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Ein Leben unter Gottes Führung

Trauerfeier für eine Frau, die sich in ihrem Leben von Gott geführt wusste, in allen schweren und schönen Zeiten.

Wer Gott vertrauet - hat wohl gebauet - eine Fachwerkinschrift zu Gottes Führung in Celle
Eine Fachwerkinschrift im Vertrauen auf Gottes Führung (Bild: falcoPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? (Psalm 27, 1)

Liebe Trauergemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Frau G., die im Alter von [über 80] Jahren gestorben ist. Wir erinnern uns an Frau G., wir begleiten einander auf dem Weg der Trauer, und wir fragen gemeinsam nach dem Trost in Gottes Wort.

So beten wir mit Psalm 71 (GNB):

1 Herr, bei dir suche ich Zuflucht; enttäusche nicht mein Vertrauen!

2 Rette mich, befreie mich, wie du es versprochen hast! Hör mich doch! Hilf mir!

3 Sei mir ein sicheres Zuhause, wohin ich jederzeit kommen kann. Du hast doch zugesagt, mir zu helfen; du bist mein Fels und meine Burg!

5 Du bist meine Hoffnung, Herr, dir habe ich von Jugend auf vertraut.

6 Seit meiner Geburt bist du mein Halt; du hast mir aus dem Mutterschoß herausgeholfen, darum gehört dir allezeit mein Dank!

7 Viele meinten, du hättest mich verflucht; aber du bist mein mächtiger Beschützer.

8 Mein Mund singt immerzu dein Lob, den ganzen Tag verkündige ich deinen Ruhm.

9 Jetzt, wo ich alt geworden bin, vertreibe mich nicht aus deiner Nähe! Die Kräfte schwinden mir, verlass mich nicht!

Wir singen aus dem Lied 85 die beiden letzten Strophen 9 und 10:

9) Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir, wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür; wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein, so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Angst und Pein.

10) Erscheine mir zum Schilde, zum Trost in meinem Tod, und laß mich sehn dein Bilde in deiner Kreuzesnot. Da will ich nach dir blicken, da will ich glaubensvoll dich fest an mein Herz drücken. Wer so stirbt, der stirbt wohl.

Liebe Gemeinde!

Wir blicken heute auf ein langes Leben zurück, und nicht nur ein langes, gemessen an der Zahl der Jahre, sondern auch ein erfülltes Leben. Ich schlage vor, dass wir uns uns bei diesem Rückblick von dem Wort der Bibel leiten lassen, das Sie sich für diese Trauerfeier gewünscht haben. Es steht im Psalm 46, 2 und lautet:

Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.

In einer von Martin Luther geprägten Stadt ist die nun Verstorbene zur Welt gekommen und aufgewachsen. Mag sein, dass sie sich deswegen schon früh mit dem evangelischen Glauben befasst hat und insbesondere mit der Zuversicht auf einen starken Gott, der uns in Anfechtungen beisteht.

Während des Krieges erfuhr Frau G. buchstäbliche Bewahrung vor dem Tod in letzter Minute, als sie mit dem Zug wegfuhr – unmittelbar bevor ihr Wohnhaus ausgebombt wurde. Das war eines der Beispiele für die Hilfe, von der unser Psalmvers spricht:

Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.

Weitere Erinnerungen aus dem Leben der Verstorbenen

Auch in diesen Wendungen zu einem neuen Anfang können wir die Führung eines barmherzigen Gottes wahrnehmen, der wahrhaft hilft „in den großen Nöten, die uns getroffen haben“.

Wir singen aus dem Lied 65 die 7. Strophe , in der auch dieses Gottvertrauen zum Ausdruck kommt:
Von guten Mächten wunderbar geborgen

Frau G. hat nicht ein Leben gehabt, das nur geradlinig verlaufen wäre. Trotz allem sind ihr viele schöne aktive Jahre vergönnt gewesen. Viele gemeinsame Jahre der Ehe waren ein großes Geschenk, auch dass sie Großmutter wurde. Ihrer alten Heimat und ihrer Heimatstadt blieb sie verbunden. Und selbst wenn sie im Krankenhaus lag, hatte sie oft gleich morgens ein Lied auf den Lippen. Gesungen hatte sie ja immer gerne, und sie mochte den Satz: „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder!“

So blieb Frau G. ihrem Wesen treu, eine Frohnatur, optimistisch und entscheidungsfreudig. Sie war für Offenheit, auch in der Politik, und konnte sich aufregen, wenn Unrecht vorkam oder Dinge verschleiert wurden, nicht nur in den Jahren unter der Diktatur, auch hierzulande in der Demokratie. Wenn es Gespräche über politische Themen gab, dann war sie auf der Seite der Schwachen.

Philosophiert hat Frau G. auch gern, zum Beispiel über das Leben, das für sie seinen Sinn in sich selber trägt – und jeder muss diesen Sinn selber für sich herausfinden. Sie glaubte an eine Führung durch Gott, die jeder erleben kann – wenn er dafür offen ist. In einem Leben voller Bedrängnis, wie sie es führen musste, erweist sich, wie wahr das Wort ist:

Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.

Auch in Frau G.s Tod jetzt im Krankenhaus erkennen Sie trotz aller Traurigkeit doch auch eine gnädige Führung, da sie friedlich eingeschlafen ist, wie sie es sich gewünscht hatte. Sie war bis zuletzt geistig wach, erinnerte sich zuletzt vor allem an die frühe Zeit vor vielen vielen Jahren, und es blieb ihr erspart, vollkommen auf Pflege angewiesen zu sein.

Sie als Angehörige, als Menschen, die ihr nahestanden, bleiben traurig zurück, doch sicher auch dankbar für alles, was Ihnen geschenkt war in den Begegnungen mit der Verstorbenen. Und indem die Trauer da ist und empfunden wird, mag zugleich die Zuversicht an Raum gewinnen, dass diese Frau in ihrem Tod nicht einfach verloren geht. Sie ist und bleibt geborgen in der Liebe Gottes. In dieser Gewissheit können wir sie getrost loslassen, auch wenn wir ihr in unserer Erinnerung in Liebe verbunden bleiben. Amen.

EG 361:

1. Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

12. Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not; stärk unsre Füß und Hände und lass bis in den Tod uns allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein, so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein.

Barmherziger Gott, wir geben das Leben von Frau G. in deine Hand. Wir danken dir, dass du sie in guten und schweren Zeiten geführt und bewahrt hast. Wir danken dir für alles, was sie uns gewesen ist. Nimm sie gnädig auf, lass sie ruhen in deinem Frieden.

Für alle, die traurig sind, bitten wir dich, dass sie nicht allein bleiben mit ihren Gedanken und Empfindungen, dass sie ihre Tränen nicht herunterschlucken müssen, dass sie Trost finden, der nicht im Verdrängen, sondern im Bewältigen eines schweren Weges besteht.

Hilf uns allen, dass wir uns bereiten für die Stunde, in der du uns rufst, und lass uns im Glauben schon hier eine Ahnung des Lebens erfahren, in welchem du uns vollenden wirst durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

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