auszubeuten. Der Gott Israels dagegen schrieb seinem Volk vor, dass sich auch König und Königin an seine Regeln, an die Tora, an die Zehn Gebote, halten mussten, dass sie zum Beispiel einem Weinbauern nicht einfach seinen Weinberg wegnehmen durften, wenn sie dort einen neuen Palastgarten anlegen wollten. Im Kampf gegen die fremden Götter der Königin Isebel hatte der Prophet Elia einen Sieg errungen und dabei auch Priester dieser Götter getötet.

Unmittelbar danach fällt Elia in seine Depression, will er nicht mehr leben. Vielleicht ist es nicht nur Überlastung, vielleicht auch ein schlechtes Gewissen. Darf man für seine Überzeugung, für seinen Glauben, im Dienst für Gerechtigkeit oder um Frieden herzustellen, selber töten? Muss man es vielleicht sogar? Diese Fragen sind bis heute schwer zu beantworten. Niemand kann einem anderen eine Antwort vorschreiben, auch nicht als Pfarrer von der Kanzel. Von der Kanzel her kann ich aber sagen, dass es hier um Fragen geht, die sich niemand zu leicht machen sollte.

Mir gibt es jedenfalls zu denken, dass sich Elia nach dem siegreichen Kampf gegen Priester eines Ausbeutergottes gar nicht mehr so sicher ist, ob sein eigener Gott das alles eigentlich so gewollt hat. Und als Gott ihm dann begegnet, tut Gott dies auf eine sehr zurückhaltende Weise. Wie gesagt, er erscheint nicht in Sturm, Erdbeben und Feuer, nicht äußerlich stark und kriegerisch, nicht einmal lautstark, sondern in einer „Säuselstimme“, wie es einige Konfis formuliert haben. Gewalt behält jedenfalls in der Bibel nie das letzte Wort, auch wenn es manchmal keinen anderen Weg zu geben scheint, um Recht oder Frieden durchzusetzen. Das letzte Wort behält nicht Gott als Kriegsgott, sondern als einer, der uns wie eine Mutter trösten will. Er will uns auf Wegen des Friedens leiten, damit wir das Mobben, Töten und Kriegführen gar nicht erst nötig haben. Und wenn es dazu kommt, lässt er uns nicht allein, sondern hilft uns dabei, einander in der Trauer nicht allein zu lassen. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Lied auf dem gelben Liedblatt:

Behutsam will ich dir begegnen, dir zeigen, du bist nicht allein

Lasst uns beten!

Gott, du bist für uns da wie ein guter Vater, wie eine gute Mutter. Schenke uns Kraft, dass wir auf Wegen des Friedens gehen und behutsam mit Menschen umgehen, die traurig sind.

Wir beten für alle, die sich einsetzen für Wehrlose und Bedürftige, für Benachteiligte und Opfer von Gewalt. Für alle, die im Einsatz für Leben und Menschenwürde zusammenarbeiten. Wir beten für Menschen, die in vielen Ländern von Konflikten, Kriegen und Unruhen betroffen sind, dass Wege aus der Gewalt und Schritte zur Versöhnung möglich werden. Wir beten für die Bundeswehrsoldaten, die in Krisengebieten im Einsatz sind. Für alle, die sich in Friedensbewegungen engagieren oder Zivile Friedensdienste leisten. Auch für diejenigen, die sich in unserem Land für Gerechtigkeit und ein friedliches Miteinander engagieren. Wir beten für die Politiker, die für unser Zusammenleben wichtige Weichen stellen. Für die Opfer der Brandstiftung in einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg und für alle, die sich für die Integration von Flüchtlingen in unsere Gesellschaft einsetzen. Wir beten auch für die Teilnehmer und Besucher der Olympischen Spiele in Sotschi, dass die Wettkämpfe im Geist des Friedens und der Völkerverständigung ablaufen und dass nicht Menschen wegen ihrer Herkunft oder ihrer sexuellen Orientierung gemobbt werden.

Was wir außerdem auf dem Herzen haben, bringen wir in der Stille vor Gott.

Stille und Vater unser

Wir singen das Lied 382:

Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
Abkündigungen

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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