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Wie ein Baum an Wasserbächen

Gottlosigkeit ist im Psalm 1 nicht eine Haltung des Atheismus. Gottlos war einer, der ohne Gottes Gebote leben wollte. Wenn ich nicht erwischt werde, bestehle ich meinen Chef auf der Arbeit. Über meine Nachbarn verbreite ich die übelsten Gerüchte. So etwas ist gottlos. Ich kenne Atheisten, die in diesem Sinne nicht gottlos sind, sondern eher christlich leben.

Wasserfarbenbild: Baum auf Wiese neben Bach, der von Bergen geflossen kommt, darüber blauer Himmel und Sonne
Wer auf Gott vertraut, ist wie ein Baum in der Nähe eines Baches (Bild: Алексей МедведевPixabay)

#predigtKonfirmation am Sonntag Misericordias Domini, den 22. April 2012, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Orgelvorspiel zum Einzug der Konfis mit dem  Kirchenvorstand

Im Namen aller Konfis begrüße ich Eltern, Verwandte, Paten und Freunde, den Kirchenvorstand und alle anderen in unserem Gottesdienst zur Konfirmation!

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden! „Confirmanda“ oder „confirmandus“ bedeutet: ihr seid „zu Konfirmierende“, darum spreche ich euch heute zum letzten Mal so an. Nachher seid ihr konfirmiert, also keine Konfirmanden mehr. Einen anderen Status in der Gemeinde bekommt ihr heute – ihr dürft Patin oder Pate werden, seid ein gutes Stück mehr mündige Christinnen und Christen. Konfirmation heißt „Fest-Machen“: Ihr macht heute eure Sache mit Gott und mit der Kirche fest, und ihr bekommt Segen von Gott, der euch stark macht für euer erwachsenes Leben als Christinnen und Christen.

Abkündigungen

Über die Kollekte, die nachher am Ausgang eingesammelt wird, haben wir Konfis abgestimmt. Wir bitten um Spenden für das Projekt „Ein Garten für Halabja“.

Das Projekt wird von deutschen evangelischen Landeskirchen und der Stiftung „Wings of Hope Deutschland“ getragen. Diese Stiftung hilft Kindern in Krisengebieten wie Irak oder Bosnien-Herzegowina, die durch Krieg und Terror schwer seelisch erkrankt sind.

Die Stadt Halabja liegt in der Region Kurdistan im Nordirak. Hier wurden 1988 durch einen Giftgasangriff 5000 Menschen in wenigen Minuten getötet. In der Nähe von Halabja wird seit dem Sommer 2010 ein Zentrum für seelisch verletzte Kinder und Jugendliche aufgebaut. Dazu gehört auch ein heiltherapeutischer Garten, der durch die heutige Kollekte unterstützt werden soll.

Im Unterricht haben wir zum Beispiel von einem Jungen gehört, der in Bagdad entführt und mehrere Wochen unter menschenunwürdigen Umständen festgehalten wurde. Er überlebte nur, indem er sich demütigen ließ und seine Entführer nicht noch mehr reizte. Kinder und Jugendliche, die so etwas Furchtbares erlebt haben, sollen im Garten von Halabja einen geschützten Raum finden, in dem ihre Seele wieder Ruhe finden und auftanken kann. Herzlichen Dank für Ihre Spenden!

Den Sängerinnen und Sängern des Belcantostudios, die in diesem Gottesdienst Gesänge von Heinrich Schütz und Felix Mendelssohn-Bartholdy zu Gehör bringen, danken wir an dieser Stelle herzlich!

Jetzt konzentrieren wir uns auf die Feier der Konfirmation. Warum ich sie unter den Leitgedanken „Wie ein Baum an Wasserbächen“ gestellt habe, wird gleich deutlich werden.

Wir feiern Konfirmation im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied 515, 1+5-9: Laudato si

Wir beten ein altes Lied aus dem Volk Israel, den allerersten Psalm:

1 Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen,

2 sondern hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!

3 Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.

4 Aber so sind die Gottlosen nicht, sondern wie Spreu, die der Wind verstreut.

5 Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.

6 Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht.

Wir hören ein Duett zum Psalm 1: „Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen“.

Duett (Heinrich Schütz): „Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen“

Es gibt Konfirmandenjahrgänge, da hat man den Eindruck, doch manchmal unter Spöttern zu sitzen; da wird mir hier und da mehr oder weniger laut zu verstehen gegeben: „Für das, was Sie da von Gott erzählen, interessiert sich doch sowieso niemand!“ Solche Sprüche habe ich in diesem Jahr überhaupt nicht gehört. Stattdessen gab es immer wieder interessante Gespräche, viele Fragen wurden gestellt, und manches haben die Konfis gelernt.

Wenn unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden also nicht zum Rat der Gottlosen gehören, sondern sich durchaus auf ihre Weise Gott verbunden fühlen, dann ist es vielleicht für Sie als Gemeinde der Erwachsenen, insbesondere für Eltern und Großeltern, interessant, wie das Interesse für Gott und die Kirche und wie der Glaube dieser Jugendlichen denn nun konkret aussieht.

Einmal wurden wir Konfis schriftlich und anonym gefragt: „Wenn dich eine Muslimin oder ein Muslim fragt: ‚Warum bist du eigentlich eine Christin oder ein Christ?‛ – was würdest du antworten?“

Drei von uns haben geantwortet: Zuerst mal, weil meine Eltern mich getauft haben. Weil meine Eltern auch Christen sind.

Die anderen haben gesagt: Aus Familientradition und weil ich an Gott glaube.

Weil ich in dieses Leben reingeboren wurde und es gut finde.

Weil ich nichts gegen die Kirche und den Glauben hab und ich die Religion gar nicht so schlecht finde.

Weil ich an Gott und Jesus glaube.

Weil Gott Kraft und Stärke verleiht, wenn man sie braucht.

Die Familientradition ist in Glaubensfragen also nicht zu unterschätzen. Sie spielt vielleicht nicht mehr eine ganz so große Rolle wie früher, aber welcher Religion man angehört, das hängt auch heute immer noch sehr stark vom Elternhaus und von der eigenen Herkunft ab. Darum ist die Konfirmation auch ein Familienfest, in dem zwar die Jugendlichen die Hauptrolle spielen, die anderen Generationen aber auch wichtig sind. Darum singen wir jetzt ein Loblied aus der evangelischen Tradition, das früher wohl die meisten Konfirmanden auswendig lernen mussten (EG 317):

1. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, meine geliebete Seele, das ist mein Begehren. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören!

2. Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?

3. Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet, der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet. In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet!

4. Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet, der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet. Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet.

Nun zu den persönlichen Glaubensvorstellungen unserer Konfis. Wie stellen sie sich Gott eigentlich vor?

Über die Hälfte von uns hat gesagt: Gott ist für mich wie eine mächtige Kraft oder Energie.

Ebenso viele sagten: Gott ist für mich eine Person, so wie ein starker Mensch.

Erstaunlich viele von euch stimmten den folgenden sehr traditionellen Vorstellungen von Gott zu:

Ich glaube, dass Gott wie ein König im Himmel auf einem Thron sitzt.

Gott ist für mich ein alter Mann mit einem langen Bart.

Gott sitzt auf einer Wolke und sieht von dort auf die Erde herunter.

Einige formulierten eigene Vorstellungen von Gott:

Gott ist für mich ein gutmütiger kleiner Mann mit viel Erfahrung.

Für mich ist Gott noch ganz anders, nämlich: ein Freund.

Gott ist wie ein guter Freund, der mir hilft.

Gott ist Liebe, die mir Mut macht und mich tröstet.

Besonders interessant ist die Frage, für wie mächtig unsere Konfis Gott halten. Kann er in diese Welt eingreifen? Macht es eigentlich Sinn, an ihn zu glauben? Auf diese Fragen habt ihr sehr unterschiedlich geantwortet:

Gott passt auf die Menschen auf und behütet sie vor allem Unglück.

Ich frage mich, ob es Gott wirklich gibt, weil er das Böse nicht beseitigt.

Gott passt auf, was die Menschen machen; er straft die Bösen, belohnt die Guten.

Gott ist zu schwach, um sich in der Welt durchzusetzen.

Gott ist mit seiner Liebe trotz allem stärker als das Böse in der Welt.

Gott verhindert nicht alles Unglück, aber er hilft, das Leid zu tragen.

Nachdem wir eben ein Loblied aus der evangelischen Tradition gesungen haben, das den Älteren sehr vertraut ist, singen wir nun auf Wunsch der Konfirmanden ein Loblied in modernen Worten und neuzeitlichem Rhythmus (EG 638):

Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe

Wenn man in der evangelischen Kirche an Konfirmanden und die Konfirmation denkt, wird immer wieder, ich glaube schon seit Jahrhunderten, darüber geklagt, dass sie nach der Konfirmation kaum noch in die Kirche gehen. Zu meiner Zeit hat es noch geklappt, dass einige durch diese Klage ein schlechtes Gewissen bekamen. Die meisten sind trotzdem nicht öfter in die Kirche gekommen. Ich persönlich finde mittlerweile, dass es in einer Volkskirche, wie wir es sind, ganz normal ist, dass jeder selbst entscheidet, wie viel Kirche er in seinem Leben in Anspruch nehmen möchte; ich weiß es mittlerweile auch zu schätzen, wenn wir eine Kultur der Unaufdringlichkeit pflegen, die es dem einzelnen überlässt, an welcher Stelle er sich als Christ engagieren und ins Gemeindeleben einbringen will oder eben auch nicht. Trotzdem habe ich die Konfirmanden auch gefragt:

Lass ein bisschen deine Phantasie spielen: Bei welchen Gelegenheiten wirst du voraussichtlich in der Zukunft mit der Kirche in Kontakt kommen?

Die meisten von uns haben gesagt: Wahrscheinlich zu Hochzeiten, Taufen oder Beerdigungen.

Andere haben geantwortet: Mal an Weihnachten oder Ostern im Gottesdienst.

Vielleicht wenn ich älter bin und mehr Zeit habe, als Rentner.

Wenn ich Sonntagmorgens nichts zu tun habe oder ein schlechtes Gewissen habe.

Wenn ich Lust habe, in den Gottesdienst zu gehen.

Ob man christlich lebt, hat aber nicht nur damit zu tun, ob man in die Kirche geht oder nicht. Ich habe darum den Konfis auch die Frage gestellt: Wo und wie kannst du als Christin oder als Christ handeln?

Die meisten haben gesagt: Ich könnte anderen helfen.

Ich könnte beten.

Mich an die Zehn Gebote halten.

In Streit eingreifen, moralisch leben.

Indem man sozial zu Leuten ist und anderen hilft oder so.

In Krisensituationen, wenn es drauf ankommt, menschlich zu handeln.

Christlich leben würde also in euren Augen bedeuten: menschlich zu leben, sozial zu handeln, sich für Frieden einsetzen. Dabei kann das Gebet eine Rolle spielen, auch die Zehn Gebote. Und wer weiß, vielleicht kommt auch mal jemand auf die Idee, sich in einem Gottesdienst auf weitere Gedanken bringen zu lassen, wie man als Christ leben kann.

Ein Lied, das ihr ausgesucht habt, handelt auch vom christlichen Leben, denn da heißt es, dass Gott dort wohnt, wo die Liebe ist und wo Frieden herrscht. Frieden heißt auf Hebräisch „Schalom“ und davon singen wir das Lied EG 627:

Schalom, Schalom! Wo die Liebe wohnt, da wohnt auch Gott
Gott gebe euch ein Herz für sein Wort und Worte für euer Herz. Amen.

Liebe Gemeinde aus Konfis und Erwachsenen, nun geht es noch einmal um den Psalm 1. Da werden Menschen mit Bäumen verglichen, die am Wasser wachsen und darum voll in Saft und Kraft stehen, ihre Blätter verwelken nicht schon im Sommer, und im Herbst bringen sie ihre Früchte. So wünschen wir es uns auch für euch, liebe Mädels, liebe Jungs. Ihr seid ja sozusagen im Frühling eures Lebens; ich habe den Eindruck, der hoffentlich nicht falsch ist, dass ihr im Großen und Ganzen Spaß am Leben habt und dass euch viele Möglichkeiten offen stehen.

Die Konfirmation ist nun so ein kleiner Wendepunkt im Leben. Früher war das noch deutlicher. Meine Mutter zum Beispiel, die wurde im Jahr 1930 konfirmiert, mit 14 Jahren, das ist noch so ähnlich wie bei euch. Aber gleichzeitig war damals mit 14 für die meisten auch die Schulzeit zu Ende und das Berufsleben fing an. Auf die Oberschule und die Universität konnten nur wenige. Man machte eine Lehre oder ging als Hausmädchen in Stellung oder arbeitete in der Landwirtschaft oder als Hilfsarbeiter. Da hat sich bis heute schon eine ganze Menge geändert und das ist gut so. Mit dem Eintritt in den Beruf könnt ihr noch eine Zeitlang warten. Trotzdem: Konfirmation ist immer noch ein Schritt zum Erwachsenwerden. Ein bisschen erwachsener seht ihr heute aus als sonst. Ein bisschen erwachsener fühlt ihr euch sicher auch. Wenn ich mein Bild von euch vergleiche, von vor einem Jahr und jetzt, stelle ich durchaus Unterschiede fest.

Für die Kirche ist am wichtigsten: Ihr wachst immer mehr in eine Verantwortung für euer Leben hinein, die ihr selber tragen dürft und müsst. Ein Dürfen und Müssen ist das. Man will Freiheiten genießen, eigenes Geld verdienen, auf Partys gehen dürfen, spät nach Hause kommen, solche Sachen. Andererseits muss man irgendwann auch Miete zahlen, Steuern, Versicherungsbeiträge, und vieles mehr.

Für die Verantwortung im Leben gibt uns der Psalm, den wir gehört haben, eine Faustregel: Haltet euch an die guten Wege, die Gott euch zeigt. Am besten ist es, wenn ihr Lust habt an dem, was Gott sagt, und darüber Tag und Nacht nachdenkt. Aber ist dieser Gedanke nicht verrückt: Tag und Nacht an Gottes Gebote denken und dann auch Lust und Spaß daran haben?

Gemeint ist nicht, dass ihr die Gebote jeden Tag und jede Nacht immer wieder neu auswendig aufsagen sollt. Die Pflicht des Auswendiglernen habt ihr erfüllt, und dieses Auswendiglernen sollte ja auch nur darauf hinweisen, wie wichtig die Grundhaltung ist, die hinter den Geboten steckt: Gott will, dass wir Ja zu unserem Leben sagen und genau so auch zum Leben der anderen Menschen. Die Gebote sind nicht dazu da, um uns zu schikanieren, sondern damit unser Zusammenleben besser gelingt.

Darum warnt der Psalm 1, 1 davor, auf falsche Wege zu geraten.

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen.

Mit Gottlosigkeit ist hier nicht eine Haltung des Atheismus gemeint, das gab es zur Zeit des Alten Testaments noch gar nicht. Ein Gottloser war einer, der ohne Gottes Gebote leben wollte. Wenn es meinen Interessen dient, gehe ich über Leichen. Wenn ich nicht erwischt werde, bestehle ich meinen Chef auf der Arbeit. Wenn ich mich über meine Nachbarn ärgere, verbreite ich die übelsten Gerüchte über sie. So etwas ist gemeint mit einem gottlosen Leben. Ich kenne Atheisten, die in diesem Sinne nicht gottlos, sondern eher christlich leben.

Interessant finde ich in diesem Vers, dass es immer schon einen Rat der Gottlosen gibt, einen Weg der Sünder, einen Ort, wo die Spötter sitzen – und die Versuchung ist groß, sich dazuzugesellen, mitzugehen, sich dazuzuhocken. Selbst Verantwortung zu übernehmen, heißt manchmal auch: nicht das mitmachen, was alle machen. Sich zu überlegen: Was ist wirklich gut? Wenn in der Schule sich alle auf die Schüler einschießen, die sich seltsam benehmen – vielleicht könnt ihr ja mal direkt mit ihnen reden und sie darauf ansprechen, dass sie sich selber unmöglich machen und dass sie die Chance haben, etwas zu ändern. Wenn sich Gruppen von Schülern feindselig gegenüber stehen, zum Beispiel Deutsche und Türken, warum müsst ihr das als gegeben hinnehmen? Statt Vorurteile zu verstärken, könntet ihr überlegen, warum es jemand nötig hat, blöde Sprüche zu klopfen oder andere zu bedrohen.

Was Gott will, haben wir eben im Lied in teils sehr alten und teils modernen Worten gesungen: Gott will Schalom, das ist ein altes Wort für Frieden, für Gerechtigkeit, dafür, dass wir irgendwie im Einklang sogar mit denen leben, die wir nicht leiden können. Wer das schafft, sich in seinem ganzen Leben für den Schalom einzusetzen, ein Friedensmensch zu sein, von dem sagt Psalm 1, 3:

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.

Manche denken: Es bringt mir doch nichts, immer an die anderen Menschen zu denken. Erst komme ich, dann kommt lange nichts, und dann vergesse ich am Ende die anderen ganz. Aber das ist kein wirkliches Leben. Egoisten sind ziemlich allein. Die Freunde, die man als Egoist hat, sind in alle Winde zerstreut, wenn man einmal wirklich Hilfe braucht. Der Psalm sagt dazu:

Aber so sind die Gottlosen nicht, sondern wie Spreu, die der Wind verstreut.

Das heißt, wie beim Dreschen von Getreide auf dem Feld die leeren Getreidehülsen weggeweht werden, so sind Menschen, die nur an sich denken, wie leere Menschenhülsen ohne Inhalt, denn in Menschen gehört etwas ganz Wichtiges hinein, nämlich Liebe, also Verbundenheit mit anderen Menschen. Und wir brauchen ein Gottvertrauen, mit dem wir uns ganz oben bei der allerhöchsten Liebe festmachen, nämlich bei Gott selbst.

Am Ende heißt es im Psalm 1, 6:

Der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht.

Das lese ich so: Gott kennt euch sehr gut. Er will euch auf guten, gerechten Wegen führen. Er fände es sehr schade, wenn ihr auf gottlose Wege abrutschen würdet, gottlos im Sinne von: ohne Vertrauen, ohne Nächstenliebe, ohne Bereitschaft zum Frieden, ohne Willen zur Gerechtigkeit. Solche Wege führen zu nichts, führen ins Unglück. Gott will das nicht. Er will euer Glück, euer Leben im Einklang mit Familie und Freunden. Er will, dass euer Leben gelingt und dass man irgendwann einmal von euch sagen kann: Das ist ein Mann, das ist eine Frau, die waren ein Segen für die Menschen, so wie ein Baum, der gute Früchte bringt. Amen.

Gott erfülle dich mit aller Freude und mit Frieden im Glauben. Amen.
Soloquartett (Felix Mendelssohn-Bartholdy):

„Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich versorgen, und wird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen. Denn seine Gnade reicht soweit der Himmel ist, und keiner wird zu Schanden, der seiner harret.“

Liebe Konfirmandinnen und liebe Konfirmanden! Jetzt kommen wir langsam zu dem Punkt, an dem ihr eingesegnet und damit aus Konfirmanden zu Konfirmierten werdet. Hinter euch lasst ihr ein Jahr, in dem euch manches gefallen hat, aber anderes werdet ihr auch gerne hinter euch lassen. In der letzten Konfi-Stunde habe ich euch gefragt, woran ihr euch gern erinnert und was ihr gern in euer Leben mitnehmt.

Mehrere von uns haben geantwortet: Das meiste war gut!

Außerdem gab es folgende Antworten: Die Konfi-Gruppe war super!

Mir haben die Leute in der Gruppe gefallen. Es war witzig und spaßig.

Ich fand den Zusammenhalt und den Spaß in der Gruppe gut.

Der Unterricht war ein gutes Diskussionstraining.

Ich fand manche Themen gut, über die wir geredet haben, zum Beispiel:

den Gottesglauben;

die Zehn Gebote;

das Glaubensbekenntnis;

das Beten, das Vater unser.

Die meisten von uns fanden auch die Pausen gut, in denen wir zum Lidl oder Turhan gegangen sind.

Einer fand gut, dass wir nicht so viele Gottesdienste machen mussten.

Ich fand manche Lieder gut.

Wer dabei war, erinnert sich besonders gern an die Konfi-Freizeit.

Auch den Besuch auf dem Weihnachtsmarkt in Frankfurt fanden alle gut.

Ich erinnere mich gern an unser Minitheater.

Und ich an Momente der Kontemplation im Gottesdienst.

Andere Dinge haben euch nicht so gut gefallen. Aber das war gar nicht so viel in diesem Jahr. Ein Konfirmand sprach dabei auch etwas in Rätseln:

Ich fand nicht so gut: manche übersteuerten Momente.

Es hat schon Überwindung gekostet, für den Gottesdienst so früh aufzustehen.

Manchmal war der Gottesdienst langweilig.

Viele Lieder haben uns nicht so gut gefallen.

Mir hat das Schwarzlichttheaterstück nicht so gefallen, weil alles so chaotisch war.

Manche Themen waren nicht so interessant.

Abgesehen von ein paar persönlichen Bemerkungen, die nur Herrn Hoerder und mich angehen, war das bereits alles an Kritik.

Im Großen und Ganzen hatte ich das Gefühl, dass euch das Konfi-Jahr Spaß gemacht hat, und mir geht es genau so.

Jetzt sollt ihr euren christlichen Glauben ausdrücken, alle gemeinsam mit dem Glaubensbekenntnis, das ihr gelernt habt. Ihr werdet heute konfirmiert, ihr bekennt euch zu Gott, mit vielen offenen Fragen. Ihr Konfirmanden sprecht gemeinsam das Glaubensbekenntnis, die Gemeinde betet es still mit. Wir schließen alle gemeinsam mit „Amen.“

Glaubensbekenntnis

Das war ein Bekenntnis zu dem Gott, der sich in Jesus offenbart hat. Vor der Einsegnung singen wir ein Lied, in dem es um das Hosianna geht, mit dem Menschen Jesus zujubeln, zu ihm Ja sagen. Dieser Jubel kann leider rasch umschlagen, ein Interesse für Gott, für den Glauben, für die Kirche, kann völlig im Sande verlaufen, Jesus musste sogar erfahren, dass die Menschen, die ihn zum König machen wollten, schon kurze Zeit später so sehr von ihm enttäuscht waren, dass sie ihn einfach loswerden wollten und ans Kreuz schlagen ließen. Das Lied handelt in der ersten Strophe von dieser schrecklichen Möglichkeit, den Glauben zu verlieren und in Unmenschlichkeit zu versinken, in der zweiten Strophe dann von der Bitte um Glauben bei dieser Konfirmation.

1. Die Leute in Jerusalem, sie jubeln Jesus zu.
Mit Palmenzweigen winken sie: „Sei unser König, du!“
„Hosianna“ rufen sie, aus voller Kehle brüllen sie.
Als er dann verhaftet wird, sind sie von ihm abgeirrt.
„Kreuzigt ihn!“, so schreien sie. Das tun hoffentlich wir nie!
Hosianna! Hosianna! Hosianna in der Höh!

2. Wir werden heute konfirmiert, zu Gott gehören wir.
Es war ein langer Weg zu gehn, doch heute sind wir hier.
Gott, wir sagen zu dir Ja, denn du bist immer für uns da.
Bleibe bei uns jederzeit, in der Freude und im Leid.
Lass uns gute Wege gehn und dem Bösem widerstehn.
Hosianna! Hosianna! Hosianna in der Höh!

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, nun spreche ich euch für euer Leben als Christen Gottes Segen zu.

Segen ist das persönliche Geschenk von Gott an euch. Gott schenkt nicht immer, was man sich wünscht. Er gibt das, was aus eurem Leben ein ewig sinnvolles Leben macht.

Den Konfirmationsspruch sage ich euch als persönliches Segenswort für euer Leben.

Einsegnung von acht Konfirmandinnen und Konfirmanden

Gott segne und behüte dich.
Er wecke in dir deine Talente,
er führe dich auf guten Wegen,
er schenke dir sinnvolles Leben.
Amen.

Gott, begleite die Neukonfirmierten auf ihrem Weg durchs Leben. Lass sie spüren, dass sie wertvolle Menschen sind. Hilf ihnen, verantwortungsvoll ihren eigenen Weg zu gehen, und schenke ihnen Aufmerksamkeit für das, was andere brauchen. Amen.

Jetzt ist noch ein herzliches Dankeschön dran: es gilt am Ende des Konfi-Jahres Herrn Hans-Jürgen Hoerder, der ein Vierteljahr lang meinen Unterricht übernommen hat, als ich im Studienurlaub war. Vielen Dank für diese wichtige Unterstützung!

Worte an die Neukonfirmierten
vom Vorsitzenden des Kirchenvorstands, Christoph von Weyhe,
und von Dr. Wolfgang Achtner als Vertreter der Eltern
Dank der Konfirmierten an Pfarrer Helmut Schütz
Soloquartett (Felix Mendelssohn-Bartholdy):

„Wohlan, alle die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser, kommt her zu ihm! Wohlan, alle die ihr durstig seid, kommt her zu ihm, und neigt euer Ohr, und kommt zu ihm, so wird eure Seele leben.“

Wir feiern miteinander das heilige Abendmahl. Die Konfirmierten empfangen es zuerst gemeinsam hier vorn. Danach teilen sie es der Gemeinde aus. Sie kommen zu Ihnen in die Bank- und Stuhlreihen und reichen Ihnen Brot in Körben und Saft in Bechern. Bitte geben Sie Brot und Saft weiter. Niemand muss am Abendmahl teilnehmen. Aber bitte bleiben Sie während der Feier mit uns zusammen. Reichen Sie den Korb oder den Becher einfach weiter.

Gott, du machst uns frei vom Bösen und von der Gleichgültigkeit, frei zum Guten und zur Liebe. In Jesus warst du auf der Erde – die Liebe in Person. Wie man Brot bricht und wie man Weintrauben presst, so setzt er sein Leben für uns ein.

Wir essen das Brot und trinken den Saft der Trauben. Wir teilen, was uns satt macht, und geben weiter, was uns leben lässt.

Vor dem Abendmahl hören wir, wie Jesus diese Feier eingesetzt hat:

Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und gab’s seinen Jüngern und sprach: Nehmt, esst; das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Das tut zu meinem Gedächtnis.

Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Das tut, so oft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.

Wir beten als Tischgebet zum Abendmahl mit Jesu Worten:

Vater unser

Wir singen ein Lied von Jesus, das wir im Konfi-Jahr oft gesungen haben:

Einer ist unser Leben
Austeilung des Abendmahls an die Konfirmierten durch Pfarrer Schütz
Austeilung des Abendmahls an die Gemeinde durch die Konfirmierten

1. Vorbei ist nun das Konfi-Jahr.
Man glaubt es kaum, dass das alles war.
Erst war‛n wir elf, dann nur noch acht,
doch mit Herrn Hoerder und Pfarrer Schütz haben wir‛s fertiggebracht,
immer so weiter, weiter bis zum Schluss!
Heute ist Konfirmation, ein Fest in der Kirche und zu Haus.
Wir sind ab heute nicht mehr die Konfis,
sind nicht mehr Kinder, ein Stück schon erwachsen – konfirmiert!

2. Wer weiß, was uns die Zukunft bringt,
was uns im Leben voll gelingt.
Gott ist bei uns, bei Tag und Nacht,
auch wenn man erst einmal mit Kirche ein wenig Pause macht,
Gott hat Geduld und bleibt uns immer treu.
Gott ist für immer bei uns, er steht zu uns für alle Zeit.
Gott lässt uns niemals, niemals alleine,
er macht zu Gewinnern die Menschen, die lieben – garantiert!

Fürbitten
Lied EG 590: Herr, wir bitten: Komm und segne uns
Ein Kreuz als Geschenk von der Kirche

Der Herr segne Euch und Er behüte Euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über Euch uns sei Euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf Euch und gebe Euch Frieden. „Amen, Amen, Amen.“

Auszug aus der Kirche und Orgelnachspiel

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