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Feuerprobe für das Christenleben

Was Christen auf dem Fundament ihres Glauben, auf Jesus Christus, aufbauen, muss durch eine Feuerprobe hindurch. Dabei scheint es so viele Gründe zu geben, Gott auf die Seite zu schieben: geht‘s böse zu in der Welt, gibt man Gott die Schuld dafür oder leugnet sein Dasein; läuft alles einigermaßen gut, hat man Gott einfach nicht nötig.

Feuerprobe für unseren Glauben: Das Bild zeigt ein Feuer, in dem irgendetwas brennt
Was meint Paulus mit der Feuerprobe für unseren Glauben? (Bild: Alexander84Pixabay)

#predigtAbendmahlsgottesdienst zur Goldenen Konfirmation am Sonntag, 9. September 1984, um 10.30 Uhr in er evangelischen Kirche Reichelsheim

Im Gottesdienst anlässlich der Feier der Goldenen Konfirmation in Reichelsheim und Heuchelheim grüße ich Sie alle herzlich. Zwei Konfirmandenjahrgänge aus zwei Orten sind hier zusammengekommen, dazu einige Goldkonfirmanden, die anderswo konfirmiert worden sind. Auch die anwesenden Ehepartner heiße ich herzlich willkommen, und natürlich ebenso jeden anderen, der diesen Gottesdienst heute mitfeiern will! Zum Singen und Beten sind wir hier im Gottesdienst, zum Feiern und zum Hören. Wir beginnen mit dem Lied „Du meine Seele, singe“!

Lied EKG 197 (EG 302), 1-4:

1. Du meine Seele, singe, wohlauf und singe schön dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn. Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd; ich will ihn herzlich loben, solang ich leben werd.

2. Wohl dem, der einzig schauet nach Jakobs Gott und Heil! Wer dem sich anvertrauet, der hat das beste Teil, das höchste Gut erlesen, den schönsten Schatz geliebt; sein Herz und ganzes Wesen bleibt ewig unbetrübt.

3. Hier sind die starken Kräfte, die unerschöpfte Macht; das weisen die Geschäfte, die seine Hand gemacht: der Himmel und die Erde mit ihrem ganzen Heer, der Fisch unzähl‘ge Herde im großen wilden Meer.

4. Hier sind die treuen Sinnen, die niemand Unrecht tun, all denen Gutes gönnen, die in der Treu beruhn. Gott hält sein Wort mit Freuden und was er spricht, geschicht; und wer Gewalt muss leiden, den schützt er im Gericht.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Gott hat seine Freude an Menschen, die ihn ehren und mit seiner Güte rechnen!

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Guter Gott, wir haben an diesem Sonntag besonderen Grund, dir zu danken. Wir feiern mit denen, die vor 50 und 51 Jahren konfirmiert wurden, Goldene Konfirmation. Alles, was uns heute bewegt, bringen wir vor dich: den Dank für manche Bewahrung in den vergangenen Jahrzehnten, aber auch die Traurigkeit um das, was wir verloren haben. Wir denken an die, die durch Krieg oder andere Ursachen nicht mehr am Leben sind, an die, die heute nicht bei uns sein können; und zugleich freuen wir uns, alten Kameraden oder Kameradinnen wieder einmal zu begegnen. Wir halten auch Rückschau auf den Weg, der hinter den Goldenen Konfirmanden liegt, auf dieses halbe Jahrhundert seit Ihrer Einsegnung. Wir halten inne und fragen uns vor dir, Gott, wie dieser Segen sich bewährt hat, und wohin du uns mit deinem Segen noch führen willst. Gott bleibe bei uns mit deinem Segen! Das bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Herrn!

Wir hören die Lesung aus dem Evangelium nach Matthäus 7, 24-29:

24 Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.

25 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet.

26 Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute.

27 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein, und sein Fall war groß.

28 Und es begab sich, als Jesus diese Rede vollendet hatte, dass sich das Volk entsetzte über seine Lehre;

29 denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten.

Lied EKG 278, 1-3 (EG 357, 1-2 – die Strophe EKG [3] fehlt im EG):

1. Ich weiß, woran ich glaube, ich weiß, was fest besteht, wenn alles hier im Staube wie Sand und Staub verweht; ich weiß, was ewig bleibet, wo alles wankt und fällt, wo Wahn die Weisen treibet und Trug die Klugen prellt.

2. Ich weiß, was ewig dauert, ich weiß, was nimmer lässt; mit Diamanten mauert mir‘s Gott im Herzen fest. Die Steine sind die Worte, die Worte hell und rein, wodurch die schwächsten Orte gar feste können sein.

[3] Ich kenne wohl die Steine, die stolze Herzenswehr, sie funkeln ja mit Scheine wie Sterne schön und hehr; die Steine sind die Worte, die Worte hell und rein, wodurch die schwächsten Orte gar feste können sein.

Gottes Liebe sei mit uns allen. Amen.

Wir hören den Text zur Predigt aus dem Paulusbrief 1. Korinther 3, 9-15 (GNB):

Wir sind also Gottes Mitarbeiter, ihr aber seid Gottes Feld. Oder mit einem anderen Bild: Ihr seid Gottes Bau. Nach dem Auftrag, den mir Gott in seiner Gnade gegeben hat, habe ich wie ein umsichtiger Bauleiter das Fundament gelegt. Andere bauen nun darauf weiter. Aber jeder soll sehen, wie er weiterbaut! Das Fundament ist gelegt: Jesus Christus. Niemand kann ein anderes legen. Es wird auch nicht verborgen bleiben, was einer darauf baut. Der Tag des Gerichts wird ans Licht bringen, ob es Gold ist oder Silber, kostbare Steine, Holz, Stroh oder Schilf. An diesem Tag wird die Arbeit eines jeden im Feuer auf ihren Wert geprüft. Wenn das, was einer gebaut hat, die Feuerprobe besteht, wird er belohnt. Wenn es aber verbrennt, wird er bestraft. Er selbst wird zwar gerettet, aber so wie einer, der gerade noch aus dem Feuer herausgeholt wird.

Gott, hilf uns dein Wort recht verstehen! Amen.

Liebe Gemeinde! Liebe Goldene Konfirmanden!

Am Anfang des Erwachsenenlebens eines evangelischen Christen steht von alters her die Konfirmation. Confirmare ist ein lateinisches Wort und heißt: befestigen, bekräftigen, festmachen, bestätigen. Da steckt z. B. die Bedeutung drin, dass man das Bekenntnis bestätigt, das die Eltern einmal bei unserer Taufe stellvertretend für uns abgelegt hatten. Außerdem kann man die Konfirmation so verstehen, dass der Glaube eine Überprüfung, ein Durchdenken und eine erste Festigung erfährt, bevor er mit den Höhen und Tiefen des Erwachsenenlebens konfrontiert wird.

Im Rückblick können wir darüber nachdenken: War unsere Konfirmation so eine Art Grundlage für unseren Glauben als Erwachsene? Konnten wir darauf unser Glaubensleben aufbauen, indem uns vielleicht unser Konfirmationsspruch immer wieder einmal eingefallen ist oder uns sogar ständig begleitet hat? Oder war die Konfirmation mehr ein Abschluss des Kindheitsglaubens, ohne dass sich ein erwachsener Glaube herausgebildet hätte?

In jedem Fall hat sich seit der Konfirmation viel geändert, und wir haben uns mit verändert. Und wenn die Konfirmation schon 50 oder 51 Jahre zurückliegt, dann liegen zwischen damals und heute die ganzen Erfahrungen mit dem Krieg, die ganzen zwiespältigen Fragen zwischen Glauben und falschem Glauben im Dritten Reich, die schweren Aufbaujahre nach dem Krieg, und schließlich ein wachsender Wohlstand in unserer Bundesrepublik, der aber auch nicht alle Probleme gelöst, sondern sogar noch neue hinzugebracht hat.

Ich möchte aber sagen, dass der Glaube an den Gott der Bibel schon in der ganzen Zeit seit Ihrer Konfirmation immer eine umstrittene Sache gewesen ist. Wenn es in den Jahren nach 33 darum ging, ob es eine besondere deutsche Art des Christseins gebe oder ob man nicht vielmehr mit allen Menschen in der Nächstenliebe gleichermaßen verbunden sei, auch mit den Juden, so stellte sich in den Kriegsjahren die Frage, warum Gott zu all dem Kriegselend schweige, das ja auch eine ganze Reihe Ihrer Kameraden am eigenen Leibe tödlich zu spüren bekamen.

Und in den Jahrzehnten nach dem Krieg wurde umgekehrt gefragt, ob man denn Gott überhaupt noch brauche; wenn man mit Wissenschaft und Technik, Unternehmungsgeist und Ärmelhochkrempeln das Wirtschaftswunder fast wie von allein zustandebrachte. Es scheint immer gute Gründe – oder, wie man‘s nimmt, auch Ausreden – zu geben, Gott auf die Seite zu schieben: geht‘s böse zu in der Welt, gibt man Gott die Schuld dafür oder leugnet sein Dasein; läuft alles einigermaßen gut, hat man Gott einfach nicht nötig.

Nun gab es auf der anderen Seite immer auch Menschen, denen Gott wichtig war, die sich nicht beirren ließen von wechselnden Zeitströmungen und Zeitumständen. Sie hielten in guten und in bösen Zeiten am Glauben fest. Vielleicht kann man‘s auch besser umgekehrt sagen: sie fühlten sich gehalten.

Nun weiß ich nicht, zu welcher Art von Konfirmierten Sie gehören: zu denen, die nach der Konfirmation eher Zweifler gewesen und geblieben sind, die sich von der Kirche enttäuscht fühlten, die das Gefühl hatte, die Kirche und Gott forderten immer nur, könnten ihnen aber nichts geben. Oder zu denen, die irgendwie doch das Gefühl hatten: Gott bedeutet mir etwas, der Glaube gibt mir etwas, ich bekomme einen Halt und eine Richtung für mein Leben.

Heute ist jeder gefragt: Auf welchem Fundament habe ich mein Leben aufgebaut? Was ist mir so wichtig, dass ich es nicht verlieren möchte? Wovon hängt es ab, dass ich vielleicht einmal sagen kann: es hat einen Sinn gehabt, dass ich auf der Welt war? Dass die Konfirmation am Anfang des Erwachsenenlebens steht, kann ein Sinnbild dafür sein, dass nicht die Schul- und Berufsausbildung allein ausschlaggebend für ein sinnvolles Leben sind, sondern dass dafür ein anderes Fundament gelegt ist. Paulus nennt als Fundament eines sinnvollen Lebenswerkes einen Namen: Jesus Christus.

Wofür steht dieser Name? Für Vertrauen zu Gott. Für das Vertrauen zu einem Gott, der in dieser Welt gelitten hat, gekreuzigt, gestorben und begraben wurde. Für das Vertrauen zu einem Gott, der Sünde vergeben kann und uns Nächstenliebe zutraut und zumutet. Man wird sein ganzes Leben hindurch damit nicht fertig, diesen Gott kennenzulernen, wenn man einmal bei ihm Feuer gefangen hat, wenn man etwas von ihm erwartet.

An diesem Fundament festzuhalten, ist die erste und wichtigste Aufgabe eines Christen. D. h. sich immer wieder auf die Beziehung zu Gott und seiner Bibel, zu Christus und seiner Kirche einzulassen.

Und nun spricht Paulus von weiteren Aufgaben. „Jeder soll sehen, wie er weiterbaut!“ Er spricht von Mitarbeitern, die am Bauwerk Christi weiterbauen! Er spricht davon, dass die Gemeinde selbst das Bauwerk oder Ackerfeld Christi sei. Ich entnehme daraus, dass wir als Christen unterschiedliche Rollen haben können. Einmal sind wir mehr gestaltend tätig, tragen Mitverantwortung, z. B. als Kirchenvorsteher, Spendensammler, Mitglieder von Frauenhilfe und anderen Gruppen, ein anderes Mal sind wir einfach ein Teil der großen Kirche, an der etwas getan wird, z. B. wenn wir an einem Gottesdienst teilnehmen oder an einem Kirchentag, wenn wir fremde Hilfe in Anspruch nehmen oder wenn wir ein eifriger Kirchenblattleser sind.

Und dann wird Paulus hart. Er spricht vom Tag des Gerichts. Er vergleicht das Gericht mit einer Feuerprobe, in der nichts Wertloses bestehen kann. Jesus hatte im gleichen Zusammenhang von dem Haus gesprochen, das auf Sand gebaut ist und im Sturm zusammenfällt.

Hier sind wir an einer schwierigen Stelle. Die Kirche hat damit früher oft den Leuten Angst gemacht, um sie ganz fest an die zu binden, die zu sagen gehabt haben. Dabei glaube ich nicht, dass Jesus oder Paulus Angstmacher waren. Sie fanden es nur traurig, dass so viele Menschen in ihr Unglück rennen, und wollten sie warnen. Sie fanden es traurig, dass so viele Menschen von Gott nichts erwarten und sich mit einem unsinnigen Lebensinhalt zufriedengeben.

Reichtum und Einfluss kann niemand mit ins Grab nehmen. Gesundheit und geistige Kräfte sind nicht jedem fürs ganze Leben gegeben, können also nicht das allerwichtigste im Leben sein. Wenn Enttäuschung über andere Menschen in Egoismus umschlägt, schadet man nicht nur anderen, sondern bleibt auch selber einsam. Aus welchem Grund auch immer wir etwas Gutes nicht tun oder etwas Böses tun – all das wird in einer Feuerprobe nicht bestehen.

Gott lässt uns zwar nicht ohne Hoffnung, aber wie werden wir vor ihm stehen: „so wie einer, der gerade noch aus dem Feuer herausgeholt wird.“ Vorzuweisen haben wir vor Gott nichts, nicht einmal unsere guten Taten und unsere Charaktervorzüge, denn mit ihnen hat Gott uns ausgestattet, und wir haben sie nicht zu dem Zweck, um uns damit in die Brust zu werfen.

Vor Gott können wir aber auch anders dastehen, wenn wir uns an das Fundament Christus halten, wenn wir unsere Fähigkeiten und Eigenschaften für Gott und die Menschen einsetzen, wenn wir aus der Vergebung heraus leben, wenn wir wissen, dass Gottes Liebe zu uns jeden Morgen neu da ist, wenn wir aus der Gewissheit leben, dass unser Leben von Gott schon einen Sinn hat, auch wenn wir in unserem Leben immer wieder an Grenzen kommen oder auch scheitern. Was uns in unserem Leben durch Gottes Hilfe gut gelingt, das geht auch durch die Feuerprobe des Gerichts hindurch.

Paulus sagt einmal, dass Glaube, Hoffnung und Liebe bleiben werden, wenn auch alles andere vergeht (1. Korinther 13, 13). Es geht also darum, dass wir diesen dreien: Glaube, Hoffnung und Liebe – Raum geben in unserem Leben. Dann wird Konfirmation bei uns nie am Ende sein, dann werden wir Festbleiben oder Festwerden im Glauben, was auch eine Festigkeit in der Hoffnung und in der Liebe ist. Z. B. zu hoffen, wenn wir am Ende sind, oder zu lieben, wenn jemand keine Liebe mehr zu verdienen scheint. Vergessen wir aber nicht: fest sind wir nur durch die Verbindung mit dem Fundament, mit Jesus Christus. Wir können glauben, hoffen und lieben, weil er uns zuerst geliebt hat, als er uns noch gleichgültig war. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Lied EKG 269, 1+6-8 (EG 354, 1+6 – die EKG-Strophen [7-8] fehlen im EG):

1. Ich habe nun den Grund gefunden, der meinen Anker ewig hält; wo anders als in Jesu Wunden? Da lag er vor der Zeit der Welt, der Grund, der unbeweglich steht, wenn Erd und Himmel untergeht.

6. Wird alles andre weggerissen, was Seel und Leib erquicken kann, darf ich von keinem Troste wissen und scheine völlig ausgetan, ist die Errettung noch so weit: Mir bleibet doch Barmherzigkeit.

[7] Muss ich an meinen besten Werken, darinnen ich gewandelt bin, viel Unvollkommenheit bemerken, so fällt wohl alles Rühmen hin; doch ist auch dieser Trost bereit: ich hoffe auf Barmherzigkeit.

[8] Es gehe nur nach dessen Willen, bei dem so viel Erbarmen ist; er wolle selbst mein Herze stillen, damit es das nur nicht vergisst; so stehet es in Lieb und Leid in, durch und auf Barmherzigkeit.

Liebe Goldene Konfirmanden!

Mit der Goldenen Konfirmation ist es etwas anderes als z. B. mit einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen. Eine Goldmedaille bekommt der, der hart trainiert hat, der in irgendeiner Form der Beste in seiner Sportart geworden ist und der außerdem noch eine Portion Glück gehabt hat. Das Gold ist eine Belohnung für Leistung. Heute geht es um ein anderes Gold: die Urkunde zur Goldenen Konfirmation erinnert in doppelter Weise an etwas anderes als Leistung, nämlich Geschenk und Gnade.

Denn in Ihrem Leben seit der Konfirmation 50 oder 51 Jahre hindurch geführt worden zu sein und diesen Tag erleben zu können, das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Gnadengeschenk. Und zum andern bedeutet „Konfirmation“ ein Festwerden und Festhalten nicht an eigenen Verdiensten und Überzeugungen, sondern ein Festhalten an der Gnade und Barmherzigkeit Gottes. Wir haben es eben im Lied gesungen: Wenn alles andere uns unter den Füßen weggerissen wird, was uns scheinbar getragen hat, unsere eigenen Kräfte, unsere Gesundheit, wenn Menschen uns genommen werden, die uns lieb waren, oder wenn wir den eigenen Tod vor Augen haben, dann bleibt doch ein fester Grund bestehen, von dem wir nicht herabfallen werden: Gottes Barmherzigkeit.

Um Gottes Barmherzigkeit bitten wir, wenn wir mit den Menschen aller christlichen Konfessionen und vieler Jahrhunderte gemeinsam das Apostolische Glaubensbekenntnis sprechen. Zugleich bitten wir damit um Gemeinschaft und Liebe untereinander. Diese Bitte wollen wir laut werden lassen, indem wir – so wie damals im Konfirmationsgottesdienst – uns erheben und das Glaubensbekenntnis sprechen:

Glaubensbekenntnis

Ich bitte Sie nun, liebe Goldene Konfirmanden, hier nach vorn zu kommen, so wie damals, als Sie vor dem Konfirmationsaltar Ihren Konfirmationsspruch und den Segen empfingen.

Durch Gottes Güte sind wir am Leben, denn seine Liebe hört niemals auf; jeden Morgen ist sie neu wieder da, und seine Treue ist unfassbar groß. Ich sage, der Herr ist mein Ein und Alles; darum setze ich meine Hoffnung auf ihn. Der Herr ist gut zu dem, der auf ihn zählt, jedem, der seine Nähe sucht. Auch wenn der Herr uns Leiden schickt, erbarmt er sich doch wieder über uns, weil seine Liebe so reich und groß ist; nicht für immer verstößt er uns. Amen.

Zur Erinnerung an Ihre Konfirmation vor 50 bzw. 51 Jahren überreiche ich Ihnen diese Urkunde und ein Heft mit Gedanken und besinnlichen Stücken zu Ihrem Jubiläum: „Siehe, das ist Gottes Treue“! Ich gratuliere herzlich: den beiden Heuchelheimerinnen vom Jahrgang 1933…, den [drei] Reichelsheimern vom Jahrgang 1933…, zugleich denken wir an die vier Männer aus Ihrem Konfirmandenjahrgang, die gestorben bzw. gefallen sind… So gratulieren wir den Lebenden und gedenken der Toten, so wie es Paulus gesagt hat: Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Traurigen! Weiterhin gratuliere ich herzlich: den beiden Heuchelheimer Konfirmandinnen vom Jahrgang 1934…, den [neun] Reichelsheimern vom Jahrgang 1934… . Und auch in Ihrem Jahrgang ist zu beklagen, dass zwei Männer gestorben bzw. gefallen sind… Wir vertrauen sie dem Herrn an, dem wir uns selber anvertrauen, dem Herrn über Lebende und Tote!

Schließlich haben wir in unsere Feier der Goldenen Konfirmation heute erstmals einige Goldkonfirmanden mit hineingenommen, die zwar anderswo konfirmiert worden sind, aber seit langem Reichelsheimer geworden sind. Sie [drei] gehören heute auch mit dazu! So gratuliere ich auch herzlich… Es segne Sie alle der barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist; er leite Sie auf Wegen der Liebe und des Friedens. Amen.

Lasst uns nun beten: Herr, wir danken dir, dass du uns Gemeinschaft schenkst, dass wir auf dich bauen können, auch wenn unsere Kräfte schwächer werden, dass du der Grund unseres Lebens sein willst, auch wenn wir uns immer wieder von dir abwenden. Lass uns jeden Morgen neu deine Güte erkennen, damit wir selber barmherziger mit uns und unseren Mitmenschen umgehen. Lass uns erkennen, für wie viele Dinge wir dankbar sein können, und schenke uns die Kraft, die wir brauchen, um die Aufgaben zu bewältigen, die noch vor uns liegen. Wir haben heute auch an diejenigen Ihrer Mitkonfirmanden gedacht, die nicht unter uns sind, an die Gefallenen und Verstorbenen, an die, die nicht haben herkommen können. So haben wir heute nur Gemeinschaft mit einem Teil der damals gemeinsam Konfirmierten. Und die, die damals konfirmiert worden sind, wissen möglicherweise gar nicht mehr, wohin es ihre Mitkonfirmanden verschlagen hat. Und selbst hier, wo wir zusammen sind, ist unsere Gemeinschaft immer nur Stückwerk; manche Fremdheit muss erst einmal überwunden werden, und dann ist ein Tag auch so schnell wieder vorbei. So bitten wir dich, Herr, um Offenheit füreinander, um schöne Gemeinschaft miteinander am heutigen Tag. Sie mag ein Zeichen für DIE Gemeinschaft sein, mit der du dereinst in deinem Reich Tote und Lebende, Fremde und Freunde, ja uns alle zusammenschließen willst. Amen.

Vater unser
Abkündigungen

Und nun lade ich Sie herzlich zum Abendmahl ein, das wir gemeinsam mit den Goldenen Konfirmanden feiern. Wenn jemand schon jetzt die Kirche verlassen möchte, entlasse ich ihn mit dem Segen Gottes. Ich bitte Sie aber, erst nach dem nächsten Liedvers die Kirche zu verlassen.

Es segne euch Gott, der Allmächtige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Lied EKG 140 (EG 157):

Lass mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und Herr, von dir lass mich nichts treiben, halt mich bei deiner Lehr. Herr, lass mich nur nicht wanken, gib mir Beständigkeit; dafür will ich dir danken in alle Ewigkeit.

Wir sammeln uns nun wieder in der Stille vor Gott und bereiten uns vor auf das Abendmahl, das wir heute gemeinsam feiern, wie damals bei der Konfirmation. Wir bringen alles vor dich, Herr, unser Gott, was uns belastet, was uns Sorgen macht, was uns voneinander trennt, alles, was wir an Lieblosigkeit, Gleichgültigkeit, Bitterkeit oder Trägheit dir zu beichten haben. Wir vertrauen dabei auf dein Wort, dass du die Sünder annimmst und uns unsere Schuld nicht anrechnest. Du traust uns zu, anders zu werden! Du gehst mit uns, bei jedem Schritt, den wir gehen! Du hilfst uns, offen zu werden und zu bleiben für andere. Du hältst uns fest, auch wenn wir kraftlos sind. Wir wollen bei dir auftanken, möchten von dir Energie für unser Leben, für unsere Liebe, für unseren Glauben, für unsere Hoffnung. Schenke dich uns in Brot und Wein. Amen.

Einsetzungsworte – Lied 136 – Austeilung

Herr, wir danken dir für dein Heiliges Mahl, mit dem du uns ganz nahe kommst. Es gibt vieles, wofür wir dir danken können, doch am meisten dafür, dass du dich selbst uns schenkst. Lass uns erkennen, was es bedeuten mag, dass wir dir nachfolgen, dass auch wir versuchen, uns ganz einander zu schenken im Alltag, dass wir mit dir auch morgen und übermorgen leben, und so auch unsere Mitmenschen ganz anders sehen, auch die, an die wir nicht gern denken. Lass uns erkennen, was es bedeuten mag, dass wir uns nicht abstrampeln müssen, um irgendeinen Sinn im Leben zu erreichen, sondern dass es allein darauf ankommt, das Geschenk deiner Güte – anzunehmen, in unser Leben hineinzunehmen. Dieses Geschenk bist du selbst, und du bist stärker als jede Enttäuschung, die uns andere Menschen bereiten, du bist stärker als das Böse und der Hass, du bist stärker sogar als der Tod. Schenk uns den Glauben an dich! Amen.

Segen
Lied EKG 159 (EG 221), 1-3:

1. Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen: Wir sind, die wir von einem Brote essen, aus einem Kelche trinken, Jesu Glieder, Schwestern und Brüder.

2. Wenn wir in Frieden beieinander wohnten, Gebeugte stärkten und die Schwachen schonten, dann würden wir den letzten heilgen Willen des Herrn erfüllen.

3. Ach dazu müsse deine Lieb uns dringen! Du wollest, Herr, dies große Werk vollbringen, dass unter einem Hirten eine Herde aus allen werde.

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