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Der „Kuckuck“ am Kreuz Jesu

Wenn unser Leben von Egoismus, Gewalt, Sünde geprägt ist, sind wir an die Sünde verkauft. Doch der Schuldschein, der gegen uns sprach, zählt nicht mehr. Der Gerichtsvollzieher klebt den „Kuckuck“ an das Kreuz Jesu. Gott treibt seine Schulden bei uns nicht ein. Seine Forderungen sind aufgehoben, wir sind frei.

Ein symbolischer Schuldschein, oben ein großes Auge, unten Silhouetten zweier Männer, die voneinander etwas fordern, über den Köpfen der Männer dunkle Wolken und Vögel
Welche Forderungen und Schulden sind von Gott her an uns offen? (Bild: Mari AnaPixabay)

#predigtTaufgottesdienst am Sonntag Misericordias Domini, den 30. April 2006, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Musik und Einzug der Täuflinge mit Eltern und Paten

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Im Taufgottesdienst in der Pauluskirche heiße ich alle herzlich willkommen, ganz besonders die Familien unserer beiden Taufkinder, …, die in diesem Gottesdienst getauft werden.

An Stelle der normalen Liturgie singt unser inzwischen sehr klein gewordener Kirchenchor heute einige Gesänge aus der Ökumenischen Gemeinschaft in Taizé. Er beginnt mit dem Lied 789.1: „Laudate omnes gentes – Lobsingt, ihr Völker alle“!

Laudate omnes gentes, laudate Dominum. Laudate omnes gentes, laudate Dominum.

Lobsingt, ihr Völker alle, lobsingt und preist den Herrn. Lobsingt, ihr Völker alle, lobsingt und preist den Herrn.

Laudate omnes gentes, laudate Dominum. Laudate omnes gentes, laudate Dominum.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Nachdem der Chor dazu aufgefordert hat, ein Loblied für Gott zu singen, wollen wir das nun alle gemeinsam tun. Wir singen aus dem Lied 317 die Strophen 1 bis 4:

1. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, meine geliebete Seele, das ist mein Begehren. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören!

2. Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?

3. Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet, der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet. In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet!

4. Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet, der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet. Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet.

Psalm 95 und 36 im Wechsel mit dem Taizé-Lied 789.3:

1 Kommt herzu, lasst uns dem HERRN frohlocken und jauchzen dem Hort unseres Heils!

2 Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen!

Freuet euch im Herrn! Freuet euch im Herrn und preiset seinen Namen. Alleluja, alleluja! Preiset seinen Namen. Alleluja.

6 Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.

7 Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. HERR, du hilfst Menschen und Tieren.

Freuet euch im Herrn! Freuet euch im Herrn und preiset seinen Namen. Alleluja, alleluja! Preiset seinen Namen. Alleluja.

8 Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!

9 Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.

10 Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Freuet euch im Herrn! Freuet euch im Herrn und preiset seinen Namen. Alleluja, alleluja! Preiset seinen Namen. Alleluja.

Wir hören das Taufevangelium nach Matthäus 28, 16-20:

16 Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte.

17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.

18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes

20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja.

Chor – 789.4: Halleluja, Halleluja, Halleluja!

Liebe Tauffamilien! Liebe Gemeinde!

Wir haben in diesem Jahr in der Paulusgemeinde bereits eine ganze Reihe von Menschen getauft: mehrere Erwachsene, einige Kinder und auch Jugendliche im Konfirmandenalter. Immer wieder denken wir bei einem solchen Anlass darüber nach: Was heißt das eigentlich – getauft werden?

Im Taufevangelium haben wir gehört: Durch die Taufe gehören wir zum dreieinigen Gott und zu denen, die an ihn glauben und manchmal an ihm zweifeln, wie es schon die Jünger taten. Wer oder was Gott ist, entscheidet sich für Christen an einer Person: Jesus Christus. Er ist der eine Mensch, in dem sich Gott vollkommen in seinem Wesen offenbart hat, und dieses Wesen ist: Liebe. Alle Macht im Himmel und auf der Erde ist diesem Menschen gegeben – ihm, der seine Feinde liebte bis zum Verbluten am Kreuz. Er ruft Freunde und Feinde, Fromme und Zweifler in seine Nachfolge.

Von der Liebe, die Gott ist und die er uns schenkt, handeln die beiden Taufsprüche, die unsere Taufkinder von ihren Eltern mit auf ihren Weg bekommen.

Sie, liebe Frau …, haben für Ihr erstes Kind … den Vers 1. Korinther 13, 13 ausgesucht:

Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Mit diesem Satz drückt der Apostel Paulus sehr schön aus, was der Heilige Geist ist. Wenn wir glauben können, also Gottvertrauen haben, wenn wir hoffen und lieben können, dann ist Gott in uns lebendig. Ohne Liebe, ohne Glauben, ohne Hoffnung dagegen laufen wir Gefahr, in Mutlosigkeit und Zynismus unterzugehen. Wir brauchen ein klares Ziel vor Augen, das uns mit den Menschen zusammenführt, und eine Kraft im Herzen, die uns dabei hilft, Streit friedlich zu überwinden.

Liebe Frau … und lieber Herr …, Sie haben für Ihren zweiten Sohn … einen Vers aus dem Buch des Propheten Jesaja 54, 10 ausgesucht. Gott spricht:

Meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen.

Der Prophet sagt diesen Satz in einer Zeit, in der es eigentlich so aussah, als hätte Gott das Volk der Juden längst verlassen. Die Weltmacht Babylonien hatte das Land Juda mit seiner Hauptstadt Jerusalem verwüstet und die meisten Einwohner in die Verbannung geführt. Dennoch hielten die Juden am Glauben an ihren Gott fest. Das heißt, sie sahen es umgekehrt: Gott hält an uns fest, Gott hat uns nicht verlassen.

Damals sah es für Außenstehende so aus, als ob diese Zusage nur dem Volk der Juden gelten würde. Aber Gott war schon damals nicht nur ein Stammesgott, sondern er wählte sich dieses kleine Volk aus, um das Wesen seiner Allmacht deutlich zu machen: Für Gott ist nicht das groß und stark, was in den Augen der Welt berühmt und mächtig ist. Liebe muss unten zu wirken beginnen, wahrer Friede entsteht nicht, wo Eroberer jeden Widerstand von Unterdrückten im Keim ersticken, sondern wo gerade die kleinen Leute ohne Angst und in Würde leben können.

Als Jesus geboren wurde, haben die Engel vom Frieden auf Erden gesungen. Jesus hat allen Völkern die Tür zu dem Gott der Juden geöffnet. Damit gehören auch wir in den Bund des Friedens mit hinein, von dem Jesaja spricht, und auch uns gilt die Liebe, von der Paulus gesagt hat, dass sie das Größte ist.

Wenn wir heute zwei kleinen Jungen wie … und … solche großen Worte von Liebe und Frieden, von Vertrauen und Hoffnung, auf ihren Lebensweg mitgeben, dann drücken wir damit die Überzeugung aus: Frieden, Glaube, Liebe und Hoffnung sind das Wichtigste, was wir unseren Kindern wünschen können. Liebe wünschen wir ihnen nicht nur, wir lassen sie auch unsere Liebe spüren, als Eltern und Paten, Verwandte und Freunde. Und um sich für den Frieden einsetzen zu können, den unsere Welt so nötig braucht, damit sie nicht in einem Zusammenprall der Kulturen untergeht, ist es wichtig, dass wir es gemeinsam mit unseren Kindern lernen, uns auf die Zusage Gottes zu verlassen, dass sein Friedensangebot an uns niemals rückgängig gemacht wird. Gott steht mit seiner Liebe immer an unserer Seite, wenn wir der Gewalt widerstehen, und zwar zuerst den Impulsen zur Gewalt in uns selbst. Gottes Liebe besiegt unsere Angst.

Gemeinsam sprechen wir nun unser Vertrauen zu Gott aus, stellvertretend auch für die Taufkinder, mit den Worten des Apostolischen Glaubensbekenntnisses:

Glaubensbekenntnis
Lied 577: Kind, du bist uns anvertraut
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde!

„Mut und Freiheit, das sind Gaben, die wir bitter nötig haben.“ So hieß es in dem Tauflied. Mut und Freiheit…

Freiheit? Ist das eine Gabe? Etwa sogar eine Aufgabe? Die meisten verstehen unter Freiheit, dass man alles darf, dass nichts verboten ist. Aber die Bibel versteht unter Freiheit: Freiwillig Gutes tun. Frei sein von der Sucht zum Bösen. Sucht zum Bösen – in der Bibel heißt das: Sünde.

Es gehört Mut dazu, Sünde zu überwinden, Jesus nachzufolgen. Sich für die Kirche einzusetzen, wenn alle anderen in der Freizeit nur Spaß haben oder abhängen wollen. Einen Streit schlichten, auch wenn man dabei vielleicht zwischen Fronten gerät. Nicht Böses mit Bösem vergelten, auch wenn es einem noch so in den Fingern juckt.

Die Bibel sagt: Sünde ist Unfreiheit, Gefangenschaft. Sie wird sogar verglichen mit dem Tod. Man möchte gern Gutes tun, aber man schafft es nicht. Man möchte im Frieden leben, aber man schlägt doch zurück, wenn man unfair angegriffen wird. Man möchte Zivilcourage zeigen, aber dann hat man doch Angst, sich für einen Schwächeren einzusetzen, der sich nicht selber wehren kann. Wer völlig unfähig zur Liebe ist, der ist mitten im Leben schon so gut wie tot.

Wie kommt man aus der Sünde heraus? Der Kolosserbrief gibt darauf eine krasse Antwort. Wir hören Kolosser 2, 12-15, danach singt der Chor von unseren Augen, die wir auf den Herrn und nicht auf die Sünde richten:

12 Mit [Christus] seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten.

13 Und er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden.

14 Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet.

15 Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus.

Kirchenchor: 789.5

Oculi nostri ad Dominum Deum. Oculi nostri ad Dominum nostrum.

Unsere Augen sehn stets auf den Herren. Unsere Augen sehn stets auf den Herren.

Oculi nostri ad Dominum Deum. Oculi nostri ad Dominum nostrum.

Liebe Gemeinde, ein krasses Mittel gegen die Sünde kennt der Kolosserbrief. Dieses Mittel ist die Taufe:

12 Mit [Christus] seid ihr begraben worden durch die Taufe.

Als Sünder werden wir hier angesprochen. Als Sünder, die eigentlich schon tot sind. Wir sind mitten im Leben schon tot, wenn wir gegen die Liebe leben, gegen Gott, gegen jedes Vertrauen und jede Hoffnung. Und wir werden begraben. In der Taufe.

Das ist hart: Die Taufe mit dem Tod in Verbindung zu bringen. Anderswo in der Bibel wird in der Taufe das Böse vom Menschen abgewaschen. Manchmal heißt es auch: der alte Adam, der alte böse Mensch wird, bildlich gesprochen, ertränkt. Hier im Kolosserbrief werden wir durch die Taufe nicht getötet, weil wir eh schon tot sind, infiziert, vergiftet, in Zombies verwandelt durch die Sünde: als lebende Leichname, die wir sind, werden wir begraben.

Wie? Was? Wir werden in der Taufe begraben? Wie sollen wir das verstehen? Zumal wir doch heute Kinder getauft haben, die noch gar keine Gelegenheit hatten, sich sozusagen wie wir Erwachsenen als Sünder auszutoben!

Allerdings, warten wir nur ein paar Jahre ab, dann müssen auch … und … im Kindergarten oder auf dem Schulhof schon entscheiden, ob sie Schwächere hauen und sich an kindlichen Grausamkeiten und Hänseleien beteiligen oder nicht.

Andererseits weiß ich nicht, ob der Schreiber des Kolosserbriefs überhaupt schon die Kindertaufe kannte. Aber selbst wenn: er sprach sicherlich Erwachsene an, die sich an ihre Taufe erinnern. Egal wann ihr getauft worden seid, versteht diese Taufe symbolisch als Abschied von der Sünde. Was euch von Gott trennt, ist vergangen. Was böse an euch war, ist begraben.

Hinzu kommt – dieses grausige Bild: „Ihr wurdet in der Taufe begraben!“ bekommt ganz schnell eine überraschende und wunderbare Wendung zum Guten:

Wir wurden ja nicht einfach so begraben, sondern: „begraben mit Christus“. Seinen Tod teilen wir. Er starb wirklich als Opfer der Sünde, an der wir Anteil haben. Aber obwohl wir bisher nur symbolisch tot sind, heißt es hier weiter:

Mit [Christus] seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten.

Die Taufe verbindet uns also nicht nur mit dem Tod Jesu, sondern auch mit seiner Auferstehung. Daran ist nichts Magisches. Hier wird kein esoterisches Ritual eines Mysterienspiels beschrieben. Nein, es geht um ein Wunder des Vertrauens: Wenn wir Gott so viel zutrauen, dass er stärker ist als der Tod, dann kann er nicht nur Jesus von den Toten erwecken, sondern auch unseren Tod überwinden. Und zwar doppelt: Er kann uns zum ewigen Leben erwecken, wenn wir einmal buchstäblich sterben. Seine Kraft kann uns aber auch schon hier aus dem Tod der Sünde auferstehen lassen. Im Kolosserbrief hört sich dieser Gedanke so an:

13 Und er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden.

Der Tod Jesu und seine Auferstehung werden also zum Bild für unsere Auferstehung aus der Sünde.

An zwei Stellen des letzten Verses stutze ich. Was soll die Bemerkung mit der Unbeschnittenheit? Ist das eine Kritik an den Juden? Nein, der Autor des Kolosserbriefs war selber Jude, und er schreibt seinen Brief an Nichtjuden. Ob Paulus ihn übrigens geschrieben hat, kann ich nicht genau sagen, vielleicht war es auch ein Schüler von Paulus. Jedenfalls will er wohl sagen: Ihr habt vor Gott nichts vorzuweisen. Ihr könnt nicht einmal wie ein Jude sagen: Wegen meiner Beschneidung gehöre ich zum Volk Gottes. Und trotzdem gehört ihr zu Gott. Wenn ihr getauft seid, ist alles, was euch von ihm trennt, begraben und vergessen. Die Sünde ist tot. Was euch tot macht, ist begraben.

Am Ende des Verses wechselt der Text plötzlich vom „Ihr“ zum „Wir“. Christus hat „uns alle Sünden vergeben“. Als ob man nicht beliebig lange nur von der Sünde der anderen sprechen könnte, ohne auch an die eigene Sünde und den eigenen Vergebungsbedarf zu denken. Und dann folgen noch weitere Bilder, in denen die Überwindung der Sünde veranschaulicht wird:

14 Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet.

Die Sünde wurde erst verglichen mit dem Tod. Jetzt wird sie verglichen mit dem Gerichtsvollzieher. Der klingelt an der Haustür und darf alles pfänden, was man nicht unbedingt zum Leben braucht. Zur Zeit der Bibel konnte man sogar selbst als Sklave verkauft werden, wenn man die Schuld nicht begleichen konnte. So ernst steht es mit uns, wenn unser Leben von Egoismus, von Gewalt, von Sünde geprägt ist. Wir sind sozusagen an die Sünde verkauft. Doch der Schuldschein, der gegen uns sprach, zählt nicht mehr. Der Gerichtsvollzieher klebt den Kuckuck an das Kreuz Jesu. Jesus steht für die Forderung ein, die wir nicht bezahlen können. Wiederum ist damit nicht etwas Magisches gemeint, als ob Gott es nötig hätte, seinen Sohn für unsere Sünden leiden und sterben zu lassen. Nein, das Wunder, das hier geschieht, besteht darin, dass Gott darauf verzichtet, seine Schulden bei uns einzutreiben. Er vergibt uns. Seine Forderungen an uns sind aufgehoben, wir sind frei. Von dieser Freiheit erzählt der Kolosserbrief am Ende wie von dem Triumphzug eines siegreichen Feldherren:

15 Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus.

Vielleicht gefällt uns dieses Bild der gedemütigten Machthaber nicht, die da nach dem verlorenen Krieg ohne ihre schmucken Uniformen und ohne Waffen öffentlich bloßgestellt werden. Allerdings handelt es sich hier nicht um Menschen, die ihre Würde verlieren, sondern gemeint sind die Mächte der Sünde, des Todes, der Hölle, also alles, was wir „dämonisch“ nennen und vor dem auch moderne Menschen häufig noch buchstäblich eine Heidenangst haben. Mit Gottvertrauen müssen wir keine Dämonen mehr fürchten. Im Vertrauen auf Vergebung muss uns die Sünde nicht mehr schrecken. Sind wir mit Christus durch die Taufe gestorben und im Glauben an die Kraft Gottes auferstanden, dann kann uns niemand in irgendeine Hölle verdammen. Jesus traut uns zu, ihm nachzufolgen, ein Leben im Gottvertrauen zu führen, Liebe zu üben und nach unseren Kräften Frieden zu schaffen. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Osterlied 116, 1+3+5: Er ist erstanden, Halleluja

Wir wenden uns im Gebet an Gott, und der Chor ruft nach den einzelnen Fürbitten den Herrn um Erbarmen an mit dem Gebetsruf „Kyrie eleison“ (789.6):

Für die Kinder, die uns anvertraut sind, insbesondere … und …, die wir heute getauft haben, dass wir ihnen gerecht werden, sie fördern in ihren Stärken und mit ihren Gaben, und ihnen gute Grenzen setzen, damit sie mit unserer Welt zurechtkommen und zur Liebe fähig sind, bitten wir dich Herr:

Kyrie, Kyrie eleison. Kyrie, Kyrie eleison.

Lass deinen Frieden unter uns erstrahlen und befreie uns in deiner Liebe, Herr. Dass wir Wege finden, die Güter der Erde besser unter allen Menschen zu teilen, dass wir Mut finden, Streit zu schlichten statt zu verstärken, dass wir Hoffnung gewinnen, indem wir gemeinsam auf dein Wort hören, bitten wir dich:

Kyrie, Kyrie eleison. Kyrie, Kyrie eleison.

Für alle, die im Exil leben müssen oder auf der Flucht sind, für alle Gefangenen und alle Opfer der Unterdrückung, für alle Leidgeprüften und Bedrückten, für alle, die Hilfe und Barmherzigkeit brauchen, bitten wir dich:

Kyrie, Kyrie eleison. Kyrie, Kyrie eleison.

Für uns, die wir hier versammelt sind, dass wir stets einander beistehen, dass wir, befreit von aller Schuld, Menschen des Vertrauens seien, bitten wir dich:

Kyrie, Kyrie eleison. Kyrie, Kyrie eleison.

Für Menschen, die um verstorbene Angehörige, Nachbarn und Freunde trauern, bitten wir dich um Trost und Begleitung, dass sie nicht allein sind auf dem Weg ihrer Trauer. Dass wir dankbar auf geschenkte Lebenszeit zurück- und vorausblicken können, bitten wir dich:

Kyrie, Kyrie eleison. Kyrie, Kyrie eleison.

Insbesondere beten wir für drei verstorbene Mitglieder unserer Paulusgemeinde, dass du sie aufnimmst in dein himmlisches Reich und dass sie bei dir in Ewigkeit nicht vergessen sind: Für … bitten wir dich:

Kyrie, Kyrie eleison. Kyrie, Kyrie eleison.

Was wir außerdem auf dem Herzen haben, vertrauen wir dir, Gott, in der Stille an.

Gebetsstille und Vater unser
Abkündigungen
Chor – Lied 789.7:

Bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ. Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, du treuer Gott. Bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ. Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, du treuer Gott.

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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