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Buchbesprechung: „Die Entdeckung der Urmatrix“

Ein über 1000seitiges Werk über Bibel und Kabbala, Alchimie und Hermetik, altägyptische Weisheit und Medizingeschichte versucht den Nachweis zu erbringen, dass es einen Bibelcode gibt, der Jahrtausende alte gentechnologische Erkenntnisse und Verfahren verschlüsselt, mit denen schon bald menschliche Organe geklont und menschliches Leben in erheblichem Ausmaß verlängert werden kann. Nichts davon ist beweisbar – trotzdem hat mich die Lektüre fasziniert!

Das Bild zeigt Adam und Eva, wie sie von einer Maschine erschaffen werden (Illustration zur Buchbesprechung "Urmatrix")
Sind Adam und Eva von Außerirdischen künstlich erschaffen worden? (Bild: Erik HowlePixabay)

Auf allen drei Bänden stehen die Namen der Autoren Dieter Vogl und Nicolas Benzin. Durch einen persönlichen Mail-Kontakt mit Nicolas Benzin weiß ich jedoch, dass die Hauptverantwortung für das gesamte Werk und die alleinige Verantwortung für Band III Dieter Vogl trägt. Zur Klärung dieses Sachverhalts hat mir Nicolas Benzin einen Text zur Verfügung gestellt, den ich meiner Buchbesprechung als Vorwort voranstelle.

Inhaltsverzeichnis

Ein klärendes Vorwort von Nicolas Benzin

Einführung in ein monumentales Werk

Was verstehen Sie eigentlich unter „Urmatrix“?

Was verstehen Sie unter den ÄLoHIM?

Warum habe ich das Buch von vorne bis hinten gelesen?

Eine Reihe nerviger Äußerlichkeiten

Band I: Auf der Spur der Schöpfungsformel

Walter-Jörg Langbeins Vorwort zur angewandten Paläo-SETI-Forschung

Dieter Vogls Patentschrift beim Europäischen Patentamt München

Das Alte Testament als jüdischer TeNaK

Zur deutschen Umschrift hebräischer Wörter

I. Kapitel: Das Buch der Bücher

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt? (I)

Zur DaBhaR-Bibelübersetzung von F. H. Baader

Hebräisch als heilige Sprache eines heiligen Textes

„Ultramontane“ Unterdrückung des Geheimwissens der Bibel

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (I)

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt? (II)

Wie entstand die Bibel? (Erster Anlauf)

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (II)

War die samaritanische Tora die ursprüngliche Tora? (I)

Hat schon das Urchristentum heilige Texte unterschlagen?

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (III)

Das Neue Testament als Betrug an der Tora

Lob der hebräischen Tora und Kritik an der griechischen Septuaginta

Wie verhalten sich Tora, TeNaK und Kabbala zueinander?

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (IV)

Das Alte Testament als Testament der ÄLoHIM

Wie entstand die Bibel? (Zweiter Anlauf)

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (V)

Ist Mose der Verfasser der Tora? (Vorgeschmack)

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (VI)

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt? (III)

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (VII)

Ist Mose der Verfasser der Tora? (Versuch eines Beweises)

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt? (IV)

II. Kapitel: Die Kabbala

Wie entstand die Bibel? (Dritter Anlauf)

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt? (V)

Was ist überhaupt die Kabbala?

Ablehnung der Kabbala und Verfolgung der Kabbalisten

Spirituelles Missverständnis der Kabbala

Kabbalistische Sprache, Symbolik und Schrift

Ursprung der Kabbala

Die Kabbala in der Renaissance

Der mathematische Aspekt der Kabbala

Was ist unter GiNaT zu verstehen? (Erklärungsversuch 1)

Von der „roten Rasse“ Edoms bis zum „christlichen“ Osiris-Kult

Kritik am Gedanken der Reinkarnation (I)

Was ist unter GiNaT zu verstehen? (Erklärungsversuch 2)

Was ist unter GiNaT zu verstehen? (Erklärungsversuch 3)

Was ist unter GiNaT zu verstehen? (Erklärung nach Wikipedia)

Zur gematrischen Analyse des Namens ADaM

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt? (VI)

Was ist unter GiNaT zu verstehen? (Erklärungsversuch 4)

Zur Analyse der Kreuzesinschrift INRI nach dem Notarikon

Kommt Maimonides (1135-1204) bereits in der Tora vor?

III. Kapitel: Methoden der Schriftauslegung

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (VIII)

Biblische Hermeneutik und die „Sieben Töchter Evas“

Sechs Fehler der Exegeten und Paläo-SETI-Forscher

Eigentlich sollte, wer Exegese betreibt, Hebräisch können…

Exegese als historische und biologische Forschung

Allegorese als Methode zur Aufspürung geheimen Wissens

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (IX)

Zur allegorischen Auslegung des Hohenliedes

Zur allegorischen Auslegung der Weisheit Salomos

Zur allegorischen Auslegung des 4. Makkabäer-Buches

Zu den allegorischen Methoden der Stoiker

Zur allegorischen Auslegung der Schöpfungsgeschichte durch Aristobul

Die Werkzeuge eines Bibelauslegers

Band II: Die Ureinheit aller Dinge

Peter Fiebags Erinnerung an die spirituelle Ebene der Alchimie

Kabbala, Alchimie und Hermetik als Schlüssel des Bibelcodes

I. Kapitel: Die Alchimie im Allgemeinen

Die sieben Säulen der Alchimie (I)

Wie alt ist das „Corpus Hermeticum“?

Die sieben Säulen der Alchimie (II)

Die Alchimie als Naturwissenschaft

Kloning als Ziel der Alchimie (I)

Wie kamen Alchimie und Medizin nach Europa?

Die alchimistische Transmutation – eine Kernumwandlung?

Das alchimistische „Große Werk“ – Auferstehung durch Kloning?

Kritik am Gedanken der Reinkarnation (II)

Die Schöpfung und das „Große Werk“: Terraforming und Kloning

Kritik am Gedanken der Reinkarnation (III)

Vernetzte Fachgebiete: Alchimie und Kabbala – Biologie und Chemie

Wann wurde die Alchimie durch die Chemie abgelöst?

II. Kapitel: Die Spagyrik

Waren Alchimisten auf der Spur der Telomere?

Die biologische Grenze der Lebenserwartung

Der Begriff „Rebis“ – genwissenschaftlich interpretiert

„Alkahest“ als Lösungsmittel zur Zerlegung des genetischen Codes

Alchimistische Denaturierung von DNS durch Feuer, Wärme und Licht

Kloning als Ziel der Alchimie (II)

„Alkohol“ als alchimistisches Lösungsmittel zur DNS-Selektion

Alchimistische Palingenesie und moderne Molekularbiologie

III. Kapitel: Spagyrische Rezepturen

IV. Kapitel: Die Lehre des Hermes Trismegistos (Hermetik)

Alle Dinge gehen aus der Eins hervor

Kloning als Ziel der Alchimie (III)

Erster Blick auf die Smaragdtafel und die „Goldene Kette“

Entstehung und Weitergabe von Information im Makro- und Mikrokosmos

Zweiter Blick auf die Smaragdtafel und ihre Herkunft

Der Stab des Hermes – genwissenschaftlich interpretiert

V. Kapitel: Die altägyptischen Quellen

Schrift und Sprache im alten Ägypten und seinem Umfeld

Totenliteratur, Sargtexte und Weisheitsliteratur

VI. Kapitel: Ägyptische Papyri

Uraltes Wissen der altägyptischen medizinischen Papyri (I)

Die Ägyptologie und die Prä-Astronautik als Wissenschaft

Uraltes Wissen der altägyptischen medizinischen Papyri (II)

Uraltes Wissen der altägyptischen medizinischen Papyri (III)

Unglaubliches im „Papyrus Westcar“ – Kopftransplantationen (I)

Kloning im alten Ägypten (I) – der „Papyrus des Chonsumes“

Kloning in der Bibel (I) – die Erschaffung der Männin

Kloning im alten Ägypten (II) – die Pyramiden von Gizeh

Uraltes Wissen der altägyptischen medizinischen Papyri (IV)

Das alte Ägypten, die Hermetik und die Alchimie

VII. Kapitel: Die Medizin der alten Ägypter

Außerirdischer Ursprung des ärztlichen Wissens der alten Ägypter

War Imhotep der Begründer der Medizin?

Chirurgie, Anästhesie und Empfängnisverhütung

Frauengesundheit und Zahntechnik

Pharmakologie und Kosmetik

Der Isisknoten als Tampon oder als Instrument zum Klonen?

VIII. Kapitel: Der Osiris- oder Sonnenkult

Die Ra-Glyphe – der eingekreiste Punkt – als Symbol der Zelle?

Der Skarabäus: Hat der „Werdende“ etwas mit JHWH zu tun?

Kloning im alten Ägypten (III) – das Mundöffnungsritual

Die Ka-Glyphe – Symbol der Erbsubstanz in jeder Zelle?

Osiris als Kulturbringer für Syrer und Ägypter vor 17 500 Jahren

Totenkult, Mumifizierung und Hirnrekonstruktion

Kloning im alten Ägypten (IV) – die Wiederholung einiger Themenkomplexe

Band III: Der Baum des Lebens

Peter Krassa legt Schöpfungsmythen aus: Maya – Sumerer – Bibel

Gentechnik im Spannungsfeld ethischer Probleme

Kloning in der Bibel (II) – der Baum des Lebens

I. Kapitel: Anatomische Gesichtspunkte

Anatomie-Wissen des Tobias Kohen – altes Priesterwissen der Hebräer? (I)

War die samaritanische Tora die ursprüngliche Tora? (II)

Entmachtung der Erstgeborenen Israels durch levitische Priester?

Kloning in der Bibel (III) – Die Blutmagie des „Goldenen Kalbes“

Anatomie-Wissen des Tobias Kohen – altes Priesterwissen der Hebräer? (II)

II. Kapitel: Historische Gesichtspunkte

Zur Geschichte der anatomischen Forschung von Aristoteles bis Vesal

Anatomie-Wissen des Tobias Kohen – altes Priesterwissen der Hebräer? (III)

III. Kapitel: Anatomische Besonderheiten

Die Sammlung Linck, die Sammlung Ruysch und Zar Peter der Große

Hat man siamesische Zwillinge künstlich erschaffen?

Kannte man in der Renaissance perfekteres Tissue Engineering als heute?

IV. Kapitel: Historische Chirurgie

V. Kapitel: Historische Betäubungen

VI. Kapitel: Historische Transplantationen

Steckt Wahrheit in Mythen wie von Ganesha? – Kopftransplantationen (II)

Erste dokumentierte Bein-Transplantation durch Kosmas und Damianus?

VII. Kapitel: Historisches Klonen

VIII. Kapitel: Das menschliche Alter

IX. Kapitel: 1. Mose 1:26

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (X)

Das Wort DöMUTh als „Ähnlichkeit“

Das Wort DöMUTh als „Gleichheit“

Das Wort DöMUTh als „Gleichnis“

Bedeutet das Wort TsäLäM mehr als nur „Bild“?

Haben die ÄLoHIM nur die Bleichgesichter erschaffen?

Hat TsäLäM = „Schattenbild“ etwas mit geklonten „Zellen“ zu tun?

Ist ADaM eine identische Kopie des ÄLoHIM in verschiedenen Rassen?

X. Kapitel: 1. Mose 2:7

Kann ein „zusammengesetztes System“ durch Zufall entstehen?

Sind die Menschen als primitive „Form“ der ÄLoHIM geschaffen?

ADaM bedeutet „Roter“, „Erdgleicher“, „Irdischer“ – nicht „Mensch“?

Kommt ADaM vom Mars oder heißt ADaMaH „gerötetes Erdland“?

Ist ADaM wegen des Wortes DaM = Blut mit den ÄLoHIM blutsverwandt?

Die Menschheit als Erbe der Raumfahrt betreibenden ÄLoHIM

XI. Kapitel: Der Jahwe-Kult

Darf man nach dem Ursprung der Götter – auch von JHWH – fragen?

Das Wort JHWH als multisemantischer Begriff

Ist JHWH als Ureinheit aller Dinge mit der Zelle eines Menschen identisch?

Ist JHWH der Name Gottes oder ein Begriff für das Werden von Leben?

Gingen alle höheren Lebensformen des Universums aus JHWH hervor?

War JaHWäH ein niederer Befehlsempfänger der ÄLoHIM?

Ist JöHoWaH das „allgebiets Fortdauernde“ und „durch Dynamik Werdende“?

Ist JHWH ein Symbol für A, C, T und G, die vier Basen der DNA?

Ist JHWH ein Symbol für die Binärsprache und für ein Computerprogramm?

Ist JH JHWH ein Symbol für die Verschlüsselung der DNS und das Leben?

Ist JHWH ein Symbol für H, C, O und N sowie für das Zytoplasma?

Ist JHWH ein Symbol für vier Geschlechter?

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt (VII) – JHWH als unzerstörbare Bibliothek?

Was bedeutet JHWH für Erkenntnistheorie, Metamathematik, Aussage-Logik?

Der Wortlaut einer (genialen?) Patentschrift im Nachwort

Anmerkungen

Ein klärendes Vorwort von Nicolas Benzin

Sehr geehrter Herr Schütz!

Im Jahr 2000 versorgte ich den in Italien lebenden Informatiker Dieter Vogl von Zeit zu Zeit mit deutschsprachiger Literatur, die damals noch nicht so einfach über das Internet zu beziehen war, wie heute. Darunter befanden sich auch Bücher der englischen Renaissance-Historikerin Frances A. Yates über den italienischen Naturphilosophen Giordano Bruno. Unter anderem Graphiken aus Brunos Werken führten Dieter Vogl nach jahrzehntelangen Studien der jüdischen Geheimlehre Kabbala dazu, nunmehr zu erkennen, was es mit den von den Kabbalisten dargelegten Korrelationen zwischen den hebräischen Buchstaben als Zahlenwerten und menschlichen Körperteilen für eine Bewandtnis hat.

Ich wurde nun kurzfristig für eine Woche nach Italien gebeten, um in diese Entdeckung eingeweiht zu werden. Es stellte sich heraus, dass die insbesondere in dem Buch Sefer Jezira enthaltenen Korrelationen unter Einbeziehung der um das Jahr 2000 neu aufgekommenen Methoden der Biotechnologie dazu dienen könnten, menschliche Organe zu „rekonstruieren“ (einfach gesagt: sie mit allen notwendigen Blut-, Lymph- und Nervenbahnen in vitro in Form und Funktion nachwachsen zu lassen).

Die einschlägigen Unterlagen, Gesetze und Verordungen für eine Patentanmeldung beim Europäischen Patent- und Markenamt (EPMA) lagen bereits im Hotel auf dem Tisch. Zusammen haben wir in dreitägiger Arbeit eine Patentschrift entworfen, die dann – ich glaube es war im Juni 2000 – durch einen Fachanwalt für Patentrecht beim EPMA eingereicht wurde. Die Anmeldung mit einer Eingangsbetätigung des EPMA und die Anwaltsrechnung habe ich in der Hand gehabt. Was weiter aus der Patentanmeldung geworden ist, weiß ich leider nicht. Für die Patentverwertung wurde von Dieter Vogls Schwiegersohn bei Stuttgart die ChromoTec GmbH gegründet (*). Diese Firma sollte über Patent-Lizenzierungsverträge die weltweite Vermarktung des genetischen Verfahrens zur Rekonstruktion menschlicher Organe wahrnehmen. Die Erträge sollten zum Wohle der Menschheit eingesetzt werden. Ein Gremium von sieben Erhaltern des Werkes (m/w) sollte im Rahmen eines begünstigten gemeinnützigen Vereins darüber wachen und die weitere Forschung vorantreiben.

Der damaligen Firma BioTissues Technologies AG, einer Art Ausgründung der Uni Freiburg/Br., war es gerade gelungen, ein menschliches Ohr in einer künstlichen Matrix nachwachsen zu lassen (und weitere Patente wie z. B. flüssige Eigenhaut für offene Diabetiker-Beine oderin vitro nachwachsende Knorpel anzumelden). Erst im Jahr 2008 sollten dann ganze Organe nachgezüchtet werden können, immer in einer künstlichen Matrix. Die offentlich-rechtlichen Fernsehsender überschlugen sich in enger Taktung mit Dokumentationen und Talkrunden zu diesem Thema, heute kann sich kaum jemand an diesen Hype erinnern. Nach dem von der Firma ChromoTec GmbH zum Patent angemeldeten Verfahren soll eben keine Matrix mehr für das Nachwachsen menschlicher Organe in Form  u n d  Funktion erforderlich sein, darum wurde das Projekt „Urmatrix“ getauft.

Während wir durch die Straßen von Marina die Massa wanderten, war uns bewusst, dass wir uns mit dem Projekt entweder enorm lächerlich machen oder es zur Weltsensation geraten könnte. Das mögliche Ergebnis sollte es uns aber wert sein.

Da nach Ansicht von Dieter Vogl das kabbalistische Wissen nicht vom Himmel gefallen, sondern von den Älohim (einer extraterrestrischen Intelligenz) an die Weisen des Volkes Israel übermittelt worden ist, wäre die Existenz eines in den kabbalistischen Schriften überlieferten Wissens auch ein Beweis für die sogenannte Paläo-SETI-Hypothese, die den Besuch extraterrestrischer Wesen auf dem Planeten Erde samt genetischer Eingriffe am Urmenschen (mindestens im Tier-Mensch-Übergangsfeld) postuliert. Das neu entdeckte Verfahren bedürfe also der Rückkoppelung mit der materiell-technisch orientierten Paläo-SETI, ohne „spirituelle“, archetypische oder ähnlich gelagerte Interpretationsmethoden heranzuziehen. Dies alles müsse umfassend auch schriftlich dargelegt werden.

Da mir im Rahmen des Paradigmas der Paläo-SETI dies alles schlüssig erschien, habe ich mich bereiterklärt, den enormen Ideenfluss von Dieter Vogl mit ihm zu diskutieren und die von ihm gelieferten Texte zu lektorieren. Von den kritisierten Stellen aus den Bänden I und II habe ich nichts geschrieben und auch keinen dieser Gedanken selbst entwickelt und beigesteuert. Da ich die einzelnen Abschnitte jedoch bunt gemischt „häppchenweise“ vor der Zusammenstellung und Veröffentlichung zum Lesen, zur Diskussion mit Dieter Vogl am Telefon und Groblektorat erhalten habe, muss ich mir diese auch zurechnen lassen. An der Entstehung von Band III war ich gar nicht beteiligt und hatte Dieter Vogl per E-Mail mitgeteilt, dass dieser Band nicht unter meinem Namen erscheinen kann. Vom Verleger Gerd E. König habe ich einige Wochen nach dem Erscheinen ein Freiexemplar erhalten. Am wirtschaftlichen Erfolg der Trilogie bin ich ebensowenig beteiligt, wie ich einen Vertrag mit dem Verlag habe (was auch nicht meine Absicht gewesen ist).

Meine Hauptaufgabe war es, Sätze, die in den einzelnen Manuskript-Abschnitten über eine dreiviertel Seite gehen, zumindest ein wenig lesbarer aufzuspalten. Alle Teile bestanden fortwährend aus Schachtelsätzen, die kaum verständlich sind, für jemanden, der nicht in der Materie steckt. Ich glaube, im Band I der Urmatrix ist mir dies noch einigermaßen gelungen, bei Band II war es so, dass ich irgendwann durch die ständigen Umformulierungen und neuen Ideenreichtum von Dieter Vogl das Gefühl hatte, vieles schon einmal gelesen zu haben. Da ich die einzelnen Abschnitte nicht selbst zu einem Gesamtmanuskript zusammengesetzt habe, sondern die korrigierten Abschnitte immer gleich wieder zurückgeschickt habe, sind mir die Inkohärenzen erst aufgefallen, als ich – ja, natürlich auch ein wenig stolz – das fertige Buch in der Hand hatte.

Zum Gesamtwerk habe ich etwas über die Geschichte der Mikroskopie in der frühen Neuzeit und die Befassung jüdischer Gelehrter mit dem Sefer Jezira textlich beigetragen. Dabei handelt es sich jedoch weniger um originelle Thesen, sondern um rein wissenschafts- bzw. geistesgeschichtliche Darstellungen. Ich kann die Passagen jetzt nicht auf Anhieb benennen.

Die Schlussfolgerungen zur Medizin im alten Ägypten in Band II würde ich heute so in großen Teilen (als Beispiel nur der „Ovarienbaum“) auch nicht mehr vertreten können, nachdem ich mich selbst mit der einschlägigen Fachliteratur (dt., engl., frz.) der letzten 120 Jahre ausgiebig befasst habe.

Über die Methode der Induktion haben Dieter Vogl und ich wiederholt unterschiedliche Auffassungen gehabt, da ich ihm immer wieder die einschlägigen Forderungen nach einer Deduktionsmethode von Hume bis Popper dargelegt habe. Andere Vertreter der Paläo-SETI-Hypothese hatten zu dieser Zeit offensichtlich gerade Popper entdeckt, wie Luc Bürgin (dezidiert mit Namensnennung in einem Buch) und Walter-Jörg Langbein (der Methode des kritischen Rationalismus von Popper in einem Buch folgend), der auch ein Vorwort zur Urmatrix beigesteuert hat. Bei Dieter Vogl als entschiedenem Anti-Popperianer konnte ich mir damals aber kein Gehör verschaffen. Nun ja, einer muss bei einem solchen Mammutprojekt das Heft in der Hand haben und einen einheitlichen Stil gewährleisten. Wer das ebenfalls einer Kritik unterzogene thematisch verwandte Buch „Giordano Bruno und die okkulte Philosophie der Renaissance“ von mir liest (hier allerdings ohne Bezug zur Paläo-SETI, obwohl es ursprünglich Teil der Urmatrix-Trilogie werden sollte), sieht zumindest den stilistischen Unterschied.

Die Korrelationen zwischen „Himmel und Erde“ der Hermetik und die Zielgerichtetheit von Alchimie und Kabbala (im Sefer Jezira und Sefer ha Bahir) hin auf die „Wissenschaft vom Leben“ stehen für mich weiterhin außer Zweifel. Über das „Wer“, „Wann“ und „Warum“ dieser Überlieferungsketten lässt sich allerdings streiten.

Nicolas Benzin

 Einführung in ein monumentales Werk

Sehr geehrter Herr Vogl, sehr geehrter Herr Benzin!

In drei Bänden entfalten Sie ihre „Entdeckung der Urmatrix“ mit dem Untertitel: „Die genetische Rekonstruktion menschlicher Organe“ (**):

Band I: „Auf der Spur der Schöpfungsformel“
Band II: „Die Ureinheit aller Dinge“
Band III: „Der Baum des Lebens“

Da aus dem Text nicht hervorgeht, wer von Ihnen welche Kapitel oder Abschnitte des Buches formuliert hat bzw. für Endredaktion, Layout und Lektorat gesorgt hat, mag sich der jeweils Verantwortliche angesprochen fühlen. Nach dem, was Sie, Herr Benzin, im Vorwort dargelegt haben, gehe ich davon aus, dass ich als Hauptansprechpartner allerdings Sie, Herrn Vogl, mit meinen kritischen Bemerkungen zu adressieren habe.

Zitatbelege mit römischer Zahl I, II oder III und Seitenangabe beziehen sich auf die in meinem Text jeweils folgenden Zitate aus einem der drei vorliegenden Bände. Ausführliche Zitate aus Ihrem Buch sind jeweils blau hinterlegt.

 Was verstehen Sie eigentlich unter „Urmatrix“?

Über 1000 Seiten umfasst das Buch „Die Entdeckung der Urmatrix“, und nach der Lektüre weiß ich immer noch nicht genau, was Sie mit dem Wort „Urmatrix“ letztlich genau meinen. Denn es kommt gar nicht so oft vor. Außer in Überschriften oder Verweisen auf andere Bände ist es im ersten Band an genau zwei Stellen zu finden, im zweiten Band überhaupt nicht und im dritten Band an vier Stellen.

Zum ersten Mal benutzen Sie es auf Seite I,23:

„Denn wie im Innersten jeder menschlichen Zelle 23 Chromosomenpaare die Urmatrix des Lebens bilden und diese durch Kombinatorik die Urschrift des Lebens bilden, so bilden im Äußeren die 22 + 4 Schriftzeichen des hebräischen Alphabets die archetypische Potenz und Reihenfolge jeder Art von biologischer Entwicklung.“

Das würde bedeuten, dass die Urmatrix des Lebens aus den Chromosomen der menschlichen Zellen besteht. Inwiefern gerade 22+4 hebräische Schriftzeichen dazu eine Analogie bilden sollen und nicht etwa 22+1, bleibt ebenso unklar wie diese hinzugefügten 4 Schriftzeichen selbst, denn das hebräische Alphabet besteht nur aus 22 Konsonanten.

Weiterhin hat die Urmatrix „mit Zeugung, Werden und Geburt zu tun“. Das geht aus der zweiten und dritten Erwähnung des Wortes auf Seite I,266 im Zusammenhang mit der allegorischen Deutung des Hohenlieds der Bibel hervor:

„Um was geht es in diesem biblischen Werk und warum nehmen wir es, im Zusammenhang mit der Entdeckung der Urmatrix, als Beispiel.

Nun die Entdeckung der Urmatrix hat mit Zeugung, Werden und Geburt zu tun, denn nur in diesem Zusammenhang sind die Texte des TeNaK, die ihrerseits mit den Genen und über diese mit den Chromosomen auf das Engste verknüpft sind, zu verstehen. Das Hohelied, welches auch als das Lied der Lieder bezeichnet wird, ist eine Folge von Gedichten, die sich ausschließlich mit der Liebe zwischen Frau und Mann befassen.“

In der Einleitung des dritten Bandes heißt es (III,18):

„Die fünf Bücher Moses, die die jüdische Torah bilden, bestehen aus einem originär in hebräischen Konsonanten abgefassten Text. Dieser Text berichtet auf der exoterischen Ebene über die Geschichte der Entwicklung des Universums, der Erde, der frühen Menschheit und dem Werdegang des jüdischen Volkes.

Auf der esoterischen Ebene der Konsonantenschrift versuchen nun die Kabbalisten die wahren Geheimnisse des Universums und der Schöpfung sowie die Zielgebung des Menschen zu ergründen. Die Entschlüsselung dieser Urmatrix wird die Biowissenschaften revolutionieren.“

Hier wird die Urmatrix mit einem Code gleichgesetzt, der Ihnen zufolge im Text der jüdischen TORaH verschlüsselt wurde.

Und (so III,30) „nur durch die Entdeckung der Urmatrix“ konnten Sie „beim Europäischen Patent- und Markenamt zwei Hauptpatente mit 40 Nebenpatenten … für die genetische Rekonstruktion von menschlichen Organen“ anmelden, denn die hebräische TORaH

„nimmt in allen ihren Teilen vorweg, was die Angehörigen der weltweit forschenden Wissenschaftlerteams herausfanden, als sie das Erbgut des Menschen und damit die Handschrift JHWHs entschlüsselten.“

Auf Seite III,270 schließlich bringen Sie die Urmatrix mit dem hebräischen Gottesnamen JHWH in Verbindung, denn ohne die eingehende Auseinandersetzung „mit dem hebräischen Gottesbegriff“ hätten Sie

„niemals die biologischen, chemischen, physikalischen und mathematischen Zusammenhänge in ihrer gesamten Tragweite erkannt, die sich hinter den vermeintlichen Gottes Namen verbergen. Zumindest hätten wir nicht begriffen, dass sich im Gottesnamen JHWH, durch die Vereinigung von Buchstabe, Zahl und Symbol, uns erst die Urmatrix, die Basis des Lebens erschließt.“

Auf Seite III,289f. schließlich halten Sie es für möglich,

„dass die höchsten Lebensformen im Universum nach einem gemeinsamen Prinzip aufgebaut sind, einen einheitlichen Genotypus haben und deshalb womöglich auf ein und dieselbe biologische Matrix – eine Art Urmatrix – zurückzuführen“

und

„dass alle höheren Lebensformen im Universum, insbesondere aus genotypischer Sicht, an diese Urmatrix gebunden sind…

Möglich wäre dies durchaus, denn der TORaH-Text weißt eindeutig darauf hin, dass die ÄLoHIM den Menschen nach ihrem Bild und in ihrer Gleichheit erschaffen.“

Weitere Beschreibungen, Erläuterungen oder gar eine grundlegende begriffliche Definition dieser Urmatrix, um deren Entdeckung es doch in Ihrem Werk gehen soll, sind in allen drei Bänden nirgends enthalten.

Erst durch Ihr für diese Buchbesprechung verfasstes Vorwort, lieber Herr Benzin, ist mir klar geworden, worauf sich dieses Wort tatsächlich bezieht, nämlich dass nach „dem von der Firma ChromoTec GmbH zum Patent angemeldeten Verfahren … eben keine Matrix mehr für das Nachwachsen menschlicher Organe in Form  u n d  Funktion erforderlich sein“ soll, ganze Organe vielmehr in einer Urmatrix nachwachsen sollen.

 Was verstehen Sie unter den ÄLoHIM?

Eben kam in einem Satz, den ich von Ihnen zitiert habe, das unübersetzte Wort ÄLoHIM aus der hebräischen Bibel vor, das für Sie sehr wichtig ist. Das Wort ist formal die Mehrzahl des Wortes ÄLOHa = „Gott“; es kann auch „Götter“ bedeuten, bezeichnet aber meistens (vor allem mit dem Artikel HaÄLoHIM, manchmal aber auch ohne Artikel) den Einen Gott Israels (wobei zugehörige Tätigkeitswörter und Beifügungen normalerweise in der Einzahl stehen). Das heißt: Das Wort ÄLoHIM in der Bibel ist mit „Gott“ oder „Götter“ zu übersetzen, je nachdem, ob ein einzelner Gott, speziell der Gott Israels, oder die Götter anderer Völker gemeint sind.

Sie sehen das vollkommen anders (I,110):

„Für uns sind die ÄLoHIM nichts anderes als die Vertreter einer außerirdischen Spezies, die den Auftrag erhielt, die irdische Schöpfung nach oberen Vorbildern durchzuführen.“

Von daher bestreiten Sie heftig die Behauptung der Theologen (III,226),

„dass die ÄLoHIM mit dem allmächtigen Gott der Juden und Christen identisch sind. Was unserer Ansicht nach keinesfalls zutreffen kann, weil vor allem die TORaH selbst diesem klerikalen Postulat recht heftig widerspricht.“

Ein solches klerikales Postulat wäre etwas, was christliche Geistliche gegen den Geist der hebräischen Bibel behaupten würden. Aber in diesem Punkt sind sich Milliarden Christen und Millionen Juden einig: Die Bibel beschreibt mit dem Wort ÄLoHIM tatsächlich den allmächtigen Gott.

Warum habe ich das Buch von vorne bis hinten gelesen?

  1. Es hat mich fasziniert, mit wie viel Enthusiasmus und Ausdauer Sie ihre in meinen Augen völlig abwegigen Theorien auf über 1000 Seiten zu belegen versuchen. Sie weisen immer wieder darauf hin, dass es bisher keine Beweise gibt, bestehen aber darauf, dass zahlreiche Indizien Ihre These so gut wie unangreifbar machen. Ja, allein die Aussicht, dass in naher Zukunft bisher undenkbare gentechnologische Manipulationen möglich sein könnten, beweist in Ihren Augen, dass bereits die Schöpfung der Menschheit mit den Mitteln der Gentechnologie vollzogen worden sein muss. Neugierig war ich, welche Indizien Sie dafür denn nun tatsächlich anführen würden.
  2. Ein gewisses schriftstellerisches Geschick muss ich Ihnen zubilligen. Sie unterteilen ihr Gesamtwerk in drei Bände, die jeweils bestimmte zum Verständnis ihrer Gesamtthese notwendigen Themenschwerpunkte behandeln (Bibel und Kabbala / Alchimie und altägyptische Quellen / Anatomie und Geschichte der Medizin), bis Sie am Ende des dritten Bandes auf die Bibelexegese zurückkommen und das für ihre These zentrale JHWH-Symbol entfalten. Jedes Kapitel enthält wiederum kurze Unterkapitel mit meist nur wenigen Seiten und überschaubaren Spannungsbögen, die in einer in der Regel (allerdings vor allem in Band III nicht immer) leicht lesbaren Weise geschrieben sind. Geht es um schwierige fachwissenschaftliche Themen, so erwecken Sie den Eindruck, auch dem Laien das Wesentliche rasch erklären zu können.
  3. Der wichtigste Grund, warum ich das Buch bis zum Ende gelesen habe, ist aber folgender: Offenbar gibt es Menschen, die Ihre Thesen nachvollziehbar finden. Natürlich ist mir bewusst, dass ich hartgesottene Vertreter der Paläo-SETI-Forschung nicht von der Irrigkeit ihrer Annahmen überzeugen kann. Aber es mag auch Menschen geben, die denken: Wenn jemand so viel Energie in ein Projekt investiert wie Sie, dann muss doch etwas dran sein. Wenn Sie so gründlich Bibel und Kabbala, Alchemie und Hermetik, Ägyptologie und medizinische Geschichte studiert haben, dann spricht möglicherweise doch eine Menge dafür, dass man Ihre These nicht einfach in Bausch und Bogen zurückweisen sollte. Und deswegen wollte ich Ihre Argumente von vorn bis hinten ernstnehmen und so gründlich, wie es mir möglich ist, überprüfen.

Eine Reihe nerviger Äußerlichkeiten

Allerdings schicke ich vorweg, dass mich abgesehen vom Inhalt auch ein paar Äußerlichkeiten sehr genervt haben:

  1. Die sehr häufigen Wiederholungen mancher Ausführungen, wenn auch in vielfacher Abwandlung, insbesondere der mehrfachen wortwörtlichen Wiedergabe bestimmter Bibelzitate.
  2. Die ständigen Vor- und Rückverweise auf spätere oder frühere Stellen im vorliegenden Werk oder auch auf andere Bücher vor allem von Ihnen, Dieter Vogl. In manchen Fällen begründen Sie das damit, dass Ihnen im vorliegenden Buch nicht genügend Platz für wesentliche Erläuterungen zu Ihrer These zur Verfügung steht. Vielleicht hätten Sie stattdessen lieber manche Wiederholung weglassen sollen. Außerdem enthalten zahlreiche letzte Seiten von Unterkapiteln nur wenige Zeilen und ansonsten genügend weißen Raum für zusätzlichen Text.
  3. Die mangelnde Sorgfalt beim Korrekturlesen. Besonders der dritte Band enthält extrem viele orthographische Fehler sowie fehlende oder falsch gesetzte Kommata; es macht keinen guten Eindruck, auf jeder Seite durchschnittlich 2 Fehler vorzufinden (beispielsweise „ließt“, „fliest“ und „Gradwanderung“, „Hesoid“ statt „Hesiod“, Leonard Adelman“ statt „Adleman“, „das“ statt „dass“ und umgekehrt sowie viele weitere Flüchtigkeitsfehler). Falls also in Zitaten Fehler auffallen – sie stammen nur in den seltensten Fällen von mir.

Band I:
Auf der Spur der Schöpfungsformel

Drei Kapitel (siehe Inhaltsverzeichnis I,6-9) enthält der erste Band der Urmatrix. Im ersten geht es um die Bibel, das „Buch der Bücher“, insbesondere das Alte Testament, im zweiten um die „Kabbala“ als einer besonderen Art, mit der biblischen Überlieferung umzugehen, und im dritten nochmals um „Methoden der Schriftauslegung“, also den regelgerechten Umgangs mit den Texten der Bibel.

Walter-Jörg Langbeins Vorwort zur angewandten Paläo-SETI-Forschung

Das Vorwort des ersten Bandes hat der Theologe Walter-Jörg Langbein verfasst. Vom ersten Satz an macht er klar, was den Leser Ihrer Urmatrix-Trilogie erwartet: Es geht um (I,13) „angewandte Paläo-SETI“.

Da die Abkürzung nirgends im Buch erklärt wird, musste ich allerdings erst einmal googeln, was SETI eigentlich bedeutet: „Search for Extra-Terrestrial Intelligence“. Im Klartext: Sie sind überzeugt davon, dass vorzeitliche Besucher aus dem Weltall auf der Erde gewesen sind und so viele Spuren hinterlassen haben, dass man ihre Anwesenheit gar nicht leugnen kann. Zwar könne man heute noch nicht beantworten, mit welchen Mitteln sie die unüberbrückbar erscheinenden Distanzen zwischen den Sonnensystem des Alls zurückgelegt haben, aber das sei auch nicht notwendig, denn: sie waren nun einmal hier – weil sie ja (angeblich) viele Spuren hinterlassen haben. Und sie waren es auch, die den Menschen erschufen, und zwar (I,12) „durch einen gentechnischen Eingriff, als intelligentes Lebewesen“. Beweise dafür gibt es zwar noch nicht, aber, so Langbein (I,13): „Eines Tages wird der definitive Beweis gefunden werden.“

Nun könnte man sagen: Was soll‘s? Die einen glauben an Gott, die anderen an den Urknall, noch andere an vorzeitliche Besuche von Aliens auf der Erde. Mit der „Entdeckung der Urmatrix“ wollen Sie jedoch mehr als ein weltanschauliches Werk über die Entstehung der Menschheit und ihrer Zivilisation vorlegen: „Angewandte Paläo-SETI, das ist in die Praxis umgesetzte Theorie.“ Auf die gentechnologischen Erkenntnisse und Verfahren, mit denen die Außerirdischen vor Jahrtausenden die Menschheit als intelligente Spezies auf dieser Erde erschufen, können Paläo-SETI-Forscher heute zurückgreifen, um die heutige Gentechnologie weiterzuentwickeln und zu vervollkommnen, damit es schon bald möglich sein wird, menschliche Organe zu klonen und menschliches Leben in erheblichem Ausmaß zu verlängern. In diesem Sinne fordert Langbein (I,15) recht euphorisch dazu auf,

„das von Paläo-SETI-Forschern entdeckte Wissen heute [zu] nutzen.

Dann wird es möglich sein, Menschen zu helfen, die heute noch in Hoffnungslosigkeit versinken. Dann werden der Medizin Möglichkeiten offen stehen, die heute noch als sinnlose Fantastereien erscheinen müssen. Dann werden wir erleben, was für uns heute noch unmöglich erscheint. Paläo-SETI und Gentechnologie angewandt, können gemeinsam segensreich für den Menschen sein. Chancen bieten sich an. Nutzen wir sie! Hören wir nicht auf die Neinsager aus Prinzip! Sagen wir Ja!“

Hoffe ich auf Grund dieses Vorwortes tatsächlich auf Erkenntnisse, die die moderne Gentechnologie und Organverpflanzungsmedizin entscheidend voranbringen?

Definitiv nein, das gebe ich von vornherein zu. Allerdings habe ich trotzdem – siehe oben – die „Urmatrix“-Bücher mit einer Mischung aus Faszination und Kopfschütteln bis zum Schluss gelesen, weil ich einfach neugierig war, wie Sie ihre meines Erachtens unhaltbaren Theorien zu beweisen versuchen würden. Oder würden Sie mich am Ende vielleicht doch überzeugen können?

Dieter Vogls Patentschrift beim Europäischen Patentamt München

Auch Sie lassen vom ersten Satz ihres Buches an keinen Zweifel daran, dass Sie (I,16) „den vorgeschichtlichen Besuch außerirdischer Raumfahrer auf dem Planeten Erde“ durch „Hunderte von Indizien“ für inzwischen ausreichend belegt halten. Ebenso klar ist Ihnen: „Der Mensch entstand durch eine gezielte künstlich herbeigeführte Mutation“, und Erich von Däniken ist Ihr verehrter „Prophet der Vergangenheit“, der Sie dazu inspiriert hat, „unmöglich erscheinde Projekte anzupacken“. Das Projekt, das Sie in ihrem dreibändigen Werk beschreiben wollen, fassen Sie vollmundig mit folgenden Worten zusammen (I,18):

„Wir werden wohl nicht bis zum Jahr 2008 auf nachwachsende Organe zu Transplantationszwecken warten müssen. Nachdem sich nun abzuzeichnen scheint, dass die Wissenschaft der ‚Götter‘ die Möglichkeiten der irdischen Technik vorwegnimmt, ist es nun höchste Zeit, einen neuen Fachbereich unserer Forschungsrichtung aus der Taufe zu heben: Die angewandte Paläo-SETI-Forschung.“

Im Rahmen dieser Forschung beanspruchen Sie, Dieter Vogl, bereits im Jahr 2000, „ein mikrobiologisches Verfahren zur genetischen Rekonstruktion menschlicher Organe unter Verwendung von körpereigenen Zellen und der darin enthaltenen Erbinformationen“ entwickelt zu haben, das erhebliche Vorteile gegenüber der bisherigen Transplantationsmedizin aufweist. Zum Beispiel wird man nicht mehr auf einen (I,19) „genetisch möglichst kompatiblen Fremdspender“ angewiesen sein, und das „hohe Risiko der Abstoßung von transplantierten Fremdorganen“ wird auch nicht mehr bestehen.

Dass für dieses Verfahren bereits ein Patent beim Europäischen Patentamt München angemeldet wurde, bedeutet aber nicht, dass es ausgereift genug wäre, um in absehbarer Zeit in die Tat umgesetzt zu werden (1). Sie begründen das damit, dass (I,20) „die Angehörigen der wissenschaftlichen Disziplinen, die an der Bewältigung der auftretenden Probleme arbeiten, oftmals nicht offen genug für neue Entdeckungen oder alternative Verfahrenswege“ sind, und beklagen sich zum Beispiel, dass eine

„dpa-Redakteurin, ihres Zeichens Biologin, … die Verbreitung einer Nachricht über unser Verfahren strikt ab[lehnte], weil es einerseits durch einen Informatiker entwickelt wurde und wir andererseits keinen Professor der Biologie angeben wollten, der unsere Methode theoretisch geprüft hat.“

Was Sie an dieser Stelle über das von Ihnen patentierte Organ-Klonierungs-Verfahren schreiben, wirkt meines Erachtens allerdings auch nicht besonders Vertrauen erweckend (I,19), zumal eine „mathematische Formel für das mikrobiologische Verfahren zur genetischen Rekonstruktion von Organen“ darin vorkommt, die „((3)+1)“ lautet und sich auf die „drei grundlegenden Chromosomen … 1, 13 und 21“ beziehen soll. Ich bin gespannt, in welcher Weise Ihr Buch darüber Aufschluss zu geben versucht, was genau Sie damit meinen und welchen Sinn das macht.

Das Alte Testament als jüdischer TeNaK

In der (I,22) „Einleitung zu Band I der Entdeckung der Urmatrix“ wollen Sie, um dem Alten Testament als jüdischem Dokument gerecht zu werden, die Bezeichnungen (I,23) „Altes Testament“, „Erstes Testament“ und auch „Hebräische Bibel“ vermeiden und bevorzugen die Bezeichnung TeNaK, die sich „aus den Anfangsbuchstaben der Begriffe TORaH, NöBhIIM und KöTUBhIM“ zusammensetzt (2).

Das entspricht tatsächlich dem jüdischen Verständnis ihrer Heiligen Schrift, deren Bücher anders eingeteilt sind als im christlichen Alten Testament. Die fünf Bücher Mose bilden die Tora (was ich mit „Wegweisung“ übersetzen würde, Sie allerdings halten „Zielgebung“ für einzig richtig). Zu den Nebiim = „Propheten“ gehören die vier Bücher Josua, Richter, Samuel und Könige als Vordere Propheten und die vier Bücher Jesaja, Jeremia, Hesekiel und das Zwölfprophetenbuch (der christlich so genannten Kleinen Propheten) als Hintere Propheten. Auch die Ketubim = „Schriften“ sind in zwei Mal vier Bücher eingeteilt: Psalmen, Sprüche, Hiob, Fünf Rollen (Hoheslied, Rut, Klagelieder, Prediger, Ester) sowie Daniel, Esra, Nehemia und Chronik.

Ihre Begründung für den Verzicht auf die Bezeichnung „Altes Testament“ für den TeNaK (3) entbehrt aber nicht einer gewissen Komik. Angeblich solle dadurch der Anschein erweckt werden (I,24),

„als wäre er für uns Christen allein gemacht worden. Dass der TeNaK dies nicht ist, dem wird man aber als Christ erst dann gewahr, wenn wir uns ausführlicher mit der Geschichte dieses Werkes befassen und erschreckt feststellen müssen, dass darin nichts von Christentum oder gar von Jesus Christus steht. Auch wenn bereits die Evangelisten und die Kirchenväter es so erscheinen lassen wollten: Eine Verbindung zwischen dem Alten und dem Neuen Testament ist nur konstruiert.“

Ich denke mal: Jeder einigermaßen informierte Christ weiß, dass das Alte Testament nicht von Jesus Christus, sondern vom Volk Israel handelt. Zugleich aber beziehen sich die Schriften, die später im Neuen Testament zusammengefasst wurden, legitim auf den TeNaK, indem sie Jesus als den dort verheißenen Messias Israels begreifen und den Gott Israels als Vater Jesu Christi und einzigen Gott allen Völkern verkünden.

Bedenkenswert ist dennoch der Gedanke (I,24),

„dass wir Christen, obgleich das Christentum aus dem Judentum hervorging, regelrechte Eindringlinge in diesen religiösen Kulturrahmen sind. Eindringlinge, die den TeNaK nur für ihre Zwecke ausnutzen, ohne dabei einen wirklichen Zugang zu diesem wichtigen Werk der Menschheitsgeschichte anzustreben. Wir können allerdings auch, selbst wenn die Wenigsten dies wirklich anstreben, einen Zugang zur althebräischen Tradition und in diesem Zusammenhang zum TeNaK öffnen. Diese Öffnung ist aber nur durchführbar, wenn wir uns der Gedankenwelt des althebräischen Weltbildes nicht verschließen und die hebräischen Überlieferungen und die theologischen Auslegungen der hebräischen Schriftgelehrten als völlig gleichberechtigte Religionsform anerkennen. Dies zu tun, dazu ist aber kaum ein Christ in der Lage.“

Ich zitiere diesen Gedankengang deswegen so ausführlich, weil Sie in diesem Punkt wirklich Recht haben. Ursprünglich ist der TeNaK ein jüdisches Buch, und selbst die neutestamentlichen Gestalten von Jesus bis Paulus versteht man nur richtig, wenn man bedenkt, dass sie auf dem Hintergrund des althebräischen Weltbildes gedacht, geglaubt und gehandelt haben. Als christlicher Pfarrer der evangelischen Kirche bin ich mir dessen sehr bewusst.

Die Frage stellt sich mir aber, ob Sie ihrem hier formulierten Anspruch selber gerecht werden, wenn Sie den TeNaK im Sinne Ihrer Paläo-SETI-Hypothese dann doch sehr einseitig und in einer krassen Engführung auslegen werden.

Und ob Sie Ihre vorweggenommene Behauptung begründen können, dass der TeNaK nicht (I,22) „lediglich eine umfangreiche Sammlung von unterschiedlichen Glaubenszeugnissen darstellt, die in etwa einem Zeitraum von einem Jahrtausend altisraelitischer Geschichte entstanden“ sind, sondern er vielmehr „schnell und in kürzester Zeit, quasi mit einem Mal“ entstanden ist, wird ebenfalls genau zu prüfen sein.

Den gesamten ersten Band Ihrer Trilogie widmen Sie jedenfalls (I,24) „dem TeNak und den damit verbundenen wichtigsten Aspekten dieses Werkes“, und zwar

„nur deshalb, weil wir im Vorfeld seinen Inhalt auf seine Glaubwürdigkeit hin überprüfen müssen. Neben den kabbalistischen Werken, insbesondere dem ‚Sefer ha Jezira‘, ist es nämlich letztlich der TeNaK, der die Grundlage unserer bislang auf drei Bücher angelegten Reihe und der darin dargelegten Paläo-SETI-These bildet. Und so traurig es für uns auch wäre, wir müssen zu uns selbst so ehrlich sein, dass unsere Hypothese in sich zusammenfallen würde, wenn sich auch nur ein einziger Punkt in der von uns angenommenen Stellung des TeNaK als falsch erweisen sollte.“

Ich werde so ehrlich sein, es nicht zu verschweigen, wenn mir bezüglich der von Ihnen angenommenen „Stellung des TeNaK“ oder der Prüfung seiner „Glaubwürdigkeit“, wie Sie sie verstehen, fehlerhafte Argumentationen auffallen werden.

Zur deutschen Umschrift hebräischer Wörter

Bei der Benennung der drei Teile des biblischen TeNaK sind wir bereits auf die Art gestoßen, wie Sie hebräische Wörter umschreiben (4): Großbuchstaben sollen für die hebräischen Konsonanten stehen, Kleinbuchstaben für die im Bibeltext nur durch eine Punktierung angezeigten Vokale. Dass Sie dabei ein nur angedeutetes kurzes „e“ mit „ö“ wiedergeben, ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber hinnehmbar. Aus zwei anderen Gründen war es allerdings für mich an vielen Stellen des Buches nicht immer leicht, das richtige hebräische Wort hinter den Umschreibungen wiederzuerkennen.

Erstens unterscheiden Sie die beiden hebräischen Konsonanten Aleph und Ajin nicht korrekt. Das sind so genannte Knacklaute vor einem Vokal, für die es in der deutschen Sprache keinen besonderen Buchstaben gibt (z.B. der Laut, mit dem Wörter wie „arbeiten“ oder die zweite Silbe in dem Wort „geehrt“ beginnen). Wo im Hebräischen einer dieser beiden Laute steht, umschreiben Sie jeweils beide mit dem groß geschriebenen Vokal, der diesem Konsonanten folgt (das wäre so, als ob sie die als Beispiel genannten deutschen Wörter mit ARBeiTeN und GeEhRT umschreiben würden).

Tabelle der Hebräischen Buchstaben in deutscher Umschrift (regulär und nach Vogl/Benzin)

Zweitens haben Sie Probleme mit ähnlichen, aber doch deutlich unterschiedenen hebräischen Konsonanten. Der Buchstabe Zajin, der als weiches S ausgesprochen wird, wird normalerweise mit Z umschrieben, während der Buchstabe Tsade in der Aussprache dem deutschen Z entspricht, aber zur Unterscheidung von Zajin mit Ts umschrieben werden sollte. Das geht bei Ihnen häufig durcheinander, genau wie Sie häufig die beiden T-Laute Tet und Taw verwechseln, die man mit T und Th umschreiben kann, oder auch die K-Laute K und Q und die Buchstaben Samech und Sin, die beide als scharfes S ausgesprochen werden und die man mit S bzw. Ss voneinander unterscheiden kann (5).

Selbst in einer Auflistung aller 22 hebräischen Buchstaben auf Seite III,155 sind einige davon falsch oder ungenau umschrieben (siehe Grafik).

In dieser Liste umschreiben Sie die beiden T-Laute korrekt, ansonsten verwenden sie meist genau umgekehrt Th für Tet und T für Taw.

Komplizierter wird die hebräisch-deutsche Umschrift noch dadurch, dass die Konsonanten B, K und P manchmal auch weich ausgesprochen werden können (als w, ch und f), das geben Sie in der Regel mit Bh, Kh und Ph wieder, manchmal aber auch nicht, so dass Sie zum Beispiel das Wort TeNaK nur selten mit TeNaKh umschreiben.

Wo ich in meinem eigenen Text hebräische Wörter umschreibe, richte ich mich nach der hier gezeigten regulären Tabelle. Meistens genügt es allerdings, mit einem groß geschriebenen Vokal auf den Buchstaben Aleph hinzudeuten; nur zur Unterscheidung ähnlicher Wörter, die mit Aleph oder Ajin geschrieben werden, verwende ich das Zeichen ˀ für Aleph zur Unterscheidung von ˁ für Ajin.

I. Kapitel: Das Buch der Bücher

Mit Recht legen Sie Wert darauf, dass (I,26) „die Frage nach der eigenen Position, also der religiösen Einstellung des oder der Forschenden, bei der exegetischen und theologischen Arbeit mit biblischen Werken“ eine wichtige Rolle spielt. Zu Unrecht unterstellen Sie jedoch den „meisten Theologen“, so zu tun, „als gäbe es nur die objektive und vollkommen konfessionslose Erforschung biblischer Schriften“, während Sie ihnen zugleich vorwerfen (I,27), „ihre eigenen Lehrsätze in die Exegese des TeNaK einfließen zu lassen“.

In wünschenswerter Klarheit legen Sie nochmals ihren Standort offen, dass Sie nämlich den TeNaK „aus der Sicht der Paläo-SETI-Hypothese“ theologisch begreifen und beurteilen möchten (I,27):

„Wir sind daher der Überzeugung, dass der Entstehungsprozess der alttestamentlichen Überlieferungen und letztlich die Kanonisierung des TeNaK, einerseits recht kurz gewesen ist und andererseits ein ungemein langer und recht beschwerlicher Weg war. Dies scheint ein Widerspruch zu sein. Er ist es aber nicht, wenn man berücksichtigt, dass die Vermittlung des biblischen Wissens durch die ÄLoHIM an die unterschiedlichen Chronisten des TeNaK immer in einem recht kurzen Zeitraum erfolgte, aber trotzdem die damit verbundenen geschichtlichen Ergänzungen mit Sicherheit etwa eine Zeitspanne von ungefähr 1000 Jahren umfasst hat.“

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt? (I)

Von dieser Voraussetzung her möchten Sie die Bibel auch aus (I,28) „wissenschaftlicher Sicht“ betrachten, nämlich „als Geschichtsbuch“, in dem zusätzlich noch ein geheimer „Code hinterlegt sein soll“, allerdings nicht um die Zukunft voraussagen zu können, sondern um verborgenes Wissen (I,29) „für Biologen und natürlich für das noch junge und noch nicht einmal ansatzweise offiziell anerkannte Gebiet der Paläo-SETI-Forschung“ zu erschließen (I,30):

„Das Geheimnis der Bibel besteht unserer Ansicht nach aus einem verschlüsselten Code, der sich aus den Buchstaben zusammensetzt. Und zwar so, dass nicht die Bedeutung von Buchstabensequenzen, also die Wörter maßgeblich sind. Das Geheimnis des Alten Testaments liegt ausschließlich in der Aneinanderreihung der Buchstaben. Was für ein Wort sich daraus ergibt, ist letztlich gar nicht so wichtig.“

Angeblich wurden „die Träger dieses Wissens“ um das Geheimnis des Alten Testaments in der Zeit um 1600 in den „europaweit inszenierten Hexen- und Ketzerverfolgungen durch die Kirche … fast vollkommen ausgerottet“, aber es ist nach wie vor entschlüsselbar (I,31):

„Sollte sich die Wissenschaft mit all ihren Möglichkeiten diesem Werk zuwenden, wird es zu einer Wissensexplosion kommen, wie sie in der Geschichte der Menschheit noch nie da gewesen ist.“

Zur DaBhaR-Bibelübersetzung von F. H. Baader

Da Sie über keine hebräischen Sprachkenntnisse verfügen, greifen Sie zur so genannten (I,32) „DaBhaR-Übersetzung“, die 1975 von Fritz Henning Baader initiiert wurde. Diese bemüht sich (I,35), „grundsätzlich jedes Wort aus dem Original mit einem einzigen Wort der Zielsprache“ zu übersetzen. Bis zu einem gewissen Grad ist diese Absicht einer so genannten „konkordanten“ Übersetzung durchaus zu begrüßen, verhilft sie doch dazu, auch wenn man die Originalsprache nicht beherrscht, Querverbindungen zwischen dem Sinn verschiedener Bibelverse herzustellen und grobe Missverständnisse zu vermeiden, die sich aus einer allzu freien Übertragung von Inhalten in eine kulturell anders geprägte Sprache ergeben können. Ein Beispiel einer gemäßigt konkordanten Übersetzung in diesem Sinne stellt die Elberfelder Übersetzung dar.

Die „extrem konkordante Übersetzungstechnik“ Baaders hat allerdings mehrere Nachteile. Sie muss nicht nur zu schwer verständlichen Neuschöpfungen deutscher Wörter greifen, sondern verkennt schlicht, dass sowohl Wörter im Urtext als auch in der Zielsprache nicht in jedem Kontext dasselbe bedeuten und selber auch einem geschichtlichen Wandel unterworfen sind. Außerdem ist es gar nicht möglich, Inhalte ohne Bedeutungsverlust oder Sinnveränderungen von einer Sprache in eine andere zu transportieren, da jedes Wort in einem anderen kulturellen Kontext andere Assoziationen mitschwingen lässt.

Dass Ihnen zufolge die von daher berechtigte Kritik, die Dr. Heinrich von Siebenthal an der DaBhar-Übersetzung geübt hat (I,32), „natürlich im deutlichen Einvernehmen der Amtskirche steht“, regt mich zum Schmunzeln an, da nämlich die Freie Theologische Hochschule Gießen, an der Siebenthal als Honorarprofessor lehrt, gerade nicht mit der landeskirchlichen evangelischen oder der römisch-katholischen „Amtskirche“ verbunden ist, sondern dem evangelikalen Spektrum der Freien Evangelischen Gemeinden zuzurechnen ist.

Ihr Problem scheint zu sein, dass sie in einer Zwickmühle stecken. Einerseits ist die Bibel für Sie im Grunde kein (I,33) „religiöses Buch“, ja sogar

„nur am Rande und oberflächlich betrachtet ein literarisches Werk. Viel mehr verkörpert es, dies werden wir im Verlauf unserer Bücher nachweisen, einen biologischen Codex, der unter keinen Umständen verändert werden darf. Nimmt man eine Übersetzung vor, dann wird dadurch der Codex in seiner Ursprünglichkeit so tief greifend verändert, dass der vom Verfasser angestrebte und hinterlegte Informationsgehalt vollkommen verloren geht. Das Alte Testament dürfte deshalb im Grunde genommen überhaupt nicht übersetzt werden. Insbesondere dann nicht, wenn man den Codex und dessen Informationsgehalt erhalten möchte.“

Das heißt aber in aller Deutlichkeit: Keine Übersetzung kann den Buchstaben-Code einen Urtext identisch bewahren, auch die DaBhar-Übersetzung nicht. Direkt mit dem hebräischen Sprachcode der Bibel können Sie sich aber andererseits wegen mangelnder Sprachkenntnisse nicht auseinandersetzen. Daher gestehen Sie der DaBhar-Bibelübersetzung einen so hohen Grad an Originaltreue zu, dass Sie ihr fast das gleiche Vertrauen entgegenbringen wie der ursprünglichen Tora. Mit ihrer Hilfe wollen Sie immerhin ihre folgende Behauptung beweisen (I,34):

„Aus den Texten des Alten Testamentes, den darin enthaltenen Wörtern, den daraus geformten Sätzen und in der Hauptsache der Art wie diese dann letzten Endes zu Abschnitten, Teilen und Kapiteln verknüpft werden, ergeben sich nach unseren Erkenntnissen die Organe des menschlichen Körpers.“

Zu welch unsinnigen Argumentationen Sie sich aus dieser Zwickmühle heraus veranlasst sehen, sieht man an dem folgenden von Ihnen angeführten Beispiel (I,33):

„Das 1. Buch MoSchäH beginnt mit dem Wort BöReSchIT. Dieser Begriff wird in vielen Übersetzungen unterschiedlich übersetzt. Einmal mit ‚Im Anfang‘ ein andermal mit ‚Am Anfang‘. Sinngemäß, und wenn man nicht groß darüber nachdenkt, ist beides richtig. Dennoch gibt es einen Unterschied zwischen den Begriffen ‚im‘ und ‚am‘. Geht man nun davon aus, wir werden dies noch ganz exakt darlegen, dass das Alte Testament einen biologischen Codex darstellt und die Buchstaben mit den Chromosomen identisch sind, dann ist es ganz und gar nicht unerheblich, welche Buchstabenfolge man letztlich verwendet.“

Falls die Voraussetzung stimmt, dass zum Beispiel in dem hebräischen Wort BöReSchIT außer seiner unmittelbaren Wortbedeutung noch etwas anderes kodiert ist, dann ändern sich allerdings diese Buchstaben durch keine noch so freie Übersetzung. Ich könnte das Wort umschreibend sogar völlig frei übertragen: „Damals, als noch keiner an den Urknall dachte“, und die Buchstaben BöReSchIT blieben im Urtext immer noch genau so stehen.

Sie behaupten zwar (I,34):

„Eine Übersetzung muss, wenn man das Alte Testament aus dem Hebräischen in eine andere Sprache übersetzt, ohne die mehr oder weniger immer vorhandenen Veränderungen der formalen Struktur des Textes auskommen.“

Aber Tatsache bleibt doch: Informationen, die sich aus einer Abfolge von Buchstaben, abgesehen von ihrem Sinn, ergeben, kann man unmöglich in eine andere Abfolge von Buchstaben in einer beliebigen anderen Sprache übertragen… es sei denn – man übersetzt gar nicht, sondern lässt Wörter einfach als hebräische Wörter in deutscher Umschrift stehen!

Dieses Verfahren, hebräische Wörter unübersetzt zu lassen, wendet Baader Ihnen zufolge sowohl auf (I,36) „alle zweideutigen Worte“ an als auch auf Wörter, die (I,35) „schon für den Hebräer als unantastbar galten“, und zwar „vor allem die Begriffe ÄLoHIM und JHWH“ verfälscht er „im Gegensatz zu den christlichen Bibelübersetzern … nicht mit Herr oder Gott“.

Wenige Sätze später geben Sie allerdings zu, dass auch für Baader (I,36) „der Begriff ÄLoHIM Gott bedeutet“. Und dass die Wiedergabe von JHWH mit HERR im Deutschen keine Verfälschung darstellt, ergibt sich schon daraus, dass schon die Juden JHWH als heiligen Gottesnamen nicht aussprachen, sondern beim Lesen ein Ersatzwort wie ADoNaJ = „mein Herr“ verwendeten.

Sie hingegen deuten im Rahmen Ihrer Paläo-SETI-Hypothese den Begriff ÄLoHIM nicht als (I,35f.)

„Gott noch Götter, sondern, je nach Punktation und Satzstellung, ‚die unter Eid verpflichteten‘ oder ‚diese, die zu Urzeiten unter Eid [zur Schöpfung] verpflichtet wurden‘. Jede andere Übersetzung ist demnach falsch.“

Zur Herleitung dieser in Ihrem Buch durch nichts bewiesenen Wortherkunft, die sich vermutlich darauf bezieht, dass der Wortstamm ˀALaH unter anderem „schwören“ oder „(sich) verfluchen“ bedeuten kann, verweisen Sie auf zwei Ihrer (Dieter Vogls) Bücher, nämlich (I,35) „Die Mars-Apokalypse“ und „Die Gilde der kosmischen Former“. Denn angeblich fehlt ja in diesem über 1000 Seiten starken Buch der Platz, um die beiden für ihre Argumentation zentralen Begriffe ÄLoHIM und JHWH genauer erläutern zu können.

Hebräisch als heilige Sprache eines heiligen Textes

Ihnen zufolge darf man den alttestamentlichen Text auch deswegen nicht genau wie andere literarische Texte in fremde Sprachen übersetzen, weil (I,37)

„die Grundsprachen der Bibel, also das Hebräische, Aramäische und Griechische, nur oberflächlich betrachtet ganz normale menschliche Sprachen sind. Auf das Aramäische und das Griechische trifft dies uneingeschränkt zu, denn sie wurden auch aus dem Profanen heraus entwickelt und zum selben Zweck benutzt. Beim Hebräischen ist dies nicht so, denn der Konsonantentext wurde ursprünglich als heilig betrachtet. Es war demnach gar keine profane Sprache.“

Wie soll man aus diesem verwirrenden, in sich widersprüchlichen Text schlau werden? Korrekt ist, dass alle diese Sprachen normale menschliche Sprachen sind, die auch für die Formulierung heiliger Texte verwendet wurden. Auch das Hebräische war ursprünglich die profane Sprache Israels (wie auch das heutige Neuhebräisch Amtssprache im modernen Staat Israel ist), und erst, als seit dem babylonischen Exil das Aramäische zur Umgangssprache der Juden in Palästina geworden war, erhielt das Hebräische eine Art Sonderstatus als Sprache des TeNaK und des jüdischen Gottesdienstes.

Ihre folgenden Sätze fügen weitere Widersprüche hinzu:

„Die ÄLoHIM haben mit Bedacht diese Sprache ausgewählt. Und natürlich musste es eine lebendige Sprache sein, denn ansonsten wäre das biblische Wissen ja unweigerlich verloren gewesen. Doch letztlich hat der Sprachcharakter des Hebräischen auch nichts mit dem in ihm hinterlegten Wissen zu tun. Wir müssen aber endlich begreifen, dass die Aussagekraft des Hebräischen weitaus größer ist, als z. B. des Deutschen.“

Das bedeutet doch, dass das Hebräische zwar eine heilige Sprache war, aber zugleich auch als lebendige Alltagssprache diente. Und überdies scheinen Sie den heiligen Charakter der hebräischen Sprache, den Sie eben noch so wichtig fanden, plötzlich für unerheblich zu halten, wenn er „nichts mit dem in ihm hinterlegten Wissen zu tun“ hatte.

Im Zusammenhang mit der Heiligkeit der (I,38) „Schriftrollen des Alten Testaments“ vertreten Sie noch weitere merkwürdige Vorstellungen. Sie behaupten, dass diese „wie das Totenbuch in Ägypten … zunächst ausschließlich den Toten mit ins Grab gelegt“ wurden, wovon ich noch nie etwas gehört oder gelesen habe. Vielmehr war und ist es nach Wikipedia so, dass „abgenutzte heilige Tora-Rollen … in einem abgeschlossenen Raum der Synagoge, der ‚Geniza‘ (hebr. ‚Lager/Depot‘) verwahrt“ werden, sie werden also quasi selbst „bestattet“, allerdings gerade nicht in Gräbern zusammen mit verwesenden Leichen (6).

Dass Sie die genannte Vorstellung vertreten, scheint sich allerdings aus folgender in meinen Augen abwegigen Argumentation zu erklären (I,38f.):

„Warum die alten Hebräer die Schriftrollen des Alten Testaments den Verstorbenen mit ins Grab gaben, ergibt zunächst keinen Sinn, aber bedenken wir, dass die archaischen Schriftrollen mit 22 + 4 Buchstaben geschrieben wurden, dann ergeben sich Zusammenhänge, die nahezu unglaublich erscheinen: Denn wie im Innersten jeder menschlichen Zelle 23 Chromosomenpaare die Urmatrix des Lebens bilden und diese durch Kombinatorik die Urschrift des Lebens bilden, so bilden im Äußeren die 22 + 4 Schriftzeichen des hebräischen Alphabets die archetypische Potenz und Reihenfolge jeder Art von biologischer Entwicklung. Wir sind daher der festen Überzeugung, dass dies kein Zufall ist und wir denken, dass die ÄLoHIM die DNS, die Urschrift des Lebens, mit voller Absicht in der Bibel hinterlegt haben.“

Schon der Zusammenhang zwischen der Zahl der hebräischen Buchstaben und der Chromosomenpaare jeder menschlichen Zelle ist rein willkürlich hergestellt und enthält zudem sogar in sich noch zwei Fehler: Es bleibt völlig unklar, welche 4 Schriftzeichen dem hebräischen Alphabet noch hinzugefügt sein sollen (wenn es die Endformen der hebräischen Konsonanten K, M, N, P und Ts sein sollen, müssten es 22+5 sein, was Sie auf Seite I,221 selber auch durchaus wissen); außerdem entsprechen 26 Buchstaben definitiv nicht 23 Chromosomenpaaren.

„Ultramontane“ Unterdrückung des Geheimwissens der Bibel

Zu der eben erwähnten abenteuerlichen Argumentationsweise passt weiter, dass in der angeblichen Hinterlegung der DNS in der Bibel „einer der Gründe“ liegen soll (I,39),

„warum die Träger dieses geheimen Wissens ständig verfolgt, inhaftiert, gefoltert und sogar getötet wurden.

Schon bei den Hebräern, als sie noch unter römischer Besatzung standen, war der Besitz der TORaH eine Garantie für die Kreuzigung. Später, zu Zeiten der Christenverfolgung, ebenfalls durch die Römer, galt das gleiche. Wobei man das Corpus delicti, die Heilige Schrift, gleich mit vernichtet hat. Warum dies so war, weiß heute niemand mehr. Es ist jedoch zu vermuten, dass schon die römischen Besatzer ganz genau wussten, welche Macht von diesem Werk ausging.“

Gegen diese Vermutung spricht schon, dass ihre Grundlage einfach falsch ist. Keinesfalls war allein der Besitz der Tora bzw. der Schriften des Alten Testaments im Römischen Reich „eine Garantie für die Kreuzigung“, weder für Juden, die als „religio licita“, als „erlaubte Religion“, anerkannt waren, noch im Rahmen der Christenverfolgung, in der es zentral um die von Christen verweigerten Opfer für heidnische Götter ging. Nirgends sind Zerstörungen heiliger Schriften durch die Römer bezeugt. Und gekreuzigt wurden von Römern nicht Tora-Besitzer, sondern entlaufene Sklaven oder Aufrührer gegen die Besatzungsmacht.

Widersprüchlich beurteilen Sie die Rolle der späteren Kirche im Hinblick auf die Bibel als (I,40) „eine schier unerschöpfliche Informationsquelle“, die nicht nur „historisches Wissen“ enthält, sondern auch dazu verhilft, „die biologische Entstehungsgeschichte des Homo sapiens sapiens authentisch zu rekonstruieren“. Einerseits behaupten Sie (I,39):

„Später hat die Kirche die Heilige Schrift zum Auf- und Ausbau ihres Machtapparates benutzt.“

Andererseits werfen Sie (I,41) „den Klerikern“ bzw. „der ultramontan ausgerichteten Geistlichkeit“ (7) vor (I,42), „aus den Inhalten der Heiligen Schrift ein … großes Geheimnis“ zu machen, weil in ihr etwas stand, „was das Volk nicht wissen durfte“ bzw. „was den christlichen Glauben in seiner Grundfeste erschüttern konnte“:

„Wir denken, dass die Bibel ein Wissen enthält, das dem höheren Klerus seit langer Zeit bekannt ist und das vor dem niederen Klerus, vor allem aber vor dem einfachen Volk verborgen werden musste. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Niemand sollte erkennen, welches Wissen wirklich in jenem Buch enthalten ist, welches von der Kirche ‚Wort Gottes‘ genannt wird, aber eigentlich ‚Zielgebung der unter Eid verpflichteten‘ heißen müsste. Jener unter Eid verpflichteten Gruppe von sonderbaren Wesen, die in der TORaH ÄLoHIM genannt und die fälschlicherweise in späteren Zeiten von den jüdischen Priestern zu einer einzigen Person zusammengefasst wurden, aber, ganz zum Unwillen der Theologen, eher den Eindruck erwecken, dass sie die Angehörigen einer extraterrestrischen Spezies waren.“

Bei dieser sonderbaren Verschwörungstheorie, die dem „höheren Klerus“ ein Wissen unterstellt, das allen anderen Menschen vorenthalten werden soll, bleibt allerdings völlig offen, wer damit gemeint sein soll: die Reihe der katholischen Päpste bis hin zu Franziskus? oder zusätzlich alle Bischöfe oder nur Kardinäle?

Einige Fehler unterlaufen Ihnen in ihrer Darstellung der (I,46) „mittelalterlichen Hexen- Ketzer- und Wahrsagerverfolgungen“ durch die „kirchlichen Autoritäten“. Giordano Bruno und Michael Servet etwa kamen nicht im Mittelalter, sondern erst in der beginnenden Neuzeit auf den Scheiterhaufen, und für den Tod von Servet war nicht der katholische Klerus, sondern der evangelische Reformator Johannes Calvin verantwortlich.

Völlig abwegig ist Ihre Einschätzung (I,47), „den Klerikern“ sei „an der Verbreitung des Alten Testaments … überhaupt nicht gelegen“ gewesen. Stattdessen war das AT von Anfang an ein Teil der christlichen Bibel und wurde in den katholischen Klöstern wortgetreu abgeschrieben und überliefert.

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (I)

Dass man die Bibel heute lesen darf, finden Sie zunächst (I,47) seltsam. Dann begründen Sie es damit, dass zum Beispiel (I,48f.)

„die neue Einheitsübersetzung auf Richtlinien aufgebaut wurde, die nicht mit der biblischen Urform konform gehen. Das heißt, dass Aspekte in die Heilige Schrift miteinbezogen wurden, die mit der biblischen Grundaussage nichts zu tun haben und somit nicht mehr das Wort Gottes in seiner fundamentalen Urform darstellen. Will sagen, dass z. B. eine Abweichung in der wörtlichen Übereinstimmung ohne Frage die Genauigkeit des Inhalts bzw. dessen Sinn verfälscht. Wortmuster und natürlich auch Wortverbindungen müssen demzufolge immer mit der Zielsetzung in eine andere Sprache übersetzt werden, dass diese den jeweiligen Sinn des Wortmusters oder der Wortverbindung folgerichtig verdeutlicht. Hinzufügungen und Weglassungen dürfen auf keinen Fall vorgenommen werden. Und wenn, dann ausschließlich mit dem Attribut der exakten Kennzeichnung. Ohne eine Kennzeichnung muss dies selbst dann unterlassen werden, wenn dadurch eine eventuelle Beeinträchtigung der flüssigen Lesbarkeit auftreten würde. Die Einheitsübersetzung ist in diesem Sinne vollkommen verfehlt.“

Aber nicht nur der Einheitsübersetzung, sondern bereits (I,49) „der griechischen Septuaginta über die lateinische Vulgata bis hin zur deutschen Lutherbibel, der englischen Authorized Version of King James und der französischen Version Synodale“ werfen Sie vor, „dass die Verfälschungen mit Bedacht durchgeführt wurden und das Ziel haben, dem Leser mit verdrehten Aussagen den wahren Inhalt der Bibel zu verschleiern.“

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt? (II)

Um die geheime Botschaft der Tora zu entschlüsseln, suchen Sie nach einer geeigneten (I,51) „Kryptographie“, also nach Verfahren ihrer Entschlüsselung. Ihre besondere Aufmerksamkeit erfährt dabei zunächst die Arbeit der Masoreten, die in der Zeit zwischen 700 bis 1000 n. Chr. „den ursprünglich reinen Konsonantentext des AT mittels eines Punktationssystems mit Vokalzeichen“ versahen, ihrer Ansicht nach aber außerdem die Regeln überlieferten (I,52), „mit denen die TORah zu Papier gebracht wurde“ und ohne die „der verschlüsselte Inhalt eines TORaH-Textes weder gelesen noch folgerichtig entschlüsselt oder gar seine versteckte Basis verstanden werden“ kann.

Dass die Tora „authentisches Wissen über die Entstehung der Menschheit und den Besuch von außerirdischen Wesen enthält“ und nicht nur (I,53) „mühevoll“ aufgeschriebene „Phantasien“, legt sich Ihnen schon deswegen nahe, weil (I,54) „diese mythologischen Aufzeichnungen immer nur Kosmogonien und zum anderen Königs-, Kaufmanns-, Geschlechterlisten und vor allem immer wieder fein säuberlich aufgezeichnete Kriegsberichte“ enthalten:

„Für uns entsprechen die Mythen allein deshalb der Realität, weil sie sich in der Hauptsache mit profanen Sachverhalten beschäftigen, die nicht den geringsten transzendenten Ursprung haben. Königs-, Kaufmanns- und Geschlechterlisten sind nun einmal durchaus realistische Faktoren der menschlichen Geschichte und haben deshalb auch nichts mit göttlicher Eingebung zu tun.“

Ohne nähere Begründung steht für Sie fest (I,55):

„Jede biblische Erzählung beruht, auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen, zweifellos auf einer historischen Grundlage“.

Merkwürdigerweise begreifen Sie sich mit ihrem speziellen Glauben an die historische Wahrheit der Bibel in einer Frontstellung nicht nur gegenüber der Wissenschaft, sondern auch gegenüber der Kirche, obwohl es doch bis in die Moderne hinein gerade dem Lehramt der katholischen Kirche am Herzen lag, die historische Wahrheit der Bibel vor den Angriffen der historisch-kritischen Bibelforschung zu bewahren. Im Originalton läuft Ihr Urteil über Wissenschaft und Kirche nochmals darauf hinaus, dass beide sich den „biologischen, medizinischen oder technischen“ Erkenntnissen verschließen, die Ihrer Ansicht nach in der Bibel kodiert sind (I,55):

„Allein die ständige Verdrehung der Begrifflichkeiten und vor allem die theologische Einordnung der Mythen als heidnisches Machwerk, lassen bei der Wissenschaft den Willen zur unverfälschten Erforschung der Mythen erst gar nicht richtig aufkommen, weil durch die Erstellung klerikaler Lehrsätze an der Auslegung der Mythen nicht mehr gerüttelt werden darf. Es sei denn, das Rütteln würde im Sinne der monotheistischen Anschauung ausfallen und somit die klerikal erfundene ‚Wahrheit‘ über den Mythos bestätigen. Dass es im theologischen Weltbild diktierter und dogmatisch ausgearbeiteter Glaubenssätze in den Mythen keine biologischen, medizinischen oder technischen Schilderungen geben darf, ist verständlich. Dass sich aber auch die Wissenschaft dieser unlogischen Auslegungsweise anschließt, bleibt für uns ein immerwährendes Geheimnis und ist nur dadurch plausibel zu erklären, dass man sich selbst und seinen religiösen Grundansichten nicht widersprechen will. Wobei bei so mancher wissenschaftlichen Disziplin der Eindruck entsteht, als würde es sich um eine Religion handeln.“

Dass bereits in der Bibel (I,57) „Verschlüsselungen vorkommen“, belegen Sie mit dem nicht näher ausgeführten Hinweis auf „Bibelstellen aus dem Buch Jeremia 25:26 und 51:41 und aus dem Buch Daniel 5:5 und 5:28“, und auf Daniel als den ersten „Kryptoanalytiker, von dem wir wissen, dass er einen verschlüsselten Text dechiffrierte. Nur wird dies in der Bibel als Traumdeutung bezeichnet.“

In der späteren Geistesgeschichte stellen Sie sich in eine Reihe mit Isaak Newton (1643-1727), indem Sie ihn als einen (I,59) „renommierten Wissenschaftler“ würdigen, der sich „mit dem Bibelcode“ beschäftigte und genau in dem Geiste, indem er das (I,60) „mechanistische Weltbild“ entwickelte,

„lediglich sein alchimistisch-kabbalistisches Wissen in einen regulären, von der Wissenschaft rational und empirisch verwertbaren Rahmen kleidete. Das Gleiche versuchen auch wir, immer im Hinblick auf ein alternatives Weltbild, mit unserer zum Patent angemeldeten Entdeckung.“

Die Basis dieses mechanistischen Weltbildes finden Sie unter Berufung auf Agrippa von Nettesheim (1486-1535) bereits

„bei Platon, Aristoteles und Homer. Diese wussten offensichtlich ebenfalls von solchen maschinenähnlichen Wesen, die nicht natürlichen Ursprungs waren, sondern künstlich von Menschenhand geschaffen wurden.“

Und selbst das Alte Testament soll Ihnen zufolge bereits über „Sachverhalte“ berichten, „dass die gesamte Schöpfung künstlichen Ursprungs ist“, wofür Sie Psalm 19,2 nach der DaBhaR-Übersetzung als Beleg anführen (I,61):

„Die Himmel sind Aufzählende die Herrlichkeit ELs, und das Gemachte seiner Hände berichtet das Firmament.“

Dieser Versuch einer völlig wörtlichen Übersetzung wäre aber nur dann ein Beweis für einen künstlichen Ursprung der Schöpfung, wenn „EL“ tatsächlich, wie die Paläo-SETI-Forscher annehmen, ein Name für außerirdische Wesenheiten wäre; der angebliche Beweis dreht sich also im Kreis: ein klassischer Zirkelschluss. Für alle ernstzunehmenden Bibelausleger ist „EL“ in der Bibel der Begriff für die höchste Gottheit. Und über die Schöpfung der Welt durch Gott heißt es hier in poetischer Ausdrucksweise, dass alle von Gott geschaffenen Himmelsbereiche von der eindrucksvollen Gewaltigkeit (8) Gottes erzählen; und die Himmelskuppel, die nach dem biblischem Weltbild die Bereiche des Himmels von dem sich über der Erde erstreckenden Luftraum trennt, erzählt in bildhafter Sprache von dem, was Gott mit seinen Händen gemacht hat. Und niemand – wiederum außer den Paläo-SETI-Forschern – bezweifelt, dass es sich dabei um das handelt, was Gott im Rahmen der von ihm geschaffenen Naturgesetze – also auf natürliche Weise – im Universum und auf unserem Planeten Erde hat entstehen lassen.

Letzten Endes muss man sich sogar fragen, ob die Unterscheidung „natürlich“ – „künstlich“ nicht unsinnig wird, wenn die gesamte Schöpfung einen künstlichen Ursprung haben soll. Ganz gleich, ob mit dieser Gesamtheit der Schöpfung das ganze Universum gemeint sein soll oder nur die Menschen- und Tierwelt auf der Erde, bleibt jedenfalls unklar, woher die außerirdischen menschen-ähnlichen Schöpfer der Schöpfung kommen sollen und ob nicht auch sie eine göttliche Schöpfermacht voraussetzen, aus der heraus sie entstanden sind.

Zurück zu Ihnen, zu Agrippa und seiner Erwähnung von antiken (I,60) „maschinenähnlichen Wesen“. Sie sind davon überzeugt, dass (I,61)

„die von ihm beschriebenen Wesen, ähnlich wie der Mensch in der Bibel, ganz offensichtlich mittels jenes Wissens geschaffen wurden, welches durch die Kabbala und Alchimie von Generation zu Generation stets nur an eine Hand voll Menschen weitergegeben wurde und welches ganz offensichtlich auf die Schöpfer der Menschheit, die ÄLoHIM zurückzuführen ist. Dass dieses Wissen u.a. biologischer Natur ist, steht allein deshalb fest, weil es heute wieder eine Fülle von Möglichkeiten gibt, dieses Wissen mit den damaligen Resultaten nachzuvollziehen.“

Aber wie soll ein solcher Rückschluss beweiskräftig sein? Dann müsste jede auch noch so phantastische Vorstellung der Vergangenheit, die zufällig später in einer ähnlichen Form verwirklicht wurde, bereits damals real möglich und vielleicht sogar in die Tat umgesetzt worden sein, was aber nicht einmal so genialen Geistern wie Leornardo da Vinci oder Jules Verne gelungen ist.

Sie allerdings sind fest davon überzeugt, dass heute die Zeit endlich reif ist (I,62) „für den Gedanken an den Paläo-Besuch außerirdischer Wesen“:

„Wir denken aber, dass heute dieser Zeitpunkt gekommen ist, denn blickt man sich in den Wissenschaften um, dann sind wir letztlich schon vor einiger Zeit über die Schwelle getreten, die es uns ermöglicht ‚Menschen zu machen‘. Menschen nach unserem Bilde und Gleichnisse.“

Welche Hybris – welche Selbstüberschätzung des Menschen drückt sich in diesen Sätzen aus! Wenn Sie das wirklich ernst meinen, kann man froh sein, dass die Versuche, mit Ihrem gentechnologischen Patent die Fachwissenschaft zu überzeugen, so kläglich gescheitert sind. Denn auf diese Weise wird es nicht gelingen, Gottes großartiges Schöpfungswerk nachzuahmen oder – negativ ausgedrückt – ihm ins Handwerk zu pfuschen.

Indem Sie schließlich auf die Hilfsmittel zur Entschlüsselung der Inhalte der Bibel zurückkommen, erwähnen Sie außer der „Mashora“ (9) den Talmud und die Kabbala (10) (I,63):

„Aufgrund dieser außerbiblischen Schriften, die sich vordergründig allesamt mit den Pflichten eines gläubigen Juden befassen, fanden die späten Rabbinen heraus, dass das eigentliche Geheimnis der Heiligen Schrift in den Mizwot, den Pflichten, liegt.“

Sie missverstehen nun völlig, was die Rabbinen mit diesem Geheimnis meinen. Wie man zum Beispiel sehr gut im 119. Psalm feststellen kann, besteht das Geheimnis eines sinnerfüllten Lebens für einen Juden darin, alle Vorschriften der Tora, der heiligen Wegweisung Gottes, zu befolgen; und die Anzahl dieser Mizwot beträgt nach dem Talmud – was kein Geheimnis ist – 613. Für Sie soll stattdessen das Geheimnis der Bibel aber eben darin bestehen, dass sie außer den Zehn Geboten auch noch diese 613 „versteckten Pflichten“ enthält; allerdings sind diese im Text der fünf Bücher Mose alles andere als versteckt, sondern offen und klar zu lesen.

Wie unwichtig allerdings auch für Sie der Unterschied zwischen den bekannten Zehn Geboten und den angeblich versteckten Pflichten ist, zeigt sich sogleich, wenn Sie auf 1. Mose 1,28 und 2. Mose 20,12 eingehen. An der ersten Stelle geht es um das Fortpflanzungsgebot an die Menschheit (eine „versteckte“ Pflicht), an der zweiten um das Gebot, die Eltern zu ehren (eins der Zehn Gebote). Beide Gebote verbinden Sie mit einem (I,64) „Beispiel von mythologischer Chriffrierung“, das an Abwegigkeit kaum noch zu überbieten ist:

„Wie wir wissen ist das Wort ÄLoHlM eine Pluralform. Der Singular dieses Begriffes ist ÄLOaH. Setzt man nun im kabbalistischen Sinne die Schöpfungsgeschichte mit ÄL, dem Schöpfergott von Ur in Verbindung, dann ergibt sich, dass ÄL (EL) die Schöpfung mit den Elementen durchführte. Diese Schöpfung hatte nach mythologischer Überlieferung das Ziel, eine Elite auf Erden zu schaffen, die über diese Welt als Wächter fungiert. Erster Aufenthaltsort auf dieser Welt für den neuen Menschen war der Garten EDäN oder anders ausgedrückt: dass Elysium. Die Fortpflanzungspflicht, die nach dem Gebot der ÄLoHlM zur Erhaltung der menschlichen Art beitragen sollte, wird ausschließlich durch die Eltern gewährleistet. Seltsam, aber in all diesen grundlegenden Begriffen, welche die Schöpfung betreffen, ist das Wort EL als bestimmender Faktor enthalten.“

Kaum zu glauben, aber Sie setzen wirklich Wörter aus verschiedenen Sprachen wie der altgriechischen (Elysion) oder der neuhochdeutschen (Elemente, Elite, Eltern), die zufällig mit denselben Buchstaben zu beginnen scheinen (11) wie das hebräische EL in einen auf geheimnisvolle Weise zielgerichteten Zusammenhang. Außer Acht lassen Sie dabei auch, dass der biblische Garten Eden diese reale Erde meint, so wie sie von Gott für den Menschen geschaffen wurde, während das altgriechische Elysion einen Ort des Vergessens der realen Erde bezeichnete.

Wie entstand die Bibel? (Erster Anlauf)

Schwierigkeiten haben Sie mit der Einschätzung der Bibelwissenschaft, dass die biblischen Überlieferungen ursprünglich (I,66) „im Kreis des Stammes oder der Familie von Generation zu Generation weitererzählt“ wurden. Zwar wissen Sie selber,

„dass eine Vielzahl von profanen Mythen, Sagen, Märchen und Legenden auf diese Art und Weise überliefert werden.

Aber so richtig mögen wir diese wissenschaftliche Einschätzung nicht glauben. Denn als die heilige Schrift der Juden letztlich vom Volk wirklich erzählt werden konnte, hat sie bereits die Priesterschaft gekannt: Der Weg zum einfachen Volk muss also sehr viel später stattgefunden haben. lm Laufe der Zeit hat sich dann allerdings diese Überlieferungspraktik offenbar durchgesetzt. Als schließlich diese Erzählungen endlich aufgeschrieben wurden, waren sie schon über viele Generationen mündlich überliefert worden. Viele der Überlieferungen waren zu diesem Zeitpunkt allerdings schon durch die mündliche Weitergabe sehr verwässert und einige sogar bis zur Unkenntlichkeit entstellt.“

Wie soll das vor sich gegangen sein? Eine fertig vorliegende heilige Schrift wird im Laufe der Zeit (wie viele Jahre später?) dem „einfachen Volk“ übergeben und (nur noch?) mündlich weitergegeben, dabei „sehr verwässert“ oder „entstellt“ und erst dann „endlich aufgeschrieben“? Das ist völlig unlogisch!

Aber wann ist nun wirklich der Urtext der Tora entstanden? Mit Recht wenden Sie sich gegen die Annahme der (I,72f.) „Chronologiekürzer“ wie Uwe Topper, dass nicht nur der masoretische Text, sondern die Tora selbst „erst um das Jahr 1000 nach Chr. entstand“, denn die „Entdeckungen von Qumran“ haben gezeigt, „dass die masoretischen Texte im Wesentlichen jenen Bibeltexten entsprechen, die schon 100 Jahre v. Chr. verwendet wurden.“

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (II)

In diesem Zusammenhang wiederholen Sie (I,70) „am Rande“ ihren Zweifel am Wert von Übersetzungen für die Paläo-SETI-Forschung mit einem offensichtlich falschen Argument:

„Wegweisend … bei der Übersetzung des Alten Testaments ist die Gewissenhaftigkeit, mit der die hebräische TORaH das erste Mal in eine andere Sprache übersetzt wurde. Die Genauigkeit aller späteren Übersetzungen hängt davon ab. Nicht zuletzt deshalb, weil Übersetzer stets auf vorausgegangene Übersetzungen zurückgreifen.“

Ich weiß nicht, wie Sie eine solche Behauptung aufstellen können. Jeder ernstzunehmende Übersetzer der Bibel ist bemüht, auf den jeweils vorhandenen bestbezeugten Urtext in der Originalsprache zurückzugreifen.

War die samaritanische Tora die ursprüngliche Tora? (I)

Abenteuerlich werden Ihre Ausführungen, wenn Sie zu begründen versuchen, dass (I,75) „der Anfang der niedergeschriebenen Bibel in Samaria zu suchen ist“.

Immer wieder führen Sie unrichtige Behauptungen an, zum Beispiel dass Samaria (I,76) „die letzte unabhängige Provinz Israels“ gewesen sein soll, „die ungefähr 721 v. Chr. vom assyrischen König Sargon II. erobert wurde“. Nein, Samaria war die Hauptstadt des Nordreichs Israel, und nachdem dieses „Königreich der zehn Stämme … aus der Geschichte“ verschwand, gab es noch bis zum Jahr 597 v. Chr. das südliche Königreich Juda.

Auch dass „die ersten TORaH-Ausgaben in aramäischer und nicht in hebräischer Sprache verfasst sind“, weil „die Samariter Aramäisch gesprochen haben“, ist nicht nur falsch, sondern es wäre auch von der Annahme eines Bibelcodes her völlig unsinnig, denn dann müsste ja schon von der aramäischen in die hebräische Sprache ein Übersetzungsprozess abgelaufen sein, bei dem ein geheimnisvoller Bibelcode in jedem Fall verlorengegangen wäre.

Richtig ist, dass zu keinem Bibeltext (I,77) „ein Urmanuskript“ vorliegt:

„Alles, was wir aus dieser Zeit kennen sind Abschriften, die ihrerseits wieder von Abschriften stammen.“

Dass allerdings die „alten und abgenutzten Schriftrollen“ nach ihrer Abschrift „nicht etwa irgendwo deponiert, sondern in der Regel umgehend vernichtet“ wurden, widerspricht der jüdischen Praxis, die Sie selbst sogar im nächsten Satz erwähnen:

„Lange Zeit hat man die nicht mehr benutzten TORaH-Ausgaben in den Nebenräumen der Synagogen, den Geniza, gesammelt und nach Ablauf einer bestimmten Frist eingemauert.“

Letztlich können Sie überhaupt nicht begründen, warum Sie die Tora der Samaritaner für ursprünglicher halten als diejenige der Juden, denn Sie schreiben (I,78):

„Zusammenfassend können wir … konstatieren, dass das TORaH-Wissen von Israel, Juda, Samaria und Jerusalem kam, im ägyptischen Alexandria gebündelt wurden und dann wieder nach Samaria zurückkam. Die Frage, warum das TORaH-Wissen ausgerechnet in Samaria erhalten blieb ist einfach zu beantworten: Nur bei den Samaritern wurde ausschließlich die TORaH als heiliges Buch anerkannt. ln Israel, Juda und Jerusalem wurde das gesamte Alte Testament als Wort Gottes betrachtet.“

Hieran ist falsch, dass die alexandrinischen Juden mit den Samaritanern überhaupt nichts zu tun hatten, dass also auch kein Tora-Wissen von Alexandria nach Samaria zurückgekehrt sein kann. Darin, dass die Samaritaner nur die Tora als heiliges Buch anerkannten, kann ich keinen Beweis dafür entdecken, dass auch nur sie das Tora-Wissen bewahrt haben sollten.

Wenn übrigens trotz alledem tatsächlich die samaritanische Tora die ursprüngliche gewesen wäre, hätten gerade Sie ein großes Problem: Denn Sie berufen sich bei ihren Forschungen ja auf den gesamten TeNaK, der von den Samaritanern nicht anerkannt wird, und auf den masoretischen Text der Tora, von dem die samaritanische Tora nach Wikipedia in etwa 6000 Fällen abweicht.

Hat schon das Urchristentum heilige Texte unterschlagen?

Wie gingen die Urchristen mit den heiligen Texten des Judentums um? Ihrer Auffassung nach waren sie (I,79) „der Überzeugung, dass sie allesamt nach ihrem Tod in einer besseren Welt eine körperliche Wiederauferstehung erleben würden“ und legten daher anfänglich „keinen gesteigerten Wert auf alte Traditionen und historische Überlieferungen“. Aber nichts könnte falscher sein, beriefen sich doch diejenigen, die an Jesus als den Messias Israels glaubten, von Anfang an auf „Mose und die Propheten“ (z. B. Lukas 24,27.44; Johannes 1,45; Apostelgeschichte 26,22 und 28,23). Und das bestätigen wenige Sätze danach sogar Sie selbst (I,79):

„Die hebräischen Schriften genügten ihnen zunächst, bestätigten diese doch ihre Ansicht vom verheißenen Messias und darüber hinaus auch noch die vermeintlich angebrochene Endzeit.“

In weitere Widersprüche verwickeln Sie sich, wenn Sie für die Zeit, als die von den Urchristen verkündete Endzeit ausblieb, in zwei aufeinander folgenden Sätzen einerseits behaupten, dass (I,80)

„die urchristliche Tradition in ihren jüdisch-christlichen und paulinisch-christlichen Grundzügen nicht mehr sachgerecht weitergegeben wurde“,

andererseits aber

„durch den selbsternannten Apostel Paulus … ein Christentum geschaffen [wurde], dass mit dem der ersten Christen nichts mehr zu tun hatte. Vor allem wurde das Wissen der Urchristen von der körperlichen Auferstehung in eine endzeitliche Auferstehung umgewandelt und somit eine vollkommen neuartige religiöse Wertvorstellung geschafften.“ (12)

Letztere Einschätzung basiert auf der hier nicht näher ausgeführten Voraussetzung, dass Jesus in der Lage gewesen wäre, das alte Wissen der Tora zu nutzen, um Nahrungsmittel und Menschen zu klonen und dadurch dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Aber dazu erst viel später mehr.

Dem Christentum unterstellen Sie jedenfalls „eine ganze Reihe von schwerwiegenden Manipulationen am Textkörper des Alten Testaments“. Dazu rechnen Sie die Geheimhaltung jener Textstellen, „die Jesus Christus als Messias in Frage gestellt und seine körperliche Auferstehung entmystifiziert hätten“, belegen aber mit keinem Wort, um welche Texte es sich dabei gehandelt haben könnte.

Außerdem sehen sie in „der veränderten Reihenfolge des Versmaßes“ einen Grund dafür, dass in den biblischen Texten „oftmals kein historischer Zusammenhang mehr zu erkennen ist“. Sie meinen aber gar nicht wirklich ein „Versmaß“ biblischer poetischer Literatur, sondern die erst zwischen dem 14. bis 16. Jahrhundert eingeführte Kapitel- bzw. Verseinteilung der Bibel, die allerdings auf die Textgestalt und Reihenfolge des biblischen Urtextes überhaupt keinen Einfluss ausübte.

Mit Recht kritisieren Sie die über Jahrhunderte vertretene Meinung der christlichen Kirche, die Juden hätten durch ihre Ablehnung von Jesus als dem Messias (I,82) „das angestammte Recht auf ihre eigene Heilige Schrift und vor allem auf deren qualifizierte Interpretation verloren“. Im Unrecht sind Sie aber mit ihrer Einschätzung, dass diese Meinung „bis heute unverändert ist“.

Reichlich wirr finde ich Ihre Ausführungen darüber, dass nicht nur die Ausbildung des christlichen Kanons biblischer Schriften, sondern auch des jüdischen nicht ohne willkürliche Auswahl und die (I,83) „Unterschlagung heiliger Schriften“ vor sich ging. Auf jeden Fall widerspricht dieser Vorwurf der oben genannten Wertschätzung der samaritanischen Überlieferung, die ja jedes biblische Buch außer den fünf Büchern Mose aus dem Kanon der heiligen Schrift ausschließt.

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (III)

Wenn man etwas Unwahres mehrfach wiederholt, wird es dadurch nicht wahrer. Trotzdem werden Sie nicht müde, immer wieder neu in aller Ausführlichkeit darauf einzugehen (I,84-88), dass die Bibel durch jede Übersetzung und jede weitere Revision einer solchen Übersetzung immer weiter verfälscht würde, und zwar nicht nur (I,87) durch den katholischen „Klerus“, sondern auch (I,84) bei verschiedenen Revisionen der evangelischen Lutherübersetzung und sogar (I,88) durch einen jüdischen Bibelübersetzer wie Naftali Herz Tur-Sinai. Aber es stimmt immer noch nicht, dass irgendeine Übersetzung den Buchstaben- und Wortbestand des Urtextes verändern würde.

Lang und breit versuchen Sie (I,85ff.) am Beispiel von 1. Mose 1,26 nachzuweisen, dass es nur die falschen Übersetzungen aus dem Urtext sind, die die Vorstellung der Ebenbildlichkeit auf die Erschaffung des Menschen durch einen körperlosen, transzendenten Gott beziehen. In Wirklichkeit ist es ihnen zufolge nach dem biblischen Urtext so (I,86),

„dass auch der Phänotypus des Schöpfers veränderlich ist und sich seine ‚Gestalt‘, so wie auch beim Menschen, ständig den äußeren Umweltbedingungen anpasst. Für einen Gott, welcher angeblich immer aus dem Transzendenten heraus agiert, eine unannehmbare Eigenschaft. Würde sie doch letztlich bedeuten, dass dieser Gott während der Schöpfung nicht körperlos war, sondern sogar sehr körperlich gewesen ist. Die ÄLoHlM waren aber mit Sicherheit keine Wesen, die aus dem Transzendenten heraus agierten. Es waren, im wahrsten Sinne des Wortes, Menschen wie du und ich.“

Wir werden allerdings bei einer weiteren, viel ausführlicheren Betrachtung dieses Themas durch Sie im dritten Band ihres Buches feststellen, dass Sie dort auf einmal von einer multisemantischen Übersetzung bestimmter hebräischer Worte ausgehen, die Sie hier noch mit keinem Wort erwähnen, und die dem hier Ausgeführten insofern widerspricht, als Sie dort dasselbe hebräische Wort an derselben Bibelstelle durch mehrere verschiedene Wörter wiedergeben wollen.

Das Neue Testament als Betrug an der Tora

Dass die christliche Kirche dem Kanon der Bibel die Bücher des Neuen Testaments hinzugefügt hat, wird von Ihnen als (I,89) „eigentlich ein Betrug“ gewertet,

„denn im Alten Testament gibt es keine Hinweise, die darauf deuten, dass zu irgend einem Zeitpunkt die Bibel in ein Altes und Neues Testament eingeteilt werden muss. Ganz im Gegenteil! Eine Fülle von Textstellen verweist darauf, dass der Umfang der Heiligen Schrift auf gar keinen Fall verändert werden darf. Selbst Jesus sagt, dass er nicht gekommen sei, die TORaH zu ändern, sondern um sie zu erfüllen.

Diese Aussage lässt vermuten, dass Jesus wusste, dass in der TORaH ein Wissen enthalten ist, das in keinem Fall verändert werden durfte.“

Aber wieso soll es ein Betrug sein, wenn eine neu entstehende Religionsgemeinschaft wie die der Christen die Schriften der Juden in den Kanon ihrer eigenen Heiligen Schrift übernimmt und zusätzlich eigene Schriften diesem Kanon hinzufügt? Martin Luther – der sich definitiv nicht gegen das Neue Testament als Teil der Bibel ausgesprochen hat – wird übrigens von Ihnen dennoch gelobt, denn er griff (I,90)

„für seine Bibelübersetzung … ganz bewusst nicht auf die Vulgata zurück, sondern bevorzugte den ursprünglichen, also den hebräischen und aramäischen Text und entfernte infolgedessen ebenfalls die deuterokanonischen Texte aus dem Gesamtumfang der Bibel.“

Auch letztere „als Apokryphen“ bezeichnete Texte gehören nämlich Ihrer Ansicht nach zu denjenigen Erweiterungen der Heiligen Schrift, die „keinerlei Informationen mehr [enthalten], die den Menschen von den ÄLoHIM hinterlassen wurden“, sondern das Verständnis des archaischen Texte vielmehr erschweren. Entgegen dieser Einschätzung werden Sie sich später (I,229f.) allerdings durchaus positiv auf das apokryphe 2. Makkabäerbuch beziehen.

Lob der hebräischen Tora und Kritik an der griechischen Septuaginta

Die zuverlässige Überlieferung der hebräischen Tora ist Ihnen zufolge nicht nur seit den Masoreten gewährleistet, sondern wurde durch die Qumran-Texte auch für einen 800 Jahre früheren Zeitraum bestätigt. Nicht verkneifen können Sie sich die Verschwörungstheorie, dass der Vatikan (I,92) „die Veröffentlichung der Funde“ aus Qumran absichtlich verzögert hat, und zwar vermutlich, weil „die ultramontane Kirche etwas zu verbergen hat“, und den Seitenhieb (I,93), dass die „über 5000 Handschriften“ des Neuen Testaments im Gegensatz zu denen des Alten Testaments „mehr oder weniger voneinander ab[weichen]“.

Im Blick auf die erste Übersetzung des TeNaK ins Griechische, die Septuaginta, bezweifeln Sie, dass sie deswegen erfolgte (I,95), weil „alle Juden in der Diaspora ihre Muttersprache verlernt hätten“ (13). Stattdessen wollte Ihnen zufolge (I,96f.) „der ehrgeizige König Ptolemäus II. … das enorme und von den Israeliten geheim gehaltene Wissen vom Ablauf der Schöpfung aus der Bibel auch seinen eigenen Gelehrten zugänglich machen“ (I,96f.). Diese unbelegte Behauptung soll natürlich Ihre Hypothese vom verborgenen geheimen Code in der Tora stützen. Unklar bleibt allerdings, wie eine doch relativ stark vom hebräischen Urtext abweichende Übersetzung wie die Septuaginta dem König auch nur irgendetwas von dem in den hebräischen Buchstaben verborgenen Bibelcode vermittelt haben soll.

Im Übrigen irren Sie: Denn schon seit dem babylonischen Exil war die Muttersprache der Juden gar nicht mehr Hebräisch, sondern Aramäisch gewesen, und gerade in hellenistisch geprägten Städten wie Alexandria wurde mehr und mehr das Griechische zur Umgangssprache auch der Juden. Zwar blieb Hebräisch die heilige Sprache für die Rezitation der Tora in der Synagoge, aber die Septuaginta wurde durchaus gebraucht als eine für die Juden der Diaspora verständliche Übersetzung. Nur auf diese Weise konnte schließlich die Septuaginta auch die selbstverständlich von den Urchristen genutzte Heilige Schrift werden. Und erst das hatte dann allerdings zur Folge, dass immer mehr Juden ihre Verwendung ablehnten; erst in der Abgrenzung zum Christentum wandten sich die Juden auch wieder mehr dem Hebräischen zu, zum Beispiel als Sprache des Talmud.

Wie verhalten sich Tora, TeNaK und Kabbala zueinander?

Auch Ihre Beschreibung des Verhältnisses von Tora, TeNaK und Kabbala enthält seltsame Argumentationen. Zum Beispiel stellen Sie sich die Frage (I,100), warum es

„für die Chronisten ebenso schwierig [war,] die TORaH zu lesen, wie sie zu schreiben. Bei manchen Worten findet sich ein Buchstabe zu wenig oder zu viel, manchmal einer statt eines anderen, oft die Schlussbuchstaben an der Stelle der mittleren und umgekehrt. Warum, diese Frage stellt sich, ist dies so? Papus meint (14), dass das alles höchstwahrscheinlich damit zusammenhängt, dass den alten Hebräern besondere Zeichen für die Vokale fehlten. Nun, dies könnte sein, aber warum hätten dann ausgerechnet die alten Hebräer ein so unaussagekräftiges Alphabet schaffen sollen? Wäre es nicht ein Leichtes für sie gewesen, fehlende Buchstaben hinzuzuerfinden?“

Diese reichlich naive Auffassung lässt außer Acht, dass nicht nur das Hebräische, sondern auch das Aramäische und Arabische eine reine Konsonantenschrift ist. Abgesehen davon bleibt unklar, was Sie damit überhaupt belegen wollen. Etwa, dass die Hebräer absichtlich die Vokale weggelassen hätten, um auf diese Weise besser einen geheimen Code in ihren Schriften verstecken zu können?

Wenn Sie weiterhin (I,100f.) „in der TORaH keine einzige Andeutung darauf finden, dass in den Büchern der Kabbala der Schlüssel zum Decodieren der TORaH-Texte hinterlegt wäre“, sollte das an sich kein Grund zur Verwunderung sein, weil die Schriften der Kabbala ja erst Jahrhunderte nach der Tora entstanden sind und sie daher auch erst nachträglich versucht haben, aus den alten Schriften einen geheimen Sinn herauszulesen. Sie sehen das allerdings anders. Dass Sie nur durch Zufall nach Jahre langer Forschung „die kabbalistischen Hinweise richtig deuten konnten“, führen Sie darauf zurück, dass sich

„die Kabbalisten über Jahrtausende hinweg tatsächlich von jeher als ein erlesener, geheimer Zirkel von wenigen Eingeweihten [verstanden], die streng geheim und für die Allgemeinheit im Verborgenen die wahren Bedeutungen der Bibeltexte verstanden und deuteten“.

Wichtig ist es für Sie, die Tora als Bestandteil des gesamten TeNaK zu begreifen, denn (I,101) „obwohl ihr Inhalt einer der wichtigsten Bausteine für die Paläo-SETI-Forschung ist, ist sie, wenn sie aus dem Zusammenhang des Alten Testaments gerissen wird, vollkommen wertlos“. Seltsam ist wiederum die Begründung dafür: weil er

„aus 22 Büchern besteht. Früher war dieses Buch nicht so aufgebaut wie heutzutage, sondern enthielt insgesamt 22 Schriftrollen (gemäß Saba, 532 gestorben), die ihrerseits auf den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets aufgebaut wurden. … Wie wir noch eindeutig nachweisen werden, repräsentiert jeder hebräische Buchstabe ein Chromosom des menschlichen Erbguts und demzufolge jedes einzelne Buch des Alten Testaments jenen Teil des genetischen Codes, der auf dem betreffenden Chromosom zu finden ist.“

Seltsam ist alles an dieser Argumentation: Erstens überhaupt eine solche Korrelation, zweitens dass die hier genannten Zahlen nicht einmal zueinander passen, denn das menschliche Erbgut enthält nicht 22, sondern 23 Chromosomenpaare, und drittens, dass der TeNaK seit dem 4. Esra-Buch in der Regel in 24 Bücher eingeteilt wird (wobei die Fünf Rollen einzeln und Esra-Nehemia nur als ein Buch gezählt werden).

Letztlich ist der TeNaK für Sie keine (I,104) „Botschaft, die lediglich unser Verhalten bestimmt und auf einer spirituellen Ebene angesiedelt ist“, sondern er ist (I,106) „eindeutig das Buch des Lebens“, und zwar „nicht so sehr aus theologischer, sondern vielmehr aus biologischer Sicht“:

„Wir gehen sogar so weit, dass wir den Fließtext dieses Werkes nicht nur mit dem genetischen Code des Menschen vergleichen können, sondern ihn sogar als vollkommen identisch bezeichnen müssen. Da der genetische Code nach zehnjähriger Arbeit, im Juni 2000, von Wissenschaftlern fast vollständig entziffert wurde, ist es für Biologen ein Leichtes, die TORaH auf unsere Aussage hin zu überprüfen. Wir bitten darum!

Ob man uns nun erhört oder nicht: Wir werden in den nachfolgenden Teilen dieser Trilogie versuchen nachzuweisen, dass der TORaH-Text nichts anderes ist, als der genetische Code, der einerseits mit den Chromosomen des Menschen und andererseits mit seiner DNS identisch ist.“

Interessant ist für mich am letzten Satz, dass Sie also offenbar den gesamten ersten Band ihrer Trilogie nur als einen Vorspann betrachten, in dem noch nicht einmal der Versuch unternommen wird, irgendetwas von ihrer Hypothese zu beweisen, die auf folgende „große Worte“ hinausläuft:

„Wir denken, dass das Alte Testament das Erbe der ÄLoHIM ist und in diesem Sinne eine Hinterlassenschaft darstellt, mit der die Menschheit alle ihre Probleme schnell und unbürokratisch lösen kann.“

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (IV)

Im eben genannten Zusammenhang betonen Sie übrigens erneut, wie wichtig es für sie ist, dass wir seit der Fertigstellung des TeNaK um 200 v. Chr. (I,104) „quasi eine unveränderte Kette von authentischen TeNaK-Abschriften“ haben; und zum vierten Mal wiederholen sie ihre Angriffe auf die (I,103) „unzähligen Manipulationen, die in die Übersetzungen des TeNaK einflossen“, obwohl keine Übersetzung doch am Grundbestand des Urtextes auch nur das Geringste ändert.

Das Alte Testament als Testament der ÄLoHIM

Obwohl Sie wissen, dass (I,108) „die Begriffe Altes und Neues Testament sehr spät zur Bezeichnung der biblischen Bücher wurden“, versuchen sie dennoch genau diesen Begriff „Testament“ im Sinne der Bedeutung „letzter Wille“ bereits in die Ursprungszeit des Alten Testaments zurückzuprojizieren (I,110):

„Die ÄLoHIM errichteten zwischen sich und den Menschen eine Allianz, die nur dazu diente, deren letzten Willen zu erfassen.“

Dabei hinterfragen Sie „das klerikale Dogma vom allmächtigen, allwissenden und allgegenwärtigen Gott der Bibel“ und behaupten:

„Für uns sind die ÄLoHIM nichts anderes als die Vertreter einer außerirdischen Spezies, die den Auftrag erhielt, die irdische Schöpfung nach oberen Vorbildern durchzuführen. Und wie könnte dies wohl besser geschehen, als im Rahmen der Naturgesetze, indem sie am Genom des irdischen Urmenschen so lange Manipulationen vornahmen, bis letztlich der Mensch nach dem Bilde seiner Schöpfer entstand. Mit göttlicher Allmacht hat dies wahrlich nichts zu tun, schon eher mit dem Wissen moderner Biologen. “

Dass Sie für diese Behauptung nirgends überzeugende Beweise vorlegen, lasse ich hier außer Acht. Aber auch Ihre Argumention zum Begriff „Testament“ enthält offensichtliche Fehler. Angeblich (I,108)

„wird mit der Benutzung der Begrifflichkeit ‚Testament‘ eine Verfälschung von bestehenden Sachverhalten durchgeführt, indem das, aus dem Lateinischen stammende Wort Testament (testamentum) ausschließlich mit Bund (hebräisch KaRaT) übersetzt wird.“

Damit verdrehen Sie allerdings die grundlegende Richtung der Übersetzung – der Urtext der Bibel, aus dem übersetzt wird, ist ja nicht das Lateinische, sondern das Hebräische. Darüber hinaus ist auch noch das hebräische Wort, das hier für „Bund“ angegeben wird, falsch. KaRaTh heißt „schneiden“ und wird als Verb oft auch für das „Schließen“ des Bundes verwendet; der „Bund“ selbst heißt auf Hebräisch aber BöRiTh. Dass Sie das selbst auch wissen, zeigt Ihre Anmerkung 94 auf Seite I,119.

Aber wie dem auch sei, Sie bestehen (I,108) „bei der Auslegung des Wortes Testament“ darauf, dass nicht, wie es angeblich nur „der Klerus“ sieht, „ein transzendenter Gott mit dem Menschen in vorchristlicher Zeit einen Bund geschlossen hat“:

„Dass der Begriff Testament auch ‚letzter Wille‘ bedeutet, will eigentlich niemand so recht wahrhaben und um den Sinn besser verdrehen zu können, lässt man es einfach unter den Tisch fallen. ‚Wie könnte auch‘, so sagte es einmal ein Geistlicher, ‚der allerhöchste Gott einen letzten Willen haben. Würde das nicht im Denken der Menschen voraussetzen, dass Gott endlich ist?‘

In dieser Denkweise liegt auch der Grund dafür, dass man den Begriff Testament nur mit Bund übersetzt. Was allerdings grundsätzlich falsch ist. Übersetzt man Testament allerdings mit Bund und letztem Willen zusammen, erhält das A.T. einen vollkommen neuen, ja sogar einen historischen Realitätsanspruch.“

Wie gesagt, grundsätzlich falsch ist an Ihrer Denkweise, dass das Wort „Testament“ gar nicht im Urtext steht und insofern gar nicht „mit Bund und letztem Willen zusammen“ in eine andere Sprache übersetzt werden kann. Erst in der Septuaginta wird das hebräische Wort BöRITh mit „diathäkä“ ins Griechische übersetzt, und dieses Wort kann tatsächlich sowohl „Bund“ als auch „Letzter Wille“ bedeuten, genau wie das lateinische Wort „testamentum“.

Nebenbei werfen Sie in diesem Abschnitt, der eigentlich dem TeNaK gewidmet ist, auch einen Blick ins Neue Testament und behaupten, dass dieses Buch im Gegensatz zum A.T. und den (I,109) „darin enthaltenen Fakten nachweislich geschichtlicher und biologischer Natur“ lediglich

„aus spirituellen Gleichnissen, materiellen Endzeitprophetien und der klerikalen Forderung [besteht], dass der Mensch nur durch ewiges Leiden ein neues Bibelverständnis entwickeln kann, um dadurch deren Inhalt auch richtig erkennen zu können.“

Wer auch nur wenig vom Neuen Testament kennt, wird einordnen können, dass diese Sichtweise völlig abwegig ist. Noch abwegiger ist der von Ihnen hinzugefügte Vorwurf, dass im Neuen Testament

„die tatsächliche Tätigkeit von Jesus dermaßen entstellt wurde, dass heute niemand mehr die vollkommen normalen Taten von Jesus Christus als solche erkennt und dementsprechend als Wunder ansieht. Hat aber die Fähigkeit Tote zum Leben zu erwecken, Wasser in Wein zu verwandeln oder die Vermehrung von Brot und Fisch wirklich etwas mit einem göttlichen Wunder zu tun? Wir denken nicht, denn es hat allen Anschein, als ob Jesus nur zu jenen wenigen Eingeweihten gehörte, die in Ägypten mit den Geheimnissen der ÄLoHIM vertraut gemacht wurden.“

Das ist schon deswegen nicht belegbar, weil sich Jesus nach dem Matthäusevangelium (2,22) nur im Kleinkindalter in Ägypten aufhielt – und nicht einmal das ist historisch zu beweisen.

Ein weiterer Abschnitt zeigt, in welcher Weise Sie bei ihrer Darstellung der christlichen Haltung gegenüber der Bibel und den Juden sowohl wahre als auch falsche Aussagen bis hin zu beleidigenden Unterstellungen miteinander vermischen (I,109):

„Bei den Christen wurde das A.T. zur Urkunde des Bundes zwischen Gott und den Israeliten und das N.T. zur Allianz zwischen Gott und allen Menschen auf Erden. Für die Juden hat diese zweigeteilte Bibel der Christen jedoch nicht den Stellenwert des göttlich Offenbarten und das Neue Testament ist für sie vollkommen ohne Bedeutung.“

Soweit kann man den Ausführungen voll und ganz zustimmen. Dann folgen Aussagen, in denen wahre und falsche Aussagen miteinander vermischt sind:

„Sie [die Juden] glauben nach wie vor seit Jahrtausenden an die Macht ihres eigenen Gottes und wenn heute Theologen behaupten, die Juden würden von Bibel sprechen, wenn sie das Alte Testament meinen, ist das schlicht und einfach die Unwahrheit, weil sich das Alte Testament für die Juden in erster Linie in den Teilen TORaH, TeNaKh, Nebiim und Ketubim manifestiert.“

Hier verwundert es zunächst, dass Sie von der Macht des Gottes der Juden reden, den Sie selbst in der Bibel gar nicht wiederfinden; stattdessen interpretieren Sie (I,110) den biblischen Begriff ÄLoHIM für „Gott“ in die „Vertreter einer außerirdischen Spezies“ um. Unwahr ist, dass die Juden (I,109) nicht das Wort „Bibel“ für ihre Heilige Schrift verwenden. Was sie nicht verwenden, ist die christliche Bezeichnung „Altes Testament“. Und dass der TeNaK den Oberbegriff für die drei Teile Tora, Nebiim und Ketubim bildet und nicht in eine Reihe mit diesen Begriffen gehört, hatten Sie selbst an anderer Stelle (I,23) erklärt. Wer selbst so wenig Sorgfalt auf seine Formulierungen verwendet, dass immer wieder auch solche Flüchtigkeitsfehler vorkommen, sollte jedenfalls mit krassen Vorwürfen anderen gegenüber, wie sie an dieser Stelle folgen, besonders vorsichtig sein (I,109f.):

„Eine derartige Verdrehung von gegebenen Tatsachen vorzunehmen, nennt man dann auch schlicht und einfach Fälschung. Noch genauer auf das leidige Thema der christlichen Geschichtsfälschungen mit den Worten Bibel und Testament einzugehen, wäre an dieser Stelle fehl am Platz und wir sollten es im Augenblick dahingestellt lassen, welche Ursachen letztlich ausschlaggebend waren, dass Menschen derartig unmoralisch und unethisch an der Geschichte handelten.“

Wie entstand die Bibel? (Zweiter Anlauf)

In einem zweiten Anlauf zur Erläuterung der Ursprünge der biblischen Erzählungen lehnen Sie die Annahme ab (I,112), „dass der Ursprung großer Teile der biblischen Inhalte von den biblischen Redakteuren vom sumerischen Mythos ausgeliehen wurde“. Sie nehmen stattdessen an (I,113), dass „beide Völker“, Sumerer und Israeliten,

„die Sintflut-Katastrophe getrennt voneinander gekannt und miterlebt haben müssen, weil einerseits beide Völker in ihren Mythen über die Sintflut berichten, aber andererseits dennoch den Ablauf dieses kataklysmischen Geschehens vollkommen anderen Augenzeugen zuordnen“.

Da es aber (I,113f.) „aus archäologischer Sicht dennoch nirgends auf der Welt auch nur einen einzigen konkreten Hinweis gibt dass es diese, anscheinend weltumspannende Flutkatastrophe auch wirklich gab“, stellen Sie sich folgende Fragen, die auf Ihre Paläo-SETI-Hypothese zielen, die Sie aber an dieser Stelle unbeantwortet lassen (I,114):

„Wo also fand dieser Kataklysmus statt?

Warum kennen ihn alle Völker?

Gab es am Ende einen Urmythos und vor allem, fand das Geschehen, das dieser Urmythos schildert, gar nicht auf der Erde statt?“

Jedenfalls bestreiten Sie, dass sich (I,117) „die ersten wirklichen Hochkulturen dieser Welt aus sich selbst heraus entwickelt haben sollen“, wie es die Wissenschaft für die Länder im Nahen Osten bzw. im Fruchtbaren Halbmond annimmt. Da in der Zeit der ersten großen Weltreiche „nicht nur politische, sondern vor allem auch literarische Menschheitsgeschichte geschrieben wurde“, behaupten Sie:

„Und Literatur setzt einen Wissensstand voraus, den unsere prähistorischen Vorfahren nicht von selbst erreicht haben konnten. Damals wie heute braucht es Vorbilder und Lehrmeister. Wer aber sollte unsere Ahnen in den schönen Künsten unterrichtet haben? Wer gab ihnen das grundlegende und hierfür unabdingbare Grundwissen? Die wissenschaftliche Aussage, die Menschen hätten sich alles selbst beigebracht, ist nahezu lächerlich. Hier können nur, nein hier müssen Kulturbringer am Werk gewesen sein. Kulturbringer, die keinesfalls von dieser Welt stammen können.“

Im Zusammenhang dieser Behauptungen werden Sie nicht müde, erneut zu betonen, „dass keine Silbe am biblischen Text geändert werden darf“, damit die (I,118)

„biblische Ursprünglichkeit und vor allem die in den Texten der TORaH enthaltenen Informationen der ÄLoHIM nicht verloren gingen. Und dass diese Informationen nicht verändert werden durften, wird besonders dadurch einleuchtend, dass, wie wir herausfanden, die Schöpfer der Menschheit den gesamten genetischen Code des menschlichen Organismus im Alten Testament hinterlegten. Bei der Replizierung dieses Codes hätte jeder einzige Buchstabe an der falschen Stelle fatale Auswirkungen für den Organismus. Dies zu verhindern, lag offenbar im allergrößten Interesse der ÄLoHIM.“

Hierzu möchte ich allerdings anmerken, dass es Ihnen durchaus bewusst ist (I,121), dass auch beim Kopieren der Tora kleinere Abschreibfehler vorgekommen sind – aber wie sollten unter diesen Umständen die erwähnten fatalen Auswirkungen überhaupt zu vermeiden sein?

Jedenfalls sollte (I,118) „der Code, mit dem der irdische Urmensch“ von den ÄLoHIM „in ihrem Bilde … umgeformt wurde, ganz genau erhalten“ bleiben. Zu diesem Zweck schlossen die ÄLoHIM einen Bund mit den Israeliten, um zu gewährleisten,

„dass das Wissen von dieser Umwandlung vom auserwählten Volk der ÄLoHIM unverändert in eine Zeit transferiert wird, in der die Menschheit erkennt, dass die Chronisten des Alten Testaments über ein exorbitantes Wissen verfügten, welches nicht in der Zeit entstanden sein konnte, in der es niedergeschrieben wurde. Insofern kann es nur in einer anderen Hochkultur entstanden sein. Diese Hochkultur kann, denn wo wären die Spuren dieser Hochkultur, nicht von diesem Planeten kommen und somit gibt es nur eine einzige Antwort auf diese sich zwangsläufig aufdrängende Frage: Die Schöpfer der Menschheit waren Angehörige einer außerirdischen Spezies.“

Über die Art, wie die Tora dann letztlich überliefert worden ist, drücken Sie sich in reichlich verworrener Form aus. Sie erwähnen das im Talmud enthaltene Verbot (I,119), „die schriftliche und die mündliche TORaH“ miteinander zu vermischen, erwähnen die meines Wissens nirgends belegte (I,120) „Erkenntnis, dass die Bibel mit einem polyalphabetischen System verfasst wurde“, was wohl irgendetwas mit kryptographischen Verschlüsselungstheorien zu tun hat, und gehen schließlich davon aus (I,121),

„obgleich dieser Faktor nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, dass die Texte der Bibel zunächst mündlich überliefert wurden. Ausschmückungen, Hinzufügungen und natürlich auch Weglassungen sind bei dieser Art von Weitergabe historischer Überlieferung vollkommen normal, weil jeder Erzähler andere Schwerpunkte setzt.“

Auch bei der späteren Fixierung der Überlieferungen auf vergänglichen Materialien wie Papyrus und Pergament und beim immer neu erforderlichen „Abschreiben mit der Hand lässt sich … nicht vermeiden, dass sich zwangsweise ungewollte Fehler einschleichen.“

Meines Erachtens geben Sie keine Antwort auf die von ihnen nicht einmal gestellte Frage, wie es unter diesen Umständen gelungen sein soll, einen ursprünglich buchstabengetreu kodierten Tora-Text über Jahrhunderte hinweg zunächst mündlich, dann durch wiederholtes Abschreiben, in auch nur annähernd identischer Form zu überliefern.

Zwar erwähnen Sie die Einsetzung der schriftgelehrten (I,122) „Sopherim“, die als „Hüter der biblischen Inhalte“ zu wirken hatten. Der Denkfehler in dieser Argumentation ist aber, dass diese Sopherim sich ja auf die aus mündlicher Überlieferung stammenden schriftlichen Texte stützen mussten. Und die mündliche Überlieferung konnte, wie Sie selber oben schreiben, zwangsläufig gar nicht ohne Fehler sein. Also können die Sopherim gar nicht eine angeblich ursprüngliche Version der Tora oder des TeNaK aufbewahrt haben, sondern nur den Stand des TeNaK, wie er eben irgendwann schriftlich festgelegt wurde.

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (V)

Darüber vermag auch nicht die folgende Behauptung hinwegtäuschen, die (mittlerweile zum fünften Mal) auf die unheilvolle Rolle von Übersetzungen des TeNaK eingeht (I,122):

„Erst nachdem die heilige Schrift der Juden in fremde Sprachen, vor allem ins Griechische und Lateinische übersetzt wurde, schlichen sich die wirklich großen Fehler ein.“

Wie ebenfalls von mir schon mehrfach gesagt, sind fehlerhafte Übersetzungen völlig ohne Einfluss auf den Erhaltungszustand des hebräischen Textes des TeNaK, der ja spätestens seit den Masoreten, aber vermutlich sogar bereits seit der Zeit der Qumran-Texte in vorbildlicher Genauigkeit überliefert wurde, wie Sie immer wieder betont haben und hier erneut hervorheben (I,123):

„Als in Qumran Schriftrollen gefunden wurden und man diese mit anderen Schriften verglich, stellte man verwundert fest, dass sie faktisch vollkommen unverändert über einen Zeitraum von nahezu 1000 Jahren weitergegeben wurden. Mit solchen Ausgaben hätten wir die beste Grundlage für die Paläo-SETI-Forschung, aber leider gibt es für die breite Öffentlichkeit keine Repliken solcher Texte.“

Aber erstens gibt es unter den Qumran-Funden sowieso keine gesamten Tora- oder gar TeNaK-Ausgaben, und zweitens ist, wie gesagt, in der Zeit, bevor der TeNaK aufgeschrieben wurde, eine lückenlose und fehlerfreie Überlieferung absolut nicht gesichert.

Ist Mose der Verfasser der Tora? (Vorgeschmack)

Wann also könnte ein fehlerfreier Text der Bibel aufgeschrieben worden sein? Sie helfen sich mit der Annahme, dass die außerirdischen ÄLoHIM nicht nur Adam erschaffen haben, sondern höchstpersönlich auch Mose damit beauftragen (I,124), „das historische Sachgeschehen, insbesondere jenes, das er selbst miterlebt hatte, für die Nachwelt aufzuschreiben.“ Wenn man den biblischen Zeitangaben glaubt, wurde Adam um etwa 3900 v. Chr. erschaffen, Mose aber lebte der Bibel zufolge erst um etwa 1400 v. Chr. Demzufolge müssten sich die ÄLoHIM mindestens 2500 Jahre lang (oder nach 2500 Jahren erneut?) auf der Erde aufgehalten haben. Eigentlich hätten sie dann auch gleich hier bleiben oder wenigstens nach nochmals 3400 Jahren uns einen weiteren Besuch abstatten können.

Ganz klar drücken Sie sich zwar nicht darüber aus, ob also Mose selbst die gesamte Tora aufgeschrieben haben soll, also die fünf Bücher Mose einschließlich der Teile, in denen sein Tod berichtet wird, aber offen bleibt immer noch das Problem, wie die Inhalte aller anderen Schriften des TeNaK überliefert und schließlich schriftlich festgehalten wurden, die mit Ereignissen in den 1000 Jahren nach Mose zu tun haben.

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (VI)

Dieses grundlegende Problem übergehen Sie aber sehr schnell; stattdessen wiederholen Sie zum sechsten Mal ihre Klage über den (I,125) „Verlust der biblischen Ursprünglichkeit“ durch Übersetzungen, die „zwar den Sinn, aber niemals das Wort selbst“ in eine andere Sprache übertragen konnten. Noch einmal schießen Sie sich besonders auf die Einheits-Übersetzung ein (I,126), der Sie wegen der Berücksichtigung der „Regeln der deutschen Sprache … zwangsläufig Verfälschungen des ursprünglichen Sinnes“ vorwerfen:

„Um die Bibel flüssig lesen oder singen zu können, wurden dann schon ab und zu die einen oder anderen Worte hinzugefügt, weggelassen oder ganz einfach angepasst.“

Ebenso wird es durch Wiederholung nicht wahrer, dass „die meisten auch heute noch verwendeten Bibeln von diesen ersten Übersetzungen abstammen“ (also wohl von der griechischen Septuaginta und der lateinischen Vulgata), denn alle mir bekannten Übersetzungen gehen auf die biblischen Urtexte zurück (15).

Mit folgendem Satz (I,127) widersprechen Sie ein weiteres Mal bisherigen eigenen Ausführungen: „Für einen Juden sind moderne Bibelübersetzungen nicht akzeptabel.“ Es ist sicher wahr, dass Juden Vorbehalte gegenüber christlichen Bibelübersetzungen haben und grundsätzlich davon ausgehen, dass „es keine auch nur annähernd adäquate Übersetzung der hebräischen Bibel in eine andere Sprache“ gibt. Trotzdem haben auch Sie (I,88) die jüdische Bibelübersetzung durch Naftali Herz Tur-Sinai erwähnt, die natürlich nicht das Original ersetzen, sondern nur helfen will, es zu verstehen. In diesem Zusammenhang machen Sie allerdings völlig zu Recht deutlich (I,127):

„Wir sind der Überzeugung, dass keine einzige Bibelübersetzung in der Lage ist, auch nur annähernd jene Informationen wiederzugeben, die im Original enthalten sind. Insofern ist jede Bibelübersetzung faktisch wertlos.“

Nur – was sollen dann Ihre auf vielen Seiten (inzwischen an sechs verschiedenen Stellen!) wiederholten Tiraden gegen Übersetzungen, die angeblich den Urtext ersetzen sollen, was aber keinem Übersetzer ernsthaft in den Sinn kommt!?

Schon im nächsten Satz folgt erneut eine völlig abwegige Verurteilung der Einheitsübersetzung, weil sie angeblich (I,127f.) „die Bibel“ (damit müsste doch wohl deren Urtext gemeint sein) verändert haben soll:

„Wenn die Sopherim und Masoreten noch ein besonderes Augenmerk auf die authentische Weitergabe des Ursprungstextes hatten, so ist festzustellen, dass insbesondere die Auftraggeber der Einheitsübersetzung gerade das Gegenteil herbeigeführt haben. Durch sie wurde die Bibel so tiefgehend verändert, dass es heute fast niemandem mehr möglich ist, jenen ganzheitlichen Aspekt, der die Bibel vor allem mit den anderen Mythen verbindet, aus ihren Texten herauszufiltern. Es ist in dieser Hinsicht eine nicht gerne gehörte jedoch unwiderlegbare Tatsache, aber die biblische Tradition ist durch die kirchliche und synagogale Kanonisierung von den mythologischen Quellen der Völker abgeschnitten worden. Eine Konvergenz zwischen den Schöpfungsmythen gibt es deshalb seit langem nicht mehr.“

Bin ich nach der Lektüre dieses Abschnitts vollends verwirrt? Ja. Denn erstens ist mir schleierhaft, wie durch eine Übersetzung der Urtext der Bibel „von den mythologischen Quellen der Völker abgeschnitten worden“ sein soll. Zweitens springen Sie mitten in einem Gedankengang, in dem Sie eigentlich die Einheitsübersetzung des 20. Jahrhunderts kritisieren, mal eben knapp 2000 Jahre zurück und werfen der christlichen Kirche und (!) der jüdischen Synagoge vor, dass sie bei ihrer jeweils unterschiedlichen Festlegung des biblischen Kanons schon damals dasselbe verschuldet haben, was andererseits aber doch erst „die Auftraggeber der Einheitsübersetzung … herbeigeführt haben“ sollen. Das ist auch deswegen seltsam, weil Sie die Synagoge doch bisher ständig wegen ihrer Überlieferungstreue des TeNaK gelobt haben. Abgesehen davon – hatte sich das Volk Israel nicht schon lange zuvor selber „von den mythologischen Quellen der Völker“ getrennt, und zwar mit voller Absicht, weil sie eben deren Vielgötterei ablehnten und nur auf ihren Einen Gott vertrauten? Aber dieser Aspekt des jüdisch-christlichen Monotheismus kommt für Sie natürlich überhaupt nicht in Betracht, weil Sie in den ÄLoHIM und in JHWH ja keinen Gott erkennen – und schon gar nicht einen Einzigen.

Am Ende eines langen, ziemlich wirren Abschnitts gehen Sie dann noch einmal auf die Verantwortung der Übersetzer ein, die sie (I,128) „bei ihrer mühsamen Arbeit“ tragen, und empfehlen ihnen an Stelle einer „Sinn-für-Sinn-“ eine „Wort-für-Wort-Methode“. Aber zur exakten Ausarbeitung dieses Unterschieds möchten sie „die Aufmerksamkeit der Leser auf die Bücher ‚Die Gilde der kosmischen Former‘ und ‚Die Mars-Apokalypse‘ richten“ und betonen: „Um Wiederholungen zu verhindern, können wir auf diesen Punkt an dieser Stelle leider nicht eingehen.“ Wieder einmal hätten sie durchaus Platz für weitere Ausführungen gehabt, wenn sie etwa auf die sechste Wiederholung überflüssiger Klagen über angeblich den Urtext verfälschende Übersetzungen verzichtet hätten.

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt? (III)

Damit reißt aber die Reihe der Wiederholungen bereits reichlich durchgekauter Themen nicht ab. Noch einmal gehen Sie auf die erstaunliche Leistung der Juden ein (I,129),

„wir haben diesen Punkt bereits mehrfach angesprochen, mit welcher Gewissenhaftigkeit die heiligen Schriften an nachkommende Generationen weitergegeben wurden.“

An dieser Weitergabe waren Ihnen zufolge drei jüdische Priestergruppen beteiligt (I,130), erstens die Sopherim bzw. die Masoreten, die für das Abschreiben der Schriftrollen und die damit zusammenhängenden Regeln verantwortlich waren, zweitens die Verantwortlichen für Gottesdienst und Rechtsprechung und drittens diejenigen, die „das biblische Geheimwissen der Juden“ zunächst „ausschließlich mündlich vom Mund zum Ohr“ überlieferten, dieses dann aber auch in den Büchern der „Kabbala“ schriftlich fixierten: „Nur mit ihrer Hilfe sind die verschlüsselten Texte des Alten Testaments zu entschlüsseln.“

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (VII)

Und noch einmal (zum inzwischen siebten Mal) beklagen Sie, dass christliche Bibelausgaben mehr und mehr dazu beitragen (I,129), „dass die archaische Aussagekraft vollends verloren geht.“ Zwei Seiten später regen Sie sich allerdings darüber auf, dass (I,131) „dass das Besitzen, Lesen und vor allem das Übersetzen der Heiligen Schrift in die jeweilige Landessprache“ durch die katholische Kirche „immer wieder untersagt wurde“ (I,132):

„Wir denken, dass das Bibelstudium deshalb verboten wurde, weil die Kirchenoberen ganz genau gewusst haben, dass in den Texten des Alten Testaments ein chiffriertes Wissen hinterlegt ist, welches den Menschen nicht zugänglich gemacht werden durfte.“

Aber wie hätten die Menschen den Bibelcode einer Übersetzung entnehmen sollen? Eigentlich müssten Sie das Verbot schlechter Bibelübersetzungen sogar begrüßen und stattdessen dafür plädieren, dass jedermann Hebräisch lernt und den TeNaK im Urtext lesen und seinen geheimen Code ergründen kann.

Ist Mose der Verfasser der Tora? (Versuch eines Beweises)

Bereits im zweiten Anlauf zur Erklärung der Bibelentstehung waren Sie auf Mose oder – wie Sie seinen Namen umschreiben – MoSchäH zu sprechen gekommen. Nun wollen Sie sich (I,133) „mit den Verfassern der heiligen Schrift befassen und diese auf ihre Integrität prüfen“, beschäftigen sich dabei aber in aller Ausführlichkeit nur mit einem einzigen Mann, nämlich eben Mose.

Dass sogar Erich von Däniken, der Begründer der Paläo-SETI-Forschung, die historische Existenz Moses anzweifelt, indem er (I,137) „die rührende Geschichte vom Knäblein Moses, das – in einem Binsenkörbchen ausgesetzt – auf dem Nil schwamm und von einer barmherzigen Pharaonentochter gerettet wurde“ in einen Zusammenhang mit dem „indischen Epos Mahabharata“ stellt (16), ficht Sie insofern nicht an, als Mose doch (I,138) „wesentlich früher“ lebte, „als das indische Epos Mahabharata entstand“:

„Diesen chronologischen Faktor vergessen viele Bibelkritiker allzu gerne. …

Tatsache ist jedoch, dass die Geschichte um MoSchäH durchaus der Wahrheit entsprechen kann. Ja sogar der Wahrheit entsprechen muss, weil ansonsten andere Ereignisse aus der ägyptischen und israelischen Geschichte nicht mehr chronologisch zusammenpassen würden.“

Schon ein solcher Satz belegt, dass Sie wiederum keine Beweise, sondern nur Zirkelschlüsse für Ihre Behauptungen vorbringen können. Oder sollten Sie doch noch mehr vorzuweisen haben? Immerhin schreiben Sie:

„Obgleich für uns feststeht, dass MoSchäH gelebt hat, wollen wir uns doch, allein der Objektivität wegen, in den nachfolgenden Teilen mit der Frage beschäftigen, ob MoSchäH eine reale Person der Geschichte war.“

Dann allerdings lassen Sie die Leserschaft wiederum sehr lange auf von ihnen angekündigte (I,140) „Indizien“ warten, „die dafür sprechen, dass es ihn wirklich gab“. Stattdessen wollen Sie im Grunde auf jede ernsthafte Auseinandersetzung mit Ihnen nicht genehmen Positionen verzichten und einfach auf der von ihnen behaupteten Wahrheit beharren:

„Letztlich muss jedoch jeder selbst entscheiden, ob er aus MoSchäH eine Legende macht. Man muss jedoch wissen: Lehnen wir MoSchäH ab, wird das gesamte Alte Testament fragwürdig. Erkennen wir MoSchäH an, entsprechen auch seine biblischen Aussagen der Wahrheit. Wir denken deshalb, dass man sich erst gar nicht in jene fruchtlose Diskussion einlassen sollte, mit der man zu ergründen sucht, ob MoSchäH wirklich gelebt hat oder ob der älteste Prophet des Judentums lediglich eine Sagengestalt gewesen ist. Man mag in wissenschaftlichen und sogar in theologischen Kreisen geteilter Ansicht sein, wir sind der Meinung, dass die literarische Exaktheit und die historische Verbundenheit der biblischen Bücher für sich selbst sprechen.“

Trotzdem versprechen Sie dann doch noch (I,141), die ihnen „zur Verfügung stehenden Indizien und Fakten“ vorzulegen.

Als erstes solcher Indizien führen Sie (I,142) die „lückenlose Namensliste“ der „Vorfahren MoSchäHs“ von „ABhRaHaM über Isaak, Jakob, Levi und Qahat“ (17) an, wobei Sie nicht einmal angeben, an welchen Stellen der Bibel sie steht. Und Sie verschwenden keinen Gedanken an die Frage, ob jede Liste, die jemand einmal niedergeschrieben hat, zwangsläufig historische Fakten wiedergibt. Letzten Endes fordern Sie ohne jeden Beweis, dass wir „die Bibel nur als geschichtliches Dokument anerkennen“ müssen, und werfen der „katholischen Kirche“ vor, dass diese

„die fragwürdige Behauptung aufstellt, die Texte der Bibel können nicht als authentische Geschichtsdarstellung betrachtet werden. Sie wären nur mittels einer theologischen Geschichtsdeutung zu begreifen.“

Dabei hatte sich doch Jahrhunderte lang gerade auch die katholische Kirche gegen die Behauptung gewehrt, dass Mose eine legendarische Gestalt und nicht der Verfasser der Mosebücher gewesen sein soll. Erst die historisch-kritische Bibelwissenschaft meldete im Zuge der Aufklärung gegen den Widerstand der Amtskirchen Zweifel an der Historizität Moses an.

Dass man den genauen Geburtstag des Mose nicht kennt, halten Sie für unwichtig (I,143),

„denn die Bibel legt sich in ihrem Gesamtumfang nicht ein einziges Mal mit einem exakten Datum fest. Wie könnte sie auch, gab es doch zu dieser Zeit gar keine Chronologie in unserem modernen Sinn. Und im Grunde genommen sind Daten auch vollkommen unwichtig, denn die Inhalte des Alten Testaments behandeln Geschehnisse, deren höhere Allgemeingültigkeit von Daten durchweg unabhängig ist. Insofern handelt es sich bei den Inhalten der TeNaK um ein universales Wissen, welches ohne Daten auskommen muss und auch ohne diese recht gut auskommen kann.“

Die „in der Bibel überlieferten Verwandtschaftsverhältnisse“ des Mose, dessen Eltern beide „aus der Priestersippe LeWIs“ stammen, werden sodann als zweites Indiz für seine reale Existenz angeführt, und zwar weil solche Angaben von den Juden doch nur deswegen (I,144) „so akribisch genau bis heute erhalten und lückenlos weitergegeben wurden“,

„weil einige Familien ganz genau wussten, dass der biblische Text des Alten Testaments einen Code repräsentiert, der in seiner Ursprünglichkeit unter keinen Umständen verändert werden durfte, weil ansonsten seine Grundaussage verloren geht. So können wir heute aufgrund der akribischen Genauigkeit, mit der die Bibel von den Juden seit Jahrtausenden tradiert wurde, davon ausgehen, dass es mehr als zweifelhaft ist, dass sie lediglich phantasievollen Unsinn darin verfasst hätten. Und wir können deshalb auch davon ausgehen, dass die in der Bibel behandelten und angegebenen Verwandtschaftsverhältnisse des MoSchäH stimmen.“

Ein klassischer Zirkelschluss: Durch etwas, was nicht bewiesen ist, wird etwas anderes als erwiesen hingestellt.

Soll man es als weiteres Indiz für die reale Existenz Moses werten, dass angeblich die katholische Kirche die Erkenntnis verhindern wollte (I,142), dass „MoSchäH … als Verfasser der TORaH“

„einen festen Platz in der langen Reihe von Geheimnisträgern hat, die in das hermetisch-kabbalistisch-alchimistische Wissen eingeweiht waren?

Wir denken, es ist so, denn wenn man MoSchäH aus der Reihe der Kabbalisten entfernt, entsteht ein Bruch, der verhindert, dass dieses geheime Wissen überhaupt bis nahe in unsere Zeit unbeschadet transportiert werden konnte.“

Auch das ist ein weiterer Zirkelschluss: Sie setzen voraus, dass etwas zweifellos wahr sein muss, weil sonst Ihr gesamtes Gedankengebäude zum Einsturz gebracht würde. Wie genau Sie das wissen, machen Sie deutlich (I,144), indem Sie beschreiben, welche wichtige Rolle Mose in Ihren Augen für die Überlieferung des genetischen Bibelcodes spielt:

„Für unsere Forschung ist dieser Punkt eminent wichtig, denn durch MoSchäH schließt sich eine Lücke, wie das Wissen um den genetischen Bibelcode, nachdem er lange Jahre zuvor von ABhRaHaM nach Ägypten gebracht wurde, wieder zu den Hebräern zurück kam. Insofern ist MoSchäH eine der Schlüsselfiguren, durch die dieses sehr streng geheim gehaltene hermetisch-kabbalistisch-alchimistische Wissen der Sumerer, Chaldäer, Hebräer und Ägypter, vom Nahen Osten nach Europa kam. Würden wir ihn aus der Geschichte streichen, ist es nahezu unmöglich dem Weg, den der in der Bibel integrierte älohimische Code der Schöpfungsformel bis in unsere Zeit genommen hat, lückenlos auf die Spur zu kommen.“

Klarer wird, was Sie meinen, wenn Sie Moses Werdegang seit seiner Erziehung (I,146) „in den Traditionen Ägyptens“ am Hof des Pharao nachzeichnen, wo er angeblich auch (I,147) „die Aussagen des Hermes Trismegistos“ kennengelernt haben muss, wenn er nicht sogar dessen Zeitgenosse war:

„Es scheint also aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachtet erwiesen zu sein, dass MoSchäH am Hofe des Pharaos in das hermetische Wissen der Ägypter und am Fuße des Berges Sinai in die kabbalistischen Mysterien JHWHs eingeweiht wurde. MoSchäH gibt dann dieses hermetisch-kabbalistische Wissen an seinen Nachfolger Josua weiter. Und wie es in den religiösen Texten der Juden nachzulesen ist, gibt es Josua seinerseits an die Stammesältesten, die Alten an die Propheten und die Propheten an die Männer der Großen Synagoge. So zumindest wird es in der Mischna Aboth, Absatz I, Vers 1 berichtet. Ob dies nun letztlich so stimmt, wissen wir nicht, aber es ist nahezu unmöglich, dass die Weitergabe der älohimischen Schöpfungsformel anders abgelaufen sein kann.“

Sie berufen sich also auf die im Talmud dargelegte jüdische Überzeugung, dass im Rahmen der genannten Überlieferungskette neben der schriftlichen außerdem noch eine mündliche Tora getreulich weitergegeben wurde. Dass zu deren Inhalten allerdings die von Ihnen angenommene Schöpfungsformel gehört hat, bleibt weiterhin völlig unbewiesen.

Dass die (I,149) „moderne Bibelwissenschaft … die einzelnen Teile der fünf Bücher MoSchäH anhand ihrer schriftlichen Form“ nicht mehr Mose, sondern verschiedenen anderen Verfassern (Jahwist, Elohist, Priesterschaft) zugeordnet hat, lehnen Sie ab, und zwar nicht zuletzt deswegen, weil es in den biblischen Texten immer wieder heißt (I,150), „dass MoSchäH mit den Angehörigen der ÄLoHIM über die unterschiedlichsten Themen sprach“:

„Für uns ist MoSchäH auf jeden Fall der Verfasser der TORaH und hierfür gibt es auch eine ganze Reihe von Indizien, denen wir in den nachfolgenden Teilen nachgehen werden.“

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt? (IV)

Diese Beschäftigung mit weiteren Indizien erfolgt in den nächsten Abschnitten aber gar nicht. Stattdessen greifen Sie nochmals das bereits mehrfach behandelte Thema auf (I,151), ob die „Verfasser der Bibel eine Geheimbotschaft in ihr versteckt“ haben. Dabei berufen sie sich auf Studien von Rabbi Weissmandl aus dem Jahr 1949 und (I,152) eines Forscherteams um Prof. E. Rips in den 1980er Jahren, die durch zwei Bücher von Michael Drosnin („Der Bibelcode“) und Jeffrey Satinover („Die verborgene Botschaft der Bibel“) bekannt gemacht wurden.

Erstaunlicherweise beurteilen Sie die Bücher der letzteren Autoren sehr kritisch. Etwa weil Drosnin (I,158) unter Berufung auf Daniel 12,4 behauptet, dass „der Prophet DaNiJeL“ den Bibel-Code „versiegeln musste.“ Aber wie, so legen Sie dar, „soll DaNiJeL den Code in einem Text versiegelt haben, der doch dem MoSchäH tausend Jahre früher auf dem Berge Sinai von JHWH übergeben wurde“? Wenn Sie allerdings Drosnin dafür kritisieren, dass er überhaupt das in aramäischer Sprache geschriebene Buch Daniel mit seiner Methode untersucht, obwohl er selbst sagt, „dass diese Entschlüsselungstechnik nur auf den hebräischen Text der TORaH anwendbar ist“, müssen Sie sich selber fragen lassen, ob demnach also doch nicht alle Bücher des TeNaK eine in ihrem Sinne verschlüsselte Geheimbotschaft enthalten.

Als Fazit ergibt sich für Sie (I,159):

„Aber bei allen Ungereimtheiten, die sich durch ihre Bücher ergeben, wurde eine Sensibilisierung durchgeführt, die seitdem zumindest die Möglichkeit eines Bibelcodes in Erwägung zieht. Und dass es diesen Bibelcode gibt, steht, zumindest für uns, fest. Ob dieser Bibelcode die gesamte Weltgeschichte auf den Kopf stellen wird, ist noch fraglich, aber dass der hebräische Urtext eine Vielzahl von wissenschaftlich verwertbaren Informationen enthält, beweist ja nicht zuletzt die von uns beim Europäischen Patentamt eingereichte Patentschrift. Und dass diese Patentschrift auch von Fachleuten ernst genommen wird, wird dadurch bestätigt, dass die ersten Hürden bereits erfolgreich genommen werden konnten.“

Da Sie nicht einen einzigen Namen solcher Fachleute nennen, wage ich es, den letzten Satz entschieden zu bezweifeln, zumal ich denke, dass das Überspringen formaljuristischer Hürden zur Anmeldung eines Patents nicht die Prüfung seiner theoretischen Stimmigkeit oder praktischen Durchführbarkeit voraussetzt.

Im nächsten Abschnitt überraschen Sie mich mit der Aussage (I,160):

„Glaubt man aber dem Alten Testament, dann wurde bislang deshalb keine geheime Botschaft in ihm gefunden, weil ganz einfach keine vorhanden ist.“

Sie beziehen sich damit auf eine in Micha 3,7 überlieferte „eindeutige Aussage, die letztlich besagt, dass eine Zukunftsschau im Rahmen der Bibel nicht möglich ist“, zitiert nach der DaBhaR-Übersetzung:

„Und die Visionenseher werden sich schämen müssen, und die Wahrsager werden bestimmt enttäuscht werden. Und sie werden den Schnurrbart bedecken müssen, sie alle, denn keine Antwort von Gott ist da.“

Eigentlich müssten Sie sich keine Gedanken darüber machen, dass diese Bibelstelle ihrer Annahme einer biblischen Geheimbotschaft widerspricht, denn es ist schlicht falsch, aus dieser auf eine konkrete Situation bezogenen Aussage Michas, in der Gott nicht antwortet, den Schluss zu ziehen, dass die Bibel allgemein jede Zukunftsschau für unmöglich halten würde. Allerdings kriegen Sie die Kurve trotzdem zurück zu ihrer festen Überzeugung, die eben noch so stark in Frage gestellt zu sein schien:

„Warum sollte es jemand, der einen geheimen Code in der Bibel hinterlegt hat, mit dem man in die Zukunft sehen kann, bei Todesstrafe verbieten, dass man Wahrsagerei betreibt? Für uns gibt es hierfür nur eine Antwort: Wahrsagerei ist, zumindest im Rahmen der Heiligen Schrift, ein sinnloses Unterfangen! Vielleicht sollte aber durch solche Gesetze nur verhindert werden, dass man die Texte der Bibel erforscht, denn dass es einen geheimen Code gibt, steht auch für uns fest.“

Zudem betonen Sie nochmals (I,161), „dass der Bibelcode nichts mit Zukunftsschau und Wahrsagerei zu tun hat“, sondern mit Ihrer auf angewandte Paläo-SETI-Forschung zielenden Hypothese:

„Dass in der Heiligen Schrift Weissagungen verborgen sein sollen, halten wir für schlichten Mumpitz, denn unsere eigene Forschung ergab, dass der Bibelcode vollkommen identisch ist mit dem Buch des Lebens und insofern nichts anderes darstellt, als die Chromosomen des Menschen. Hierzu jedoch später mehr.“

So endet das 1. Kapitel des 1. Bandes der „Entdeckung der Urmatrix“ mit einer Vertröstung auf später.

Und die versprochenen weiteren Indizien dafür, dass Mose der Verfasser der Tora sein soll, haben Sie offenbar inzwischen stillschweigend unter den Tisch fallen lassen.

II. Kapitel: Die Kabbala

Das „Ziel der Kabbala, und damit auch ihre Lehre“, kann man Ihnen zufolge (I,164) „mit einem einzigen Satz auf einen Nenner bringen“:

„Es ist die Ergründung und Erörterung aller Faktoren, die im direkten Zusammenhang mit dem Schöpfungsgeschehen stehen.

Da die Schöpfung, laut Bibel, mit dem Wort durchgeführt wurde, wollen wir uns im Rahmen dieses Kapitels ausschließlich mit diesem Aspekt beschäftigen. …

Erforscht wird den Sinn des biblischen Wortes im Rahmen von Gematria und Notarikon.“

Verwunderlich und beklagenswert finden Sie es,

„dass bis heute noch niemand erkannt hat, dass sowohl im TeNaK als auch in der Kabbala ein so großes Wissenspotential enthalten ist. Leider hat man im Laufe der Zeit, vielleicht aus Unkenntnis – womöglich auch mit voller Absicht – die Kabbala mystifiziert. Dass die Kabbala in ihrer archaischen Basis eine wissenschaftlich verifizierbare Lehre darstellt, wollte bislang niemand wahrhaben. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass im TeNaK sowohl geschichtliche als auch biologische Hinweise enthalten sind. Und dennoch ist es so.“

Um die Kabbala richtig zu verstehen, halten Sie (I,165f.) „sprachwissenschaftliche Forschungen“ bzw. „eine tief greifende Semantikanalyse“ für notwendig:

„Unsere Forschungen ergaben, dass, abgesehen von den geistes- und bildungsgeschichtlichen Potenzen der Kabbala, offenbar in der alttestamentarischen Literatur eben jenes kabbalistisch-hermetisch-alchimistische Wissen hinterlegt wurde, welches uns heute so tiefe Einblicke in die Biologie des Menschen gibt. Die Sprache, genauer gesagt das Verständnis für die hebräische Sprache zurzeit MoSchäH, ist somit das A und O aller kabbalistischen Erkenntnisse. Was nichts anderes bedeutet, als dass wir die kabbalistische Textform, beispielsweise im Falle des Sefer ha Jezira, als historisch entstandene und als eine Matrize zu verstehende Form einer Mitteilung betrachten müssen, die in ihrer Basis eine sehr differenzierte Klitterung von unterschiedlichen Symbolen darstellt. Symbole, die in ihrer Aneinanderreihung letzten Endes das gesamte Genom des Menschen ergeben und dabei, anhand der verwendeten Buchstaben des hebräischen Alphabets, die Gesamtheit aller menschlichen Chromosomen und den darauf befindlichen genetischen Code repräsentieren.“

Ich habe so ausführlich zitiert, weil diese sehr gelehrt klingenden Worte doch letzten Endes nichts erklären und lediglich den Eindruck hinterlassen, dass Sie selber nicht recht wissen, ob denn nun „das gesamte Genom des Menschen“ im TeNaK selbst oder im „Sefer ha Jezira“, einem Buch der Kabbala, verschlüsselt ist.

Wie entstand die Bibel? (Dritter Anlauf)

Mitten in der Einleitung zum Kabbala-Kapitel stoßen wir plötzlich auf einen weiteren Erklärungsversuch dafür (I,166), wie „die alten Hebräer zu diesen Buchstaben gekommen sind“, die in der Bibel enthalten sind. Dabei führen Sie die durchaus vertretbare wissenschaftliche bzw. theologische Auffassung an,

„dass von den Juden das geschriebene Wort, quasi als Reaktion auf den Bilderkult ihrer Nachbarvölker, entwickelt wurde, um sich dadurch von jenen Stämmen des fruchtbaren Halbmondes abzugrenzen, die nicht an JHWH glaubten…“

Welche Bedeutung eine solche Selbstunterscheidung von anderen Völkern und Götterkulten gehabt haben könnte, interessiert Sie jedoch nicht im Mindesten; Sie beharren darauf, alles, was mit dem TeNaK zu tun hat, im Sinne ihrer Paläo-SETI-Hypothese zu interpretieren, und denken daher nicht,

„dass die Schrift der Hebräer aus einer kultischen Überlegung heraus entwickelt wurde, denn unsere Forschung ergab, dass die Urschrift, mit der der TeNaK verfasst wurde, ein Geschenk der ÄLoHIM an ihr auserwähltes Volk war. Dieses Hebräisch, vor allem in seiner ursprünglichen Form, ist polysemantisch und damit mehrdeutig. Nur deshalb konnten die Chronisten der Bibel mit ihr einerseits den historischen Ablauf chronologisch darstellen und andererseits mit demselben Text biologische Fakten festhalten.“

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt? (V)

Noch einmal wiederholen Sie in diesem Zusammenhang ihre Überzeugung, dass die außerirdischen ÄLoHIM in den Buchstaben des TeNaK (I,166) „das Mysterium der Schöpfung“ hinterlegten – als „eine echter Meisterleistung mathematischer Krypographie“:

„Dass die verwendeten und im AT hinterlegten Verschlüsselungstechniken letzten Endes das Urbild des von den ÄLoHIM geschaffenen Menschen enthalten, ergibt sich daraus, dass der AT-Text, vor allem wegen seines mathematischen Informationscharakters, ganz offensichtlich eine dynamische Plausibilität enthält. Und diese dynamische Plausibilität des AT-Textes lässt sich ganz einfach in einem einzigen Satz umschreiben: Der AT-Text repräsentiert ganz gezielt die Erschaffung menschlichen Lebens auf der Basis des JHWH-Begriffes.“

Wieder erklärt ein hochtrabendes Wortgeklingel letztlich überhaupt nichts – außer dass der hebräische Gottesname JHWH eine besondere Rolle bei der Erschaffung menschlichen Lebens gespielt haben soll. Aber welche das ist, darauf werden Sie ja erst am Ende des dritten Bandes ihrer Trilogie zu sprechen kommen.

Hier schließen Sie eine sehr eigenartige Argumentation an. Sie fragen sich nämlich „im Zusammenhang mit der Schöpfung, ob es Zufall ist oder ob es etwas zu bedeuten hat, dass beispielsweise der Hund als Hund bezeichnet wird“. Sie scheinen der Auffassung zu sein (I,167), dass „im biblischen Hebräischen der genetische Code eines Lebewesens in seiner Artbezeichnung hinterlegt ist“, dass also in dieser Sprache „das Wort Hund nicht nur ein x-beliebiges Wortmuster wäre, was alles bedeuten könnte.“ Und für eine solche Sichtweise sind Ihrer Ansicht nach „die kabbalistischen Schriften … der Schlüssel“.

Was ist überhaupt die Kabbala?

Die Kabbala besteht Ihnen zufolge (I,168) „aus den Büchern Sohar, Jezira und Bahir“, die wiederum „auf den Texten der TORaH“ basieren, „so dass die alten Kabbalisten stets anführen, dass sich nur derjenige mit diesem für Laien vollkommen unverständlichen Werk der jüdischen Mystik und Gnosis beschäftigen soll, der vorher eingehend die TORaH und den Talmud studiert hat.“

Weiter stellen Sie fest (I,170): „Der Begriff Kabbala wird von den Konsonanten KBL abgeleitet“, was nicht ganz richtig ist, denn die korrekte Umschrift für die entsprechende hebräische Wurzel mit der Bedeutung „empfangen“ lautet QBL. Das Wort Kabbala dementsprechend mit „mündliche Überlieferung“ oder „Tradition“ zu umschreiben, prangern Sie als Falschübersetzung an; genau richtig soll die Übersetzung „vom Mund zum Ohr“ sein, womit gemeint ist, „dass das Gesagte nur geflüstert und somit nur ganz leise insgeheim ausgesprochen werden darf“ und somit „vor der Allgemeinheit verheimlicht“ wird. Wenn aber „die Kabbala eine uralte Geheimlehre dar[stellt], die tief in die Anfänge der jüdischen Geschichte zurückreicht und ausschliesslich an eingeweihte und ausgewählte Mitglieder weitergegeben wurde“, frage ich mich, ob denn auch Sie beide zu diesen eingeweihten Meistern gehören, von wem Sie eingeweiht wurden und ob Sie diese geheimen Informationen überhaupt an die Öffentlichkeit weitergeben dürfen.

In eine widersprüchliche Argumentation verstricken Sie sich, wenn Sie einerseits (I,172) bei der mündlichen Weitergabe eines Werks der Kabbala wie des mit maximal 1800 Wörtern recht kurzen „Sefer Jezira“ Fehler durchaus für möglich halten, während Sie wissen (I,173), dass es sogar Rabbinen gibt, die den Talmud, ein Werk mit ca. 2,5 Millionen Wörtern, „vollkommen aus dem Gedächtnis fehlerlos rezitieren können“ (I,173). Das dürfte andererseits aber gar keine Rolle spielen, weil ja sowohl die Bücher der Kabbala als auch der Talmud seit Jahrhunderten in schriftlicher Form vorliegen und somit durch mündliche Tradierung gar nicht mehr verändert werden können. Wie also soll das funktionieren – (I,172) ein schriftlich vorliegendes Buch einschließlich der darin enthaltenden Grafiken (I,170) „vom Mund zu Ohr“ weiterzuflüstern, ohne dass es vielleicht doch ein Unbefugter einfach lesen kann?

Ablehnung der Kabbala und Verfolgung der Kabbalisten

Auch zur Ablehnung der Kabbala behaupten Sie Widersprüchliches, nämlich einerseits (I,172), dass „die sog. Buchreligionen … Judentum, Christentum und Islam … mündliche Überlieferungen … für vollkommen wertlos“ erachten. Andererseits besteht aber doch die Kabbala gerade ursprünglich (I,173) aus „mündlichen Überlieferungen des Judentums“, und es stimmt auch nicht, „dass die christliche Exegese den Schlüssel zum Alten Testament nie in der Kabbala gesucht hat“, denn an anderer Stelle erwähnen Sie sogar christliche Kabbalisten und werfen ihnen vor (I,165), dass sie „christliches Gedankengut mit hebräischem vermischen“.

Warum (I,174) „Innozenz III. und viele andere Päpste … die Juden nahezu ebenso beharrlich verfolgen [ließen] wie die ihnen verhassten und als Häretiker bezeichneten Katharer“, finden Sie verwunderlich, „denn nachdem die jüdische Tradition den Grundstock für das Christentum bildete, erscheinen die Verfolgungsaktionen widersinnig. Rein ideologische Gründe können es unserer Ansicht nach nicht gewesen sein.“ Später räumen Sie eine Vielzahl verschiedener Gründe für die Judenverfolgung ein, in erster Linie soll es in ihr aber darum gegangen sein (I,176), die Verbreitung „jener Geheimlehre“ zu verhindern, „die vorab über Jahrhunderte nur an Eingeweihte vom Mund zum Ohr weitergegeben wurden“. Dem widerspricht allerdings, dass es nach Wikipedia die von Ihnen genannten kabbalistischen Bücher Sohar, Jezira und Bahir schon spätestens bis zum 10., 12. und 13. Jahrhundert gegeben hatte.

Spirituelles Missverständnis der Kabbala

Keinesfalls wollen Sie in der Kabbala (I,178) „ein praktisches System“ erkennen, „das dem Menschen hilft, sich spirituell besser zu entfalten“, wie es die „Esoteriker“ tun. Auf diese Weise geht nämlich „der eigentliche Inhalt, der einerseits im molekularbiologischen und andererseits im chemisch-physikalischen, aber auch im mathematisch-astronomischen Bereich liegt“, immer mehr verloren. Wer (I,182) „die Bücher der Kabbala, neben der TORaH und dem Talmud“ als „eine mystische Religionsphilosophie“ begreift und „als das dritte große religiöse Werk der jüdischen Literatur“ sieht, sollte dabei nicht vergessen,

„dass die Kabbala ein tiefes und uraltes Wissen vermittelt, das weit über das spirituelle hinausgeht und sogar völkerübergreifend ist, weil darin nicht nur hebräisches Wissen enthalten ist, sondern auch jenes der Ägypter, Sumerer, BabhLaJe [Babylonier], Chaldäer und Akkader. Wobei wir konstatieren können, dass dieses kabbalistische Wissen ganz offensichtlich in naturwissenschaftlichen Bereichen entspringt und wir es vorwiegend der Astronomie, Chemie und Biologie zuordnen müssen.“

Kabbalistische Sprache, Symbolik und Schrift

Weitschweifige Ausführungen zur Sprache der Kabbala laufen am Ende auf das Fazit hinaus (I,192), „dass die Kabbalisten Althebräisch gesprochen haben“. Warum? Weil

„wir alle alten Sprachen, selbst die der alten Ägypter, auf die Söhne NoaChs zurückverfolgen können und alle frühen kabbalistischen Werke bis zum Ende des 16. Jahrhunderts in Hebräisch abgefasst wurden. Es ist für uns in diesem Sinne eine Tatsache, dass die Kabbalisten im Grunde genommen die Sprache ADaMs gesprochen haben. Womit gleichzeitig der früheste Fixpunkt gesetzt werden kann, an dem das kabbalistische Wissen seinen Anfang nahm.“

Ob man es sich aber so einfach machen kann, um zu beweisen, dass das Wissen der Kabbala weit zurück vor die ersten nachchristlichen Jahrhunderte zurückgeht, in die normalerweise ihre Entstehung datiert wird?

Die beiden kabbalistischen Symbole (I,193) „Davidsstern“ und „Baum des Lebens“ bringen Sie einerseits in eine Beziehung zu (I,194) „jenen, die derzeitig in der Biologie verwendet werden“, und andererseits zu den (I,195) „Traditionen verbaler und schriftlicher Elemente der Worttransformation“ in der hebräischen Bibel.

Weiterhin fragen Sie sich, wie (I,196) „Kabbalisten und Alchimisten … schriftlich miteinander verkehrten“. Sie

„gehen davon aus, dass sie eine Schrift benutzten, die ein Konglomerat aus der sumerisch-babylonischen Keilschrift und aus der ägyptischen Hieroglyphenschrift darstellt, die mit der hebräischen Schrift zu einer Art Schreibschrift verbunden wurden.“

Das begründen Sie damit, dass „der als Gott verehrte Hermes Trismegistos … dem MoSchäH die Schrift übergab, damit er die Geschichte seines Volkes, vornehmlich die von den ÄLoHIM durchgeführte Schöpfung, aufschreiben konnte“, und behaupten von sich selbst:

„Wir haben, dies ist auch ein Schlüssel für unsere Entdeckung, herausgefunden, wie sie aufgebaut ist, aber noch nicht schlüssig nachweisen können, wie ihre Syntax letztlich wirklich sinnvoll funktioniert. Untersuchen wir die alten Texte der ganz großen Kabbalisten und Alchimisten, dann finden wir dort regelrechte Alphabete, die unter Kabbalisten noch heute bekannt sind und, wenn auch in etwas obskurem esoterischem Zusammenhang, gelegentlich auch noch benutzt werden. Mit den Schriften ‚Schrift der Malachim‘, ‚Die Schrift des Übergangs über den Fluss‘ und ‚Die himmlische Schrift‘ wurden in der Vergangenheit ganze Werke verfasst.“

Alle diese Schriften haben (I,197) „das Hebräische als Grundlage“ und stellen

„zweifelsfrei ein System von Schriftzeichen dar, mit denen man vor allen Dingen die biochemischen, biologischen und ganz speziell genetischen Vorgänge des Lebens hervorragend beschreiben und darstellen kann. In diesem Sinne verkörpern die Schriften der Kabbalisten und Alchimisten einen regelrechten Universalschlüssel, mit dem man die verschlüsselten Angaben und versteckten Hinweise, die in der TORaH enthalten sind, dechiffrieren kann.“

Ursprung der Kabbala

Der (I,198) „Ursprung des kabbalistischen und alchimistischen Wissens“ lag Ihnen zufolge weder in Indien noch in Nordamerika noch im sagenhaften Atlantis, wie es einige „Wissenschaftler und Nonkonformisten“ vermuten, sondern vor allem „in Ägypten“; außerdem war „lange bevor die Hochkulturen von Ur und BaBhäL untergingen“, deren Wissen nach Ägypten getragen und mit dem dortigen verknüpft worden.

Im Zusammenhang (I,200) mit der Anhäufung großen Wissens in Ägypten gehen Sie unter anderem auf die „Geschichte der großen Bibliothek von Alexandria“ ein, die bis zu „700.000 Papyrusrollen“ erfasst haben soll, und auf die Übersetzung der Bibel:

„Im dritten Jahrhundert entstand sogar für den Gebrauch der hellenisierten Juden in Alexandria eine Übertragung des Alten Testaments, die Septuaginta, später auch des Neuen in die griechische Weltsprache.“

Hier nehmen Sie selbstverständlich und richtig an, dass die Septuaginta für den Gebrauch der hellenisierten Juden entstand; an anderer Stelle (I,94ff.) hatten Sie das vehement bestritten. Das Neue Testament musste übrigens nicht erst ins Griechische übersetzt werden, da es bereits ursprünglich in der griechischen Weltsprache, der Koine, verfasst wurde.

Dafür, dass die Tora (I,201) „von einer Gruppe von Essenern“ übersetzt worden sein soll, die „zu jener Zeit die Einzigen waren, die sowohl das Althebräische, in dem das Alte Testament verfasst war, als auch das Griechische einwandfrei beherrschten“, finde ich weder bei Ihnen noch anderswo auch nur den geringsten Beleg. Noch abwegiger wird dieser Gedankengang, indem er folgendermaßen ergänzt wird:

„Die Eingeweihten der Essener sträubten sich jedoch dagegen, die Geheimlehre des jüdischen Glaubens Nicht-Eingeweihten zugänglich zu machen, und verschleierten deshalb die vom MoSchäH eröffneten Mysterien mit Hilfe von Gleichnissen und symbolhafter Bildersprache. Für die Geschichten von ADaM und Eva, der Schlange und Adams Rippe, die in der griechischen Version der Genesis eingeführt wurden, gibt es im hebräischen Urtext keine entsprechenden Passagen.“

Letztere Behauptung ist vollkommener Unsinn, zumal Sie selbst an verschiedenen Stellen Ihres Werkes Verse aus der DaBhar-Übersetzung der hebräischen Tora zitieren, in denen es um die (III,248) Erschaffung von Adam geht, um die angebliche (III,25) Falschübersetzung des hebräischen Wortes TseLˁA mit dem Wort „Rippe“ und um die (III,28) Worte der Schlange, dass „der ADaM wurde wie einer von uns“.

Und noch eine durch nichts belegte Bemerkung findet sich in diesem Kontext, nämlich dass (I,I,201) der israelitische König „DaWID in den Palästen BaBhäLs erzogen wurde“.

Die Kabbala in der Renaissance

Die Kabbala in der Zeit der Renaissance stellen Sie in den Zusammenhang mit der Entwicklung der mittelalterlichen Philosophie bis hin zur neuzeitlichen Naturwissenschaft. Die für sie (I,203) „recht eigentümliche Philosophie“ des Nominalismus betrachten sie sehr kritisch, innerhalb derer die „Universalien … keine Wirklichkeiten“ mehr waren,

„sondern nur noch die ausschließliche Manifestation der menschlichen Gedanken. Und in diesem Sinne waren sie, ‚nomina rerum‘ oder ‚flatus vocis‘, nichts anderes als Begrifflichkeiten und Namen. Ansätze dieses Denkens finden wir heute wieder in der Physik im Rahmen der Quantentheorie. Auch sie ist so abstrakt, dass sie nur noch von einigen wenigen verstanden wird und diese oftmals auch nur vorgeben, diese zu verstehen, denn tatsächlich handelt es sich bei dieser These nur um ein recht verwirrendes, aber niemals praktisch umsetzbares Gedankengebäude. …

Aber bei allen Einwänden: Trotzdem hatte diese neue Art des Denkens etwas Fundamentales bewirkt! Es wurde Kritik am bestehenden System laut und in diesem Zuge mussten viele Gelehrte, welche den christlichen Aspekt als das Maß aller Dinge betrachteten, umdenken.“

Im Lauf der Zeit, so stellen Sie fest (I,204),

„entstand auch eine neue Art von Wissenschaftler, der nun Weltbilder entwickelte, bei denen die Erde nur noch ein Teil eines großen Ganzen war. Und diese Wissenschaftler sprachen schon damals von einem Universum, in dem es bewohnte Welten geben musste.

Viele von ihnen, dieser Überzeugung sind wir mittlerweile, haben im Rahmen ihrer Forschung nur die Überlieferungen der kabbalistischen Bücher ausgearbeitet, denn lange bevor irgend jemand überhaupt von der Existenz von bewohnten Welten im Kosmos gesprochen hat, wurden sie ja bereits im Sohar beschrieben. Insofern gehen wir davon aus, dass zumindest einige unserer Altvorderen bereits wussten, dass die Menschheit die künstliche Schöpfung einer außerirdischen Spezies ist.“

Das Werk des christlichen Kabbalisten Johannes Reuchlin (1455-1522) beurteilen Sie (I,205) „unter zwei Gesichtspunkten“:

„Einerseits, so die einhellige Ansicht aller Historiker, möchte er wieder jenen – klerikal wünschenswerten – Zustand herbeiführen, in dem es noch eine Beziehung zwischen Gott und den Menschen gab. Andererseits, dies ist ebenfalls eine vorherrschende Meinung der Gelehrten, möchte er, dass der Mensch durch die bedingungslose Hinwendung zum theologisch postulierten Gott in die Lage versetzt wird, sich dessen Kräfte anzueignen, um sich damit Macht über die Welt verschaffen zu können. Ein adäquates Mittel zur Verwirklichung dieser Ambitionen versucht er in der hebräischen Kabbala zu finden, die er schon damals in eine ‚theoretische‘ und eine ‚praktische‘ einteilt.“

Sie werfen Reuchlin allerdings vor, dass er (I,206) „in deren Auslegung der Schriften und in deren Symbolik christliches Gedankengut und christliche Symbole eingebunden“ und (I,207) „die Kabbala zu einem Buch des reinen Glaubens degradiert“ hat. Zwar hat Reuchlin in seiner Lehre von den Namen Gottes „Recht, denn tatsächlich ist in den Konsonanten JHWH nicht nur das wahre Wesen der Dinge enthalten, sondern auch die Basis allen Seins“; er weiß auch, dass (I,208) die „Gottes-Namen … das ‚Verbum mirificum‘, das ‚wunderwirkende Wort‘, welches unter anderem die Wunder bewirkt“, sind, aber „er bringt das mit dieser vollkommen richtigen Einschätzung verbundene Wissen mit dem Neuen Testament in Verbindung und dies ist leider falsch.“

Positiv werten Sie die Wertschätzung der kabbalistischen Schriften durch Reuchlin, die er auch gegenüber den Versuchen bestimmter christlicher Kreise verteidigte, sämtliche jüdischen Schriften außer dem Alten Testament zu verbrennen (I,210):

„In seinen Augen waren die Vernichtungsaktionen von Jakob Hoogstraeten ein Irrtum und er war der Überzeugung, dass dieser damit das vom Schöpfer an ADaM übergebene und an die gesamte Menschheit gerichtete Wissen der Schöpfung vernichtete. Und ohne diese Schriften, so Reuchlin, konnte die Schöpfung, falls sie vernichtet würde, nicht wieder hergestellt werden. Insofern betrachtete Reuchlin Hoogstraetens Vernichtungsaktionen als nichts anderes, als ein Werk des Teufels selbst. Womit er durchaus richtig lag, wenn man sich die biologischen Inhalte und die damit verbundene Tragweite des Alten Testaments betrachtet.“

Vorbehaltloser stehen Sie dem (I,222) „großen Kabbalisten Agrippa von Nettesheim“ (1486-1535) gegenüber, der ihnen zufolge „nur bedingt … als der eigentliche Nachfolger Reuchlins“ gelten darf, weil (I,223f.) im handschriftlichen Manuskript seines erst 1533 gedruckten Werkes „De Occulta Philosophia“ aus dem Jahr 1510 „Reuchlins christliches Kabbala-Verständnis nicht enthalten ist“. Eine nähere Beschäftigung mit Agrippa verschieben Sie auf einen der folgenden Bände.

Der mathematische Aspekt der Kabbala

Unter dem Gesichtspunkt des mathematischen Aspekts der Kabbala betrachten Sie zunächst (I,212) den Unterschied

„zwischen einer spekulativen und einer praktischen bzw. theurgischen Kabbala. Wobei man unter dem Begriff der theurgischen Kabbala zusammenfassend all jene Aspekte verstand, die mit übernatürlichen Mitteln Wunder zu bewirkten.“

Zwar ist Ihnen bewusst, dass „auch die Basis der kabbalistischen Magie die Rückkehr und die Vereinigung des Menschen mit Gott ist“, aber Ihnen zufolge „hat im kabbalistischen Rahmen der Begriff Magie eine ganz andere und in der Hauptsache recht profane Bedeutung.“

Insbesondere üben Sie Kritik daran (I,213f.),

„dass fast alle christlichen Denker durch die Kabbala-Forschung lediglich den poetologischen Ansatz in den Texten des Alten Testaments hervorheben möchten was selbstverständlich hochgradig irreführend ist, wenn man bedenkt, dass im Alten Testament kein einziges Wort aus der Sicht der Poesie betrachtet werden kann, ja nicht einmal ein einziger Buchstabe sinnlos ist oder gar aus poetologischen Gründen dort steht, wo er steht.“

Diese Betrachtung des Alten Testaments ist schon deswegen seltsam, weil mindestens die Bücher der Psalmen oder der Sprüche poetische Dichtungen darstellen; darüber hinaus war der gesamte TeNaK ursprünglich zum lauten Vortrag bestimmt, indem er kolometrisch in atemgerechte sinnvolle Vorleseabschnitte eingeteilt wurde.

Besonders interessant finden Sie den (I,214) von dem Dichter Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658) konstruierten

„sogenannten ‚Fünffachen Denckring der teutschen Sprache‘. An den Kreisscheiben dieser eigentlich recht simplen aber dennoch effektiven Maschine, ließen sich sämtliche existenten und potentiellen Wörter der deutschen Sprache bilden.“

Die deutsche Sprache wiederum leitet Harsdörffer (I,215) unter Bezug auf „Arbeiten des Sprachwissenschaftlers und Bibelkenners Justus Georg Schottelius“ (1612-1676) „direkt von der hebräischen und damit von der göttlichen Sprache JHWHs ab“. Schließlich meinen Sie herausgefunden zu haben, dass

„die von Harsdörffer entwickelte Scheibe, mit der man alle Permutationen im Bereich der Wortbildung durchführen kann, vielmehr ein biologisches Instrument [ist]. Und zwar in der Hinsicht, dass man durch die Bildung eines Namens auch die Anzahl der Chromosomen eruieren kann, welche als Träger der Gene den für eine Tierart maßgeblichen Phäno- und Genotypus bilden.“

Dieses „zunächst unsinnig erscheinende Postulat“ soll später durch weitere „kabbalistische Ansätze“ belegt werden. Jedenfalls betonen Sie, dass

„die Kabbala ohne mathematische Kenntnisse nur schwerlich und ausschließlich mittels theologischer Auslegungen überhaupt nicht zu verstehen ist. Und auch für den Biologen sind mathematische Kenntnisse, was natürlich in dieser Fachdisziplin heute überhaupt nicht mehr so gesehen wird, unabdingbar, wenn man dem Rätsel Leben auf die Spur kommen möchte. Insbesondere von der Warte der Biochemie aus sind mathematische Größen, Einheiten und Konstanten ebenso unentbehrlich, wie das logarithmische Rechnen. Insofern ist es gar kein Wunder, wenn sich die Gelehrten der Renaissance, vor allem jene, die sich mit der Kabbala beschäftigten, mathematischen Studien hingaben. Und die Rolle der Kabbala in der Renaissance, zumindest was die Freidenker dieser Zeit betraf, muss deshalb vor allem unter diesem mathematisch durchdrungenen Gesichtspunkt gesehen werden.“

Als weiteren Kronzeugen für den mathematischen Aspekt der Kabbala führen Sie (I,217) den mallorquinischen Philosophen und Theologen Raimundus Lullus (1232-1316) an, obwohl sehr unwahrscheinlich ist, dass das ihm zeitweise zugeschriebene Werk „De Auditu Cabbalistico“ überhaupt von ihm stammt:

„Der Umfang der mathematischen Aspekte der Kabbala und der damit verbundenen Stellung bei den o. g. Wissenschaften, wird vor allem sehr stark durch den Lullismus zum Ausdruck gebracht, denn Lullus hat die Methode, mit der die Kabbalisten Buchstabenwechsel durchführen, so umfassend perfektioniert, dass die von ihm entwickelte Methode heute sogar als Computerprogramm Verwendung finden könnte.“

Als Begründung für den kabbalistischen Einfluss auf Lullus führen Sie an (I,219), dass Abraham Abulafia (1240-1291/92) in derselben Epoche und Region lebte. Und dieser Kabbalist war es gewesen (I,220), der „in der Hauptsache das Sefer Jezira mit den Methoden der Gematria, des Notarikon und der Temura erforschte“ und „für diese drei Wissenschaften den Namen GiNaT eingeführt“ haben soll, was nicht nur deren Anfangsbuchstaben aufnimmt, sondern außerdem die Wortbedeutung „Gartenhain“ hat.

Es sind (I,221) „diese kabbalistischen Wissenschaften“, durch die, wie Sie schreiben, Ihr Paläo-SETI-Patent möglich wurde und durch das man wiederum „eine wissenschaftlich verifizierbare Basis“ hat, „mit der man den Nachweis führen kann, dass die Menschheit durch die außerirdische Spezies der ÄLoHIM geschaffen wurde und darüber hinaus, dass in uns das Blut unserer Schöpfer fließt.“

Was ist unter GiNaT zu verstehen? (Erklärungsversuch 1)

Aber wozu dienen die Methoden der Gematrie, des Notarikon und der Temura genau? Sie liefern jeweils eine knappe (erste) Definition (I,220f.):

„Die kabbalistische Wissenschaft Gematria ist in der Definition von Abulafia die numerologische Interpretation der heiligen Buchstaben. Sie dient in erster Linie dazu, um damit verborgene Analogien zwischen den einzelnen biblischen Begriffen herzustellen.

Das Notarikon ist kurz gesagt, so Abulafia, eine Methode des ‚Schnellschreibens‘. Mit ihr kann man codierte Botschaften dechiffrieren bzw. umgekehrt verfahren. Was bedeutet, dass die Buchstaben eines x-beliebigen Wortes als Initialen anderer Worte dienen und somit der Begriffsumfang eines Wortes durch die Integration des Begriffsumfangs eines anderen Wortes erweitert werden kann.

Die Temura, ebenfalls in der Definition von Abulafia, ist die unendliche Kombinationsfähigkeit der 22+5 Buchstaben des hebräischen Alphabets mittels Permutation.“

Von der „roten Rasse“ Edoms bis zum „christlichen“ Osiris-Kult

Die auf Grund einer zweifelhaften Rassenlehre geäußerte Vermutung (I,225) in „unterschiedlichsten kabbalistischen Kommentaren…, dass das kabbalistische Wissen ursprünglich von der roten Rasse ausging“, wollen Sie nicht auf „die Indiander Nordamerikas“ bezogen wissen, sondern auf „das Land Ägypten“. Das belegen sie mit einer allerdings abwegigen Beweisführung.

Das biblische Wort ÄDOM war ursprünglich „der Beiname ESaWs“ (Esau), des Bruders Jakob, und zwar wurde er wegen seiner rötlichen (hebr. = ADMONI) Körperbehaarung so genannt (1. Mose 25,25). Von Esau wiederum stammt im Alten Testament das Volk ÄDOM ab (Edom oder Idumäa), das südlich von Juda bzw. südlich des Toten Meeres lag (allerdings definitiv nicht in Ägypten).

Sie setzen nun aber voraus, dass ÄDOM

„z. B. zur Zeit DaNiJeLs (siehe Vers 11:41) schon fest in das Volk der Ägypter integriert [war]. Und die Edomiter liefern letztlich den Beweis, was aus ihren Namen deutlich hervorgeht, dass es sich bei der roten Rasse um Teile dieser in Ägypten lebenden Menschen handelte.“

Aber genau das war niemals der Fall. Edom war einfach ein Land in der Nachbarschaft Ägyptens (I,226), das zeitweise von Ägypten beherrscht wurde, aber zum Beispiel in Hesekiel 32,29.31 deswegen neben Ägypten erwähnt wird, weil beide Länder mit vielen anderen zusammen Gottes Gericht zu erwarten hatten.

Noch weniger zu belegen ist, was Sie angeblich herausgefunden haben, „das Volk ÄDOM ganz besonders enge Verbindungen in das Land der KaSsDIM [= Chaldäer] unterhielt“, denn immerhin lag Chaldäa nicht so weit im Süden, sondern im nördlich gelegenen Zweistromland. Sie vermuten gleichwohl (I,227),

„dass diese Volksgruppe den Ägyptern neben dem astronomischen Wissen … auch Teile des kabbalistischen mitbrachten. Dabei ist festzuhalten, dass in BaBhäL jene Priester und Gelehrten, die sich mit Astronomie und Astrologie beschäftigten, Magier genannt wurden. Das größte Geschenk der KaSsDIM an die Ägypter war aber mit Sicherheit die Schrift und es gilt als erwiesen, dass die Kunst des Schreibens schon nach kurzer Zeit von der damaligen zweiten Hochkultur in Ägypten übernommen wurde, wo sie allerdings ihre Eigenentwicklung durchmachte.

Das astronomische Wissen der KaSsDIM traf nun durch die ÄDOM in Ägypten auf das hermetische, welches unserer Ansicht nach einerseits ein biologisch-medizinisches und andererseits ein medizinisch-chemisches war. Zu diesem hermetischen Wissen gehörte auch jenes, welches Thot anwendete, damit Isis den von ihrem gemeinsamen Bruder Seth ermordeten Osiris wieder beleben konnte.“

So lange das Pharaonenreich der Ägypter Bestand hatte, wurde Ihnen zufolge das „hermetische Wissen der KaSsDIM und das aus Ägypten“ von den Priestern des Osiris- oder Sonnen-Kultes aufbewahrt und von Generation zu Generation an die Besten ihres Standes weitergegeben“, und Sie nehmen für die Zeit nach der Eroberung Ägyptens durch Griechen und Römer als sicher an (I,228),

„dass der Osiris-Kult mit dem Untergang des griechischen Imperiums in den Isis-Kult überging und das hermetische Wissen der Osiris-Priester von nun an durch die Isis-Priester weitergegeben wurde und dadurch im gesamten Mittelmeerraum seine Verbreitung fand.“

Am Ende hat sich, wie Sie annehmen, „das hermetische Wissen, das kabbalistisch-alchimistische einbezogen“ sogar „über ganz Europa ausgebreitet“. Da die Göttin „Isis oft mit dem Horuskind dargestellt wurde“, neigen Sie sogar der Ansicht zu, „dass die außerordentlich starke Verehrung der Jungfrau und des Kindes bei den frühen Christen möglicherweise auf den Einfluss dieses im Römischen Reich weit verbreiteten Kultes zurückzuführen sei.“ Und Sie fragen sich, ob „der osirische Wiederauferstehungsglaube mit jenem der Christen identisch“ und „der christliche Ritus nichts anderes als eine Variation des ursprünglichen Osiris-Kultes darstellt“.

Eine solche Gleichsetzung kann aber nur vornehmen, wer keine Ahnung von der unterschiedlichen Struktur des monotheistisch-christlich-jüdischen Glauben auf der einen und des polytheistischen Osiris-Isis-Kultes auf der anderen Seite hat. Wenn (I,227f.) Caligula der erste römische Kaiser ist, der einen Isis-Tempel baut, dann geschieht das im Übrigen zu einer Zeit, als Jesus schon einige Jahre tot und der Glaube an Jesus als den auferstandenen Messias Israels schon lebendig ist. In keiner neutestamentlichen Schrift wird Isis erwähnt. Maria wird nirgends als Göttin angebetet und gilt auch erst sehr viel später als Mutter des Gottessohnes. Als man sie darum (zur Zeit der Konzilien, in denen es um die Frage ging, wie göttlich Jesus war) zur „Mutter Gottes“ erhöht, mögen Elemente einer polytheistischen Verehrung mitschwingen, was aber keinesfalls im Sinne der offiziellen christlichen Dogmatik der Kirche ist, die eindeutig monotheistisch bleibt.

Kritik am Gedanken der Reinkarnation (I)

Was genau in Ihren Augen (I,229) der „kabbalistische Wiederkehrgedanke“ sein soll, wird zunächst nicht ganz klar. Er soll „fest verwurzelt“ sein „in der Tradition des jüdischen Glaubens“, werde aber heute „doch recht gerne mit der buddhistischen und der abgewandelten christlichen Reinkarnationsidee verwechselt und oftmals sogar vollkommen gleichgesetzt.“ Dabei beziehen Sie sich auf Vorstellungen von Charles Fielding (18), der die „Vorstellung von der Reinkarnation“ als „große Befreiung“ versteht, indem wir die Chance erhalten, „aus unseren Fehlern zu lernen und uns durch ständige neue und aufregende Herausforderungen und die Aussicht auf Erweiterung unseres Erfahrungsschatzes fortzuentwickeln.“ Einen solchen Gedanken lehnen Sie als „sinnlos“ ab, weil er „rein auf einen spirituellen Aspekt ausgerichtet [ist], den ein Mensch niemals während seines Lebens überprüfen kann“.

Allerdings gibt es gar keine solche christliche Reinkarnationsidee; vielmehr hat sich nach dem christlichen Glauben jeder Christ in diesem einen Leben für das, was er tut oder lässt, vor dem Weltenrichter der Barmherzigkeit zu verantworten, und die Hoffnung auf eine Auferstehung der Toten bezieht sich auf genau dieses eine gelebte Leben mit seiner unverwechselbaren Biographie. Und auch die buddhistische Lehre von der Reinkarnation sieht diese nicht als Lernchance, sondern als Fluch; Ziel der buddhistischen Erleuchtung ist gerade die Befreiung vom Zwang zur andauernden Wiedergeburt.

Was aber soll nun dem „jüdischen Wiederkehrgedanken“ zu Grunde liegen? Sie meinen tatsächlich, dass er „in ähnlicher Weise im Osiris-Kult zutage tritt“, und (I,229)

„dass Juden, wie die alten Ägypter, unter dem Begriff ‚Auferstehung‘ eine körperliche Wiederkehr meinten. Jesus Christus stand ganz in dieser jüdischen Tradition, der wir sowohl in BaBhäL als auch in Ägypten begegnen. Aufgrund dieser Tatsache schreibt auch Manfred Barthel: ‚Die Juden verstanden unter Auferstehung eine leibliche, nicht jene geistige, die das Christentum lehrt. Der alttestamentarische Glaube war nicht aufs Jenseits orientiert, sondern welt- und lebensnah.‘ Manfred Barthel könnte mit dieser folgerichtigen Aussage auch den Glauben der Ägypter oder BabhLaJe umschrieben haben.“

Hier werfen Sie eine ganze Menge an Vorstellungen durcheinander. Sie wollen ja darauf hinaus, dass angeblich die alten Babylonier, Ägypter und Juden einschließlich Jesus die Fähigkeit besaßen, im Hier und Jetzt Leichen zu neuem Leben zu erwecken (also entweder ihr Leben zu verlängern oder von einer verstorbenen Person einen identischen Klon herzustellen – was aber erst im zweiten Band so deutlich herausgestellt wird).

Erstens ist zu bezweifeln, dass Babylonier und Ägypter tatsächlich dazu fähig waren. Zweitens übernahmen die Juden von den Ägyptern gerade nicht ihre Totenkult-Praktiken, und Barthel hat insofern Recht, als der TeNaK bis auf Daniel und wenige Jesaja-Stellen gar keine Auferstehungshoffnung kennt, sondern nur die Hoffnung auf Befreiung und Gerechtigkeit im Diesseits. Erst sehr spät kam bei ihnen der Gedanke der Auferstehung auf, weil die Opfer von Gewalt nicht von der befreienden Macht Gottes ausgeschlossen sein sollten.

Das 2. Buch der Makkabäer, das Ihnen zufolge den festen jüdischen Glauben an eine leibliche Auferstehung in ihrem Sinne bezeugen soll, steht ebenso in dieser Tradition wie auch Jesus. Aber gerade die beiden ersten Makkabäer-Bücher gehören gar nicht zum TeNaK, sondern zum Kanon der katholischen Bibel, und die in dieser vertretene leibliche Auferstehung wird ganz klar in einem jenseitigen, nicht diesseitigen Sinn interpretiert.

Wie Sie hier (I,230) die Lutherübersetzung von 2. Makkabäer 7,9 („der König der Welt wird uns, die wir um seiner Gesetze willen sterben, wieder erwecken in der Auferstehung zum ewigen Leben“) nochmals im Sinne einer „Hinwendung an den christlichen Reinkarnationsgedanken buddhistischer Prägung“ begreifen können, bleibt mir vollkommen schleierhaft. Anscheinend können Sie sich die Auferstehung einer einmaligen Person in einer jenseitigen Wirklichkeit so wenig vorstellen, dass Sie jeden Gedanken an ein Jenseits sofort mit einer „Folge zukünftiger Leben in einer anderen leiblichen Form, die im Allgemeinen an die Idee einer spirituellen Weiterentwicklung geknüpft ist“ verbinden.

Recht haben Sie, wenn sie betonen, dass „bei Osiris und Jesus Christus … in der Überlieferung die Auferstehung a persona hervorgehoben“ wird, es ist also jeweils diese unverwechselbare Person, deren Auferstehung geglaubt wird (wenn auch verknüpft mit vollkommen unterschiedlichen religiösen Vorstellungen), aber in beiden Fällen geht es nicht um einen diesseitigen medizinischen Sieg über den Tod.

Was ist unter GiNaT zu verstehen? (Erklärungsversuch 2)

Unter der Überschrift (I,232) „Die Entschlüsselungsverfahren der Rabbinen und Kabbalisten“ erläutern Sie nochmals den Ursprung der Gematrie. Sie beruht darauf, dass die jüdischen Rabbiner, da „es im Hebräischen der Bibel keine Zahlensymbole gibt und dafür jeder Buchstabe zugleich einen Zahlenwert hat“, diese Zahlenwerte benutzten, um „versteckte Zusammenhänge und Hinweise … in den einzelnen Textstellen“ aufzuzeigen.

Eine Methode der Gematrie besteht darin, „ein bedeutsames oder unklares Wort durch ein anderes mit gleichem Zahlenwert [zu] ersetzen“. Der Text wird aber (I,233) nur „gedanklich ausgetauscht…, korrigiert … und so beibehalten…, obwohl er unklar ist.“ Da Sie davon ausgehen,

„dass die Buchstabenfolge der Bibel nichts anderes als eine biologische Formel verkörpert, ist es wichtig, dass diese Abfolge nicht verändert wird. Ebenso wichtig ist aber auch, dass diese Abfolge austauschbar ist, denn wie wir durch die Gentherapie wissen, können beispielsweise Krankheiten dadurch geheilt werden, dass man defekte Gensequenzen, was allerdings noch in den Kinderschuhen steckt, mit gesunden austauscht. Wir denken, was sich durch unsere Forschung immer mehr zu bestätigen scheint, dass die Gematria ursprünglich dazu gedient hat, Gensequenzen zu berechnen um sie dann miteinander gefahrlos austauschen zu können.“

Bei einer anderen Art der Gematrie wird ein Text „durch einen Begriff nach seinem Zahlenwert“ ausgelegt. „Der kabbalistische Zahlenwert für RaChaM“, das hebräische Wort für „erbarmen“, ist zum Beispiel „248“, was nicht nur der Zahl der positiv formulierten Gebote im Alten Testament, sondern auch der im Talmud genannten „Anzahl der Glieder des Menschen“ entspricht. Das wiederum setzt Sie (I,233f.)

„in Erstaunen, wenn man bedenkt, dass es den Juden bei Todesstrafe verboten war, Menschen zu sezieren. Woher wussten sie, dass der menschliche Körper in seiner vernetzten Gesamtheit aus exakt 248 einzelnen und voneinander getrennten Teilen und strukturell verschiedenen Komponenten besteht?“

Aber gerade diese so genaue Entsprechung könnte auch stutzig machen, liegt doch die Zahl etwa der menschlichen Knochen im Körper gar nicht so genau fest. Und ebenfalls nach Wikipedia können Juden ihre annähernd exakten Kenntnisse durchaus auch anders als durch Obduktionen menschlicher Leichen erworben haben:

Das anatomische Wissen wurde aus der körperlichen Untersuchung des unversehrten Körpers gewonnen sowie aus dem Studium der Organe von Schlachttieren, ebenso aus der Untersuchung von verletzten Personen. Obduktionen wurden nicht durchgeführt, weil dies als Respektlosigkeit dem Toten gegenüber angesehen wurde. Es gibt aber einen Bericht, nach dem Studenten von Rabbi Jischmael „eine Leiche kochten, um die Knochen zu untersuchen und zu zählen.“

Mit Hilfe einer (I,233) sehr „verworren zu lesenden“ Dabhar-Übersetzung des Prophetenworts Habakuk 3,2 versuchen Sie außerdem die Identität der Buchstaben des Wortes JHWH mit den vier Basen der DNS herzuleiten:

„JHWH, ich hörte dein Hörrücht,
ich fürchtete. JHWH, dein Wirken,
im Inneren der Jahre belebe es, im
Innern der Jahre machst du‘s
erkennen; im Beben gedenkst du,
dich zu erbarmen.“

Mal abgesehen davon, dass diese Übersetzung sehr fragwürdig ist (19), lese ich in ihr nur etwas vom Wirken JHWHs, das „im Inneren der Jahre“ belebt werden soll. Sie interpretieren den Vers aber völlig anders, indem Sie fragen (I,234):

„Woher wussten sie, dass im Innern des Menschen JHWH wirkt? Eben jene vier Buchstaben, die wir als die vier Basen der DNS identifizierten und die sich in den Chromosomen des Zellkerns befinden. Wobei, was mit der Gematria ganz offensichtlich detailliert berechnet werden kann, lediglich die chemische Struktur der DNS, also in der Abfolge der vier Basen Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin, eine Variabilität zeigt. Aber auch hierzu später mehr!“

Die eben angeführten Beispiele genügen Ihnen, um die Schlussfolgerung zu ziehen:

„Mit den beiden Methoden der Gematria können also ganz offensichtlich biologische Vorgänge ganz exakt berechnet werden… Was wir mit diesen Methoden letztlich wirklich alles berechnen können, muss die Wissenschaft herausfinden, denn wir haben im Rahmen unserer Forschungen erkannt, dass damit quasi der gesamte genetische Code, jede Aminosäuresequenz, jedes Basentriplett, jeder codogene Strang, jedes Codon und darüber hinaus sogar die Messenger RNA berechnet werden kann. Wir möchten hier nicht zu hoch greifen, aber alleine das dies möglich ist, ist schlichtweg eine Sensation. Eine Sensation, welche die gesamten biologischen Wissenschaften und darüber hinaus auch die derzeitige Medizin revolutionieren wird. Zumindest wäre sie dazu in der Lage, wenn man sich in den wissenschaftlichen Fakultäten dazu herablassen würde, sich mit dieser sensationellen Erkenntnis zu befassen.“

Auf sehr verschlungenen Wegen, die ich nicht nachzeichnen möchte, beenden Sie diesen Gedankengang schließlich nochmals bei Jesus (I,235)

„der, wir gehen später noch genauer darauf ein, nicht nur in Ägypten war, sondern auch von den Toten auferstanden ist. War dies ein göttliches Wunder oder benutzten Jesus und dessen Anhänger nur eine uralte Technik des Klonens, von der schon die ägyptischen Pharaonen wussten. Wir wissen es nicht, aber es deutet vieles darauf hin, dass Jesus auf ein Wissen zurückgegriffen hat, welches von Generation zu Generation weitergegeben wurde und welches seinen Ursprung bei den Schöpfern der Menschheit hat. Diese, so unsere Recherchen, haben es an ABhRaHaM übergeben. Von ihm wurde es nach Ägypten und von dort wieder zu den Juden gebracht.“

Wenn Sie etwas nicht wissen, aber andererseits doch vieles genau darauf hindeuten soll, was Sie so vollmundig behaupten – wieso benennen Sie diese Belege und Indizien nicht wenigstens konkreter?

Was ist unter GiNaT zu verstehen? (Erklärungsversuch 3)

Dem nächsten Abschnitt (I,237) geben Sie die Überschrift „Die Gematria“, obwohl doch schon der gesamte Abschnitt zuvor von den zwei Methoden der Gematrie gehandelt hat. Die genauere Beschäftigung mit der Gematrie beginnt mit folgender Umschrift des hebräischen Wortes „GYMtRYA“, die mehrere Fehler enthält (richtig wäre GIMaTRIaH): das Jod wird nur im englischen Sprachraum mit „Y“ wiedergegeben, das „t“ in der Mitte müsste groß geschrieben werden, und am Ende steht kein Aleph, sondern der Konsonant „H“.

Dann wiederholen Sie, dass die „Juden … das numerische System der Gematria vor allen Dingen [benutzen], um im Alten Testament nach geheimen Aussagen zu forschen.“ Diese Art der „Interpretation biblischer Texte begründet sich in erster Linie auf dem ‚Buch der Weisheit 11:20‘, denn dort heißt es: ‚… er hat alles in Maßen und Nummern und Gewichten geordnet‘.“ Mit der „Numerologie moderner Esoteriker“ allerdings hat die „Gematrie“ als „echte Wissenschaft“, wie Sie sie im Sinn haben, nichts zu tun.

In der Beschreibung (I,238) „der kabbalistischen Wissenschaft Gematria“, die auf einer nicht näher erläuterten „Semantikanalyse“ beruht, unterscheiden Sie nunmehr nochmals „zwei Methoden“, wobei zunächst nicht klar ist, ob diese mit den bereits erläuterten Methoden übereinstimmen:

„Die eine Methode nennt man den identisierenden oder pleonastischen, die andere den synthetisierenden Hieroglyphismus. Wir kommen auf beide noch zu sprechen.“

Eine Verwendung (I,239) der „Gematria“, die Sie als „verwässert“ beurteilen, wurde „vornehmlich von Mystikern und Gnostikern benutzt“, und zwar „ausschließlich als Hilfsmittel zur transzendenten und meditativen Gottesschau“. In Ihrem Sinne ist eine andere Art ihrer Verwendung, die „den Verfassern des Sohar und des Sefer Jezira noch sehr gut bekannt gewesen sein“ muss, durch Kabbalisten wie den Rabbiner Eleasar ben Juda ben Kalonymos (20) (1165-1238) verfeinert und von Denkern wie Giordano Bruno (1548-1600) wieder aufgegriffen wurde. In diesem Zusammenhang sprechen Sie von den

„pantheistisch-materialistischen Wurzeln der Gematria, durch die letztlich ein transzendenter Schöpfer überflüssig wird, denn durch den berechenbaren Faktor JHWH und die semantische Bedeutung dieses Wortes werden Gott und Materie identisch.“

Aber zurück zu den zwei Methoden der Gematrie (I,241):

„Alle TORaH-Worte, die mit dem gleichen Zahlenwert versehen sind, werden als identisch betrachtet. Diese Art der Gematria wird als identisierender oder pleonastischer Hieroglyphismus bezeichnet.“

Ärgerlich ist, dass Ihre anschließende Formulierung so klingt, als hätten sie bereits den „synthetisierenden Hieroglyphismus“ beschrieben (was sie nirgends tun!), und dass Sie noch einmal auf dasselbe zurückkommen, was sie tatsächlich schon erläutert haben:

„Es gibt aber noch einen weitaus wichtigeren Aspekt dieser kabbalistischen Wissenschaft. Dieser wird von den Kabbalisten als identisierender Hieroglyphismus bezeichnet. Er stützt sich, ebenso wie der synthetisierende, ebenfalls auf den Zahlenwert der Buchstaben. Nur er spiegelt ein Geheimnis wieder, das gänzlich verloren war.“

Was ist unter GiNaT zu verstehen? (Erklärung nach Wikipedia)

Als ich an dieser Stelle komplett verwirrt war, konnte ich durch einen Blick in Wikipedia sehr schnell klären, dass die beiden Methoden der Gematrie, über die Sie in mehreren Erklärungsversuchen mehr Verwirrung als Klarheit stifteten, identisch sind mit den oben bereits von Ihnen erwähnten kabbalistischen Verfahren Gematria, Notarikon und Temura (die Hervorhebungen außer bei den fett geschriebenen Anfangsbuchstaben stammen von mir):

Gematria wird auch identisierende Zahlenmystik genannt. Beispiel: Das hebräische Wort AChaD … bedeutet „ein“ und hat den Zahlenwert 13 (1+8+4). Das hebräische Wort AHaWA … bedeutet „Liebe“ und hat ebenfalls den Zahlenwert 13 (1+5+2+5).

Notarikon wird auch synthetisierende Zahlenmystik genannt und erfolgt durch Erweiterung und Ergänzung von Buchstaben und Worten. So ruft David in seinem Testament für seinen Sohn Salomon (1 Kön 2,8): „Er hat mich verflucht mit einem harten … [NiMReZeT]) Fluch.“ Die Konsonanten des hebräischen Wortes nimrezet bergen nach dieser Methodik folgende schmähende Vorwürfe in sich:

Noeph: Ehebrecher | Moabi: Moabiter | Rozeach: Mörder | Zores: Gewalttätiger | Toeb: Grausamer

Temura wird auch synthetisierende Zahlenmystik genannt, aber in diesem Fall erfolgt sie durch Umstellung der Buchstaben. Beispiel: Gott sagt im 2. Buch Mose (23,23): Ich will vor dir meinen Engel … (Mal‘achi) einhersenden! Durch Umstellung der Buchstaben von meinen Engel erhält man den Namen des Engels Michael…

Zur gematrischen Analyse des Namens ADaM

Um die Leistungsfähigkeit der gematrischen Wissenschaft zu erweisen, analysieren Sie (I,241) „das Wort ADaM“. Sie sind ja der Ansicht, dass ADaM „das Produkt einer künstlichen Schöpfung ist“ und „aufgrund genetischer Manipulationen, welche die ÄLoHIM an der DNS von irdischen Urmenschen vornahmen, regelrecht als neuer Menschentyp kreiert wurde.“

Da die Zahlenwerte für die hebräischen Buchstaben Aleph, Daleth und Mem 1, 4 und 40 betragen, zählen Sie für die Buchstaben A D A M 1+4+1+40 zusammen und erhalten 46. Vom Ergebnis berechnen sie außerdem als Quersumme 10. Nun fragen sie sich (I,241f.):

„Ist die Zahl 46 mit der Quersumme 10 als Resultat der Namensberechnung Zufall?

Wir denken nicht, denn die Zahl 46 ist stimmig mit der Anzahl der Chromosomen, die ein Mensch besitzt. Diese bestimmen die Vererbung, denn sie stellen die Gesamtheit der DNS dar. Diese ist, modern ausgedrückt, das Buch des Lebens. Und lesen wir in der TORaH den dazugehörigen Text, dann besagt dieser dass die ÄLoHIM einen Menschen machen wollten. Wie sollten sie dies wohl bewerkstelligt haben? Doch nur dadurch, dass sie das Erbgut des irdischen Urmenschen veränderten und seine Chromosomenzahl auf 46 eingestellt haben. Die Zahl 10 wiederum ist, wenn man sie separat als 1 und 0 betrachtet, unter anderem vollkommen identisch mit dem Binärcodecharakter der DNS.“

Wie soll man diese „wissenschaftliche“ Analyse beurteilen? Selbst wenn man solche Zahlenspielereien überhaupt ernst nimmt, beruhen die scheinbaren Übereinstimmungen in diesem Fall auf zwei Irrtümern.

Erstens besteht das hebräische Wort ADaM gar nicht aus vier Buchstaben, sondern nur aus Aleph – Daleth – Mem, was Sie auch wissen müssten, denn Sie umschreiben ja den zweiten Vokal nur mit kleinem Buchstaben. Nach der Gematrie ist der Zahlenwert für ADaM also gar nicht 46, sondern 45 – mit der Quersumme 9.

Und zweitens: Selbst wenn man die Quersumme 10 erhalten würde, hätten ihre Ziffern 0 und 1 im Binärsystem eine ganz andere Bedeutung als im Dezimalsystem – und mit der Gematrie kann die Null schon gar nichts zu tun haben, weil es in der hebräischen Sprache die Zahl Null überhaupt noch nicht gab.

Was das ganze mit dem „Binärcodecharakter der DNS“ zu tun hat, wird zu klären sein, wenn Sie am Ende des 3. Bandes Ihrer Trilogie (III,305ff.) auf diese Frage ausführlich eingehen.

Mich wundert jedenfalls schon lange nicht, was Sie angesichts der angeblich von ihnen herausgefundenen (I,242) „biblischen und biologischen Übereinstimmungen, die ganz offensichtlich vorhanden sind, … vollkommen unverständlich“ finden, nämlich „dass sich die renommierten Wissenschaften diesen Informationen verweigern.“

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt? (VI)

Ein sechstes Mal kommen Sie im Zusammenhang mit der Gematrie darauf zurück, dass die hebräische Sprache, weil es in ihr (I,243) „keine Zahlzeichen“ gibt, sondern „jeder Buchstabe … seinen eigenen Zahlenwert“ hat, dazu „prädestiniert [ist], in einem Text einen versteckten Code zu unterlegen.“ Zugleich, so denken Sie, nutzten die Kopisten biblischer Texte die Gematrie auch dazu, mittels eines Prüfsummenverfahrens

„die Texte gegenüber jeder Art von Verfälschung abzusichern. Denn indem ein Buchstabe einerseits einen Laut- und andererseits einen Zahlenwert darstellt, erreicht man am Ende eines Wortes, Satzes, Absatzes oder gesamten Textes stets die gleiche Summe. Wurde nun eine Kopie von einem Text angefertigt, brauchte man nur die Endsumme des Textabschnittes mit dem Original zu vergleichen und man wusste, ob der Text dem Original entsprach.“

Sie geben aber zu (I,244), dass selbst die in den 1960er Jahren von Eliyahu Koren in Jerusalem erstellte jüdische Ausgabe der hebräischen Bibel nicht ganz genau dieselbe Anzahl von Buchstaben enthält wie der um 1000 n. Chr. entstandene „Leningrader Codex“. Wie also sollte ein geheimer Bibelcode in beiden Bibeln auf dieselbe Weise entschlüsselt werden können? Ihre Antwort darauf lautet:

„Kabbalisten sind der Überzeugung, Untersuchungen haben dies zudem bestätigt, dass der Sinn des Alten Testaments erst dann verloren geht, wenn 30% verfälscht wären. Neun Buchstaben in einem so gewaltigen Text sind aber nicht dazu geeignet, dass von einer Informationsverfälschung gesprochen werden könnte.“

Damit tun Sie aber hier genau das, was Sie weiter oben immer wieder den Übersetzern der Bibel vorgeworfen haben: Sie argumentieren mit einer nicht ins Gewicht fallenden Verfälschung des Sinnes eines bis zu 30% veränderten Textes. Beim geheimen Bibelcode geht es aber doch – wie Sie nicht müde wurden zu betonen! – gar nicht um den Textsinn, sondern um die genaue Anzahl und Anordnung jedes einzelnen Buchstabens in einem Text, die erhalten bleiben muss, sonst könnten die versteckten Informationen überhaupt nicht mehr wiedergefunden werden.

Das kümmert Sie jedoch nicht weiter, zumal Ihnen Ihre Lösung auf elegante Weise auch noch dazu verhilft, den Bibelcode in einen noch engeren Zusammenhang zum genetischen Code des Menschen zu bringen:

„Genetiker wissen mittlerweile, die Meinungen gehen hier jedoch noch auseinander, dass die DNS so aufgebaut ist, dass sie selbst, welch ein Zufall, bis zu 30% von beschädigter DNS selbst authentisch rekonstruieren kann.

Mit der Gematria könnte man also, die Übereinstimmung der 30% verdeutlicht dies sehr gut, den Code der DNS brechen.“

Was Sie unter der (I,243) „Gematria als Codebrecher der DNS“ verstehen, bleibt schleierhaft. Ein fehlerhafter Bibelcode kann sich ja wohl kaum wie beschädigte menschliche DNS (I,244) „selbst authentisch rekonstruieren“, geschweige denn sogar irgendwie auf diese DNS Einfluss nehmen. Da Sie allerdings annehmen, dass „die Prüfsummen, die sich durch den sich ständig wiederholenden Begriff TORaH ergeben, mit den Start- und Stopp-Codons der DNS identisch sind“, scheint es nur darum zu gehen, dass der Bibelcode zur Entschlüsselung der DNS dienen kann. Aber wie gesagt, selbst wenn das grundsätzlich möglich wäre – wie soll das funktionieren, wenn der Bibelcode selbst nun eben doch nicht hundertprozentig buchstabengetreu überliefert wurde?

Was ist unter GiNaT zu verstehen? (Erklärungsversuch 4)

In einem Abschnitt (I,245) unter der Überschrift „Notarikon“ erläutern Sie die „kabbalistische … Technik, hebräische Worte und Gottesnamen zu verkürzen, um dadurch geheimes Wissen zu verschlüsseln“, oder „vereinfacht ausgedrückt, dass wir die in der Bibel benutzten Worte in Bezug auf ihren ersten oder letzten Buchstaben schreiben und auslegen können.“ Auch „NWtRYQWn“ als Umschrift des Wortes „Notarikon“ ist wieder fehlerhaft; richtig wäre „NOTaRIQON“.

Als Anwendungsbeispiel führen Sie „das gebetsabschließende Amen“ an, das sich von dem „hebräischen Spruch ‚der Herr und treue König‘ ab[leitet]“. Auch das ist wieder nicht ganz korrekt, denn das hebräische AMeN entspricht gemäß Notarikon exakt dem aus den Wörtern „Gott – König – treu“ bestehenden Satz ÄL MäLäKh NäÄMaN = „Gott ist ein treuer König“. Das Wort „Herr“ kommt nicht vor (21).

Zur Analyse der Kreuzesinschrift INRI nach dem Notarikon

Wichtiger ist es Ihnen (I,245), die „Aufschrift INRI“, zu Deutsch: „Jesus von Nazareth, der König der Juden“ an Jesu Kreuz mit Hilfe des Notarikon herzuleiten. Dieser Satz soll im Hebräischen angeblich lauten: „JSWa HNXRY WNLk HYHWDYm“. Da Sie keine Quelle für diesen hebräischen Text angeben (der Urtext des Neuen Testaments wurde ja auf Griechisch verfasst) und die Umschrift wieder extrem zu wünschen übrig lässt, war es für mich nicht einfach, herauszufinden, was dieser Satz bedeuten soll. Vermutlich meinen Sie „JeSchUˁA HaNOTseRI WöMäLäK HaJöHUDIM“ (ich verzichte darauf, alle Fehler der Umschrift einzeln aufzuführen).

Für den so ins Hebräische rückübersetzten Satz gilt: „Nimmt man von jedem dieser hebräischen Worte den ersten Buchstaben, dann ergibt sich das Wort JHWH“, und das ist für Sie „in Anbetracht dessen, was die vier Buchstaben bedeuten und vor allem unter der Prämisse, dass Jesus in Ägypten erzogen wurde und nach der Einbalsamierung von den Toten auferstanden ist“, natürlich „von allergrößter Wichtigkeit“.

Allerdings enthält diese Analyse mindestens drei Fehleinschätzungen.

Erstens ist der von Ihnen rekonstruierte hebräische Text kein Teil des TeNaK, ja nicht einmal des neutestamentlichen Urtextes; er kann also dementsprechend nichts mit dem von ihnen angenommenen Bibelcode zu tun haben.

Zweitens ergibt der rückübersetzte hebräische Text nur dann die Anfangsbuchstaben JHWH, wenn man bei den drei letzten Worten den Artikel „Ha“ und die Verbindungspartikel „We“ berücksichtigt; das entspräche einer Hervorhebung folgender Buchstaben in der deutschen Übersetzung: „Jesus, Der Nazarener Und König Der Juden“. Die sinntragenden Worte „Nazarener“ und „Juden“ beginnen auch im Hebräischen mit N und J – und der König = MäLäK mit M. Somit wäre als hebräische Entsprechung für INRI eher JNMJ und nicht JHWH anzunehmen.

Drittens wurde Jesus nach den Evangelien niemals einbalsamiert, da er vor Beginn des Sabbats rasch ins Grab gelegt wurde. Und als am Sonntagmorgen Frauen mit Salben und Ölen zum Grab kamen, fanden sie seinen Leichnam im Grab nicht mehr vor.

Kommt Maimonides (1135-1204) bereits in der Tora vor?

Das Kapitel über die Kabbala schließen Sie nicht etwa mit einer genaueren Erläuterung der Temura ab, die sich nirgends in Ihrem Buch findet, sondern mit einer Anekdote über den jüdischen Gelehrten Elijah Ben Salomon Salman (1720-1797), der auch Gaon von Wilna genannt wurde (I,246):

„Er stellte, nachdem er sich viele Jahre mit dem Studium der TORaH befasst hatte, die Behauptung auf, dass alles, was ist und bis zum Ende der Zeiten sein wird, schon in der TORaH enthalten ist.“

Skeptiker fragten ihn daraufhin, „wo man denn in der TORaH, wenn schon alles Vergangene und Zukünftige in ihr stehen würde, eine Textstelle über Rambam, also den im 12. Jahrhundert lebenden Rabbi Moses ben Maimon, finden würde.“ Er verwies auf den hebräischen Satz „RöBOTh MOPhThaJ BöÄRäTs MiTsRaJiM“ (22), den JHWH in 2. Mose 11,9 ausspricht (= „damit zahlreich werden meine Wunder im Land Ägypten“), und entdeckte dort in den Anfangsbuchstaben RMBM die Kurzform „RaMBaM“ des Namens von „Rabbi Moses ben Maimon“, den wir besser unter dem Namen Moses Maimonides kennen.

Eine solche Folge von Anfangsbuchstaben in einem Text wie der Tora zu finden, dürfte allerdings auch auf zufälliger Basis nicht besonders schwierig sein. Sie ziehen allerdings die Schlussfolgerung:

„Wie man an diesem Beispiel gut sehen kann, gibt es mit den Mitteln der kabbalistischen Wissenschaften durchaus Möglichkeiten, Wörter und ganze Sätze durch so genannte Buchstabenintervalle einzuteilen und dann einen Text im Text herauszufiltern.“

Mit einer Herausfilterung von Buchstaben, die in gleich großen Abständen voneinander im Text der Tora stehen und sinnvolle Wörter oder gar Sätze ergeben, hat das angeführte Beispiel aber gar nichts zu tun; es ist nur ein weiteres Beispiel für die Methode des Notarikon.

III. Kapitel: Methoden der Schriftauslegung

Einleitend zum dritten Kapitel Ihres ersten Bandes der „Entdeckung der Urmatrix“ heben Sie (I,250) „die Wichtigkeit einer biblischen Exegese“ hervor, die „objektiv durchgeführt wird“ und in keiner Weise mit einem Glauben „an den Inspirationscharakter“ der Bibel verbunden ist. Sie

„konnten keine Zeile im Alten Testament ausmachen, die inspiriert wäre. Vielmehr wurde den biblischen Chronisten von den ÄLoHIM ein ganz profanes Wissen übergeben. Dieses benötigt keinerlei göttliche Eingebung, damit es existieren kann. Der Mensch wäre, mit oder ohne göttliche Inspiration, ohnehin auf dieses Wissen gestoßen.“

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (VIII)

In diesem Zusammenhang, fast möchte ich sagen, wie könnte es anders sein, reiten Sie zum achten Mal auf ihrer Kritik an angeblichen Verfälschungen des biblischen Urtextes durch Übersetzungen herum, indem sie den christlichen Bibelauslegern vorwerfen (I,250),

„dass die griechische Septuaginta (LXX), die Peschitta (syrisch), die Targumim und die Vulgata (Latein) als Grundlage der Exegese benutzt werden sollen.“

Dazu ist nochmals zu betonen, dass Übersetzungen der Bibel niemals den Urtext ersetzen sollen, als ergänzende Hilfe zur ihrer Auslegung aber gerne in Anspruch genommen werden, weil jede Übersetzungsarbeit ja auch schon Anregungen für das Verständnis des Urtextes enthält.

Ebenso verwundert Ihre Kritik daran, dass „uns die christlichen Theologen durch die Kanonisierung der biblischen Texte vorschreiben möchten, welchen Text wir zur Forschung heranziehen sollen und müssen.“ Nur durch die Berücksichtigung der „Kabbalisten und nichtkanonisierten Schriften des Judentums in unseren Überlegungen“ war es Ihnen möglich zu erkennen, „was der ursprüngliche Wortlaut des Alten Testaments zum Ausdruck bringen wollte.“ Aber erstens enthält doch gerade der biblische Kanon der katholischen Kirche mehr Schriften als der jüdische Kanon, und zweitens schreibt Ihnen niemand vor, mit welchen Schriften sie sich außerdem noch befassen dürfen oder sollen.

Biblische Hermeneutik und die „Sieben Töchter Evas“

Ihnen zufolge liefert die (I,253) „Hermeneutik“ mit ihren Methoden „die wissenschaftlichen Rahmenbedingungen, nach denen die Exegese die biblischen Texte auslegt.“ Ohne sie näher zu erläutern, erwähnen Sie eine „Zweiteilung in wörtlichen und geistlichen Schriftsinn“ durch Philon von Alexandria, die vom Kirchenvater Augustinus „zum vierfachen Schriftsinn“ schematisiert wurde.

Etwas undurchsichtig wird die Darstellung der Geschichte der Hermeneutik wieder, wenn Sie schreiben (I,254):

„In Luthers Verurteilung der spirituellen Schriftauslegung sehen wir, dass die Erforschung und Auslegung des historischen Buchstabensinns durch die Einführung des vierfachen Schriftsinns, in den Hintergrund gedrängt wurde und erst durch die Reformation, wieder an Geltung gewann. Aber gerade auf den historischen Buchstabensinn und dessen allegorischen Erklärungen kommt es, wie es, wie es beispielsweise Rabbi Akiba Ben Joseph mit seiner Umdeutung des biblischen Hohen Liedes eindrucksvoll demonstrierte, letztlich an.“

Im zuletzt zitierten Satz ist unklar, ob Rabbi Akiba nun wegen seiner „allegorischen Erklärungen“ gelobt wird oder gerade „den historischen Buchstabensinn“ hervorgehoben haben soll.

Warum (I,255) „die exegetischen Methoden der Hermeneutik“, die dazu dienen, den „Abgrund, der insbesondere durch die sprachlichen, kulturellen, geografischen und historischen Unterschiede gegeben ist“, zu überwinden, gerade „für die Paläo-SETI-Forschung von ungeheurer Notwendigkeit“ sein sollen, erschließt sich mir deswegen nicht so recht, weil dieser Abgrund für die Paläo-SETI-Hypothese doch völlig unerheblich ist. Wenn die Buchstaben des TeNaK etwas völlig anderes codieren als das, was sie von ihrem Schriftsinn her aussagen, könnte da doch auch ein völlig sinnloser Text stehen, und es würde am Bibelcode nichts ändern. Merkwürdig: Bisher haben Sie sich ständig gegen Übersetzungen gewehrt, die Anpassungen des Textsinns an spätere kulturelle Veränderungen in den verschiedenen Völkern und Sprachen vorgenommen haben. Jetzt soll eine Hermeneutik plötzlich wichtig sein, die kulturelle Abgründe überbrückt. Oder habe ich immer noch nicht verstanden, was Sie eigentlich mit Hermeneutik meinen?

Das ist offensichtlich so, denn unmittelbar nach den zuletzt zitierten Sätzen berufen Sie sich auf einen „Professor für Humangenetik, Bryan Sykes“, der „herausgefunden hat, dass alle Europäer von nur sieben Urmüttern abstammen.“ Und da (I,256)

„die letzte Urmutter [Jasmin] in Syrien angesiedelt war und wir gerade in dieser Region des Nahen Ostens die ältesten Kulturen der Menschheit finden, von denen das Alte Testament berichtet, scheint sich auch der biblische Bericht zu bestätigen, dass gerade in dieser Region, die vom Mittelmeer bis zum Zagrosgebirge und vom Roten Meer bis nach Anatolien reicht, die extraterrestrische Spezies der ÄLoHIM den neunen Menschentyp nach ihrem Bilde formte.“

Aber wenn „die ÄLoHIM“ zur Zeit Jasmins zum letzten Mal „genetische Manipulationen am Erbgut des Menschen durchführten“, waren diese außerirdischen Wesen dann auch schon bis zu Zeit vor 45 000 Jahren an der Erschaffung aller anderen Urmütter beteiligt? Wenn Nein, dann müsste ja die Menschheit nur zu einem geringen Prozentsatz von den ÄLoHIM abstammen. Wenn Ja, dann wäre wirklich zu fragen, warum die ÄLoHIM, die über Zehntausende von Jahren auf der Erde weilten, sich ausgerechnet wenige Tausend Jahre vor unserer Gegenwart endgültig von unserem Planten verabschiedet haben.

Außerdem frage ich mich wirklich, was „Die sieben Töchter Evas“ des Professors Bryan Sykes mit dem Thema der biblischen Hermeneutik zu tun haben sollen?

Sechs Fehler der Exegeten und Paläo-SETI-Forscher

Als grundlegende Fehler bei der (I,257) „Erforschung alttestamentlicher Texte“ nennen Sie, was ich hier nur referieren möchte:

  1. die Überschätzung der „Kompetenz von Theologen“, die nur darauf aus sind, „den eigenen Glauben zu stärken“;
  2. die Unterschätzung des exegetischen Wertes außerkanonischer Schriften, etwa des kabbalistischen Buches „Sefer Jezira“;
  3. (I,258) das Verbot der Allegorese, da man „nur über das Allegorisieren die geheimen Wort- und Satzmuster erkennen kann, die im Alten Testament enthalten sind“. Zwar verdammen vor allem die „Theologen“ der „Reformation … diese Arbeitsweise … [als] Eisegese“ (die den Text nicht auslegt, sondern etwas Fremdes in ihn hineinlegt), aber Sie scheinen sich genau zu dieser Hineindeutungskunst zu bekennen, indem sie schreiben: „Und doch müssen wir auch hier sagen, dass wir ohne die allegorische Arbeitsweise niemals zum Erfolg gekommen wären, denn alle unsere Erkenntnisse basieren ja darauf, dass wir den Text im Text erforschten, mit den modernen biologischen Erkenntnissen von heute verglichen und erst dadurch den Rückschluss ziehen konnten, dass die Bücher des Alten Testaments nichts anderes als den genetischen Code des Menschen widerspiegeln.“
  4. (I,259) die Vergeistigung der Textauslegung, indem man „immer nur moralisches, ethisches und poetisch Erbauliches aus den Texten herauslesen“ will, was Sie aber ebenfalls als eine „Form des Allegorisierens“ verstehen, durch die „dem Text eine tiefere Bedeutung zugesprochen“ wird.
  5. die Ablehnung der „Buchstabengläubigkeit des rabbinischen Judentums“, die in Form der „kabbalistischen Wissenschaften Gematria, Notarikon und Temura“ geradezu „ein Weg zur Offenlegung der geheimen Botschaften“ der Heiligen Schrift ist.
  6. die Fehleinschätzung, „dass das Alte Testament nur durch die Kraft der göttlichen Inspiration entstand“ (dieser Punkt ist wiederum eine Wiederholung dessen, was Sie bereits in der Einleitung zum III. Kapitel geäußert hatten).

Eigentlich sollte, wer Exegese betreibt, Hebräisch können…

Unter der Überschrift (I,260) „Exegese“ beginnen Sie „drei unterschiedliche aber sehr eng miteinander vernetzte Disziplinen“ der „Bibelwissenschaft des Alten Testaments“ zu besprechen.

Mit der „Exegese“ „kann man den eigentlichen Sinn der in der Bibel zusammengefassten Schriften erforschen“, wofür „die Kenntnis der alttestamentarischen Grundsprachen Hebräisch und Aramäisch“ eine „unabdingbare Vorbedingung“ ist.

Da allerdings „ein Großteil der Paläo-SETI-Forscher hochgebildete Autodidakten und recht ambitionierte Selfmademen sind und demzufolge diese komplizierten Sprachen selten so umfassend beherrschen, dass sie eine einwandfreie Exegese durchführen können“, schwächen Sie die Unabdingbarkeit dieser Vorbedingung sogleich dahingehend ab, dass es mitunter ausreicht, „beispielsweise aus biologischer Sicht, nur die einzelnen Buchstaben der hebräischen Sprache zu kennen“. Denn „eine objektiv durchgeführte Exegese [kann] heute nicht selten in wissenschaftliche Bereiche führen, die nicht unbedingt an Sprachen gebunden sind.“

Das ist auch eine Methode, um sich einzureden, dass man ein ernstzunehmendes Monumentalwerk über den hebräischen Bibelcode schreiben kann, ohne auch nur Grundkenntnisse des Hebräischen zu haben.

Exegese als historische und biologische Forschung

Die Exegese soll unter anderem die Frage beantworten, „welche historisch nachweisbaren Überlieferungen“ in der Bibel enthalten sind. „Dabei kann und wird Kritik nicht ausbleiben können“, wobei Sie „Kritik“ mehr oder weniger unverbindlich als „persönliche Meinung“ und als ein „von Theologen nicht gern gesehenes Durchgangsstadium“ interpretieren. Das (I,260f.) „Ziel einer objektiven Exegetik“ sollten jedoch „immer nur die Geschichte des Volkes Israel und die im Alten Testament festgehaltenen Lebensumstände“ sein, während sich die Theologen (I,261)

„mehrheitlich mit den moralischen und ethischen Inhalten des Alten Testaments und kaum noch mit den geschichtlichen Aspekten [befassen]. Und noch nie wurden die im Alten Testament ganz offensichtlich hinterlegten biologischen Gesichtspunkte untersucht.“

Allegorese als Methode zur Aufspürung geheimen Wissens

Als (I,262) „die vorrangigste Aufgabe einer allegorischen Interpretation von biblischen Texten“ sehen Sie es an, ihren „tieferen – besser gesagt anderen – Sinn herauszufinden“. Sie tun sich immer noch schwer damit, die Allegorese richtig einzuordnen, denn ein Versuch, „die Inhalte der alten Texte mit den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen [zu] kompilieren …, um diesen dann einen Sinn abgewinnen zu können… , der dem aktuellen Weltbild und dem gegenwartsbezogenen Denken der Menschen entspricht“, kann zu Gedanken führen, (I,263) „die nicht gerade als sinnvoll eingestuft werden können.“ Das Anliegen von Ihnen als

„Paläo-SETI-Historikern ist es aber, die alten biblischen Schriften in ihrer Ursprünglichkeit zu erfassen, ihren tieferen Sinn zu erforschen und dabei ihre Inhalte so zu begreifen lernen, dass sich daraus jene Basis ergibt, mit der wir dann die Voraussetzungen erkennen, mit denen das ursprüngliche Wissen bis ins Heute transportiert wurde.“

Nur um die Frage zu beantworten (I,264), „wie das geheime Wissen letztlich aussieht, welches im AT vorhanden ist“, ist Ihrer Ansicht nach also „die allegorische Interpretation“ notwendig.

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (IX)

In diesem Zusammenhang erfolgt zum neunten Mal die Bestätigung (I,263), „dass die hebräischen und aramäischen, im Gegensatz zu den griechischen und lateinischen Texten der Bibel, authentisch und weitgehend unverändert sind“, obwohl in Übersetzungen natürlich sowieso kein Bibelcode des Urtextes erhalten geblieben sein kann – allerdings auch nicht in einem nur „weitgehend“ unveränderten Urtext der Bibel.

Sie verstehen einfach nicht, dass man eine authentische Überlieferung des Urtextes wertschätzen kann und sich zugleich um einen angemessenen Transport der im Text enthaltenen Botschaft in die jeweilige Gegenwart bemühen muss. Für Sie kommt es nur auf den angeblich im Urtext enthaltenen geheimen Bibelcode an, wie die folgende Argumentation bezüglich der in Qumran gefundenen Jesaja-Rolle noch einmal zeigt (I,263f.):

„Wird die Frage der Authentizität des ATs aus theologischer Sicht angesprochen, wird immer gesagt, dass diese vorhandene Übereinstimmung die Jesaja-Rolle zu einem unbezahlbaren Schatz macht. Wird von uns aber angeführt, dass die Übereinstimmung vorhanden ist und wir deshalb davon ausgehen, dass der überlieferte Code in der Bibel authentisch ist, wird darauf verwiesen, dass der Textgehalt nicht maßgebend sei, sondern nur die damit transportierte Botschaft.“

Zur allegorischen Auslegung des Hohenliedes

Unter einer Überschrift (I,265), die auf das Hohelied hindeutet, wird zunächst Theologen die Behauptung unterstellt, „dass sich die allegorische Auslegung von biblischen Texten des TeNaK historisch nicht belegen lässt.“ Sodann beschäftigen Sie sich mit jüdischen Auslegungen des TeNaK im Midrasch und in Targumim, im Talmud und in der Kabbala, bis Sie schließlich (I,266) auf „das Hohelied“ kommen, dessen

„Aufnahme … in den jüdischen Kanon ohne die allegorische Auslegung undenkbar ist. Wir wollen damit sagen: Ausschließlich allegorisch gedeutet und auch unter diesem Blickwinkel verstanden, kann man dem Hohelied, was natürlich viele Theologen abstreiten, überhaupt ein Recht auf einen Platz in einem religiösen Kanon zubilligen.“

Wieder einmal verwirrt mich Ihre Argumentation. Wieso sollten Theologen, egal ob jüdische oder christliche, die zumindest in früheren Zeiten die Liebeslieder des Hohenliedes allegorisch auf die Beziehung des Volkes Israel bzw. des Menschen zu Gott deuteteten und daher in den Kanon der Bibel aufnahmen, eine allegorische Exegese ablehnen? Zumal Sie wenige Sätze später genau das Gegenteil behaupten (I,266f.):

„Die Theologen gehen nun davon aus, dass mit diesen Versen nicht die Liebe zwischen Eheleuten dargestellt wird, sondern die Liebe Gottes zu seinem auserwählten Volk. Die christlichen Theologen benutzen also ganz offensichtlich die allegorische Auslegung dazu, wohl unter der Prämisse der Körper- und Geschlechtsfeindlichkeit des Christentums, einen ganz eindeutigen Text, der auf die körperliche Liebe abzielt, ins Gegenteil zu verkehren.“

Im Klartext: Zur Zeit der Entstehung der biblischen Kanones, sowohl des jüdischen als auch des christlichen, legten die Theologen beider Religionen das Hohelied allegorisch aus, aber nicht unbedingt wegen Leibfeindlichkeit, sondern weil man annahm, dass rein weltliche Liebeslieder in einem heiligen Text nichts zu suchen hätten. Heutzutage denken viele Theologen, so auch ich, dass die Liebeslieder des Hohenliedes gerade in ihrem wörtlichen Sinn eine partnerschaftliche Liebe zwischen Mann und Frau auf Augenhöhe abseits patriarchalischer Ehestrukturen (23) widerspiegeln, die sehr gut zur Erschaffung von Mann und Frau als Ebenbild Gottes gemäß 1. Mose 1,27 passt.

Sie auf der anderen Seite stellen das Hohelied, dessen Gedichte (I,266) „sich ausschließlich mit der Liebe zwischen Mann und Frau befassen“, in den „Zusammenhang mit der Entdeckung der Urmatrix“, weil sie „mit Zeugung, Werden und Geburt zu tun“ hat, „denn nur in diesem Zusammenhang sind die Texte des TeNaK, die ihrerseits mit den Genen und über diese mit den Chromosomen auf das Engste verknüpft sind, zu verstehen.“ Von daher ist aber überhaupt nicht mehr zu verstehen, warum Sie das Hohelied unter der Überschrift (I,265) „allegorische Auslegung“ abhandeln. Sie wollen es doch definitiv (ähnlich wie ich) wörtlich und gerade nicht allegorisch auf die Beziehung Mensch-Gott hin auslegen.

Es bleibt also verwirrend, was Sie überhaupt unter „allegorisch“ verstehen. Meinen Sie letzten Endes damit nur eine Auslegung, die zusätzlich zum wörtlichen Sinn darunter noch den von ihnen angenommenen geheimen Bibelcode anerkennt?

Zur allegorischen Auslegung der Weisheit Salomos

Das (I,268) „Buch der Weisheit“ soll Ihnen zufolge „das späteste Buch des TeNaK“ sein. Das ist falsch. Es ist zwar eine späte jüdische Schrift, gehört aber überhaupt nicht zum TeNaK. In den Kanon der katholischen Bibel wurde es allerdings aufgenommen, und die evangelische Kirche rechnet es zu den Apokryphen.

Weiter gehen Sie davon aus, dass der „hellenistisch gebildete, aber auch in den ägyptischen Weisheiten unterrichtete Verfasser des Werkes“ auf Weisheiten zurückgegriffen hat, die „nicht die Weisheiten eines Menschen sind, sondern diese zu jenem Wissensschatz gehören, der allgemeine Geltung hat“. Und wenn man

„die allegorische Auslegung an[wendet], dann entpuppt sich gerade dieses Werk, vor allem unter dem Blickfeld der allegorischen Interpretation, als ein fester Bestandteil eines übergeordneten und nur durch Wissenschaftlichkeit zu begründenden Wissens.“

Auch hier bleiben wieder viele Fragen offen:

  • Wenn das bedeuten soll, dass auch das Buch der Weisheit zu den Texten gehört, die von den ÄLoHIM stammen, wie kann es dann erst in der Zeit des Hellenismus verfasst worden sein?
  • Auf welche Weise wenden Sie die allegorische Auslegung auf dieses Werk an? Sie führen kein einziges Beispiel dafür an.
  • Inwiefern ist die „Weisheit Salomos“ ein Bestandteil eines übergeordneten Wissens? Und durch welche Wissenschaftlichkeit wird es begründet?

Zur allegorischen Auslegung des 4. Makkabäer-Buches

Zum 4. Makkabäer-Buch wissen Sie, dass es (I,270) „nicht zum Gesamtumfang des hebräischen TeNaK gehört“ und „die Aufstände der Juden gegen die Seleukiden … im 2. Jahrhundert v. Chr.“ zum Hauptinhalt hat. Sie erwähnen es wegen seines Grundgedankens,

„dass das mosaische Gesetz auf der einen Seite und die TORaH auf der anderen, zwar die religiöse und sittliche Grundordnung darstellen, aber vom Grundsatz her nichts anderes als alle Manifestationsmöglichkeiten der Naturgesetze widerspiegelt“,

und verbinden damit

„die berechtigte Hoffnung …, dass mit der allegorischen Interpretation der biblischen Texte ein Wissen zutage kommt, welches durchaus seine Basis in den Naturgesetzen hat und des weiteren dahin tendiert, so wie wir es eben sehen, dass darin der genetische Code des Menschen hinterlegt wurde.“

Meine Verwunderung darüber, dass Sie das Gesetz Moses und die Tora, die doch identisch sind, einander in dieser Weise gegenüber stellen, lasse ich einmal beiseite.

Sie selbst finden im Blick auf das 4. Makkabäer-Buch die Tatsache verwunderlich, dass „schon sein Verfasser…, der um das Jahr 1000 v. Chr. gelebt hat, derartige Gedanken in sein Werk hinterlegt hat…, die gar nicht anders als mit den Methoden der allegorischen Auslegung begründet werden können.“ Aber wie soll jemand 1000 Jahre vor der Geburt Jesu, also etwa zur Zeit Davids, etwas beschrieben haben können, was erst im 2. Jahrhundert v. Chr. geschieht? Tatsächlich wurde das Buch erst etwa um 100 nach Chr. verfasst.

Zu den allegorischen Methoden der Stoiker

Die Stoiker verstanden es Ihrer Ansicht nach (I,272),

„insbesondere mit den Methoden der allegorischen Auslegung, die homerische Dichtung in den Stand einer geschichtlichen Urkunde zu erheben, in der nicht nur ethische Aspekte enthalten sind, sondern auch naturwissenschaftliche.“

Und genau diese stoischen (I,271) „Methoden der allegorischen Auslegung“ wollten Ihnen zufolge nun auch die „hellenistischen Juden, die ja die Traditionen ihrer Väter mit den ethischen Werten der Griechen verknüpfen wollten“, auf den TeNaK anwenden, und zwar angeblich aus folgenden Gründen:

„Nicht zuletzt deshalb, weil ja auch dieses Werk einerseits historische und politische Aussagen macht und andererseits einer Gottheit Geltung verschafft, die mit der Logik nicht zu beweisen war. Durch die allegorische Interpretation der betreffenden Textstellen war jedoch die Möglichkeit gegeben, auch den Gott der Juden zu beweisen. Denn warum sollten die geschichtlichen und staatlich-sozialen Aussagen in diesem Buch stimmen und jene, die JHWH und die ÄLoHIM betreffen, nicht?“

Dieser Blick sowohl auf die Interpretation von Homer als auch die des TeNaK verkennt jedoch, dass es weder den Stoikern noch erst recht den hellenistischen Juden darum ging, nachzuweisen, dass die angeblichen Götter in Wirklichkeit (außerirdische) menschliche Wesen waren. Vielmehr waren sie daran interessiert, die von den Göttern berichteten Gefühlsregungen und Verhaltensweisen, die als allzu menschlich beurteilt werden konnten, allegorisch umzudeuten, um ihre unanfechtbare Göttlichkeit zu bewahren.

Zur allegorischen Auslegung der Schöpfungsgeschichte durch Aristobul

Den (I,273) jüdischen Philosophen Aristobul (gest. um 160 v. Chr.) führen Sie als einen der ersten Allegoreten des Judentums an. Sie schätzen sein „besonderes Augenmerk auf die Schöpfung des Menschen“, womit er „in einer Linie mit jenen großen Vertretern des hermetischen Wissens [steht], die allesamt den Schöpfungsakt darin sehen, dass der neu geschaffenen Menschheit eine Heimat geschaffen werden soll.“ Weiterhin soll er es sein (I,274),

„der den Nachweis erbringt, dass alle Weisheit der Griechen von MoSchäH abstammt und über diesen wieder auf das ägyptische Wissen zurückzuführen ist.“

Dass Aristobul die Allegorese angewendet hat, bestreitet niemand, aber ob er den von Ihnen angesprochenen Nachweis wirklich erbracht hat, lasse ich einmal dahingestellt sein.

Die Werkzeuge eines Bibelauslegers

Eigentlich wollten Sie ja (I,260) in Ihrem Kapitel über die Methoden der Schriftauslegung auf „drei unterschiedliche aber sehr eng miteinander vernetzte Disziplinen“ der „Bibelwissenschaft des Alten Testaments“ zu sprechen kommen. Welche drei Disziplinen das sein sollen, habe ich nicht herausfinden können. Tatsächlich erläutert haben Sie nur, was Sie unter Exegese und Allegorese verstehen, und selbst das blieb oft reichlich verworren. Klar ist lediglich, dass alle von Ihnen verwendete Auslegungsmethoden darauf hinauslaufen sollen, ihre vorgefasste und auf die Bibel angewandte Paläo-SETI-Hypothese zu bestätigen.

Wenn Sie (I,275) im Nachwort zum dritten Kapitel noch auf die Werkzeuge eingehen, die für eine erfolgreiche Exegese „ausschlaggebend“ sind, dann sollte man also wohl keine allzu hohen Erwartungen hegen. Tatsächlich wird auf einer knappen Seite vor allem empfohlen, „verschiedene Übersetzungen“ des Alten Testaments zu benutzen, und zwar möglichst „Interlinearübersetzungen“, wenn „keine Kenntnisse der biblischen Sprachen vorhanden“ sind.

„Ebenso wichtig sind natürlich Bibelkommentare, die von Exegeten verfasst wurden, die sich ausführlich mit der Materie befasst haben. Selbstverständlich und von großem Nutzen ist ein Bibellexikon, ein Bibelatlas, eine Konkordanz und ausreichende Hintergrundliteratur zur Geschichte, Kultur und Archäologie des nahen Ostens.“

Das ist schon alles. Konkrete Literaturvorschläge werden nicht gegeben, angeblich weil „wir diesen Themenkomplex bereits ausführlich besprochen haben“, wovon ich aber im ganzen ersten Band nichts wahrgenommen habe. Mit einer glatten Unwahrheit bzw. einem nicht eingelösten Versprechen endet der erste Band der „Entdeckung der Urmatrix“:

„Im letzten Band, dies nur im Vorfeld zur Information, werden wir jedoch eine ausführliche Literaturliste anhängen.“

Diese ausführliche Literaturliste sucht man dort allerdings vergeblich – wenn die Autoren nicht (III,364ff.) die fünf Werbeseiten des Buchverlags König meinen.

Band II:
Die Ureinheit aller Dinge

Der zweite Band der Urmatrix (siehe Inhaltsverzeichnis II,4-8) umfasst insgesamt acht Kapitel, die sich um die „Alchimie im Allgemeinen“, die „Spagyrik“ und „Spagyrische Rezepturen“ im Besonderen, um „Hermetik“, die „altägyptischen Quellen“, „ägyptische Papyri“, die „Medizin der alten Ägypter“ sowie den „Osiris- oder Sonnenkult“ drehen.

Peter Fiebags Erinnerung an die spirituelle Ebene der Alchimie

In seinem Vorwort warnt Peter Fiebag davor, aus der Sicht der modernen Naturwissenschaft verächtlich auf die Alchimie vergangener Jahrhunderte und Jahrtausende herabzublicken, da dieses (II,10) „Forschungsgebiet … ein erstaunlich modernes Potential bereitzuhalten scheint“.

Er erinnert aber auch daran, dass die Alchimisten auf ihrer Suche (II,12) „nach einer Methode zur Umwandlung von Materie“ und dem dazu notwendigen „wirkenden Mittel“, das sie „Quintessenz“ oder „Welt-Geistseele“ nannten, sich dessen bewusst waren, dass sie diese „schöpferische Kraft Gottes“ auch durch „die exakteste Rezeptur“ nicht „ohne einen göttlichen Gnadenakt“ nutzbar machen konnten (II,13):

„Denn Forschung auf einer materiellen Ebene war eben unabdingbar mit der spirituellen Ebene und der Vervollkommnung der Seele verbunden.“

Ich finde es sympathisch, dass Peter Fiebag „allen Leserinnen und Lesern, die die beiden Schriftsteller und Forscher Dieter Vogl und Nicolas Benzin auf ihrer Suche nach den wahrlich phantastischen Entdeckungen der Alchimisten begleiten“, diese Erkenntnis wünscht – und ich erlaube mir, sie auch Ihnen, den beiden Autoren selbst, zu wünschen.

Kabbala, Alchimie und Hermetik als Schlüssel des Bibelcodes

In der Einleitung zum zweiten Band Ihres Werkes wiederholen Sie ihre Einschätzung, dass wir nach (II,15) „den heiligen Schriften“ der Sumerer, Ägypter und Juden „die Erben einer außerirdischen Spezies [sind], „die zu Urzeiten den Planeten Erde besuchte, hier eine Schöpfung durchführte und uns das Wissen hinterließ, mit welchen Mitteln sie dies alles vollbrachten.“ Dann fahren Sie fort:

„Wie bereits gesagt, ist vor allem im TeNaK das vollständige biologische Wissen vom Menschen enthalten. Aus den Texten dieses uralten Werkes ist seine gesamte Anatomie abzuleiten. Insofern vermittelt das Alte Testament einen vollständigen Überblick über jene kosmischen Kräfte, welche das Sein, und somit auch den Menschen, entstehen ließ. In der Kabbala und in der Alchimie finden wir die Grundgesetze der Biologie, der Physik und der Chemie miteinander vereint, so dass man mit diesen uralten Wissenschaften in der Lage ist, das im TeNaK enthaltene Wissen zu entschlüsseln.“

Die ersten Sätze dieses Zitats klingen so, als könne man im ersten Band der „Entdeckung der Urmatrix“ nachlesen, in welcher Weise im geheimen Code des TeNaK die Biologie und insbesondere die Anatomie des Menschen abgespeichert ist. Dem ist nicht so. Sie wurden lediglich nicht müde zu behaupten, dass es diesen Bibelcode gibt und dass, wenn sich die moderne Wissenschaft nicht mehr dagegen sperren würde, die im TeNaK hinterlegten Erkenntnisse auf Grund der inzwischen erreichten genwissenschaftlichen Fortschritte problemlos abgerufen werden könnten.

Einen „ersten Schlüssel, der die geheimen Inhalte der alttestamentlichen Wörter entschlüsseln kann“, haben Sie mit der „Kabbala“ im ersten Band bereits betrachtet. Einen zweiten, nämlich die „Alchimie“, und als dritten die „Hermetik in ihrer Gesamtheit…, die wir als Hauptschlüssel betrachten müssen“, wollen Sie im zweiten Bandes in Augenschein nehmen.

I. Kapitel: Die Alchimie im Allgemeinen

Nach einer eingehenden Beschäftigung (II,18f.) mit der Herkunft des Wortes „Alchimie“ setzen Sie sich mit Vorurteilen gegenüber der Alchimie auseinander. Dabei lehnen Sie (II,24f.) „ein Zerrbild“ der Alchimie ab, das

„vor allem jene Metallumwandlungsversuche [betrifft], die man mit Zaubersprüchen und magischen Handlungen durchführen wollte. Solche Bestrebungen sind natürlich Unsinn und wir distanzieren uns davon. Dennoch ist eine Metallumwandlung durchaus möglich, denn, um nur ein Beispiel zu nennen, die Herstellung einer Legierung ist ja bereits die Transformation eines Werkstoffes in einen anderen. Und hierfür benötigt man keine Zaubersprüche oder magische Rituale, die man ja den Alchimisten immer wieder vorwirft, sondern lediglich die dazugehörigen Rezepturen. Also genau das, was die Alchimisten uns in Hunderten, ja sogar Tausenden von Büchern hinterlassen haben.“

Aber wie konnte die (II,26) „falsche Alchimie“ entstehen?

Ihrer Ansicht nach gab es bereits „zur Zeit der alten Ägypter und auch später noch, etwa zur Zeit Jesu, eine Gentechnik“, und „die Alchimisten der Renaissance, die etwa zwischen 1450 und 1600 liegt“, wollten nach der „Eroberung des Byzantinischen Reiches“ durch das osmanische Reich „das alte Wissen wiederbeleben“. Bei ihnen handelte es sich um Gelehrte, die „in das westliche Europa“ geflohen waren und dabei (II,27) „nicht nur die Originaltexte der alten griechischen Philosophen mit[brachten], sondern auch die ägyptischen und hebräischen Werke der Alchimisten und Kabbalisten.“ Eine Verwässerung dieses Wissens „mit christlichem Gedankengut“ konnte zwar „eine ganze Reihe von äußerst wichtigen Werken vor der Vernichtung durch die Inquisition“ retten, aber zugleich öffnete sie

„den Scharlatanen Tür und Tor…, die als Nichteingeweihte aus den verschlüsselten alchimistischen Texten nichts praktisch Verwertbares herauslesen konnten. Und deshalb in diesen Werken nur eine Basis fanden, auf der sie ihre Betrügereien aufbauen konnten. Und für diese Betrüger gab es nur ein Ziel: Mit allen Mitteln für ihr zumeist fürstliches Klientel Gold herzustellen.“

Zwar gab es Ihnen zufolge (II,32) „zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert einen ansehnlichen Kreis von alchimistischen Autoritäten in Europa…, „die um das hermetische Geheimnis wussten“, aber die Zahl der Scharlatane muss wohl weitaus größer gewesen sein.

Im Zusammenhang (II,34) mit alchimistischen Experimenten des evangelischen Theologen Johann Salomo Semler (1725-1791) zur Herstellung von Gold „aus unedlen Metallen“ mit Hilfe von „Luftsalz“, bei denen (II,35) ein betrügerischer Diener eine Rolle gespielt haben soll, äußern Sie die Vermutung, „dass der wahre Betrüger vielleicht sogar Semler selbst war“, um die pauschalen „Unterstellungen der Theologen, bei den Alchimisten würde es sich nur um Betrüger und Bauernfänger handeln“, zu beweisen. Denn warum sollte ein (II,36)

„Professor für Theologie … die Alchimie beweisen wollen? Umgekehrt wird es plausibel: Er wollte beweisen, dass die Alchimie nicht funktioniert. Und wie könnte man dies besser, als damit, dass man selbst einem betrügerischen Dienerehepaar aufgesessen ist.“

Auf Grund einer eigenartigen Argumentation soll Ihnen zufolge bereits (II,37) Heinrich VI. von England (1421-1471) besonders „die Geistlichen“ seines Landes dazu aufgefordert haben, „in ihren alchimistischen Schriften nach einer Rezeptur zu suchen, mit der man Gold herstellen konnte“,

„denn sie mussten sich ja auf die Umwandlung ausnehmend gut verstehen, weil sie ja täglich Brot und Wein in Christi Leib und Blut verwandelten.“

Die sieben Säulen der Alchimie (I)

Aber worum geht es nun eigentlich in der Alchimie? Das wollen Sie nun (II,38) „etwas genauer ausleuchten“, indem Sie die sieben Säulen der Alchimie allerdings zunächst einfach nur aufzählen:

„Der Grundgedanke der Alchimie fußt auf der Basis, dass es vier Grundelemente gibt. Und zwar Feuer, Luft, Erde und Wasser. Daneben gibt es noch drei Essenzen, mit denen man andere Stoffe veredeln kann. Zu diesen Essenzen gehören Salz, Schwefel und Quecksilber. Diese drei Essenzen und die vier Grundelemente betrachtet der Alchimist, als die sieben tragenden Säulen der Alchimie.“

Auf die drei Essenzen werden Sie in Ihrem gesamten Werk nirgends mehr zurückkommen. Die vier Elemente werden Sie auf Seite II,40 mit den „vier Basen“ in Verbindung bringen, „aus denen sich der genetische Code zusammensetzt und der zumindest allem höheren Leben zugrunde liegt“, auf Seite III,319 dagegen sehen Sie darin „ganz offensichtlich chemische Verbindungen…, die sich aus den Grundelementen Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Kohlenstoff zusammensetzen.“

Wie alt ist das „Corpus Hermeticum“?

Bevor Sie aber auf die Grundgedanken der Alchimie näher eingehen, schieben Sie die Frage ein, aus welcher Zeit das „Corpus Hermeticum“ stammt, „das heiligste aller alchimistischen Bücher“, das „von dem ägyptischen Gott Thot selber verfasst worden“ sein soll, „der auch als Hermes Trismegistos [= der „dreimal größte Hermes“] bezeichnet wird“. Sie beantworten diese Frage so (II,38f.):

„Heute nimmt man an, dass das Corpus Hermeticum in Europa und nicht in Ägypten entstand und es in einer Zeit verfasst worden sein soll, die deutlich später lag als die, in die man den Hermes Trismegistos datiert. Wir stimmen dem nicht zu, denn die weitgehend eindeutig verifizierbaren Traditionslinien, die Rekonstruktion der sprachlichen Darstellungsformen und die historisch charakteristischen Bedeutungs- und Rezeptionszusammenhänge können nicht aus der Zeit des mittelalterlichen Europa stammen. Ebenso wenig, dagegen sprechen ganz einfach die zeitbedingten Vorstellungen von Kabbala, Alchimie und Hermetik, kann das ‚Corpus Hermeticum‘ aus dem 16. Jahrhundert stammen. Es muss, daran führt kein Weg vorbei, im alten Ägypten entstanden sein.“

Diese Argumentation gründet allerdings auf einer falschen Voraussetzung. Niemand behauptet, dass das „Corpus Hermeticum“ aus dem Mittelalter stammt. Es wird, so Wikipedia, durchaus in die Antike datiert, aber eben nicht in die Zeit der altägyptischen Pharaonen, sondern zwischen 100-300 n. Chr. Evtl. kann es sogar älteres ägyptisches Material enthalten – wenn dieses nicht wegen des damaligen Interesses für orientalisches Wissen einfach erfunden wurde.

Die sieben Säulen der Alchimie (II)

Auf eigenwillige Weise interpretieren Sie den (II,40) alchimistischen „Grundgedanken, dass es vier Grundelemente gibt“. Ihnen zufolge sind „die alchimistischen Elemente Feuer, Luft, Erde und Wasser … letztlich nichts anderes als die vier Basen, aus denen sich der genetische Code zusammensetzt und der zumindest allem höheren Leben zugrunde liegt.“ Das soll bereits in dem von Bartholomäus dem Engländer (ca. 1190-1250) geschriebenen Buch „Von den Eigenschaften der Dinge“ gestanden haben, indem es verdeutlicht,

„dass die gesamte Medizin des Altertums auf der Ansicht aufbaut, dass alle Lebewesen aus vier Grundelementen aufgebaut sind. Dies ist eine durchaus folgerichtige Einschätzung der Alchimisten, denn tatsächlich stellen ja die vier Basen des genetischen Codes die Basis aller Lebewesen dar. Wenn die Alchimisten diese vier Basen Wasser, Luft, Erde und Feuer nannten, dann doch nur deshalb, weil sie einerseits, wir kommen auf diesen Punkt noch zu sprechen, alle ihre Texte verschlüsselten und andererseits, weil sie eben ein ganz anderes Vokabular verwendeten, als unsere modernen Wissenschaftler.“

Schade, dass Sie aus dem Buch von Bartholomäus noch nicht einmal eine einzige Textzeile zitieren, um Ihre Behauptung zu belegen. Offenbar bringen Sie willkürlich Erwähnungen von vier Elementen, Grundbestandteilen oder auch Buchstaben wie beim Tetragramm des Gottesnamens JHWH mit den vier Basen des genetischen Codes in einen Zusammenhang, ohne dafür auch nur den geringsten Anhaltspunkt in irgendeiner Quelle angeben zu können. Stattdessen berufen Sie sich zur Begründung darauf, dass

„die alchimistische Elementenlehre, dies wird immer wieder recht gerne vergessen, ignoriert und sogar recht oft unterschlagen, vom Altertum über das Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert und sogar darüber hinaus in der gesamten wissenschaftlichen Fachwelt weiter bestand.“

Und das mochte ich eigentlich nur deswegen so gerne zitieren, weil Sie die Steigerungsformen der Unterdrückung missliebigen Wissens durch die traditionelle Wissenschaft und Theologie so genial ausdrücken: „vergessen, ignoriert und sogar … unterschlagen“!

Die Alchimie als Naturwissenschaft

Um die (II,41) „Alchimie als Naturwissenschaft“ zu beschreiben, nehmen Sie Ihre bereits in der Einleitung (II,18f.) vorgenommenen etymologischen Betrachtungen des Begriffs (II,41) „Alchimie“ wieder auf, deren „derzeitige Unsicherheit … besonders deutlich [wird], wenn „wir uns vor Augen halten, dass man sich bis heute nicht endgültig dafür entscheiden konnte, ob man nun Alchimie oder Alchimie schreibt.“ Ja, beide Wörter sind völlig gleich geschrieben; offenbar macht es hier einer der auch sonst zahlreichen Druckfehler unmöglich, den Sinn Ihres Satzes zu verstehen.

Sodann wiederholen Sie ihre Auffassung (II,42), dass „diese Wissenschaft auf den Hermes Trismegistos bzw. auf den ägyptischen Wesir Thot zurückzuführen ist und in diesem Zusammenhang mit dem Osiris- bzw. Isis-Kult in direkter Beziehung steht.“ Zwar wurde die Alchimie (II,43)

„im Laufe der Zeit von den unterschiedlichsten philosophischen Richtungen ergänzend geprägt… Vornehmlich von der griechischen Naturphilosophie, der babylonischen Astronomie, der chaldäischen Astrologie, der ägyptischen Medizin, Mathematik und Metallurgie und insbesondere vom jüdischen Schöpfungsgedanken der TORaH. Insofern, in der Hauptsache aufgrund dieser unterschiedlichen Einflüsse, ist die Alchimie einerseits eine naturwissenschaftliche und andererseits eine naturphilosophische Disziplin…

Tatsächlich können jedoch die Anfänge der Alchimie, was schon durch die mannigfaltigen Einflüsse zum Ausdruck kommt, über den Hermes Trismegistos bis ins alte Ägypten, über ABhRaHaM bis zu den Chaldäern und über MoSchäH bis zu den Hebräern zurückverfolgt werden. Sicherlich lebten die Alchimie und deren Schriften im Mittelalter neu auf und erlebten vor allem im 16. Jahrhundert durch Giordano Bruno einen ungeahnten Höhepunkt. Es ist aber auch festzustellen, dass die Alchimie zu diesen Zeiten nur noch trauriger Abklatsch ihrer selbst war. Was wohl immer wieder Menschen wie Giordano Bruno oder John Dee dazu bewogen hat, durch halb Europa zu reisen, um des noch hier und dort vorhandenen, aber überall verteilten kabbalistischen und hermetischen Wissens habhaft zu werden.“

Der ägyptische Ursprung der Alchimie soll Ihnen zufolge aber nicht (II,44) „auf die Fähigkeit der Schmiede“ in Ägypten zurückgehen, „Metalle zu bearbeiten“, sondern auf die „Mumifizierungspraktiken“ der alten Ägypter, „welche wiederum ihre Wurzeln im Osiris- bzw. Isis-Kult und der damit einhergehenden körperlichen Wiederauferstehung hatten.“ Denn mit dem Wissen der Alchimie konnte (II,44f.) „der Eingeweihte alle Arten von Wandlungsprozessen durchführen…, nicht nur unedle Metalle in edle umwandeln, sondern, vor allem, weil in der Alchimie alle Arten von Drogen und Giften benutzt wurden, auch Leben in Tod oder Tod in Leben umwandeln.“

Kloning als Ziel der Alchimie (I)

Welche Ziele waren den Alchimisten wirklich wichtig? Nach Ihrer Ansicht deutet vieles (II,46) „drauf hin, dass sie vor allem das Ziel hatten, in ihren Laboratorien medizinische Präparate herzustellen, mit denen sie Menschen und Tiere von Krankheiten heilen konnten.“ Aber nicht nur das: „Darüber hinaus wollten sie mit ihrem Wissen ein Elixier herstellen, mit dem man das Leben verlängern konnte. Der wichtigste Punkt aber war…, dass sie mit der Alchimie künstliches Leben erschaffen wollten.“ Um zu belegen, dass Letzteres sogar in die Tat umgesetzt werden konnte, verweisen Sie auf die „Geschichte des GoLäM von Prag“ und auf das (II,47) „auf künstlichem Wege gezeugte Schaf Dolly“, obwohl Wissenschaftler zuvor angenommen hatten, „es sei unmöglich, eine Säugetier zu klonen“.

Dass „Fälle von Kloning“ angeblich (II,48) „mit Sicherheit im 15. und 16. Jahrhundert erfolgreich praktiziert wurden, beweist [Ihnen zufolge] ein Text, den der Universalgelehrte Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim (1486-1535) verfasst hat.“ In seiner Schrift „De occulta Philosophia“ steht,

„in der deutschen Ausgabe auf Seite 466, ein Text, der allem Anschein nach darauf hindeutet, dass damit der Ablauf des Klonings beschrieben wurde.

‚Diese sind nicht aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren. Es findet eine univoke Zeugung statt, wenn der Sohn dem Vater in allem ähnlich und wobei das Erzeugte der Art nach dasselbe mit dem Erzeugenden ist. Dies ist die Macht des von dem Verstande gebildeten und in ein zubereitetes Subjekt gehörig aufgenommenen Wortes, wie der Same der Mutter zur Erzeugung und Geburt aufgenommen wird. Ich sage ausdrücklich zubereitet und gehörig aufgenommen, denn nicht alles wird auf diese Weise des Wortes teilhaftig, sondern das eine auf diese, das andere auf jene Art. Es gehört dies übrigens zu den verborgensten Geheimnissen der Natur, wovon nicht weiteres zu offenbaren ist.‘

Betrachten wir diesen Text objektiv und setzen wir ihn in den Kontext der modernen Molekularbiologie, dann wird deutlich, dass Agrippa, wenn auch mit recht einfachen, aber dennoch zutreffenden Worten, in diesem Text eine Situation beschrieben hat, wie sie aus heutiger Sicht nur im Falle von Kloning eintritt.“

Lobenswert ist grundsätzlich, dass Sie eine Behauptung endlich einmal durch ein Zitat zu belegen versuchen. Aber ich kann den Ausführungen Agrippas, die sich an das Bibelwort Johannes 1,13 anschließen, weder eindeutig entnehmen, dass überhaupt molekularbiologisches Kloning beschrieben wird, noch erst recht, dass es erfolgreich praktiziert wurde.

Indem Sie Agrippas Worte als „recht einfach“ beurteilen, verkennen Sie vollständig, dass seine Ausführungen eher auf sehr differenzierten theologischen und/oder naturphilosophischen Hintergründen beruhen. Denn der Begriff der „univoken Zeugung“ kommt ebenso in der Beschreibung des Verhältnisses von Vater und Sohn in der christlichen Dreieinigkeitslehre vor wie in naturphilosophischen Spekulationen, ob die Herkunft der organischen Natur in der anorganischen zu suchen ist oder nicht.

Wie kamen Alchimie und Medizin nach Europa?

Sie gehen davon aus, dass (II,49) „sowohl die Alchimie als auch die Medizin von Ägypten nach Europa genommen hat“ (sie erwähnen außerdem auch Einflüsse aus dem Fernen Osten, gehen darauf aber nicht näher ein). Auf Griechenland führt man die Herkunft (II,50) „des ägyptischen Wissens“ nur deswegen zurück, weil es in der Zeit des alexandrinischen Hellenismus „von den herrschenden Griechen regelrecht assimiliert … und schon sehr bald als ein rein griechisches betrachtet“ wurde. Auch Hippokrates, „der berühmteste Arzt der Antike“, hatte „sein Wissen weitgehend auf ausgedehnten Studienreisen erworben“, die ihn „bekanntlich neben Südrussland auch nach Nordafrika und Ägypten“ führten. Als „griechische Leistung“ erkennen Sie allerdings „die Trennung der Heilkunde vom Götter- und Dämonenglauben“ an.

Der „eigentliche Wissenstransfer nach Europa“ begann aber erst nach der Eroberung Ägyptens durch die Araber. In einem ausführlichen geschichtlichen Abriss betonen Sie dabei vor allem die „Heilkunst der arabischen Ärzte“ und kommen zu dem Fazit (II,55):

„Schlussendlich müssen wir konstatieren, dass die Araber die Alchimie von Ägypten nach Europa gebracht haben. In Europa, ausgehend von Spanien und Italien, hielt sie in den unterschiedlichsten Klöstern Einzug und wurde dort, insbesondere auf dem Gebiet der Medizin, auch sehr erfolgreich praktiziert. Viele Mönche, wie beispielsweise Meister Eckhart oder Giordano Bruno, die mit diesem uralten Wissen in Berührung kamen, sagten dem herkömmlichen christlichen Glauben ab und wandten sich der Alchimie, Kabbala oder Mystik zu. Und viele von Ihnen wurden daraufhin von der ultramontanen (päpstlichen) Inquisition verhaftet, gefoltert, angeklagt und exkommuniziert. Nicht selten wurden sie am Ende eines langen und oftmals über viele Jahre andauernden Leidensweges auf abscheulichste Art und Weise ermordet. Aber auch die grauenhaftesten Verbrechen konnten letztlich nicht verhindern, dass dieses uralte alchimistische Wissen, wenn auch oftmals sehr verstümmelt und daher nur fragmentarisch, bis zum heutigen Tage erhalten blieb.“

Ich lasse hier dahingestellt sein, ob Giordano Bruno tatsächlich auf Grund seiner Hinwendung zur Alchimie auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, und möchte nur auf einige wenige problematische Einzelheiten innerhalb dieses langen und wirklich interessanten Abschnitts kurz eingehen.

Auf Seite II,50 erwähnen Sie

„das Wissen, das der Überlieferung nach in der großen Pyramide von Gizeh enthalten gewesen ist und welches man ChaNO‘Kh [= Henoch], dem Sohn Jä‘RäDs [= Jareds] aus dem Geschlecht ScheTs [= Seth] und Vater von MöTUSchä‘LaCh (24) [Methusalahs], zuschreibt, der wiederum, wie auch MoSchäH [Moses] ein Zeitgenosse des Hermes Trismegistos gewesen sein soll. Alles biblisch überlieferte Personen, auf die wir ihrer ganz bemerkenswerten Vita wegen in nachfolgenden Teilen noch detaillierter eingehen müssen.“

Tatsächlich werden Sie später (III,220f.) noch einmal auf das außergewöhnlich hohe Lebensalter der im Stammbaum Seths aufgeführten Urahnen der Menschheit eingehen (1. Mose 5). Aber weder hier noch dort wird auch nur mit einem einzigen Wort erklärt geschweige denn belegt, was diese Personen mit der Pyramide von Gizeh zu tun haben sollen. Vollkommen schleierhaft bleibt mir, wie sowohl Methusalem als auch Mose „ein Zeitgenosse des Hermes Trismegistos“ gewesen sein sollen, denn Methusalem lebte nach den Zeitangaben der Bibel trotz seines angeblich extrem hohen Lebensalters von fast 1000 Jahren maximal bis zur Sintflut und mindestens 700 Jahre vor der Zeit des Mose.

Weiterhin behaupten Sie (II,51):

„Ein Hauptgrund, warum die europäische Medizin mit der arabischen nicht mehr konkurrieren konnte ist allerdings der, dass studierte Ärzte ihnen unheilbar erscheinende Krankheiten als einen von Gott herbeigeführten Schicksalsschlag betrachteten und die Heilung ihrer Patienten in die Hand des selben legten. Hier hatten wohl, einflussnehmend auf das Seelenleben der Menschen, die Kleriker die Hand im Spiel.“

Dieses einseitige Urteil kann ich nur auf Ihre pauschalen Vorurteile gegenüber der christlichen (speziell katholischen) Kirche zurückführen; es zeugt von einem mangelnden ganzheitlichen Verständnis der Heilkunst, denn letzten Endes waren gerade jüdische Ärzte wie Maimonides (25) und gewiss auch islamische Ärzte davon überzeugt, dass Gott und der Glaube bei der Heilung von Menschen eine wichtige Rolle spielen.

Schließlich kündigen Sie an (II,54), dass Sie sich mit dem „Dominikanermönch Eckart (1260-1327), den man, warum auch immer, Meister nannte“ (Sie vermuten deswegen, weil er als Alchimist bzw. Kabbalist „einen Lehrling ausbilden“ durfte), später noch genauer befassen müssen, „weil er mit Sicherheit ein Vorläufer Giordano Brunos war und diesem, wenn auch indirekt, als ldeengeber diente“. Aber an keiner weiteren Stelle kommt Meister Eckhart (so richtig geschrieben) in diesem Werk noch einmal vor.

Die alchimistische Transmutation – eine Kernumwandlung?

Ein weiteres Mal gehen Sie (II,57) auf die Zweifel „der renommierten Wissenschaften“ an der Möglichkeit der alchimistischen „Verwandlung unedler in edle Metalle“ ein. Sie vermuten allen Ernstes (II,58), dass ein Alchimist wie Nicolas Flamel (1330-1418) „vielleicht … Quecksilber mit Wismut verwechselt“ und eine „Kernumwandlung“ von „Wismut in Gold“ zu Stande gebracht haben könnte. Wie er das aber ohne einen Kernreaktor gemacht haben soll, bleibt völlig unerklärt; abgesehen davon ist selbst heute der Aufwand, um auf diese Weise auch nur die geringste Menge an Gold herzustellen, unverhältnismäßig hoch. Und der Naturphilosoph Roger Bacon (ca. 1220-1292) mag zwar davon überzeugt gewesen sein, „dass der Stein der Weisen in der Lage ist, ‚die millionenfache Menge unedlen Metalls in Gold zu verwandeln‘“, aber nirgends wird beschrieben, dass er diesen tatsächlich hat herstellen und diese Behauptung in die Tat umsetzen können.

Ein Glanzstück für die zirkelschlüssige Art und Weise Ihrer Argumentation ist der folgende Absatz (II,59):

„Moderne Alchimisten vermuten nun, dass ihre mittelalterlichen Vorgänger schon damals die Atomumwandlung gekannt haben müssen, denn wie sonst hätten sie überhaupt davon berichten können. Mit Phantasie haben derartige schriftliche Hinweise, auch wenn es die renommierten Wissenschaftler gerne so hätten, nämlich nichts mehr zu tun. Vor allem dann nicht, wenn sich mehrere Jahrhunderte später herausstellt, dass es nicht nur die theoretische, sondern sogar die praktische Möglichkeit gibt, die Elemente in ihrer atomaren Struktur umzuwandeln. Die Wissenschaft kann also so oft Einspruch erheben wie sie will: Es besteht zweifellos die Möglichkeit, dass man aus unedlen Metallen Gold macht und es ist eine Tatsache, dass Flamel und andere Alchimisten davon berichten.“

Dafür, dass jemand in der Vergangenheit etwas gewusst oder gemacht haben kann, ist es immer noch kein Beweis, dass sich die Möglichkeit dafür Jahrhunderte später theoretisch und praktisch erwies. So lange der Beweis nicht erbracht ist, darf die moderne Wissenschaft also völlig zu Recht annehmen, dass die Alchimisten noch nichts von der modernen Theorie der Atome und ihrer Umwandlung wussten. Diese gingen vielmehr schlicht von der intuitiven Vorstellung aus, dass alle Materie aus denselben Elementen bestehen und daher ineinander umgewandelt werden können. Das geht auch mit Phantasie, dazu muss man nicht schon modernes Wissen vorweggenommen haben.

Nicht zu widerlegen scheint das Argument zu sein, dass die Möglichkeit der Atomumwandlung nicht nur deswegen „von Alchimisten so lange geheim gehalten wurde“, weil durch den „von allen Alchimisten unter Eid anerkannten Ehrenkodex … das alchimistische Wissen unter keinen Umständen an Außenstehende weitergegeben werden durfte“, sondern „weil die mittelalterlichen Alchimisten von den Gefahren wussten, die mit der Atomumwandlung und der damit einhergehenden Radioaktivität verbunden waren“. Denn wie soll man etwas belegen, wofür es wegen der Geheimhaltungspflicht gar keine Belege geben darf?! Trotzdem erlaube ich mir, weiter daran zu zweifeln, dass die Alchimisten sich überhaupt mit radioaktiven Elementen im klaren Bewusstsein ihrer Gefahren befasst haben, zumal – wie auch Sie wissen – (II,60) „außer Frage“ steht, dass „unsere mittelalterlichen Alchimisten weder „das nötige Wissen“ noch „die Apparaturen“ besaßen, „mit denen sie Atomkerne mit Elementarteilchen beschießen konnten“. Sie vermuten daher,

„dass sie bei ihren Experimenten ein Wissen nachahmen wollten, das einerseits nicht aus ihrer Zeit und andererseits nicht von ihnen selbst stammen konnte. Hierfür spricht die Tatsache, dass nur wenigen Alchimisten eine richtige Umwandlung auf atomarer Ebene gelang.“

Das alchimistische „Große Werk“ – Auferstehung durch Kloning?

Unter (II,61) „dem Sammelbegriff ‚Das große Werk‘“ verstehen Sie „eine Metapher für die irdische Schöpfung und zwar in dem Sinne, wie die ÄLoHIM den Planeten Erde, im Rahmen ihres Auftrages, nach himmlischen Vorbildern umgestalteten.“ Zur Erläuterung dieses Auftrages verweisen Sie auf ein Buch mit dem irritierenden Titel „Der 7. Tag der Schöpfung“ von Ihnen, Dieter Vogl, denn nach 1. Mose 2,2-3 schuf Gott am 7. Tag gar nichts, sondern er vollendete die Schöpfung, indem er „ruhte von allen seinen Werken“. Ich habe nicht vor, auch noch dieses Buch zu lesen; vielleicht interpretieren Sie in den Satz „Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke“ ja all das hinein, was im vorliegenden Buch unerklärt bleibt.

Ihrer Ansicht nach sollen die „hermetischen, kabbalistischen und alchimistischen Orden“ jedenfalls „das ‚Große Werk‘ unter anderem als Methode für eine körperliche Wiederauferstehung nach dem Tod“ betrachtet haben (II,61f.):

„Womit wir auf kabbalistischer Ebene in einen biologischen Bereich vorstoßen, der, von modernen molekularbiologischen Kriterien ausgehend, durchaus realistisch ist, denn die körperliche Wiederauferstehung eines Menschen ist aufgrund der derzeitigen Gegebenheiten durchaus machbar. Und es ist aus heutiger Sicht und nach dem derzeitigen Stand der Forschung nicht allzu schwer, sich vorzustellen, dass jemand unter Umständen sein eigenes genetisches Ebenbild in Gestalt klonierter Nachkommen weiterleben lassen will, was ihm zumindest ein gewisses Maß an irdischer Unsterblichkeit gewährt und ihn sehr nahe an das kabbalistische Postulat der körperlichen Wiederauferstehung bringt.“

Sollten diejenigen, die damals von Methoden zur Wiederauferstehung träumten, wirklich ein derart armseliges Verständnis von Auferstehung gehegt haben? Ein Klon mag genetisch mir gleich sein, wie mein eineiiger Zwilling, und doch lebe nicht ich in ihm weiter – mit meiner persönlichen Prägung, mit meinem Geist und meiner Biographie -, sondern er ist eine eigenständige Person – wie mein Sohn.

Kritik am Gedanken der Reinkarnation (II)

Sie ihrerseits beziehen ein ganz ähnliches Argument auf die heute von „den meisten Esoterikern und Möchtegern-Kabbalisten“ vertretene „Vorstellung von der Reinkarnation“, da Ihnen niemand bekannt sei, der sich, „selbst wenn es eine Reinkarnation geben würde“, an „den Erfahrungsschatz früherer Leben“ erinnern könnte. Ich verzichte darauf, das hier weiter auszuführen, da Sie dieses Thema bereits auf Seite I,229ff. behandelt hatten.

Die Schöpfung und das „Große Werk“: Terraforming und Kloning

Unter Rückgriff auch auf (II,62) „Aussagen des Paracelsus“ soll jedenfalls „das ‚Große Werk‘, welches mit dem ‚Stein der Weisen‘ aufs engste verwoben ist, als Mittel zur ‚Auferstehung, Jugend und Wiedergeburt‘ zu sehen“ sein, und zwar ist es (II,63)

„vor allem ein Synonym für jene Vorgänge…, mit denen Mediziner und Gentechniker, auf der Basis bestimmter Manipulationen am Chromosomensatz des Menschen, künstlich Organe in der Retorte herstellen, auf der Grundlage genetischer Beeinflussungen Krankheiten bekämpfen oder sogar das Leben individuell verlängern können. So zumindest verstehen wir beispielsweise die kabbalistischen Texte des Sefer Jezira und die darauf beruhenden Aussagen eines Paracelsus.“

Das Ergebnis Ihrer (II,66) „Forschung, dass das Große Werk ein umfassendes Kompendium darstellt, wie das Leben von Mensch und Tier körperlich geschaffen, verjüngt, verlängert, und sogar nach dem Tod wiedergeboren werden kann“, betten Sie im folgenden Abschnitt in den größeren Zusammenhang der Schöpfung ein (II,64):

„Wir gehen aufgrund unserer Forschungen davon aus, dass die in der Bibel als Schöpfer bezeichneten ÄLoHIM die irdische Schöpfung, besonders die Erschaffung des Menschen, dadurch durchführten, indem sie am irdischen Geno- und Phänotypus affenähnlicher Urmenschen genetische Manipulationen durchführten.“

In diesem Zusammenhang, so behaupten Sie,

„beginnt sich bei vielen Forschern die Idee durchzusetzen, dass die Erde zu Urzeiten … einem Terraforming unterzogen wurde. Ebenso beginnt der Gedanke Gestalt anzunehmen, dass der biblische Schöpfungsbericht Realität ist und die ÄLoHIM nicht nur die Erde nach ihren Vorstellungen umformten, sondern auch das Universum erschaffen haben.“

Diese wahrhaft wahnwitzigen Thesen begründen Sie nun nicht etwa näher, sondern Sie verweisen werbeblockartig auf sage und schreibe fünf weitere Ihrer (Dieter Vogls) Bücher, die man wohl kaufen soll, weil *Ironie on* es ja klar ist, dass man im vorliegenden Buch auf 1000 Seiten viel zu wenig Platz hat, um zum Erweis der in ihm vertretenen Hauptthesen auch nur halbwegs plausible Erläuterungen und Belege zu erbringen *Ironie off*.

Ach ja, ein Versuch eines Belegs erscheint dann doch, indem Sie auf ein Buch verweisen, das „angeblich“ der Alchimist Flamel besaß, „in dem, seinen Angaben zufolge, dieses Große Werk in seiner Gesamtheit beschrieben wurde“, und in dem, Ihren Vermutungen zufolge, „chemische, physikalische und biologische Formeln standen“. Wiederum nur auf Grund von Vermutungen sehen Sie in diesem Buch das (angeblich) (II,65) „auf ABhRaHaM zurückgehende Sefer Jezira – das sogenannte Buch der Formung“, denn:

„Nur in diesem Werk stehen jene Formeln, mit denen die ÄLoHIM in der Lage waren, den Planeten Erde und den Menschen nach ihren Vorstellungen umzuwandeln. Und wie es das Sefer ha Jezira berichtet, wurde dies dadurch bewerkstelligt, dass die ÄLoHIM diese Veränderungen am Baum des Lebens durchführten. Hier müssen wir uns die Frage stellen: Was ist der Baum des Lebens? Eine Frage, auf die wir später noch recht ausführlich eingehen werden.“

Schließlich fassen Sie Ihre Ausführungen über den Zusammenhang zwischen dem „Großen Werk“ und der Schöpfung folgendermaßen zusammen (II,66):

„Das Zauberwort, welches aus biologischer Sicht die Schriften der Kabbalisten und die Bemühungen der Alchimisten im Rahmen des Großen Werkes zur wissenschaftlich verifizierbaren Realität erhebt, lautet Kloning. Ein Begriff, der streng auf den genetischen Bereich begrenzt ist und grundsätzlich in allen seinen Facetten damit übereinstimmt was uns die Chronisten der TORaH im ersten Teil des Schöpfungsberichts überliefern.“

Kritik am Gedanken der Reinkarnation (III)

Unter der Überschrift (II,67) „Die Transmutation des Körpers“ wiederholen Sie ein weiteres Mal ihre Kritik an denjenigen esoterischen Alchimisten und auch einem Tiefenpsychologen wie C. G. Jung, die in der Alchimie ein Mittel zur Vergeistigung oder gar Vergöttlichung „der materiellen Natur des Menschen“ erblicken. Weil (II,68) magische „Rituale und Zeremonien … augenscheinlich nicht zu einer Vergöttlichung“ führten, wandte man sich der „indischen Reinkarnation“ zu:

„Die endgültige Vergöttlichung des Menschen, so die damalige Argumentationsweise, würde, ähnlich buddhistischem und hinduistischem Muster, in einer Art Paradies oder Nirwana erfolgen.“

Diese Beschreibung verkennt – nebenbei bemerkt – wieder, dass weder der Hinduismus noch der Buddhismus die Paradies-Vorstellung kennen und dass das Nirwana vielmehr den Inbegriff des Aufhörens aller als leidvoll interpretierten Reinkarnationen darstellt. Ihnen geht es jedoch darum, der von ihnen erneut abgelehnten Idee der Reinkarnation ihre eigene Sicht der Alchimie entgegenzusetzen (II,69):

„Alchimie, vor allem im medizinischen Bereich, hat etwas mit körperlicher Wiederauferstehung zu tun und ist nicht, so wie es beispielsweise einige moderne Alchimisten und Esoteriker im Hinblick auf die indische Reinkarnationslehre sehen, ein imaginäres Verfahren zur geistigen Wiedergeburt der Seele in einem gänzlich fremden Körper.“

Aber – ich wiederhole mich ebenfalls nochmals – auch bei einer Wiederauferstehung im Sinne von Kloning entsteht ein gänzlich fremder Körper, der mit meinem bisherigen Körper nur eine genetische Übereinstimmung aufweist und in dem von mir ansonsten überhaupt nichts weiterleben kann.

Vernetzte Fachgebiete: Alchimie und Kabbala – Biologie und Chemie

In einem weiteren Abschnitt untersuchen Sie die komplexen Vernetzungen zwischen der Alchimie und den anderen hermetischen Wissenschaften einerseits und den modernen Naturwissenschaften andererseits.

In diesem Zusammenhang wehren Sie sich unter anderem gegen den (II,72) „Gedanken…, dass sich das biologische Leben nicht wissenschaftlich erklären lässt“, sondern (II,73) „von einer übernatürlichen Lebenskraft hervorgerufen und in Gang gehalten“ wird. Die Geheimnisse „selbstorganisierender Prozesse und Strukturen auch in der anorganischen Materie“, die diesen „vitalistische[n] Standpunkt“ endgültig widerlegt“ haben, sollen nach (II,74)

„den Kabbalisten und Alchimisten … mit Sicherheit einige auserwählte Persönlichkeiten in der Vergangenheit der Menschheit … bereits vor Jahrtausenden recht gut gekannt [haben]. Und auch diese Eingeweihten unterstellten die Entstehung des Lebens nicht einer transzendenten, sondern, ausgehend von JHWH dem Werdendmachenden, einer natürlichen Ursache, die von den Menschen nachvollziehbar ist.“

Auf das, was Sie mit „JHWH dem Werdendmachenden“ meinen, werden Sie erst ganz am Ende des dritten Bandes zurückkommen. Aber deutlich wird schon hier, dass Sie JHWH nicht als den Namen des in der Bibel angebeteten Gottes ernstnehmen, sondern atheistisch als Inbegriff einer natürlichen Lebenskraft interpretieren:

„Ohne die Alchimie, um an dieser Stelle ein kurzes Fazit zu ziehen, sind die Prinzipien, auf denen die Inhalte der kabbalistischen Texte und die damit verbundenen Aussagen beruhen, nicht zu verstehen. Und obwohl diese Prinzipien an vielen Stellen den Eindruck erwecken, als würden ihnen allgewaltige, sprich göttliche Kräfte zugrunde liegen, entpuppen sie sich aufgrund ihrer biochemischen Überprüfbarkeit als nichts anderes, als kosmische Grundgesetze. Universelle Grundregeln, mit denen sich heute in zunehmendem Maße die Wissenschaftler am Baum des Lebens vergreifen, weil sie durch sie in der Lage sind, alle möglichen Zustandsformen des Lebens auf molekularer Ebene, quasi in der Retorte, herzustellen.“

Das Stichwort „vergreifen“ lässt erahnen, mit welcher Vermessenheit Sie die Fähigkeiten der modernen Wissenschaft und erst recht ihre eigene Rolle bei der Verwirklichung der angewandten Paläo-SETI-Forschung beurteilen.

Wann wurde die Alchimie durch die Chemie abgelöst?

Die Ablösung der Alchimie durch die Chemie begann Ihnen zufolge (II,75) in der Zeit der Renaissance, als sich „die Unfähigkeit“ der Alchimisten herausstellte, „auf der Basis alchimistischer Texte Gold zu machen“. Mit dieser Aussage widersprechen Sie ihrer eigenen Aussage (II,60), dass immerhin „wenigen Alchimisten eine richtige Umwandlung auf atomarer Ebene gelang“, führen dieses „Unvermögen“ aber darauf zurück, dass sie zwar wussten, wie es ging, aber „die technischen Möglichkeiten nicht gegeben waren“. Als „die Alchimisten“ daher auf „Hilfsmittel“ zurückgriffen wie „Engelsmagie und anderen abergläubischen Unfug“, die ihnen „vor allem durch den christlichen Glauben“ geboten wurden und „mit einer auf Erfahrung und Vernunft gegründeten Alchimie nicht mehr vereinbar waren“,

„wendeten sich immer mehr Alchimisten von der Alchimie ab und wandten sich der aufkeimenden Chemie zu. Und schließlich, dies zeigt ein historische Überblick ganz deutlich, bekämpften sie sie sogar. Anders als die Alchimisten, erhoben die Chemiker das Experiment zur Basis, das für die Verifizierbarkeit einer Theorie den Ausschlag gab.“

Erst Antoine Laurent de Lavoisier (1743-1794) gilt allerdings als wahrer Begründer der Chemie. Seine Experimente (II,76) zur Oxydation legten

„den Grundstein dafür…, dass die Arbeits- und Vorgehensweise der Chemiker die richtige war und der der Alchimisten vorzuziehen ist. Der größte Fehler, den er dabei allerdings begangen hat, ist der, dass er nicht nur die Arbeitsweise der Alchimisten in Frage stellte und als überholt einstufte, sondern auch gleich das Wissen dieser uralten Wissenschaft.“

Ob Sie wohl die Kluft, die „sich zwischen der Chemie und der Alchimie … gebildet hat, … mit den neuen Erkenntnissen und der ‚Reanimation‘ des alchimistischen Wissens … wenn nicht schon gänzlich zuschütten, dann doch wenigstens mit einigen Brücken versehen können“?

Dafür, dass man nicht mit der Haltung einer (II,77) „lächerlichen Selbstüberschätzung“ auf die Alchimie zurückblicken sollte, berufen Sie sich sicher zu Recht auf Justus von Liebig (1803-1873) (II,78), der (26) davon ausging, dass es nicht

„möglich gewesen wäre, dass über tausend Jahre lang die kenntnisreichsten und scharfsinnigsten Männer eine Ansicht für wahr hätten halten können, der aller Boden gefehlt und welche keine Wurzel gehabt hätte“.

II. Kapitel: Die Spagyrik

Spagyrik ist Ihnen zufolge ein Name für die (II,80) „alchimistische Heilkunst“ und „eine Sammelbezeichnung für eine ganze Reihe von sehr alten Heilverfahren, die fast allesamt auf pflanzlicher Basis beruhen.“ Vor allem die Ärzte Paracelsus (ca. 1493-1541) und (II,81) Carl-Friedrich Zimpel (1801-1879) entwickelten ein „mit dem medizinischen Wissen [ihrer] Zeit zusammengefügtes ‚spagyrisches Heilsystem‘“, auf das noch heute zurückgegriffen wird:

„Im Rahmen der Herstellung von spagyrischen Essenzen werden zunächst die einzelnen Wirkstoffe aus den verwendeten Pflanzen herausgefiltert, voneinander getrennt, separat bearbeitet und schlussendlich wieder miteinender verbunden.“

Waren Alchimisten auf der Spur der Telomere?

Dass es Ihnen nicht um die Spagyrik als Naturheilverfahren geht, wie es heute sogar manche Ärzte neben der Schulmedizin anwenden, zeigt sich sehr schnell, wenn Sie darauf eingehen (II,82),

„dass schon die alten Alchimisten alles unternommen haben, dem Menschen immerwährende Gesundheit und ein langes Leben mit Hilfe ihrer Elixiere zu bescheren. Ob ihnen dies in der Vergangenheit gelungen ist, wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass wir heute auf dem besten Wege und wohl schon recht bald in der Lage sind, dem Menschen, beispielsweise mit der Gentechnologie, nicht nur ein gesundes und langes, sondern vielleicht sogar ein Leben zu ermöglich, welches dem des biblischen Vorsintflutmenschen gleicht. Möglich ist dies durchaus. Insbesondere dann, wenn wir die Telomere in den Griff bekommen, die sich an den Enden der Chromosomen befinden.“

Telomere sind tausendfach wiederholte Basenfolgen (II,83), von denen bei der Zellteilung „an den Enden der neu gebildeten DNS-Stränge“ gefahrlos einige wegfallen können, ohne die Funktion eines Chromosoms zu beeinträchtigen:

„Forscher gehen nun davon aus, dass man, wenn es gelingen würde, die Telomere in allen Zellen zu verlängern oder zu erhalten, den unweigerlich eintretenden Zelltod um viele Zellgenerationen hinauszögern könnte.“

Sie erwähnen auch, dass „Biologen … gerade dabei [sind] einen Virus zu konstruieren, der an die Chromosomenenden, einer jeder sich teilenden Zelle, immer wieder neue TTAGGG-Folgen anhängt“, und wiederholen zwei Seiten später (II,85), wie die „Telomere in allen Zellen immer wieder zu eneuern“ sind:

„Dies könnte beispielsweise, so die Wissenschaft, mit einem Virus erreicht werden, der ganz gezielt dahingehend genetisch manipuliert wurde, ständig weitere TTAGGG-Folgen an die Chromosomenenden anzuhängen. Zwar würde man mit dieser Maßnahme nicht das ewige Leben, aber doch ein biblisches Alter erreichen können. Zumindest könnte man für eine gewisse Zeit den Zelltod um viele Zellteilungen hinauszögern und genau diese Maßnahmen sind es, mit denen man, so wie es schon Paracelsus schreibt, das Leben des Menschen verlängern, verbessern und stärken kann, denn, und auch hier trifft Paracelsus mit der Sprache seiner Zeit den Nagel auf den Kopf, ‚je mehr Lebenssaft es hat, desto mehr Lebensgeist ist im Leben.‘“

Dass eine genau solche Form der Lebensverlängerung bereits „ein Anliegen der Alchimisten“ war, soll also Ihnen zufolge aus folgendem Satz des Paracelsus hervorgehen (II,84):

„Es ist zu beachten und zu bedenken, ob das Leben verlängert, verbessert und gestärkt werden kann“.

Damit praktizieren Sie einen fehlerhaften Induktionsschluss, bei dem man „aus beobachteten Phänomenen auf eine allgemeinere Erkenntnis, etwa einen allgemeinen Begriff oder ein Naturgesetz“ schließt. Ein solcher Schluss mag manchmal plausibel sein, er ist aber nicht zwingend, wie folgendes Beispiel zeigt:

A: Bodo ist ein Dackel.
B: Bodo ist ein Hund.
Aus A und B folgt (nicht wirklich):
C: Alle Hunde sind Dackel.

Genau so schlussfolgern Sie:

A: Die moderne Genetik ist einem Verfahren zur Lebensverlängerung auf der Spur
B: Schon Paracelsus wollte das Leben verlängern
Aus A und B folgt (ebenfalls nicht wirklich):
C: Alle, die das Leben verlängern wollen, kennen die Verfahren der modernen Genetik,
somit hat auch Paracelsus sie gekannt.

Die biologische Grenze der Lebenserwartung

Im Zusammenhang mit dem Thema (II,87) der Steigerung der „Lebenserwartung des Menschen“, kommen Sie beiläufig auf eine Reihe angeblicher Fakten zu sprechen, die mir wenig glaubwürdig erscheinen, zum Beispiel, dass der Mensch im Altertum „mit wesentlich weniger Krankheitsbildern zu kämpfen [hatte] als heute“ oder dass „sich die Lebenserwartung … im Jahr 2030 … bei einem Viertel aller Deutschen bei etwa 65 Jahre und eher noch älter einpendeln wird.“ Letzteres widerspricht schon der eigenen Angabe der Autoren einige Sätze zuvor, dass „heute die Lebenserwartung der Männer etwa 73 Jahre“ beträgt.

Fragwürdig finde ich auch Ihre Behauptung, dass (II,90f.) „alle Versuche der Lebensverlängerung“, die von der „modernen Wissenschaft“ unternommen wurden, „ohne jeglichen Erfolg“ waren. Unter Bezugnahme (II,91) auf eine Tabelle, in der die Lebenserwartung zwischen 1984 bis 1991 bei Frauen von 75 auf 79 und bei Männern von 69 auf 72 Jahre ansteigt, argumentieren Sie:

„Zwar konnte die durchschnittliche Lebenserwartung aller Menschen gesteigert werden, aber gesund alt werden ist immer noch mehr dem Zufall überlassen. Gezielte Therapien, das zeigt die Tabelle recht gut, können bei den modernen Wissenschaftlern niemals dahinter stecken, denn erhebliche Differenzen gibt es nur zwischen den Geschlechtern, nicht aber im einzelnen Geschlecht selbst. Und die Wissenschaft will uns doch nicht einreden, dass die derzeitigen Therapien bei Frauen besser anschlagen als bei Männern.“

Erstens stimmt es gar nicht, dass es „im einzelnen Geschlecht selbst“ keinen signifikanten Anstieg gegeben hat. Zweitens können unterschiedliche, auch zufällige Faktoren hinter einer Lebensverlängerung stecken, aber das schließt doch Lebensverlängerung aufgrund medizinischer Fortschritte nicht aus.

Sie benötigen den Hinweis auf das angebliche Versagen der modernen Wissenschaft, um ihre eigene These zu begründen, dass die (II,87) von eben dieser Wissenschaft festgestellte „biologische Grenze“ von „maximal 120 Jahren“, über die hinaus „beim Menschen“ keine „Erhöhung der Lebenserwartung“ zu erreichen ist, nach 1. Mose 6,3 (II,88) eine „von den ÄLoHIM gesetzte Lebenserwartung“ war, indem (II,91) „das Alter des Menschen künstlich herabgesetzt wurde“. So begreifen Sie (II,89) die Altersangaben der in 1. Mose 5 und 11 aufgelisteten Stammbäume als historische Fakten und stellen die Frage (II,90), „ob das [kürzere] Alter der Generationen der Nachsintflutmenschen nicht aufgrund einer genetischen Manipulation durch die ÄLoHIM hervorgerufen“ wurde.

Nun mag es ja sein, dass „die bibelorientierten Alchimisten … aufgrund ihrer traditionellen Überlieferungen“ davon träumten, „dass dieser Prozess wieder umkehrbar ist“, so wie „die Suche nach einem Jungbrunnen, einem Lebenselixier oder einem Rezept, das Unsterblichkeit verleiht, ein fester Bestandteil der Menschheitsgeschichte“ ist. Aber dass diese Suche „für viele Personen aus den unterschiedlichsten Mythen“ innerhalb der jeweiligen Erzählung „erfolgreich“ war, beweist keineswegs, dass es sich dabei tatsächlich um mehr als Wunschträume gehandelt hat.

Der Begriff „Rebis“ – genwissenschaftlich interpretiert

Unvermittelt kommen Sie noch einmal auf das im Kapitel über die Alchimie im Allgemeinen bereits abgehandelte Thema des „Großen Werkes“ zurück und fragen danach (II,92), aus welcher Materie eigentlich „der Stein der Weisen“ besteht, „mit der das Große Werk der Alchimie durchgeführt wurde“.

Einerseits wurde das Wissen darüber „zu allen Zeiten und über alle Generationen auf das sorgfältigste geheim gehalten und vor allem vor jenen verborgen, die damit das alchimistische Wissen zur persönlichen Bereicherung nutzen wollten.“ Andererseits wurde „diese ominöse Materie … an solchen Stellen…, die jeder für unwichtig hält“, doch erwähnt: „Vom Grundsatz her gab es so viele unterschiedliche Bezeichnungen für diese dubiose Materie, wie es Autoren gab.“ Insbesondere unterschieden die meisten „Meisteralchimisten … bei dieser merkwürdigen Materie stets zwischen der sogenannten Materia secunda“, die als (II,92f.) „Weiterentwicklung“ einer „Rohform“ oder „Materia prima“ entstand und (II,93) „‚Merkur der Weisen‘ oder kurz ‚Rebis‘ genannt“ wurde.

Um das Wort „Rebis“ zu erklären, greife ich zum besseren Verständnis kurz auf die Internetseite Anthrowiki zurück:

Rebis (von lat. res bina „zwei Dinge“) bezeichnet in der Alchemie ganz allgemein die Vereinigung zweier Prinzipien zu einem höheren Dasein, so z.B. Sulphur und Mercurius, insbesondere aber die Vereinigung des männlichen und weiblichen Prinzips zum Hermaphroditen bei der Bereitung des Steins der Weisen.

Sie pressen das Wort wiederum in ihre vorgefasste Hypothese hinein, indem sie annehmen (II,94), „dass es sich bei der geheimnisvollen und dem ‚Rebis‘ zugrundeliegenden Materie eigentlich nur um den genetischen Code eines Lebewesens, insbesondere den eines Menschen, handeln kann“ (II,95):

„Nachdem das ‚Rebis‘ eine Tarnbezeichnung für Androgynität ist, wird damit unserer Ansicht nach die Fähigkeit des Genoms zum Ausdruck gebracht, sich nach der Befruchtung der weiblichen Eizelle durch die männliche Samenzelle, sowohl weiblich als auch männlich zu manifestieren. Wir werden darauf später noch ausführlicher eingehen. Jetzt nur soviel. Die Androgynität des Genoms darf nicht, wie es vor allem Möchtegern-Alchimisten gerne tun, mit Hermaphroditität verwechselt werden, denn während es sich bei ersterer um die natürliche Erscheinung des Genoms handelt, ist letztere eine krankhafte Erscheinung, die dadurch entsteht, wenn das Genom eines Individuums Fehler aufweist. Wie gesagt, wir werden noch näher auf diesen Punkt eingehen.“

Wieder setzen Sie voraus, dass die Alchimisten etwas gewusst haben müssen, was man erst heute weiß, weil man das, was man heute weiß, durchaus auch mit den alten Metaphern der Alchimisten beschreiben könnte. Und wieder einmal vertrösten Sie sogar zwei Mal auf eine spätere nähere Erläuterung dieses Punktes, werden dieses Versprechen aber an keiner Stelle ihres dreibändigen Werkes einlösen.

„Alkahest“ als Lösungsmittel zur Zerlegung des genetischen Codes

Auch für die Definition des Begriffs Alkahest habe ich das Internet bemüht und bei Wikipedia rasch gefunden:

Alkahest (Alcahest) ist ein hypothetisches Universal-Lösungsmittel, das jede Substanz, einschließlich Gold, aufzulösen vermag. Viele Alchemisten haben nach diesem Lösungsmittel gesucht.

Sie brauchen etwas länger, bis sie nach vielen Erklärungsbemühungen endlich auch schreiben (II,97),

„dass der Alkahest ein Lösungsmittel darstellt, mit dem man sowohl Flüssigkeiten als auch feste Stoffe, im Zuge einer Destillation, aufspalten kann“.

Abwegig sind aber wieder Ihre Versuche, dieses Lösungsmittel in eine Verbindung mit der modernen Gentechnik zu bringen:

„Wir haben bereits gesagt, dass es sich bei der Materia prima um nichts anderes handeln kann, als um den genetischen Code. Dieser genetische Code kann heute nicht nur analysiert, sondern auch dazu verwendet werden, um von einem Lebewesen eine identische Kopie herzustellen oder den Code dahingehend zu manipulieren, dass man damit Medikamente herstellen kann, die genau auf den Organismus eines Patienten abgestimmt sind. Um aber einen genetischen Code analysieren oder daraus ein Heilmittel herstellen zu können, muss die DNS von den übrigen Bestandteilen der Zelle isoliert und eine so genannte DNS-Selektion durchgeführt werden. Hierzu benötigt man ein Lösungsmittel. Wir stellen uns nun die Frage ob nicht das Alkahest ein solches Lösungsmittel gewesen ist, mit dem die Alchimisten die Materia prima, also den genetischen Code, in seine Bestandteile zerlegen konnten.“

Im folgenden Abschnitt (II,98ff.) stellen Sie komplizierte Vorgänge der „Gen-Selektion“ vor, die ohne auch nur den geringsten konkreten Anhaltspunkt – außer diesem dünnen Faden des Themas „Lösungsmittel“, der die Alchimie und die Gentechnik miteinander zu verbinden scheint – Folgendes nahelegen sollen (II,100):

„Die Alchimisten wussten ganz offensichtlich, dass Alkali ein Lösungsmittel ist, mit dem biologische Stoffe in ihre Bestandteile aufgetrennt werden können. Wir gehen nun davon aus, dass sie auch wussten, dass man unter Verwendung von Alkali, so wie es auch heute in der Genetik gemacht wird, die DNS freisetzen kann.“

Alchimistische Denaturierung von DNS durch Feuer, Wärme und Licht

Auch die Verwendung von (II,101) „Feuer und Wärme und andererseits Licht…, wenn sie das Große Werk durchführten“, das Ihnen zufolge identisch war „mit dem Wissen, Lebewesen herzustellen oder diese wiederherzustellen“, bringen Sie in eine Verbindung mit gentechnischen Verfahren. Aus der Betrachtung der „heute in der Gentechnik eingesetzten Methode“ der „Polymerase-Kettenreaktion (PCR)“ ziehen sie „nahezu zwingend“ den Rückschluss, „dass die Alchimisten genaue biologische Kenntnisse im Bereich der Genetik hatten“.

Aber wiederum ist die Anwendung verschiedener Erwärmungsgrade durch die Alchimisten vom „weichen Feuer“ bis zur „scharfen Flamme“ einschließlich der „Strahlung im langwelligen Infrarotbereich“, die „zur Zeit von Paracelsus nur durch die zyklisch auftretende Sonnenstrahlung zu erreichen“ war, noch lange kein Beweis dafür, dass die Alchimisten Ahnung von DNS-Denaturierung zum Zwecke der Genmanipulation hatten. Wenn dieses Argument stichhaltig wäre, dann müssten auch schon die ersten Menschen, die sich überhaupt das Feuer nutzbar machten, dazu fähig gewesen sein.

Kloning als Ziel der Alchimie (II)

In einem zweiten Anlauf, um die Versuche der Alchimisten zu beschreiben (II,103), „einen künstlichen Menschen herzustellen“, unterscheiden Sie zwischen den „Möchtegern-Alchimisten“ und den „eingeweihten Alchimisten“, die die ersteren als „Mistfreunde, Harnsieder und Exkrementenforscher“ titulierten:

„Die echten Adepten suchten, wenn sie menschliche und tierische Exkremente, Harn, Blut, Samenflüssigkeit und dergleichen destillierten, nicht nach dem Alkahest, sondern, was die Möchtegern-Alchimisten jedoch nicht verstanden, sie destillierten diese Substanzen mit ihm. Vorzugsweise wurden dabei Eier und Sperma untersucht. Der Grund hierfür liegt in der Hauptsache darin, dass in den ältesten Schriften der ersten Meisteralchimisten immer von einer spermatischen Masse die Rede ist. Und diese Masse wurde über alle Generationen als prima materia betrachtet. Nur die Möchtegern-Alchimisten sahen in dieser Materie den Ausgangspunkt der Metallveredlung. Die Alchimisten, die sich mit der Destillierung von Sperma befassten, nannte man in eingeweihten Kreisen, was sich auf den lateinischen Begriff Semen (dt. Samen) bezieht, Seminalisten. Und diese Gruppe der Alchimisten gab letztlich den ausschlaggebenden Anstoß zu den späteren Versuchen, einen künstlichen Menschen herzustellen.“

Weiter beschreiben Sie kurz heutige Vorhaben, Menschen zu klonen, und gehen (II,104) auf Vorstellungen von der Herstellung eines „Homunkulus“ von der Antike bis zum 19. Jahrhundert ein.

„Alkohol“ als alchimistisches Lösungsmittel zur DNS-Selektion

Einen weiteren alchimistischen Begriff interpretieren Sie so, dass er (II,108) als Lösungsmittel beim „Vorgang der DNS-Selektion“ in Frage kommt, nämlich den (II,105) „Merkur aus dem Pflanzenreich“, worunter „die alten Alchimisten nichts anderes als Alkohol“ verstanden und für den etwa im (II,107f.)

„13. Jahrhundert … die Bezeichnung ‚Aqua vitae‘ auf[kam], was so viel wie ‚Wasser des Lebens‘ bedeutet. Ein Begriff, der in unseren Augen erst dann einen wirklichen Sinn ergibt, wenn man berücksichtigt, für welche Verfahren man heute Alkohol auf biologischer Ebene benutzt.

Für uns ist dies ein weiteres Indiz dafür, dass die Alchimisten bereits den Vorgang der DNS-Selektion gekannt haben müssen, denn vor allem hier wird Alkohol als Lösungsmittel eingesetzt. Selbstredend, dass die Alchimisten in diesem Zusammenhang ebenfalls wussten, dass man einen Menschen klonen kann, denn Alkohol ist ein wichtiger Bestandteil der Plasmid-Isolierung.“

Ich muss den letztgenannten Begriff nicht näher erläutern, um deutlich zu machen, dass auch dieses angebliche Indiz einem unzulässigen Induktionsschluss nach dem oben bereits erwähnten Muster entspricht, bei dem am Ende Aussagen herauskommen wie: „Alle Hunde sind Dackel!“ Oder: „Alle Menschen, die wissen, dass man Alkohol als Lösungsmittel verwenden kann, sind Gentechniker!“

Alchimistische Palingenesie und moderne Molekularbiologie

Schließlich bringen Sie auch noch (II,109) die „Palingenesie“, die von „modernen Esoterikern … als die Rematerialisation eines organischen Körpers betrachtet [wird], der vorher verbrannt worden ist“, unter Berufung auf Gelehrte wie Friedrich Christoph Oetinger (1702-1782) und Carl Freiherr du Prel (1839-1899) in einen Zusammenhang mit der Gentechnologie (II,111):

„Im Rahmen der Homunkulus-Theorie vertrat man die Ansicht, dass ein totes Lebewesen wieder zum Leben erweckt werden konnte. Voraussetzung hierfür war, dass man alle Teile sorgfältig sammle, zerkleinere und die Masse in einem Gefäß mit dem richtigen Feuer behandle. Und diese Denkweise der Alchimisten bringt uns wieder in den Bereich der Molekularbiologie, denn das Zerkleinern und Erhitzen sind, zum Beispiel bei der DNS-Selektion, wichtige Bestandteile vieler Versuchsreihen.“

Noch einmal erschlagen Sie die Leserschaft förmlich mit einer fachterminologischen Beschreibung einer „Polymerase-Kettenreaktion (PCR), um schließlich völlig unvermittelt zu der Schlussfolgerung zu kommen:

„Wir können uns Drehen und Wenden wie wir wollen: Die eingeweihten Meister-Alchimisten verfügten zweifellos über ein biologisches Wissen, welches mit dem unseren von heute durchaus vergleichbar ist. Ja wir müssen sogar davon ausgehen, dass dieses Wissen weit über dem unseren lag. Wenn also in den alten Schriften davon die Rede ist, dass man aus dem verwesenden Leichnam eines Kindes dessen Schattenbild in der Retorte erzeugt hat, dann ist dies Realität pur.“

Den Abschluss des Kapitels über die „Spagyrik“, in dem es um die Spagyrik im engeren Sinn als Naturheilverfahren der ärztlichen Kunst tatsächlich nur auf den allerersten beiden Seiten gegangen ist, während alle anderen Abschnitte versucht haben, eine Brücke zur Genwissenschaft zu schlagen, bildet ein Absatz, den ich wegen seiner haarsträubenden Argumentation ebenfalls in voller Länge zitieren möchte:

„Wir können natürlich darüber hinwegsehen, aber dennoch ist es bemerkenswert, dass die moderne biologische Praxis dieselben Züge trägt wie einerseits die mythischen Tradierungen und anderseits identisch ist, mit den Überlieferungen der Alchimisten. Immer müssen alle Bestandteile eines Körpers, ob nun Pflanze oder Tier, zusammengetan, in kleine Teile zerstückelt und dann stets in ein Gefäß eingeschlossen und gekocht werden. Wie gesagt, wir können über diese Tatsachen hinwegsehen, aber man kann letztlich nicht verleugnen, dass diese Übereinstimmungen vorhanden sind und aufgrund ihrer Existenz darauf hindeuten, dass es dieses biologische Wissen schon vor vielen Jahrtausenden gab.“

Nach dieser Logik ist jedes Kochen einer Mahlzeit ein bewusster gentechnologischer Vorgang.

III. Kapitel: Spagyrische Rezepturen

Eigenartig finde ich, dass Sie im dritten Kapitel noch einmal völlig neu ansetzen (II,117), um „uns in den nachfolgenden Teilen“ die „Spagyrik als Heilkunst auf hermetischer Basis“ zu betrachten. Zuvor setzen Sie sich lang und breit (II,115ff.) mit Professor Dr. Martin Lambeck, einem Gegner spagyrischer Heilverfahren, auseinander, dem sie hauptsächlich vorhalten, dass er (II,115) die Spagyrik mit moderner „Numerologie und esoterische[r] Kosmologie“ in einen Topf wirft, statt sie „als uralte Heilkunst…, die bis in vorchristliche Zeiten zurückreicht“, anzuerkennen.

Natürlich können in Ihren Augen (II,116) „von der GWUP“ nur „unsachliche Argumente“ kommen, zu der Professor Lambeck gehört, wobei Sie wieder einmal vergessen, die Abkürzung zu erklären. Ich hole das hiermit nach und kann nur empfehlend auf die „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“ hinweisen.

Im Blick auf die (II,118) „Herstellung spagyrischer Arzneien“ beschäftigen Sie sich zunächst mit dem Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann (1755-1843), mit Alexander von Bernus (1880-1965), der „Pflanzen“ gemeinsam „mit besonders aufbereiteten Metallen und Mineralien“ ansetzte, und mit dem bereits erwähnten Carl-Friedrich Zimpel, bei dem (II,118f.) „die meistenteils wild wachsenden Heilkräuter, unmittelbar nach dem Einsammeln und Ernten, zerschnitten und unter Hinzufügung von Spezialhefe stets der alkoholischen Gärung überlassen“ werden.

Unter der Überschrift (II,120) „Destillate aus Heilpflanzen“ gehen Sie abschließend in diesem Kapitel auch noch auf das Verfahren der „Kohobation“ ein, einer Mehrfachdestillation, bei der „drei Wirkprinzipien“ entstehen:

„Das erste Prinzip ist die Information, eine Art geistiges Prinzip, das auf die Arznei übertragen wird, das zweite das Seelenprinzip, so z. B. die den Pflanzen innewohnenden ätherischen Öle und Duftstoffe und das dritte ist das körperliche Prinzip, also die mess- und wägbaren Wirkstoffe.

Schlussendlich entsteht dabei eine ganzheitliche Arznei, wie wir sie bereits aus dem alten Ägypten kennen. Was, zumindest bei uns, den Schluss nahe legt, dass die spagyrischen Arzneien schon von den Ärzten der alten Ägypter verordnet und recht erfolgreich zur Therapie eingesetzt wurden.“

Mit einem interessanten Hinweis auf ganzheitliche Medizin, der leider nicht vertieft wird, beenden Sie ein kurzes Kapitel, indem sie ihren Blickwinkel für den gesamten Rest des zweiten Bandes nunmehr auf das alte Ägypten richten.

IV. Kapitel: Die Lehre des Hermes Trismegistos (Hermetik)

Nach Wikipedia ist die

Göttergestalt des Hermes Trismegistos (griechisch … „der dreimal größte Hermes“) ist eine synkretistische Verschmelzung des griechischen Gottes Hermes mit dem ägyptischen Gott Thot. Bis in die frühe Neuzeit glaubte man, Hermes Trismegistos habe tatsächlich gelebt und sei der Verfasser der nach ihm benannten hermetischen Schriften.

In den ersten beiden Bänden der „Entdeckung der Urmatrix“ sind Sie bereits mehrfach auf diese Gestalt zu sprechen gekommen (I,147 und 196, II,38f., 42f., 50).

Alle Dinge gehen aus der Eins hervor

Nach Ihrer Ansicht beruht die (II,122) „Lehre des Hermes Trismegistos … unter Bezugnahme auf das Leben … im Grundsatz auf einer einzigen und äußerst kurzen Botschaft“, nämlich „dass Dinge von einem einzigen Ding abstammen“. Alchimisten und Kabbalisten „wussten daher, dass das eine Ding, aus dem alle anderen Dinge hervorgehen, die Eins ist.“

Mit Hilfe des Zahlenwerts der Buchstaben Aleph/Lamed/Pe von Aleph, des ersten Buchstabens des hebräischen Alphabets, der 1+30+80=111 beträgt, ergibt sich für Kabbalisten der

„recht bemerkenswerte Umstand, dass die Eins sowohl auf der Einer- als auch auf der Zehner- und auf der Hunderterebene den Anfang aller möglichen Erscheinungsformen repräsentiert. Diese Ebenen verkörpern sowohl im kabbalistischen als auch im alchimistischen Denken die einzelnen Stufen des Kosmos. Diese kosmischen Stufen sind gegliedert in den Mikro-, Meso- und Makrokosmos.“

Allerdings funktioniert das nur unter der Voraussetzung des Dezimalsystems. Die römische Zahl 111 würde CXI geschrieben, und im Hebräischen müsste man für die Zahl 111 Qof, Jod und Aleph zusammennehmen und nicht etwa drei Mal das Aleph. Von daher kann diese kabbalistische Numerologie nicht vor der Erfindung der Null bzw. des Dezimalsystems, also keinesfalls bereits im alten Ägypten entstanden sein.

Wichtiger ist für Sie (II,122f.):

„Die Eins ist die einzige Zahl, die, wenn man sie mit sich selber multipliziert, stets gleich bleibt und welche sich somit durch sich selbst nicht verändern, sprich vermehren kann. Damit wird die Eins zur Darstellung des einzig Unwandelbaren, das letztlich die Ursache, das Prinzip und jenes Eine ist, aus dem alles Seiende hervorgeht und durch das Leben entsteht. Wir würden in unserem christlichen Verständnis sagen, dass dieser Urgrund allen Seins Gott ist. Die alten Hebräer sagten aber, es war JHWH.“

Und dieser Begriff JHWH darf Ihnen zufolge (II,123f.)

„nicht mit Gott übersetzt werden…, sondern mit dem ‚das Werdendmachende‘. Und wir sind aufgrund unserer Recherchen zu der verifizierbaren Überzeugung gekommen, dass im Alten Testament mit JHWH eben jener ursprüngliche Zustand beschrieben wird, mit dem das Leben auf der Erde, aber auch auf anderen Planeten im Kosmos, begonnen hat, denn niemand weiß bis heute, welche physikalischen und chemischen Faktoren dafür verantwortlich gemacht werden müssen, dass aus toter Materie auf biologischer Ebene Leben entsteht. Nach wie vor ist somit aus wissenschaftlicher Sicht die Frage immer noch vollkommen unbeantwortet, wie das Werden der Organismen stattfand und wie sich Leben aus sich selbst heraus organisiert.“

Es ist schon unverschämt, an dieser Stelle noch nicht einmal den Namen des Nobelpreisträgers Manfred Eigen (1927-2019) zu nennen, der nach Wikipedia über „die Selbstorganisation von präbiotischen Systemen“ und die Evolution geforscht und genau auf diese Fragen nachvollziehbare Antworten gegeben hat. Man muss ja seinen Erkenntnissen nicht zustimmen, aber zu behaupten, dass niemand Antworten auf diese Fragen gegeben habe, ist einfach verlogen. Das passt auch nicht zu Ihrer auf der anderen Seite zur Schau getragenen Haltung, die (II,123) „den Lehrsatz des Hermes Trismegistos … aus wissenschaftlicher Sicht“ als „vollkommen identisch mit den modernen Erkenntnissen der Biologen, Chemiker, Physiker und Mathematiker“ ansieht:

„Alles Leben entsteht aus einer einzigen Zelle, alle Chemie ist eng mit dem einwertigen Wasserstoffatom verbunden, unser Universum ist aus einem Urpunkt entstanden und in der Mathematik, wir sagten es bereits, gehen alle anderen Zahlen aus der Eins hervor.“

Später geben Sie indirekt dann übrigens doch zu, dass Sie über die Existenz wissenschaftlicher Antworten auf die eben noch als unbeantwortet bezeichnete Frage nach der Entstehung des Lebens Bescheid wissen. Sie behaupten nämlich, dass (II,124)

„viele Wissenschaftler … darauf [bestehen], der Ursprung des Lebens sei ein unwahrscheinlicher Zufall der Chemie gewesen, der sich nur auf der Erde zugetragen habe; die Entwicklung komplexer Organismen und schließlich des Bewusstseins sei das zufällige Ergebnis einer gigantischen kosmischen Lotterie.“

So einfach ist es aber gerade laut Manfred Eigen eben nicht. Das Element Zufall spielt bei der Selbstorganisation des Lebens zwar eine Rolle, aber zusätzlich kommen Selektionsregeln ins Spiel, die den Zufallsfaktor entscheidend reduzieren. Hier ist nicht der Raum, um das zu entfalten; ich empfehle, sich mit dem Denken des gerade in diesem Jahr verstorbenen großen Wissenschaftlers selber auseinandersetzen, zum Beispiel durch einen Blick in diesen ZEIT-Artikel.

Kloning als Ziel der Alchimie (III)

Obwohl das Wort „Kloning“ im Abschnitt (II,125) über den „Kern der hermetischen Philosophie“ nicht vorkommt, läuft sein Inhalt noch einmal darauf hinaus, die alchimistische „Herstellung des Steins der Weisen“ nicht auf einen „spirituellen oder gar transzendenten Bereich“ zu beziehen, sondern (II,126) das „Geheimnis des Großen Werkes … in einer körperlichen Unsterblichkeit“ zu sehen, wobei „mit einer ganz besonderen Materie“, nämlich mit den „Erbanlagen des Menschen“ gearbeitet wird.

In diesem Zusammenhang wiederholen Sie auch noch einmal ihre Schlussfolgerung, die sie aus der Erkenntnis (II,127) „der modernen Wissenschaft“ ziehen,

„die Naturgesetze seien sozusagen parteiisch, sie seien irgendwie darauf angelegt, Leben hervorzubringen. Nach Ansicht dieser Denkschule muss Leben entstehen, wann immer die Bedingungen es erlauben, nicht nur auf dem Mars, sondern überall im Universum – und selbstverständlich auch im Reagenzglas. Wenn diese Forscher Recht haben, ist Leben Teil der natürlichen Ordnung, und wir sind nicht alleine im Universum. Folglich ist die Spekulation der Paläo-SETI durchaus als Realität einzustufen, dass einerseits die ÄLoHIM die Angehörigen einer extraterrestrischen Spezies gewesen sind und andererseits eben diese Spezies den Menschen nach ihrem Bilde mittels genetischer Manipulationen geschaffen haben kann.“

Der fehlerhafte Induktionsschluss (siehe: „Alle Hunde sind Dackel“) wird allerdings nicht wahrer dadurch, dass er immer wieder in verschiedenen Variationen wiederholt wird. Daraus, dass die Wissenschaft annimmt, dass überall Leben möglich ist, und daraus, dass die Paläo-SETI-Forschung ebenfalls behauptet, dass überall Leben existiert, folgt keineswegs zwingend ein Beweis der Paläo-SETI-Hypothese.

Erster Blick auf die Smaragdtafel und die „Goldene Kette“

Sie sind überzeugt davon (II,128), dass „der kurze Text“ der dem Hermes Trismegistos zugeschriebenen Smaragdtafel „das gesamte Wissen der Menschheit“ enthält, nämlich „den Gesamtumfang aller Kenntnisse…, die von den Gelehrten einer untergegangenen Rasse abstammen“, die Sie jedoch nicht auf der Erde lokalisieren; vielmehr nehmen Sie an, „dass dieses Wissen von den Überlebenden einer kosmischen Rasse stammt, die in letzter Instanz vom Mars kam“ und mit den (II,129) „im TeNaK erwähnten ÄLoHIM“ identisch ist. Sie begründen diese Ansicht damit, dass es angeblich (II,129) „einen Zeitpunkt in der frühen Geschichte der Menschheit gab, an dem nahezu alle Zweige des Wissens sprunghaft anstiegen“, was auf andere Weise nicht zu erklären sei.

Weiter behaupten Sie (II,129):

„Das Wissen des Hermes Trismegistos, welches sich auf die chaldäische, koptische und levitische Priester-Kaste Sumers, Ägyptens und Israels aufteilt, erfuhr bei diesen nicht nur eine akkurate Konservierung, sondern in vielen Bereichen des Wissens sogar eine Ergänzung. In den Priester-Kasten, zu denen anfänglich nur Familienangehörige der Urpriester zugelassen wurden, nimmt die Goldene Kette der alchimistischen und kabbalistischen Meister ihren Anfang, die ihrerseits, durch das hermetische Wissen dazu befähigt, die erste Lehrergeneration stellt. Und ausgehend von dieser Lehrergeneration wurde das hermetische Wissen Generation für Generation weitergegeben.“

Aber war mit der „Goldenen Kette“ in der hermetischen Tradition nicht ein Symbol gemeint, das von Homer bis Newton die unterschiedlichsten Interpretationen erfahren hat?

Sie sehen es jedenfalls nicht als Zufall an (II,130), „dass ein Wissen nahezu unverändert über Jahrtausende weitergegeben wird und sich dieses dann durch den regulären Stand der Wissenschaften verifizieren lässt“. Diese Tatsache

„kann nur dann folgerichtig erklärt werden, wenn wir einerseits eine Gilde der kosmischen Former voraussetzen und anderseits davon ausgehen, dass diese Gilde im Rahmen der Schöpfung nichts dem Zufall überlassen hat. Und die Komplexität des genetischen Codes beweist uns diesen sich aufdrängenden Rückschluss, denn die biologische Information ist nicht nur universell und somit allgemeingültig, sondern in ihrem Aufbau auch so konstruiert, dass jede einzelne Sequenz dieses Codes einen Teil des Informationsflusses liefert, wie er vor allem zwischen Nukleinsäuren und Proteinen besteht.“

Offenbar werden Sie nicht müde, immer wieder die gleiche fehlerhafte induktive Methode der Schlussfolgerung als Beweis zu präsentieren, die ich bereits zur Genüge erläutert habe.

Entstehung und Weitergabe von Information im Makro- und Mikrokosmos

Einigermaßen verwirrt haben mich am Ende eines ersten Abschnittes über die Smaragdtafel die Behauptungen, dass es in der Wissenschaft angeblich (II,130) „als extrem unwissenschaftlich [gilt], über einen Prozess nachzudenken, der Information erzeugt“ (was definitiv nicht stimmt), und dass „gerade dieser Prozess und die Weitergabe dieser Information … der hermetischen Lehre und vor allem dem Inhalt des ältesten Dokuments der Alchimie, der Smaragdtafel, zugrunde“ liegt.

„Dabei stellt sich allerdings die Frage, wir wollen diese später noch beantworten, wie es dann zu der Information gekommen ist, die heute im Universum enthalten ist?“

Am Anfang des nächsten Abschnittes (II,131) über „Das große Meisterwerk der Alchimie“ ist dann sogleich davon die Rede,

„dass die Herstellung eines umfassend einsetzbaren Universalelixiers, so wie es die Alchimisten stets anstrebten, sehr eng mit diesem Informationsfluss, der zwischen Nukleinsäuren und Proteinen besteht, verknüpft ist.“

Danach bleibt dieses Thema der Information für den Rest des zweiten Bandes bis weit in den dritten Band hinein ungeklärt in der Luft hängen.

Zweiter Blick auf die Smaragdtafel und ihre Herkunft

Löblich ist es, dass Sie auf Seite II,131 den Text der Smaragdtafel vollständig zitieren. Wenn Sie dann aber vorgeben (II,133), „den Text der Tabula Smaragdina nochmals im Einzelnen“ betrachten zu wollen, und dann doch nur recht knapp auf die „Kernaussage des Textes“ eingehen, „dass Oben (im Universum) alles genau so ist, wie Unten (auf der Erde)“, kommt mir das etwas armselig vor. Zumal Sie diese Aussage natürlich wieder nur dazu benutzen, um den (II,134) „Rückschluss der Paläo-SETI, dass es überall im Kosmos Leben geben muss“, als richtig zu erweisen,

„denn indem die Atome überall gleich sind und allgemein gültigen Naturgesetze unterliegen, müssen dieselben Prozesse, die auf der Erde Leben hervorgebracht haben, auch auf anderen Welten zu Leben geführt haben. Womit sich die Kernaussage der Smaragdtafel bestätigt hätte und wir uns fragen müssen, wer der Informant war, der den Hermes Trismegistos über all das unterrichtete. Wir kennen nur eine Antwort auf diese Frage: Es müssen die ÄLoHIM gewesen sein.“

Ich muss mich wiederholen wie ein Papagei: Sie ziehen fehlerhafte Induktionsschlüsse. Wenn ihre Art der Schlussfolgerung stimmen würde, müsste es auf dem Mond oder auf dem Mars ebenfalls noch heute Leben geben, denn oben ist doch nach der Smaragdtafel alles genau wie unten. (Und alle Hunde sind Dackel.)

Nebenbei gehen Sie (II,130) auf die Herkunft der Smaragdtafel ein. Sie unterstellen der Wissenschaft, diese als eine Fälschung aus dem Mittelalter zu betrachten, tatsächlich wird in der Wissenschaft angenommen, dass der älteste Text der Tabula Smaragdina aus dem 6. Jahrhundert stammt und dass die hermetischen Schriften im 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. entstanden sind. Sie wollen aber lieber der alchimistischen Überlieferung glauben,

„dass die Tafel lange Zeit verschollen war und von Sara, der Frau Abrahams, wiedergefunden wurde. Eine Meinung, der wir uns durchaus anschließen können, denn da Abraham der größte Mystiker und Astrologe seines Zeitalters war, ist es natürlich, anzunehmen, dass er mit allen Geheimnissen des alten Ägyptens und Mesopotamiens vertraut war.“

Das wiederum sind wieder Zirkelschlüsse: Denn dass Abraham ein Mystiker und Astrologe war, wird ja gerade erst von der hermetischen Tradition behauptet; ebenso ist die Erzählung von Sara, dass sie die Tafel in den Händen des Leichnams von Hermes in Hebron wiedergefunden habe, definitiv eine späte Legende.

Der Stab des Hermes – genwissenschaftlich interpretiert

In einem abschließenden Abschnitt dieses Kapitels interpretieren Sie auch noch ein weiteres hermetisches Symbol im Sinne der Genwissenschaft (II,135), den „Schlangenstab des Hermes“, den sie (II,136)

„als eindeutiges Symbol für die DNS betrachten. Nur so ergibt dieses uralte Attribut einen Sinn. Tatsache ist zudem, dass die Gentherapie den Ärzten bislang ungeahnte Möglichkeiten im Bereich der Medizin eröffnet. Und wie es aussieht, müssen schon unsere Alchimisten und Kabbalisten diese Möglichkeiten gekannt haben, denn, wir werden diesen Punkt an anderer Stelle noch ausführlich behandeln, sie unterscheiden bereits die körperliche Heilung von der des Samens. Und nichts anderes wird im Rahmen der Gentherapie gemacht. Auch hier unterscheidet man zwischen der so genannten somatischen Therapie und der Keimbahn-Gentherapie. Wobei bei der somatischen Gentherapie immer nur das jeweilige Krankheitssymptom behandelt wird und bei der Keimbahn-Gentherapie jene genetische Änderung, die der Mensch, unter anderem im Rahmen der Zeugung, letztlich weitervererbt.“

Muss ich nochmals mein Mantra mit dem fehlerhaften Induktionsschluss wiederholen? Ich erspare es mir und weise nur noch einmal darauf hin, dass Sie nicht den geringsten konkreten Beweis dafür haben, dass irgendeiner ihrer Gewährsleute von Hermes Trismegistos im alten Ägypten bis Paracelsus in der Renaissance tatsächlich ein Wissen über gentechnologische Zusammenhänge gehabt hat. Ihnen genügen ihre vorgefassten Annahmen, die Sie mal als so gut wie bewiesene Tatsachen, manchmal auch nur als plausible Vermutungen darstellen, wie in Ihrer abschließenden Bemerkung zu diesem Kapitel:

„Wenn wir an dieser Stelle ein kurzes Fazit ziehen, dann können wir festhalten, dass alles darauf hindeutet, dass sowohl die Alchimisten als auch die Kabbalisten die Gentherapie gekannt haben. Und der Hermesstab, vor allem in einen direkten Zusammenhang mit den anderen hermetischen Aussagen gesetzt, könnte durchaus ein Symbol für diese medizinische Technik darstellen.“

V. Kapitel: Die altägyptischen Quellen

Einleitend zum 5. Kapitel stellen Sie fest (II,137), dass es unter den altägyptischen Schriftfunden „bislang ein gutes Dutzend Papyri mit medizinischem Inhalt“ gibt und „zu guter Letzt … auch solche mit biologischem Inhalt. Diese waren vor allem für das Paläo-SETI-Patent von allergrößter Wichtigkeit, weil sie uns bestätigten, dass die Möglichkeit einer prähistorischen Gentechnik im Rahmen des Machbaren liegt.“ Besonders heben Sie hervor, dass von den Ärzten keine eigene medizinische Fachsprache verwendet“ wurde (II,139):

„Dieser Umstand ist bedeutungsvoll und bestätigt unsere These, dass die jeweiligen hermetischen Wissensgebiete unvermischt an die Eingeweihten des ägyptischen, babylonischen und hebräischen Sprachraums abgegeben wurden.“

Diese Argumentation ist allerdings widersprüchlich. Gerade die Beschränkung des Wissens auf Eingeweihte mag erklären, warum keine besondere Fachsprache notwendig war, denn schreiben und lesen konnte vermutlich sowieso nur ein kleiner Kreis von Eingeweihten, wie das auch noch im Mittelalter der Fall war.

Schrift und Sprache im alten Ägypten und seinem Umfeld

Zur (II,140) „Erforschung der in Altägypten existierenden Wissenschaften sind die schriftlichen Zeugnisse, welche sich im Laufe der Zeit im Rahmen dieser hochstehenden Kultur, angesammelt haben“, Ihnen zufolge natürlich am „informativsten“. Daher halten Sie eine „Untersuchung von Schrift und Sprache“ für nicht nur „gerechtfertigt“, sondern sogar für „notwendig, wenn wir daraus im Rahmen der Paläo-SETI-Forschung folgerichtige und verifizierbare Gesichtspunkte in Bezug auf den authentischen Informationsgehalt der Papyri ableiten möchten.“

Im Blick auf die semitischen Sprachen finden Sie diesbezüglich interessant (II,141),

„dass Philologen, vor allem aus der Kontrastierung der unterschiedlichen semitischen Sprachen, recht deutlich eine semitische Ursprache rekonstruieren konnten. Diese hat ursprünglich ein Phoneminventar von 29 Konsonanten umfasst. Das klassische Arabisch hat von diesen 29 ursemitischen Konsonanten nachweislich noch 28. Seltsam ist hier nun, dass gerade das Hebräische auf 22+1 Konsonanten verkürzt ist und es eigentlich keinen Grund gibt, warum sich gerade das Hebräische so entwickelt hat. Im Hinblick darauf, dass das Alte Testament mit diesem verkürzten Phoneminventar verfasst wurde und das Alte Testament erst dadurch den genetischen Code respektive den Chromosomensatz des Menschen darstellen kann, ist es fraglos ein zwingender Rückschluss, dass das Hebräische des Alten Testaments eine Kunstsprache ist, die ausschließlich deshalb vom ursemitischen Konsonantensatz abweicht, weil nur dadurch der Chromosomensatz des Menschen in den Text des Alten Testaments integriert werden konnte.“

Abgesehen davon, dass ein solcher Rückschluss, wie ich schon allzu oft begründen musste, eben nicht „fraglos ein zwingender“ ist, nur weil man keine andere Erklärung für eine bestimmte sprachliche Entwicklung gefunden hat oder akzeptieren mag, finde ich es seltsam, dass Sie hier davon ausgehen, dass das Hebräische über „22+1 Konsonanten“ verfügen soll, während es auf Seite I,38 noch „22+4“ waren und auf Seite I,221 sogar „22+5“. Da es aber nun tatsächlich nur genau 22 Konsonanten sind, müssten Sie eigentlich zugeben, dass schon damit ihre gesamte Beweisführung hinfällig ist.

Es folgen (II,142ff.) ausführliche Streifzüge durch die Geschichte der in Ägypten verwendeten Sprachen und und Schriften, von den Hieroglyphen über das Hieratische und Demotische bis hin zur koptischen Sprache und Schrift. Insbesonders (II,145) „das Koptische“ finden Sie „für uns Paläo-SETI-Forscher“ besonders wichtig, „weil das Koptische noch keine tote Sprache darstellt und sie benutzt werden kann, die Texte das Altägyptischen zu entziffern. Ohne sie wären jedenfalls unsere Rückschlüsse kaum möglich gewesen.“

Außer den altägyptischen Papyri sind Ihnen zufolge (II,156) „auch die so genannten Ostraka von zentraler Bedeutung für die Paläo-SETI-Forschung, denn auch auf diesen Ton- oder Kalksteinplättchen, wurden ebenfalls Hinweise aus dem Bereich der Medizin abgespeichert.“ Sie schließen nicht aus, dass es „sich hierbei um so etwas wie unsere modernen ärztlichen Rezepte handeln“ könnte.

Obwohl (II,159) „Archäologen und Ägyptologen in vielen Gegenden Ägyptens … viele Tausende Papyri und Ostraka“ fanden, wurden bislang nur sehr wenige von ihnen erforscht und publiziert:

„Und damit liegt ein Wissen, welches uns in Hülle und Fülle zur Verfügung stehen könnte, vollkommen brach und niemand, bis auf äußerst wenige Ausnahmen, kümmert sich darum, damit es der Menschheit zur Verfügung steht. Eines Kommentars bedarf es hier eigentlich nicht.“

Totenliteratur, Sargtexte und Weisheitsliteratur

Die (II,160) „altägyptische Totenliteratur“ bezeugt zwar Ihrer Ansicht nach, „dass die alten Ägypter einen ausgeprägten Totenglauben hatten“, aber sie waren nicht „ausschließlich für die Toten im Jenseits bestimmt“. Sie sehen sie vielmehr als

„die wichtigsten Quellen für unser Postulat, dass die alten Ägypter hervorragende Ärzte hatten, die über ein Wissen verfügten, welches sie eigentlich gar nicht gehabt haben dürften und die uns verdeutlichen, dass die alten Ägypter bereits das Klonen gekannt haben.“

Die (II,161) „Sammlung altägyptischer Sprüche“ im sogenannten „Totenbuch“ sollte „nach Interpretation der Wissenschaft … dem Verstorbenen, quasi als Lebenshilfe, im Jenseits zur Verfügung stehen…, ein glückliches Jenseitsgeschick bewirken.“ Sie dagegen nehmen in vielen Texten und Bildern „mit modernen Augen … biologische und medizinische Verfahren“ wahr, die dort dargestellt werden.

Bei den (II,165) „altägyptischen Sargtexten…, die meistenteils auf den Innenwänden von kastenförmigen Särgen reicher Ägypter niedergeschrieben wurden“, handelt es sich vom Umfang her um „die größte Textgruppe“ von sehr hohem Alter, die damit

„zu einer unbezahlbaren Fundgrube für die Ägyptologen, aber auch für die Paläo-SETI-Forschung werden, die uns Paläo-SETI-Forschern Einblicke in die ägyptische Vorstellungswelt erlaubt, die wir ohne diesen Textkomplex – vor allem in Bezug auf die Schöpfung – nicht hätten.“

Für wichtig halten Sie auch (II,163) die ägyptische „Weisheitsliteratur“ mit der „Lehre des Ptah-hotep“, in der „der Name Osiris als einziger Gottesname“ vorkommt, und den Lehren des „Ani“ und des „Amenope“. Einige Texte des Letzteren finden sich abgewandelt „auch in den biblischen ‚Sprüchen Salomos‘ (in den Versen 22,17-23,11) wieder“. Besonders große Bedeutung messen Sie dem altägyptischen Weisen „Imhotep“ zu (II,163f.),

„den wir als Universalgenie kennen lernen werden. Auch er, der Arzt und Erbauer der Stufenpyramide für König Djoser, gilt als Verfasser von Weisheitssprüchen. Für uns ist er ganz besonders wichtig, weil wir ihm einige Werke verdanken, die uns über die Medizin des alten Ägyptens aufklären.“

Für die (II,166) „Auslegung der alten Texte“ plädieren Sie für ein vernetztes, interdisziplinäres Denken, das unter anderem auch das Fachwissen von Frauen berücksichtigt.

„Denn bei allem Fachwissen, welches sich ein Ägyptologe auch im Laufe eines Lebens anzueignen vermag, von Medizin haben die allermeisten überhaupt keine Ahnung. Ebenso wenig von Biologie oder anderen Fachgebieten.“

Als (II,167) „Paläo-SETI-Forscher“ sind Sie jedenfalls hochmotiviert, um zu „zeigen, dass weitaus mehr Wissen in diesen alten Schriften vorhanden ist, als man derzeitig glaubt.“

VI. Kapitel: Ägyptische Papyri

Als man (II,170), nachdem „die ägyptische Medizin und ihre Randgebiete … bis tief hinein ins 19. Jahrhundert sehr stiefmütterlich behandelt“ wurde, mittlerweile wenigstens „einige spärliche Quellen aus medizinisch-historischem Blickwinkel ausgewertet“ hat, stellte man Ihnen zufolge fest, dass im Vergleich zu heute

„vor 3600 Jahren … bei den körperlichen Erkrankungen statistisch gesehen kaum Unterschiede bestehen: Nicht anders als wir Heutigen litten die alten Ägypter an der Zuckerkrankheit oder an Krebs, an Geschwüren, angeborenen Missbildungen oder Knochenbrüchen. Dabei ist es nur natürlich, davon auszugehen, dass sie auch Mittel und Wege kannten, diese verschiedenen Krankheitsbilder zu behandeln.“

Seltsamerweise hatten Sie auf Seite II,87 noch behauptet, dass der Mensch im Altertum „mit wesentlich weniger Krankheitsbildern zu kämpfen [hatte] als heute“, aber das nur nebenbei.

Uraltes Wissen der altägyptischen medizinischen Papyri (I)

Jedenfalls sollen (II,170) „medizinische Kenntnisse auch in Ägypten schon in den frühesten prähistorischen Tagen vorhanden“ gewesen sein, wofür Sie „in fast allen Epochen recht deutliche Hinweise“ finden:

„Eine ganze Reihe von aussagekräftigen und damit unser Postulat beweisenden Papyri, auf die wir in den nachfolgenden Kapiteln noch ausführlich eingehen werden, sind beredte Zeugen für die medizinischen Kenntnisse der alten Ägypter. Diese reichen bis tief hinein in die Molekulargenetik.“

Zwar belegen die „uns bekannten Papyrusschriften mit medizinischem Inhalt, zumindest jene die uns heute bekannt sind“, nur medizinisches Wissen aus vier Zeitabschnitten: 1800, 1500 und (II,171) 1200 v. Chr. sowie 250 n. Chr., so dass aus einem ganzen Jahrtausend bis zurück zum „Bau der Pyramiden um 2600 bis 2900 v. Chr. … Berichte von den Krankheiten der alten Ägypter [fehlen] – oder waren sie vor 1800 v. Chr. so gesund, dass sie keiner Ärzte und keiner Heilkunst bedurften?“ Aus diesem Schweigen der Quellen ziehen Sie mit Manfred Dimde (27) den Schluss:

„Offenbar besaßen die alten Ägypter vor fünftausend Jahren eine umfassend wirksame Präventivmedizin, die einem breiten Spektrum gezielt vorbeugte.“

Und wieder einmal ergänzen Sie in gewohnt kühner Weise ohne jeden konkreten Beweis (II,172):

„Mit welcher Art von Medizin wäre dies wohl möglich? Mit vorbeugenden Impfungen? Wohl kaum! Schon eher mit einer Art Gentechnologie. Aber gerade diese können wir den alten Ägyptern nicht zutrauen. Oder doch?

Wir sind aufgrund unserer Forschungen zu dem Resultat gekommen, dass wir ihnen dieses Wissen durchaus zutrauen können, ja sogar zutrauen müssen, weil es hierfür ganz deutliche Indizien gibt. Diese Indizien werden wir alle im Rahmen dieses Buches nennen und zum Zwecke einer umfangreichen wissenschaftlichen Überprüfung auf den Tisch legen.“

Schon oft haben Sie, wenn schon Beweise fehlen, wenigstens Indizien angekündigt. Wenn sie kommen, werde ich schauen, ob sie wohl einer wissenschaftlichen Überprüfung standhalten können.

Die Ägyptologie und die Prä-Astronautik als Wissenschaft

Im Blick auf die Wissenschaft der (II,173) „Ägyptologie“, die als solche „seit der Entzifferung der Hieroglyphenschrift durch den französischen Orientalisten Jean François Champollion im Jahre 1822“ existiert, beschäftigen Sie sich zunächst mit einer Reihe von Begleitumständen ihrer Entstehung, die sie als skandalös beurteilen, zum Beispiel, dass Champollion nach „Gustav Seyffarth“ ein „Plagiator des englischen Physikers Thomas Young“ gewesen sein soll. Sicher bestand zwischen Young und Champollion eine Rivalität, aber ganz so eindeutig ist die Plagiatsthese wohl nicht zu beweisen. Nochmals beklagen Sie (II,175),

„dass vor allem die unzähligen Papyri mit ihren historischen und wissenschaftlichen Inhalten von der Forschung bislang nicht einmal ansatzweise erfasst, geschweige denn in irgend einer Art und Weise so tief greifend erforscht wurden, dass man daraus folgerichtige Rückschlüsse ableiten könnte.“

Eine Parallele zur Entstehungszeit der Ägyptologie ziehen Sie im Blick auf die gegenwärtige Situation der Paläo-SETI-Forschung und wollen damit wahrlich in große Fußstapfen treten (II,176):

„Auch in der Paläo-SETI-Forschung werden größere und kleinere Fehler gemacht. Aber gerade jetzt sind wir in einer ähnlichen Situation wie die Ägyptologie es in ihren Anfängen war. Heute können wir den Durchbruch schaffen und die Vorarbeit von Erich von Däniken dadurch würdigen, dass wir die Prä-Astronautik in einzelne Wissensgebiete aufteilen. Wie die Ägyptologie, wird dann auch die Prä-Astronautik ihre Geburtsstunde als anerkannte Wissenschaft erleben. Dies ist aber nicht das Thema dieses Buches und wurde von uns nur deshalb in Kürze angesprochen, weil sich die Entwicklungen so ähnlich sind.“

Uraltes Wissen der altägyptischen medizinischen Papyri (II)

Wie so oft befleißigen Sie sich auch im Blick auf die ägyptischen Papyri der Wiederholung einer bereits dargestellten Thematik. Nochmals stellen Sie fest (II,177),

„dass eine ganze Reihe von Papyri nicht selten Texte zum Inhalt hatte, die von einer recht hoch entwickelten Medizin berichteten. Nicht selten wurden darin medizinische Techniken beschrieben, die man vor allem in wissenschaftlichen Kreisen für unmöglich gehalten hatte. Man erkannte, dass die Papyri mit medizinischem Inhalt in drei Kategorien eingeteilt werden konnten. Und zwar befasste sich ein Teil dieser altägyptischen Schriften mit der Diagnose von Krankheiten, ein anderer mit der Behandlung und ein weiterer mit der Vorbeugung.“

Da (II,178) „alle diese Erkenntnisse … bereits im letzten Jahrhundert erbracht“ wurden und „die Wissenschaftler des letzten Jahrhunderts keinerlei Ahnung von genetischen Abläufen“ hatten,

„erkannten sie auch nicht die vielen biologischen Hinweise, die auf einer ganzen Reihe von Papyri schon vor Jahrtausenden verzeichnet und für die Nachwelt festgehalten wurden. Und weil auch heute niemand mehr auf diesem Gebiet Forschungen betreibt, ist der Wissenschaft bislang dieses biologische Wissen entgangen. Wir möchten in den nachfolgenden Kapiteln darauf aufmerksam machen und hoffen, dass die Wissenschaftler sich dieser äußerst wichtigen Aufgabe in Zukunft annehmen werden und die Papyri auf ihr Primärwissen untersuchen.“

Aber bis auf welche Zeit geht das in den Papyri enthaltene Wissen zurück (auch eine Frage, die bereits behandelt worden war)? Sie behaupten unter Berufung auf den Ägyptologen Gaston Camille Charles Maspero (1846-1916), dass uns (II,180) „die ältesten Zeugnisse aus dem ägyptischen Raum bis ins fünfte Jahrtausend v. Chr. zurück“ führen, und zitieren Maspero wörtlich mit der Aussage:

„Der Papyrus Kahun ist das erste Zeugnis, das wir besitzen, und so alt die Aufzeichnung auch sein mag, so ist sie doch die Abschrift eines noch älteren Werkes, wohl eines jener Zeugnisse der Könige von Memphis, in denen sie ihre Vorschriften empfehlen.“

Die Zeit, als Memphis die Hauptstadt Ägyptens war, verweist allerdings nicht ins 5. Jahrtausend, sondern nur in die Zeit des Alten Reichs im 3. Jahrtausend v. Chr. zurück (28). Tatsächlich scheinen Sie dennoch keinen weiteren konkreten Beleg für wirklich uraltes altägyptisches medizinisches Wissen anführen zu können als diesen einen, ziehen aber trotzdem äußerst weitreichende und mit sehr viel Phantasie ausgeführte Rückschlüsse:

„Wir können uns die vielen Papyri betrachten wie wir wollen, der Ursprung und Inhalt der medizinischen Papyri ist wesentlich älter als wir derzeitig oftmals glauben. … Derartige Rückschlüsse erlauben uns ein Fazit zu ziehen:

Die medizinischen Papyri gehen auf die Schöpfer der Menschheit zurück. Diese unterrichteten den vergöttlichten Thot von diesem Wissen. Thot ist wiederum identisch bzw. eine der drei ursprünglichen Personen des Hermes Trismegistos. Dieser begründete die Hermetik und gab sowohl seine medizinischen als auch seine biologischen Kenntnisse an seine Schüler weiter. Damit diese Kenntnisse nicht verloren gehen, schrieb er das damit verbundene Wissen in mehreren Sprachen nieder und hinterlegte es in verschiedenen Kulturkreisen.“

Wie gesagt, von all dem stand mit Sicherheit in den Schriften des Maspero kein einziges Wort. Sie benutzen den renommierten Ägyptologen lediglich als Stichwortgeber für Ihre längst feststehende Sicht der Menschheitsgeschichte, wenn Sie auch letztlich eine gewisse Einschränkung ihrer Selbstsicherheit einräumen (II,181):

„Dieses Fazit, welches letztlich kein abschließendes Resultat unserer Forschung darstellt, ist natürlich nach allen Seiten offen, aber man kann dennoch sagen, dass wir heute aufgrund der altägyptischen Überlieferungen davon ausgehen können und sogar über weite Bereiche davon ausgehen müssen, dass das Wissen der Ägypter mit dem Wissen unserer Schöpfer gleichzusetzen ist. Dass es sich demzufolge regelrecht aufdrängt, dass dieses Wissen extraterrestrischen Ursprungs ist, ist keine Erfindung von uns, sondern ein Rückschluss, der aus den Texten und Überlieferungen unserer Vorfahren abgeleitet werden kann.“

Kann? OK, Sie beweisen ja, dass man es kann. Aber mit Sicherheit ist dieser Rückschluss in keinster Weise zwingend bewiesen.

Uraltes Wissen der altägyptischen medizinischen Papyri (III)

In einem dritten Anlauf zur Beschäftigung mit den (II,182) „Primärquellen medizinischer Papyri“ listen Sie zunächst einmal (II,183) die „Hauptinhalte aller wichtigen Papyri“ auf und gehen sie dann alle im Einzelnen durch.

Der (II,184) „Papyrus Ebers“ aus der Zeit um 1500 v. Chr. kann „aufgrund seiner mannigfachen Themenbereiche als eine Art Handbuch der altägyptischen Medizin“ angesehen werden. Er enthält (II,184f.) „811 Rezepturen, die sich auf eine große Zahl von Krankheiten oder Symptomen beziehen“. Mir gefällt, dass die altägyptischen Mediziner vor der Betrachtung der einzelnen Krankheiten die (II,185) „Gespräche vor ärztlicher Behandlung“ erwähnen. Dazu kommentieren Sie: „Diese sollen die Wirksamkeit des jeweiligen Hilfsmittels beim Patienten erhöhen. Was aus moderner Sicht ein wenig an den Placeboeffekt erinnert.“ Naheliegender ist es, damit die Wertschätzung der Anamnese und des einfühlsamen Patientengesprächs durch die antiken Ärzte zu verbinden.

Im (II,186) „Papyrus Edwin Smith“, der in die Zeit der 18. Dynastie (15.-13. Jahrhundert v. Chr.) datiert wird, aber „eine Kopie eines wesentlich älteren Textes“ sein soll, ist Ihnen zufolge „der chirurgische Teil dem des Papyrus Ebers weit überlegen“. Zugleich ist in ihm deutlich erkennbar (II,187), „dass bereits die Ärzte der alten Ägypter, ebenso wie die heilkundlich bewanderten Wissenschaftler der Renaissance, stets eine gesundheitliche Verbesserung und eine Verlängerung des Lebens anstrebten“, etwa indem sie zur „Verjüngung … eine recht harmlose ölhaltige Salbe auf Basis der Samen des Bockshornklees, Trigonella foenum-graecum, welche Haarsausfall, Altersflecken und andere unschöne Altersmerkmale der Haut beseitigen soll“, empfehlen.

Der (II,188f.) „Papyrus Brugsch“ oder „Papyrus Berlin“ dient Ihnen mehr dazu, auf die Biographie und das Wirken des Namen gebenden Ägyptologen Heinrich Brugsch (1827-1894) einzugehen, als auf seinen Inhalt. Da (II,189) der „medizinische Papyrus Berlin … eine große Ähnlichkeit mit dem großen medizinischen Papyrus Ebers“ aufweist, darf man Ihnen zufolge vermuten, „dass beide Papyri von einem wesentlich älteren abstammen und lediglich … eine Abschrift eines wesentlich älteren Textes ist.“

Der (II,190) „Papyrus Kahun“, der sehr ungenau in die Zeit zwischen 2100-1900 v. Chr. datiert wird, „beinhaltet Rezepturen bzw. Medikamente gegen gynäkologische Leiden“ sowie „Informationen…, wie von den Frauen damals die Empfängnisverhütung durchgeführt wurde“. Das „Papyrusfragment“ wird daher zu Recht „als die wichtigste gynäkologisch-geburtshilfliche Abhandlung aus dem alten Ägypten bezeichnet.“

Unglaubliches im „Papyrus Westcar“ – Kopftransplantationen (I)

Für die (II,191) „Papyrus Westcar“ genannten „12 Papyrus-Rollen … aus der Zeit 2778-2423 v. Chr.“ ist es Ihnen sehr wichtig, dass ihre „Informationsebene … ganz offensichtlich in der Zeit des Königs Cheops angesiedelt“ und „der geschichtliche Charakter des Textes unverkennbar“ ist. Sie stimmen auch nicht der Überzeugung vieler Ägyptologen zu, „dass es sich bei diesem Papyrus um eine recht locker zusammengestellte Folge einfältiger Wundergeschichten handelt.“ Warum nicht? Ganz klar:

„Glaubt man den Übersetzern des Papyrus, dann gibt es da eine recht sonderbare Geschichte, die heutige Ägyptologen mit einer Show des Zauberkünstlers D. Copperfield vergleichen. So soll der Priester Dedi vor dem Pharao Cheops eine faszinierende Vorstellung gegeben haben. Im Rahmen dieser Vorstellung schnitt Dedi einer Gans den Kopf ab. Anschließend setzte er ihr diesen wieder auf, so dass die Gans quicklebendig im Thronsaal umherlief.“

Sie halten diese Geschichte ganz und gar nicht für unglaublich (II,192), „denn der amerikanische Chirurg Robert J. White hat ebenfalls schon das Kunststück fertig gebracht, einen Kopf zu verpflanzen“, und zwar „in den 70er Jahren … nicht an einer Gans, sondern an Rhesusaffen“. Da es „nur unser Unglaube“ ist, „der uns zur Ansicht kommen lässt, dass unsere Vorfahren derartige Fähigkeiten nicht gehabt haben können“, muss Ihnen zufolge der Rückschluss möglich sein, „dass die Mediziner der alten Ägypter nicht nur über medizinisches und biologisches Wissen verfügten, sondern auch über eines, welches ihnen ermöglichte Transplantationen vorzunehmen.“ Damit ergeben auch „die Mumifizierungspraktiken … einen tieferen Sinn.“ Und da, selbst wenn „unsere Vorfahren über das Wissen verfügten, Organe klonen … und einen ganzen Menschen identisch herzustellen“, sie „mit Sicherheit nicht … einen Menschen mitsamt seiner Persönlichkeit … klonen“ konnten, werden

„genau hier … Kopftransplantationen von großem Interesse, denn wie schon der Chirurg Robert J. White postuliert, wäre ein Ersatzkörper lediglich Versorgungseinrichtung für Kopf und Hirn als Sitz der Persönlichkeit. Ob Cheops dieses Ziel anstrebte, wissen wir nicht, aber – wir sagten es bereits – vieles spricht dafür. Vielleicht auch die Tatsache, dass bisher die Mumie des Pharao Cheops nicht gefunden wurde.“

Interessant ist Ihr Argument gegen die Ansicht der Wissenschaft (II,291), dass es sich bei der Aktion des Priesters Dedi vor Pharao Cheops lediglich

„um ein Zauberkunststück gehandelt hat. Wir glauben dies nicht, denn gerade der Illusionist Copperfield braucht ein äußerst hohes Maß an Technik, um seine Zauberkunststücke wirkungsvoll in Szene setzen zu können.“

Das muss man sich einmal in allen Einzelheiten vor Augen führen: Die Technik für ein Zauberkunststück hatten die alten Ägypter also nicht – aber die Technik für eine Transplantation stand ihnen zur Verfügung? Und diese Transplantation soll außerdem im Rahmen einer öffentlichen Vorführung vor einem Pharao stattgefunden haben? Viel naheliegender ist es dann doch wohl, dass sich Menschen aller Zeiten eben gerne wundersame oder sensationelle Begebenheiten haben erzählen lassen, ohne dass sie auf Tatsachen beruhen müssen. Oder müssen wir auch annehmen, dass beispielsweise Grimms Märchen „Die Gänsemagd“ mit dem sprechenden Pferdekopf Falada auf alchimistisch-naturwissenschaftlichen Fakten beruht?

Kloning im alten Ägypten (I) – der „Papyrus des Chonsumes“

Der (II,193) „Papyrus des Chonsumes“ enthält nach Ihrer Auffassung „eindeutige Hinweise…, dass im Totenbuch der Ägypter Instruktionen dargestellt werden, wie ein reproduktionsmedizinisches Kloning durchgeführt werden soll, um einem Verstorbenen das Leben nach dem Tod gewährleisten zu können.“ Ihnen zufolge „liegt das Postulat nahe, dass man die Mumifizierung nur deshalb durchführte, um einzelne Zellen am Leben zu erhalten.“ Sie geben zwar zu, dass

„ein derartiger Rückschluss, der die erwiesene Lebensfähigkeit einzelner Mumienzellen und die Hinweise aus den einzelnen Papyri mit der modernen Reproduktionsmedizin in Verbindung bringt, Spekulation bleiben [muss]. Jedoch, dies ergibt sich nahezu zwingend, spricht mehr für einen Zusammenhang als dagegen.“

Hier machen Sie selber für jemand, der unvoreingenommen an die Sache herangeht, überdeutlich, auf welche Weise die induktiven Beweisführung funktioniert, die Sie fortwährend durchführen: Sie wissen genau, dass Sie spekulieren, also nichts als Vermutungen anstellen, und nicht den geringsten Beweis dafür haben. Trotzdem bleiben Sie bei der Behauptung, dass sich die Wahrheit ihrer Spekulation nahezu zwingend ergibt. Warum? Weil „mehr für einen Zusammenhang als dagegen“ spricht. Aber, wie gesagt, dieses „mehr“ besteht nicht etwa aus Beweisen, die sie dann doch noch anführen, sondern lediglich aus vielen Worten, mit denen sie darlegen, dass die Wissenschaft heute doch wirklich etwas kann, was man damals angeblich gekonnt hat. Oder dass allgemein interpretierbare Texte oder Zeichnungen von damals identisch sind mit heutigen sehr speziellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Grafiken (und daraus folgt: „alle Hunde sind Dackel“).

Was genau haben Sie in dieser Hinsicht denn nun im „Papyrus des Chonsumes“ aus der Zeit um 1000 v. Chr. gefunden? Als erstes Beispiel nennen Sie (II,195)

„den Baum des Lebens, von dem einige Früchte genommen werden. Nach unserer Ansicht symbolisiert der Baum des Lebens die DNS eines Individuums. … Seine Früchte symbolisieren dabei einerseits die Zellen und andererseits die jeweilige Population, die sich ihrerseits ebenfalls in der Ahnenfolge darstellt.“

Das beweist natürlich gar nichts, weil der Baum des Lebens eine ganze Menge symbolisieren kann, aber nicht zwangsläufig muss, wenn das im damaligen Text nicht irgendwo konkret nachweisbar ist.

Zweitens lässt angeblich „eine andere Stelle auf dem Papyrus … chemische Arbeitsgeräte, Kolben und Reagenzgläser erkennen.“ Zwar

„ist kein Text auf dieser Schriftrolle, der die genannten Gerätschaften als Laborgeräte ausweist. Trotzdem muss man an einer derartigen Interpretation festhalten, denn vergleicht man moderne Laborgerätschaften mit den Abbildungen auf dem Papyrus, dann müssen beim Betrachter zumindest die vorhandenen Übereinstimmungen den Gedanken an Laborgeräte wachrufen.“

Wieder weisen Sie sogar selbst darauf hin, dass es im Text dafür keinen Nachweis gibt; die von ihnen behauptete Ähnlichkeit der dargestellten Gerätschaften mit der Ausstattung eines modernen Labors (die mangels einer Abbildung der entsprechenden Papyrus-Stelle nicht einmal nachgeprüft werden kann) kann daher auch ihre damalige Funktion nicht wirklich beweisen.

Ein drittes Indiz für ihre These finden Sie so eindrucksvoll, dass sie in aller Ausführlichkeit darauf eingehen: „die exakte Darstellung einer Zellteilung“. Aber (II,196): „Wie konnten die alten Ägypter überhaupt einen Einblick in die Struktur der Zellen erhalten?“ Ohne Mikroskope oder „eine bessere Technik“ wäre es ihnen doch gar nicht möglich gewesen, „in den Mikrokosmos des Menschen einzudringen“. Die Antwort darauf finden Sie „bei den himmlischen Göttern“, denn „der ägyptische Schöpfergott Chnum … war … in der Lage, in den Mutterleib einzudringen um seine Schöpfung zu kontrollieren“, und seine „Hauptfunktion [war] die Formung von Kindern…, die er zunächst auf seiner Töpferscheibe aus Ton gestaltete und anschließend in den Mutterleib legte“.

Das von Ihnen nun genauer betrachtete Bild kann man im Video des Kunsthistorischen Museums Wien „100 Meisterwerke – Totenbuch des Chonsu-mes“ selber in Augenschein nehmen (und zwar im Zeitraum zwischen 3:37 und 4:02 Minuten). Nach (II,197) Dr. Lucia Gunz wird auf dem Bild „der ewige Kreislauf der Sonne“ dargestellt, indem die „Himmelsgöttin Nut … in zwei weiblichen Gestalten … aus Krügen die blaue Himmelsflut über den großen Kreis“ gießt, „der den Tageslauf der Sonne – Re symbolisiert“.

Sie interpretieren die Zeichnung jedoch folgendermaßen: Von dem links daneben dargestellten „Baum des Lebens“ nimmt „eine Frau einige Früchte (Zellen)“, die „an eine andere Frau weitergereicht werden. Unter dieser Prämisse wird dann aus dem folgenden Bild, das die angebliche Kreisbahn der Sonne darstellen soll, die Zellmembran und aus der nördlichen und südlichen Göttin Nut, werden zwei Frauen, die aus Gefäßen die Zelle ständig mit lebenswichtiger Nährflüssigkeit versorgen.“ Als so gut wie bewiesen oder in ihrer eigenen Diktion als „weitgehend zur Realität erhoben“ sehen Sie diese Annahme dadurch, dass „die Göttin Nut zum einen immer mit der Auferstehung und zum anderen mit all jenen Aspekten verbunden [ist], durch die ein Verstorbener zu neuem Leben erweckt wird.“

Wie so oft eiern Sie auch hier ständig hin und her zwischen der Behauptung, sie hätten etwas bewiesen, und dem Eingeständnis, dass das angeblich Bewiesene doch lediglich eine Vermutung ist. Einerseits behaupten Sie vollmundig: „wie der Papyrus des Chonsumes eindrucksvoll beweist, wussten unsere ägyptischen Vorfahren von der biologischen Zellteilung“. Nur einen Satz später bleibt von dieser Behauptung nur noch „die Tatsache bestehen, dass auf dem Papyrus eine Darstellung abgebildet ist, die zumindest den Eindruck erweckt, es könnte sich um eine Demonstration der Zellteilung handeln.“

Dieser Eindruck entsteht in Ihren Augen auf folgende Weise (II,198): Die beiden Scheiben in der Mitte eines Kreises, die durch neun Strahlen miteinander verbunden sind,

„stellen in unseren Augen nichts anderes als jenen Zeitpunkt dar, zu dem im Rahmen der Mitose die Metaphase der Zellteilung einsetzt…, denn auch ohne große Phantasie kann man auf der Abbildung den Kernteilungsvorgang erkennen, bei dem sich aus einem Zellkern zwei Tochterzellen bilden. Insofern handelt es sich … um die sich entwickelnden Tochterzellen und … die sogenannten Spindelfasern, die sich im Zeitraum der Metaphase zwischen den vorgebildeten Zentromeren und den Polen bilden.“

Diese Interpretation finden Sie weitaus überzeugender als die angeblich unsinnige Erklärung, die die Wissenschaft anbietet, dass nämlich das Bild „eine Sonne verkörpert, in der sich wiederum zwei miteinander verbundene Sonnen befinden und die dann nochmals von einer anderen Sonne angestrahlt werden.“ Hier stellen Sie allerdings die Sichtweise der von ihnen zitierten Dr. Lucia Gunz nicht richtig dar, denn der große Kreis umfasst für Gunz eben nicht die Sonne, sondern das Himmelsrund, das die Sonne durchläuft, wobei die drei dargestellten Sonnenscheiben unterschiedliche Stellungen der Sonne im Laufe des Tages anzeigen.

Für Sie ist dieses Sonnen-Modell schon deswegen abwegig, weil „der Papyrus des Chonsumes … nichts mit dem Lauf der Sonne zu tun [hat], sondern nachweislich mit der Wiedergeburt und der Auferstehung des Menschen.“ Das aber finde wiederum ich nicht überzeugend, denn gerade der Sonnenlauf und das Wechselspiel zwischen Sonne, Regen und Erde im Lauf der Jahreszeiten hat in den Fruchtbarkeitskulten des Altertums jede Menge an Verbindungen auch zum Thema Tod, Wiedergeburt und Auferstehung. Von daher kann man keineswegs die von Gunz gegebene Interpretation von vornherein als unsinnig ausschließen.

Dass das Bild einen Fruchtbarkeitskult darstellt, bestätigt nach Gunz die Zeichnung der insgesamt acht (II,198f.)

„Männer mit Hacken in den Händen … zu beiden Seiten der Strahlen angeordnet, sich der Kreisform einfügend. Sie vollziehen das ‚Erdhacken‘, die älteste religiöse Zeremonie Ägyptens, in der sich das Mysterium des Osiris offenbarte: In der heiligen Handlung des ‚Erdhackens‘ beim Beginn der Aussaat – alljährlich durch den König eingeleitet – wurde die Beerdigung des toten Gottes erlebt, der mit seinem Körper die Erde befruchtend, neues Leben aus ihr sprießen lässt.“

Diese Sichtweise lehnen Sie ab; für Sie war ursprünglich (II,199)

„das ‚Erdhacken‘ ausschließlich ein Akt der Befruchtung und somit ein Vorgang der zweigeschlechtlichen Zeugung. … [Denn] „jede dieser dargestellten männlichen Figuren [hat] einen in Erektion befindlichen Penis… Ein Umstand, der mit aller Deutlichkeit auf den Faktor der Befruchtung und vor allem auf den Koitus hindeutet.“

Aber auch das beweist gerade nicht eindeutig Ihre Vermutung, dass das Bild eine Zellteilung darstellt; es bestätigt sogar die Gunzsche These vom Fruchtbarkeitskult, da die Befruchtung des Erdbodens durch das Hacken und das Wechselspiel von Sonne und Bewässerung durch Regen in den alten Mythen immer auch eine sexuelle Konnotation hat; da muss man sich gar keine Darstellung einer Zellteilung, sei es in der Zelle selbst oder im Reagenzglas, herbeiphantasieren.

Trotzdem hat auch für Sie der Papyrus mit dem „Mysterium des Osiris“ zu tun,

„aber auch nur deshalb, um dadurch die leibliche Auferstehung des Osiris darzustellen. Auch er wurde, nach seiner Ermordung durch seinen Bruder Seth, wiederbelebt, indem die Göttin Isis die Leichenteile ihres Bruders und Gatten eingesammelt hat und daraus den Körper des Osiris neu nachformt. Anschließend zeugt sie mit ihm ihren Sohn Horus.

Wurde hier, diese Frage muss man sich ganz einfach stellen, vielleicht ein erster Fall von Kloning beschrieben?

Wir denken, dass dem so ist.“

Und weil dem angeblich so ist, hat Ihnen zufolge Chonsumes als „Oberarchivar“ in seinem Papyrus „die Anweisung für spätere Generationen hinterlassen, wie er wieder zum Leben erweckt werden kann, wenn die technischen Möglichkeiten hierzu gegeben sind.“ Aber wer sollte in einer so dürftigen, schematischen Zeichnung, die noch nicht einmal genauer erläutert wird, eine konkrete Anweisung zum Klonen dieses Verstorbenen erkennen geschweige denn sie befolgen können?

Kloning in der Bibel (I) – die Erschaffung der Männin

Nachdem Sie in der Betrachtung des Papyrus von Chonsumes beim Thema Kloning angekommen sind, weisen sie (II,200) auf „einige Fälle von Kloning in anderen Mythologien“ hin und wenden sich der Geschichte von Adam und Eva in 1. Mose 2,21-23 zu (die im dritten Band in noch ausführlicherer Form nochmals Thema sein wird):

„Hier wird beschrieben, wie die ÄLoHIM durch genetische Manipulationen und einem ganz offensichtlichen Vorgang von Kloning dem ADaM eine Männin zur Seite stellen. Es heißt dort: ‚Und JHWH ÄLoHIM ließ Betäubung fallen auf den ADaM, und er schlief. Und er nahm eine von seinen Zellen und verschloss mit Fleisch an ihrer Statt. Und JHWH ÄLoHIM erbaute die Zelle, welche er aus dem ADaM genommen, zu einer Männin und brachte sie zu dem ADaM. Da sprach der ADaM: Dies ist diesmal Gebein von meinem Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch; zu dieser wird gerufen Männin, denn vom Mann ist sie genommen.‘

Seien wir ehrlich: Kann man einen Fall von Kloning noch besser beschreiben?“

Ehrlich ist an dieser Beschreibung schon mal nicht, dass Sie ihre Interpretation dieser Geschichte als konkrete medizinische Tatsachendarstellung und der ÄLoHIM als außerirdischer Wesenheiten absolut setzen. Aber beide Interpretationen werden ja nun wirklich von kaum jemandem geteilt. Millionen von Christen in aller Welt und selbst die meisten Atheisten würden diese Erzählung als eine Beschreibung der ersten Erschaffung einer Frau durch Gott ansehen, wobei es in diesem Zusammenhang gar nicht darauf ankommt, ob die Geschichte als historisch wahr geglaubt wird oder nicht.

Falsch ist außerdem das in dieser Übersetzung verwendete Wort „Zellen“. Das hebräische Wort „TseLaˁ hat, abgeleitet vom Wortstamm TsaLaˁ = „sich krümmen“ die Bedeutung „Rippe“ und in übertragenen Bedeutungen „Seite“, „Türflügel“, „Seitenbau“. Mit dem deutschen Wort „Zelle“ besteht lediglich eine Laut-Ähnlichkeit (allenfalls kann es im Seitenschiff eines Tempels auch Kammern oder Zellen geben, die den Tempel wie Rippen umschließen). Nach all dem ist die traditionelle Auslegung doch überzeugender, dass die Frau aus einer „Rippe“ oder vielleicht noch besser aus der „Seite“ des Menschen erschaffen wurde – übrigens nicht des Mannes – als Mann erfährt und bezeichnet sich der Mensch erst, als der der neu erschaffenen Frau gegenüber steht (1. Mose 2,23)!

Abgesehen davon – wie soll auf der Ebene der Geschichte aus einer Körper-Zelle eine „Männin“ entstanden sein? Sie müsste sich ja zumindest 9 Monate entwickelt haben – aber in welcher Gebärmutter? Und ist es überhaupt möglich, dass die Zelle von einem Mann zu einer Frau geklont werden kann?

Fazit: Einen Fall von Kloning kann man definitiv kaum schlechter beschreiben als in 1. Mose 2,21-23 – und er wird hier auch nicht beschrieben!

Ihnen zufolge werden dagegen hier (II,200f.)

„für jeden intelligenten und vernunftbegabten Menschen medizinisch-biologische Ausdrücke verwendet, die in ihrer inhaltlichen Aussagekraft jede Art von Spekulation über Kloning zur absoluten Realität erheben.“

Sie bestreiten (II,201), dass ein „allmächtiger Gott“ an der Betäubung Adams hätte mitwirken können, das müssten „schon eher Mediziner oder Biologen“ gewesen sein, und auch die Entnahme einer Zelle und die Verschließung der entstandenen Wunde mit Fleisch macht angeblich „nicht den Eindruck, als ob eine allmächtige Gottheit diese Aufgabe durchgeführt hat“. Aber wieso sollte ein allmächtiger Gott nicht bildhaft auch als Anästhesist dargestellt werden können – wohlwissend, dass jedes Bild von Gott natürlich nicht Gott selber darstellt. Entscheidend ist in der ganzen Geschichte die Ebenbürtigkeit von Frau und Mann – und dass beide Geschlechter erst in ihrem wechselseitigen Gegenüber entstehen. Hier geht es, wenn man es einmal salopp und modern formulieren will, um Gendering auf Augenhöhe, nicht um Kloning!

Wenn man allerdings so argumentiert wie Sie, dann bleibt am Ende

„eine Vielzahl von unbeantworteten Fragen: Wer waren diese ÄLoHIM; wer waren diese ägyptischen Gottheiten, die es verstanden, Verstorbene so zu konservieren, dass ihre Zellen über Jahrtausende lebensfähig blieben; die es verstanden, Menschen nach ihrem Bilde zu entwerfen und die es verstanden, aus einer einzigen Zelle einen gesamten Menschen zu bilden. Und ob wir es akzeptieren wollen oder nicht, es bleibt nur eine Antwort: Die Götter müssen Wesen von einem anderen Planeten gewesen sein, die, aus welchen Gründen auch immer, das Leben auf dem Planeten Erde nach ihren Vorstellungen so lange manipulierten, bis schließlich der Mensch das Licht der Welt erblickte.“

Es ist *Ironie on* wahrlich beeindruckend, wie rasch es Ihnen gelingt, auf eine Vielzahl von unbeantworteten Fragen mit einem Schlage dann doch die eine zutreffende Antwort zu wissen! *Ironie off*

Kloning im alten Ägypten (II) – die Pyramiden von Gizeh

Nach dem Ausflug ins Alte Testament kehren Sie ins alte Ägypten zurück und bieten eine Erklärung dafür an (II,202), „warum wir in den großen Pyramiden von Gizeh keine Mumien mehr finden. Wurden die ersten Pharaonen womöglich von den Schöpfern der Menschheit durch genetische Manipulationen wieder zum Leben erweckt?“

Und Sie zitieren ihre große Autorität Erich von Däniken („Wir sind alle Kinder der Götter“), der 1987 voraussagte: „Wenn aus der DNS vor Urzeiten Verstorbener Verwandtschaftsgrad und Abstammung herausgelesen werden können, wird man irgendwann feststellen müssen, dass wir Menschen nicht nur Gene von Primaten, sondern auch von Außerirdischen in uns tragen.“

Uraltes Wissen der altägyptischen medizinischen Papyri (IV)

Schließlich kehren Sie zu den altägyptischen Papyri zurück. Den (II,203) „Papyrus des Ani“ aus der Zeit um 1300 v. Chr. interpretieren Sie so, dass durch seine Texte „vor allem gewährleistet werden [sollte], dass der Verstorbene zu einer festgesetzten Frist wieder belebt wurde“, und „dass das auf diesem Papyrus dargestellte Mundöffnungsritual womöglich mit einer Vorform von Notfallmedizin in Verbindung steht.“

Die (II,204) Beschäftigung mit den „Ramesseum Papyri“ nutzen Sie hauptsächlich zur Darstellung des von Ramses II. (ca. 1303-1213 v. Chr.) erbauten „Ramesseum“, einem „Tempel der Millionen Jahre“, der in seiner eindrucksvollen Anlage viele Gebäude umfasste, zu denen der Totentempel und die Residenz des Königs gehörten, aber auch Kornspeicher und ein Lebenshaus mit einer Bibliothek. Beklagenswert finden Sie es (II,205), dass mit den Zerstörungen an dieser Anlage „auch das Wissen dieser Zeit nahezu unwiederbringlich verloren gegangen ist“.

Am (II,206) „Papyrus Hearst“ aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. interessiert Sie vor allem, dass die in ihm beschriebenen Heilmittel auch von den Göttern benutzt wurden, womit sie ihre „spekulativen Gedanken“ bestätigt sehen, dass zum Beispiel der Gott „Osiris ursprünglich ein ganz real existierender König war“. Bei einem „Medikament, das ‚von Isis für Ra selbst gemacht wurde, um die Krankheit aus seinem Kopf zu vertreiben‘,“ drängt sich für Sie „der Gedanke auf, dass es sich bei diesem Heilmittel um ein lebensverlängerndes Medikament handelt. Vielleicht um eine Art Frischzellenkur.“

Beim (II,207) „Papyrus Carlsberg“ handelt es sich mit „über 500 Papyri“ um „die weltweit größte Sammlung literarischer Texte in demotischer Schrift“, die im Besitz der Universität Kopenhagen ist. Einige dieser Schriften befassen sich „mit den gynäkologischen Vorschriften und Prognosen zum Geburtsverlauf“, andere „mit Augenkrankheiten“. Hippokrates ist unter anderem „beim Traktat über das Herz und die Gefäße von diesem Papyrus beeinflusst.“

Auch für den (II,208) „Papyrus Chester Beatty“ und den (II,209) „Papyrus London“ zählen Sie lediglich eine Reihe von Krankheiten auf, mit denen er sich beschäftigt. Der „Papyrus Insinger“ enthält einen „Werbeslogan der altägyptischen Ärzte…: ‚Unterschätze eine unbedeutende Krankheit nicht, wenn es eine Medizin gibt; nimm die Medizin‘.“ Der „Papyrus Kairo“ wiederum enthält Informationen „über die Lebenshäuser“, die „stets Tempeln angegliedert waren und in denen die Ärzte ausgebildet wurden“, die „aber auch als Lager für Drogen“ dienten. Nicht näher beschrieben werden der „Papyrus Brooklyn“ und der „Papyrus Budapest“, die ebenfalls „medizinische Traktate“ bzw. „Hinweise“ enthalten.

Das alte Ägypten, die Hermetik und die Alchimie

Im (II,211) „Nachwort zum sechsten Kapitel“ sehen Sie es unter Berufung auf renommierte Institute und Wissenschaftler der Ägyptologie als bewiesen an, dass „nach dem heutigen Stand der Papyriforschung … der ägyptische Gott Thot mit dern Hermes Trismegistos identisch ist oder zumindest diesem zugehörig ist“ und „dass das hermetische Wissen der alten Ägypter seit Jahrtausenden in der Alchimie weiterlebt“.

Wenn Sie sich dahingehend äußern (II,213), „gerne eine tiefer gehende Interpretation von einer ganzen Reihe von Papyri durchführen“ zu wollen, frage ich mich, wie Sie das ohne eingehende altägyptische Sprachkenntnisse wohl in Angriff nehmen könnten. Aber sie beklagen, dass das ohnehin „zur Zeit vollkommen unmöglich“ ist,

„weil die unzähligen Papyri in den Museen wie Staatsschätze vor der Öffentlichkeit und vor allem vor allen Nichtägyptologen abgeschirmt werden. Außenseiter, wie wir Paläo-SETI-Historiker es sind, erhalten schon gar keinen Zugriff auf diese wichtigen Werke der Menschheitsgeschichte. Jeder Versuch, die sich allenthalben aufdrängenden Fragen behandeln zu wollen, bleibt im gegenwärtigen Stadium der Paläo-SETI-Forschung im Standesdünkel stecken.“

Es ist Ihnen aber auch bewusst, dass viele Papyri zunächst „restauriert“ und in anderer Weise aufbereitet werden müssen, bevor „man eine echte Auswertung vornehmen“ kann:

„Hier gibt es fraglos viel zu tun, aber wenn wir diese Arbeit niemals in Angriff nehmen, wird unendlich viel historisches Wissen ganz sicher verloren gehen.“

VII. Kapitel: Die Medizin der alten Ägypter

Eine Frage aus dem Nachwort des 6. Kapitels war noch offen geblieben (II,211):

„Können wir davon ausgehen, dass die Ärzte der alten Ägypter über ein medizinisches und biologisches Wissen verfügten, welches dem unseren gleicht?“

Diese Frage wollen Sie im 7. Kapitel (II,216) „in vielerlei Hinsicht“ mit Ja beantworten.

Eingangs beschäftigen Sie sich mit dem (II,217) „ca. 40 km nördlich von Assuan“ liegenden „Tempel von Kom Ombo“, in dem auf einem Relief ihrer Ansicht nach „medizinische Instrumente, ähnlich wie in einem modernen Operationssaal, in ausgebreiteter Form dargestellt wurden“. Diese Sichtweise wird etwa auf der Internetseite Atlas Obscura bestätigt, wo man auch das entsprechende Relief anschauen kann. Zwar wissen Sie, dass man (II,216) „in Fachkreisen“ darüber diskutiert, ob „es sich bei den abgebildeten Instrumenten nicht um chirurgische, sondern um Werkzeuge handelt, welche von Gold- bzw. von Silberschmieden benutzt wurden“, aber daran wollen sie sich (II,216f.)

„nicht beteiligen, denn alleine das Vorhandensein dieser medizinischen Gerätschaften spricht dafür, dass es – und alleine darauf kommt es uns letztlich an – diese Techniken gab. Insofern sprechen beispielsweise die dargestellten Instrumente am Tempel von Kom Ombo eine eindeutige Sprache und sie sind auf jeden Fall ein Beleg dafür, dass die alten Ägypter eine ganze Reihe von Operationstechniken kannten und auch beherrschten.“

Seltsam: Da scheint es eine nicht eindeutig entschiedene Fachdiskussion zu geben, aber Sie gehen ihr lieber aus dem Weg und beharren darauf, dass die Fakten eine in ihrem Sinne eindeutige Sprache sprechen. Wer mit der Wahrheit so umgeht, hat es natürlich nicht nötig, sich um beweiskräftige Argumente zu bemühen. Es ist ja auch viel einfacher, auf halbwegs plausiblen Annahmen dann noch weitere völlig unbeweisbare Schlussfolgerungen aufzubauen (II,218):

„Die Frage ist nun, warum in einem Tempel, der nach Einschätzung der Ägyptologen ausschließlich der Verehrung von Göttern diente, medizinische Instrumente abgebildet sind und dieser dann auch noch nach baustilistischen Richtlinien erstellt wurde, die nicht typisch für den Tempelbau sind? Zudem ergeben die Darstellungen von medizinischen Geräten an diesem Ort überhaupt keinen Sinn, denn die medizinische Kunst war niemals in einem Stand, in dem sie göttliche Verehrung genossen hätte. Handelte es sich, diese Frage drängt sich uns förmlich auf, beim Tempel von Kom Ombo vielleicht um gar keinen Tempel? War es, was sich unsere Ägyptologen nicht vorstellen können, womöglich ein medizinisches Zentrum, in dem alte Wiederbelebungstechniken praktiziert wurden?“

Überhaupt betrachten Sie (II,234) die ägyptischen Tempel als „Orte der Medizinausübung“, denn der „Ort, an dem im alten Ägypten die Ärzte tätig waren, wurde Lebenshaus genannt“. Solche „Lebenshäuser“ wiederum waren verbunden „mit der Existenz einer Ausbildungsstätte für Ärzte und einer Bibliothek“, und sie haben, wie Sie betonen (II,235), unter

„Ägyptologen … den Stellenwert von Universitäten. Man könnte auch sagen, da in einem Lebenshaus Ausbildung und Therapie vereint waren, dass sie nach heutigen Maßstäben gemessen so etwas Ähnliches wie Universitätskliniken gewesen sind. Der Sinn eines Lebenshauses, dies geht aus vielen Papyri recht deutlich hervor, diente hauptsächlich dazu, die Schöpfung zu erhalten. Eben jene Schöpfung, die von den ÄLoHIM durchgeführt wurde und die wir nach Lage der Dinge als außerirdische Lebensform identifizieren müssen.“

Außerirdischer Ursprung des ärztlichen Wissens der alten Ägypter

Schon (II,227) „griechische und römische Geschichtsschreiber“ äußerten sich bewundernd über die ägyptische Medizin. Homer meint in der Odyssee, „dass in Ägypten jeder ein Arzt sei, erfahrener als alle anderen Menschen“, Herodot schreibt: „Jeder Arzt ist nur für eine einzige Krankheit da und nicht für mehrere“, und der

„große griechische Mediziner Galen berichtet in seinen Werken, dass griechische Ärzte, bevor sie einen Menschen therapierten, medizinische Papyri konsultierten. Diese Papyri sollen aus der berühmten Bibliothek des Arztes Imhotep stammen. Und Clemens von Alexandrien berichtet um 200 n. Chr. von sechs medizinischen Büchern, in denen alles Wissenswerte über den Bau des menschlichen Körpers, die möglichen Krankheiten des Menschen steht. Auch soll in diesen Büchern verzeichnet gewesen sein, mit welchen Geräten und Heilmitteln diese Krankheiten zu behandeln sind.“

Auch aus den altägyptischen Papyri selbst geht nach Ihrer Auffassung (II,220) „die Existenz einer beruflichen Hierarchie“ hervor. Sie bestätigen,

„dass von Anfang an in der altägyptischen Ärzteschaft, was aus den unterschiedlichen Arzttiteln recht deutlich hervorgeht, eine Spezialisierung zu beobachten ist: So gab es unter anderem Pathologen, Augenärzte und Zahnärzte. Ja sogar vom Stand der Tierärzte wird in den Papyri berichtet. Interessanterweise haben viele Ärzte, wir müssen der Wichtigkeit halber diesen Fakt immer wieder hervorheben, auch den Titel eines Priesters inne gehabt und darüber hinaus, was auf den Thot und damit auf den Hermes Trismegistos hindeutet, auch den eines Schreibers.“

Die „Verbindung Arzt und Priester, die Ausbildung der Ärzte in den Lebenshäusern, die den Tempeln angegliedert waren und der Faktor, dass den Priestern letztlich die Ausbildung der Ärzte oblag“, wollen Sie jedoch nicht so gedeutet wissen, dass man „die altägyptische Medizin in Verbindung mit Zauberei, Magie und Gesundbeten“ bringen dürfte. Vielmehr war Ihnen zufolge „der altägyptische Arzt von einem modernen Arzt kaum zu unterscheiden.“

Immerhin erwähnen Sie an anderer Stelle (II,228), wie der Papyrus Ebers das enge „Verhältnis zwischen der ritualisierten Magie und fachlich orientierter Medizin im Alten Ägypten“ beschreibt: „Wirksam ist der Zauber (nur) zusammen mit dem Heilmittel, wirksam ist das Heilmittel (nur) zusammen mit dem Zauber“. Das deutet auf eine ganzheitliche Medizin hin, die geistig-seelisch-spirituelle und somatische Elemente der Heilung gleichermaßen im Blick hat.

An einer dritten Stelle (II,241) betonen auch Sie selbst, „dass ein kranker Mensch zur Genesung auch seelische Unterstützung benötigt. In Anbetracht dessen, dass man heute weiß, dass ein großer Teil aller Erkrankungen psychosomatischer Natur ist, wäre eine derartige Therapieform auch heute noch zu wünschen.“

Aber im Großen und Ganzen legen Sie auf andere Gesichtspunkte weitaus mehr Wert. So wollen Sie im Gegensatz zu Historikern und Ägyptologen das Wissen der altägyptischen Ärzte etwa (II,222) „über die Anatomie“ und ihre „therapeutische Praxis“ nicht allein „auf die Einbalsamierungspraktiken“ und „die frommen Rituale der Mumifizierung“ zurückführen, unter anderem weil „der Zutritt zu den Totenhäusern den Ärzten streng verboten war“ und weil bisher kein Papyrus gefunden wurde, in dem (II,221) „so etwas wie klinische Studien“ beschrieben wird. Stattdessen sind Sie

„der Ansicht, dass das meiste Wissen nicht von den Ägyptern selbst stammt. Ebenso wenig wurde es von anderen Völkern übernommen. Hierzu ist es viel zu exakt und wir müssten uns Fragen, warum kein anderes Volk, mit Ausnahme der Babylonier und Hebräer, seine medizinischen Kenntnisse niedergeschrieben hat. Insofern denken wir, was auch deutlich aus dem Alten Testament hervorgeht, dass die Wissensvermittler die Schöpfer der Menschheit waren und der Ursprung dieses Wissens, welches sich allerdings im Verlauf der Jahrtausende immer mehr verflüchtigte, jene extraterrestrische Lebensform war, die wir als die im Alten Testament beschriebenen ÄLoHIM identifizierten.“

Ebenso induktiv und kurzschlüssig begründen Sie (II,224), dass „die altägyptischen Ärzte bereits die Hefe als Antibiotikum für Heilzwecke einsetzten und somit die heilende Wirkung von Antibiotika gekannt haben müssen“, woraus wiederum folgen soll, dass „es einen Zeitpunkt in der Geschichte Altägyptens gegeben haben [muss], an dem man auch Kenntnisse von der zellularen Ebene des Menschen hatte.“ Und da angeblich solches „biologisches Wissen … nur dann erlangt werden [kann], wenn man auch die technischen Voraussetzungen dafür besitzt“, diese aber nicht belegt werden können, kann dieses Wissen nur außerirdischer Herkunft sein. Allerdings denke ich, dass ein Erwerb von Erfahrungswissen einfach durch Ausprobieren von Mitteln wie Hefe für Heilzwecke sehr gut vorstellbar ist, auch ohne dass man die biologischen Grundlagen dafür erforscht haben muss.

Wie ist es angesichts des dargestellten überragenden medizinischen Wissens der alten Ägypter aber zu erklären, dass (II,267) der gute „Ruf der altägyptischen Ärzte … nur in den frühesten Epochen der altägyptischen Geschichte begründet“ ist? Warum war es „in späteren Zeiten … um die Gesundheit der ägyptischen Bevölkerung sehr schlecht gestellt“, warum war die Lebenserwartung nicht besonders hoch?

Immer wieder führen Sie solche problematischen Seiten der altägyptischen Kultur bzw. Medizin (II,223), übrigens zum Beispiel auch die Konkurrenz unter Ärzten oder fragwürdige Therapiemethoden, auf Degenerationserscheinungen des von den Außerirdischen empfangenen Wissens zurück (II,223f.):

„Die alten Ägypter wussten offenbar, dass sie sich in einer Phase der Degeneration befanden und versuchten deshalb, zumindest einen Teil des von den Schöpfern übernommenen Wissens aufzubewahren. Ein Vorhaben, welches nur sehr schlecht gelang, weil in der Vergangenheit immer wieder dieses Wissen, welches den Menschen ein gesundes Leben garantieren sollte, vernichtet wurde.“

War Imhotep der Begründer der Medizin?

Mit (II,225) der historischen Gestalt des Imhotep aus der Zeit um 2650 v. Chr. verbinden Sie eine ganze Reihe von für sie feststehenden Tatsachen, die nach einer flüchtigen Recherche im Internet aber kaum einer gründlichen Überprüfung standhalten. Zwar wurden ihm später medizinische Schriften zugeschrieben, es ist aber nicht bewiesen, dass er wirklich als Arzt gewirkt hat. Ihrer Behauptung, dass „er schon zu Lebzeiten … von den Menschen als Halbgott verehrt“ wurde, stehen Aussagen im Internet gegenüber, dass diese Verehrung erst über Tausend Jahre später erfolgte. Und dass (II,226) „Hippokrates aus Kos“ (ca. 460-370 v. Chr.) medizinisches Wissen aus ägyptischen Quellen schöpfte, mag stimmen, aber ob es das Wissen war, das „bereits von Imhotep beschrieben wurde“, ist nicht beweisbar.

Für Sie ist Imhotep deswegen besonders interessant, weil er in späterer Zeit „mit Äskulap gleichgesetzt“ und „vor allem mit Ptah und Thot in Verbindung gebracht“ wurde und „deshalb als Schutzherr der Weisheit, besonders aber der Medizin“ galt:

„Diese Verbindung lässt den Verdacht aufkommen, nachdem das Symbol des Äskulap, ebenso wie das Symbol des Hermes Trismegistos, der Schlangenstab ist, das Ptah, Thot und Imhotep jenes Dreigestirn bilden, welches später zum Hermes Trismegistos vereint wurde.“

Auch die Betrachtung anderer (II,230) „Heil-Götter der Ägypter“ von Thot bis Taweret, von (II,228f.) Sachmet bis Isis, läuft Ihnen zufolge letztendlich wieder auf (II,230) Imhotep hinaus, der an „der Spitze der Verehrung“ stand:

„Ein Mensch, der zum Gott erhoben wurde. Betrachtet man nun die anderen Gottheiten genauer, dann handelt es sich bei Osiris ebenfalls um einen Menschen und auch bei Isis und Thot können wir davon ausgehen, dass es ursprünglich Menschen waren, die aufgrund ihres Wissen und der Fähigkeit, kranke Menschen von ihren Leiden zu befreien, vergöttlicht wurden. Auch diese Option erlaubt uns den Rückschluss, dass nicht nur die Menschen existiert haben, sondern auch das Wissen, wie man Menschen zum Leben erwecken kann.“

Chirurgie, Anästhesie und Empfängnisverhütung

Dass bereits im alten Ägypten (II,237) „chirurgische Eingriffe vorgenommen wurden“, sehen Sie als bewiesen an, weil zumindest „die Beschneidung“, die „zu den chirurgischen Praktiken gezählt werden“ muss, nach einem Relief „im Grab des Arztes Anchmahor in der Nekropole von Saqqara“ in Ägypten nachweislich durchgeführt wurde. Und dieser Beweis ist für Sie wiederum Voraussetzung für weitreichende induktive Schlussfolgerungen nach ihrem inzwischen, wenn nicht bewährten, so doch oft angewandten Muster:

„Und alleine darauf kommt es an, denn genetische Manipulationen, denen Zellentnahmen vorausgehen, setzen die Kenntnisse von chirurgisch-medizinischen Verfahren voraus. Für die alten Ägypter, aber auch für die alten Hebräer trifft dies mit Sicherheit zu, denn auch diese beschnitten ja die Jungen. Den Beweis liefern hier das 1. Buch MoSchäH und die Geschichte von ABhRaM und seiner Frau SsaRaH. Jenem Elternpaar also, das nach dem bekundeten Willen der himmlischen ÄLoHIM in die Geschichte als die Stammeltern von Nationen eingehen sollten.“

Obwohl es eigentlich überflüssig sein sollte, halte ich trotzdem noch einmal fest: Sie benutzen den Nachweis chirurgischer Eingriffe bei den alten Ägyptern oder Hebräern, um mit ihnen zu beweisen, dass schon damals genetische Manipulationen stattgefunden haben. Nach derselben Logik müssten im 20. Jahrhundert bereits jede Menge an genmanipulatorischen Operationen stattgefunden haben, denn Chirurgie gibt es ja zweifelsfrei schon lange. Aber das Klonen ist noch heute kein gängiges Verfahren. Die genannte Schlussfolgerung beweist also gar nichts.

Den kaum belegbaren Hinweisen auf chirurgische Eingriffe bei den alten Ägyptern fügen Sie (II,238) unter der Überschrift „Anästhesie im alten Ägypten“ die „Vermutung“ hinzu, „dass man bei Patienten vor einer anstehenden Operation auch eine Anästhesie durchführte“. Zeugnisse in alten Mythen, „die eindeutig belegen und bestätigen, dass pflanzliche Extrakte eingesetzt wurden, um Patienten in Schlaf zu versetzen“, suchen und finden Sie jedoch nicht etwa in den altägyptischen Papyri, sondern nur an zwei Stellen des Alten Testaments, nämlich in 1. Mose 15,12 und 2,21 (29):

„Diese beiden Bibelstellen belegen eindeutig, dass sowohl im alten Ägypten als auch bei den Hebräern dieser Zeit zu medizinischen Zwecken Anästhesien vorgenommen wurden. Die zweite Bibelstelle bestätigt dabei sogar unsere Vermutung, dass Narkosen eingesetzt wurden, wenn von den ÄLoHIM bei ausgewählten Personen genetische Manipulationen vorgenommen werden sollten. Wie gesagt: den Beweis für diese Aussage liefert ebenfalls das 1. Buch MoSchäH Kapitel 2 Vers 21, denn dort heißt es weiter: ‚…Und er nahm von seinen Zellen und verschloss mit Fleisch an ihrer Statt.‘“

Gegen diese Argumentation ist wiederum eine ganze Menge einzuwenden. Erstens bleibt völlig offen, was diese Belege aus der hebräischen Bibel für das alte Ägypten beweisen sollen. Zweitens ist an keiner der beiden Stellen irgendein Hinweis auf ein Anästhetikum zu finden, und im Zusammenhang mit Abraham wird kein chirurgischer Eingriff erwähnt. Und drittens erzählen die Geschichten einfach bildhaft von Erfahrungen, die Menschen mit Gott machen, aber nicht von medizinischen Errungenschaften der Antike.

Methoden (II,239) der „Empfängnisverhütung“ weisen Sie in den Papyri Kahun und Ebers nach, auch „Fruchtbarkeitstests“ sollen den Papyri Kahun und Berlin zufolge durchgeführt worden sein. Und diese Errungenschaften bringen sie wieder in einen Zusammenhang mit angeblich aus der Bibel gewonnenen und in einem anderen Ihrer Bücher (Dieter Vogl, „Der 7. Tag der Schöpfung“) beschriebenen Erkenntnissen (II,240):

„Wie wichtig sowohl die Empfängnisverhütung als auch die Fruchtbarkeitstests waren, geht aus der Bibel hervor, wenn wir uns die Tatsache vor Augen halten, dass die himmlischen ÄLoHIM genetische Manipulationen, was sinnvoll und logisch ist, immer nur an einzelnen Personen aus der menschlichen Population vornahmen, die bei diesen Fruchtbarkeitstest besonders gut abgeschnitten hatten. Die biblischen Berichte von Adam und Eva, Abram und Sarai, Zacharias und Elisabet, Elkana, Peninna und Hanna, aber auch die vom Maria und Josef, belegen diese Ansicht recht gut. Näher auf diesen Aspekt an dieser Stelle einzugehen, würde den Rahmen dieses Buches sprengen.“

Wieder einmal meinen Sie, für eine Behauptung keinen Beweis vorlegen zu müssen, weil Sie das ja in einer anderen Veröffentlichung angeblich bereits getan haben. Die biblischen Berichte über die genannten Paare auf positive Fruchtbarkeitstests zurückführen zu wollen, entbehrt jedenfalls jeder Logik, handelt es sich doch bei Sara und Elisabeth gerade um Frauen, die bis ins hohe Alter hinein unter Unfruchtbarkeit gelitten hatten. Die Pointe der meisten dieser Geschichten ist gerade das Wunder, dass entgegen jeder menschlichen Erwartung ein Kind geboren wurde.

Frauengesundheit und Zahntechnik

Sehr ausführlich gehen Sie auf Themen der (II,245ff.) „Frauengesundheit“ sowie der Diagnose und Therapie von „Frauenkrankheiten“ ein. Selbstverständlich kannten (II,243) „die alten Ägypter bereits den Zusammenhang zwischen Monatsblutung und Eisprung“ und sahen „die Menstruation in einem engen Zusammenhang mit dem Baum des Lebens“, bei dem es sich Ihnen zufolge (II,244) „um eine Abstraktion des Ovariums“ handeln soll, genauer gesagt halten Sie „Abbildungen auf ägyptischen Papyri, die den Baum des Lebens darstellen, mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit“ für „die vereinfachte Darstellung eines so genannten Sigitalschnitts des Ovariums“.

Dass (II,248) „nicht nur die Ägypter und Babylonier den Verlauf und die Ursache einer Schwangerschaft“ kannten, „sondern auch die Hebräer, während eine ganze Reihe ihrer Nachbarvölker kein Verständnis von der biologischen Vaterschaft hatten und aus diesem Grund auch nicht den notwendigen Zusammenhang zwischen Geschlechtsverkehr und Empfängnis als Ursache der Zeugung eines Kindes betrachteten“, führen Sie nach ihrem inzwischen zur Genüge bekannten Muster darauf zurück, „dass es in diesem Punkt eine Aufklärung gegeben haben muss. Wer diese Aufklärung durchführte, steht, zumindest für uns, außer Frage: Es waren die Schöpfer der Menschheit.“

Weiterhin erwähnen Sie die (II,253) „Fähigkeiten der altägyptischen Zahnärzte“, die durchaus funktionsfähige „Brücken“ herstellen konnten und wussten, „dass Gold im Mundraum ein recht verträgliches Material ist“. Sie beklagen allerdings (253f.), „dass bei den früheren Mumien bessere Zahntechniken zur Anwendung kamen, als bei den späteren. Es hat den Anschein, als ob das Wissen im Laufe der Zeit vergessen wurde“ und (II,254) „die magische Richtung in der Medizin den praktischen Zweig immer mehr verdrängte.“

Pharmakologie und Kosmetik

Sowohl unter den Überschriften (II,241) „Medikamente“ und (II,263) „Arzneien und Rezepturen“ als auch im Abschnitt (II,249) „Menstruationsblut als Rezeptbestandteil“ besprechen Sie die (II,241) „Herstellung von Medikamenten“, die „im alten Ägypten eine ganz normale Angelegenheit gewesen zu sein“ scheint. Versuche der heutigen Wissenschaft ergaben Ihnen zufolge (II,242), „dass die Heilmittel der Ägypter recht wirkungsvoll waren.“

Zur Spezialisierung der Medizin im alten Ägypten (II,266) zählen Sie daher auch die Arbeit der „Pharmakologen“ und der „Botaniker“. Die Rezepturen der Arzneien wurden (II,263) „überwiegend aus pflanzlichen und tierischen Stoffen“ hergestellt und enthielten „bis zu 37 Ingredienzen“. Nach „den Papyri“ waren es „mindestens 160 Pflanzenprodukte, wie beispielsweise Myrrhe, Datteln oder Sellerie, die für solche Rezepturen verwendet wurden“. Aber auch die (II,264) „Heilkräfte der Mineralien“ waren den alten Ägyptern bekannt.

Insgesamt (II,265) 64 Heilpflanzen stellen Sie als Ergebnis einer Durchforstung der „einzelnen medizinischen Papyri nach Rezepturen für Arzneimittel“ zusammen, meinen anschließend allerdings einschränkend:

„Sicher finden wir einige dieser Heilpflanzen nicht bei den alten Ägyptern, sondern erst bei den Griechen und Römern, aber es ist nun einmal eine Tatsache, dass die antike Medizin, und vor allem auch die Therapien und Rezepturen, in einem direkten Zusammenhang steht. Die Griechen haben sich in ihren Schriften auf die Ägypter bezogen, die Römer wiederum haben sich an den griechischen Vorbildern orientiert. Insofern können wir sagen und demzufolge auch davon ausgehen, da die ursprünglichen Rezepturen durch das ständige Kopieren über die Jahrtausende hinweg mit Sicherheit inhaltlich mitunter sehr stak gelitten haben, dass die alten Ägypter die selben Ingredienzien verwendeten, wie die anderen Völker auch.“

Diese Argumentation verwirrt mich. Haben Sie nun alle 64 von ihnen aufgezählten Pflanzen in den medizinischen Papyri der Ägypter gefunden – oder doch nicht alle? Aber wie soll dann die Tatsache, dass beim Abschreiben etwas hinzugekommen ist, was in den alten Texten noch nicht vorhanden ist, beweisen, dass die Texte gelitten haben, bzw. dass dieses Neue auch schon in der alten Medizin vorhanden war?

Im Zusammenhang (II,255) mit der altägyptischen Kosmetik betonen Sie einerseits, dass für die synthetische Herstellung mancher Substanzen wie der „Bleichloride Laurionit und Phosgenit … große chemische Kenntnisse“ vorausgesetzt werden müssen, und andererseits (II,255f.), „dass die alten Ägypter schon damals Kosmetika nicht nur zu Schönheitszwecken herstellten, sondern auch solche entwickelten, die eine medizinische Wirkung hatten. Ist man genau, dann ist dies eine Sensation, denn wir sind heute sehr weit davon entfernt, solche Produkte herzustellen.“ Sie nehmen sogar an, dass die alten Ägypter (II,257) „damals über Rezepturen nachdachten und sogar über solche verfügten, die dem Menschen ewige Jugend verleihen sollten.“

Für Duftstoffe zum Einsatz in der Kosmetik oder auch einer Art von (II,259) „Aromatherapie“ (II,258),

„erfanden [Ihnen zufolge] die alten Ägypter den Destillierkolben, um damit Alkohol, den Weingeist, der durch Destillation gewonnen wurde, herzustellen. Von diesen übernahmen die Araber den Destillierkolben und auf diesem Wege kam er auch in die alchimistischen Labors nach Europa. Für uns ist nun interessant, dass der Destillierkolben bereits von den alten Ägyptern gekannt wurde, denn gerade im biologischen Bereich sind derartige labortechnischen Utensilien unbedingt notwendig, wenn man beispielsweise biologische Versuche und Manipulationen durchführen möchte.“

Befragt man eine Internetseite wie Anthrowiki, dann ist diese Darstellung der Erfindung des Destillierkolbens zumindest ungenau. Denn dort heißt es:

Das Verfahren der Destillation war bereits bei den Ägyptern und in der griechischen Antike zur Herstellung von ätherischen Ölen gebräuchlich. Ursprünglich erhitzte man Pflanzenteile in einem offenen Kessel, über dem auf einem Gitter Wolle in mehreren Schichten ausgebreitet war. Die aufsteigenden Dämpfe kondensierten in den Wollschichten und das Wasser-Öl-Gemisch konnte nun ausgepresst und getrennt werden. Die Araber verfeinerten dieses Verfahren – vermutlich im 9. oder 10. Jahrhundert – mit der Erfindung des Alambic, indem sie über dem Kessel einen helmartigen Deckel mit einer inneren Auffangrinne für das Kondensat anbrachten. Der aus der erhitzten Flüssigkeit aufsteigende Dampf kondensierte an den Wänden des Aufsatzes, das Kondensat sammelte sich in dessen unterem Rand und floss durch den schnabelartigen Ausguss in ein Sammelgefäß ab.

Das heißt, die Ägypter kannten Prinzip und Verfahren der Destillation, der „Alambic“ genannte Destillierkolben wurde aber erst von den Arabern erfunden.

Sehr interessant finde ich den von Ihnen erwähnten, aber wenig gewürdigten altägyptischen Zusammenhang (II,260) nicht nur „zwischen der allgemeinen Schönheitspflege und der Medizin“, sondern auch (II,260f.) „zwischen Schönheitspflege, man denke hier nur an die Reinigungsrituale der Priester und der praktizierten Religion“ (II,261):

„Das Heilende wurde in unmittelbare Nähe des Heiligen gestellt, denn im Denken der alten Ägypter verkörperten das Gesunde und das Langlebige die himmlische Ordnung. Wobei der Mensch als eigenständiger Kosmos betrachtet wurde, was sich von dem hermetischen Gesetz ‚Unten wie Oben‘ ableitete. Das Heilige der Religion wurde dabei mit dem Heilenden der Medizin gleichgestellt. Weshalb auch die meisten altägyptischen Ärzte auch einen Titel als Priester getragen haben.“

Der Isisknoten als Tampon oder als Instrument zum Klonen?

Isisknoten mit der Kartusche von Seti I., Egyptian Museum Cairo, Bild: Juan R. Lazaro, Seti Ankh, CC BY 2.0

Zum Abschluss des Kapitels über die Medizin der Ägypter gehen Sie (II,269) auf einen Gegenstand ein, „der in den Augen der Wissenschaftler einen Tampon darstellen soll, den die Frauen angeblich bei der Monatshygiene benutzt haben. Der Name dieses Gegenstandes lautet in Fachkreisen Tit, Tet, Isisblut oder Isis-Knoten.“ Sie verweisen in diesem Zusammenhang auf eine Abbildung, die im Text aber nicht erscheint. Zur Illustration zeige ich hier die Wiedergabe eines Isisknotens, die ich im Internet gefunden habe. Denn die „Göttin Isis“ soll einen Tampon aus Leinen benutzt haben, „während sie mit Horus schwanger war und Seth mehrmals versuchte, das Kind im Mutterleib zu töten.“

Mit diesen Sätzen widersprechen Sie zunächst einmal ihrer eigenen Darstellung achtzehn Seiten zuvor (II,251), dass „bis heute von der Wissenschaft kein entsprechendes Artefakt [der Monatshygiene] aufgefunden bzw. nicht als solches erkannt und anerkannt wurde.“ Sich zwei Seiten lang darüber aufzuregen (II,252), dass „in der männlich dominierten Fachwelt“ das Thema der „Monatshygiene der Frau“ ein „Tabu-Thema ist, über das man nicht spricht“, und in einem ganz anderen Zusammenhang beiläufig zu erwähnen, dass in der Wissenschaft dieses Thema offenbar doch behandelt wurde, ist alles andere als fair.

Ihr Problem ist allerdings, dass Sie genau diesen Gegenstand, den manche Wissenschaftler als Tampon interpretieren, eben gar nicht als solchen sehen wollen. Daher widersprechen Sie der Einschätzung (II,270), dass „die Göttin Isis … die Erfinderin des Tampons“ war. Sie gehen vielmehr

„davon aus, dass es sich dabei um einen Gegenstand handelte, mit dem man einer Frau während des Eisprungs, der etwa alle 28 Tage erfolgt, ein reifes Ei aus einem der beiden Eierstöcke entnehmen konnte, denn während des Eisprungs wird das Ei im wahrsten Sinne des Wortes in die trichterförmige Öffnung des Eileiters geschleudert und in die Gebärmutter geleitet. In den ersten 6 bis 24 Stunden dieser Wanderung durch die Eileiter zur Gebärmutter kann die Eizelle durch den männlichen Samen befruchtet werden. Sie nistet sich dann in die weiche Gebärmutterschleimhaut ein. Bleibt die Eizelle unbefruchtet oder nistet sich eine befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutterschleimhaut ein, wird sie zusammen mit der Schleimhaut bei der Monatsblutung abgestoßen. Hier könnte man dann das unbefruchtete Ei mit dem Tet entnehmen, außerhalb des Mutterleibes in einer Retorte befruchten und dann aus dem befruchteten Ei zum Beispiel einen Klon herstellen. Zugegeben, dies ist eine Spekulation. Aber sie steht vor allem im Konsens mit dem Papyrus des Chonsumes, auf dem ja zweifellos eine Zellteilung dargestellt wird.“

Wieder einmal versuchen Sie also mit weit hergeholten phantasievollen Konstruktionen ihre Hypothese zu bestätigen, „dass die Ärzte der alten Ägypter – zumindest die aus dem Alten Reich und womöglich sogar noch weitaus früher, das Klonen beherrschten.“

VIII. Kapitel: Der Osiris- oder Sonnenkult

Nach Ihrer Ansicht (II,272) geht der „Wiederauferstehungskult“, der mit dem „Sonnengott Ra“ und dem „Totengott Osiris“ zusammenhängt,

„faktisch auf die Regierungszeit eines Pharaos zurück…, welcher einer ägyptischen Legende nach, nach achtundzwanzigjähriger Herrschaft einer Verschwörung zum Opfer fällt, die sein Bruder Seth anzettelt, und danach, auf Betreiben seiner Schwester Nephthys und seiner Frau Isis, eine körperliche Wiederauferstehung erfährt.“

Mit (II,274) „Kapitel CLIV des Ägyptischen Totenbuches“ belegen Sie ihre Auffassung, dass „die altägyptischen Götter auch nur sterbliche Lebewesen im biologischen Sinne gewesen sind, eingereiht in den Kreislauf alles Lebendigen“, denn dort heißt es:

„Und so vergeht der Mensch…
Er vergeht unter dem starren Blick des Gottes Shu,
Wie alle Göttinnen und Götter vergehen…“

Widersprüchlich wird Ihre Argumentation dort, wo Sie es im Falle eines Mordes wie bei Osiris für kaum plausibel halten,

„dass sein Mörder einige Zellen des von ihm Ermordeten entnimmt, diese aufbewahrt oder seiner trauernden Witwe übergibt, so dass der Tote dann irgendwann wiederbelebt werden kann.“

Aber genau dieser Osiris soll doch angeblich von Isis wiederbelebt worden sein. Wobei ich auch nicht weiß, wie Sie sich das vorstellen. Wenn Osiris geklont wurde, dann ist sein vorheriger Körper trotzdem gestorben, verwest oder einbalsamiert worden. Sein bisheriges Leben mit seiner unverwechselbaren Biographie wird durch ein Kloning nicht unendlich verlängert.

Die Einschätzung der Wissenschaft, „dass Osiris immer stärker mit der Sonne identifiziert wurde und er mehr für die Lebendigen als für die Toten zuständig war“, geht nach Ihrer Auffassung „vor allem auf das im Zusammenhang mit Oriris verwendete Symbol zurück“ (II,275): „Grundsätzlich stellt die Sonnen-Glyphe nichts anderes dar als einen Kreis mit einem Punkt in der Mitte.“ Und (II,275f.)

„obwohl sich beispielsweise die religiösen und politischen Verhältnisse wandelten und es dadurch in der Bevölkerung zu immer neuen Glaubensvorstellungen kam, [änderte sich] der Symbolgehalt der Sonnen-Glyphe nie. Ebensowenig wie es bei den Symbolen des Mundöffnungsrituals, oder in der Interpretation des Skarabäus, in der religiösen Geschichte Ägyptens zu jenen Akzentverschiebungen kam, die bei den anderen Symbolen der ägyptischen Religion zu beobachten sind. Diese drei Symbole wurden niemals in ihrer Aussagekraft angetastet.“

Die Ra-Glyphe – der eingekreiste Punkt – als Symbol der Zelle?

Die (II,277) „Ra-Glyphe“, die nach der „Interpretation der Ägyptologen“ die „Sonne“ oder „Licht oder Zeit“ bedeuten soll, hat Ihnen zufolge „im Zusammenhang mit den Königs-Siegeln … mit Sicherheit eine vollkommen andere Bedeutung“, nämlich (II,277f.)

„dass dieses Zeichen ein Synonym darstellt, welches zum Ausdruck bringen will, dass der Verstorbene körperlich erweckt werden möchte. …

In der Hauptsache aufgrund der molekularbiologischen Erkenntnisse von heute sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass auch schon die alten Ägypter mit diesem Symbol eine Zelle dargestellt haben. … Diese Behauptung, sowie unsere Interpretation dieses Symbols, wird anhand moderner Darstellungen, die wir in allen biologischen Schul- und Fachbüchern vorfinden, bestätigt.“

Aber wie soll diese Behauptung in Schul- und Fachbüchern bestätigt werden? Weil hier wie dort ein Kreis mit einem Punkt als Symbol erscheint? Wenn meine zweijährige Enkelin einen Kreis mit einem Punkt in der Mitte malt, weiß sie dann ebenfalls über das Innenleben einer Zelle Bescheid? Wie abwegig Ihre Beweisführung ist, zeigt sich bei einem kurzen Blick auf die Fülle der Möglichkeiten, was ein eingekreister Punkt nach Wikipedia alles bedeuten kann. So wenig wie alle Hunde Dackel sind, bedeuten alle eingekreisten Punkte menschliche Körperzellen.

Der Skarabäus: Hat der „Werdende“ etwas mit JHWH zu tun?

Der (II,279) „Skarabäus“, der später in der „Erscheinungsform“ des „Ra-Atum“ unter dem „Namen Chepri, ‚Der Werdende‘… das Symbol der aufgehenden Sonne“ wurde, „rollt … eine Mistkugel vor sich her, die mit einem Ei gleichgesetzt wird, aus dem neues Leben entsteht“, und wird auf diese Weise „ein Sinnbild für die Selbstschöpfung“. Insofern ist er Ihnen zufolge

„ein Symbol für das allgebiets Fortdauernde und da er stets aktiv ist, wird er zum dynamisch Werdenden. Diese Begriffe, wir werden auf sie noch später ausführlicher eingehen, sind eindeutige Fingerzeige auf JHWH.“

Und wieder schließen Sie induktiv aus einer sehr allgemeinen Interpretation zweier verschiedener Begriffe bzw. Symbole aus zwei verschiedenen Kulturkreisen, dass beides unmittelbar miteinander zu tun haben muss. In ihrer Argumentation gehen Sie sogar noch weiter (II,279f.):

„Ja noch mehr, das ägyptische Symbol der Sonne, der Kreis mit dem sich im Mittelpunkt befindenden Punkt, ist auch das Zeichen JHWHs. Sollte es bedeuten, dass auch die alten Ägypter die Bedeutung und das Geheimnis von JHWH kannten? Es wäre naheliegend, denn Osiris, der Kulturbringer der Ägypter, kam ja aus jener Gegend, in der die Menschen JHWH als Gott verehrten.“

Auch diese Argumentationen enthalten wieder Fehlschlüsse. Zwar kann das vielfältig interpretierbare Kreissymbol mit dem Punkt auch ein Symbol für das Göttliche sein, aber es ist gerade nicht speziell auf den jüdischen Gottesnamen JHWH festgelegt. Mit derselben Art der Schlussfolgerung könnte bewiesen werden, dass die alten Ägypter alle göttlichen Kräfte aller Zeiten kannten. Und dass Osiris aus Israel kam, müsste bewiesen werden; ich habe noch nie davon gehört.

Kloning im alten Ägypten (III) – das Mundöffnungsritual

In dem (II,281) „Zeichen des Erdhackens“, das Sie bereits bei der Beschäftigung mit dem „Papyrus des Chonsumes“ besprochen haben (Sie verweisen allerdings darauf, dass wir „diesem Zeichen später noch … begegnen“ werden), erkennen Sie „offensichtlich ein Instrument…, welches für das Mundöffnungsritual verwendet wurde.“ Und im Blick auf den Gott Anubis, der im Zuge dieses Rituals hauptsächlich „die Wägung der Herzen der Menschen“ vorzunehmen hatte, haben Sie eine angeblich plausiblere Idee, Sie stellen sich nämlich

„die Frage, ob Anubis, bevor er zum Gott erhoben wurde, nicht vielleicht ein Molekularbiologe war, der den Menschen nicht nach ideellen Werten bei dieser Zeremonie zu beurteilen hatte, sondern viel mehr prüfen sollte, ob das in den Zellen enthaltene Erbgut eines Menschen für eine körperliche Wiederkehr, sprich für ein Kloning, geeignet ist.“

In diesem Zusammenhang ist es für Sie auch eine (II,282) „berechtigte Vermutung“, dass es sich bei den am Mundöffnungsritual beteiligten

„vier Söhnen des Horus eigentlich nur um Klone des Osiris gehandelt haben dürfte, weil Isis den Horus, dem Mythos nach, nach dem Tod von Osiris zeugte indem sie sich selbst befruchtete.“

Und „die Hieroglyphe…, die von den Ägyptologen als Symbol des Erdhackens gedeutet wird“, soll Ihnen zufolge „eine Mitteilung“ darstellen, „die im Grunde genommen nichts anderes besagt als: ‚Ich möchte wiederbelebt werden‘.“

Sie begründen diese Ansicht mit der Abbildung von Gerätschaften auf dem Papyrus Hunefer, „auf dem die Mundöffnungszeremonie dargestellt wird“, bei denen es sich nach Dr. Andreas Ocklitz (30) „um Instrumente“ handeln soll,

„die unter anderem in der Notfallmedizin zur Wiederbelebung eingesetzt werden. Bei einer der Darstellungen soll es sich um ein Laryngoskop handeln, bei einer anderen um einen Luftröhrentubus. Ein Laryngoskop ist in seiner einfachsten Form nichts anderes, als ein an einem Stil befestigter Spiegel, der zur Inspektion des Kehlkopfes dient und dann benutzt wird, wenn man einen Luftröhrentubus legen will, der zur künstlichen Beatmung eingesetzt wird.“

In einer späteren Betrachtung des Papyrus Hunefer wollen Sie noch einen Schritt weitergehen, „denn wie der Papyrus Hunefer deutlich zeigt, könnte damit auch eine auf den genetischen Faktoren des Klonens basierende Wiederbelebung des Körpers dargestellt worden sein“.

Die Ka-Glyphe – Symbol der Erbsubstanz in jeder Zelle?

„Der Ka ist in der altägyptischen Mythologie ein Aspekt des Seelischen, der den physischen Tod des Menschen überdauert“, so beginnt in Wikipedia eine eingehende Beschäftigung mit einem vielschichtigen Begriff, der seinerseits wiederum nur einen unter mehreren Aspekten des Seelischen beschreibt.

Für Sie hingegen ist (II,283) die ausschließliche Betrachtung des Ka „als spirituelle Größe und in diesem Zusammenhang als geistig-seelische Kraft“ unzureichend; ihnen zufolge versteht sich von selbst, „dass auch die Ka-Glyphe auf einer Kartusche eine eindeutige Anweisung darstellt, dass der Verstorbene jene Prozedur wünscht mit der eine körperliche Wiederkehr erreicht wird“. Warum? Immerhin kann man, so meinen Sie,

„anhand der Erbsubstanz, die in jeder Zelle vorhanden ist, … jederzeit von einem Individuum, also auch vom Menschen, einen Doppelgänger herstellen. Wenn man so will, dann begleitet uns dieser in der Tat, so wie es der ägyptische Mythos beschreibt, ein Leben lang. Stirbt ein Mensch, dann ist die Lebenskraft in den einzelnen Zellen, also seine Erbsubstanz, noch lange nicht tot. Wir wissen längst, dass die DNS eines Verstorbenen, sofern sie dunkel gelagert wurde, im wahrsten Sinne des Wortes Jahrtausende überlebt.“

So haben Sie inzwischen vier Symbole (II,284), die in einer „Königs-Kartusche“ dargestellt sein können, von einer „biologischen Warte aus“ betrachtet und „alle nötigen Hinweise“ gefunden, „die für eine Replikation der Zellen relevant sind.“ Sie beschließen diese Betrachtung, indem Sie sich historisch in eine Reihe mit Galileo Galilei stellen:

„Hier noch, so wie es die Wissenschaftler machen, von Zufall zu sprechen, ist nicht nachzuvollziehen und zeugt für jene scholastische Ignoranz, die wir noch aus der Zeit Galileo Galileis kennen. Hier wollten die Ankläger auch nicht durch das Fernrohr blicken, weil sie einfach von vorne herein ablehnten, was sie für unmöglich hielten oder was für unmöglich gehalten werden musste, weil es sich gegen das herkömmliche Weltbild stellte. Wir Nonkonformisten können uns getrost gegen die unsinnigen Dogmen der Wissenschaftler stellen und wir können deren Lehrsätze in aller Schärfe hinterfragen.“

Osiris als Kulturbringer für Syrer und Ägypter vor 17 500 Jahren

43 Seiten vor Schluss des zweiten Bandes (II,285) kommen Sie „zurück zu den Anfängen der ägyptischen Kultur, die zu beiden Seiten des längsten Flusses der Erde, am Nil, ihren Anfang nahm“. Sie fragen sich, wie (II,286) im Umfeld der „ersten prähistorischen Kulturen Ägyptens … urplötzlich eine … hoch entwickelte Infrastruktur“ entstehen konnte,

„da umherstreifende Nomadengruppen nur sehr schwer in ein dörfliches Gemeinwesen zu pressen sind und schon gar nicht freiwillig die Freiheit des Nomadenlebens mit der Begrenztheit von Dörfern und Städten tauschen. Hier musste Überzeugungsarbeit geleistet worden sein, denn es entwickelte sich ja besagte Infrastruktur, für die es damals kaum vergleichbares gab. Wer aber leistete diese Überzeugungsarbeit?“

Diese Argumentation überzeugt nicht. Auch andere Beweggründe können dazu zwingen oder den Anreiz dazu bieten, sesshaft zu werden, etwa wenn bisher offen stehende Jagdgründe der Dürre zum Opfer gefallen sind und Landwirtschaft oder Fischfang am Ufer von Gewässern eine Alternative bieten.

Unglaubwürdig ist auch das Argument, dass es „zweifellos … für den Anbau von Feldfrüchten einer Unterweisung“ bedarf, und zwar schon deswegen, weil irgendwann einmal in einer weit zurückliegenden Vergangenheit ja irgendjemand sich die dazu notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten doch selber hätte aneignen müssen, um sie später weitergeben zu können. Das würde sogar für außerirdische Kulturbringer gelten, die noch dazu die Schwierigkeit hätten überwinden müssen, ihr auf einem anderen Planeten erworbenes Wissen an die Bedingungen auf der Erde anzupassen.

Wie dem auch sei – Sie sind nun einmal davon überzeugt, dass die alten Ägypter einen Kulturbringer gebraucht haben. Und Sie denken: Dieser könnte Osiris gewesen sein, der (II,287) nach den Zeitangaben des Herodot als „tatsächlicher König der Ägypter“ etwa 15 000 v. Chr. gelebt hat und nach der (II,287f.)

„Annahme einiger Ägyptologen … ursprünglich aus Syrien stammt und von dort ins Nildelta eingewandert ist… Wie aber, diese Frage müssen wir unbedingt beantworten, kann Osiris, selbst wenn er aus Syrien stammt, das Wissen über den Anbau von Feldfrüchten gehabt haben? Auch die Syrer wären denselben Kriterien unterworfen gewesen wie die Ägypter. ‚Von selbst‘, um es mit einem schwäbischen Sprichwort auszudrücken, ‚kommt nichts‘. Wer lehrte den Syrern den Ackerbau?“

Die Antwort darauf, wie könnte es anders sein, liegt Ihnen zufolge natürlich (II,288) bei den „ÄLoHIM“, den

„allmächtigen Wesen, die ABhRaHaM zum Auszug aus KaSsDIM verleiteten, indem sie ihm einen besonders fruchtbaren Landstrich als neuen Lebensraum versprachen. Und dies alles spielte sich genau in der Region ab, die vom fruchtbaren Halbmond begrenzt wird und demnach zwischen Babylon, Syrien, Israel und Ägypten liegt. Jene Gegend also, in der laut TORaH die ÄLoHIM den ersten Menschen geschaffen haben.“

Folgerichtig ist an diesem Geschichtsbild allerdings überhaupt nichts. Wie soll es möglich sein, dass die ÄLoHIM die Syrer oder den Osiris selbst 15 500 Jahre v. Chr. in Syrien unterrichtet haben und er zu dieser Zeit nach Ägypten ging? Nach der Bibel gab es zu diesem Zeitpunkt weder im Zweistromland noch in Syrien bzw. Palästina einen Abraham und im strengen Sinn noch nicht einmal die Menschheit, weil nach jüdischem Kalender Adam erst 3761 v. Chr. erschaffen wurde. Und Abraham – wenn er überhaupt historisch zu datieren ist – ist frühestens 2000 v. Chr. auf der Bildfläche zu erwarten. Zwischendurch müssten die ÄLoHIM noch die Sintflut geschickt und überlebt haben – waren sie mit auf der Arche oder überlebten sie in einem Raumschiff? Jedenfalls verstricken Sie sich in Widersprüche über Widersprüche, wenn Sie die Mythen der Völker als historische Geschichtsschreibung interpretieren und mit Ihrer Paläo-SETI-Hypothese in Einklang bringen wollen.

Nicht ganz deutlich wird in Ihren folgenden Sätzen über die Entstehung politischer Machtstrukturen in Ägypten, ob Sie davon ausgehen, dass Osiris persönlich noch in der Kupfersteinzeit, also im 8. oder 7. Jahrtausend v. Chr., am Leben war (II,289):

„Der neue Werkstoff, das Kupfer, förderte diese Entwicklung in ungeheurem Maße, weil Werkzeuge, Schmuck und besonders Waffen aus diesem Material die begehrtesten Objekte waren. Und genau in diesen Tagen wird unserer Ansicht nach der Grundstein für die spätere Größe Ägyptens gelegt, denn mit Osiris wird die Basis der Aristokratie im ursprünglichen Stammessystem der Ägypter installiert.“

Wenn Osiris keine bis zu 9000 Jahre gelebt hat, müsste er, als er 15 500 v. Chr. (II,288) „die erste funktionsfähige Gemeinde“ in Ägypten gründete und den Ägyptern den Ackerbau beibrachte, zugleich bereits damals die Basis für die spätere Aristokratie installiert haben, denn deren Grundstein wird ja erst in der Kupfersteinzeit gelegt, die laut Wikipedia für Ägypten etwa ab 6500 v. Chr. belegt ist.

Die religiöse Entwicklung im alten Ägypten beschreiben Sie auf recht bizarre Weise (II,290):

„Die Reduzierung der ursprünglichen Götter auf wenige … ließ … scheinbar allmächtige Wesen entstehen, welche im Laufe der Zeit unverkennbar monotheistischen Charakter annahmen und somit wurde der ägyptische Polytheismus unweigerlich zum Niedergang verurteilt.

Bezeichnenderweise hat der jüdische Monotheismus gerade hier, durch MoSchäH, seinen Ausgangspunkt. Wegen dieser Tatsache ist es daher auch nicht verwunderlich, wenn in allen drei monotheistischen Religionen immer wieder Parallelen zu den ursprünglichen polytheistischen Anschauungen gezogen werden können. So wurde aus dem jüdischen, christlichen und islamischen monotheistischen Gott unverkennbar ein polytheistischer Hochgott, der, wenn es auch nicht zugegeben wird, die verschiedenen Fähigkeiten vieler Götter vereint und ausschließlich dadurch seine uneingeschränkte Omnipotenz deutlich zeigt.“

Diese Sichtweise des Monotheismus hat mit dem Wesen des Einen Gottes, wie ihn Juden, Christen und Muslime verstehen, nicht das geringste zu tun, denn dieser steht über allen Projektionen weltlicher Mächte und Kräfte auf übernatürliche Wesenheiten. Wenn allerdings Ihnen zufolge die polytheistischen Götter in Wirklichkeit ursprünglich außerirdische Menschen waren, mögen Sie sich folgerichtig auch dazu versteigen, den monotheistischen Gott als eine aus allen denkbaren polytheistischen Gottheiten zusammengesetzte allerhöchste Gottheit zu interpretieren, was deswegen als Niedergang beurteilt werden muss, weil

„eine Vielzahl von Praktiken, die ursprünglich durchaus einen realistischen Hintergrund hatten und auf einem sachlichen Wissen beruhten, nur noch auf einer rituellen und zeremoniellen Basis vollzogen wurden, die letztlich den Bezug zur einstigen Wirklichkeit vollkommen verloren hatte.“

Nicht in den Strudel dieses Niedergangs hineingezogen wurde nach Ihrer Auffassung offenbar der ägyptische (II,291) „Totenkult“, dessen „rituelle Handlungen … sich über Jahrtausende hinweg nahezu unverändert vom Alten Reich über das Mittlere Reich zum Neuen Reich in der ägyptischen Religion verfolgen lassen“ und die „eindeutig in die Rubrik des osirischen Wiederauferstehungs-Kultes“ gehören:

„Eine der Praktiken, die mit diesem Wiederauferstehungs-Kult verbundnen ist, ist das Verfahren der Mumifizierung. Wir möchten auch diese viel versprechende Spur eingehender ausleuchten, weil wir berechtigter Hoffnung sind, dass sie uns einen Beweis für unsere Vermutung liefert, dass das hermetische Wissen der Ägypter im Grunde genommen nichts anderes war, als ein biologisch-chemisches.“

Totenkult, Mumifizierung und Hirnrekonstruktion

Vor einer intensiveren Beschäftigung (II,292) mit dem ägyptischen Totenkult erwähnen Sie die Vorstellung der Ägypter, „dass sich der Mensch, in seiner Gesamtheit als Individuum, aus insgesamt sechs Teilen zusammensetzt.“ Davon sind „chet (der Leib), ren (der Name) und schut (der Schatten) … an die weltliche Materie gebunden“, während „das ka, das ba und das ach“ als seelische „Wesenskräfte … ausnahmslos an das Geistige und das Überweltliche gebunden sind.“

Diese Gesichtspunkte greifen Sie im Folgenden aber nicht mehr auf, da es Ihnen nur noch darauf ankommt, die Auffassung zu widerlegen (II,294), „dass der uralte ägyptische Brauch, menschliche Leichen einer Mumifikation zu unterziehen, im alten Ägypten nur ideellen Zwecken diente.“ Schon gar nicht kann Ihnen zufolge eine gesteigerte Neigung der alten Ägypter zu „Todesgedanken“ und „Schwermut“ die Ursache dafür sein, „dass sie unter anderem ihre Toten für die Ewigkeit haltbar gemacht haben“.

Auch lehnen Sie die Versuche der Ägyptologen ab (II,297), „der Mumifizierungspraktik einen evolutionären Werdegang, also eine Entwicklung zu unterstellen.“ Stattdessen vermuten Sie (II,303),

„dass die Mumifizierung ein Teil jener Methoden ist, die gewährleisten sollten, dass insbesondere jene Pharaonen, welche in direkter Abstammung auf die Urkönige Ägyptens zurückgehen, zu einem späteren Zeitpunkt zu einem körperlichen Leben erweckt werden konnten. Der Beginn der Mumifizierungspraktiken, dies ergaben unsere Untersuchungen, müsste dann aber auch in eine Ära zurückdatiert werden, in der die Schöpfer der Menschheit noch auf Erden weilten. Dies geht, wie wir erläutert haben, vor allen Dingen aus den Königs-Kartuschen hervor.“

Zum ausführlich beschriebenen Verfahren der Mumifizierung stellen Sie fest, dass es (II,307)

„ein Vorgang war, der erhebliche medizinische Kenntnisse erfordert hat. Von selbst, dies steht für uns außer Frage, können die alten Ägypter die dafür notwendigen Methoden nicht entwickelt haben. Zudem sind sie zu ausgefeilt, um über einen langen Zeitraum als Prozedur von den alten Ägyptern erfunden worden zu sein. Noch dazu, weil die älteren Mumien weitaus besser erhalten sind, als die jüngeren.“

Daraus ziehen Sie den Schluss, „dass am Anfang dieser Methode ein Kulturbringer gestanden haben muss“. Aber, wie gesagt, selbst wenn die Hypothese der außerirdischen Kulturbringer stimmen sollte, muss irgendwann einmal eine Zivilisation das Verfahren der Mumifizierung zum ersten Mal herausgefunden haben. Logischerweise kann das dann aber auch damals in Ägypten geschehen sein – auf welche Weise, das wird sehr gut auf der Internetseite „Entstehung und Entwicklung der Mumifizierung“ erklärt.

Dass der (II,308) „Totenkult“ der Ägypter „so gar nichts Jenseitiges an sich hatte“, zeigt sich Ihnen zufolge zunächst einmal darin, dass „durch die Grabbeigaben der Lebensunterhalt des Verstorbenen garantiert werden“ sollte. Die (II,310) „Sichtung der Texte“ im Totenbuch macht nämlich deutlich, „dass sie in erster Linie ausschließlich biographischen Inhalts sind, vornehmlich über die Person selbst, seine Familie und seinen ausgeübten Beruf Auskunft geben“, und dass nach Ihrer Ansicht

„diese persönlichen Angaben dazu dienten, dem Verstorbenen nach seiner körperlichen Auferstehung seine ursprüngliche Identität wiederzugeben. Dieser Gedanke erscheint im ersten Moment absurd, aber von der Warte der modernen Molekularbiologie aus würde dies dennoch einen Sinn machen.“

Da bleibt mir die Spucke weg. Nicht nur im ersten, auch im zweiten und allen folgenden Momenten bleibt dieser Gedanke absurd. Zwar wissen Sie genau, dass man zwar ein Lebewesen klonen kann, aber nicht das „Bewusstsein eines Menschen … mit einem solchen Verfahren wiederherstellen“ kann. Aber Sie denken allen Ernstes,

„was sich allerdings noch nicht verifizieren lässt, dass die alten Ägypter ursprünglich nicht nur eine Methode kannten einen Organismus nach seinem Tod zu rekonstruieren, sondern es auch verstanden, die Gehirnzellen mit dem ehemaligen Bewusstsein und dem Wissen eines Menschen zu reprogrammieren.“

Wie es aber „unseren Vorfahren“ möglich gewesen sein soll, etwa mit einer auf „DNS-Chips“ basierenden Technologie, „den Inhalt eines menschlichen Gehirns dauerhaft zu speichern“, muss vollkommen schleierhaft bleiben, denn der Speicherplatz, den ein entsprechender Computer zu diesem Zweck haben müsste, würde auf der Erde kaum Platz finden. Und die Fragen, die es angeblich nahelegen, dass die alten Ägypter „unter Umständen tatsächlich ein Verfahren zur Reprogrammierung von Hirnzellen kannten, lassen sich ziemlich einfach beantworten:

„Warum sonst hätten sie so einen großen Wert auf den Erhalt des Gehirns legen sollen? Warum hätten sie sonst so penibel genau die Vita eines Menschen festhalten sollen?“

Antwort auf Frage 1: Auf den Erhalt des Gehirns haben die Ägypter ja gerade keinen Wert gelegt, sonst hätten sie es wohl nicht im Zuge der Mumifikation einfach aus dem Schädel rausgeprockelt.

Antwort auf Frage 2: Wenige Angaben zur Vita eines Menschen hätten sicher zur Programmierung eines neuen Gehirns nicht ausgereicht. Und wie gesagt: Wo hätten die Supercomputer stehen sollen, die komplette Gehirninhalte hätten speichern sollen?

Später (II,321) erwähnen Sie übrigens noch eine Einzelheit, die ihrer hier geäußerten Vermutung widerspricht. Nicht wenige Mumien sollen nämlich „zum Schutz vor Grabräubern“ umgebettet worden sein. Aber wenn solche „Verschleierungsmaßnahmen“ der Identität von Pharonen gang und gäbe waren, hätte ein bestimmter Pharao ja befürchten müssen, dass sein Klon mit einer völlig anderen Identität als seiner eigenen verbunden werden könnte. Solche Überlegungen führen Ihre These endgültig ad absurdum.

Kloning im alten Ägypten (IV) – die Wiederholung einiger Themenkomplexe

Auf den letzten 16 Seiten des zweiten Bandes der „Entdeckung der Urmatrix“ greifen Sie eine Reihe bereits erwähnter Themenkomplexe zum wiederholten Male auf. Auf Seite II,312 wird als „sonderbare Tatsache“ erwähnt, dass „die ältesten Mumien, die von Archäologen ausgegraben wurden, die am besten erhaltenen“ waren. Das war auf Seite II,307 schon einmal beschrieben worden. Im Abschnitt (II,313) über „Rituale zur Lebenserhaltung“ gehen Sie ein zweites Mal auf den angeblich als „Widerbelebungsmaßnahme“ zu verstehenden „symbolischen Akt des Mundöffnungsrituals“ ein, für dessen Durchführung „unsere ägyptischen Altvordern“ auf die Unterrichtung durch „außerirdische Kulturbringer“ angewiesen waren (II,313f.), „denn eine Notfallmedizin erfordert ein hohes Maß an medizinischem Grundwissen.“ Wiederholt wird auf Seite II,315 als einziges Ziel der Mumifikation: „Sie sollte die sterblichen Überreste des Königs vor dem Verfall schützen und einigen Zellen das Überleben garantieren.“ Neu ist auf dieser Seite lediglich die korrekte Umschreibung eines solchen Ziels im Sinne der „Klonierung der Zellen eines Menschen“ als „Pseudounsterblichkeit“ im Gegensatz zu einer im diesseitigen Leben unmöglichen realen Unsterblichkeit.

Im Nachwort schließlich wiederholen Sie (II,324) das Ergebnis wissenschaftlicher „Untersuchungen an Mumien“, dass im alten Ägypten „die mittlere Lebenserwartung nur ungefähr 32 Jahre betrug“, was allerdings, „wenn überhaupt, nur auf das einfache Volk“ zutraf. Wenig später allerdings (II,325) wollen Sie seltsamerweise nicht glauben,

„dass ein Kulturvolk wie das der alten Ägypter trotz aller sozialen Unterschiede eine Zweiklassengesellschaft hatte, in der die eine Hälfte in Saus und Braus lebte und die andere bis zum bitteren Tod in absoluter Unterernährung gehalten wurde und darben musste. Wie gesagt, wir denken, dass dies nicht so ist, denn obgleich das einfache Volk keine große Lebenserwartung zu haben schien, sind dies doch letztlich nur Ausnahmen. … Zudem weiß man mit Sicherheit, dass eine ganze Reihe von Pharaonen über einen wirklich sehr langen Zeitraum regiert hat. Was eine lange Lebensdauer zwingend notwendig macht: Unter anderem Pepi II. (VI. Dynastie) über 90 Jahre und Ramses II. (XIX. Dynastie) ganze 67 Jahre.“

Aber gerade der Durchschnittswert der Lebenserwartung galt doch für das einfache Volk und kaum für die sicher ernährungsmäßig und medizinisch besser versorgten Pharaonen. Und noch einmal argumentieren Sie sehr seltsam:

„Für die Frauen, so die Wissenschaft, soll das 25. Lebensjahr besonders kritisch gewesen sein. Wahrscheinlich, so die Ägyptologen, wegen der oft mit Problemen verbundenen Mutterschaft. Auch dieses Postulat können wir nicht so ohne weiteres hinnehmen, denn gäbe es so große Probleme mit der Mutterschaft, dann wäre die gesamte Menschheit sicherlich schon ausgestorben.“

Dieses Argument verrät eine große Ahnungslosigkeit bezüglich der Müttersterblichkeit im Wochenbett, die noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts sogar in Europa sehr häufig zu beklagen war und die natürlich trotzdem zu keiner Zeit zum Tode aller jungen Mütter geführt hat.

In einem der letzten Abschnitte des zweiten Bandes der „Urmatrix“ geben Sie schließlich offen zu (II,319): „Der Beweis ist unmöglich“! Man findet nämlich „kaum noch eine Mumie, deren Zellen mittels genetischer Verfahren reproduzierbar sind“, und zwar weil man (II,320) zum Schutz der Mumien etwa vor „Schimmelpilzen“ oder zur Erfassung des Innenlebens der Mumien „Röntgenstrahlen“, „Gammastrahlen“ und „Chemikalien“ verwendete, „die alles Leben abtöteten“:

„Und so hat die Wissenschaft zwar die Mumien erhalten, aber uns gleichzeitig auch der Möglichkeit beraubt, mehr über die menschliche Vergangenheit in Erfahrung bringen zu können. Vor allem aber wurde uns so die Möglichkeit genommen, nachweisen zu können, dass unsere Vorfahren das Kloning gekannt haben und sich aus diesem Grunde mumifizieren ließen.“

Band III:
Der Baum des Lebens

Der dritte Band der Urmatrix (siehe Inhaltsverzeichnis III,4-8) enthält elf Kapitel, von denen sich zwei mit „anatomischen“ bzw. „historischen Gesichtspunkten“ befassen, ein drittes nochmals „anatomische Besonderheiten“ aufgreift, während vier weitere sich mit „historischer Chirurgie“, „Betäubung“, „Transplantation“ und „Kloning“ beschäftigen. Einem achten Kapitel über „das menschliche Alter“ folgen zwei Kapitel über 1. Mose 1,26 und 2,7 und ein letztes über den „Jahwe-Kult“. Im Anhang folgt schließlich die Patentschrift, auf deren Begründung und Fundierung Ihr gesamtes Werk hinausläuft.

Peter Krassa legt Schöpfungsmythen aus: Maya – Sumerer – Bibel

Zur Einstimmung auf den abschließenden Teil der Urmatrix-Trilogie entfaltet (III,12) Peter Krassa seine „Feststellung“ über „die vielfältigen Schöpfungsmythen der Kulturvölker…, dass sich in den uns vorliegenden legendären Überlieferungen jede Menge Hinweise über ungewöhnliche Gen-Versuche an der Spezies Mensch finden lassen“.

Eigenartig finde ich es allerdings (III,9), dass „in der sogenannten ‚Maya-Bibel‘ – dem Popol Vuh“ die Erschaffung der Menschen (III,11) aus „Erde“, die doch im Schöpfungsbericht der hebräischen Bibel gut gelingt (1. Mose 1,31), zu einem Misserfolg führt:

„Aus Erde machten sie des Menschen Fleisch. Aber sie sahen, dass es nicht gut war. Denn es schwand dahin, es war zu weich, es bewegte nicht den Kopf, das Haupt hing zu einer Seite, der Blick war verschleiert, es konnte nicht rückwärts blicken. Wohl sprach es, aber es hatte keine Vernunft. Bald weichten es die Wasser auf, und es sank dahin.“

Bezeichnend für die Beweisführung auch von Peter Krassa ist eine Bemerkung über die (III,13) „Schöpfungsmythe der Sumerer“, die von der Produktion der „Gattung Mensch … in der Schöpfungskammer der Götter, in ihrem Hause Duku“, berichtet:

„Nimmt man die Überlieferung besonders genau, dann drängt sich sogar die Vermutung auf, wonach der Schöpfungsakt in einem (natürlich außerirdischen) Laboratorium stattgefunden haben dürfte. Lasen wir zuvor nicht etwas von einem ‚Hause Duku‘? Ein Haus aber ist zwangsläufig ein Gebäude, somit also ein fester Bestandteil. Dieses Gebäude muss sich im besonderen Fall irgendwo hoch über der Erdoberfläche befunden haben. Jedenfalls bezeugt dies die betreffende Textstelle.“

Nur einer übersteigerten Phantasie muss sich eine solche Vermutung aufdrängen. Der Fehlschluss ist offensichtlich: Der Begriff „Haus“ bezeichnet nicht zwangsläufig ein Gebäude, er kann ja etwa im Falle eines „Königshauses“ auch eine Dynastie bedeuten und in legendarischer Erzählweise metaphorisch gebraucht werden. Schon gar nicht muss er, wenn in einer Göttergeschichte vom Himmel die Rede ist, ein Laboratorium auf einem anderen Planeten oder einer Weltraumstation meinen.

Krassas Deutung von (III,14) „Evas Zeugung aus Adams ‚Rippe‘“ schließlich erweist sich als nicht ganz vereinbar mit Ihren Annahmen über den TeNaK, führt Krassa doch diesen in seinen Augen fehlerhaften Bericht auf ein „Unverständnis jener Exegeten“ zurück,

„die einst an der Wiege alttestamentlicher Aufzeichnungen standen. Ihr Bericht basiert nämlich auf einem sumerischen Vorbild: Dem berühmten Dilmun-Gedicht. Darin ist unter anderem auch von den kranken Organen des Gottes Enki die Rede.

Eines davon war bezeichnenderweise – die Rippe.“

Weil nun in der sumerischen Sprache das Wort „ti“ einerseits „Rippe“ bedeutet, andererseits aber auch mit „Leben schaffen“ übersetzt werden kann, bringt Krassa beides folgendermaßen mit der biblischen Erzählung zusammen:

„Im Sinne der heute gültigen Molekularbiologie hätte demnach ‚Gott‘ (oder, wie bei den Sumerern nachzulesen: die Göttin Nin-ti) dem biblischen Adam (sumerisch: adamah) ‚Lebenskraft‘ entnommen, um danach die ‚Männin‘ Eva zu schaffen.

Was aber ist ‚Lebenskraft‘? Nichts anderes als die Urform alles Lebens – die Zelle!“

Auch Krassa nutzt also den fehlerhaften induktiven Schluss vom Allgemeinen aufs Besondere, den ich Ihnen schon mehrfach ankreiden musste: Nicht jede Lebenskraft ist identisch mit einer menschlichen Zelle, wie nicht jeder Hund ein Dackel ist!

Gentechnik im Spannungsfeld ethischer Probleme

In der Einleitung beschreiben Sie (III,17) die Versuche „der Firma Clonaid“, die nicht nur „das Klonen von Menschen, sondern auch … die Übertragung des Gedächtnisses und der Persönlichkeit“ im Sinn hat und der „Rael-Bewegung nahe“ steht, „die die Thesen der Paläo-SETI-Forschung zu einer Art von neuer Religion erweitert hat“. Solcher (III,19) „neureligiösen Mystik“ erteilen Sie eine klare Absage, zumal Sie die Aussicht, „dass in absehbarer Zeit der Versuch zum Klonen eines Menschen eingeleitet werden“ könnte, sehr kritisch beurteilen:

„Neben der ethischen Problematik stehen den Klon-Versuchen ganz praktische biotechnologische Hindernisse im Weg. Herangezogen werden dabei unter anderem auch die Ergebnisse, die man bei der künstlichen Erzeugung des Klon-Schafes ‚Dolly‘ vor einigen Jahren gewonnen hat. Damals bedurfte es ganzer 277 Versuche, bis das Experiment gelang. Zudem ist mit einer hohen Zahl von Totgeburten und mit Missbildungen zu rechnen.“

Sie selber heben als Alternative zu derartigen Versuchen nochmals Ihr (III,18) auf Grund von kabbalistischen Studien entworfenes Patent „für die genetische Rekonstruktion menschlicher Organe unter Verwendung von körpereigenen Zellen“ hervor, wofür bis „Ende Juni“ (des Jahres 2009 – des Erscheinungsjahres von Band 3 der Urmatrix?) „noch kein konkurrierendes Verfahren“ beim Europäischen Patentamt angemeldet wurde.

Im Zusammenhang mit dem (III,20) von Ihnen als historisch gefeierten Tag („26. Juni 2000“), an dem die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts verkündet wurde, lassen Sie allerdings erkennen, wie laienhaft und dann doch auch ethisch bedenklich Sie an die Wissenschaft der Genetik herangehen:

Argumenten von einem „Gegner der Gentechnik“ wie „Thomas P. Weber“, der zu bedenken gibt, dass Gene nicht allein verantwortlich sind für menschliche Merkmale, sondern dass komplexe Prozesse der individuellen Entwicklung dabei eine Rolle spielen, begegnen Sie mit dem pauschalen Vorwurf (III,21): „Weber polemisiert und reiht sich damit in die große Schlange der notorischen Neinsager ein.“

Sie hoffen auf die Ausmerzung schwerer „Erbkrankheiten, die durch zu viele oder zu wenige Chromosomen verursacht werden“, und versäumen es, zu erwähnen, dass zur Zeit die Lösung dieses Problems in der von vielen als fragwürdig angesehenen Früherkennung und Abtreibung betroffener Föten besteht.

Sie beklagen (III,22) „unsinnige Gesetze“, die im Rahmen der „In-Vitro-Fertilisation in der Retorte“ die Kontrolle befruchteter Eizellen „auf genetische Defekte“ und ihre Therapie „mittels genetischer Manipulationen“ verbieten, und scheinen sich darüber zu freuen, dass nach Manfred Kottmann (31) bald „Gentechnik und Reproduktionstechnik zu einer neuen Biotechnologie verschmelzen“ werden und durch „Genmanipulationen und Kloning“ (III,23) „Wunschkinder nach Maß produziert werden [können]: Wenn das gesamte menschliche Genom aufgezeichnet ist, können die genetischen Merkmale des neuen Menschen auf Bestellung selektiert und zusammengebaut werden.“ Nur solche genetischen Manipulationen, die lediglich kosmetisch motiviert sind, möchten auch Sie verhindern.

Kloning in der Bibel (II) – der Baum des Lebens

Noch vor Beginn des 1. Kapitels von Band 3 wiederholen Sie unter Bezug auf 1. Mose 2,21-23 Ihre bereits auf Seite II,200 beschriebene Überzeugung (III,24), dass „die ÄLoHIM … schon vor Jahrtausenden mit der Gentechnik bearbeitet“ haben, also (III,25) „während der Schöpfung mit einer Technik zu Werke gingen, die mit der modernen Gentechnik vollkommen identisch ist“, denn (III,26):

„Alleine die Formulierung ‚Gebein von meinem Gebein‘ und Fleisch von meinem Fleisch‘, lässt kaum einen Zweifel aufkommen, dass damit in den Versen 2:21 bis 2:23 ein Sachverhalt beschrieben wurde, der den molekulargenetischen Bereich des Klonens umfasst. Denn im biologischen Sinne bezieht sich die Bezeichnung Klon auf Zellen mit identischem Genotyp.“

Muss ich wiederholen, dass Sie hier erneut induktiv falsch den Schluss ziehen, dass eine vielfältig interpretierbare allgemeine Aussage („Gebein von meinen Gebein“) zwangsläufig identisch sein muss mit einem sehr speziellen Sachverhalt in einem völlig anderen Kontext in weit entfernter Zukunft („geklonte Zellen mit identischem Genotyp“)?

Sie sind umgekehrt davon überzeugt (III,28), dass sich die moderne Wissenschaft selbst etwas vormacht. „Sie will nicht wahrhaben, dass in der TORaH ein biologisches Wissen enthalten ist, das dem modernen nicht nur gleichkommt, sondern sogar bei weitem übertrifft.“ Insbesondere soll (III,29)

„der biblische Baum des Lebens, vor allem so wie er in der Kabbala beschrieben wird, … eigentlich nichts anderes [sein] als ein gigantisches Verzeichnis von Formeln aus der anorganischen und organischen Chemie, aber auch aus allen Disziplinen der Biologie.“

Sie haben also nichts Geringeres vor, als der modernen Genwissenschaft auf die Sprünge zu helfen, damit sie ihre Forschung endlich auf die richtige Art und Weise betreibt (III,30):

„Und egal von welcher Warte wir heute den biblischen Baum des Lebens daher auch betrachten, er stellt derzeitig die einzige Möglichkeit dar, jene molekularbiologischen Verflechtungen im Vorfeld jeglicher Forschung zu erkennen und dadurch beispielsweise folgerichtig vorherzusagen, auf welchen Chromosomen wir nach jenen Gensequenzen suchen müssen, die für den Aufbau eines bestimmten Organs verantwortlich sind.“

Im vorliegenden Buch sind nunmehr die „Ereignisse“ zusammengefasst,

„die letztlich zu den Patenten für die genetische Rekonstruktion von menschlichen Organen geführt haben und die nur durch die Entdeckung der Urmatrix möglich waren“.

Ihre Ankündigung, dass auf die bisher angemeldeten „zwei Hauptpatente mit 40 Nebenpatenten … in absehbarer Zukunft etwa 120 Hauptpatente folgen“ werden, scheint allerdings bis heute nicht in die Tat umgesetzt worden zu sein.

I. Kapitel: Anatomische Gesichtspunkte

Unter der (III,32) Überschrift „Maaseh Tobiyyah“, die in dem so überschriebenen Abschnitt keinerlei Erklärung findet, setzen Sie sich mit der in Ihren Augen falschen Ansicht auseinander, „dass man zu allen Zeiten anatomische Untersuchungen vornehmen konnte“.

Dass es (III,36) „im 3. Jahrhundert v. Chr. …, gefördert durch die griechischen Ptolemäer, im ägyptischen Alexandria“ zu den „ersten wissenschaftlich durchgeführten Sektionen des menschlichen Körpers“ kam, hat Ihren zufolge damit zu tun, dass (III,37) „es die Ptolemäer den Pharonen gleichtun und vor allem jenes Wissen reaktivieren wollten, mit denen die altägyptischen Könige der Überlieferung nach in der Lage waren, eine Leben nach dem Tode zu führen“, und dass „man eine Säkularisierung jenes Wissens herbeiführen wollte, mit dem der menschliche Körper für ein Leben nach dem Tod vorbereitet werden sollte“. Aber nach dem Tod der Herrscher Ptolemäus I. und II., die Sie als „die treibende Kraft hinter der anatomischen Forschung“ sehen, soll es Ihrer Auffassung nach über Jahrhunderte hin keine Humansektion mehr gegeben haben, ebenso wie es sie zuvor auch in Ägypten nicht gegeben habe.

Anatomie-Wissen des Tobias Kohen – altes Priesterwissen der Hebräer? (I)

Von daher wundert es Sie, dass (III,39) das 1707 veröffentlichte Buch „Ma‘aseh Tobiyyah“ des jüdischen Arztes Tobias Kohen (ca. 1652-1729) anatomisches Wissen enthät, das „die Ärzte der Juden … eigentlich gar nicht gehabt haben“ dürften, weil es ihnen „nämlich – zumindest zeitweise – sogar bei Todesstrafe verboten [war], den menschlichen Körper aufzuschneiden oder gar eine Sektion durchzuführen“. Ich will nicht wiederholen, was ich Ihnen zu diesem auf Seite I,233f. schon einmal angeführten Argument bereits geantwortet habe.

Sehr verquer ist Ihre Argumentation (III,43), dass Kohens Werk einerseits „so unausgereift und an vielen Stellen so mangelhaft“ erscheint, dass es nicht auf die „neuesten anatomischen Darstellungen“ seiner Zeit zurückgegriffen haben kann, also folglich „wesentlich älter sein [muss], als bisher angenommen“, sich dann aber andererseits die Frage stellt: „von wem hatte der Verfasser dieses Buches sein Wissen, denn wenn es älter ist, dann ist es wieder viel zu gut.“

An dieser Stelle behaupten Sie (III,44), dass Tobias Kohen ein „direkter Nachkomme der Familie AHaRoNs“, gewesen sein muss, denn nur männliche Abkömmlinge Aarons durften den Titel „KoHeN“ tragen, was „die Bezeichnung für den jüdischen Priester“ ist. Und als solcher gehört Tobias Kohen für Sie in die

„direkte Linie von Eingeweihten Personen…, die man bis in jene Zeit zurückverfolgen kann, in denen die ÄLoHlM noch unter den Menschen weilten und den Priestern der alten Hebräer jenes biologisch-medizinische Wissen übergaben, welches wir heute Zug um Zug in ihren Schriften wieder entdecken.“

Die Bibelstelle 2. Mose 28,1, auf die Sie sich berufen, enthält allerdings nicht einmal die Andeutung eines Beweises für Ihre Vermutung, dass die Priester in biologisch-medizinisches Wissen eingeweiht wurden.

Ihre weiteren Ausführungen über die Geschichte der Priester Israels enthalten Widersprüche und fehlerhafte Argumentationen.

War die samaritanische Tora die ursprüngliche Tora? (II)

Zunächst darf ich mich durch Ihre Ausführungen unter der Überschrift (III,45f.) „Die Versprengung der KoHeN“ darin bestätigt fühlen, eine von Ihnen bejahte Frage aus dem ersten Band der „Urmatrix“ verneint zu haben. Denn Sie stellen fest:

„JiSsRaEL, das Reich mit den zehn Stämmen und vor allem deren Oberschicht, wurde … praktisch vollkommen ausgelöscht. Es hat, zumindest oberflächlich, keinerlei Spuren in der Geschichte hinterlassen.“

Sie merken vermutlich nicht einmal den Widerspruch zu Ihrer auf Seite I,75ff. geäußerten Überzeugung, dass die samaritanische Tora die ursprüngliche Tora gewesen sein soll, denn die Hauptstadt Israels bezeichnen Sie hier nicht mit dem dort verwendeten Namen „Samaria“, sondern mit ihrem hebräische Namen „SchoMöRON“.

Entmachtung der Erstgeborenen Israels durch levitische Priester?

Die (III,49) „bevorzugte Stellung der KoHeN“ hängt Ihrer Auffassung nach damit zusammen, dass nach 2. Mose 13,1-2 und 19,5-6 ursprünglich „alle Erstgeborenen“ der Israeliten für JHWH „als KoHeN“ geheiligt werden sollten. Als aber (III,50) „die Erstgeborenen der Hebräer am Berg ChoReBh dem Götzendienst verfielen und das Golden Kalb herstellten und es anbeteten, änderte sich das und JHWH bestimmte, dass ausschließlich die Söhne LeWIs seine KoHeN werden sollten“, und „diesen geschichtlichen Aspekt“ wollen Sie mit 4. Mose 8,16 belegen. Aber Ihre aus diesen Überlegungen gezogene Schlussfolgerung ist grundfalsch (III,51):

„Nachdem von den ÄLoHIM die Erstgeborenen entmachtet und die LÖWiJiM als Priester eingesetzt wurden, setzen sie AHaRoN, der wie MoSchäH direkter Nachkomme LeWIs war als Hohenpriester ein, um im Mischkan [der Stiftshütte] zu dienen. Dies geht unmissverständlich aus dem 2. Buch MoSchäH den Versen 28:1 hervor.“

Nein, es geht hier nicht um eine Entmachtung der „Erstgeborenen“. Wenn 2. Mose 28,1 „unmissverständlich“ die Einsetzung der Leviten als Priester bestätigen soll, bevor Aaron als Hoherpriester eingesetzt wird, wieso werden dann die Leviten erst lange nach der in 2. Mose 28,1 beschriebenen Einsetzung der Priester in 4. Mose 8,15 mit ihrem Tempeldienst beauftragt?

Hinzu kommt, dass die beiden Bibelstellen 2. Mose 13,1-2 und 19,5-6 gar nicht dasselbe Thema behandeln:

In 2. Mose 19,5-6 geht es darum, dass das ganze Volk Israel (und nicht nur die Erstgeborenen) für JHWH „ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein“ soll. Und es sind nach 4. Mose 16,3 gerade Leviten, die gegen Mose und Aaron die Parole ausgeben: „Alle sind heilig… Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde JHWHs?“

In 2. Mose 13,1-2 dagegen geht es zwar wirklich um die Heiligung der Erstgeburt „bei Mensch und Vieh“. Und die Tora legt fest, dass diese Erstgeburt im Falle des Menschen jedoch nicht (wie es in den altorientalischen Kulten – ursprünglich auch in Israel – gang und gäbe war) als Opfer für JHWH getötet werden darf; vielmehr soll der gesamte Stamm Levi nach 4. Mose 3,12 und 8,16 „statt der Erstgeburt aller Israeliten“ JHWH gehören, indem er Priesterdienst für ihn leistet. Mit dem Goldenen Kalb hat diese Beauftragung aber nichts zu tun.

Ihr Irrtum mag dadurch zustande kommen, dass es tatsächlich der Stamm Levi ist, der sich Mose zur Bestrafung des Volkes für die Anbetung des Goldenen Kalbes anbietet (2. Mose 32,25-28). Aber – wie gesagt – die Beauftragung zum ausschließlichen Priesterdienst der Leviten durch JHWH erfolgt nicht in diesem Zusammenhang.

Kloning in der Bibel (III) – Die Blutmagie des „Goldenen Kalbes“

In der Überlieferung vom Goldenen Kalb (III,52) sehen Sie „eine ganz unglaubliche und nahezu sensationelle Geschichte“. Während Mose lange auf dem Berg Gottes (Sinai oder Horeb) verweilte, „verlor das Volk offenbar seine Zuversicht und sie forderten von AHaRoN, dass er ihnen einen Gott anfertigen soll, der sie in der Wüste in gelobte Land führt.“ Aus dem, was nun folgt (III,53), wollen Sie so weitreichende Schlüsse „für die Paläo-SETI-Forschung“ ziehen, dass ich die beiden Verse 2. Mose 32,2 und 32,4 wörtlich nach der von Ihnen zitierten DaBhaR-Übersetzung wiedergebe:

32:2 Und AHaRoN sprach zu ihnen: Reißt weg die goldenen Schmuckreife, welche in den Ohren eurer Weiber, eurer Söhne und eurer Töchter, und bringt sie mir.

32:4 Und er nahm es aus ihrer Hand und umdrängte es, es formend mit dem Griffel, und machte es zu einem Kalb als Maskengegossenes. Und sie sprachen: Dies sind deine ÄLoHIM, JiSsRaEL, aus dem Erdland MiZRaJiM.

Den ersten Halbsatz von Vers 4 wollen Sie nun wörtlich mit (III,54)

„Und er nahm aus ihrer Hand Blutwasser (oder verwässertes Blut) und umdrängte es“

übersetzen, und zwar, weil da das Wort „mijadam“ steht: „Geht man nun auf die Wortwurzeln dieses Begriffes ein, dann trifft man auf die Begriffe MaJiM und DaM.“ Aber das ist schlicht falsch. „Mijadam“ ist die abgekürzte Form von „MiN JaDaM“, was nichts anderes bedeutet als „aus ihren Händen“ (MiN = „aus“; JaD = „Hand“; das Schluss-M gibt an, wessen Hände es sind: dritte Person Plural = „ihren“). Im Text steht weder das Wort MaJiM = „Wasser“ noch das Wort DaM = „Blut“. Nach der von Ihnen hier angewendeten Logik müsste etwa der Satz „Ich habe kein Bargeld dabei“ übersetzt werden mit: „Ich habe kein Gel dabei, was ich für die Bar brauche“, weil aus den Buchstaben des Wortes „Bargeld“ zufällig auch die Worte „Bar“ und „Gel“ gebildet werden können.

Weiter wollen Sie aus der Wurzelverbindung zwischen dem hebräischen Wort ChäRäT für „Griffel“ und ChaRTuMeJ (nicht Chartumim) für die „Zauberer Ägyptens“ (was man wörtlich mit „Schreiber“ übersetzen kann, allerdings auch, wie Sie es wollen, mit „Formgeber“) einen Zusammenhang zum kabbalistischen Buch „Sefer ha Jezira“ herstellen, „das man mit ‚Buch der Formung‘ übersetzen muss“.

Dann gehen Sie auf das hebräische Wort „jizer“ ein, das angeblich „in diesem Vers für ‚schuf‘ benutzt wird und ‚formen‘ bedeutet“. Und Sie ziehen eine Menge Schlüsse aus der Tatsache, dass dieses Wort auch „in den Schriften der Kabbala“ sowie im „zweiten Schöpfungsbericht bei der Erschaffung der äußeren Form der Tiere – in der noch keine Seele enthalten ist – von den biblischen Chronisten verwendet wird“ (wobei Sie seltsamerweise die äußere Form mit dem „Phänotypus eines Lebewesens“ und die Seele mit dem „Genotypus“ gleichsetzen). Nur steht in diesem Vers gar nicht die Form WaJiTsäR = „und er schuf, er formte“ der hebräischen Wurzel JaTsaR, sondern die Form WaJaTsaR der Wurzel TsUR, die man zwar ebenfalls mit „gestalten, formen“ übersetzen kann – sie kommt aber gar nicht an den anderen genannten Orten vor. Auch wird das Wort hier nicht für „schuf“ gebraucht, sondern eben für das „Formen“ des Goldes mit einem Griffel, Meißel oder anderen Gerät zur Formung, bevor aus dem Material ein gegossenes Kalb gemacht wird.

Aus all diesen falsch interpretierten Indizien im hebräischen Urtext von 2. Mose 32,4 folgern Sie nun messerscharf (III,55), dass

„AHaRoN möglicherweise mit dem Wissen der ägyptischen Priester-Ärzte, die bis in die Epoche von John Dee oder Giordano Bruno noch als sehr mächtig angesehen wurde, die so genannte Blutmagie betrieben hat, um ein ägyptisches Götzenbild zu schaffen. Und es liegt hier ebenso die Vermutung nahe, dass es sich dabei anstatt um ein metallenes kalb aus Gold um ein lebendiges Kalb aus Fleisch und Blut gehandelt hat. In diesem Zusammenhang drängt sich außerdem die Idee auf, in der Hauptsache, wenn wir moderne Maßstäbe ansetzen, dass dieses Kalb mit Hilfe von genetischen Manipulationen und womöglich durch Kloning geschaffen wurde.“

Wie schräg das ist, liegt auf der Hand. Wie sollte innerhalb der kurzen Zeit, die Mose auf dem Berg war, ein geklontes Kalb entstanden sein? Wenn die Leute schon nicht die Geduld hatten, auf Mose zu warten, wie sollten sie neuneinhalb Monate auf ein geklontes Kalb hätten warten wollen? Und woher nahm Aaron in der Wüste eine Kuh, um die künstlich befruchtete Eizelle durch sie austragen zu lassen? Schon auf der Erzählebene der Geschichte ist Ihre Idee völlig absurd. Dass der Talmud von zwei Schülern eines Rabbiners berichtet, die „sich mit dem Geheimnis des Sefer ha Jezira beschäftigten und ein junges Kalb erschaffen haben, welches sie verspeisten“, belegt nur, dass es auch Verfasser des Talmud gab, die einen Bruchteil der Phantasie besaßen, mit der Sie an die Auslegung der Bibel herangehen.

Nebenbei bringen Sie in diesem Zusammenhang nochmals Abraham, Mose und Jesus mit dem kabbalistischen Buch „Sefer ha Jezira“ in Verbindung, da sich alle drei (III,55f.) „über einen längeren Zeitraum hinweg in Ägypten aufgehalten“ haben. Wie schon gesagt, ist das im Falle Jesu allenfalls für seine früheste Kindheit gelebt. Abwegig ist es übrigens auch, für Jesus die Umschrift JESuUS zu verwenden – die griechische Form des Namens müsste man mit IEeSOUS umschreiben, seinen ursprünglich hebräisch-aramäischen Namen mit JöHOSchuAˁ oder in Kurzform mit JeSchUAˁ. Dass „die vielen Wunder“ Jesu

„sich allesamt, von der wundersamen Brot- und Fischvermehrung über die Heilung von Kranken, die Erweckung von Toten bis hin zu seiner eigenen leiblichen Auferstehung, mit dem biologischen Wissen von heute erklären und die blasphemische Vermutung aufkommen lassen, JESuUS habe altägyptische Blutmagie in Form von Kloning betrieben“,

setzt den Auswüchsen Ihrer blühenden Phantasie die Krone auf. Klar kann man alles in eine Zeit hineingeheimnissen, von der man keinerlei Überlieferungen hat. Aber die Wundererzählungen selbst lassen jedenfalls keine Anzeichen dafür erkennen, dass die Leute längere Zeit auf geklontes Fleisch hätten warten müssen, dass irgendjemandem Zellen entnommen worden wären, dass der Wanderprediger Jesus über Kliniken verfügt hätte. Und wie soll man Brot klonen?

Weiter fragen Sie (III,57), „warum die Hebräer ursprünglich ein Volk von Priestern sein sollten. Wir sind der Ansicht, dass die KoHeN ursprünglich eine Art Elitetruppe darstellte, die, ähnlich unserem Fahneneid bei Soldaten heute, auf die ÄLoHIM eingeschworen waren“ und wie die Priester der Ägypter „in ihren Tempel offenbar ein medizinisches und biologisches Wissen“ zu schützen hatten (III,58):

„Wie aus den Texten des 4. Buch MoSchäH 4:1-4 zweifelfrei hervorgeht, sollen wehrfähige Männer das von MoSchäH zu erbauende Mischkan [Heiligtum] bewachen.“

Davon steht in diesen Versen aber überhaupt nichts. Zwar werden die Söhne Kehats mit einem Dienst an der Stiftshütte, dem heiligen Zelt, das die Israeliten während der Wüstenwanderung von Ort zu Ort mit sich führten beauftragt; dieser Dienst wird aber erst in 4. Mose 4,15 genau beschrieben: Er besteht lediglich darin, die zuvor (4. Mose 4,5-14) von den Söhnen Aarons eingepackten heiligen Gegenstände zu tragen, und zwar ohne sie selbst zu berühren, wenn das Heer der Israeliten aufbricht.

Ein weiterer Bibelvers (III,59) vermittelt angeblich die Erkenntnis, „dass es sich tatsächlich um altägyptische Blutmagie gehandelt hat und dass es sich bei der Erschaffung des Goldenen Kalbes um die Anwendung von Wissen der Priesterärzte des Pharaos handelte“, nämlich 2. Mose 32,25 (nach der DaBhaR-Übersetzung):

„32:25 Und als MoSchäH das Volk sah, dass es ungebändigt war, denn AHaRoN hatte es entbändigt, zum Gewisper inmitten der wider sie Aufständischen.“

Zu dem Begriff „ungebändigt“ schreiben Sie: „Übersetzt man es ins Hebräischen, wird es PöRaOT geschrieben. Das Grundwort ist PaRoH, was nichts anderes als Pharao bedeutet“, und darin vermuten Sie einen „versteckten Hinweis…, dass AHaRoN die Methoden und das Wissen der Priesterärzte des Pharaos benutzt hat, um den ägyptischen Götzen zu erschaffen?“

Unsinnig ist es schon mal, dass Sie das Wort „ungebändigt“ ins Hebräische übersetzen wollen. Die Ursprache ist ja nun mal Hebräisch, also ist es umgekehrt. Das Grundwort PaRaˁ mit dem Konsonanten Ajin am Ende kann „loslassen“ (die Haare z.B.) bedeuten, aber auch „führen“. Von daher ist möglich, dass das Wort PaRöˁoH = Pharao von diesem Wortstamm abgeleitet ist. Es ist aber nicht mit diesem identisch. In 2. Mose 5,4 und 5,5 kommt es unmittelbar hintereinander vor, und es ist in 5,4 der Pharao selber, der Mose und Aaron fragt, ob sie das Volk von seiner Arbeit „abhalten“ = PaRaˁ wollen. Auch stimmt es nicht, dass das Wort „ungebändigt“ nur an zwei Stellen vorkommt, wo es „um die Erschaffung des Goldenen Kalbes geht“; insgesamt kommen Wörter mit dem Wortstamm PaRaˁ 20 Mal in der Bibel vor, meistens im Zusammenhang mit ungeordneten Haaren.

Die Bibelstelle (III,60) 2. Mose 32,24 wiederum soll ein weiteres Indiz dafür liefern, dass das Goldene Kalb nicht „aus dem Metall Gold“ bestand, sondern „ein lebendes Kalb aus Fleisch und Blut“ war:

„32:24 Da sprach ich zu ihnen: Wem ist Gold zu eigen? Sie rissen es sich weg und gaben es mir, und ich warf es, dass es im Feuer, da ging heraus das dieses Kalb.“

Dazu schreiben Sie erläuternd:

„Das interessanteste Wort an diesem Vers ist der Begriff Kalb. Ins Hebräische wird das Wort Kalb mit EGäL übersetzt. Dieses Wort kann man aber auch, und hier beginnt es wirklich recht interessant zu werden, als ÄGOL lesen. Und Letzteres muss man ins Deutsche mit „rund“ übertragen.“

Korrekt wäre die Umschrift ˁEGäL bzw. ˁAGOL, weil die Worte mit Ajin, nicht mit Aleph am Anfang geschrieben werden. Jedenfalls folgt Ihres Erachtens aus diesem Zusammenhang (III,61):

„Wir denken, dass es sich um ein lebendes Kalb gehandelt hat, denn dass Zeichen des Re, dass Sinnbild des ägyptischen Sonnengottes, wird nun einmal in Alt-Ägypten als eine runde Scheibe mit einem Punkt im Zentrum dargestellt. Und dieses Zeichen konnte von uns, wir werden darauf noch an anderer Stelle ausführlich eingehen, als eine Darstellung einer Zelle identifiziert wird.“

Mal abgesehen davon, dass Sie Letzteres bereits auf Seite II,277f. behauptet haben, verkehren Sie in Ihrer Auslegung von 2. Mose 32,24 wieder (III,60) die Übersetzungsrichtung „aus“ dem Hebräischen ins Gegenteil, aber das mag einfach nur einer Nachlässigkeit zuzuschreiben sein, ebenso wie die vielen Fehler im eben zitierten Text.

Jedoch ist auch inhaltlich Ihre Deutung verquer. Sie hatten ja schon auf Seite III,52 die metaphorische Bedeutung des Goldes im alten Ägypten hervorgehoben, das zwar „überall Verwendung fand, aber als Zahlungsmittel vollkommen bedeutungslos war. Gold war in erster Linie ein Synonym für die aufgehende Sonne. Die Sonne wiederum war das Symbol für Leben.“ Und dieses Gold (III,53) „wurde als Kreis dargestellt, in dessen Mitte ein Punkt ist.“ Wenn Sie nun (III,60) über die Beziehung des Wortes „Kalb“ zum Wort „rund“ auch für das Kalb behaupten, dass es im Grunde die Bedeutung „Gold“ als dem „Symbol der Sonne“, dem „Metall der Götter und hier ganz besonders“ dem „Zeichen des Sonnengottes Re“ hat, das „als Kreis mit einem Punkt in der Mitte dargestellt“ wird, dann würde praktisch, wenn man diese Deutung ernstzunehmen versucht, aus metaphorischem Gold metaphorisches Gold entstehen.

Aber etwas später versuchen Sie zu präzisieren, was Sie meinen (III,61):

„da es eigentlich gar nicht Kalb heißen dürfte, sondern eigentlich ‚rund‘ heissen müsste, ist es also viel wahrscheinlicher, dass sich, als AHaRoN das Gold ins Feuer warf, eine ‚Scheibe‘ oder gar eine ‚Kugel‘ gebildet hat. Könnte es sich bei der Scheibe womöglich um eine Zellkultur oder bei der Kugel um einen Zellhaufen gehandelt haben. Wir denken, das es so ist, denn untermauert wird unser Rückschluss auch noch durch den Umstand, dass ein Teil des Begriffes ÄGOL, wir kommen auch hierauf noch ausführlich zu sprechen, auch ein Teil des Wortmusters für GoLäM ist.“

Was für eine Phantasterei ist das denn? Was die Israeliten ins Feuer werfen, ist also Blutwasser, das nur symbolisch Gold ist, weil Gold das Symbol der Sonne bzw. des ewigen Lebens ist, und heraus kommt kein Kalb, sondern etwas rundes, ja, Kugelförmiges, was ein Zellhaufen sein muss, weil (angeblich) zwischen ˁAGOL (= „rund“) und GoLäM (= „formlose Masse“ oder „Embryo“, kommt in der Bibel nur in Psalm 139,16 vor) eine Verwandtschaft besteht. Und aus diesem Zellhaufen entsteht natürlich kein Kalb aus metallischen Gold, sondern ein lebendiges aus Fleisch, als Klon – was aber erst nach 9 Monaten der Fall sein könnte!

Selbst im Rahmen Ihrer eigenen Paläo-SETI-Hypothese macht das Ganze übrigens keinen rechten Sinn. Denn warum sollten die ÄLoHIM und Mose so zornig darauf sein, dass Aaron auf Geheiß des Volkes das uralte Wissen der ÄLoHIM erfolgreich zum Klonen eines Kalbes anwendet? Und falls sie wirklich Grund zu einem solchen Zorn hätten, warum wird dann nur das Volk bestraft, das ein Goldenes Kalb fordert, nicht aber Aaron als derjenige Priester, der die Formung dieses Kalbes vollzieht?

Die Abwegigkeit Ihrer Gedanken wird noch dadurch unterstrichen, dass Sie im Zusammenhang mit der Metaphorik des Goldes annehmen (III,60):

„Ohne dass es besonders ausgesprochen wird, ist die Unveränderlichkeit des Edelmetalls ein Sinnbild für das Weiterleben nach dem Tode.“

Aber für die Bibel gilt eine solche Metaphorik in keinster Weise. Das gesamte Alte Testament, abgesehen vom späten Buch Daniel, einzelnen Versen im Buch Jesaja sowie einer Bemerkung über Henoch in 1. Mose 5,24, kennt keine Vorstellung vom einem Leben nach dem Tod. Das Goldene Kalb ist für die Israeliten schlicht und einfach ein abscheulicher Götze, wie er von Herrschern wie dem Pharao zur Legitimation von Ausbeutung und Unterdrückung genutzt wurde.

In den Angaben in 2. Mose 32,20 über die (III,62) „Vernichtung des Goldenen Kalbes“ durch Mose sehen Sie schließlich eine weitere Bestätigung Ihrer Annahme (III,63), dass „es sich bei diesem Goldenen Kalb … um ein lebendes gehandelt“ hat, denn wie sollten die Israeliten (III,62f.) mit den fehlenden „technischen Mitteln … bei ihrem Zug durch die Wüste … das Gold so zerkleinern, dass es letztlich getrunken werden konnte“? Allerdings geben Sie hier wenigstens zu (III,63):

„Einen eindeutigen Beweis dafür haben wir noch nicht gefunden. Allerdings sind die Indizien in vielerlei Hinsicht so schwerwiegend, dass wir weiterhin der durchaus vertretbaren Ansicht sind, dass der Tanz um das Goldene Kalb im Grunde genommen ein Tanz um ein lebendes Kalb war, welches von AHaRoN, dem allerhöchsten Priester JiSsRaELs, mittels altägyptischer Blutmagie angefertigt wurde. Und bei dieser Blutmagie kann es sich eigentlich nur um das Klonen eines Kalbes gehandelt haben.“

Aber noch immer sind Ihre Ausführungen über das „Goldene Kalb“ nicht zum Ende gelangt. Unter der (III,64) Überschrift „MoSchäH der Eingeweihte“ gehen Sie weitschweifig auf die „drei großen Strömungen der westlichen Welt, der Kabbala, der Alchemie und der Astrologie“ ein, die das „mesopotamische, altägyptische und hebräische Wissen wieder aufleben“ lassen wollen, in das Mose Ihrer Ansicht nach zweifellos eingeweiht war. Sie erwähnen das „Pardess“, ohne zu erläutern, was dieses Wort bedeutet – nach Wikipedia ist es ein Kunstwort, ähnlich wie TeNaK oder GiNaT:

Der erste Konsonant Pe steht für Pschat, das bedeutet die einfache, wörtliche Bedeutung.

Der zweite Konsonant Resch steht für Remes, d. h. Anspielung, Allegorie.

Der dritte Konsonant Daleth steht für Drasch: interpretative, homiletische Bedeutung.

Der letzte Konsonant Samech steht für Sod, d. h. Geheimnis, und enthält mystische, vielfach esoterische Bedeutungen.

Aber schließlich kommen Sie über das, „was in den Schriften der Alchemisten steht“, auf den „Goldtrank“, der „das ewige Leben verleihen“ soll, und vermuten, „dass auch der von MoSchäH aus dem Goldenen Kalb hergestellt Trank ein kräftespendendes Lebenselixier war.“

Und (III,65) Sie stellen sich jede Menge Fragen bezüglich der Botschaft, die Mose von seinem „Treffen mit den Schöpfern der Menschheit“ auf dem Heiligen Berg mitgebracht hatte.

Sie fragen zum Beispiel: „Enthielt diese Botschaft womöglich das Wissen der Schöpfung?“ Ich frage dazu: Wenn auf den Tafeln der Gebote in Wirklichkeit gar nicht die Zehn Gebote, sondern das Wissen der Schöpfung stand, wieso konnte Aaron dann ohne dieses Wissen bereits ein geklontes Kalb erschaffen?

Sie fragen: „War der Goldtrank, den MoSchäH seinem Volk zu trinken gab, eine Art genetischer Informationstransfer? – Sollten die Söhne JiSsRaELs sich durch den Goldtrank das genetische Wissen verinnerlichen?“ Ich frage: Wie soll ein Getränk, das aus einem zermatschten geklonten Kalb hergestellt wird, die Gene der Leute verändern, die es trinken? Auf magische Weise? Science Fiction? Wahnhafte Ideen?

Sie fragen: „Bekam das Volk JiSsRaEL durch den Goldtrank die genetische Unsterblichkeit verliehen? – Und ist dies schlussendlich der Grund, dass die Alchimisten zu allen Zeiten das Geheimnis der Unsterblichkeit im TeNaK suchten?“ Ich sage dazu: Auf der Ebene der Erzählung war der Goldtrank kein Heiltrank und auch nichts, was Unsterblichkeit verleihen sollte, sondern im Gegenteil der Inbegriff einer Bestrafung – das Gold sollte ihnen sozusagen „im Halse stecken bleiben“: Kurz darauf lässt Mose die Leviten durchs Lager gehen und 3000 Israeliten erschlagen (2. Mose 32,28).

Sie allerdings (II,66) interpretieren dieses Strafgericht als Tötung derjenigen, „die nicht den Goldtrank getrunken haben und sich nicht auf die Seite von MoSchäH und seinem Hohen Priester AHaRoN stellten“, wovon absolut nichts im Text steht. Und Sie finden (II,67) die „aus unserer modernen Sicht barbarisch[e]“ Maßnahme

„aus biologischer Sicht und vor allem aus der Sicht der Reinerbigkeit, nachvollziehbar, denn Inzucht fördert unter kontrollierten Bedingungen die besten genotypischen und phänotypischen Eigenschaften bei einem Individuum. Insofern können wir davon ausgehen, insbesondere dann, wenn wir das Verbot berücksichtigen, dass sich die Söhne JiSsRaELs nicht mit anderen Völkern vermischen durften, dass die ÄLoHIM womöglich mit dem Volk JiSsRaEL einen Genpool schaffen wollten, auf den die Menschheit bei bedarf zurückgreifen kann.“

Kann es sein, dass Sie auf diese haarsträubende Weise Erkenntnisse zu Inzucht und Reinerbigkeit aus der Forschung über Tierzucht auf Menschen übertragen, also im Grunde für eine Menschenzucht plädieren?

Anatomie-Wissen des Tobias Kohen – altes Priesterwissen der Hebräer? (II)

Nach dem langen Exkurs über die Geheimnisse des Goldenen Kalbes kommen Sie, indem Sie (II,68) auf die Reinheitsvorschriften für die israelistischen Priester eingehen, auf das Thema der anatomischen Kenntnisse der Juden zurück. Da einem KoHeN „der direkte oder indirekte Kontakt mit Toten strengstens verboten“ ist, kann (III,69) „ein KoHeN – der heute durchaus den Beruf des Arztes ausüben kann und darf – [keineswegs] an einer Sektion teilnehmen oder diese gar selbst durchführen“. Lang und breit führen Sie diesen Gedanken aus und kommen zu dem Fazit (III,70):

„Heute gibt es zwar die kultische Reinheit des Tempellebens nicht mehr. Trotzdem dürfen die Nachkommen AHaRoNs auch heute immer noch keinen Leichnam berühren. Was vor allem die Kritiker unserer These nicht wahrhaben wollen, denn damit bricht ihre Beweisführung zusammen, mit der sie unsere Behauptung widerlegen wollen, die Hebräer hätten Sektionen durchgeführt, damit sie ein Werk wie das Ma‘aseh Tobiyyah selbst verfassen konnten. Faktisch ist dies aber aufgrund der religiösen Bestimmungen unmöglich.“

Ihre gesamte Argumentation im Blick auf Tobias Kohen bricht jedoch in sich zusammen, wenn man bedenkt, dass er in Padua Medizin studiert hat und es in Padua seit 1594 ein anatomisches Theater, also einen Hörsaal der Anatomie gab, in dem er durchaus alles über Anatomie lernen konnte, ohne eine Leiche berühren zu müssen.

Abgesehen davon widersprechen Sie selbst (III,71) bereits eine Seite weiter Ihrer zuvor so stark herausgestellten Sonderstellung aller Juden mit dem Namen „Kohen“, indem Sie ernsthaft

„bezweifeln, dass jeder, der behauptet, ein Kohen zu sein, wirklich ein solcher ist und tatsächlich von einer priesterlichen Familie abstammt. Da keine genealogischen Listen geführt wurden, gibt es keine Nachweise darüber, ob sich die Abstammungslinie einer Person tatsächlich auf AHaRoNs Familie zurückführen lässt“.

Und (III,72) wieder eine Seite später rudern Sie erneut zurück und schreiben:

„Nach Ansicht orthodoxer Juden sollen die Priester auch heute noch so leben, dass sie jederzeit als Priester eines neu zu errichtenden Tempels eingesetzt werden können. Kein Angehöriger aus der Familie der KoHeN, also ein Nachkomme AHaRoNs, hätte gegen dieses Gebot verstoßen. Auch nicht ein Tobias Kohen.“

Was genau soll denn jetzt gelten? Die Zweifel, ob Tobias Kohen sich tatsächlich im Bewusstsein, Nachkomme des israelitischen Priesterstammes zu sein, jedem Kontakt mit Leichen entzog oder nicht vielleicht doch als wissensdurstiger Arzt wenigstens im anatomischen Theater an Sektionen teilnahm, haben Sie zuletzt jedenfalls selber eher verstärkt als beseitigt.

Unter der (III,73) Überschrift „Tod und Begräbnis“ setzen Sie sich anschließend „mit dem jüdischen Glauben auseinander“ und betrachten „jenen Teil näher…, der den Tod eines Menschen umfasst“. Diese Ausführungen sind hochinteressant, insbesondere weil sie hier auf einmal durchaus wissen, „dass die jüdische Religion weit mehr auf das Diesseits ausgerichtet ist, als alle anderen Religionen dieser Welt“, jedenfalls soweit es um die im Alten Testament niedergelegte Sichtweise handelt. Oben hatten Sie noch behauptet, dass die Israeliten dasselbe Interesse an der Unsterblichkeit gehabt hätten wie die Ägypter. Allerdings ist auch Ihre Beschreibung an dieser Stelle einseitig, weil das rabbinisch-pharisäische Judentum durchaus genau wie das Christentum den Glauben an eine Auferstehung kennt, was Sie übrigens auch wissen, wenn Sie (III,74) die „Vorstellung“ vieler Juden erwähnen, „dass die in Jerusalem Begrabenen bei der Ankunft des Messias zuerst auferstehen“.

Am Ende dieses Abschnitts kommen Sie dann unvermittelt auf Ihr Lieblingsthema zurück (III,75):

„Und nachdem es diese religiösen Grundsätze der Juden schon seit zwei Jahrtausende gibt, stellt sich wieder einmal die Frage, woher hatten die hebräischen Ärzte ihr Wissen? Nahmen sie es beim Auszug aus Ägypten mit? Eine Frage, die wir mit Ja beantworten können, denn es stellt sich ja auch die Frage, welche Gerätschaften befanden sich in der Bundeslade, die sie durch die Angehörigen der Familie der LeWI, den Priesterstand, bewachen ließen?“

Ihre Ausführungen, so interessant sie waren, verfolgen also nur den einen Zweck: zu widerlegen, dass Tobias Kohen anatomische Kenntnisse anders als durch die priesterliche Überlieferung von den antiken Aliens erhalten haben könnte. Aber wie gesagt – er studierte in Padua sicher auch Anatomie. Und ob er sich 100 Jahre nach Giordano Bruno noch so intensiv mit der Kabbala auseinandergesetzt hat wie dieser, ist auch fraglich.

In einem (III,76) abschließenden Abschnitt des ersten Kapitels räumen Sie schließlich ein, dass bereits „primitive Völker, Stämme und Familienclans, lange vor der Entwicklung zivilisierter Kulturen, über gewisse Kenntnisse der Anatomie verfügten“. Damit widersprechen Sie im Grunde grundlegend allem, was Sie bisher behauptet haben. Allerdings, beharren Sie dann doch wieder hartnäckig auf Ihrer nach wie vor unbewiesenen Ansicht (III,78),

„dass das anatomische Wissen unserer Vorfahren auf gar keinen Fall zufällig oder gar durch Forschung entstand. Schon eher vermuten wir, dass es ihnen von den Schöpfern der Menschheit – sozusagen als testamentarische Hinterlassenschaft – übergeben wurde. Wobei wir der Ansicht sind, dass unsere Vorfahren zu keinem Zeitpunkt mit diesem Wissen etwas anzufangen wussten und es gerade deshalb in einen religiös-rituellen Bereich abgedrängt wurde. … Seziert, um dieses Wissen überhaupt erlangen zu können, wurde offenbar nicht. Zumindest ist uns hierüber nichts überliefert.“

Das ganze ellenlange erste Kapitel drehte sich also um nichts anderes als um den letztlich fehlgeschlagenen Nachweis dieses Gedankens: Anatomisches Wissen der Antike kann nur auf Außerirdische zurückgehen!

II. Kapitel: Historische Gesichtspunkte

Im ersten Abschnitt des zweiten Kapitels (III,81) über das „Wissen der alten Ägypter“ erscheint kein einziger neuer Gesichtspunkt; Sie wiederholen nur, was Sie bereits im zweiten Band der „Urmatrix“ zum Thema der Mumifizierung und der anatomischen Kenntnisse ausgeführt haben.

Zur Geschichte der anatomischen Forschung von Aristoteles bis Vesal

Im Abschnitt (III,84) über die „erste Schule für Mediziner“ erinnern Sie erneut an die ägyptischen Lebenshäuser, die sie für „mit modernen Universitäten vergleichbar“ halten. Auch für die Medizin der alten Griechen wie für die der Ägypter und Hebräer versteigen Sie sich zu der Behauptung, dass auch sie (III,86) „- zumindest ist uns nichts darüber bekannt – keine Sektionen an Leichen durchführten“, aber mehrfach müssen Sie doch einräumen, dass man zumindest (III,88) den alten Griechen „Aristoteles als ersten Anatomen“ hervorheben muss. Erst im Abschnitt über (III,89) die Zeit bis zum Mittelalter heben Sie die Anatomen der Ptolemäerzeit „Herophilos“ und „Erasistratos“ als Begründer der „Anatomie im eigentlichen Sinne des Wortes“ hervor, die Sie zu Beginn des ersten Kapitels aber nicht in die (III,37) „Tradition des Aristoteles“ einordnen wollten, sondern als Bewahrer „jenes Wissens …[der Pharaonen], mit dem der menschliche Körper für ein Leben nach dem Tod vorbereitet werden sollte“, gesehen haben. Danach (III,89) diagnostizieren Sie für die Anatomie „eine Art Dornröschenschlaf“:

„Diese Ära des Stillstands dauerte vom fünften bis zum 15. Jahrhundert, ohne dass irgendein Fortschritt in der Wissenschaft zu verzeichnen wäre. …

Wenn man einmal von Galen absieht, dann haben wir von Erasistratos bis Versal sogar achtzehn Jahrhunderte, in denen die Kenntnisse in der Anatomie keinerlei Fortschritt aufweisen (32).“

Die kirchliche Haltung zur Anatomie beschreiben Sie recht widersprüchlich, wozu ich nur die folgenden Ausführungen beispielhaft zitieren möchte (III,95):

„Obgleich die Kirche im Großen und Ganzen im Mittelalter die Durchführung von Sektionen unterband, wurden sie dennoch an den Klöstern oder in sonst einer Form zur Kirche gehörenden Universitäten und Schulen durchgeführt, ohne eine sofortige Exkommunikation fürchten zu müssen. Die Päpste Sixtus IV. und Clemens VII. gestatteten es beispielsweise den Universitäten Padua und Bologna, Sektion durchzuführen. Andere, in dieser Hinsicht privilegierte Universitäten und Schulen, entstanden mit klerikaler Absegnung in Cambridge, Montpellier und Paris. Und aus dieser Privilegierung geht unserer Ansicht eindeutig hervor, dass das alte antike Wissen durch diese Maßnahmen unterdrückt werden sollte, zumal jede Sezierung einer menschlichen Leichen, vor allem für den Laien, ein Dispens der Kirche nötig war. Vor allem in Montpellier wurde dabei im Rahmen der Dispensgesuche eine Zähigkeit und Beharrlichkeit an den Tag gelegt, die meistens zum gewünschten Ergebnis führten. So gab der Herzog von Anjou im Jahre 1376 der medizinischen Fakultät von Montpellier die Erlaubnis, jedes Jahr den Leichnam eines Hingerichteten zu sezieren.“

Aus diesem Abschnitt geht erstens hervor, dass die Verantwortung für Freiheit oder Unterdrückung der anatomischen Forschung nicht nur bei „der“ Kirche lag, sondern auch bei den jeweiligen weltlichen Herrschern. Und zweitens ziehen Sie aus kirchlichen Entscheidungen für die Leichensezierung den nicht ohne weitere Belege nachvollziehbaren Schluss, dass dies in der Absicht geschah, „das alte antike Wissen“ zu unterdrücken. Was auch immer „die“ Kirche macht, sie muss in Ihren Augen offenbar immer in verschwörungstheoretischer Absicht handeln. Wobei Sie allerdings der Kirche nur „die Hauptschuld am Niedergang des anatomischen Wissens“ zuschreiben; „die Gelehrten dieser Epoche selbst“ verstanden es Ihrer Auffassung nach nicht, „aus dem Schatten Galens“ herauszutreten, sie betrieben „lediglich Scholastik“.

Wenn sie (III,97) dann plötzlich das Aufblühen der Medizin und Anatomie in Europa mit „der Schule von Salerno … zwischen 1000 bis 1200 n. Chr.“ preisen, verstehe ich den Widerspruch zu Ihrer vorherigen Behauptung nicht, dass es bis zu Vesal (500 Jahre später!) keine Anatomie gegeben habe. Die Legende, dass „vier Personen…, ein Christ des Abendlandes, ein Grieche, ein Jude und ein Araber, … die Schule von Salerno gegründet“ hätten, interpretieren Sie in Ihrer eigenwilligen und nicht weiter belegten Weise (III,98) als das erneute Zusammenkommen von „vier Wissenschaften…, die zu Urzeiten gewaltsam getrennt wurden“:

„Und so denken wir, dass die Person des Arabers für das alchimistische, die des Juden für das kabbalistische, die des Griechen für das hermetische und die des Christen für die Umsetzung dieses uralten Wissens steht.“

Daher entstand (III,99) auch in der „Schule von Salerno“ letzten Endes doch „nichts Neues“, vielmehr wurde „lediglich das traditionell überlieferte medizinische Wissen der Kabbalisten und Alchimisten wieder aktiviert und angewendet“.

Erst (III,100) für die Zeit der Renaissance bescheinigen Sie selbst der Kirche, dass sie sich „in dieser Epoche, zunächst recht zaghaft und mit großen Widerwillen“ den neuen Impulsen in „Medizin, Anatomie und Chirurgie“ geöffnet habe. „Die Päpste Sixtus IV. und Clemens VII. sprachen sich beispielsweise explizit für das Anatomiestudium aus.“ Seltsamerweise hatten Sie genau diese beiden bereits oben als Vertreter des Mittelalters genannt. Und wieder sehen Sie „nur eine einzige Erklärung“ dafür, dass „die Kirche diesen plötzlichen Umschwung in der wissenschaftlichen Meinung mitmachte und diesen sogar über weite Strecken befürwortete“, nämlich „die Abkehr der Wissenschaften – und damit natürlich auch der Medizin – vom hermetisch-kabbalistisch-alchimistischen Wissen“.

Da (III,101) „der hermetische Leitsatz ‚Unten wie Oben‘ und die kabbalistische Erklärung der Schöpfung, dass die ÄLoHIM den Planeten Erde nach oberen Vorbildern geschaffen haben, … dadurch in wissenschaftlichen Kreisen vollkommen verloren“ ging, schätzen Sie zwar die „anatomische Leistung“ des Begründers der neuzeitlichen Anatomie, Andreas Vesalius, den Sie oft fälschlich „Versal“ statt „Vesal“ nennen, hoch ein, aber Sie kreiden ihm an, dass „durch ihn … der Mensch als Mikrokosmos zur Maschinerie degradiert [wurde], die Descartes ein Jahrhundert später in Gang zu setzen suchte“. Allerdings ist Ihre kabbalistische Sichtweise auch nicht weit entfernt von einem maschinistischen oder mechanistischen Weltbild – interpretieren Sie doch die obere Ebene nicht etwa als die Ebene des Geistigen oder Geistlichen, sondern als die Ebene eines gentechnologischen Wissens vorzeitlicher Außerirdischer und das ewige Leben im Sinne eines Weiterlebens im eigenen Klon.

Anatomie-Wissen des Tobias Kohen – altes Priesterwissen der Hebräer? (III)

Im Zusammenhang mit Vesals bahnbrechendem anatomischen Werk „De humani corporis fabrica“ aus dem Jahr 1543 gehen Sie nochmals auf Tobias Kohen ein, in dessen Werk „Ma‘aseh Tobiyya“ (das aber erst 1707 erschien), „eine wesentlich feiner strukturierte Anatomie des menschlichen Körpers“ beschrieben finden, „als man dies im ersten Moment und bei oberflächlicher Betrachtung vermuten möchte“. Vor allem wundern Sie sich darüber, dass Kohen Ihrer Ansicht nach bereits über Zellbiologie Bescheid weiß. Denn, so schreiben Sie über Vesals Buch (III,102):

„Hier wird der Aufbau des menschlichen Arterien- und Venenapparats erstaunlich exakt dargestellt. Hier werden die deskriptive und topographische Anatomie, das wissenschaftliche Experimentieren, die funktionelle Anatomie und die Biomechanische angegangen. Was aber vollkommen fehlt, ist der zellulare, also der mikrokosmische Aufbau des menschlichen Körpers! Den Liefert uns zweifellos Tobias KoHeN, weil er – wie gesagt – den menschlichen Körper mit einem Haus vergleicht, in dem es eine Vielzahl von Räumen gibt.

Im Lateinischen wird nun ein kleiner Raum als cella bezeichnet und in der Biologie wird die kleinste lebende Baueinheit, aus dem sich ein Lebewesen zusammensetzt, ebenfalls cella genannt. Ins Deutsch übersetzt bedeutet cella nichts anderes als Zelle.“

Wieder ein induktiver Fehlschluss vom Allgemeinen aufs Besondere! Nicht alles, was mit dem Wort „Zelle“ bezeichnet wird, ist identisch mit der Körperzelle. Wäre Ihre Schlussfolgerung korrekt, müsste jeder Gefängnisgrundriss einer mikrobiologischen Darstellung der Zellstruktur gleichkommen.

Sie wissen selber, dass die wissenschaftliche „Zelltheorie“ erst 1840 „von Schleiden und Schwan“, aufbauend auf Erkenntnisse von „Hooke und van Leeuwenhoek“ entwickelt wurde. Allerdings meinen Sie nachweisen zu können (III,103), dass Tobias Kohen aus der von Ihnen bereits mehrfach ausgelegten Bibelstelle 1. Mose 2,21-22 „wusste, dass der menschliche Körper aus kleinen Räumen aufgebaut ist“. Wie ich Ihnen ebenfalls schon mehrfach widersprechen musste, geht es dort jedoch ebenso wenig um „mikroskopische Anatomie“ wie im Ma‘aseh Tobiyya.

Neu ist bei allen Wiederholungen Ihrer Ausführungen an dieser Stelle, dass Sie das angebliche „biologische Wissen“ der „alten jüdischen Gnostiker“ von der „Gilde der kosmischen Former, die den irdischen Urmenschen nach ihrem Bilde umgestalteten“ in einem Zusammenhang bringen mit

„einem Körper der Gottheit (Schiur Koma), dessen Glieder [sie] zu messen anfingen. Die Kabbalisten haben diese Vorstellung aufgegriffen und sie mit der des Adam Kadmon identifiziert. Die Ritualbücher der Kabbalisten werden nicht müde, den Zusammenhang der Gebote mit jenem Körper der Gottheit zu betonen“.

Da Sie wieder einmal geheimnisvolle Worte in den Raum werfen, ohne sie näher zu erklären, erspare ich es mir dieses Mal, herausfinden zu wollen, was Sie eigentlich damit meinen.

Im folgenden Abschnitt (III,105) gehen Sie dann ausführlicher auf die „Wiedergeburt der anatomischen Forschung im 16. Jahrhundert“ ein, die von Andreas Vesalius (1514-1564) eingeleitet wurde. Sie beschreiben (III,106) die Illustrationen seines Werkes „De humani corporis fabrica libri septem“ und fragen sich, warum „Tobias Kohen diese besonders guten und in der Fachwelt so hoch geschätzten Abbildungen in seinem eigenen Werk nicht auch übernommen“ hat. Sie führen das auf einen geheimnisvollen Grund zurück, den Sie jedoch nicht nennen. Indem Sie allerdings in diesem Zusammenhang betonen, dass er die anatomische Schrift des Vesal gekannt haben muss, fällt Ihre oben so ausführlich dargelegte Argumentation, dass Kohen keinerlei anatomische Kenntnisse außer aus der kabbalistische-alchimistisch-hermetischen Tradition gehabt haben kann, endgültig in sich zusammen.

Im Zusammenhang damit (III,107), dass Vesal (nicht „Versal“, wie Sie immer wieder schreiben!) auf anatomisches Wissen der „alten Hebräer“ und auf den jüdischen Arzt Maimonides zurückgreift, fragen Sie sich erneut, woher etwa das Wissen des TeNaK über „die Anzahl der menschlichen Knochen“ kommt. Auf Grund einer Geschichte aus dem Talmud, dass Schüler eines Rabbiners „die Leiche einer zum Flammentod verurteilten Prostituierten auskochten und nach einer genaueren Untersuchung zweihundertzweiundfünfzig Knochen bei ihr fanden“, müssten Sie eigentlich zugeben (III,108), „dass die alten Hebräer schon anatomische Untersuchungen vornahmen.“ Auf seltsame Weise suchen Sie einen Weg, um diesen Beleg für die Sektion einer menschlichen Leiche in Ihrem Sinne umzuinterpretieren:

„Aber dem ist nicht so, denn das Kochen einer Leiche ist eine Bestattungsart für Verbrecher. Und Prostitution, wie sowohl aus dem TeNaK als auch aus dem Neuen Testament deutlich hervor geht, war in den Augen der alten Hebräer sogar ein sehr schweres Verbrechen, welches stets mit Steinigung bestraft wurde.“

Erstens stimmt es nicht, dass jede Prostituierte in Israel als Verbrecherin verurteilt worden wäre. So kehrt zum Beispiel der israelitische Stammvater Juda bei einer vermeintlichen Prostituierten ein, die in Wirklichkeit seine Schwiegertochter ist. Und diese wäre nicht als Prostituierte verbrannt worden, sondern hätte als außerehelich schwangere Schwiegertochter gesteinigt werden können, wenn ihr nicht der Nachweis gelungen wäre, dass ihr Freier ausgerechnet ihr Schwiegervater gewesen war. Und zur Zeit Jesu gab es so viele Huren, dass Jesus den Umgang mit ihnen ausdrücklich immer wieder thematisierte.

Zweitens aber belegt doch gerade, was Sie hier vorbringen, um so mehr, dass die Juden über die Möglichkeit verfügten, Leichen von Verbrechern und Verbrecherinnen zu sezieren.

Da damit Ihr ganzes Argumentationsgebäude zur Frage der Anatomie bei den Juden einsturzgefährdet ist, greifen Sie auf das Hilfsargument zurück, dass die Untersuchungen an Leichen von Verbrechern nicht „aus wissenschaftlichen Gründen zum Erkenntnisgewinn der menschlichen Anatomie durchgeführt wurden, sondern eher zur Abschreckung“. Aber schon die von Ihnen angeführte Geschichte von den rabbinischen Schülern widerlegt auch diese Annahme, denn diese haben ja nun wirklich ganz penibel alle Knochen der von ihnen untersuchten Dame gezählt.

Völlig absurd ist Ihr Gedanke (III,110), dass sogar „das Theatrum anatomicum der frühen Neuzeit“ mit seinen in der Öffentlichkeit durchgeführten Sektionen nur „zur Abschreckung und auch zur Volksbelustigung dienen“ sollte: „Sektion wurde oftmals als Bestrafung gesehen. Wissensdurst spielte dabei kaum eine Rolle.“ Dagegen spricht, dass das anatomische Theater, das 1594 als Hör- und Schausaal in Padua entstand, definitiv Teil der Universität war, an der, wie erwähnt, später auch Tobias Kohen studierte und seine anatomischen Kenntnisse erwerben konnte.

Auch Sie selber schließen im Übrigen weitere Motive für eine öffentliche Leichensezierung, selbst wenn sie zur Abschreckung inszeniert wird, nicht aus. So nennen Sie (III,109) für die „erste sicher nachgewiesene Leichensektion des Abendlandes“ im Jahre 1316 „durch den Anatomen Mondino de‘ Liuzzi“ mindestens zwei verschiedene Motive, nämlich dass sie einerseits „zu Lehrzwecken“ und andererseits „als Teil der Ermittlungen bei Strafprozessen vorgenommen“ wurde.

III. Kapitel: Anatomische Besonderheiten

Als (III,112) „wahre Fundgrube für die Paläo-SETI-Forschung“ sehen Sie die „anatomischen Sammlungen“ an, die „vor allem im 16. und 17. Jahrhundert angelegt“ wurden. Zunächst beschäftigen Sie sich mit (III,114) einem missgebildeten Embryo aus Waldenburg bei Chemnitz, der unter dem Namen „Hühnermensch“ bekannt geworden ist. Sie vermuten (III,117), dass „hier jemand versucht“ hat, „nach den kabbalistischen Grundsätzen des Sefer ha Jezira nicht etwa einen Embryo, sondern lediglich ein Herz zu züchten“.

Die Sammlung Linck, die Sammlung Ruysch und Zar Peter der Große

Sie setzen also ernsthaft voraus (III,118), das „bis vor wenigen Jahrhunderten … ein akribisch geheim gehaltenes Wissen existiert haben [muss], mit dem die Ärzte der vergangenen Jahrhunderte durchaus in der Lage gewesen wären, menschliches Gewebe in jeder Form zu klonen“. Und „um die Verflechtungen dieses verborgenen Wissens besser offen legen zu können“, schweifen sie „kurz ab“ und befassen sich „mit dem Museum, in dem der Hühnermensch aufbewahrt wird“, und der Herkunft speziell dieses Exponats.

Ausführlich (III,119) widmen Sie sich „der Leipziger Apothekerfamilie Linck“, deren „Naturalien- und Kunstsammlung“ der Hühnermensch entstammt und dessen Begründer Heinrich Linck „mit Alchimisten Kontakt hatte“, wie „durch seinen aus Magdeburg stammenden Apothekerkollegen Friedrich Zorn hinreichend erwiesen“ ist. Um (III,120) wiederum „die alchimistischen Verflechtungen von Heinrich Linck und Friedrich Zorn besser verstehen zu können“, meinen Sie „einen Umweg zu dem späteren alchimistischen Universalgelehrten Johann Friedrich Böttger machen“ zu müssen. Von (III,130) Johann Heinrich Linck dem Älteren, dem Sohn des Gründers der Sammlung Linck, berichten Sie unter anderem, „dass er auch Kontakt zu Ägypten gehabt“ und (III,131) „Heilmittel … aus Mumien herstellte“.

Ein (III,136f.) „weiteres Indiz für unsere Behauptung, dass schon vor Jahrhunderten das Klonen bekannt war“, wollen Sie „in der anatomischen Sammlung von Fredrick Ruysch“ gefunden haben. Sie spekulieren, ob er nicht „seine heute nicht mehr näher bekannte Methode“, um „anatomische Präparate zu konservieren“, „aus einer Sammlung altägyptischer Papyri nahm, … die ihm womöglich … bislang unbekannte Mumifizierungstechniken der alten Ägypter verrieten“. In einem Katalog seiner Sammlung stellt Ruysch fest (III,140),

„dass ihn die einzelnen Stadien der Entwicklung des Menschen an den Psalm 139 erinnern. Diese Aussage halten wir für recht bedeutsam, denn sie zeigt, dass eine Vielzahl von Exponaten womöglich durch Klonen entstand. Zumindest war er in das Geheimnis von Psalm 139, wir werden auf dieses noch näher eingehen, eingeweiht.“

Im vorliegenden Buch werden Sie auf dieses Geheimnis nicht mehr eingehen; allerdings findet sich in Ihrem (Nicolas Benzins) Buch über „Giordano Bruno und die okkulte Philosophie der Renaissance“ eine ausführliche Betrachtung über den Psalm 139 und was dieser mit dem „Golem“ zu tun hat.

Für (III,142) „die stolze Summe von 30.000 Gulden“ kaufte der russische Zar Peter I. einen Teil der Sammlung Ruysch (III,143), um „auch in Russland eine solche Kunstkammer“ zu eröffnen. Da der Zar in seinem neuen Museum auch (III,144) ein „hochmodernes Laboratorium“ einrichtete, und zwar „kein anatomisches, sondern ein alchimistisches“, fragen Sie sich, ob „hier womöglich genetische Experimente durchgeführt werden“ sollten. Da er verfügte (III,147), alle „Fehlgeburten … in die Hauptstadt Moskau“ zu verbringen, um „der Sammlung hinzugefügt [zu] werden“, vermuten Sie, dass er auf diese Weise

„allen Resultaten habhaft werden [wollte], die von Experimenten stammten, welche in seinem Reich von Alchimisten und Kabbalisten – mit und ohne sein Wissen – durchgeführt wurden. Und solche Experimente müssen recht erfolgreich gewesen sein, denn aus allen Teilen seines Reiches wurden ihm sonderbare biologische Artefakte übersandt, auf deren Zustandekommen sich kein normaler Arzt einen Reim machen konnte.“

Hat man siamesische Zwillinge künstlich erschaffen?

Weiterhin (III,150) betrachten Sie „doppelköpfige Monsterwesen, die in den unterschiedlichsten Mythologien immer wieder erwähnt werden“, und fragen sich, „ob man siamesische Zwillinge auch künstlich erschaffen kann“. Durch Versuche mit Molchen hat der Nobelpreisträger Hans Spemann diese Möglichkeit bewiesen. Sie nehmen nun an, dass schon (III,152) „unsere Vorfahren … den intratubaren Gametentransfer (GIFT)“ hätten nutzen können, um „siamesische Zwillinge am Laufenden Band“ zu erzeugen:

„Bei dieser Methode werden Ei- und Samenzellen zunächst beiden Partnern entnommen, um dann gemeinsam in den Eileiter gespritzt zu werden. Das besondere ist, dass beiden nicht vorher verschmolzen sein müssen. Zumindest diese Methode wäre machbar… [verbunden] mit der Vorgehensweise des von uns Eingangs erwähnten Nobelpreisträgers Hans Spemann“.

*Ironie on* Es ist sehr wahrscheinlich, dass unsere Vorfahren bereits Eizellen entnehmen und Gameten in den Eileiterspritzen konnten. *Ironie off* Aber ernsthaft: Die Vorstellung, man hätte mit voller Absicht siamesische Zwillinge herstellen wollen, von denen man ja erstens wusste, dass sie nur selten lebensfähig sind, und zweitens, wenn sie überlebten, als Monster gelten würden, ist absolut ungeheuerlich. So verbrecherisch kann kein Alchimist gewesen sein, dem Sie ja an anderer Stelle nicht einmal zutrauen, die jüdischen oder kirchlichen Gesetze der Leichensezierung zu übertreten. Dann sollen sie zu derart blasphemischen Praktiken fähig gewesen sein? Wieder einmal widersprechen Sie sich selber in grundlegender Weise!

Dass Sie anschließend (III,154) die Figur des „Baphomet“ als „einen menschlichen Kopf mit zwei Gesichtern“ interpretieren, „der von den Templern deshalb verehrt wurde, weil durch ihn ein Wissen verkörpert wurde, durch das man im wahrsten Sinne des Wortes zum ewigen Leben gelangen konnte“, erschließt sich mir nicht wirklich. Sie behaupten zwar, dass „Baphomet immer mit mehreren Gesichtern dargestellt wird“, und fragen sich daher,

„ob der Ordensgründer der Templer nicht womöglich ein siamesischer Zwilling war. Dies ergäbe dann letztlich auch einen Sinn und würde auch das Wappen der Templer erklären, denn es handelt sich ganz offensichtlich bei dem Reiter auf dem Pferd um eine Person mit zwei Oberkörpern. … Waren die Templer, diese Frage drängt sich zwingend an dieser Stelle auf, im Besitz des Wissens, wie die Schöpfung durchgeführt wurde? Wir denken, es war so, denn auch für diese Annahme sprechen einige Punkte.“

Ich finde, dass Ihre im folgenden aufgezählten Punkte schon deswegen keine diesbezügliche Aussagekraft haben, weil nicht einmal Ihre Voraussetzung stimmt. Denn zumindest im Internet ist keine einzige Darstellung Baphomets mit zwei Gesichtern oder zwei Oberkörpern zu finden und nur ein einziges Wappen mit drei Gesichtern. Ansonsten wird Baphomet immer ziegengesichtig dargestellt – mit einem einzigen Gesicht.

Auch Ihre Analyse des Wortes Baphomet (III,155) mit der gematrischen Methode des „Athbasch“ (33) kommt mir insofern fragwürdig vor, als bei der Ersetzung der Konsonanten in dem hebräischen Wort BaPhOMeTh nach der Vertauschungsmethode mit Hilfe des rückwärts gelesenen Alphabets zwar das Wort SsOPhIA herauskommt, aber dieses Wort ist gar kein hebräisches, sondern ein griechisches Wort mit der Bedeutung „Weisheit“. Daraus zu schließen, „der Baphomet der Templer [könnte] die Verkörperung des Wissen um die Schöpfung gewesen sein, mit dem die kundigen der Alchimie einerseits aus Blei Gold und anderseits – unter Anwendung der kabbalistischen Richtlinie – Leben verlängern oder gar erneuern konnten“, ist jedenfalls ebenso weit hergeholt wie unbeweisbar.

Kannte man in der Renaissance perfekteres Tissue Engineering als heute?

Zum Abschluss des dritten Kapitels stellen Sie (III,156) die provozierende Frage: „Kannte man in der Renaissance das Tissue Engineering?“ Wieder einmal verzichten Sie darauf, diesen Fachbegriff zu erläutern. Wikipedia gibt folgende Erklärung:

Tissue Engineering (TE) (engl. für Gewebekonstruktion bzw. Gewebezüchtung) ist der Überbegriff für die künstliche Herstellung biologischer Gewebe durch die gerichtete Kultivierung von Zellen, um damit kranke Gewebe bei einem Patienten zu ersetzen oder zu regenerieren.

Sie finden

„in der Ruyschischen Sammlung und den Abbildungen aus dem zugehörigen Katalog … sonderbare Illustrationen, die – so denken wir zumindest – Methoden des Tissue Engineering darstellen. Also jene Abläufe, Prinzipien und Methoden zeigen, die zum fundamentellen Verständnis der strukturell-funktionellen Zusammenhänge führen, die bei der Herstellung von pathologischem Gewebe und von biologischen Substituten von fundamentaler Bedeutung sind.“

Im einzelnen erkennen Sie auf einem Bild „offensichtlich den Werdegang von der künstlich differenzierten Zelle bis zur fertigen Hand“. Und Sie scheinen den Schluss zu ziehen, dass es den damaligen Alchimisten nach den kabbalistischen Methoden des Buches „Sefer ha Jezira“ gelingen konnte, „die in eine bestimmte Richtung gelenkte Zellkultur … auch ohne künstliches Gerüst in Form und Funktion“ auszubilden. Durch die Anwendung der durch das Sefer ha Jezira vorgegebenen Kriterien

„könnte man jede Art von Organen in Form und Funktion herstellen. Und wie die Darstellung aus der Ruyschschen Sammlung deutlich macht, war dies bereits vor langer Zeit bekannt. Ja dieser Vorgang wurde sogar praktiziert.“

Worin aber nun ganz konkret die Erkenntnisse und Methoden des Sefer ha Jezira bestehen, die den modernen gentechnologischen Verfahren des Tissue Engineering so haushoch überlegen sind, ist mir nicht einsichtig geworden.

IV. Kapitel: Historische Chirurgie

Unter dem Oberbegriff „Historische Chirurgie“ beschäftigen Sie sich (III,160) ausschließlich mit dem Thema der plastischen Chirurgie, deren Ursprünge, was die „Rekonstruktion einer Nase und einer Ohrmuschel“ betrifft, von der Wissenschaft in die Zeit des „indischen Arztes Sushurta, der ungefähr um das Jahr 700 v. Chr. lebte“, datiert werden. Sie selber suchen (III,161) „die Anfänge der plastischen Chirurgie nicht in Indien“, sondern „im Alten Ägypten“, und zwar

„weil es nach Tabouis ägyptische Chirurgen waren, die bereits zur Zeit der 18 Dynastie, also nach modernen wissenschaftlicher Geschichtsauffassung um 1350 v. Chr., die Wiederherstellungschirurgie des Gesichtes betrieben wurde. Den Beweis, dass man den Ausführungen von Tabouis Glauben schenken muss, liefern uns Mumien, bei denen ganz offensichtlich durch einen operativen Eingriff noch zu Lebzeiten die Ohren wieder angeheftet wurden.“

In der (III,162) Renaissance war es dann Antonio Branca, der eine neue „operative Methode … der Rhinoplastik“ entwickelte, die Gaspare Tagliacozzi „als so genannte italienische Methode, im Rahmen der plastischen Chirurgie, etablierte.“ Und „im Jahre 1862 veröffentlichte Theodor Billroth „seine Operationsmethode zur Gaumenplastik“.

Für die Moderne kommen Sie (III,164) erneut auf den ständig ansteigenden „Bedarf an Ersatzorganen und Geweben“ zu sprechen und stellen für die „Zauberworte“ des „Tissue Engineering“ fest, dass

„die Generierung vaskularisierter Konstrukte zum komplexen Organersatz ohne eine formgebende Matrix immer noch eine unüberwindbare Herausforderung für die Forschung zu sein [scheint]. Hier sind wir ganz anderer Ansicht und sogar aufgrund unwiderlegbarer Fakten der festen Überzeugung, dass die Wissenschaft gerade dabei ist, dass Rad neu zu erfinden.

… Und wir gehen davon aus, dass man Anweisung, wie man einen komplexen Organersatz herstellen kann, bereits im Sefer ha Jezira findet. Hierzu aber, um nicht wichtigen Aspekten vorzugreifen, in einem späteren Teil mehr.“

Dazu muss ich hier nicht noch einmal Stellung nehmen, da Sie einfach dasselbe, was Sie am Ende des dritten Kapitels gesagt haben, noch einmal wiederholen, bzw. für einen weiteren Teil eine nochmalige Wiederholung des Themas ankündigen.

V. Kapitel: Historische Betäubungen

Dass (III,166) die „Geschichte der Anästhesie … schon zu biblischen Zeiten“ begonnen haben soll, begründen Sie mit denselben Bibelstellen 1. Mose 2,21 und 1. Mose 15,12, auf die Sie bereits auf Seite II,200 und II,238 eingegangen sind. Die Übersetzung „Betäubung“ der DaBhaR-Übersetzung für das hebräische Wort ThaRDeMaH begründen Sie mit den Worten:

„Dieses Wort umschreibt im hebräischen Sprachgebrauch nachweislich einen schlafähnlichen Zustand, der auf künstlichem Wege herbeigeführt wurde und einer tiefen Ohnmacht ähnelt. Und zwar in dem Sinne, wie er z. B. bei Trunkenheit, durch einen Schlag auf den Kopf oder eben durch eine Anästhesie entsteht.“

Das mag zwar für manche Fälle zutreffen. Aber ebenso nachweislich gewiss nicht für alle möglichen Fälle. Zum Beispiel wird das Wort im Buch Hiob 4,13 und 33,15 für den Nachtschlaf verwendet, und auch in Sprüche 19,15: „Faulheit versenkt in tiefen Schlaf“ ist keine Narkotisierung gemeint. Und die Wurzel RaDaM, von der das Wort ThaRDeMaH abgeleitet ist, bezeichnet den normalen Tiefschlaf des Jona, der auf seiner Schiffsreise definitiv nicht in Narkose versetzt wird (Jona 1,5-6), oder wird in Sprüche 10,5 metaphorisch im Sinne des „auf der faulen Haut Liegens“ gebraucht: „Wer in der Ernte schläft, macht seinen Eltern Schande.“

Im (III,167) Blick auf 1. Mose 15,12 (nach der DaBhaR-Übersetzung: „Als die Sonne einkam, da viel Betäubung auf ABhRaM, und da! Grauen, große Verfinsterung fiel auf ihn“) behaupten Sie, dass es sich „keinesfalls um einen normalen Schlaf gehandelt haben“ kann, „denn über einen ganz normalen Schlaf wäre ABhRaM ganz sicher nicht so tief greifend überrascht gewesen, wie es die im Text verwendete Floskel ‚und da‘ mit aller Deutlichkeit zum Ausdruck bringt.“ Aber gerade diese Überraschung spricht doch gegen eine Narkose. Wenn ich in eine Narkose versetzt wurde, war ich nicht überrascht, sondern einfach – weg!

Als (III,169) drittes biblisches Beispiel für eine schmerzstillende Betäubung führen Sie Johannes 19,29-30 an, wo es nach der DaBhaR-Übersetzung heißt:

„(29) Ein Schlauchgerät aber lag dort, gequollen von Essig; sie setzten daher einen Schwamm, gequollen von Essig, um einen hYSSOoPOstengel und brachten ihn herzu zu seinem Mund. (30) Als er daher den Essig genommen hatte, sagte er: Es ist vollendigt worden. Und das Haupt neigend gab er den Geist daneben.“

Sie spekulieren (III,169f.), dass Jesus nicht „nach der Verabreichung des Essigs gestorben ist“, sondern „dass er lediglich beträubt wurde, damit der die unerträglichen Schmerzen der Kreuzigung nicht mehr ertragen musste“, und Sie fragen (III,170), ob nicht „bei Jesus eine Variante des Schlafschwamms eingesetzt wurde“:

„Vor der Operation wird der trockene Schwamm in warmes Wasser gelegt, bis er sich voll gesogen hat. Infolge legt man ihn über Nase und Mund des Patienten, damit er durch den Schwamm atmen muss. Die Wirkungsweise ist aber wohl weniger eine Inhalationsnarkose mittels der Dämpfe als vielmehr eine Resorptionsnarkose. Die Flüssigkeit wird über Mund-, Nasen- und Rachenschleimhaut resorbiert.“

Interessante Phantasie! Nur lag Jesus nun einmal nicht auf einem Operationstisch, sondern er hing als verurteilter Terrorist am römischen Hinrichtungspfahl. Vollkommen absurd ist es, den Römern zuzutrauen, dass sie einem Gekreuzigten die Schmerzen lindern wollten, der Zweck der Kreuzigung war doch gerade qualvolle Folter.

Abgesehen davon ist die Übersetzung von „skeuos“ mit „Schlauchgerät“ viel zu speziell. „Skeuos“ ist ein sehr allgemeines Wort, das je nach Kontext „Gerät“, „Zeug“ oder „Gefäß“ heißen kann. Dieses Gefäß ist voll Essig, dann wird der Schwamm voll Essig gemacht und Jesus an den Mund gehalten. Nicht um ihn zu betäuben, sondern weil er über Durst geklagt hat. Und das Wort „den Geist übergeben“ heißt definitiv „sterben“.

Der Rest des Kapitels (III,171-178) enthält hochinteressante Informationen über Methoden der Anästhesie vom Altertum über das Mittelalter bis in die Neuzeit, die allerdings mit Ihrer Hauptthese nichts zu tun haben und zu ihrem Beweis nichts beitragen.

VI. Kapitel: Historische Transplantationen

Im vierten Kapitel (III,192) gehen Sie davon aus, „auch wenn dies nicht beweisbar ist, dass schon in der Antike Transplantationen durchgeführt wurden, denn wenn von einer derartigen Operation berichtet wird, muss es nahezu zwangsläufig mehrere gegeben haben.“ Nach dieser Art der Beweisführung muss es zwangsläufig auch schon alles gegeben haben, was in jeglicher Science Fiction berichtet wird, in jeder Legende, in jedem Märchen. Aber so einfach ist es natürlich nicht.

Gleich im ersten Satz dieses Kapitels (III,180) wiederholen Sie eine angebliche Unmöglichkeit:

„Auch die Geschichte der Transplantationen liefert für die Paläo-SETI-Forschung eine ganze Reihe von Anhaltspunkten, die belegen, dass ein uraltes Wissen weitergeben wurde, das unmöglich auf den eigen Forschungen unserer Vorfahren beruhen kann.“

Und ich wiederhole: Das ist schon in sich unlogisch, da irgendwann irgendwo im Weltall eine Zivilisation dieses Wissen von selber entwickelt haben muss – es sei denn, man glaubt doch an Götter mit übernatürlichen Fähigkeiten – was Sie jedenfalls bewusst nicht wollen. Jedenfalls kann ich es absolut nicht für unmöglich halten, dass schon die alten Ägypter sich ganz von allein „ein hervorragendes Wissen auf dem Sektor der Anfertigung von künstlichen Gliedern in Form von Prothesen“ angeeignet haben können. Abgesehen davon kann ich in in einem „mit einem Stoffband am Fuß“ fixierten großen Zeh aus Holz nicht unbedingt eine große technische Meisterleistung einer außerirdischen Hochkultur erkennen. Sie allerdings bauen Ihre Thesen natürlich gar nicht auf solchen Fakten allein auf, sondern lieber auf Annahmen, die zwar haltlos sind, aber um so eindrucksvoller klingen:

„In aller Regel ist es nun so, dass Prothesen niemals grundlos angefertigt werden. Daher liegt der Verdacht nahe, dass auch schon damals versucht wurde, nicht nur künstliche Prothesen aus Holz angefertigt wurden um damit ein fehlendes Glied zu ersetzen, sondern ganz sicherlich auch mit lebenden Geweben experimentiert wurde. Und auch für diese Vermutung gibt es einige Hinweise.“

Nun bin ich auf diese Hinweise sehr gespannt!

Steckt Wahrheit in Mythen wie von Ganesha? – Kopftransplantationen (II)

Als erstes weisen Sie (III,181) auf Mythen wie die von dem indischen Gott „Ganesha“ hin, „dem der Kopf eines Elefanten transplantiert wurde“. Diese Geschichte wollen zwar nicht einmal Sie für bare Münze nehmen (III,182), „aber dennoch ist dieser Gedanke im Falle von anderen Tieren nicht so ohne weiteres von der Hand zu weisen“ und Sie verstehen den Wunsch des querschnittsgelähmten US-Amerikaners Craig Vetowitz, dass sein „gesunder Kopf“ von seinem „kranken Körper getrennt und mit dem gesunden Körper eines hirntoten Spenders verbunden“ wird. Sie erwähnen sogar (III,183) den Neurochirurgen Robert White, der „eine solche Operation“ für „technisch machbar“ hält und „bereits in den siebziger Jahren an Rhesusaffen erprobt“ hat. Ein Problem (III,184) gab es allerdings:

„Durchtrenntes Rückenmark lässt sich bislang nicht wieder zusammenfügen. Der Preis für einen neuen Körper wäre auch heute noch eine hohe Querschnittslähmung. Der Patient könnte weder Beine, noch Arme bewegen.“

Ob eine solche Operation unter diesen Umständen wirklich eine Option für den genannten Querschnittsgelähmten wäre?

Erste dokumentierte Bein-Transplantation durch Kosmas und Damianus?

Die (III,186) Legende der christlichen Märtyrer Kosmas und Damianus, die vom römischen Prokonsul Lysias weder ertränkt noch verbrannt noch gesteinigt noch mit Pfeilen getötet werden konnten, bringen Sie zunächst „aus der Sicht der Alchimisten“ mit einem „Durchgang durch die vier Elemente“ in Verbindung (III,186f.):

„Eben jenen Durchgang, wie er beispielsweise bei der chymischen Hochzeit geschildert wird und der, im Rahmen des Großen Werkes, zur Wiederbelebung von Verstorbenen führt. Und so stehen die vier Hinrichtungsarten für die in den alchimistischen Schriften immer wieder vorkommenden vier Grundelemente. Ertränken für das Element Wasser, Verbrennen für das Element Feuer, Steinigen für das Element Erde und die Pfeile für das Element Luft.“

Allein (III,187) „aufgrund dieser Darstellung“ meinen Sie davon ausgehen zu können,

„dass die Basis des Alchimistischen Wissens schon zur Zeit der beiden Brüder Kosmas und Damianus bekannt waren und diese alle biologischen Vorgänge schon damals gekannt haben. In diesem Sinne gehörten sie mit Sicherheit zu jenen Eingeweihten, die sich in der Goldenen Kette über Jahrtausende organisierten und das Wissen der ÄLoHIM vom Ablauf der Schöpfung bewahrten.“

Nun rankt sich (III,188) um „Kosmas und Damianus“, die „in Pheremma bei Kyrrhos in Kilikien (Kleinasien) eine Art Hospital betrieben haben, in dem sie die Patienten unentgeltlich behandelten“, noch eine weitere Legende. Einem Kirchendiener, dessen Bein abzusterben drohte (III,190),

„erschienen die Heiligen dem Kranken im Traum und ersetzten sein krankes Bein durch das eines verstorbenen Äthiopiers. Als der Kirchendiener dann erwachte, sah er sich gesundet, nur hatte er statt des weißen ein schwarzes Bein, im Grab des Äthiopiers fand sich dementsprechend das Amputat.“

Für Sie liegt die Schlussfolgerung nahe, dass man „aus der ganzen Handlung ein Wunder“ machen wollte. „Tatsächlich dürfte es sich aber um eine gelungene Operation handeln, bei der der Patient unter Narkose stand.“ Obwohl dafür jeder Beweis fehlt, behaupten Sie einfach (III,191):

„Was die Geschichten, die sich um die Zwillinge Kosmas und Damian ranken, so interessant macht, ist nicht nur der Umstand, dass sie die erste dokumentierte Transplantation vorgenommen haben sollen, sondern viel mehr der Faktor, dass es mehrere Brüderpaare gibt, welche die Laufbahn der Brüder in Anspruch nehmen.“

So rasch wird aus einer unbestätigten Legende eine „erste dokumentierte Transplantation“. Allerdings würde ich gerade die Verbreitung verschiedener regionaler Varianten über Kosmas und Damian nicht als zusätzlichen Beleg für die Glaubwürdigkeit solcher Legenden ansehen, eher im Gegenteil.

Sie ziehen aus der Annahme (III,192), „dass diese Überlieferung der Wahrheit entspricht“, aber noch weitere Schlussfolgerungen:

„Gehen wir einmal davon aus, dass diese Überlieferung der Wahrheit entspricht, dann stimmt es sicherlich auch, dass der Patient den Eingriff überlebte, denn es wird ja auch davon berichtet, dass er wieder gehen konnte. Dieser Umstand wirft mehrere Fragen auf:

1. Kannten Kosmas und Damianus den Zustand der Abstoßung von transplantierten Organen?

2. Konnten Kosmas und Damianus den Zustand der Abstoßung von transplantierten Organen unterdrücken?“

Dazu ist zu sagen: Diese Fragen werden gar nicht aufgeworfen, weil die Transplantation ja nicht wirklich stattfand. Wenn Sie sie aber doch aufwerfen, müssen sie mit Nein beantwortet werden, denn nichts davon spiegelt sich in der Erzählung wider.

Sie aber spinnen fleißig Ihre hypothetischen Fragen weiter aus, indem Sie (III,193) im Blick auf „immunsuppressive Medikamente“ zur Verhinderung der Abstoßung fragen:

„Musste unser Kirchendiener ebenfalls derartige Medikamente nehmen? Die Frage kann nur mit Ja beantwortet werden! Und schon stellt sich eine neue Frage: Konnten Kosmas und Damianus überhaupt ein solches Medikament herstellen?“

Auch diese Frage beantworten Sie (III,197) – immerhin vorbehaltlich einer wissenschaftlichen Überprüfung – mit Ja:

„Wir gehen nun davon aus, dass Kosmas und Damianus durch aus eine Transplantation durchführen konnten und mit dem Balsam des Weihrauchbaumes sogar ein adäquates Mittel hatten, die Abwehrreaktion des Immunsystems zu unterdrücken. Ob unser Rückschluss natürlich in letzter Konsequenz zutrifft, müssen Forscher nachprüfen, aber ausgehend vom derzeitigen Erkenntnisstand, könnte es durchaus so sein, dass sich Kosmas und Damianus der Heilkraft des Weihrauchbaumes bedienten. Was bedeutet, dass sie auch die Inhaltsstoffe gekannt haben.“

Enthält schon die Kette dieser auf Vermutungen gestützten Annahmen, die wiederum durch weitere Vermutungen belegt werden, keinerlei Beweiskraft, fügen Sie am Ende nochmals Ihr Standardargument hinzu (III,198), es könne „kaum glaubhaft sein,

dass das Wissen der alten Mediziner in der Hauptsache auf Beobachtungen und Erfahrungswerten basierte, … denn wer sollte schon an verschiedenen Orten – Arabien und Indien – auf die Idee kommen, Weihrauch bei einer Infektionskrankheit einzusetzen.“

Natürlich wollen Sie wieder darauf hinaus, dass dieses Wissen nur von außerirdischen Kulturbringern stammen kann. Mit gesundem Menschenverstand kann man es aber durchaus für möglich halten, dass man auch durch schlichtes Ausprobieren oder durch ganz normalen fachlichen Wissenstransfer unter Ärztekollegen darauf kommen kann, ganz ähnliche oder sogar gleiche Heilmethoden zu entwickeln.

VII. Kapitel: Historisches Klonen

Dass im siebten Kapitel nicht viel Neues zu erwarten ist, lassen Sie (III,205) in folgender Kostprobe der in Ihrem Buch so oft häufigen Wiederholungen sowie Rück- und Vorverweise deutlich erkennen:

„Wie wir schon in Kapitel III recht umfangreich dargelegt haben, deutet so manches darauf hin, dass es bereits viele Jahrhunderte vor unserer Zeit die Möglichkeit des Klonens gab und auch praktiziert wurde. Niemals und in keinem der vielen Mythen wird es jedoch so deutlich ausgesprochen, wie gerade im TeNaK – darauf werden wir noch zu sprechen kommen – und bei dem Heiler und Alchimisten Paracelsus. Er sagt es genau so deutlich wie die Heilige Schrift.“

Zum Thema (III,206) „Tier-Tier-Chimären“ ziehen Sie wieder einmal den falschen induktiven Schluss, dass es etwas, was heute „wieder durchführbar“ wird, „mit Sicherheit schon in der Vorzeit der Menschheit gegeben hat“, nämlich die „gezielte Erschaffung von Hybriden und Chimären“ wie „den sumerischen, ägyptischen und griechischen Ungeheuern mit Löwenkopf, Ziegenkörper und Schlangenschwanz“.

Auf dieselbe Weise (III,209) gehen Sie an Abbildungen aus dem „alten Babylon“ heran, „die vermuten lassen, dass unsere Vorfahren über biologische Kenntnisse verfügten, mit denen sie Mensch-Tier-Chimären herstellen konnten.“ Sie wissen zwar genau, „dass es sich bei diesen Abbildungen einerseits um Produkte der Phantasie und andererseits um Priester gehandelt hat, die zur Durchführung religiöser Riten nur Furcht einflößende Masken getragen haben“, aber weil „1962 … Wissenschaftler … erwogen [haben], einen Menschen dahingehend genetisch zu manipulieren, dass er optimal in der Raumfahrt eingesetzt werden kann“, nämlich mit einem „Greifschwanz und Greifarmen nach Art von Affen“, schließen Sie wiederum kurzschlüssig falsch zurück, dass „schon in der Vorzeit der Menschheit – von wem auch immer – Menschen und Tiere miteinander gekreuzt wurden“. Auch (III,211) dem griechischen Gott Asklepios, der mit Zentauren und Zyklopen zu tun hatte, unterstellen Sie, dass er möglicherweise „die Gentechnik und das Klonen beherrschte“, und zwar (III,212) nicht zuletzt deswegen, weil sein Stab, „heute als Asklepiosstab bezeichnet“, nicht nur „zum Symbol der Heilkunde“, sondern in Ihren Augen auch „zum Symbol für die DNS“ wurde (das hatten Sie auf Seite II,135f. auch schon für den „Schlangenstab des Hermes“ behauptet).

In weiteren Abschnitten dieses Kapitels (III,216) gehen Sie auf heutige Forschungsvorhaben ein, die darauf aus sind, „menschliche Ersatzgewege und Organe zu züchten. Zunächst in Tieren, später vielleicht sogar im Reagenzglas.“ Im (III,217) Rückblick auf „die babylonischen Chimären“ deuten Sie, dieses Kapitel abschließend, an,

„da man offenbar schon damals alchimistische und kabbalistische Information verschlüsselte, dass diese Wesen eine Metapher darstellen, die letztlich nichts anderes bedeutet, als das in das Erbgut von Menschen genetische Merkmale von anderen Tieren eingebracht wurde.“

VIII. Kapitel: Das menschliche Alter

Das (III,220f.) Kapitel über das menschliche Alter beginnen Sie mit dem Zitat eines ganzen Kapitels der Bibel (ohne übrigens anzugeben, dass es sich um 1. Mose 5,1-32 handelt) und fragen sich (III,221), „ob die Menschen damals tatsächlich so lange gelebt haben“, und wenn Ja, „ob dieses Alter … durch genetische Maßnahmen herbeigeführt wurde“. Was „den geschichtlichen Aspekt betrifft“ verweisen Sie auf Ihr (Dieter Vogls) Buch „Der 7. Tag der Schöpfung“, in dem „dieser Bereich – aus dem geschichtlichen Konsens heraus betrachtend – ausführlich behandelt [wurde]. Der biologische Aspekt ist allerdings eine andere Sache: Dieser Frage müssen wir nachgehen.“

Da Sie (III,222) die Möglichkeit nicht einmal in Betracht ziehen, dass man hohe Altersangaben für Menschen aus vorhistorischer Zeit auch einfach erfinden kann, und ausschließen, dass „klimatische Verhältnisse … ausschlaggebend für ihr hohes Alter waren“, gibt es für Sie

„nur eine einzige Antwort: Das hohe Alter wurde im Rahmen der Schöpfung den Menschen von den ÄLoHIM mit voller Absicht gegeben. Theologen widersprechen dieser These natürlich vehement, aber aus heutiger Sicht besteht diese Möglichkeit durchaus, denn Forscher fanden mittlerweile heraus, dass geklonte Kälber um bis zu 50 Prozent länger leben als ihre natürlichen Artgenossen.“

Aber ist dieses einzige Argument, das Sie zur Begründung anführen, überhaupt stichhaltig? Nur wenige Berichte von vor fast 20 Jahren habe ich darüber im Internet gefunden. Es geht lediglich um eine evtl. mögliche Lebensverlängerung um fünfzig Prozent, nicht um Hunderte von Jahren. Zudem ist die Übertragbarkeit der in Experimenten mit Tieren gewonnenen Erfahrungen auf Menschen noch völlig ungeklärt – und ebenso die Frage, wie viele Klon-Babies überhaupt überleben oder mit durch die Klonierung bedingten Missbildungen oder Krankheiten zur Welt kommen.

Etwas, was noch nicht einmal heute ansatzweise verwirklicht ist, dann auch noch in die Urzeit der Menschen zurückprojizieren zu wollen, bleibt vollends ein Produkt Ihrer übersteigerten Phantasie. Wobei Phantasie ja nichts Verwerfliches ist – die hohen Altersangaben für die urzeitlichen Menschen sind sicher auch der Phantasie der damaligen Erzähler entsprungen und nicht historisch zu verstehen. Ein Problem entsteht allerdings immer dann, wenn man Fiktion und Realität kurzschlüssig miteinander verwechselt, also wenn man nicht sehr genau überprüft, ob erzählte Angaben einer historischen Wirklichkeit entsprechen können.

Im Übrigen frage ich mich, wie Sie sich die Anwesenheit der ÄLoHIM bei den Menschen die ganze Zeit über vorstellen. Von Adam bis zur Geburt des ersten Sohnes Noahs vergehen – wörtlich genommen – 1056 Jahre. Wo haben die „ÄLoHIM“ gelebt? Auf ihrem Raumschiff? Sie müssen ja Tausend Jahre bis Noah die Menschen begleitet haben, sich dann auf das Volk Israel konzentriert haben. Warum ist von ihnen nichts außer religiös geprägten Aussagen übrig geblieben?

Sie hingegen lassen sich von solchen Fragen nicht beeindrucken, denn für Sie genügt es ja, von etwas auszugehen und es im TeNaK niedergeschrieben zu finden, um sich gegen den Vorwurf immun zu machen, Sie würden eine „Spekulation“ vertreten (III,223):

„Da wir davon ausgehen, dass bei der Schöpfung genetische Manipulationen eingesetzt wurden, um aus dem irdischen Urmenschen den modernen Menschen zu formen, wurden mit Sicherheit auch Verfahren angewendet, deren Basis das Klonen gewesen ist. Und auch dies ist keine Spekulation, denn im TeNaK wird nun einmal davon berichtet. Betrachten wir uns nun in den nachfolgenden Teilen einige Verse aus dem TeNaK.“

IX. Kapitel: 1. Mose 1:26

Nachdem Sie bereits im ersten Band auf Seite I,85ff. auf 1. Mose 1,26 (34) eingegangen sind, wollen Sie nun mit diesem Vers nochmals ausführlich nachweisen (III,226), „dass es schon zu biblischen Zeiten eine Art Zeugung in vitro gab und andererseits, dass der Mensch ganz offensichtlich das Produkt einer künstlichen Schöpfung ist.“ Nach der DaBhaR-Übersetzung lautet der Text:

„Und ÄLoHIM sprach: Wir machen den Menschen in unserem Bild, gemäß unserer Gleichheit. “

Ihr Ausgangspunkt ist, „dass es sich bei den ÄLoHIM um eine kosmische Spezies gehandelt hat, welche … die Schöpfung auf höhere Anweisung hin durchführten“ und (III,226f.)

„durchaus ein Individuum erschaffen [konnten], das ihnen vollkommen gleicht. Aus biologischer Sicht, ausgehend von den derzeitigen Erkenntnissen, ist eine derartige Diskussion also vollkommen überflüssig. Selbst wenn der irdische ADaM und die himmlischen ÄLoHIM unterschiedliche Gene hätte und womöglich auf natürlichem Wege keine Nachkommen zeugen könnten, könnte man anhand genetischer Manipulationen die so genannten Kreuzungsschranken überwinden.“

Und indem Sie anschließend mit einer (III,227) Vielzahl kompliziertest klingender wissenschaftlicher Fachbegriffe (III,228) nochmals „ganz klar“ belegen, „dass die natürlichen Kreuzungsschranken übersprungen werden können“, meinen Sie davon ausgehen zu können, dass „alle mythologischen Überlieferungen und biologischen Erkenntnisse von heute dafür [sprechen], dass die Texte des 1. Buch MoSchäH Vers 1:26 ganz reale Informationen darstellen.“ Dafür führen Sie auch noch semantische Gründe an, die mit der Bedeutung einzelner Wörter zu tun haben (III,229):

„Neben diesen biologischen Indizien gibt es auch auf dem Gebiet der Semantik eindeutige Hinweise, die eine Verwandtschaft zwischen den ÄLoHIM und dem ADaM belegen. So steht z.B. das Wort ADaM in einem engen sprachlich bedingten Verwandtschaftsverhältnis zum Begriff DaMaH. Dieses Wort bedeutet in unsere Sprache übersetzt soviel wie ‚gleichen‘. Stellt man dieser Begrifflichkeit den Buchstaben ALäPh voran, dann wird aus einem ‚Gleichen‘ eine ‚Gleichheit‘. Und in dieser Hinsicht ist dann auch der ADaM jenes Wesen, das seinen Schöpfern, den ÄLoHIM, vollkommen gleich ist.“

Aber dieser Hinweis ist keineswegs eindeutig, weil das Wort „DaMaH“ zwar tatsächlich „gleichen“ bedeutet, aber es hat absolut nichts mit dem Wort ADaMaH zu tun, das „Erde“ oder „Acker“ bedeutet.

Sie finden zwar nun „diesen semantisch bedingten Rückschluss“ durch 1. Mose 3,22 bestätigt, wo es heißt: „Und JHWH ÄLoHIM sprach: Je, der ADaM wurde wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses“, jedoch widerspricht diese Stelle gerade Ihrer Vorstellung von einer genetischen Gleichheit, denn erstens geht es in dem Bibelvers um eine geistige Gleichheit, die darin besteht, gleichermaßen Gutes und Böses erkennen zu können, und zweitens ist diese angestrebte Gleichheit nach dem biblischen Text gerade Ausdruck menschlicher Hybris, denn der Mensch steht nun einmal nicht auf derselben Ebene mit dem Schöpfergott, sondern ist lediglich nach seinem Bilde geschaffen – das heißt, eine Fähigkeit ist ihm übertragen worden, die er mit Gott gemeinsam hat, nämlich Verantwortung für die Erde zu übernehmen, um sie zu bebauen und zu bewahren.

Aber Sie wollen nicht wahrhaben (III,230), dass 1. Mose 1,26 „lediglich eine Metapher ist, die sich ausschließlich auf eine übernatürliche Ebenbildlichkeit zwischen Gott und Mensch bezieht“, insbesondere auf die „Fähigkeit, Gott zu erkennen und zu lieben“, sondern nehmen an, „dass das Aussehen der ÄLoHIM und das der Menschen nicht nur auf geistiger Ebene, sondern auch auf körperlicher Basis identisch ist“. Dafür führen Sie als „erstes Indiz … das hebräische Wort DöMUT“ an.

Verfälschung des biblischen Urtextes durch Übersetzungen (X)

Dass (III,231) das Wort DöMUTh in verschiedenen Bibelübersetzungen ganz unterschiedlich übersetzt wurde (mit „Gleichheit“, „Ähnlichkeit“, „Gleichnis“ usw.), führen Sie auf „Manipulationen am TORaH-Text“ zurück, die „aus ideologischen Gründen“ durchgeführt wurden, obwohl doch (III,230) angeblich „die Begrifflichkeit DöMUT, alleine von seinem Inhalt ausgehend, … nur eine authentische Übersetzung zulässt“. Und so drücken Sie nun zum zehnten Mal Ihre Unfähigkeit aus, den Vorgang des Übersetzens zu begreifen (III,231): „Kein normaler Mensch kann verstehen, warum jeder Übersetzer ein eigenes Bibelverständnis entwickelt“, denn jeder Übersetzer muss nach einer eigenen, von ihm verantworteten Hermeneutik übersetzen, da es keine simple Entsprechung von Worten in zwei verschiedenen Sprachen gibt.

Vollends widersprüchlich und zudem noch widersinnig werden Ihre Ausführungen jedoch in den nächsten drei Abschnitten, in denen Sie entgegen ihrer eigenen, zehn Mal wiederholten Überzeugung (III,230), dass ein biblisches Wort wie DöMUTh „nur eine authentische Übersetzung zulässt“, nun auf einmal drei verschiedene Übersetzungen von DöMUTh erwägen: „Ähnlichkeit“, „Gleichheit“ und „Gleichnis“. Dass Sie sich damit im Widerspruch zu sich selbst befinden, liegt auf der Hand. Widersinnig wird Ihre an sich richtige Beobachtung, dass DöMUTh verschiedene Bedeutungsnuancen haben kann, nun dadurch, dass Sie behaupten, das Wort DöMUTh würde an dieser einzigen Bibelstelle 1. Mose 1,26 gleichzeitig alle drei Bedeutungen in sich bergen und das wäre auch die Absicht der außerirdischen ÄLoHIM gewesen.

Das Wort DöMUTh als „Ähnlichkeit“

Wird (III,232) das Wort DöMUTh an dieser Stelle mit „ähnlich“ übersetzt, dann erkennen Sie „an der Semantik dieses Begriffes, wie durchdacht die Wortwahl des biblischen Verses 1:26 aus dem 1. Buch MoSchäH wirklich ist“.

Erstens bringen Sie das damit zusammen, dass, „vornehmlich im biologischen Sinne, jede Kopie vom Original eine Verschlechterung bedeutet“. Sie hatten das im Zusammenhang mit der Telomerase bereits erläutert (für die Sie hier allerdings ankündigen, dass sie sie erst später behandeln werden, aber anscheinend ist Ihnen die Reihenfolge der Ausführungen im eigenen Buch nicht geläufig). Aber ging es Ihnen in diesem Zusammenhang nicht um die Zellteilungen innerhalb eines menschlichen Körpers, die dem Alterungsprozess unterliegen? Was soll dieser Prozess mit der Ähnlichkeit zwischen Schöpfer[n] und Geschöpf zu tun haben?

Zweitens hat DöMUTh im Sinne von Ähnlichkeit Ihnen zufolge mit dem „Resultat der zweigeschlechtlichen Zeugung“ zu tun, bei der „das mütterliche und das väterliche Erbgut so tief greifend vermischt wird, dass, aufgrund der stattfindenden Neukombination der Erbanlagen, ein vollkommen neuer Chromosomensatz entsteht“. Aber in 1. Mose 1,26 geht es gar nicht um die Zeugung und Empfängnis eines Kindes. Oder waren Ihrer Ansicht nach die ÄLoHIM in zwei Geschlechtern an der Zeugung bzw. Empfängnis ADaMs beteiligt? Der eine steuert die Samenzelle, die andere eine Eizelle bei? Davon schreiben Sie allerdings kein Wort.

Drittens betonen Sie (III,232f.), dass eine „absolute Gleichheit des Erbgutes … bei nachfolgenden Generationen zur Inzuchtdegeneration führen“ würde; das musste (III,233) „unter allen Umständen von den Schöpfern der Menschheit verhindert werden“. Die „biblische Formulierung“ („ähnlich“) entspricht also „den Erkenntnissen aus der klassischen Genetik und steht insbesondere im Einklang mit dem 3. Mendelschen Gesetz, dem Unabhängigkeitsgesetz“, dem zufolge „von Individuum zu Individuum der Genotypus unterschiedlich ist, obwohl der Phänotypus gleich bleibt“. Warum das erheblich sein soll, bleibt mir schleierhaft, denn die Gleichheit des Phänotypus gilt nach Mendel lediglich für dominante Merkmale in der ersten Tochtergeneration, und Sie wollen ja hier gerade nicht auf die Gleichheit, sondern auf die Ähnlichkeit der „Nachkommen eines Elternpaares“ hinaus. Ein Widerspruch besteht übrigens hier auch wieder mit Ihren Aussagen (II,67) über die „Reinerbigkeit“ des Volkes Israel, dass „Inzucht“ angeblich „unter kontrollierten Bedingungen die besten genotypischen und phänotypischen Eigenschaften bei einem Individuum“ fördert.

Viertens (III,233) erkennen Sie in 1. Mose 1,26 „unter dieser Voraussetzung“, dass DöMUTh mit „ähnlich“ übersetzt wird, „dass die ÄLoHIM dass eigene Erbgut mit dem von irdischen Urmenschen gekreuzt haben“, also „Neuzüchtungen“ vorgenommen haben. Aber wenn die ÄLoHIM sich selber mit Urprimaten gekreuzt haben sollen, wie können dann die ÄLoHIM (III,234) nach 1. Mose 3,22 sagen: „Je, der ADaM wurde wie einer von uns“? Die gekreuzten Nachkommen müssten doch Merkmale sowohl der Primaten als auch der ÄLoHIM aufweisen, dürften den ÄLoHIM also tatsächlich nur „ähnlich“ und nicht „gleich“ sein. Das wiederum bestätigen Sie selbst, wenn Sie in den Versen 1. Mose 1,27 und 2,7 eine Abfolge einer „züchterischen Tätigkeit“ erkennen wollen, die am Ende in 3,22 darauf hinausläuft, „dass die ÄLoHIM sagen, dass der Mensch einer von ihnen geworden ist. Was wohl zum Ausdruck bringen soll, dass der Mensch den ÄLoHIM sowohl im Erscheinungs- als auch im Erbbild ähnlich ist.“

Das Wort DöMUTh als „Gleichheit“

Obwohl Sie eben die Übersetzung von DöMUTh mit „Ähnlichkeit“ als treffend bezeichnet haben, soll nun (III,235) dasselbe Wort an derselben Stelle auch „Gleichheit“ bedeuten, wobei ich es von vornherein abwegig finde, dass Sie die Ähnlichkeit „nur auf den Genotypus eines Individuums“ beziehen wollen, die „Gleichheit“ aber „auf dessen Phänotypus“. Abwegig deshalb, weil der Phänotyp, also das Erscheinungsbild eines Individuums, sich „im Zusammenspiel von Genom und Umwelteinflüssen herausbildet“ und daher definitionsgemäß bei jedem Individuum verschieden aussieht. Sie aber wollen die „Begrifflichkeit DöMUT als Ganzes … aus kabbalistischer Sichtweise“ als dasjenige beschreiben,

„was einem anderen in allen Belangen gleicht. Gleichen kann sich bei einem Individuum aber nur das, was in den wesentlichen Merkmalen vollkommen übereinstimmt. Aus diesem Grund wäre es besser, wenn man das Wort DöMUT vornehmlich mit Gleichheit übersetzt, denn eine Gleichheit impliziert bekanntermaßen den Faktor Ähnlichkeit.“

Das aber widerspricht fast allem, was Sie im vorigen Abschnitt sagten – jetzt gehen Sie davon aus,

„dass der Chromosomensatz des ADaM dem der ÄLoHIM ähnlich war, sich aber beide dennoch im Aussehen gleichen. Was nichts anderes bedeutet, als dass die ÄLoHIM und der ADaM untereinander zeugungsfähig sind und zeugungsfähige Nachkommen hervorbringen können.“

Ist jetzt auf einmal Ähnlichkeit gleich Gleichheit? Oder verwenden Sie das Wort „gleichen“ im Sinne von „ähnlich sehen“? Oder gleicht ADaM den ÄLoHIM wie ein Zwilling? Ach nein, beide sind miteinander zeugungsfähig. Haben sie also miteinander Beischlaf gehabt oder nur Ei- und Samenzellen in der Retorte miteinander ausgetauscht?

Weiterhin bringen Sie die hebräische Wurzel DaMaH (= „gleichen“), von der das Wort DöMUTh abgeleitet ist, in einen Zusammenhang (III,236) mit der Wurzel DaMaM und ziehen daraus weitere weitreichende Schlüsse:

„DaMaM, was so viel wie ‚Verstillen‘ oder ‚Verstummen‘ bedeutet. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang, dass mit verstillen auch ein schreiender Säugling – also ein Nachkomme – gemeint wird -, der durch Stillen still ist und nicht mehr schreit. Dies wird bei den Kabbalisten als Hinweis darauf gewertet, dass die ÄLoHIM den ADaM nicht nur durch genetische Manipulationen künstlich aus dem Erbgut von affenähnlichen Urmenschen geschaffen haben, sondern, weil die Urmenschen den ADaM nicht mehr als ihresgleichen annehmen, auch gestillt werden muss. Was nichts anderes besagt, dass die ÄLoHIM den ADaM großgezogen haben, was wiederum den Rückschluss zulässt, dass der erste Mensch keine Mutter hatte und sein Werden künstlich, quasi in der Retorte, vonstatten ging.“

Nach der Logik der Geschichte hat der erste Mensch natürlich keine Mutter, weil er direkt von Gott geschaffen wurde – und zwar als bereits erwachsener Mensch, der auf elterliche Betreuung nicht angewiesen ist. Mit Retortenzeugung hat die Erschaffung Adams nur dann etwas zu tun, wenn man mit einer ausufernden Phantasie begabt ist. Von einem Labor, von Biochemikern, von einem Heranwachsen des Adam vom Baby zum Erwachsenen ist in der Bibel kein einziges Wort zu lesen.

Abgesehen davon haben weder die Wurzeln DaMaH und DaMaM etwas miteinander zu tun noch bedeutet DaMaM wirklich „stillen“ im Zusammenhang mit einem Säugling; vielmehr ist die Bedeutung von DaMaM grundlegend „vor Schrecken starr werden“ und von daher auch „vernichtet werden“, „verstummen“, „still halten“, „still werden“.

Schließlich ist für Sie auch noch von Bedeutung, dass angeblich „den Begriffen ADaM, ADaMaH, DöMUT und DaMaH die Wurzel DaM [= „Blut“] zugrunde liegt“, was vermutlich (allerdings unausgesprochen) eine Blutsverwandtschaft zwischen ADaM und ÄLoHIM nahelegen soll. Aber das Wort DaM hat mit den anderen genannten Wörtern gar keine Wurzelverwandtschaft.

Auch in den Buchstaben Aleph, der dem Wort DaM angeblich vorangestellt wird, um das Wort ADaM zu ergeben, geheimnissen Sie mehrere Dinge hinein. Erstens soll dieser erste Buchstabe des Alphabets darauf hinweisen, dass Adam „der erste Mensch ist, der von den ÄLoHIM geschaffen wurde“. Aber darauf bedarf es keinen Hinweises, weil er sowieso ausdrücklich derjenige ist, der als erster Mensch geschaffen wird. Zudem müssten nach dieser Logik Eva, Kain und Abel die Namen BöDaM, GöDaM und DöDaM heißen, weil sie ja als 2., 3. und 4. Mensch auf der Erde erscheinen. Und zweitens soll das Aleph als Zahlzeichen für die 1 auch „das Symbol für die ÄLoHIM“ sein; Adam „ist also zu einem Wesen gemacht worden, das mit den ÄLoHIM vollkommen gleich ist“.

Schließlich bemühen Sie noch einmal die Mendelsche Vererbungslehre (III,237), beziehen sich aber im Blick auf das Thema „Gleichheit“ auf die 1. Mendelsche Regel:

„Während mit der Übersetzung des Wortes DöMUT in ähnlich das 3. Mendelsche Gesetz zum Ausdruck kommt, wird durch die Übersetzung von DöMUT in Gleichheit, das 1. Mendelsche Gesetz beschrieben. Das Gesetz der Uniformität besagt nämlich nichts anderes als das die Nachkommen in der ersten Filialgeneration untereinander gleich sind, wenn man zwei Individuen einer Art miteinander kreuzt, die sich in einem Merkmal unterscheiden. Und nichts anderes haben die ÄLoHIM im Rahmen der Schöpfung gemacht: Sie haben ihr eigenes Erbgut mit dem der irdischen Urmenschen gekreuzt. Voraussetzung hierfür ist es, zu wissen, welche Funktion die einzelnen Gene der DNS haben. Aber das Wissen, welches Gen in einer Humanzelle abgeschaltet werden muss, wenn man ein bestimmtes geno- oder phänotypisches Ziel erreichen möchte, ist den ÄLoHIM durchaus zuzutrauen.“

Was Sie hier miteinander vermischen – Mendelsche Regeln, die sich auf wenige vererbte Merkmale beziehen und mal im Sinne einer Ähnlichkeit, mal einer Gleichheit mit den Erzeugern interpretiert werden, und hochkomplexe Verfahren der Gentechnologie – hat meines Erachtens nichts miteinander zu tun und ist im Blick auf die Erschaffung Adams absolut nicht aussagekräftig.

Das Wort DöMUTh als „Gleichnis“

Zuletzt finden Sie (III,238) auch noch eine

„dritte Möglichkeit, die multisemantische Begrifflichkeit DöMUT in unsere Sprache zu übertragen. Unserer Ansicht nach ist dies die interessanteste von allen, denn während die ersten beiden Übersetzungen darauf hindeuten, dass der Mensch einerseits nach dem Geno- und andererseits nach dem Phänotypus der ÄLoHIM erschaffen worden ist, besagt letzter, warum der Mensch geschaffen wurde.“

Nochmals muss ich mein Erstaunen darüber ausdrücken, dass Ihnen zufolge (III,230) „die Begrifflichkeit DöMUT, alleine von seinem Inhalt ausgehend, … nur eine authentische Übersetzung zulässt“, dass dasselbe Wort aber zugleich (III,238) „eine multisemantische Begrifflichkeit“ darstellen soll. Also ein Wort hat nur eine einzige echte Bedeutung, und es hat viele verschiedene Bedeutungen – beides zugleich.

Ihre simple Zusammenfassung der ersten beiden Bedeutungen von DöMUTh als „ähnlich“ im Sinne von gleichem Genotypus und „gleich“ im Sinne von gleichem Phänotypus lässt mich ebenso verwundert den Kopf schütteln. Adam sah also ganz genau so aus wie die ÄLoHIM? Oder – wenn es viele Prototypen Adams gab, weil es ja schließlich um eine schrittweise Neuzüchtung ging – sahen alle Adams, Bedams usw. genau so aus wie ihre Schöpfer? Wie soll das gehen, wenn ein Phänotyp doch nicht nur auf den Genen, sondern auch auf Umwelteinflüssen beruht? Müssten die außerirdischen ÄLoHIM nicht von völlig anderen Umwelteinflüssen geprägt sein als die ersten Menschen?

Aber wenden wir uns Ihrer letzten „Übersetzungsmöglichkeit“ von DöMUTh zu: „Gleichnis“. Seltsam finde ich, dass Sie dieses deutsche Wort sogleich über eine Kette von weiteren Umschreibungen über „Sinnbild“ und „Symbol“ mit einem „verabredeten Zeichen“ gleichsetzen. Hier kann man besonders gut verfolgen, auf welche Weise Sie eine (wie ich schon oft wahrnehmen musste) fehlerhafte induktive Schlussfolgerung aufbauen. Indem Sie mit einem Wort von sehr allgemeiner Grundbedeutung wie „Gleichnis“ immer speziellere Bedeutungen assoziieren, folgern Sie zum Schluss, dass das Wort ein Verabredungszeichen für ein geheimnisvolles Treffen mit einer noch geheimnisvolleren Person oder Wesenheit sein muss (III,239):

„Die ÄLoHIM haben den ADaM deshalb geschaffen, damit dieser für jemanden, mit dem sie ein Treffen vereinbart haben, einen sichtbaren Hinweis darstellt.“

Ich kann nur immer wieder daran erinnern, dass man auf diese Weise auch beweisen kann, dass nicht nur alle Dackel Hunde, sondern erst recht umgekehrt alle Hunde Dackel sind. Aber für Sie ist bewiesen, dass der Mensch (III,238f.), der „im Phänotypus seiner Schöpfer weitgehend ähnlich“ sieht (plötzlich wieder nur weitgehend ähnlich, nicht gleich), für jemanden „einen sichtbaren Hinweis darstellt“. Aber für wen? Und mit „wem soll sich der Mensch – als Spezies gesehen – treffen?“ Das sind für Sie zwei noch offene Fragen – die Sie übrigens in Ihrem Buch nicht antworten werden.

Bedeutet das Wort TsäLäM mehr als nur „Bild“?

Statt auf die eben aufgeworfenen offenen Fragen einzugehen, setzen Sie im nächsten Abschnitt (III,240) den Begriff DöMUTh mit dem in 1. Mose 1,26 parallel benutzten Begriff TsäläM (von Ihnen fälschlich mit Zäläm umschrieben) in eine Beziehung und betonen nochmals, dass durch den Begriff DöMUTh „ein biologischer Faktor in den TeNaCh-Text impliziert“ wird (auch das Wort TeNaK umschreiben Sie hier falsch),

„den wir einerseits mit genetischer Vererbung und andererseits mit materiellem Erbe gleichsetzen können. Für letzteren Rückschluss, dass es sich hier nahezu um einen Kulturauftrag handelt, liefert vor allem das 1. Buch MoSchäH 1:28, aber auch der Psalm 8 den eindeutigen Beweis. Hiernach ist der ADaM, und nach ihm die gesamte Menschheit, zum Statthalter und damit zum Stellvertreter der ÄLoHIM auf Erden. Damit wurde in der Durchführung des irdischen Schöpfungsaktes eindeutig eine funktionale Bestimmung zugrunde gelegt. Näher auf diesen Aspekt einzugehen, würde den Rahmen dieses Buches sprengen.“

Es würde den Rahmen nicht sprengen, wenn Sie weniger Redundanz erzeugt und nicht andauernd Querverweise und Wiederholungen eingefügt hätten. Allerdings: Dass der Mensch von Gott bevollmächtigt ist als Stellvertreter auf Erden, damit stimmen auch alle christlichen Theologen überein.

Das Wort (III,241) Tsäläm wollen Sie aber nun nicht einfach mit „Bild“ ins Deutsche übersetzen, denn auch in ihm sehen Sie „eine multisemantische Begrifflichkeit, deren vielschichtige Interpretationsmöglichkeiten die unterschiedlichsten Aussagen zulassen.“ Jeglichen theologischen Interpretationen, ob sie sich nun auf eine „Wesensähnlichkeit zu Gott“ oder auf ein „Gottes Ruf entsprechendes Antwortverhalten“ beziehen soll, erteilen Sie eine Absage, da auf diese Weise angeblich „die dem TeNaCh zugrunde liegende Basis des Textes vollkommen verloren“ geht.

Haben die ÄLoHIM nur die Bleichgesichter erschaffen?

Die Auslegung (III,242) des Begriffs TsäLäM soll sich nun aufgrund „seiner weit reichenden Verwandtschaftsverhältnisse … ganz besonders interessant“ gestalten. Sie bringen das Wort mit SsaLMah = „Tuch“, SsiMLaH = „Umtuchung“ und SäMäL = „Vortäuschendes“ in Verbindung. „ In diesem Zusammenhang wir[d] ein Bild zur Vortäuschung und damit zur Kopie des Originals.“ Für mich ist hier zunächst nichts interessant, weil diese Verbindungen gar nicht bestehen. Die Wörter TsäLäM = „Bild“, SsaLMaH = „Umhang, Obergewand“, SsiMLaH = „Umhang, Schlafdecke“ und SäLäM = „Bildsäule, Götzenbild“ sind insofern gar nicht miteinander verwandt, weil sie mit drei verschiedenen Buchstaben beginnen, nämlich Tsade, Ssin und Samech, und für das letztere Wort SäLäM finde ich in keinem Lexikon die Bedeutung „Vortäuschendes“.

Sie wollen allerdings aus dem quadratischen Tuch, das als Bettdecke oder Umhang benutzt wird, eine „Umtuchung“ machen, die etwas „mit biologischen Sachverhalten zu tun“ hat. Dazu machen Sie „einen kleinen Umweg über den Begriff ChOR“, der Ihnen zufolge „so viel wie Gebleichtes“ bedeutet. Das Wort ChOR gibt es allerdings gar nicht, es lautet korrekt ChUR und bedeutet „weißer Stoff“. Nun behaupten Sie:

„Mit diesem Begriff weißt uns der TeNaK schon im Rahmen des ersten Schöpfungstages darauf hin, welche gigantische Bedeutung das Licht auf biologischem Gebiet für das Leben und ganz besonders für den Menschen hat.“

Nun kommt weder ein Wort wie ChOR, das es, wie gesagt, nicht gibt, noch das Wort ChUR im ersten Kapitel der Bibel vor. In 1. Mose 1,3-5 treffen wir auf das Wort ˀOR = „Licht“ (das aus den hebräischen Buchstaben Aleph, Waw und Resch besteht), das von seiner Wurzel her aber nichts mit dem Wort ChUR zu tun hat. Rassistische Anklänge bekommt Ihre Deutung der Schöpfung Adams, wenn Sie die „gigantische Bedeutung“ hervorheben, die „das Licht auf biologischem Gebiet für das Leben und ganz besonders für den Menschen hat“:

„Dies ist ein äußerst wichtiger Aspekt, der für die irdische Schöpfung allgemein und für die des Menschen ganz speziell auch dadurch wichtig wird, weil die Wissenschaft beispielsweise annimmt, dass die ersten Menschen in Afrika lebten und sich von dort die schwarze Rasse auf der ganzen Welt verbreiteten. Es ist anzuzweifeln, dass durch natürliche Vorgänge aus einer dunklen Hautfarbe eine Helle wird. Denkbar wäre jedoch, dass die ÄLoHIM affenähnliche Urmenschen aus Afrika – wahrscheinlich aus der Region Hadar – nahmen und die mittels genetischer Manipulationen so umformten, dass sie unter anderem eine helle Hautfarbe erhielten. Dann würde es stimmen, dass das Licht als Metapher die Haut benutzt und die Haut des Menschen als das ‚Gebleichte‘ bezeichnet wird.“

Wollen Sie mit diesen Äußerungen wirklich implizieren, dass es sich bei dem von den ÄLoHIM geschaffenen ADaM nur um den Urvater aller Menschen mit weißer Hautfarbe gehandelt hat? Dass also Menschen mit dunklerer Hautfarbe im Grunde keine richtigen Menschen sind, sondern lediglich Abkömmlinge affenähnlicher Urmenschen, die von den Segnungen des Kulturtransfers durch die Außerirdischen ausgeschlossen waren? Ist Ihnen klar, dass Sie auf diese Weise die Bibel zu einem Dokument des Rassismus machen?

Aus dem, was Sie im folgenden Absatz mit wahrlich ins Kraut schießender Phantasie entwickeln, schließe ich, dass Sie auf derart abwegige Gedanken dadurch kommen, dass im Hebräischen das Wort ˀOR = „Licht“ und ˁOR = „Haut“ sehr ähnlich klingen (allerdings gehen Sie direkt auf einen solchen Zusammenhang gar nicht ein). Die Wörter unterscheiden sich aber dadurch, dass das erste mit Aleph und das zweite mit Ajin beginnt; sie sind also von ihrer Wurzel her nicht miteinander verwandt. Trotzdem mögen Sie ja solche oberflächlichen Wortähnlichkeiten und ziehen aus ihnen gerne Fehlschlüsse, in diesem Fall mit den eben angedeuteten verheerenden Folgen (III,242f.):

„OR ist, vornehmlich in Bezug auf die Haut, das ‚Umhüllende Licht‘ und entspricht hier im biblischen Denken demnach jenem, das beim Individuum während der Schöpfung zur Haut des Menschen geworden ist. Dies ergibt sich daraus, weil die Haut, im hebräischen Verständnis, ein ‚Licht Aufnehmendes‘ und ein ‚Licht Reflektierendes‘ darstellt. Und auch dieses biblische Postulat kann mit dem heutigen Wissen als durchaus folgerichtig eingestuft werden. Denn durch die Entschlüsselung des Wortmusters der Begrifflichkeit OR kann auch ein direkter Zusammenhang zu ganz modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen gezogen werden. Hierbei stellt sich nur die Frage, woher unseren prähistorischen Altvorderen wussten, dass die Hautfarbe des Menschen von den eingelagerten Pigmenten abhängt und sich die Haut, je nach Lichteinstrahlung dadurch verändert, weil sie in der Tat ein lichtaufnehmendes Organ darstellt und dann, sobald die Lichteinstrahlung für den menschlichen Organismus zu groß ist, durch die Erhöhung der Pigmente, zu einem lichtreflektierenden Organ wird. Hier tritt ein biologisches Wissen zu Tage, das unsere biblischen Altvorderen beim besten Willen nicht von selbst gewusst haben konnen. Zudem wir heute außerdem wissen, dass die Haut auch noch für die Sauerstoffversorgung des Körpers besonders wichtig ist und auch deshalb als ein aufnehmendes Organ bezeichnet werden muss. Es zeigt sich wieder einmal, dass unsere biblischen Autoren ganz genau wussten, worüber sie geschrieben haben und uns in ihren Schriften nur verifizierbares Realwissen überlieferten.“

Selbst wenn es möglich wäre, die hebräischen Wörter ˀOR und ˁOR voneinander abzuleiten und Ihre Deutung des hebräischen Wortes für „Haut“ etwas mit dem Aufnehmen oder Reflektieren von Licht zu tun hätte, steht von all dem nicht ein einziges Wort im biblischen Text. Der Zusammenhang, den Sie vom Wort ˁOR = „Haut“ über das Wort ˀOR = „Licht“ und über das Wort ChUR = „weißes oder gebleichtes Tuch“ und über die Wörter SsaLMah = „Tuch“, SsiMLaH = „Umtuchung“ und SäMäL = (angeblich) „Vortäuschendes“ mit dem Wort TsäLäM = „Bild“ herstellen, ist einfach nur auf abenteuerliche Weise abwegig konstruiert. Sie scheinen wirklich zu denken, dass alle diese Bedeutungen in diesem einen Wort TsäLäM mitschwingen! Aber nichts davon steckt wirklich in der Aussage von 1. Mose 1,26 (nach der Lutherübersetzung von 2017): „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“

Sie leiten aus Ihren Schlussfolgerungen natürlich ab (III,243), dass hier „Aspekte angesprochen“ werden, „die ein ungeheures Maß an biologischem Wissen offenbaren“ und die den „biblischen Chronisten“ von „Kulturattaches“ der von Ihnen angenommenen außerirdischen Zivilisation vermittelt worden sein müssen.

Hat TsäLäM = „Schattenbild“ etwas mit geklonten „Zellen“ zu tun?

Und noch immer sind Sie nicht mit der Auslegung des Begriffs TsäLäM fertig. Ihnen zufolge (III,244) setzt sich das Wort „aus den Konsonanten Z, L und M zusammen“, was von der Umschrift her nicht stimmt, wie ich schon oben gesagt habe, denn am Anfang steht nicht das als weiches „S“ ausgesprochene Zajin, sondern das wie das deutsche „Z“ ausgesprochene Tsade. Ihre folgenden Worte enthüllen einmal mehr, dass Sie meinen, mit den Buchstaben einer Sprache willkürlich jonglieren zu können, um angeblich verborgene Bedeutungen herauszufinden:

„ Es ist interessant, in welchem Zusammenhang diese Konsonanten in der althebräischen Sprache der TORaH benutzt wurden. Betrachten wir uns einige Möglichkeiten, mit welchen Vokalen diese Konsonanten kombiniert werden können und was für Begriffe sich dann daraus letztlich ergeben.“

Zunächst wollen Sie TsäLäM mit dem hebräischen Wort TseL = „Schatten“ in Verbindung bringen:

„In der hebräischen Sprache bedeutet ZeL so viel wie Schatten und M alleine stehend sagt so viel wie ‚von‘ aus. Ein Bild stellt demnach einen Schatten dar, der von etwas herrührt oder abgeleitet wird.“

Diese Ableitung des Wortes TsäLäm von TseL ist falsch. Denn nicht ein M am Ende eines Wortes heißt „von“, sondern das (mit Mi häufig abgekürzte) Wort MiN, wenn es dem Wort vorangestellt wird. TsäLäM kommt vielmehr vom Wortstamm TsaLaM = „schneiden, schnitzen“, bezeichnet also ursprünglich ein Schnitzbild, kann aber auch gemalte Bildnisse und im übertragenen Sinn Schatten- und Traumbilder bedeuten (Psalm 39,7 und 73,20). Wenn aber tatsächlich wie in 4. Mose 14,9 ein „M“ an das Wort „TseL“ angehängt wird (ausgesprochen TsiLLaM), dann bedeutet es nicht „von“, sondern (als Suffix 3. Person maskulin plural) „ihr“ Schatten im Sinne von „ihr“ Schutz.

Weiter wollen Sie

„zum Konsonanten L den Vokal a hinzufügen was aus ZeL, einem Schatten, eine ZeLa, eine Zelle macht. Auch hier erkennt man sehr deutlich, welcher Zusammenhang zwischen ZeL als Schatten und ZeLa als Zelle besteht. Tatsächlich ist jede einzelne Zelle, da sie sich durch Replikation vermehrt und dabei das in ihr enthaltene Erbgut unverändert auf ihre Tochterzellen abgibt, ein Abbild und somit ein Schatten jener Zelle, von der sie abstammt. Biologisch betrachtet bedeutet dies, dass aus einer spezifischen Herzzelle nur eine Herzzelle, aus einer Muskelzelle nur eine Muskelzelle, aus einer Nierenzelle nur eine Nierenzelle und aus einer Lebernzelle nur eine Leberzelle entstehen kann. Natürlich kann man mittels genetischer Manipulationen, da in jeder einzelnen Zelle anhand der Chromosomen alle Erbinformationen des gesamten Organismus enthalten sind, jedes beliebige Organ klonen, aber von selbst, abgesehen es findet eine Mutation statt, geschieht dies nachweislich nicht.“

Auch diese weitreichenden Schlussfolgerungen brechen schon deswegen in sich zusammen, weil erstens das Wort TseL auf einer ganz anderen Wurzel beruht als das Wort TseLAˁ und weil zweitens Letzteres auch nicht „Zelle“ bedeutet. Dem Wort TseL wird hinten nicht einfach ein Vokal „a“ angehängt, vielmehr hat das Wort TseLAˁ als dritten Konsonanten ein Ajin, und es kommt von dem Wortstamm TsaLAˁ = „sich krümmen“. Von daher bedeutet es „Rippe“ und im übertragenen Sinn „Seite“, „Türflügel“, „Seitenbau“. Mit dem deutschen Wort „Zelle“ besteht lediglich eine Laut-Ähnlichkeit (allenfalls kann es im Seitenschiff eines Tempels auch Kammern oder Zellen geben, die den Tempel wie Rippen umschließen).

Ist ADaM eine identische Kopie des ÄLoHIM in verschiedenen Rassen?

Schließlich versuchen Sie (III,245), das Wort TsäLäM als „eine besondere Art und Auslegung des Begriffs SchiLeM“ zu begreifen. Aber wiederum haben diese beiden Wörter nur eine oberflächliche Ähnlichkeit miteinander und sind nicht wurzelgleich. SchiLeM heißt „Vergeltung“, abgeleitet von der Wurzel SchaLaM, die unter anderem „unversehrt sein“, „Frieden halten“, „erstatten“ bedeuten kann (SchaLOM = „Frieden“ ist eine bekanntes anderes Wort, das auf dieser Wurzel beruht). Sie sehen allerdings in dem Wort SchiLeM

„das Erstattende, was im Hebräischen einen Ersatz für das Original darstellt. In diesem Sinne ist ein Bild aber immer auch eine identische Kopie für ein Original. Mit anderen Worten: Der irdische ADaM stellt, so schätzen wir die biblischen Fakten zumindest ein, eine Kopie der himmlischen ÄLoHIM dar. Das Resultat dieser Erkenntnis ist daher, dass ein Bild ein Gegenstand ist, der ein Original anhand seiner äußere Hülle vortäuscht und dadurch eine Umtuchung darstellt, die ein Wesen so tief greifend in seinem Aussehen verändert, dass es das Aussehen eines anderen Wesens annimmt. Der irdische ADaM ist insofern das Abbild (ZäLäM) der unter Eid verpflichteten kosmischen Spezies der ÄLoHIM, und je nach Umtuchung (SsiMLaH) zeigt sich ein anderes Bild.

Der ADaM tritt somit nicht nur als Mensch und Abbild Gottes auf, sondern darüber hinaus auch noch in Form der verschiedenen Rassen. Er kann also einmal eine weiße, aber auch eine schwarze oder gelbe Umhüllung haben. Die Umhüllung schließt den Kreis, denn sie ist u. a. mit der menschlichen Haut identisch und deutet dementsprechend rückwirkend auf den Phänotypus des Menschen hin.“

Und wieder erweisen sich Ihre Auslegungen als insgesamt widersinnig: Einerseits soll TsäLäM ein Schattenbid sein, dann eine identische Kopie, dann soll aber der Mensch wiederum doch nicht völlig identisch mit seinen Schöpfern, den ÄLoHIM, sein, sondern in verschiedene Rassen „umgetucht“ werden, und all das soll an einer einzigen Bibelstelle in einem einzigen Wort zum Ausdruck gebracht worden sein. Das ist nichts als schlimmste Eisegese: Ihre Phantasie packt alles in ein Wort hinein, was Sie sich an Inhalten wünschen, so weit hergeholt sie auch immer sein mögen.

Immerhin distanzieren Sie sich an dieser Stelle von der sich oben andeutenden Nähe zum Rassismus insofern, dass die von den ÄLoHIM erschaffenen Menschen also doch in einer Vielfalt von Hautfarben existieren.

Aus Ihren letzten Ausführungen ziehen Sie den Schluss, dass in 1. Mose 1,26 das Wort TsäLäM „mit Gestaltung oder künstlerische Nachbildung eines Dinges übersetzt werden“ muss. Und „über den Begriff Gestaltung“ kommen Sie „unweigerlich auf den biologischen Wortbegriff Phänotypus“. Und weil der Phänotypus, also das „Erscheinungsbild eines Lebewesens“, körperlich und seelisch von (III,246) der Gesamtheit der Gene dieses Lebewesens geprägt wird, „sagt uns der Vers 1:26 aus dem 1. Buch MoSchäH nichts anderes, als das der irdische Mensch nach oberen Vorbildern geschaffen wurde und das dieses Vorbild die ÄLoHIM selbst dargestellt haben.“ Da Sie allerdings immerhin wissen, dass die Ausprägung des Phänotypus nicht rein genetisch bedingt ist, sondern „zusammen mit den Umweltfaktoren“ erfolgt, ist am Ende dieses Kapitel nur ein sehr verschwommenes Bild darüber entstanden, wie der Mensch als „Bild“ der ÄLoHIM denn nun tatsächlich geschaffen worden sein und ausgesehen haben mag.

X. Kapitel: 1. Mose 2:7

Jeder weiß, dass nach der Bibel Adam aus Erde geschaffen wurde. Sie zitieren die entsprechende Stelle 1. Mose 2,7 nach der DaBhaR-Übersetzung folgendermaßen (III,248):

„Und JHWH ÄLoHIM formte den ADaM, Staub aus der ADaMaH, und blies, dass in seinen Schnaubenden Hauch der Lebenden. Und ADaM wurde zur lebenden Seele. “

Sie sehen diese Stelle als ein Indiz dafür, „dass der Mensch das biologische Produkt einer künstlichen Schöpfung ist“, und entschuldigen sich dafür, dass Sie im Rahmen dieses Buches „eine ganze Reihe von Aspekten nur an der Oberfläche berühren können“, da Sie ja keine „Eulen nach Athen tragen“ wollen, weil

„in diesem Zusammenhang eine ganze Reihe von weiterführenden Betrachtungsweisen in den Schriften ‚Der 7. Tag der Schöpfung‘, ‚Die Mars-Apokalypse‘, ‚Die Gilde der kosmischen Former‘, ‚Der Darwinfaktor‘ und ‚Die ersten Tage der Schöpfung‘ zu finden sind.“

*Ironie on* Gut, dass Sie sich selbst entschuldigt haben, denn mir würde es schwer fallen zu entschuldigen, dass Sie in einem über 1000 Seiten umfassenden Buch auf fünf weitere Ihrer (Dieter Vogls) Bücher verweisen, um Ausführungen nachlesen zu können, die für das Verständnis Ihrer Thesen notwendig sind. *Ironie off*

Kann ein „zusammengesetztes System“ durch Zufall entstehen?

Im Zusammenhang mit der Auslegung von 2. Mose 2,7 beziehen Sie sich nun auf den Autor Michael Behe, der seine Zweifel an der Evolutionstheorie und seinen Glauben an die Notwendigkeit eines intelligenten Designers der Schöpfung mit Hilfe des Konzepts der „zusammengesetzten Systeme“ begründet. Solche Systeme sind, wie Sie das so schön erklären, „niemals zufällig und können, alleine aufgrund ihres strukturellen Aufbaus, auch nicht zufällig durch Zufall entstehen.“

Als Beispiel nennen Sie technische Geräte, wie „eine aus fünf Teilen“ bestehende Mausefalle (III,249) oder einen Computer oder ein Auto, die nicht „ohne einen planenden Schöpfer entstehen“ können; wenn man dieses Prinzip auf Lebewesen überträgt, die aus komplexen „zusammengesetzten Systemen“ wie zum Beispiel dem Auge bestehen, welche wiederum aus ebenfalls komplexen „zusammengesetzten Systemen“ wie Zellen und Zellstrukturen zusammengesetzt sind, muss nach Behe notwendig folgen, „dass die irdischen Lebewesen nicht zufällig entstanden sein können“. Und das wird Ihnen zufolge wiederum durch 1. Mose 2,7 bestätigt, wo „zu lesen ist, dass die ÄLoHIM den ADaM mit JHWH formten.“

Auf Seite II,123f. hatten Sie schon einmal den Gedanken geäußert, dass „aus wissenschaftlicher Sicht die Frage immer noch vollkommen unbeantwortet“ sei, „wie das Werden der Organismen stattfand und wie sich Leben aus sich selbst heraus organisiert“; zur Widerlegung hatte ich dort auf die Forschungsergebnisse des Nobelpreisträgers Manfred Eigen hingewiesen, was ich hier nicht im Einzelnen wiederholen will.

Für die Argumentation von Michael Behe gelten dieselben Einwände – er versteht einfach nicht, in welcher Weise lebendige Systeme es schaffen, den Faktor „Zufall“ so in ihre Selbstorganisation einzubauen, dass auch ohne bewusst Zielgerichtetheit komplexer zusammengesetzte Organismen entstehen, die sinnvoll funktionieren. Ich will nicht behaupten, dass ich als naturwissenschaftlicher Laie das im Einzelnen verstehe, habe aber den Eindruck, dass Wissenschaftler wie Manfred Eigen weitaus tiefer in die Materie eingedrungen sind als etwa Michael Behe.

Sind die Menschen als primitive „Form“ der ÄLoHIM geschaffen?

Wie geht nun Ihrer Ansicht nach die Schöpfung des Menschen durch die ÄLoHIM nach 1. Mose 2,7 vor sich? Zunächst betrachten Sie (III,250) den „hebräischen Begriff JaZaR“, den „wir mit ‚bilden‘, ‚formen‘ und ‚kneten‘ ins Deutsche übertragen“ können. Sie entscheiden sich mit der DaBhaR-Übersetzung für die Übersetzung „formen“ und kommen, weil „man mit dem Wort Form in der Regel die äußere Gestalt, Erscheinung, Morphologie oder das Aussehen von etwas beschreibt“ und weil angeblich „die Form im totalen Gegensatz zum Inhalt“ steht, auf die Schlussfolgerung,

„das die ÄLoHIM den Menschen zwar nach ihrem Bilde formten, aber ihn vom Intellekt her – offensichtlich mit voller Absicht – auf einer sehr primitiven Stufe beließen. Der Grund hierfür ist nicht recht nachzuvollziehen, aber es deutet alles darauf hin, dass dies deshalb getan wurde, um der Menschheit eine individuelle Entwicklung zu erlauben.“

In zweierlei Hinsicht verblüfft mich diese Schlussfolgerung. Erstens macht es überhaupt keinen Sinn, aus der Übersetzung von JaZaR mit „formen“ zu schließen, dass der ADaM nur als eine (primitive) Form statt als ein (intellektuell vollkommener) Inhalt der ÄLoHIM geschaffen bzw. geformt worden wäre. Es gibt keine Form ohne Inhalt, keinen Inhalt ohne Form; darum bezeichnen „formen“ und „schaffen“ als zwei mögliche Übersetzungen von JaZaR lediglich verschiedene Aspekte desselben Vorgangs.

Zweitens erstaunt mich nach allem, was Sie bisher über die nahezu vollständige Gleichheit von ÄLoHIM und ADaM – abgesehen von den unterschiedlichen Ausprägungen der menschlichen Hautfarbe – gesagt haben, nun diese Behauptung einer intellektuellen Primitivität des Menschen. Wieder einmal widersprechen Sie sich so vollständig, dass es im Grunde als völlig beliebig erscheint, was Sie konkret vom Menschen und seiner angeblichen Beziehung zu den ÄLoHIM behaupten. Sie begründen diesen Widerspruch damit, dass es „zum Zeitpunkt der Schöpfung … für die ÄLoHIM keinerlei Möglichkeit [gab], der Menschheit auch noch eine Hochtechnologie zu hinterlassen, mit der sie in die Lage versetzt worden wäre, in die Fußstapfen ihrer Schöpfer zu treten.“ Immerhin (III,251) halten Sie „den so geformten Menschen“ für fähig genug, „aufgrund seiner manipulierten Veränderungen“ Verantwortung für „die irdische Tierwelt“ und die Verwaltung des „Planeten Erde“ übernehmen zu können.

Weiterhin vergleichen Sie „den Text des Sefer ha Jezira über die menschliche Schöpfung mit dem Text…, den wir in TeNaCh finden“, und Sie finden „ganz klare Zusammenhänge zwischen beiden Werken.“ Was natürlich überhaupt nicht verwunderlich ist, da die Bibel für die jüdischen Kabbalisten ja nun einmal ihr heiliges Buch war. Schleierhaft bleibt mir allerdings (III,252), wie Sie die Übereinstimmung der Erwähnung der Schöpfung des Menschen als „männlich und weiblich“ sowohl in 1. Mose 1,27 als auch im Sefer ha Jezira Vers 5,1 als Hinweis darauf deuten können,

„dass der ADaM – als Pseudonym für die gesamte Menschheit – ein Produkt einer künstlichen Schöpfung darstellt. Eine solche ist aber nur dann denkbar und vor allem nachvollziehbar, wenn wir davon ausgehen, dass die ÄLoHIM das Erbgut des irdischen Urmenschen manipulierten und es mit ihrem eigenen mischten, um so den irdischen Urmenschen nach ihrem Bilde zu vervollständigen. Und auch für diese Einschätzung gibt es im TeNaCh einen recht deutlichen Nachweis. Im 1. Buch MoSchäH Vers 2:1 heißt es hierzu [DaBhaR-Übersetzung]:

Und wurden vervollständigt die Himmel und das Erdland und all ihr Heer…

Ausgehend von dieser Einschätzung und den vorhandenen Indizien, müssen wir davon ausgehen, dass die Evolutionstheorie richtig ist, sich aber nur auf die geistige Entwicklung des Menschen beziehen kann. Eine körperliche Evolution im Sinne Darwins gab es folglich nie.“

Bisher war es mir meist noch möglich, wenigstens die Absicht Ihrer Beweisführung einigermaßen nachzuvollziehen, wenn mir auch oft Fehlschlüsse und Widersprüche aufgefallen sind. Hier kann ich nicht einmal ansatzweise nachvollziehen, wie Sie die Vollendung der Schöpfung von Himmel und Erde als „einen recht deutlichen Nachweis“ für eine Manipulation des menschlichen Erbgutes interpretieren können. Abgesehen davon widerspricht Ihre Vorstellung der Vervollständigung des „irdischen Urmenschen“ nach dem Bild der ÄLoHIM wiederum dem gerade geäußerten Gedanken (III,250), dass sie den ADaM „auf einer sehr primitiven Stufe beließen“.

Dass Sie nicht einmal ansatzweise begriffen haben, worum es in der Darwinschen Evolutionstheorie geht (III,252), zeigt Ihre Befürwortung einer geistigen Evolution, die Sie offenbar mit der kulturellen Entwicklung der Menschheit verwechseln, denn für eine genetisch-evolutionäre Veränderung des menschlichen Geistes hätte der von Ihnen angenommene Zeitraum seit dem Auftreten der ÄLoHIM bei weitem nicht ausgereicht. Eine „körperliche Evolution“ hingegen abzulehnen, die letztlich doch auch auf Darwinschen Erkenntnissen aufbaut, wundert mich gerade bei jemandem, der genwissenschaftliche Forschung und Gentechnologie so hoch einschätzt wie Sie.

ADaM bedeutet „Roter“, „Erdgleicher“, „Irdischer“ – nicht „Mensch“?

Mit (III,253) dem hebräischen Begriff ADaM verbinden Sie die Bedeutungen „Mensch“, „Roter“ und „Urgleicher“. Weil „ADaM aus dem Schoß von Mutter Erde [= ADaMaH] genommen wurde“, wollen Sie die

„Begrifflichkeit Roter … auf jenen Zustand seines Aussehens [beziehen], den ein Neugeborenes gleich nach seiner Geburt hat. Der Ausdruck weißt uns aber auch darauf hin, dass die Irdischen, also die unteren Wesen gegenüber den oberen Wesen, den ÄLoHIM, rotes Blut haben. Hingegen haben die himmlischen ÄLoHIM blaues Blut [ÄLoHIM = Aristoi = Aristokraten = Blaublütigen]. Hier muss angemerkt werden, dass sich die Farbe (Aussehen) des Blutes dann ändert, wenn sich der Stickstoffgehalt des Blutes verändert. Je mehr Stickstoff im Blut vorhanden ist, je dunkler (blauer) erscheint es.“

Hier passt wieder vieles nicht zusammen. Erstens wird ADaM als Erwachsener und nicht mit der rosigen Farbe eines Neugeborenen geschaffen. Die Übersetzung „Roter“ bezieht sich vielmehr auf eine rötliche Färbung des Ackerbodens; an anderer Stelle (I,225) wissen Sie selber, dass Jakobs Bruder Esau wegen seiner rötlichen Körperbehaarung (hebräisch ADMONI) den Beinamen ÄDOM trägt.

Zweitens ist es ziemlich albern, den außerirdischen ÄLoHIM, weil Sie sie als übergeordnete Zivilisation einstufen, eine buchstäblich zu verstehende aristokratische Blaublütigkeit anzudichten. Ihre Gleichsetzung von ÄLoHIM mit „Aristoi“ = „Aristokraten“ widerspricht zudem Ihrer im ersten Band gegebenen (I,35f.) Definition der ÄLoHIM als „‚die unter Eid verpflichteten‘ oder ‚diese, die zu Urzeiten unter Eid [zur Schöpfung] verpflichtet wurden‘. Jede andere Übersetzung ist demnach falsch.“

Angeblich (III,253) in Übereinstimmung mit „allen kabbalistischen Fachleuten und Linguisten“ verbinden Sie ferner das Wort ADaM mit der hebräischen Wurzel DaM = „Blut“. Auf Grund einer sehr wirren Erläuterung bestehen Sie schließlich darauf, ADaM „mit Erdgleicher“ zu übersetzen, „vor allem wenn man den Begriff ADaMaH in der Übersetzung berücksichtigt“, betonen aber im selben Atemzug, dass es sich dabei „um eine recht oberflächliche Übersetzung handelt“. Auch die Übersetzung „Erdling“ schießt Ihrer Ansicht nach „am Ziel des Begriffsinhaltes“ vorbei (III,254),

„denn führt man eine genaue Tradierung durch, dann müsste man das Wort ADaM faktisch mit Irdischer ins Deutsche übertragen, denn mit dem deutschen Begriff irden wird in unserer Sprache in erster Linie Erde aus Ton bezeichnet und wie wir aus der Heiligen Schrift wissen, wurde der ADaM von den ÄLoHIM aus diesem Material geschaffen.“

Damit hört die vollkommen wirre Deutung des Begriffs ADaM aber noch nicht auf, denn Sie fahren folgendermaßen fort, mit möglichen Übersetzungen des Wortes zu jonglieren:

„Durch den Begriff Irdischer wird also mit dem ADaM ein Wesen angesprochen, das nicht im Himmel, sondern auf der Erde lebt. Ausschließlich von dieser Warte betrachtet stimmt dann auch die Übersetzung mit Erdling oder Erdgleicher. Insofern bezeichnet man im Urtext des TeNaCh mit dem Wort ADaM den ersten Menschen, der in der himmlischen, den oberen Regionen, seinen Ursprung hat und der als Urgleicher das irdische und somit das untere Gegenstück zu den himmlischen ÄLoHIM ist. Warum man diese Begrifflichkeit ins Deutsche auch mit Menschheit übersetzt, bleibt für mich, vor allem wegen der inhaltlichen Grundaussagen des Wortes ADaM, vollkommen unverständlich. Noch dazu, weil der Begriff ADaM keine Plural-, sondern ausschließlich eine Singularform ist, dürfte eine Einzahlform niemals als Mehrzahlform übersetzt werden.“

Ihre letzten Behauptungen sind in mehrfacher Hinsicht falsch und widersprüchlich. Erstens werden in der hebräischen Bibel sehr häufig ganze Stämme und Völker mit dem Eigennamen ihres Stammvaters im Singular gekennzeichnet. Das wissen Sie selber (I,225) zum Beispiel von dem nach Esau = ÄDOM benannten Volk der Edomiter. Zweitens steht auch im Deutschen das Wort „Menschheit“ als Abstraktum für eine milliardenfache Mehrzahl von Individuen im Singular. Drittens haben Sie unter anderem im Zusammenhang (III,245) mit der Erschaffung des Menschen in verschiedenen Hautfarben bereits selber den ADaM als „Mensch“ bezeichnet: „Der ADaM tritt somit nicht nur als Mensch und Abbild Gottes auf, sondern darüber hinaus auch noch in Form der verschiedenen Rassen.“

Kommt ADaM vom Mars oder heißt ADaMaH „gerötetes Erdland“?

Den irdischen ADaM verstehen Sie nun (III,254) „in seiner Position als Erdgleicher, [als] jenes irdische Wesen, das die ADaMaH, also den Planeten Erde, nicht nur als höchstes Wesen bewohnt, sondern sie viel mehr bewohnbar macht.“ In diesem Zusammenhang (III,256) erstaunen Sie mich mit dem nebenbei geäußerten Hinweis auf die „Annahme“ einiger Autoren, „dass der erste Mensch vielleicht vom Mars stammen könnte“, an der Ihrer Ansicht nach „etwas Wahres sein kann“, da man ja mit „dem Wort ADaMaH … im hebräischen Sprachgebrauch zunächst die gerötete Erdkrume“ bezeichnet. *Ironie on* Ist ja klar: Mars als rötlich schimmernder Planet liegt als Erklärung der rötlichen Färbung natürlich viel näher als der unmittelbar vor Augen liegende Ackerboden selbst *Ironie off*.

Weiterhin widersprechen Sie mit folgendem grundsätzlich geäußerten Satz nochmals Ihrer mindestens zehn Mal wiederholten Überzeugung, dass jeder biblische Begriff (II,230) „nur eine authentische Übersetzung zulässt“, und dass eine angemessene Übersetzung der Heiligen Schrift (I,35) „grundsätzlich jedes Wort aus dem Original mit einem einzigen Wort der Zielsprache“ zu übersetzen hat (III,256):

„Nach unserer Einschätzung müssen wir davon ausgehen, das in jedem biblischen Wort ein doppelter, wenn nicht gar ein mehrfacher Wortsinn hinterlegt ist.“

Im Blick auf den Begriff ADaMaH = „Erde“, „Boden“, „Acker“, „Grund“, „Land“ legen Sie nun willkürlich geographische und medizinische Bedeutungen in ein Wort, finden ähnliche Farben im Ackerboden und beim Neugeborenen – und zugleich reden sie von verschleiernden Metaphern in Kabbala und Alchemie. So rühren Sie ein willkürliches Gemisch von Argumentationen zusammen, mit dem Sie natürlich auch die abstrusesten Theorien wunderbar ‚beweisen‘ können:

„Im Falle des Wortes ADaMaH liegt diese Mehrdeutigkeit darin, dass uns der Begriff einmal einen geographischen Hinweis geben will und zum anderen, dass er uns einen medizinischen Tipp gibt. Dieser liegt für unser Verständnis darin, dass mit ADaMaH symbolisch die Mutter Erde gemeint ist, aus deren Schoß der Mensch genommen wurde. Transportieren wir nun diesen Vorgang in den medizinischen Bereich, dann wird nach der Zeugung das Kind ebenfalls aus dem Schoß der Mutter genommen – und siehe da – es ist rot. Allerdings müssen wir davon ausgehen, dass hier vor allem Metaphern zum Tragen kommen, die den wahren Inhalt des Textes verschleiern sollen.“

Fast enttäuscht es ein wenig, dass Sie schließlich dann doch zu der relativ sachlichen Feststellung kommen, dass das Wort ADaMaH „zweifelsfrei als gerötetes Erdland ins Deutsche übersetzt werden“ muss, das Sie zudem mit dem (III,256f.) „Schwemmland … in fast allen Flussniederungen des Nahen Ostens“ in Verbindung bringen (III,257),

„das nicht nur ein rotes Aussehen hat, sondern auch noch äußerst fruchtbar ist. Kein Wunder also, wenn man bis heute glaubt, der Begriff ADaMaH würde gerade eine solche Gegend beschreiben. Und als Metapher macht der Vergleich zwischen fruchtbarer Erde und der Fruchtbarkeit einer Frau allemal Sinn, weil man ja damals von der Mutter Erde sprach.“

Ist ADaM wegen des Wortes DaM = Blut mit den ÄLoHIM blutsverwandt?

Von der Interpretation der ADaMaH als geröteter Erde rücken Sie aber sofort wieder „ein klein wenig ab“ und konzentrieren sich darauf, dass angeblich im Wort ADaM das hebräische Wort für „Blut“ = DaM enthalten ist. Dieses Wort (III,258) bestätigt Ihrer Ansicht nach im Zusammenhang mit dem zum soundsovielten Mal zitierten Vers 1. Mose 1,26 „eine genetisch bedingte Gleichheit … zwischen den himmlischen ÄLoHIM und dem irdischen Menschen“, und zwar im Sinne einer „Blutsverwandtschaft…, die sich aufgrund ihrer genetischen Basis sowohl in ihrem phänotypischen Äußeren als auch in ihrer genotypischen Struktur und darüber hinaus natürlich auch in ihrer psychischen Wesensart manifestiert“. Um das zu belegen, verweisen Sie vage auf „andere als nur sprachliche Indizien“, die Sie unter anderem „auf den ägyptischen Papyri finden“ und auf (III,258f.) von Ihnen weitschweifig beschriebene „heute bereits erprobte biochemische Verfahren, mit denen man beispielsweise Gene ganz gezielt abschalten kann, um damit ein vorgegebenes Ziel zu erreichen“, womit Sie wieder einmal einen unzulässigen induktiven Fehlschluss von Dingen, die heute möglich sind, auf Dinge, die damals ebenfalls schon möglich gewesen sein müssen, einleiten (III,259):

„Und vielleicht haben unsere Schöpfer in diesem Sinne ‚nur‘ ganz gezielt ein paar Gene hier und ein paar Gene dort ein- oder ausgeschaltet, und das Resultat dieser genetischen Manipulationen war es dann, dass die ÄLoHIM auf der Basis des irdischen Urmenschen einen neuen Menschentypen nach ihrem Bilde kreierten. Nur so ergibt sich, wie wir in den nachfolgenden Teilen noch ausführlich darlegen werden, ein Gesamtbild, das nur diesen einen Rückschluss zulässt.“

Das heißt: Aus einer Vermutung gestalten Sie ein Gesamtbild, das die Vermutung im Rückschluss bestätigt, und definieren so sehr klar einen klassischen Zirkelschluss.

Aber zurück (III,261) zum Wort DaM, das angeblich „auch die Basis für das Wort DaMaH“ sein soll, welches wiederum „annähernd dasselbe wie der hebräische Begriff TöMUNaH bedeutet“ und „ins Deutsche mit Gleichen bzw. mit Artgleichen“ übersetzt werden muss. Richtig wäre übrigens die Umschrift ThöMUNaH für das Wort mit dem Anfangsbuchstaben Taw, der mit Th umschrieben wird, und der Bedeutung „Gleichheit, Form“. Das von Ihnen mit T für den Anfangsbuchstaben Tet umschriebene Wort TöMuNaH wäre stattdessen vom Verb TaMaN = „sich verstecken“ abzuleiten.

Wie auch immer – Sie gehen

„aufgrund dieser semantischen Weiterführung des Wortes DaM davon aus…, dass nach der Schöpfung in den Adern der himmlischen ÄLoHIM das gleiche Blut pulsiert wie in denen des irdischen ADaM. Dadurch verdichtet sich unsere Annahme, dass der ADaM mit Hilfe genetischer Manipulationen geschaffen wurde, indem irdische Individuen, vermutlich noch affenähnlichen Urmenschen, mit der hoch entwickelten Erbsubstanz der ÄLoHIM kloniert wurden.“

Nebenbei bemerkt: Diese wörtlich verstandene Blutsverwandtschaft widerspricht Ihrer Behauptung auf Seite III,253, dass in den Adern der ÄLoHIM blaues und nicht rotes Blut fließt.

Widersprüchlich argumentieren Sie (III,261), indem Sie die Klonierung irdischer Individuen durch „künstliche Befruchtung oder ähnliche Maßnahmen“ mit einer (III,262) durch Götter veranlassten „Jungfrauenzeugung“ in Verbindung bringen, obwohl „im Falle der ägyptischen Götter … dieser Aspekt nicht verwendet werden“ kann und deshalb alles „für einen künstlichen Eingriff“ spricht (III,261):

„Eine ganze Reihe von Überlieferungen deutet auch darauf hin, dass es sich um künstliche Befruchtung oder ähnliche Maßnahmen gehandelt haben kann. Überall auf der Welt finden wir durch die Mythen auch diese Vermutung bestätigt, denn in allen diesen prähistorischen Tradierungen gibt es Hinweise auf Frauen, die ohne ehelichen Verkehr, aber mit Hilfe der Götter, Kinder gebaren.“

Ihnen zufolge soll sogar das (III,262)

„Alte Testament, angefangen bei HäBhäL [= Abel] und ScheT [= Set], bis hin zu SchiMSchON [Samson], … geradezu von Erzählungen [wimmeln], die auf künstliche Befruchtungen hindeuten. Einer Vielzahl von biblischen Paaren, unter ihnen ABhRaHaM und SsaRaH, wird ebenfalls durch genetische Manipulationen und andere medizinische Eingriffe, sogar noch im hohen Alter, spätes Elternglück zuteil. Selbst Johannes der Täufer und Jesus scheinen anhand künstlicher Befruchtungen gezeugt worden zu sein. Eine Thematik, auf die wir noch gesondert eingehen werden.“

Letzteres tun Sie natürlich nicht im vorliegenden Buch, sondern in Ihrem (Dieter Vogls) anderen Werk „Der 7. Tag der Schöpfung“, so dass ich nicht nachprüfen kann, wie Sie auf diese abenteuerlichen Phantasien kommen.

Daraus, dass sich alle „diese Eingriffe, vor allem bei ADaM und den anderen biblischen Personen, … direkt mit dem Blut in Verbindung bringen“ lassen, in Verbindung damit (III,263), „dass sich aus dem menschlichen Blut Stammzellen in Hülle und Fülle gewinnen lassen“, die „vom Körper für die Reparatur zerstörten Gewebes eingesetzt werden“, ziehen Sie „als Resultat einer biblischen Exegese“ den angeblich einzig möglichen Rückschluss:

„Die ÄLoHIM hatten im Rahmen der Schöpfung ganz extrem hohe biologische Kenntnisse. Diese Kenntnisse lassen nun vermuten, dass die ÄLoHIM und der ADaM sich gleichen, denn glaubt man dem TeNaCh, dann wurde der Mensch ja mit voller Absicht im Bilde der ÄLoHIM geschaffen.“

Diese Argumentation ist schon in sich widersprüchlich, denn entweder ist auschließlich ein einziger Rückschluss möglich – dann müsste auch die Gleichheit, die Sie doch schon bewiesen zu haben behauptet hatten, sicher sein. Wenn letztere aber nur eine Vermutung ist, kann auch der angeblich einzig mögliche Rückschluss eben nicht der einzig mögliche sein.

Die Menschheit als Erbe der Raumfahrt betreibenden ÄLoHIM

Bereits auf Seite III,240 hatten Sie erwähnt, dass „der ADaM, und nach ihm die gesamte Menschheit, zum Statthalter und damit zum Stellvertreter der ÄLoHIM auf Erden“ bestimmt wurde. Das wiederholen Sie nun (III,264) und behaupten, dass der ADaM „wegen seiner namentlichen Gleichheit mit den ÄLoHIM“ (die Sie nirgends näher erläutern) „deren Repräsentant und Stellvertreter auf Erden“ und „gleichzeitig zu deren legitimen Nachfolger und Erbe wird.“ Denn

„aufgrund der phäno- und genotypischen Gleichheit [hat] er einen direkten vom Geblütsrecht herrührenden Anspruch auf diese irdische Führungsrolle… Was durch das archaische Geblütsrecht der Stammväter, das sich wiederum durch die vorhandene Blutsverwandtschaft begründen lässt, garantiert wird.“

Aber wie kann der Mensch Stellvertreter der ÄLoHIM sein, wenn weder deren blaues Blut in seinen Adern fließt noch er deren Intelligenz geerbt hat, sondern diese sich erst durch Evolution entwickeln muss? Ihre letzten schon nicht wirklich begründeten Sätze werden auch durch Ihre folgende vollends unverständliche Argumentation nicht plausibler:

„In der Bibel wird dies neben den esoterischen Wortmustern, besonders durch das Satzmuster ‚und ÄLoHIM erschuf den ADaM in seinem Bild, im Bild der ÄLoHIM erschuf er ihn, männlich und weiblich erschuf er sie‘, augenfällig. Durch diesen Satz verdeutlicht uns die Bibel, dass der Mensch eine der sieben kosmischen Formen höheren Lebens darstellt und sich dementsprechend das Aussehen (Aussähen?) der himmlischen ÄLoHIM im genotypischen Erscheinungsbild des irdischen Menschen offenbart.“

Immerhin geben Sie zu, dass „der Beweis“ für Ihre Behauptung, „dass der Mensch als Verwalter des Planten Erde eingesetzt wurde und die ÄLoHIM den irdischen Urmenschen gerade deshalb nach ihrem Bilde mittels genetischer Manipulationen umgeformt haben…, zurzeit noch nicht angetreten werden kann…, aber dennoch gibt es einige Indizien, die wir nicht unbeachtet lassen möchten.“

Eines dieser Indizien soll sein: „So wusste beispielsweise schon Darwin: Die Abstammung des Menschen steht ganz offensichtlich in der Bibel.“ Denn er selbst schreibt über sein Hauptwerk „Die Entstehung der Arten“ (III,265): „Selbst ein hebräischer Aufsatz ist darüber erschienen, der nachweist, dass die Theorie im Alten Testament enthalten ist!“ Rabbi Naphtali Hallevi aus Radom hatte 1876 allerdings nachzuweisen versucht, dass Darwins Evolutionstheorie nicht im Gegensatz zur Schöpfung durch Gott steht. Sie allerdings wollen Darwin tatsächlich für Ihre Paläo-SETI-Version einer Schöpfungsvorstellung nach dem Muster des „Intelligent Design“ vereinnahmen:

„Für uns besteht daher kein Zweifel, erst Darwin hat uns – obgleich seine Abstammungslehre von der modernen Wissenschaft in der Evolutionstheorie vollkommen falsch ausgelegt wird – den Schlüssel zum Verständnis des Schöpfungsberichtes in die Hand gegeben. Und obwohl uns heute die Tür zum besseren Verständnis des 1. Buch MoSchäH offen steht, wagt es kein einiger Wissenschaftler, durch sie hindurch zu gehen. Kein Forscher mag sich vorstellen, dass die Evolutionstheorie nur damit versanden werden kann, wenn sie einen Anstoß erhielt.“

Im Widerspruch zu Ihren Ausführungen auf Seite III,252 scheinen Sie die Evolutionstheorie hier nicht nur auf die kulturell-geistige Entwicklung der Menschheit beziehen zu wollen (III,265), sondern Sie sprechen von einem „Anstoß zur Evolution“, der „offensichtlich aus einer Mischung von indizierten und ganz natürlichen Prozessen beruht, die von den ÄLoHIM im Erbgut des Menschen hinterlegt wurden.“ Und weil „das AT das Erbgut des Menschen repräsentiert und das Sefer ha Jezira jenes Buch ist, welches uns zeigt, wie wir das AT zu unserem Nutzen einsetzen“, können wir Ihnen zufolge mit

„dem AT … nicht nur unsere Seele wieder in Ordnung bringen, sondern auch unseren Körper. Und nach dem Motto, dass nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist stecken kann, können wir das Erbe der ÄLoHIM antreten und zu deren Stellvertreter auf Erden werden.“

Wiederum nur eine Seite später wiederholen Sie erneut ihre falsche Behauptung von Seite II,123f., dass bisher (III,266f.) noch„kein Wissenschaftler authentisch“ die „Entstehung des Menschen“ erklärt hat:

„Zwar hat Darwin seine These auf vollkommen richtigen Fakten aufgebaut, diese aber dann von der künstlichen auf die natürliche Zucht transferiert und sich dadurch von der Realität auf das Glatteis der Spekulation begeben. Darwinistische Schlagwörter, wie eigenständige Mutation, auf sich gestellte zufällige Selektion oder selbständige Migration, können, dies haben wir durch die wissenschaftliche Forschung in den letzten Jahrzehnten deutlich gesehen, die Antwort auf diese Fragen nicht geben – schon eher, und hier wiederholen wir uns gerne – die züchterischen Aktionen der biblischen ÄLoHIM.

Zu verwirklichen wäre diese Abspaltung der Menschheit vom übrigen Stammbaum der Wirbeltiere, auch wenn dieser Aussage von den Wissenschaftlern heute noch recht heftig widersprochen wird, nämlich in der Tat nur durch einen künstlichen Eingriff.“

Als letztes Ziel (III,268) Ihrer Beschäftigung mit den „überlieferten Schriften“ formulieren Sie schließlich, dass sie

„uns Mittel und Wege auf[zeigen], welche die Menschheit zu einer starken und vor allem widerstandsfähigen, robusten Spezies macht. Einer Spezies, die nur aus einem einzigen Grund einerseits vollkommen gesund und andererseits langlebig sein muss, wenn wir das Erbe der Raumfahrt betreibenden ÄLoHIM antreten wollen, denn auch die Menschheit wird, wenn sie sich weiterhin so rasend schnell vermehrt, nur in den Weiten des Kosmos eine Überlebenschance haben.“

XI. Kapitel: Der Jahwe-Kult

Im letzten Kapitel Ihres Buches (III,270) kritisieren Sie „die meisten Paläo-SETI-Forscher“, weil sie sich bislang nicht „mit dem hebräischen Gottesbegriff“ auseinandergesetzt haben.

„Hätten wir auch so gedacht, wäre es mit absoluter Sicherheit niemals zum Paläo-SETI-Patent gekommen, denn wir hätten niemals die biologischen, chemischen, physikalischen und mathematischen Zusammenhänge in ihrer gesamten Tragweite erkannt, die sich hinter den vermeintlichen Gottes Namen verbergen. Zumindest hätten wir nicht begriffen, dass sich im Gottesnamen JHWH, durch die Vereinigung von Buchstabe, Zahl und Symbol, uns erst die Urmatrix, die Basis des Lebens erschließt.“

Dass Ihre Ausführungen zum Begriff JHWH geradezu ausufern, mag daran liegen, dass Sie (III,318) „zur Entschlüsselung des Geheimnisses“ dieser vier Konsonanten wie die Kabbalisten auf „die so genannte Gematria“ zurückzugreifen versuchen:

„Wollen wir mittels der Gematria die Konsonanten JHWH auf ihren Bedeutungsinhalt hinterfragen, müssen wir auf jeden einzelnen Buchstaben separat eingehen. Wir erkennen dann, dass sie im hermetischen Sinne einerseits das Oben das Unten, das Hinten und das Vorne, also die vier Himmelsrichtungen symbolisieren. Womit ausgedrückt werden sollte, dass sie auf alle Bereiche des Seins und des Werdens einen grundlegenden Einfluss ausüben.“

Einen kleinen Einspruch möchte ich gegen Ihre Interpretation von Oben-Unten-Hinten-Vorne im Sinn der vier Himmelsrichtungen einlegen, denn die Kabbalisten hatten sicher nicht eine Landkarte im Sinn, bei der Norden oben und Süden unten liegt, sondern wollten das Oben und Unten gewiss im Sinne von Himmel und Erde begreifen, während zu den Himmelsrichtungen Hinten und Vorne noch Links und Rechts treten müssten.

Ob Ihre Annahme gerechtfertigt ist, dass die Konsonanten JHWH tatsächlich alle Bereiche des Seins und des Werdens grundlegend bestimmen, das wird im Folgenden gründlich zu prüfen sein.

Darf man nach dem Ursprung der Götter – auch von JHWH – fragen?

Nun fragen Sie sich (III,270), „ob es Gotteslästerung ist, wenn man in den Mythen nach dem Ursprung der Götter sucht und dabei billigend in Kauf nimmt, dass die derzeitige Position unseres Gottesbildes, vor allem die Position des hebräischen Gottes JHWH, dadurch gefährdet wird.“ Reichlich spät fällt Ihnen auf, dass Sie evtl. mit Ihren Thesen gläubigen Menschen zu nahe treten könnten. Aber keine Angst – die Position des hebräischen Gottes wird durch Sie nicht in Gefahr geraten, zumal Sie ohnehin nicht begreifen, was glaubende Menschen unter ihrem Gott verstehen. Zwar wissen Sie, dass die „Kirche … im Rahmen ihres Gottesbildes von einer Aseität, also von einem Von-Sich-Selbst-Sein“ ausgeht. „In diesem Begriff besitzt Gott unter anderem insbesondere die Attribute der Ursprungslosigkeit und der Vollkommenheit.“ Aber dann definieren Sie Gott entgegen jeder angemessenen Gottesvorstellung als Teil der Natur, in der „nichts vollkommen ist“:

„Wenn Gott aber existent ist, ist er, wenn auch als Schöpfer, ein Teil dieser unvollkommenen Natur. Schon im gleichen Augenblick, in dem man daran denkt, wird die Erstellung einer derartigen Konzeption zum absurden Unterfangen. Wenn man sich dabei noch dazu vergegenwärtigt, was für einen gigantischen Gesamtumfang und enormen Größenbegriff das Wort Gott für den Menschen zur Zeit umschließt, dann wird es nahezu unmöglich, tiefer in dieses klerikal erstellte Tabu einzudringen.“

OK, ich verstehe und akzeptiere, dass es Ihnen unmöglich ist, die religiöse Gottesvorstellung nachzuvollziehen. Allerdings widerspreche ich Ihrer Behauptung, dass diese Vorstellung „klerikal erstellt“ wurde. Sie entstand aus Erfahrungen von Menschen, deren Religion erst sekundär in manchen religiösen Institutionen einen Klerus, also einen Stand von Geistlichen, hervorgerufen hat.

Ihre anschließende Betrachtung der Religionsgeschichte enthält den Widerspruch (III,271), dass Sie einerseits den religiös motivierten Mord „an Sokrates“ verurteilen, der es gewagt hatte, die Götter öffentlich zu hinterfragen“, andererseits (III,272) es aber als durchaus positiv werten, dass „die Menschen in historischen Zeiten“ die „Faktoren Mythos und Kult … in aller Regel so genommen“ haben, „wie sie seit Anbeginn der menschlichen Geschichte überliefert wurden. Insofern wurde den Göttern jener Respekt entgegen gebracht, den sie, anhand ihrer Stellung im Pantheon, wirklich verdienen.“

An der (III,273) „Theogonia“ = „Götterentstehungslehre“ des Dichters Hesiod (den Sie häufig falsch „Hesoid“ schreiben) interessiert Sie vor allem seine „umfangreiche Kosmogonie“ = „Weltentstehungslehre“. Indem also unsere Ahnen „die Abstammung der Götter und die Entstehung der Welt auf eine zusammenhängende Linie gebracht“ haben, waren sie Ihres Erachtens „im Denken sehr viel weiter und durch den Polytheismus näher an der Wahrheit, als wir es heute sind.“

Als gemeinsame Faktoren verschiedenster Mythen der Weltentstehung entnehmen Sie weiterhin

„der sumerischen, babylonischen, ägyptischen, griechischen und römischen Mythologie, dass es im Anfang nur das dunkle und vor allem geschlechtslose Chaos im Universum gab. Dann trat dem Maskulinen das erste Feminine gegenüber, indem die Erde als Mutterprinzip in Erscheinung tritt. Jeder Mythos schildert in aller Sachlichkeit das Auftreten der Sexualität und erkennt sie unumwunden als Zeugungsprinzip an. Dabei wird eindrucksvoll in allen Mythen beschrieben, wie diese erste Zeugungskraft das belebte Sein ins Dasein ruft. In diesem Sinne bilden die Faktoren Raum, Stoff und zweigeschlechtliche Zeugung immer wieder die drei Urmächte, aus denen im Anfang das verborgene Urprinzip des Seins entsteht.“

Nun verbinden Sie diese außerbiblische Mythologie über das kabbalistische Buch Sefer ha Sohar mit dem ersten Satz der Bibel (1. Mose 1,1): BöRESchITh BaRA ÄLoHIM ETh HaSchaMaJiM WöETh HaARäTs. Korrekt ist dieser Satz so zu übersetzen (Elberfelder Bibel 2006): „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“ Die Kabbalisten des Sefer ha Sohar machen aus dem Wort für Anfang eine mythische Wesenheit und geheimnissen in diesen Vers hinein, dass ein hier nicht mit Namen genanntes Subjekt mit Hilfe von „Reschit“ erst die ÄLoHIM, also die „Götter“, geschaffen hätte: „Mit Reschit schuf er Elohim“. Das greifen Sie auf, um Ihre These zu belegen, dass auch der biblische Gott nicht ursprungslos ist:

„Bedenken wir an dieser Stelle, dass diese ketzerischen Worte nichts anderes zum Ausdruck bringen, als das mit Elohim kein x-beliebiges Wesen gemeint ist, sondern in unserem Verständnis der allerhöchste Gott selbst, dann besagt dieser Satz eindeutig und unmissverständlich, dass sowohl die Götter, als auch Gott durch das verborgene Urprinzip des Seins geschaffen wurde und weder Gott, noch Götter ursprungslos sind. Erst später, vor allem durch die spätere Priestergenerationen wird dieses verborgene Urprinzip selbst Elohim, also Gott genannt.“

Wobei ich natürlich sagen muss, dass Sie mit diesen Ausführungen das Problem nur weiter nach hinten zurückverlagern, denn was sollte „das verborgene Urprinzip des Seins“ anderes sein als doch wieder eine Macht, die man als transzendent und göttlich interpretieren kann? „Der Sohar nennt dieses Wesen den ‚Alten der Tage‘“, was sich auf Daniel 7,9 bezieht, wo mit demjenigen, der „alt war an Tagen“, eindeutig Gott gemeint ist, der als Weltenrichter beschrieben wird.

Ihnen zufolge behauptet „die Bibel keine Sekunde lang…, dass Gott schon seit Anbeginn der Zeit und in diesem Sinne vor dem gesamten Sein existierte. Dieses fragwürdige Postulat wird lediglich im Monotheismus von den Vasallen eines künstlich erdachten Gottes aufgestellt.“ Das soll angeblich der folgende Bibelvers belegen (dessen Fundstelle 1. Mose 4,26 Sie allerdings nicht angeben):

„Und dem ScheT, auch noch ihm, wurde ein Sohn geboren, und er rief seinen Namen ÄNOSch. Damals begann man, im Namen JHWHs zu rufen.“

Da man den Ausdruck QaRA BöScheM JHWH korrekt mit „den Namen JHWHs anrufen“ übersetzen muss, belegt diese Stelle aber nur, dass anlässlich der Geburt eines legitimen Nachkommen für den ermordeten Abel durch seinen Bruder Set die Menschen damit anfingen, den Gottesnamen JHWH zu verwenden. Sie ziehen viel weitergehende Schlüsse, die offenbar nur Ihrer Phantasie entspringen, da Sie keinerlei weitere Belege dafür anzuführen wissen (III,274f.):

„Und zu diesem Zeitpunkt, den wir als den Zeitpunkt Null bezeichnen möchten, wurde das gesamte Wissen der Schöpfung von den vergöttlichten Wesen, die eindeutig aus den Tiefen des Kosmos kamen, einer kleinen Elite von besonders begabten, einsichtigen und vor allem von den Schöpfern bevorzugten Menschen übergeben, die sich auf deren Anordnung in Priesterkasten zusammengeschlossen und denen es dabei zur Aufgabe gemachten wurde, dieses Wissen für die Nachwelt zu erhalten.“

Im Folgenden springen Sie völlig willkürlich zwischen ägyptischen, griechischen, hebräischen, babylonischen und sumerischen Traditionen hin und her, um den (III,276) „Ursprung JHWHs“ zu beleuchten. In diesem Zusammenhang kommen Sie ein weiteres Mal auf 1. Mose 1,26 zu sprechen und erwähnen, dass „die Götter“ bei der „Erschaffung der Menschheit (nicht nur eines einzelnen Menschen) … mit den kleineren Göttern der Oberwelt, den Anunna“ beratschlagen: „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen“. Nur dank Wikipedia, nicht von Ihnen, erfahre ich, dass es sich bei den Anunna um sumerische Götter handelt:

Die Anunna (sumerisch DINGIRA.NUN.NA, die vom Samen Anus sind) stellen in der sumerischen Religion den göttlichen Ältestenrat dar. Die Anunna wurden zusätzlich mit dem Titel DINGIRGAL.GAL.E.NE (die Großen der großen Götter) belegt.

Wenn Sie nun (III,276) „die babylonische Kultur und Religion … als die Wiege und Vorlage des hebräischen JHWH-Kultes“ bezeichnen, vergessen Sie allerdings etwas Wesentliches zu erwähnen. Es ist zwar richtig, dass in der babylonischen Vorlage die Menschen „von den Göttern deswegen geschaffen“ werden, „weil sie es überdrüssig waren, sich selbst zu versorgen“. In der Ausgestaltung dieser Vorlage zur biblischen Geschichte „des Gartens Eden und des Menschenpaares, das in den Garten Gottes gesetzt wurde, um ihn zu bebauen“, ist Gott jedoch nicht mehr derjenige, dem die Menschen als Sklaven zu dienen haben, sondern Gott ist es, der den Menschen den Garten mit all seinen Bäumen (außer einem einzigen) zu ihrer Versorgung zur Verfügung stellt.

Das Wort JHWH als multisemantischer Begriff

Nach (III,277) der Kabbala soll JHWH „der geheimnisvollste, aber auch aussagekräftigste und allumfassendste aller göttlichen Namen“ sein. Sie sehen in dem „Tetragramm JHWH“ wiederum einen multisemantischen Begriff,

„in dem sich alle elementaren Voraussetzungen, dass heißt alle mathematischen, physikalischen, chemischen, biologischen und biochemischen Faktoren des Seins vereinen. Jene Faktoren also, die sowohl für die Entstehung des Kosmos als auch für die Entstehung und den Fortbestand des Lebens verantwortlich sind.“

Die Grundbedeutung (III,279) der Konsonanten JHWH wollen Sie durchaus richtig eher mit „Werden“ oder mit „Werden-das-ist-das-war-das-sein-wird“ übersetzen als mit Begriffen wie „Sein“ oder „Dasein“, mit denen „etwas Statisches umschrieben wird“.

Ist JHWH als Ureinheit aller Dinge mit der Zelle eines Menschen identisch?

Indem (III,280) der Begriff JHWH nach Kabbalisten wie Giordano Bruno „die Ureinheit und somit die Ursache, das Prinzip und das Eine“ verkörpert, „manifestiert sich durch diese vier Konsonanten nicht nur die Basis des Lebens, sondern des gesamten Seins in allen seinen Manifestationsmöglichkeiten.“ Und indem „die Ureinheit aller Dinge als Kreis mit einem Punkt im Zentrum“ dargestellt wird, meinen Sie, wie Sie es ja bereits im Zusammenhang mit Ihren Ausführungen über die (II,277) „Ra-Glyphe“ getan haben, unwiderleglich davon ausgehen zu können (III,282), dass diese Ureinheit „nur mit der Zelle identisch sein kann.“ Was natürlich immer noch Unsinn ist. Wenn meine Konfirmanden solche Kreise mit Punkten in der Mitte malten, meinten sie weder Sonnen noch Zellen, sondern gewisse sekundäre weibliche Geschlechtsmerkmale. Ich weise auch gerne nochmals auf ernsthaftere Alternativen hin, die hier zu finden sind.

Ist JHWH der Name Gottes oder ein Begriff für das Werden von Leben?

Indem Sie (III,283) der „Wortherkunft des Begriffes JHWH“ nachgehen, bestreiten Sie zunächst einmal die angebliche Behauptung von „Wissenschaftlern und Theologen“, dass „ÄLoHIM und JHWH dieselbe Bedeutung hätten.“ So behauptet das jedoch niemand: ÄLoHIM ist der Gattungsbegriff für „Gott“ – JHWH ist der Name des israelitischen Gottes. Sie wollen allerdings darauf hinaus (III,284), dass nach 1. Mose 4,26 zwar

„die Israeliten zu JHWH gerufen haben, also er angebetet wurde, aber dies bedeutet nur, dass die Israeliten erkannten, das JHWH verehrungswürdig ist. Ein Gott ist JHWH damit noch lange nicht.“

Für Ihre Behauptung, dass „erst viel später eine Vergöttlichung des Wortes JHWH vorgenommen wurde“, können Sie allerdings wiederum keinen Beleg anführen. Stattdessen halten Sie „mit Nachdruck“ fest, „dass die TORaH in ihrem Originaltext deutliche Unterschiede zwischen ÄLoHIM, JHWH, JHWH ÄLoHIM, ADoNaJ und JHWH ADoNaJ macht“, während „allen Bibelübersetzungen gemeinsam ist, dass sie die Fülle der Gottesnamen reduzieren“. Dabei verkennen Sie, dass diese Übersetzungen dem jüdischen Sprachgebrauch folgen, den Gottesnamen, der nicht ausgesprochen werden sollte, in der Regel durch ADoNaJ = „(mein) HERR“ zu umschreiben. Und wenn Sie die Übersetzung von „ha-Elohim“ (also des von der Form her pluralischen Wortes ÄLoHIM mit vorangestelltem Artikel ‚ha‘) mit „der wahre Gott“ nur deswegen für „recht weit hergeholt“ halten, „weil im Hebräischen sehr vielen Wörtern der Artikel ‚ha‘ vorangestellt ist“, finde ich diese Kritik wiederum unangemessen, zumal ein Tätigkeitkeitswort oder eine Beifügung für dieses Pluralwort mit bestimmtem Artikel, wenn es für den Einen Gott Israels verwendet wird, in der Regel im Singular steht.

Mit Hilfe des Bibelverses 1. Mose 4,1 versuchen Sie zu belegen (III,285),

„dass die Konsonanten JHWH ganz explizit im Zusammenhang mit der Fortpflanzung und der Zeugung von Nachkommen steht. Hier wird schon deutlich, was wir in nachfolgenden Teilen noch präzisieren werden, das JHWH nichts transzendent göttliches an sich hat, sondern viel mehr in einem äußerst engem Zusammenhang mit dem Werden von Leben steht.“

Richtig daran ist, dass die Worte QaNITI ‘Isch ETh JHWH tatsächlich sehr schwer zu übersetzen sind. Das liegt daran, dass die Wurzel QaNaH sowohl „kaufen“, „erwerben“ als auch „schaffen“ bedeuten kann. Hat Eva also gesagt: „Ich habe einen Mann gewonnen mit Hilfe JHWHs“? Meint sie damit ihren Mann Adam? Bezeichnet sie ihren kleinen Sohn als Mann, den sie gewonnen, wörtlich „gekauft“ hat? Oder sagt sie sogar: „Ich habe einen Mann gewonnen, nämlich den JHWH“? Eva könnte aber auch meinen: „Ich habe einen Mann geschaffen wie JHWH“ – ist sie also stolz darauf, einen Jungen geboren zu haben, wozu ihr Mann nicht in der Lage ist? Alle diese Übersetzungsmöglichkeiten basieren aber darauf, dass JHWH selbstverständlich in der jüdischen Bibel als Name Gottes zu verstehen ist. Für Ihre Auffassung, JHWH lediglich als natürliche Lebens- oder Zeugungskraft zu begreifen, gibt es keinerlei Beweise.

Ihrer Übersetzung (III,286) von 2. Mose 3,14 mit „Ich werde“ im Unterschied zu „Ich bin“ kann ich allerdings, wie gesagt, einiges abgewinnen. Nach F. H. Baader liegt im „Werden … die höhere Ordnung des Seins. Im Werden liegt Leben, während das nackte Sein Erstarrungszüge trägt.“ Damit hat er Recht, und auch Sie dürfen mit Recht „festhalten, dass das Wort JHWH vom Begriff HaJaH abgeleitet wird und dieses zweifellos „Werden“ bedeutet.“ Allerdings darf dabei in der hebräischen Bibel vor allem ein geschichtliches Werden und ein Geschehen von Befreiung und Gerechtigkeit für das geknechtete Volk Israel nicht außer Betracht bleiben. Sie hingegen verkürzen den Begriff des Werdens, indem Sie es vorwiegend biologisch auszulegen versuchen.

So gehen Sie später (III,311) noch einmal auf „das biologische Werden eines Wesens“ ein, das „jenen verschwommenen Zeitpunkt darstellt, der nach der Vereinigung der weiblichen Eizelle mit der männlichen Samenzelle einsetzt“. Eine grafische Darstellung dieses Zeitpunkts wollen Sie in einem kabbalistischen Symbol wiedererkennen, das aus einem Kreis mit drei Punkten besteht und genau so gut ein Symbol für die Dreieinigkeit oder alles andere sein könnte, was irgendwie mit der Zahl 3 zu tun hat. Für Sie ist die Ähnlichkeit mit einer elektronenmikroskopischen Fotographie der „Verschmelzung von weiblichem und männlichem Zellkern“ jedoch Beweis genug, den Kabbalisten wieder einmal ein Wissen zuzuschreiben, das sie eigentlich nicht gehabt haben können.

Gingen alle höheren Lebensformen des Universums aus JHWH hervor?

Angeblich soll (III,287) „bei der Sichtung der alten Schriften“ wie der Tora und vor allem „aus dem Sohar“ der „abstrus erscheinende Gedanke“ aufkommen, „dass die ÄLoHIM eine kosmische Lebensform darstellen, die aus JHWH hervorgegangen ist“, und zwar ebenfalls als „Resultat einer künstlichen Zeugung“.

Ich kenne das Buch Sohar nicht. Allerdings stimmt mich das Wenige, das Sie aus diesem Buch zitieren, äußerst skeptisch gegenüber der Möglichkeit, daraus historisch beweiskräftige Schlüsse für den Anfang der Welt und die Schöpfung der Erde zu ziehen. Sie zitieren zum Beispiel den Satz (35):

„Und es sind auch fünf Worte vom zweiten zum dritten Elohim. Da erst wird vom Licht gesprochen, das erschaffen und sogleich verborgen wurde …“

Das heißt doch: Allein damit, dass in 1. Mose 1,1-3 das Wort ÄLoHIM mehrmals auftritt, wollen die Kabbalisten „eine generationenbedingte Hierarchie“ unter den ÄLoHIM nachweisen, wenn diese auch sicher noch nicht an Aliens in Ihrem Sinne, sondern an göttlich-himmlische Mächte dachten. Das 3. Wort der Bibel ist ÄLoHIM, 13 Wörter später folgt ÄLoHIM zum zweiten Mal, 5 Wörter weiter zum dritten Mal. Die mit dieser simplen Wortzählungsmethode erzielten Ergebnisse nehmen Sie für bare Münze (III,288):

„Stellt sich abschließend die Frage, wer der Verborgene ist, der selbst von den ÄLoHIM nicht erkannt werden kann und somit jenes Schöpferwesen war, welches die zweite ÄLoHIM-Generation geschaffen hat und aus der, interpretiert man die Sohar-Texte richtig, dann die dritte ÄLoHIM-Generation hervorging, welche die irdische Schöpfung durchführte.“

Die Antwort auf diese Frage ist nach dem Sohar

„der heilige Alte oder der Langgesichtige, den die Kabbalisten und die Chassidim in gleicher Weise als das makrokosmisch göttliche Urwesen ansehen. Aber auch er, will man dem Sohar glauben, schuf die ÄLoHIM nicht aus dem Nichts heraus, sondern mit Samen und demzufolge durch einen Akt der Zeugung. Im Sohar heißt es dementsprechend (36):

‚Sowie dann Same ausging zur Einrichtung des Wohnens, da wurde jenes Verborgene Elohim geheißen. Verborgen noch, als das Bauen und Zeugen in ihm begann – nur solange die erste Ausbreitung sich noch nicht gesondert hatte, hieß alles noch Bereschit. Erst nachher, als es zum Namen Elohim entwickelt war, brachte es die Geschlechterfolgen hervor aus jenem Samen, den es empfangen hatte.‘“

Aus diesen Worten schließen Sie erstens (wie schon auf Seite III,273), dass alles Geschaffene (III,288), auch die verschiedenen Generationen der ÄLoHIM, auf den in Daniel 7,9 erwähnten ˁAThIK JOMIN (= „der alt war an Tagen“) zurückgeht, und zweitens

„dass alle ÄLoHIM, selbst der Schöpfer der ÄLoHIM, der Alte der Tage, alles mit JHWH geschaffen haben. Dieser Rückschluss, obwohl in den Zitaten aus dem Sohar das Wort JHWH nicht ein einziges Mal vorkommt, liegt zweifelsfrei auf der Hand, denn es heißt ‚als das Bauen und Zeugen in ihm begann‘. ‚Bauen und Zeugen‘ sind aber eindeutige Synonyme für den Akt des Werdens. Wir kommen auf den Begriff Werden noch ausführlicher zu sprechen. Nur soviel soll jetzt gesagt werden: Es steht für uns zweifelsfrei fest, dass die ÄLoHIM, die biblischen Schöpfer der Menschheit, selbst von einem noch höheren Wesen geschaffen wurden.“

Seltsam finde ich es, wenn Sie meinen, dass der Gedanke der Entstehung der ÄLoHIM aus JHWH uns „von den Texten der TORaH und des Sohars ausgehend … nahezu gewaltsam aufgedrängt“ wird, obwohl das Wort JHWH in dem von Ihnen zitierten Sohar-Text gar nicht vorkommt, sondern nur dadurch erschlossen wird, dass angeblich jedes Werden mit JHWH zu tun haben muss – wieder eine Ihrer induktiven Schlussfolgerungen nach dem Motto „Alle Dackel sind Hunde“!

Auch in 1. Mose 1,1 ist das Wort JHWH nicht zu lesen – und trotzdem weist Ihnen zufolge genau dieser Vers

„sehr deutlich darauf hin, dass aus dem Ewigen – was sich eindeutig auf JHWH bezieht, weil ein Aspekt der JHWH-Semantik mit das allgebiets Fortdauernde übersetzt werden muss und somit ein Synonym für das Ewige darstellt – das gesamte Universum mit allen seinen Ausformungen hervorging.“

Auf diesen indirekten Rückschluss kommen Sie wiederum nur (III,289), indem Sie den ersten Vers der Bibel mit „Im Anfang schuf das Ewige die ÄLoHIM die Himmel und das Erdland“ übersetzen. Aber auch das Wort „das Ewige“ kommt in 1. Mose 1,1 überhaupt nicht vor. Wörtlich steht da: BöRESchITh (= „Im Anfang“ als zeitliche Bestimmung) BaRA (= „schuf“ als Prädikat im Singular) ÄLoHIM (= „Gott“ als Subjekt) ETh HaSchaMaJiM (= „die Himmel“ als Objekt) WöETh HaARäTs (= „die Erde“ als Objekt). Entgegen Ihrer vielfach wiederholten Wertschätzung der penibel genauen Überlieferung des hebräischen Bibeltextes fügen Sie hier einfach ein Wort in den Bibeltext ein, um Ihre Auslegung zu rechtfertigen, die jeder Grundlage entbehrt.

Als „kurze Erklärung“ Ihrer Argumentation, die offenbar auch Sie selbst durchaus als fehlerhaft durchschauen, geben Sie unter Berufung auf zwei Ihrer (Dieter Vogls) anderen Bücher („Die Mars-Apokalypse“ und „Die Gilde der kosmischen Former“) die falsche Übersetzung von „JaH“ mit „El“ zu und schreiben:

„Wir wissen heute, zurückführend auf den Kabbalisten, TORaH-Kenner und Verfasser der besten Sefer-Jezira-Version, Saadia Gaon, dass man das Wort JaH, ausgehend vom alten Hebräisch der Israeliten zur Zeit der biblischen Chronisten, mit das Ewige übersetzen muss. Und wie wir noch darlegen werden, bezieht sich dieser Ausdruck eindeutig auf das Wort JHWH.“

Aber auch das Wort „JaH“ kommt in 1. Mose 1,1 nicht vor; also bleibt auch nicht ein Körnchen Wahrheit in der oben durchgeführten Argumentation, dass das Subjekt des Erschaffens im ersten Vers der Bibel „das Ewige“ oder im Rückschluss „JHWH“ ist und demzufolge „ÄLoHIM“ zum Objekt des Erschaffens wird.

Ihrer Überzeugung nach liegt der „augenscheinliche Denkfehler“ allerdings bei den Klerikern, die „sowohl die ÄLoHIM als auch JHWH oder ADoNaJ vereinheitlicht und in einen monotheistischen Gott umwandeln“. Ich denke aber, dass meine Ausführungen zu Ihrer Argumentationsweise eindeutig ergeben haben, dass Sie es sind, der die Aussage von 1. Mose 1,1 in Ihrem Sinne verdreht.

Um Ihre Auffassung zu untermauern, zitieren Sie zum – ich weiß nicht wie vielten Mal – den Vers 1. Mose 1,26 und behaupten, dass „die ÄLoHIM … mit dem Menschen vollkommen identisch gewesen“ sind, obwohl Sie im Widerspruch dazu an anderer Stelle gemeint haben, dass die Menschen von den ÄLoHIM als intellektuell primitivere Lebensform erschaffen wurden. Sie meinen jedenfalls, ihre im Folgenden gestellte Frage bejahen zu können (III,289f.):

„Sollte dies bedeuten, dass die höchsten Lebensformen im Universum nach einem gemeinsamen Prinzip aufgebaut sind, einen einheitlichen Genotypus haben und deshalb womöglich auf ein und dieselbe biologische Matrix – eine Art Urmatrix – zurückzuführen sind? Und ist es möglich, dass alle höheren Lebensformen im Universum, insbesondere aus genotypischer Sicht, an diese Urmatrix gebunden sind und sie sich nur, so wie beispielsweise die irdischen menschlichen Rassen der Spezies Mensch, im Phänotypus geringfügig unterscheiden?“

Sie sprechen es nicht aus, aber diese Urmatrix soll dann wohl in den Buchstaben des Wortes JHWH bestehen.

War JaHWäH ein niederer Befehlsempfänger der ÄLoHIM?

Nachdem Sie (III,291) bisher unter JHWH „ein Synonym für das Leben“ begreifen wollten und die Vergöttlichung dieses Namens ablehnten, sehen Sie nun aber doch, obwohl es „mit keinem einzigen Beweis gestützt werden kann“, in JHWH ein

„Wesen, welches über einen längeren Zeitraum immer wieder sein auserwähltes Volk besuchte, diesem hilfreich bei den unterschiedlichsten Gefahren zur Seite stand und das, so denken wir zumindest, ein Angehöriger der ÄLoHIM war. Vielleicht war es jener erste Führer der Hebräer, der aus den Reihen der ÄLoHIM kam und, so wie der chaldäische EL, in späteren Epochen der hebräischen Geschichte vergöttlicht wurde.“

Ein Indiz für diese Behauptung sehen Sie merkwürdigerweise in dem jüdischen Verbot, den Namen JHWH auszusprechen. Indem Sie das Gebot zitieren: „Du sollst den Namen deines Gottes nicht zu Nichtigem gebrauchen“, bestätigen Sie übrigens ungewollt, dass JHWH im TeNaK in der Tat der Name des Gottes Israels war; wörtlich übersetzt ist in 2. Mose 20,7 vom „Namens JHWHs, deines Gottes“ die Rede.

Sie allerdings verfolgen eine andere Spur, auf der Sie wiederum JHWH mit den himmlischen ÄLoHIM, die Sie als Aliens interpretieren in Verbindung bringen wollen:

„Trifft nun beispielsweise der Leser auf die konsonantische Darstellung des Namens JHWH, dann wird das Wort niemals so ausgesprochen wie es die Punktation vorschreiben würde, sondern er liest sie immer als ADoNaJ. Dies bedeutet ins Deutsche übersetzt, vor allem weil es, ähnlich wie der Begriff ÄLoHIM, ausnahmslos im Plural verwendet wurde, soviel wie ‚meine Herren‘. Wodurch mit aller Deutlichkeit eine Verbindung zu jenen himmlischen Wesen hergestellt wurde, die in der Bibel die Bezeichnung ÄLoHIM haben.

Betrachtet man sich den TORaH -Text genau, erkennt man, dass aufgrund der Punktation die Konsonanten JHWH als JaHWäH gelesen werden müssen, und letztlich wurde eben dieser Ausdruck mit einem Aussprechverbot belegt.“

Ihre Spur führt allerdings in die Irre. Erstens weil das Wort ADoNaJ zwar wie ÄLoHIM ein Wort im Plural ist, aber nur als Anrede oder Bezeichnung für den Einen Gott Israels verwendet wird. Zweitens weil das Wort JHWH gar keine eigenständige Punktation besitzt, durch die man wissen könnte, wie es ursprünglich ausgesprochen wurde. Die Aussprache JaHWäH wird nur vermutet oder rückerschlossen durch die Selbstvorstellung JHWHs vor Mose in Exodus 3,14. Die tatsächlich im TeNaK vorhandene masoretische Punktation bietet stattdessen immer die Vokale eines der drei Wörter ADoNaJ = „(mein) Herr“ oder ÄLoHIM = „Gott“ oder HaScheM = „der Name“, die als Ersatzworte für JHWH ausgesprochen werden sollten (die Vokalisation für das Ersatzwort HaScheM käme mit den Vokalen a – e der von Ihnen hier behandelten Punktierung mit a – ä noch am nächsten).

Also nochmals im Klartext – Ihr Satz (III,292) „Niemand sollte den Begriff JHWH letztlich so aussprechen, wie es die Vokalisation vorschreibt“, ist schlicht und einfach falsch. Der Name JHWH sollte überhaupt nicht ausgesprochen werden; die Vokalisation der Konsonanten JHWH schrieb lediglich vor, welches Ersatzwort an Stelle von JHWH treten sollte.

Weiterhin wollen Sie „das Aussprechverbot des Namens JHWH“ damit begründen, dass in 2. Mose 15,3 (37) JHWH als „Kriegsmann“ bezeichnet wird und dass er nach dem Talmud (Sanhedrin 38b) „im Rahmen der Schöpfung keineswegs eigenmächtig“ handeln durfte. In 1. Mose 1,26, worauf sich Rabbi Jochanan im Talmud bezieht, steht allerdings nicht, dass JHWH irgendwen um Erlaubnis fragen musste – das Wort JHWH kommt im ganzen 1. Kapitel des 1. Buchs Mose gar nicht vor. Da Gott (ÄLoHIM) an dieser Stelle im Plural von sich spricht: „Lasst uns Menschen machen“ (und nicht: „Ist es euch recht, dass wir einen Menschen machen…?“, wie Sie fälschlich übersetzen), wendet sich Rabbi Jochanan ausdrücklich gegen die freigeistige Auslegung, dieser Plural sei ein Zeichen für Polytheismus. Jochanan erklärt den Plural damit, dass Gott sich mit seinem himmlischen Hofstaat beriet – und zwar weil er es wollte, nicht weil er es musste.

Aus Jesaja 46,4 (38) wollen Sie gar „zweifelsfrei“ den Schluss ziehen,

„dass JaHWäH nur ein niederer Befehlsempfänger war, der seine Taten vor einer noch höher gestellten Person oder Instanz verantworten musste. Denn als sich die Menschen nach der Schöpfung vermehrten und diese immer widerspenstiger wurden, machte ihm das vorher befragte Kollegium starke Vorwürfe und JaHWäH antwortet ihnen: ‚Bis ins Alter bin ich derselbe und bis zum Grauhaar bin ich‘s der es trägt.‘“

Aber im Kontext dieses Verses ist nicht der geringste Hinweis auf ein Kollegium zu finden, vor dem sich JHWH hätte verantworten müssen. Stattdessen betont der unmittelbar folgende Vers Jesaja 46,5 sogar, dass niemand, kein Mensch und kein Gott dem Einen Gott Israels mit Namen JHWH gleich ist: „Wem wollt ihr mich gleichstellen, und mit wem vergleicht ihr mich? An wem messt ihr mich, dass ich ihm gleich sein soll?“ Und wenige Verse zuvor sagt JHWH ausdrücklich (Jesaja 45,21): „Es ist sonst kein Gott außer mir“.

Schließlich behaupten Sie nochmals, dass man „JHWH in der Punktation des JaHWäH nicht pauschal mit Gott übersetzen darf.“ Wie gesagt, eine solche Punktation gibt es gar nicht. Aber wie auch immer – Sie meinen (III,293), dieses so punktierte Wort mit „Er macht Werden“ übersetzen zu müssen:

„Und diese Aussage impliziert, dass es sich bei JaHWäH um eine reale Person gehandelt hat, die lediglich das Wissen besaß und aufgrund dieses Wissens dazu fähig war, Leben nach seinen Vorstellungen umzuformen.“

Richtig ist, dass JHWH der Name des Gottes ist, der Befreiung geschehen lässt, der in Bewegung ist, der auch das Werden einer Neuschöpfung in Gang setzt. Aber JHWHs als Beauftragten der ÄLoHIM für die Umformung von Leben auf Grund von gentechnologischem Wissen betrachten zu wollen, bleibt abwegig.

Ist JöHoWaH das „allgebiets Fortdauernde“ und „durch Dynamik Werdende“?

Als (III,294) weitere Form der Aussprache der „Konsonanten JHWH“ kommen Sie auf die angeblich von den „Zeugen Jehovas“ vertretene Form „JöHaWäH“ zu sprechen (worin ich nur einen Druckfehler sehen kann, den Sie fünf Seiten lang ständig wiederholen – ich erlaube mir, in meinem Text die richtige Form zu verwenden). „Jede andere Namensform lehnen sie ab.“ In Wirklichkeit bestehen „Jehovas Zeugen“, wie sie sich selbst nennen, auf der Aussprache JöHoWaH, und das bestätigen Sie auch selbst, weil Sie ja ausdrücklich die „Zeugen Jehovas“ erwähnen.

Nun meinen Sie zu wissen, dass „es insgesamt drei unterschiedliche Möglichkeiten für die Aussprache der Konsonanten JHWH gibt und die dazugehörigen Vokale ausnahmslos durch die Punktation bestimmt werden“, die „von den Verfassern der TORaH verwendet wurde. Sie, und nur sie, bestimmt, wie wir die Konsonanten JHWH lesen müssen.“

Falsch hieran ist erstens: Die Verfasser der TORaH haben gar keine Punktation verwendet. Erst die Masoreten haben die Punkte gesetzt, um den eindeutigen Sinn festzuhalten. Sie selbst schrieben im ersten Band Ihres Buches (I,51): „Zweifellos war die von den Masoreten erdachte und eingeführte Vokalisation eine der wichtigsten Erfindungen.“

Zweitens wollten die Masoreten definitiv keine Vorschriften für die richtige Aussprache von JHWH machen, da das Wort überhaupt nicht ausgesprochen werden sollte. Vielmehr haben sie die Konsonanten JHWH entweder mit den Vokalen von ADoNaJ (ö – o – a) oder von ÄLoHIM (ö – o – i) oder von HaSchem (a – e) versehen, je nachdem welches zu lesende Wort (Qere) an Stelle des geschriebenen Wortes (Ketib) ausgesprochen werden sollte.

Im Grunde wissen Sie auch selbst genau, worauf die Namensform JöHoWaH zurückzuführen ist, nämlich dass (III,295) „die Punktation des Begriffes JHWH an bestimmten Stellen als Anweisung betrachtet wird, JHWH als ADoNaJ zu lesen.“ Aber Sie halten diese Interpretation für falsch und versteigen sich zu der völlig abwegigen Behauptung:

„Viel plausibler erscheint uns, was auch durch die Satzmuster der TORaH bestätigt wird, dass die Punktation darauf verweist, dass man zu den Konsonanten JHWH, das Satzmuster mein ADoNaJ hinzufügen und demnach immer JHWH, mein ADoNaJ lesen muss. Ein Rückschluss, der nicht von der Hand zu weisen ist, denn viele Bibelübersetzungen werden dieser Aussage gerecht, indem sie JHWH als Gott übersetzen und dann oft das Satzmuster Gott, mein Herr, verwenden.“

Nein, genau das stimmt eben nicht. JHWH durfte niemals ausgesprochen werden, das haben Sie oben selber bestätigt (39). Wo in den Übersetzungen „Gott, mein Herr“ steht, dann meist an den Stellen, wo im Original JHWH ÄLoHIM steht. Also nicht JHWH wird als Gott übersetzt, sondern ÄLoHIM. Und wo im TeNaK die Formulierung ADoNaJ JHWH vorkommt, wird sie in den meisten deutschen Bibeln mit „Herr HERR“ übersetzt, die Einheitsübersetzung hat allerdings auch oft „Gott, mein Herr“, übersetzt dann allerdings gerade das Wort ADoNaJ mit „Gott“ und nicht das Wort JHWH.

Lang und breit unterstellen Sie nun denjenigen, die die Aussprache von JöHoWaH für JHWH unter Berufung auf die Masoreten ablehnen, die „dreiste Unterstellung, den Massoreten (40) ein fehlerhaftes Arbeiten zu bescheinigen“. Nein, niemand unterstellt den Masoreten hier Fehler; Sie sind es, der deren Vorgehensweise, an Stelle des Gottesnamens JHWH die Aussprache von Ersatzwörtern vorzuschreiben, nicht begreifen will.

Und so versuchen Sie, mit Hilfe (III,297) der Bibelstelle 1 Mose 15,2, wo die Formulierung ADoNaJ JHWH zum ersten Mal im TeNaK vorkommt, Ihre Sichtweise zu belegen. Sie behaupten:

„Hier deutet die Punktation der Konsonanten JHWH an, dass man aufgrund der hinzuzufügenden Vokale die Konsonanten JHWH als JöHaWäH lesen und an die Konsonanten JHWH, die Floskel mein Herr, also mein ADoNaJ anhängen muss.“

Dieser Satz enthält schon wieder zwei Fehler. Erstens ist das Wort JHWH an dieser Stelle mit den Vokalen ä und i punktiert, so dass man als Ersatzwort ÄLoHIM zu lesen hat (weder die Vokale von JöHoWaH noch von Ihrer Druckfehlerversion JöHaWäH sind hier zu finden). Und zweitens ist keineswegs „an die Konsonanten JHWH“ das Wort „ADoNaJ“ anzuhängen, vielmehr steht im Text des TeNaK das Wort ADoNaJ wortwörtlich drin, und zwar unmittelbar vor dem Wort JHWH.

In Ihrer Lieblingsübersetzung liest sich nun der Text dieses Verses folgendermaßen:

„Da sprach ABhRaM: JHWH, mein Herr, was wirst du mir geben, so doch ich kinderloß [ohne Kinder] dahinwandle? Und der Sohn der Tränkung meines Hauses, es ist die DaMäSsäQ des ÄLIÄSäR.“

Ich will hier weder auf alle Probleme im Urtext dieses Verses noch auf die Seltsamkeiten dieser DaBhar-Übersetzung eingehen, sondern mich auf die Punkte beschränken, die Ihnen besonders wichtig sind.

Erstens fragen Sie sich, „ob es wirklich Zufall sein kann, dass der Begriff JHWH zum ersten Mal in einem Vers Erwähnung findet, der in einem direkten Zusammenhang mit ABhRaHaM, einem der Stammväter Israels steht.“ Nein, das kann kein Zufall sein, weil es nämlich überhaupt nicht stimmt. Es ist die 58. Erwähnung des Wortes JHWH in der Tora, allerdings die erste in Verbindung mit dem Wort ADoNaJ.

Zweitens deutet Ihnen zufolge „alles darauf hin, dass bei ABhRaHaM und seiner Frau SsaRaH sich erst dann Kindersegen eingestellt hat, als man offenbar bei SsaRaH eine künstliche Befruchtung durchführte. Außerdem wissen wir, dass ABhRaHaM mit Sicherheit biologische Kenntnisse besaß, die ihn sogar in die Lage versetzten, Tiere zu Klonen.“ Nichts davon haben Sie irgendwo anders in Ihrem Buch bewiesen, und nichts davon belegen Sie an dieser Stelle auch nur mit dem geringsten Quellenverweis.

Aber genau „in diesem Zusammenhang und unter dieser Voraussetzung“ wollen Sie nun „auf die Semantik des Wortes JHWH“ eingehen, und dadurch wird angeblich (wenn auch nicht mir) „vieles verständlich, was bisher etwas verschwommen und unklar war“, nämlich dass „mit dem Begriff JöHaWäH zwei wichtige und grundlegende biologisch verwertbare Grundaussagen gemacht werden“, und zwar (III,298):

„Zum einen werden die Konsonanten JHWH durch die gesprochene Form des JöHaWäH zu jenem Faktor erhoben, durch den das Leben allgebiets fortdauert.

Zum anderen ist JHWH in der Form des JöHaWäH der durch Dynamik werdende Faktor, durch den das Leben entsteht.

Es wird daher mit dieser Form des Begriffes JHWH in der Form des JöHaWäH nur jener Aspekt des Lebens zum Ausdruck gebracht, der immer im direkten Zusammenhang mit dem Vorgang der zweigeschlechtlichen Zeugung, der Befruchtung und somit im direkten Zusammenhang mit der Fortpflanzung steht.“

Wie gesagt, diese Ausführungen sind noch verschwommener und unklarer als Ihre bisherige Behauptungen, die wenigstens noch irgendwie nachvollziehbar erschienen. Was haben denn die „Fortdauer des Lebens“, der „durch Dynamik werdende Faktor, durch den das Leben entsteht“ (welche Aneinanderreihung von Worthülsen!) und die zweigeschlechtliche Zeugung mit der Aussprache des Wortes JHWH zu tun (von der man auf Grund des wiederholten Druckfehlers sowieso nicht wissen kann, welche Sie wirklich meinen)?

Als Fazit Ihrer Untersuchung der angeblich „vom Chronisten der TORaH durchgeführten Punktation“ (41) stellen Sie fest, dass an den Stellen, wo JHWH „als JöHaWäH gelesen werden“ muss (42), dieses Wort

„in einen verbindlichen Zusammenhang mit den biologischen Faktoren Zeugung und Fortpflanzung gestellt [wird], wobei dadurch ganz offensichtlich jener dynamische Akt des Koitus zum Ausdruck gebracht wird, durch den neues Leben entsteht.“

Aus dieser Überlegung heraus legen Sie für JHWH in der Aussprache JöHaWäH (oder doch richtiger JöHoWaH?) folgende merkwürdig schwammige Übersetzung fest, deren Bedeutung mir zunächst schleierhaft bleibt:

„Treffen wir also in der Bibel auf die Konsonanten JHWH und müssen wir diese aufgrund ihrer Punktation als JöHaWäH lesen, dann müssen wir sie ins Deutsche mit ‚Es ist das allgebiets Fortdauernde‘ oder ‚Es ist das durch Dynamik Werdende‘ übersetzen.“

An späterer Stelle kommen Sie auf diese beiden Übersetzungsmöglichkeiten für JHWH zurück. Die Frage (III,314), „wer oder was in der Lage ist, das Leben ‚allgebiets fortdauern‘ zu lassen“, beantworten Sie mit einem einzigen Wort:

„Dieses Wort heißt Fortpflanzung. Dabei ist es vollkommen gleichgültig, ob diese Fortpflanzung auf natürlichem oder auf künstlichem Wege geschieht. Lediglich die Fortpflanzung erfüllt diese Vorgaben, denn ausschließlich sie macht Werden, nur sie ist ‚allgebiets Fortdauernd‘ und nur sie ist damit das ‚durch Dynamik Werdende‘. Wir interpretieren deshalb diese biblische Textstelle dahingehend, dass dies ein unzweideutiger Fingerzeig auf den genetischen Code und die aufgrund der Fortpflanzung weitergegebenen Erbinformationen darstellt.“

Näherhin (III,312) erläutern Sie die Übersetzung von JHWH mit „allgebiets fortdauern“, indem Sie

„die Frage stellen, wer oder was in der Natur in der Lage ist, das Leben dazu zu veranlassen, allgebiets fortzudauern. Wir können die Antwort mit einem einzigen Wort zusammenfassen. Dieses Wort heißt Replikation. Dabei ist es vollkommen gleichgültig, ob diese Replikation auf natürlichem oder auf künstlichem Wege geschieht. Lediglich die Replikation erfüllt auf zellulärer Ebene diese Vorgaben.“

Verwirrend wird Ihre Argumentation wieder, wenn Sie auf der einen Seite Ihren Eindruck beschreiben,

„als hätten die alten Hebräer mit dem Begriff JHWH einen versteckten Hinweis auf den Faktor der Replikation gelegt. Zumindest können wir davon ausgehen, dass aufgrund der biblischen Schilderungen die Menschheit in ihrer derzeitigen Form eine künstliche Schöpfung ist.“

Andererseits schreiben Sie, dass

„diese Spekulation nur deshalb möglich ist, weil uns die vokalisierten Konsonanten JHWH diese Chance der Auslegung bieten. Und von welcher Warte wir nun letztlich auch ausgehen möchten: Alleine die Existenz dieser Möglichkeit beweist, dass die alten Hebräer die biologischen Mechanismen der zweigeschlechtlichen Zeugung gekannt haben.“

Natürlich ist auch Ihnen bewusst (III,313), dass es nichts Besonderes ist, wenn die alten Hebräer wussten, „wie ein Kind gezeugt wird“. Aber es

„kann niemand ernsthaft annehmen, dass sie gewusst haben, wie die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle funktioniert und welche biologischen Gesetzmäßigkeiten damit zum Beispiel im Rahmen der Zellteilung angeworfen werden. Aber genau eine solche wird auf dem Papyrus des Chonsumes dargestellt.“

Indem Sie Ihre durch nichts bewiesene Idee, dass ein altägyptischer Papyrus die Zellteilung darstellt, auf die völlig andere Kultur Israels übertragen, versuchen Sie letzten Endes nachzuweisen, dass „der Auslegungsgrad des Begriffes JHWH…, wenn er in seiner vokalisierten Form mit ‚das allgebiets Fortdauernde‘ in unsere Sprache übertragen werden muss“, einem wichtigen „Ergebnis der modernen Forschung“ aus dem Jahr 1940 vorgreift, nämlich „dass die Information für die Ausgestaltung von Merkmalen eines Lebewesens in Nukleinsäure-Molekülen gespeichert ist.“ Also eine so allgemein formulierte Übersetzung von JHWH soll molekularbiologischen Erkenntnissen über die Speicherung von Erbanlagen in Nukleinsäure-Molekülen „vorgegriffen“ haben? Geht es noch absurder?

Ist JHWH ein Symbol für A, C, T und G, die vier Basen der DNA?

Am Ende (III,302) weitschweifiger Ausführungen über die DNA setzen Sie „diesem biologischen Wissen das Wissen der TORaH entgegen“ und stellen „mit großem Erstaunen fest…, dass im Grunde genommen Adenin und Thymin und Cytosin und Guanin, aus denen sich die Basenpaare der DNS zusammensetzen, schon in der Heiligen Schrift bekannt waren.“ Sie begründen das mit dem Bibelvers Jesaja 26,4 (der allerdings nicht aus der Tora stammt, sondern aus den Hinteren Propheten) und der nach der DaBhar-Übersetung folgendermaßen lautet:

„Sichert euch in JHWH bis zur Zeugenszeit, denn in JaH JHWH ist der Fels der Äonen.“

Das Wort „Zeugenszeit“ erläutern Sie (Anm. 300) dahingehend, dass es „vom hebräischen AD übersetzt [wird]. Es umfasst in erster Linie einen undefinierbaren Zeitabschnitt, wie etwa Dauer einer Schwangerschaft.“ Die Bedeutung von AD auf „Zeugenszeit“ oder „Schwangerschaft“ (die zudem nicht undefinierbar ist) einzuschränken, entbehrt aber jeder Grundlage, denn das Wort AD kommt von ADaH = Fortschreiten, heißt als Präposition und Konjunktion einfach „bis“ und als Substantiv „unbegrenzte Zukunft“, „Ewigkeit“.

Nun geben Sie selber zu, dass „nicht gleich zu erkennen“ ist (302f.),

„dass dieser biblische Text mit der DNA zu tun hat, aber analysiert man diesen Vers, dann besteht daran kein Zweifel, das es gemeinsame Ansatzpunkte zwischen den Basen der DNA und dem Begriff JHWH gibt. Vor allem unter dem Blickwinkel, dass die DNS so programmiert ist, dass sie die Identität eines Lebewesens und darüber hinaus auch dessen Vererbung mit Hilfe von lediglich 64 Wörtern absichert, die ihrerseits lediglich aus 3 Buchstaben (bei 4 existierenden) gebildet werden und dies die Basis des gesamten Lebens in all seinen Ausformungen ist, ist der JHWH-Begriff im wahrsten Sinne des Wortes ein Fels, der die Zeiten überdauern wird. Zumindest so lange, wie eine Art existiert oder es noch Reste von ihr in Form von Fossilien gibt.“

Sie haben insofern Recht, als wirklich in diesem biblischen Text aber nun auch gar nichts von solchen gemeinsamen Ansatzpunkten zwischen den Basen der DNA und dem Begriff JHWH zu finden ist! Nur weil JHWH die Zeiten überdauert und die DNA auf dem Wege der Vererbung das auch tut, sollen beide miteinander zu tun haben?

OK, nicht nur deshalb, auch (III,303) „weil in der DNA alle Faktoren abgespeichert sind, aus denen die einzelnen Organe des Körpers gebildet werden“, und genau diese Vorgaben „auch durch den JHWH-Begriff zum Ausdruck gebracht“ werden. Und

„und insofern ist die DNA auf der biologischen Ebene unzweideutig ‚das Werdendmachende‘. Aus biblischer Hinsicht wird JHWH als ‚das Werdendmachende‘ bezeichnet. Kann dass ein Zufall sein?“

Ja, kann es. Und eine so allgemeine Übereinstimmung beweist absolut nicht, dass die Basen der DNA schon im TeNaK bekannt waren. Ohne jeglichen konkreten Nachweis bringen Sie die vier Buchstaben von JHWH (nach dem Kabbalisten Aryeh Kaplan soll Gott aber eigenartigerweise mit den „sechs Buchstaben“ von JaH JHWH alle Dinge erschaffen haben) in einen unauflöslichen Zusammenhang mit den vier Bausteinen der Erbsubstanz – und das alles auf Grund eines Bibelverses, in dem es einfach um das Vertrauen auf Gott bis in alle Ewigkeit geht. Da steht nichts von biochemischen oder genetischen Gesetzmäßigkeiten, die Sie dort hineinlesen. Trotzdem hören Sie nicht auf, vollmundige Beteuerungen vom Stapel zu lassen, die immer und immer wieder dasselbe – nahelegen, aber keinesfalls beweisen können, wie zum Beispiel hier (III,304):

„Nach alledem, was wir bisher schon über die Konsonanten JHWH wissen, können wir also durchaus davon ausgehen, dass sie im Grundsatz ein Pseudonym für die vier Basen Guanin, Adenin, Cytosin und Thymin darstellen. Natürlich können wir diesen Rückschluss in Frage stellen. Letztlich führt an dieser Interpretation kein Weg vorbei. Denn nachdem wir die Konsonanten JHWH unter anderem als das Werdendmachende und das allgebiets Fortdauernde bezeichnen müssen, und im biologischen Sinne genau diese Eigenschaften anhand des genetischen Codes von den vier Basen repräsentiert werden, ist nur schwerlich darüber hinwegzusehen, dass die Konsonanten JHWH ganz offensichtlich mit jenen vier Basen identisch sein müssen, aus denen sich die DNA aufbaut. Zumindest repräsentieren sie die Basis ihres Codes.“

Wie gesagt – nichts davon belegen Sie im Einzelnen. Sie machen noch nicht einmal den Versuch, etwa von den Buchstaben J, H, W und H eine Brücke zu den Buchstaben G, A, C und T zu schlagen – was natürlich auch nicht gelingen würde. Schwammiges Gerede ersetzt handfeste Argumente.

Ist JHWH ein Symbol für die Binärsprache und für ein Computerprogramm?

Das (III,305) „binäre Zahlensystem“, das lediglich auf „zwei Zeichen“, nämlich der Null und der Eins aufbaut, übertragen Sie auf die Biologie, indem Sie die ansteigende Reihe der Zweierpotenzen, die im Binärsystem von rechts nach links den jeweiligen Wert der Stelle angeben, mit der „Fortpflanzungsrate, mit der sich zunächst eine befruchtete Eizelle in zwei Tochterzellen teilt und den Exponenten der weiteren Teilungsgeschwindigkeit der ersten Phase der Embryonalentwicklung“ vergleichen.

„Dies wirft bei uns den Gedanken auf, ob der genetische Code nicht nach dem Muster eines binären Zahlensystem arbeitet und womöglich mit einer Art künstlicher Intelligenz ausgestattet ist oder sogar wurde.“

Soll das also heißen: Weil sich Fortpflanzungszellen analog zu Zweierpotenzen vermehren und Computer auf dem binären Code aufbauen, muss in den Zellen eine künstliche Intelligenz vorhanden sein? Ich lasse das einmal dahingestellt sein und stelle auch nicht in Frage, dass heutzutage (III,306) „molekular aufgebaute Computer“ möglich sind, die darauf aufbauen (III,307), dass die DNA „in ihrem Wesen digital“ ist.

Kritisch sehe ich allerdings Ihren Versuch, „das binäre Zahlensystem … nicht nur auf die DNA und somit im direkten Zusammenhang auf die Entstehung von Leben“ zu übertragen, sondern „es auch auf den biblischen Begriff JHWH, der ja ebenfalls mit dem Werden von Leben in Verbindung steht, zu transferieren“.

Einerseits ordnen Sie „alle möglichen Kombinationen der Zahlen 1 und 0“ folgendermaßen den Buchstaben des Wortes JHWH zu:

1 – 1 (J)
1 – 0 (H)
0 – 0 (W)
0 – 1 (H)

Na und? Was soll das nun beweisen? Wieso entsprechen gerade diese Kombinationen diesen hebräischen Buchstaben? Und warum entspricht sowohl 1 – 0 als auch 0 – 1 demselben Buchstaben H? Sie scheinen darauf im Folgenden nicht noch einmal zurückzukommen.

Andererseits soll JHWH auch der Zahl 22 in binärer Schreibweise entsprechen – und zwar deswegen 22 und nicht 23 (was doch eigentlich die Anzahl der menschlichen Chromosomenpaare ist), weil dieses Resultat

„nun wiederum identisch mit der Anzahl der menschlichen Chromosomen [ist], die vor der eigentlichen Verschmelzung haploid in Ei- und Samenzelle vorhanden sind und, unserer Meinung nach, entweder haploid oder diploid, für die Entstehung der einzelnen Organe verantwortlich sind.“

Wie bringen Sie nun die Buchstaben von JHWH mit der Zahl 22 (dezimal) = 10110 (binär) in eine Korrelation? Indem Sie die Zahl 10110 recht willkürlich in folgende Bestandteile aufteilen:

1 (J)
0 (H)
11 (W)
0 (H)

Letzten Endes bleibt diese Zuordnung jedoch ohne Aussagekraft. Ich erkenne jedenfalls keine Bedeutung darin, dass die binäre Zahl 0 zwei Mal dem Buchstaben H entspricht (wobei die Null einmal das Fehlen von 2 hoch 2 und einmal das Fehlen von 2 hoch 0 bedeutet), während diejenige Eins, die für 2 hoch 4 steht, mit J korreliert und die beiden Einsen, die für 2 hoch 2 und 2 hoch 1 stehen, gemeinsam dem Buchstaben W entsprechen. Ich schätze, diese Tabellen sollen Leute beeindrucken, die weder Ahnung von binärer Mathematik noch von Theologie haben, aber es steckt absolut nichts dahinter.

Als Problem fällt Ihnen immerhin auf, dass die Zahlenwerte der hebräischen Buchstaben des Wortes JHWH „zusammengerechnet (10+5+6+5) den Zahlenwert 26“ und nicht 22 ergeben. Folgende „Lösung des Problems“, die „denkbar einfach ist“, haben Sie nach langem Kopfzerbrechen herausgefunden (III,309) – und diese Lösung ist zugleich die Basis für die Formel, auf der Ihr gentechnologisches Patent aufbaut, worauf alle drei Bände Ihres Werkes über die „Entdeckung der Urmatrix“ letzten Endes hinauslaufen:

„Nehmen wir eine x-beliebige chemische Lösung, die aus den Komponenten J, H und W besteht. Fügt man der Lösung JHW jetzt noch ein H hinzu, dann ändert sich nicht die Lösung JHWH, sondern nur die Intensität der Komponente H. Und dies ist dann auch der Schlüssel dafür, warum der Zahlenwert des Begriffes JHWH 26 ist, wir ihn aber auf 22 reduzieren müssen.

Da der Buchstabe He zwei Mal vorhanden ist, darf das zweite He auch nicht mit ihrer angestammten Wertigkeit, sondern nur als ein Buchstabe mit der Wertigkeit 1 berechnet werden. Die neue Berechnungsart von JHWH ist dementsprechend 10+5+6=21+ dem zusätzlich einwertig vorhandenen Buchstaben He, was unter dem Strich das Resultat 22 ergibt.

Hiervon kann man wiederum die mathematische Formel ((JHW)+H) ableiten. Stellt man nun diese Formel auf eine von einem Computer lesbare Ebene, dann ergibt sich daraus die Formel ((3)+1). Und diese Formel stellt letzten Endes die Grundlage für die Entdeckung des ‚Mikrobiologischen Verfahrens zur genetischen Rekonstruktion von menschlichen Organen unter Verwendung von körpereigenen Zellen und der darin enthaltenen Erbinformationen‘ dar.“

So simpel ist also die Formel aufgebaut, die die Grundlage für Ihr bahnbrechendes mikrobiologisches Patent darstellt?

Schon allein die Berechnungsgrundlage für die Reduktion des Zahlenwerts für JHWH von 26 auf 22 erschließt sich mir nicht – wieso soll das zweite He nur so viel wie ein Aleph zählen? Das erscheint mir als völlig willkürlich.

Ebenso wenig nachvollziehbar ist für mich die Ableitung für „die mathematische Formel ((JHW)+H)“ aus dieser Berechnung des Buchstabenwerts von JHWH, und zwar schon allein deswegen, weil eben noch die vier Buchstaben für konkrete Zahlenwerte standen, jetzt aber plötzlich wie Platzhalter einer Formel aussehen.

Völlig abstrus wird Ihre Argumentation jedoch, wenn sich aus der letztgenannten Formel die „von einem Computer lesbare … Formel ((3)+1)“ ergeben soll. Darf ich Ihnen ins Gedächtnis rufen, worum es sich bei einer mathematischen Formel handelt? Wikipedia erläutert hierzu:

Eine mathematische Formel stellt einen Zusammenhang zwischen mathematischen oder z. B. physikalischen oder ökonomischen Größen dar. Sie verwendet die Form einer Gleichung (eher selten einer Ungleichung)… Sie steht für eine Gesetzmäßigkeit, Regel, Vorschrift oder Definition.

Die Größen werden durch Formelzeichen dargestellt. Das gilt sowohl für Variable als auch für besonders festgelegte Konstanten…

Wo also finden sich in Ihrer „Formel“ die Variablen bzw. Platzhalter für bestimmte einzusetzende Größen? Wo sind die Anweisungen, um einen Zusammenhang zwischen diesen Größen herzustellen?

Die von Ihnen eingeklammerte 3, addiert zu 1, das ist keine Formel, das ist eine Rechenaufgabe für Erstklässler mit dem Ergebnis 4.

Und diese „Formel“ soll nun das einzig wirklich konkrete Ergebnis Ihres 1000seitigen Werkes über Bibel und Kabbala, Alchimie und Hermetik, altägyptische Weisheit und Medizingeschichte darstellen?

Es ist tatsächlich so.

Allerdings gehen Sie rasch zu einer Kette weiterer Ausführungen über, die sehr klug klingen, aber letztlich keine Aussagekraft besitzen:

Weil „der genetische Code anhand der vier Basen auf das binäre Zahlensystem zurückgeführt und damit auf die Zahlen 1 und 0 reduziert werden kann“, soll „die DNA eine mathematisch aufgearbeitete Information“ darstellen? Das ist nicht mehr als eine Binsenweisheit. Mit dem Binärsystem kann man genau wie mit dem Dezimalsystem alle Zahlen ausdrücken, somit enthält alles, was man zählen und womit man rechnen kann, mathematische Information.

Durch „die so genannte Binärarithmetik“ sollen „die Ziffern Null und Eins zu einem außerordentlich sicheren Zahlensystem werden“? Das ist Unsinn; nicht wegen seiner Sicherheit, sondern (wie Sie unmittelbar danach auch selber sagen), „weil ausnahmslos alle elektronischen oder optischen Schaltelemente stets nur zwei physikalische Zustandsformen darstellen und repräsentieren können“, wird das Binärsystem für Computersysteme bevorzugt.

Sie benutzen diese „Polarisierung“ wiederum als Sprungbrett für die Überleitung zu Ihrem Lieblingsthema der Biologie, weil Sie sie natürlich „vom Ein- bis zum Mehrzeller in allen Lebensformen“ wiederfinden, wie sie „ganz besonders beim Säugetier, und hier natürlich auch beim Menschen, anhand seiner äußerst differenzierten Zweigeschlechtlichkeit in Form von maskulin und feminin zutage tritt.“

Und von da aus liegen für Sie letztendlich folgende weitreichenden Schlussfolgerungen über den Begriff JHWH nahe:

„In diesem Sinne stellen die Konsonanten JHWH, umgesetzt in das binäre Zahlensystem, auch eine recht vereinfachte und doch äußerst effektive Programmiersprache dar, auf deren Grundstruktur nicht nur alle Computerprogramme aufgebaut sind und auch in Zukunft aufgebaut sein werden, sondern offensichtlich auch Leben aufgebaut ist. Was zur Frage verleitet, ob dieser genetische Bauplan des Lebens in Form eines biologischen Binärcodes nicht von jenem Schöpferwesen in allen Lebensformen hinterlegt worden ist, welches die TORaH ÄLoHIM nennt.“

Diesen Argumentationsfaden nehmen Sie dann erst sehr viel später wieder auf (III,326), wenn Sie danach fragen,

„ob der genetische Bauplan des Lebens in Form eines biologischen Binärcodes von jenem Schöpferwesen in allen Lebensformen hinterlegt worden sein könnte oder sogar mit voller Absicht dort deponiert worden ist, welches in der TORaH ÄLoHIM genannt wird.

Dabei geht es bei der Beantwortung dieser Frage auch darum, ob wir an der DNS, der RNS oder anderen zellulären Gebilden eindeutige Komponenten feststellen können, die man mit den Funktion eines Binärcodes oder mit dem Aufbau eines modernen Computers vergleichen kann.“

Sie antworten darauf, „dass die Desoxyribonucleinsäure mit dem maschinenlesbaren Code eines Computers identisch ist“, und sehen (III,327) als „Schlüssel“ des „Informationsübertragungssystems“ der DNA „das von Watson und Crick 1953 entdeckte Prinzip der Basenpaarung“. Am Ende einer sehr eingehenden Beschäftigung mit informationstechnologischen Aspekten der DNA gelangen sie zu dem Fazit (III,330):

„Indem nun die DNA in der Lage ist, eine identische Replikation durchzuführen und sie die Fähigkeit zur Selbstinstruktion hat, kann diese Fähigkeit ausgenutzt werden, um ganz gezielt eine genetische Information in den Code der DNA einzubringen, die zur Veränderungen der ursprünglichen Merkmale eines Individuums führen. Die ÄLoHIM können also durchaus den Menschen nach ihrem Bilde geformt haben, wenn sie den genetischen Code als Informationsträger benutzten und dahingehend veränderten, dass durch diese Manipulation eine Veränderung jener genetischen Information eintritt, die die Aminosäuresequenz von Proteinen determiniert. Und in der Tat ist unter dieser Voraussetzung die DNA nichts anderes als ein gigantisch angelegtes Computerprogramm, in dem durch eine Vielzahl von ineinander verschachtelten Subroutinen die geno- und phänotypischen Erbfaktoren eines Wesens definiert werden.“

So eindrucksvoll Sie die Parallelen zwischen Computer- und Gentechnologie auch zu schildern wissen, bleiben sämtliche Rückschlüsse auf eventuelle Fähigkeiten eventuell existierender ÄLoHIM weiterhin bloße Vermutungen.

Ist JH JHWH ein Symbol für die Verschlüsselung der DNS und das Leben?

Um zu zeigen, wie die Verschlüsselung der DNS mit Hilfe der Buchstaben des Wortes JHWH konkret vor sich gehen kann (III,310), kommen Sie auf einen von Aryeh Kaplan zitierten Satz aus dem Sefer Jezira (43) zurück, den Sie als „sensationell“ beurteilen:

„Vertraut auf Gott für ewig und immerdar, denn mit YH YHVH schuf er Universen“.

Das „Sensationelle an dieser Aussage“ soll sein, dass „jedes Individuum ein Universum“ darstellt, denn es gibt nicht nur den „Mikrokosmos“ der „Viren und Bakterien“ und den „Makrokosmos“, wo „die Planeten“ sind (merkwürdigerweise erwähnen Sie nur diese, vergessen aber Sternsysteme, Galaxien und die ganze Weite des Universums), sondern eben auch den „Mesokosmos“ der „höheren Lebensformen bis hin zum Menschen“. Das erwähnen Sie allerdings nur nebenbei.

Eigentlich ist Ihnen an diesem Kabbala-Zitat nur wichtig, dass es Ihnen ermöglicht, die Zahl der Buchstaben von JHWH um 2 auf 6 zu erhöhen. Die Schöpferkraft Gottes wird dort ja mit JH JHWH (44) (in englischer Umschrift YH YHVH) umschrieben, und diese 6 Buchstaben wollen Sie mit einer Tabelle in Verbindung bringen, die alle 64 durch 6 Bits darstellbaren binären Zahlen von 000000 bis 111111 (dezimal 0 bis 63) enthält.

Was für eine Bedeutung eine solche Tabelle allerdings haben könnte, darauf kommen Sie erst (III,323) unter der Überschrift „JHWH – Symbol für Basentripletts“ zu sprechen, wo Sie die „64 möglichen Basentripletts“ auflisten, aus denen sich „der genetische Code“, also „die Arbeitsanweisung für den Aufbau von Eiweißketten“ zusammensetzt, und (III,324f.) unter der Überschrift „JHWH – Symbol für das Leben“, wo Sie die beiden Listen von Seite III,310 und III,323 miteinander verknüpfen.

Das Ergebnis ist die Tabelle auf Seite III,325 mit der eindrucksvollen Beschriftung: „Binärer Verschlüsselungscode der DNS auf der Basis des hebräischen JHWH-Begriffes und den dazugehörigen Basentripletts“. In Wirklichkeit enthält die Tabelle aber nichts anderes als eine Nummerierung der Basentripletts mit Hilfe der 64 ersten Binärzahlen (45).

Im Text behaupten Sie (III,324), über „den mathematischen Aspekt des althebräischen JHWH-Begriffes … einen direkten Vergleich zwischen dem binären und dem genetischen Code herstellen“ zu können.

„Dabei überrascht es, dass sich sowohl das eine als auch das andere Chiffre lückenlos in eine ausdrucksvolle Ordnung einfügen lässt, die erstmals in einer Zeit in Erscheinung tritt, in der die Menschheit weder etwas von einem binären noch von einem genetischen System wussten. Insofern können wir davon ausgehen, dass der JHWH-Begriff universeller Natur ist… Wir wollen damit sagen, dass der althebräische JHWH-Begriff zweifellos der Schlüssel aller Codes ist, mit denen sich diese dechiffrieren lassen.“

Aber diese „lückenlose Ordnung“ muss keinesfalls überraschen, hat sie doch nicht das Geringste mit dem Begriff JHWH zu tun, sondern – wie gesagt – damit, dass es sich um die lückenlos von 0 bis 63 nummerierte Liste der Basentripletts handelt. Von daher ist aus der „Tabelle der beiden Codes“ auch keineswegs nachzuweisen, wie Sie annehmen, dass der

„JHWH-Begriff … die Auswirkung jeder einzelnen Sequenz des binären und genetischen Codes berechenbar macht. Und zwar im gesamten Universum! Dies mag im ersten Augenblick unnötig erscheinen, aber dennoch ist es sensationell, dass die alten Hebräer eine Formel besaßen, mit der sich dies bewerkstelligen lässt. Und noch dazu eine Formel, die zu ihrer Zeit nicht überprüfbar war, weil sie ja weder den binären noch den genetischen Code kannten.“

Tatsächlich hatten die alten Hebräer diese Formel nicht; nicht einmal Sie konnten ja eine solche nachweisen! Ihr abschließendes Fazit entbehrt also jeder Grundlage:

„Wie dem auch sei: Nachdem die DNS durch den binären Code auf der Basis des hebräischen JHWH-Begriffes im Rahmen der Basentripletts ver- und entschlüsselt werden kann, wird der JHWH-Begriff zum Symbol für die Entstehung und den Fortbestand des Lebens.“

Ist JHWH ein Symbol für H, C, O und N sowie für das Zytoplasma?

Aus der Tatsache (III,315), dass die Alchimisten, „in ähnlicher Weise wie die modernen Chemiker von heute, eine verbindliche Sprache benützten, mit denen sie beispielsweise Elemente und Stoffe, aber auch Arbeitsmethoden beschrieben“, und zwar „die so genannte himmlische Schrift…, die auf den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets basiert und deren Form und Aussehn der einzelnen Schriftzeichen auf den Baum des Lebens zurückzuführen und in diesem integriert sind“, und dass sich mit dieser Schrift „alle Elemente des Periodensystems – die mit der Entstehung des Lebens zusammenhängen – neu kombinieren und zusammenstellen“ lassen, ziehen Sie folgenden (für mich absolut nicht naheliegenden, sondern willkürlich erscheinenden) Schluss:

„Insofern stellt der JHWH-Begriff die Grundlage für das Periodensystem dar. Vor allem werden damit die Elemente H, C, O und N repräsentiert.“

Wir kommen Sie darauf? Es fällt Ihnen auf (III,316), „dass sich alle organischen Substanzen vornehmlich aus Wasserstoff (H), Sauerstoff (O), Stickstoff (N) und Kohlenstoff (C) zusammensetzen“, und Sie fragen sich (III,317) „konsequenterweise“:

„Könnte es nicht sein, dass unsere Vorfahren durch die Konsonanten JHWH jene vier Grundelemente (H, O, N und C) symbolisieren wollten, aus denen sich alle organischen Substanzen letztlich aufbauen? Möglich wäre dies durchaus – zumindest würde es dann einen Sinn ergeben, warum wir den hebräischen Begriff JaHaWäH, so wie bereits im Teil ‚JHWH in der Form des JaHaWäH‘ angesprochen, mit ‚Es ist das Werdendmachende‘ ins Deutsche übersetzen müssen.“

Weiterhin erinnern Sie sich an die vier Grundelemente der Alchimisten „Feuer, Wasser, Luft und Erde“, die Sie zwar auf Seite II,40 mit den „vier Basen“ identifiziert hatten, „aus denen sich der genetische Code zusammensetzt und der zumindest allem höheren Leben zugrunde liegt“, die Sie jetzt aber (III,319) mit den chemischen Verbindungen gleichsetzen wollen, „die sich aus den Grundelementen Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Kohlenstoff zusammensetzen“ und die „die Grundlagen für das irdische Leben“ bilden. Mit JHWH „in der Form des JaHaWäH“ (ich erinnere daran, dass Sie eigentlich JöHoWaH meinen) wurden also „immer nur die natürlichen Elemente angesprochen, aus denen sich das Leben im Kosmos entwickelt“.

Da Sie (III,320) in einem Biologiebuch (46) gefunden haben, dass das eine Zelle innerhalb der äußeren Zellmembran ausfüllende „Zytoplasma“ vor allem die Elemente „Kohlenstoff (C), Stickstoff (N), Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H)“ enthält und von der Wissenschaft als „Lebensstoff“ angesehen wird, wollen Sie JHWH auch als „Symbol für das Zytoplasma“ begreifen.

Und unter nochmaligem Rückgriff auf 1. Mose 2,7 definieren Sie JHWH, „in der Summe aller seiner Erscheinungsformen und Manifestationsmöglichkeiten, … [als] ‚Zusammengesetzte Systeme‘, die nur dann funktionieren können, wenn ein Schöpfer formend eingreift.“ Damit soll zwingend bestätigt sein,

„dass mit dem Begriff JHWH kein übernatürlicher, sondern lediglich ein biologischer Faktor beschrieben wird, der auf Grund seiner Basis als ‚Zusammengesetztes System‘ nur dann funktioniert, wenn eben seine einzelnen Komponenten ganz bewusst von jemanden zusammengefügt wurden. Was nur bedeuten kann, dass die im TeNaCh beschriebenen und später von den Menschen vergöttlichten ÄLoHIM formend in die Schöpfung eingegriffen haben müssen und diese ihre Schöpfung mit den im Sefer ha Jezira beschriebenen Mitteln so lange manipulierten, bis sie im Rahmen der Möglichkeiten der JHWH-Symbolik ihr Ziel erreicht hatten.“

Eigenartig ist nur, dass in dem Bibelvers 1. Mose 2,7 von all dem auch nicht das Geringste wiederzufinden ist: „Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“ Was hier mit „Gott der HERR“ übersetzt wird, heißt im Urtext JHWH ÄLoHIM. Bildhaft beschreibt die Bibel, wie Gott als Bildhauer den Menschen aus Lehm oder Ton formt und wie er ihn ähnlich wie ein Ersthelfer beatmet. Alle Ihre weit hergeholten Schlussfolgerungen, die Sie auf diese Stelle stützen, entbehren jeder Grundlage.

Ist JHWH ein Symbol für vier Geschlechter?

Es wird noch abenteuerlicher. Indem Sie (III,321) auf die in 1. Mose 1,27 erwähnte Erschaffung der Menschen als „männlich und weiblich“ eingehen, behaupten Sie, dass „die ÄLoHIM das Geschlecht der Menschen ursprünglich mit Sicherheit anhand genetischer Maßnahmen bestimmt“ haben.

In diesem Zusammenhang wollen Sie nun auch „die Konsonanten JHWH als Symbol für das Weibliche und das Männliche heranziehen“ und kommen auf eine nicht wirklich nachvollziehbare Weise zu dem Schluss, dass sich die „beiden Geschlechtschromosomen“ folgendermaßen miteinander kombinieren lassen: „XYXY; YXYX; XXXX und YYYY.“ Diese Kombinationen ordnen Sie nun folgendermaßen den Konsonanten des Wortes JHWH zu:

„Die Kombination XXXX und YYYY würden … einander entsprechen und dem H zugeordnet werden. Dem J müsste man die Kombination XYXY und dem W die Kombination YXYX zuordnen.“

Auf diese Weise kommen Sie zu einer Definition nicht nur eines dritten Geschlechts, das nach Wikipedia „Personen bezeichnen [soll], die sich in das heteronormale Geschlechtssystem („Frau“ oder „Mann“) nicht einordnen lassen (wollen)“, sondern sogar von vier Geschlechtern (III,322):

„Wie exakt mit der JHWH-Symbolik die Geschlechter bestimmt werden können, sieht man nun am besten daran, wenn man den Buchstaben J dem Männlichen gleichsetzt, den Buchstaben W dem Weiblichen und dem Buchstaben H, der ja zwei Mal vorhanden ist, einerseits dem homosexuell-männlichen und andererseits dem homosexuell-weiblichen Geschlecht.“

Ob jedoch überhaupt eine in dieser Weise definierbare Unterscheidung von vier Geschlechtern genetisch nachweisbar ist, würde ich doch bezweifeln, erst recht natürlich, dass ein solcher Unterschied mit den Buchstaben des Wortes JHWH zu bestimmen wäre.

Ist in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt (VII) – JHWH als unzerstörbare Bibliothek?

Im letzten Abschnitt, den Sie über JHWH verfassen (III,331), interpretieren Sie „das Genom des Menschen, wie das aller anderen Lebensformen auch“ als „eine Art Autobiographie…, in der alle wichtigen Ereignisse aus der Zeit vor vier Millarden Jahren bis vor wenigen Jahrhunderten aufgezeichnet sind.“ Und da „die DNS … sich ständig erneuert und sogar selbst repariert, [ist sie] eine unzerstörbare Bibliothek des Wissens“. Sie selbst behaupten nun zusätzlich, „dass die Schöpfer der Menschheit … von außen Informationen in den genetischen Code zu integrieren“ im Stande waren, und Sie begründen das damit, dass es heute Wissenschaftlern gelungen ist, „ganz gezielt Information in die Erbsubstanz von Bakterien einzubringen und dort in der vorgegebenen Form eines Liedes zu kodieren.“

Indem Sie ein siebtes Mal auf Ihre Frage aus dem ersten Band zurückkommen, ob in der Bibel ein geheimer Code hinterlegt ist (III,332), wiederholen Sie Ihre Behauptung, „dass die Heilige Schrift den genetischen Code des Menschen repräsentiert“, und beschäftigen sich nochmals (III,333) mit „der Gematria“.

Die Art und Weise der von Ihnen angestellten gematrischen Berechnungen kann und will ich im Einzelnen nicht nachvollziehen, zumal mir schleierhaft bleibt, welche Absicht Sie damit verfolgen. Eine Reihe offensichtlicher Fehler und Widersprüchlichkeiten ist mir allerdings aufgefallen:

  1. Der Wert der hebräischen Buchstaben des von Ihnen mit „GYMtRYA“ falsch umschriebenen Wortes GIMaTRIaH ist nicht 3+10+40+9+200+10+1=273, sondern 277, da das Wort nicht mit Aleph, sondern mit He endet und somit als letzter Summand nicht 1, sondern 5 addiert werden muss.
  2. In 1. Mose 2,9 finden Sie den völlig unverständlichen Ausdruck „Max HhYYm“, womit Sie vermutlich den hebräischen Urtext vom „Baum des Lebens“ umschriftlich wiedergeben wollen. Korrekt lautet diese Umschrift jedoch ˁETs HaChaJIM.
  3. Indem Sie nahelegen wollen (III,334), „dass Jeschua die Methoden der Gemetria anwandte“, zitieren Sie Matthäus 7,13: „Geht ein durch das enge Tor“ mit der Umschrift „BAW BPTh HXR“ und Kolosser 3,17: „Im Namen des Herrn JESCHUA“ mit der Umschrift „BSm HADWn YSWa“, womit hebräische Buchstaben umschrieben sein sollen. Aber Matthäus hat sein Evangelium auf Griechisch verfasst. Woher haben Sie also diese Umschrift?
    Das erste Wort von Matthäus 7,13 „BAW“ soll sicher für „Geht ein“ stehen; die Vokale dieses Wortes sind aber o und u; in der Umschrift unterläuft Ihnen wieder einmal der Fehler, dass Sie den Buchstaben Aleph einfach mit „A“ identifizieren, statt ihn als Knacklaut ernstzunehmen, der auch mit anderen Vokalen (hier mit o) ausgesprochen werden kann. Das dritte Wort „HXR“ steht wohl für „das Tor“, das aber in der Mitte kein X enthält, weil es das im Hebräischen überhaupt nicht gibt, sondern ein Sch, und vor dem Schluss-R haben Sie noch den Knacklaut Ajin vergessen. Das mittlere Wort „BPTh“ kann dem hebräischen Wort für „durch die Tür“ entsprechen, wenn hinten ein Ch ergänzt wird. Dann würde der richtig umschriebene hebräische Satz BoˀU BöPhäThaCh HaSchaˁAR wörtlich mit „Geht ein durch die Tür des Tores“ rückübersetzt werden.
    Kolosser 3,17 ist gar kein Wort von Jesus, sondern von Paulus. Der von ihm gebrauchte Ausdruck „im Namen des Herrn Jesus“, den er in griechischer Sprache abgefasst hat, müsste korrekt mit BöScheM HaˀADON JeSchUAˁ ins Hebräische rückübersetzt werden.
    Nun schreiben Sie: „Der numerische Wert von beidem ist 794.Wir können nur in Ihm durch seinen Namen hineingehen. Es ist für die meisten Leute – sowohl für Juden als auch für die Heiden – ein enges Tor.“ Nur – was wollen Sie damit ausdrücken? Denn Sie meinen ja vermutlich nicht den Glauben an die Erlösung durch Jesus Christus, wie ihn die Christen verstehen. Allerdings stimmt Ihre Rechnung für die beiden Texte sowieso nicht, weder für Ihre eigene (falsche) Umschrift, für die würden sich 996 bzw. 725 ergeben, noch für meine (korrekte) Umschrift, bei der als Ergebnis 1074 bzw. 788 herauskäme.
  4. Im Blick auf die „Namen, die für den Messias gebraucht werden“, stimmen die Berechnungen, allerdings nicht Ihre hebräische Umschrift. In Sacharja 6,12 geht es um einen „Zweig“ oder Spross, der mit TsäMaCh, nicht „XMh“ umschrieben wird, allerdings tatsächlich den „numerischen Wert 138“ ergibt. Denselben Wert ergibt das Wort „der Tröstende“ aus Klagelieder 1,16, umschrieben mit MöNaCheM. Auch die drei Wörter BeN ˀÄLoHIM = „Sohn Gottes“, HUˀ MeˀÄLoHIM = „Er ist von Gott“ und HaGäPhäN = „Der Wein“ ergeben den Zahlwert 138; allerdings stammen alle drei nicht aus dem hebräischen TeNaK, sondern aus dem griechischen Neuen Testament. Merkwürdig finde ich allerdings, dass Sie hier all diese Verbindungen zwischen der Messiaserwartung des TeNaK und dem Messias Jesus des Neuen Testaments (die vermutlich auf christliche Kabbalisten zurückgehen) so betont herausstellen; im ersten Band hatten Sie (I,24) jede „Verbindung zwischen dem Alten und dem Neuen Testament [als] nur konstruiert“ abgelehnt, und Ihren war es wichtig (I,161), „dass der Bibelcode nichts mit Zukunftsschau und Wahrsagerei zu tun hat“.
  5. Durch einen gematrischen Code wollen Sie auch folgendes herausbekommen haben (III,334): „Als Jeschua sagte, daß er der Weg ist, die Wahrheit und das Leben (Joh. 14:6) ist, teilte er verdeckt mit, Gott zu sein, der Einer ist.“ Um das zu wissen, brauchen Christen allerdings keinen Bibelcode, das hat Jesus selber ganz offen gesagt (Johannes 10,30): „Ich und der Vater sind eins.“

Ich breche die Beschäftigung mit Ihren gematrischen Zahlenspielereien hier ab, denn auch was Sie hier weiter von sich geben, steht in keinerlei Zusammenhang mit dem, was Sie nachweisen wollten, nämlich dass der hebräische Text des TeNaK (III,332) „den genetischen Code des Menschen repräsentiert“. Sie versprühen stattdessen mit reichlich unerklärtem Kram aus der kabbalistischen Gematrie Nebelkerzen, die nur Verwirrung stiften.

In einem (III,336) „Nachwort zum XI. Kapitel“ bringen Sie Ihre Hypothese, „dass sich die Schöpfer der Menschheit die Mühe gemacht haben, Informationen in die menschliche DNS zu hinterlegen“, in eine Verbindung mit den Versuchen, „ein Speichermedium zu finden, das die Zeiten überdauern kann“. Dass Sie dieses Nachwort mit einem Zitat beschließen, das auf den „Alt-Extropianer Keith Henson“ zurückgeht, lässt mich vermuten, dass Sie mit der reichlich obskuren Bewegung des Extropianismus sympathisieren, über die man sich durch Martin Erdmann bestens informieren kann.

Sehr eigenartig finde ich es, dass Sie mehr als die Hälfte dieses Nachworts (III,337f., ab „Die Kulturgeschichte der Menschheit“) ohne jeden Quellennachweis fast wörtlich aus einem Text abgeschrieben haben, der im Internet hier auf S. 38-39 und hier auf S. 30-31 zu finden ist. Ich fand diese Belege zufällig beim Googeln nach Keith Henson.

Was bedeutet JHWH für Erkenntnistheorie, Metamathematik, Aussage-Logik?

Zu dieser Frage (III,339) fügen Sie nach dem Nachwort zum IX. Kapitel ohne irgendeine Erläuterung einen längeren Text ein, den Sie ebenfalls aus dem Internet zitieren, aber immerhin mit Quellenangabe und zugehörigen Literaturverweisen.

Ich gebe zu, die hier dargelegten erkenntnistheoretischen Theoreme nicht einmal annähernd zu verstehen. Was ich aber begreife, ist:

  1. Sie versuchen nicht einmal, diese Erkenntnisse in irgendeiner Form zu erläutern, geschweige denn deutlich zu machen, ob und wie sie einen Beitrag dazu leisten können, Ihre zuvor auf über 1000 Seiten dargelegten Theorien zu belegen.
  2. Dass 2. Mose 3,14 – der biblische Text, in dem JHWH von sich selbst sagt: „Ich werde mich als seiend erweisen“ – nicht im erkenntnistheoretischen Sinn eine Überbietung der von Ihnen zitierten Theoretiker sein kann, liegt auf der Hand. Bei diesem Satz handelt es sich, unter der Voraussetzung, dass JHWH ein Name für Gott ist, um eine Glaubensaussage, die nicht falsifizierbar ist. Falls aber JHWH, wie von Ihnen angenommen, nicht Gott, sondern der Inbegriff einer außerirdischen Wesenheit oder eines von solchen vertretenen Lebensprinzips sein soll, muss das bewiesen werden; es ist gerade nicht als Selbstaussage als wahr erweisbar.

Der Wortlaut einer (genialen?) Patentschrift im Nachwort

Im Nachwort (III,342) zu Ihrem gesamten Buch gehen Sie noch einmal auf die „Zukunft der Transplantationsmedizin“ ein, die Ihres Erachtens nicht „bei dem genialen südafrikanischen Chirurgen Christian Barnard“ (1922-2001 – sein Vorname schreibt sich allerdings „Christiaan“) angefangen hat, sondern „bei Gregor Mendel“ (1822-1864), da es (III,343) ohne seine Erkenntnisse „letzten Endes die moderne Genetik“ nicht gäbe,

„die unter anderem den Grundstein für das Tissue-Engineering bildet. Eben jener Methode, mit der Molekularbiologen aus einzelnen körpereigenen Zellen in der Retorte Gewebe und Organe züchten wollen, die dann den Chirurgen zur Transplantation zur Verfügung stehen.“

Schließlich stellen Sie das von Ihnen entwickelte (III,344) „molekularbiologische Verfahren zur genetischen Rekonstruktion von menschlichen Organen unter Verwendung von körpereigenen Zellen und der darin enthaltenen Erbinformationen“ auf den Seiten III,346-348 noch einmal haargenau so vor wie im ersten Band auf den Seiten I,18-20. Und nach wie vor beklagen Sie (III,348) den „Standesdünkel einiger wissenschaftlicher Disziplinen“ und „ganz handfeste wirtschaftliche Interessen“, auf Grund derer (III,344) Ihr neues Verfahren „von vielen vorn vornherein abgelehnt“ wird.

Zuletzt (III,349ff.) drucken Sie den vollen Wortlaut Ihrer Patentschrift mit 40 Unterpatenten ab. Nachdem ich ihn gründlich angeschaut habe, begreife ich auch als Laie auf dem Gebiet der Biologie und Gentechnologie, warum kein einziger Fachwissenschaftler auf Ihre angeblich bahnbrechende Entdeckung reagiert hat.

Denn Sie wollen allen Ernstes aus einer einzigen entnommenen Urkeimzelle eines menschlichen Körpers beliebige (III,350) „Organe in ihrer spezifischen Form und Funktion“ heranzüchten, „ohne dass ein Organismus als Ganzes geklont werden müsste“, und zwar (III,351ff.) die Leber oder die Därme, die rechte Hand oder das linke Auge, ja sogar die kompletten „Organe in der Brust“, „im Bauch“ oder „im Kopf“.

Das klingt für jemanden, der von Mikrobiologie nicht die geringste Ahnung hat, möglicherweise beeindruckend – aber wie das im Einzelnen funktionieren soll, beschreiben Sie nirgends – außer mit Ihrer angeblichen „Formel ((3)+1)“, die sie auf Seite III,309 vorgestellt haben und zu der ich alles Nötige gesagt habe. Im Rahmen des Patents beziehen Sie die „3“ und die „1“ auf Chromosomenpaare, die in der entnommenen Körperzelle belassen werden, aber warum es genau die jeweils angegebenen sein müssen, geht aus der „Formel“ nicht hervor.

Ich hätte erwartet, dass Sie auf Verfahren aus kabbalistischen oder alchimistischen Texten zurückgreifen würden, um die von Ihnen immer wieder beschworenen Informationen des im TeNaK verborgenen Bibelcodes zur Begründung und Umsetzung Ihres Patents zu nutzen – aber nichts davon finde ich in Ihrem 1000-Seiten-Werk. Und nichts haben Sie verbreitet als heiße Luft – die am Ende sogar nur lauwarm verpufft…

Anmerkungen

(**) Band I zitiere ich nach der 2. Auflage 2006, Band II und III nach der jeweiligen 1. Auflage 2003 bzw. 2009, alle in Greiz/Thüringen erschienen.

(1) bzw. (*) Nach dem Online-Handelsregister scheint die Firma Chromotec GmbH (Harthäuserstr. 7, 70771 Leinfelden-Echterdingen) seit zehn Jahren nicht mehr zu existieren („Löschungen von Amts wegen vom 23.03.2009“). Sie ist nicht zu verwechseln mit der metallverarbeitenden Firma Chromotec GmbH (Röntgenstr. 21, 21465 Reinbek) oder dem Biotechnologieunternehmen ChromoTek GmbH (Am Klopferspitz 19, 82152 Planegg).

(2) Zu der von Ihnen verwendeten Umschrift hebräischer Wörter und Namen siehe unten. Ich verwende in meinem Text in der Regel die allgemein übliche und geläufigere Eindeutschung von Namen und Begriffen.

(3) Diesen Verzicht führen sie selbst aber keineswegs durchgehend in ihrem Werk durch.

(4) Sie greifen dabei weitgehend auf die von Ihnen bevorzugte DaBhar-Übersetzung der Bibel zurück, von der später noch die Rede sein wird.

(5) Hinzu kommt, dass Sie sich nicht einmal konsequent an der hebräisch-deutschen Umschrift ihrer Lieblings-Bibelübersetzung orientieren (siehe unten), denn im Unterschied zu Ihnen unterscheidet die DaBhar-Übersetzung das Ajin vom Aleph dadurch, dass sie die Großbuchstaben nach einem Ajin mit einer Tilde (~) versehen. Und sie setzt (entgegen der mir geläufigen Umschrift) Tet = Th und Taw = T sowie Zajin = Ş und Tsade = Z. Vielleicht erklärt sich daraus, dass Sie manchmal doch ein Tsade mit Z umschreiben und auch die Umschreibungen für die verschiedenen T-Laute nicht konsequent anwenden.

(6) An einer späteren Stelle (I,77) wissen Sie dann allerdings doch über die Deponierung abgenutzter Tora-Rollen in einer Geniza Bescheid.

(7) Den Begriff „ultramontan“ verwenden Sie mehrfach abwertend für die vom Papst geführte katholische Kirche, und zwar insofern anachronistisch, als er aus der antikatholischen Rhetorik im Deutschen Reich des ausgehenden 19. Jahrhunderts stammt und vor allem der katholischen Zentrums-Partei vorwarf, dass sie „ultramontan“, also „von jenseits der Berge“, nämlich der Alpen, aus Rom ferngesteuert sei.

(8) So muss man eigentlich das hebräische Wort „KaBhOD“ begreifen, das gewöhnlich mit „Herrlichkeit“ übersetzt wird.

(9) So von Ihnen immer wieder falsch geschrieben; Sie meinen ja die oben erwähnte Masora oder Massora, den punktierten und erläuterten Konsonantentext des TeNaK.

(10) Nebenbei bemerkt ist Ihre folgende erläuternde Bemerkung in sich selbst erläuterungsbedürftig (I,63):

„Viele Leute verknüpfen aus diesem Grund den Talmud irgendwie mit der Kabbala, da es in beiden Büchern um die jüdische Lehre geht und beide selbst für den Gebildeten geheimnisvoll und oft unverständlich sind. Aber beide Bücher haben überhaupt nichts miteinander zu tun.“

Richtig ist, dass Kabbala und Talmud wenig miteinander zu tun haben. Falsch ist, dass die Kabbala nur „ein“ Buch wäre. Und dass der Talmud aus mehreren Büchern besteht, haben Sie zuvor selbst erwähnt.

(11) Die Übereinstimmung ist insofern nur scheinbar, als es im Hebräischen ja noch nicht einmal den Buchstaben „E“ gibt und das Wort „EL“ mit dem Buchstaben Aleph beginnt, dessen Aussprache von den Masoreten in diesem Fall mit „E“ festgelegt wurde.

(12 Orthographische Fehler in diesem wie auch in vielen anderen Zitaten habe ich nicht verbessert.

(13 Im Widerspruch dazu nennen Sie später (I,200) dann doch die Septuaginta eine „Übertragung des Alten Testaments“, die im „dritten Jahrhundert … für den Gebrauch der hellenisierten Juden in Alexandria“ entstand.

(14 In seinem Buch „Die Kabbala“ von Papus, Wiesbaden 1995, Seite 20.

(15) Mit Ausnahme der wenigen, die mit Absicht ausdrücklich die Septuaginta übersetzen, um ihren an vielen Stellen sehr stark vom masoretischen TeNaK abweichenden Text einem interessierten Publikum zugänglich zu machen.

(16) „Wir alle sind Kinder der Götter“ von E. v. Däniken, München 1990, S. 49.

(17) Nebenbei bemerkt verwundert es, dass Sie zwar Abraham nach der DaBhar-Übersetzung korrekt umschreiben, aber bei Isaak, Jakob und Levi darauf verzichten und die Umschrift für den Großvater Moses, Kehat, nur halbwegs richtig hinkriegen: eigentlich müsste es QaHaTh heißen. Und Moses Vater ˁAMRaM lassen sie in ihrer angeblich lückenlosen Liste gleich ganz weg.

(18) „Die praktische Kabbala“ von Charles Fielding, Freiburg/Br. 1994, S. 15-16.

(19) Zum Vergleich die Übersetzung der Zürcher Bibel von 2007: „HERR, ich habe deine Botschaft gehört, ich habe, HERR, um dein Werk gefürchtet. Lass es lebendig werden inmitten der Jahre, inmitten der Jahre mach es bekannt. Im Zorn denke an das Erbarmen.“

(20) Zu ihm merken Sie an (I,239):

„Bezeichnenderweise war er es, der die frühesten uns heute noch erhaltenen Vorschriften niedergeschrieben hat, wie man einen künstlichen Menschen, einen Golem, aus Erde schaffen kann. Hierfür nahm er jene Texte aus der TORaH zur Grundlage, die von der Erschaffung des ADaM durch die ÄLoHIM berichten.“

(21) Vgl. dazu die Ausführungen auf der Internetseite California Psychics:

In Hebrew, Amen is composed of three letters: Aleph, Mem and Nun. It so happens that there is a brief sentence in Hebrew, composed of three words which begin with these letters:
Al (pronounced “ehl”) means God
Melech (pronounced “mehl-ech” where the “ch” is like the German “ach”) means King
Neh-eh-mahn means Faithful
Thus, the real meaning of Amen is God is a Faithful King. This is also the interpretation of Amen that is found in the Talmud, the Rabbinic interpretation of the Bible that is the basis of Jewish law.
Many Jews will say “Al Melech Neh-eh-mahn” before reciting in private the prayer that is the statement of faith, the Shema. A common synagogue prayer in Judaism has the Rabbi make a statement and the congregation replies with “Al Melech Ne-eh-mahn.” God is a faithful king.

(22) So die Umschrift, die nach der von Ihnen bevorzugten DaBhaR-Übersetzung korrekt wäre; sie selber umschreiben hier: „Rabot Moftaj B‘eretz Mizrajim“.

(23) Das Hohelied (I,267) verherrlicht also gerade nicht nur „die eheliche Liebe“, wie Sie es formulieren.

(24) Die Namen müssten umschriftlich ohne Apostroph wiedergegeben werden: ChaNOKh, JäRäD, MöThUSchaLaCh, JäRäD – denn der Apostroph würde für ein Aleph oder ein Ajin stehen, das in diesen Wörtern aber nicht vorkommt, und im hebräischen Methusalem steht kein Tet = T, sondern ein Taw = Th.

(25) Vgl. dazu die hervorragenden Aufsätze von Wilhelm Kaltenstadler: „Gesundheit, Hygiene und Krankheit bei Maimonides“, „Das Medizinsystem des Moses Maimonides“ und „Maimonides – Wege zu Gott, zum Nächsten und zu sich selbst“ in: Wilhelm Kaltenstadler, „Altes Testament, jüdische Kultur und deutsches Judentum. Aufsätze zur jüdisch-christlich-islamischen Kultur Europas“, Nordhausen 2018.

(26) Zitiert nach: „Der historische Weg der Chemie“, von Wilhelm Strube, Aulis Verlag 1989.

(27) „Die Heilkraft der Pyramiden “ von Manfred Dimde, München 2000, Seite 25.

(28) Vermutlich beruht die irrtümliche Angabe des 5. Jahrtausends v. Chr. auf der auf Seite II,171 zitierten Formulierung von Manfred Dimde, der sich auf die altägyptische Medizin „vor fünftausend Jahren“ bezog, was ja 3000 Jahren v. Chr. entspricht.

(29) Diese Stelle war bereits Thema auf Seite II,200 und wird im dritten Band noch mehrfach behandelt werden.

(30) Sie verweisen hierzu auf einen Artikel von Wolfgang Maleck, Dr. Katharina Kötter und Dr. Georg Petroianu in Ancient Skies 5/1995, Seite 10-12.

(31) „Gentechnik Ja? – Nein?“ von Manfred Kottmann, Stuttgart 1999, Seite 71.

(32) So entnehmen Sie es der „Illustrierten Geschichte der Medizin“ Augsburg 2000, Seite 864.

(33) In Fußnote 186 verweisen Sie fälschlich zur Erläuterung dieser Methode auf „Band 2, ab Seite 237“. In Wirklichkeit ist die Beschreibung der Gematria als Verschlüsselungstechnik in Band 1 zu finden.

(34) In den beiden Überschriften des IX. und X. Kapitels haben Sie die genaue Kennzeichnung vergessen, um welches der 5. Bücher Mose es sich handelt – nämlich in beiden Fällen das 1. Buch Mose.

(35) „Der Sohar“ Diederichs Gelbe Reihe, München 1991, Seite 29.

(36) „Der Sohar“ Diederichs Gelbe Reihe, München 1991, Seite 100.

(37) Fälschlich geben Sie die Stelle 2. Mose 14,3 an.

(38) Fälschlich geben Sie die Stelle 2. Mose 46,4 an – zum zweiten Mal auf derselben Seite eine fehlerhafte Zitierung!

(39) III,277: „Die gläubigen Juden sehen in diesen vier Buchstaben den Namen ihres Gottes. Dieser wird mit so großem Respekt behandelt, dass er, insbesondere von strenggläubigen Juden, niemals ausgesprochen wird.“

(40) Insgesamt neun Mal schreiben Sie das Wort „Masoreten“ in dieser Weise falsch.

(41) Eine solche hat tatsächlich aber nie stattgefunden, weil die Punktation erst Jahrhunderte später von den Masoreten durchgeführt wurde.

(42) Solche Stellen gibt es allerdings nicht, weil JHWH nie die Vokale ö – a – ä bei sich hat. Wenn es die Vokale ö – o – a sind, muss statt JHWH ADoNaJ = „HERR“ gelesen werden. Bei den Vokalen a – e wird das Wort HaScheM = „der Name“ ersetzt, bei den Vokalen ä – o – i oder verkürzt ä – i gilt als Lesevorschrift: ÄLoHIM = „Gott“.

(43) „Sefer Jezira“ von Aryeh Kaplan, Berlin 1994, Seite 41.

(44) Dabei ist JH (ausgesprochen JaH) die Kurzform des Namens JHWH.

(45) Und die Beschriftung enthält einen Grammatikfehler: auch „Basentripletts“ in Verbindung mit „Basis“ erfordert den Artikel „der“ im Genitiv statt „den“ im Akkusativ.

(46) „Der Körper des Menschen“ von Adolf Faller, Stuttgart 1988, Seite 3.

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