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Fest der Befreiung

Gott will Freiheit für Israel. Er duldet die Zustände im ägyptischen Sklavenhaus nicht mehr, wo menschliche Herrscher im Namen grausamer Götter andere Menschen unterdrücken. Jesus ruft auf zum aktiven Widerstand der Liebe gegen den Hass. Frei sind wir, wenn wir befreit werden von dem, was in uns selber böse ist, und frei werden zu Taten der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.

Abendmahl am Tisch am Gründonnerstag, 5. April 2007, um 19.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Abend, liebe Gemeinde!

Wir begrüßen alle herzlich zum Tischabendmahl am Gründonnerstag in der Pauluskirche! Gemeinsam feiern wir Gottesdienst, weil Gott in unserer Mitte ist, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

In einer Tischgemeinschaft vor den Altarstufen feiern wir Gottesdienst und empfangen das Heilige Abendmahl. Und im Anschluss an die gottesdienstliche Feier bleiben wir am gleichen Tisch in geselliger Runde sitzen und können uns an Grüner Soße satt essen.

Heute haben wir unsere gottesdienstliche Feier mit dem Abendmahl am Tisch unter das Thema: „Fest der Befreiung“ gestellt.

Befreiung ist allerdings ein vieldeutiges Wort. Wir werden darüber nachdenken, was wir eigentlich meinen, wenn wir uns frei oder eben nicht frei fühlen, wenn wir Befreiung erhoffen und von woher wir sie erhoffen. Zum Einstieg in das Thema singen wir das Lied 360 nach der zweiten Melodie von Hans Rudolf Siemoneit, einen Kantor, den ich in den 60er Jahren selber in Westfalen kennengelernt habe:

Die ganze Welt hast du uns überlassen

Gott schenkt Freiheit. Aber Menschen können ihre Freiheit aufs Spiel setzen. Ihre eigene und auch die Freiheit anderer Menschen. Uns selbst versklaven wir durch Abhängigkeiten und üble Angewohnheiten. Uns selbst und zugleich anderen rauben wir die Freiheit durch egoistisches Kreisen um uns selbst, durch Rücksichtslosigkeit und schlichte Gedankenlosigkeit. Vielleicht fühlen wir uns frei und merken gar nicht, dass wir auf Kosten der Freiheit anderer Menschen leben.

Für das Volk Israel war das Thema der Befreiung immer sehr wichtig. Es ist ja aus einem Familienverband zu einem Volk erst in Ägypten geworden, als es dort in der Sklaverei lebte. Und es hat seinen Gott, den Einen Gott des Himmels und der Erde, erst richtig kennengelernt, als dieser Gott die Israeliten durch Mose aus dem Sklavenhaus herausführte. Gegen das Volk der Ägypter als solches hat die Bibel nichts. Hagar zum Beispiel, die eine der beiden Frauen Abrahams, ist eine Ägypterin, und sie ist die erste Frau, die der Gott Israels persönlich durch seinen Engel anspricht. Die Bibel ist gegen „ägyptische Verhältnisse“ wie damals zur Zeit des Mose, wo die einen Menschen andere Menschen ausbeuten, demütigen und ihnen Gewalt antun.

Mose im Korb zwischen dem Schilf auf dem Nil
In einem Körbchen auf dem Nil wird Mose ausgesetzt und gerettet (Bild: PrawnyPixabay)

Im ägyptischen Pharaonenreich zählt vor den Herrschern, die sich als Götter auf Erden aufspielen, nicht einmal der einfache Ägypter sehr viel. Ein fremdes Volk wie die Israeliten steht am untersten Ende der sozialen Hackordnung, und zur Zeit des Mose ist es so weit gekommen, dass der Pharao auf brutale Gewaltmethoden zurückgreift, um die Unterdrückung der Hebräer, wie sie in Ägypten genannt werden, aufrechtzuerhalten. Es wird angeordnet, die kleinen Jungen der Israeliten schon als Babies zu töten. Mose entkommt diesem Kindermord nur dadurch, dass die hebräischen Hebammen Widerstand leisteten und die kleinen Jungen heimlich verstecken, und als das nicht mehr möglich ist, erlebt Mose eine glückliche Fügung: die Tochter des Pharao findet das in einem Weidenkorb auf dem Nil ausgesetzte Kind und nimmt es in ihre Obhut.

Als die Zwangsarbeit beim Ziegelbrennen, beim Bau der Paläste und vielleicht auch bei der Errichtung der Pyramiden ins Unerträgliche verschärft wird, tritt Mose als Prophet Gottes auf. Von Gott selbst weiß er sich beauftragt: „Führe mein Volk aus der Sklaverei in die Freiheit!“

Mose hat sich allerdings nicht gerade als Freiwilliger für diese Aufgabe gemeldet. Gott muss ihm sehr gut zureden, doch am Ende ist Mose, gemeinsam mit seinem Bruder Aaron, ein zuverlässiger Anführer des Volkes auf dem Weg in die Freiheit.

Wir singen das Lied „Geh nun, Mose!“ nach dem Spiritual: „Go Down, Moses!“

1. Als Israel in Ägypten war: Lass mein Volk doch gehn! In Angst sie lebten Jahr um Jahr. Lass mein Volk doch gehn!

R: Geh nun, Mose, geh nach Ägyptenland! Sag dem Pharao: Lass mein Volk doch gehn!

2. Im Feuerbusch hört Mose Gott: Lass mein Volk doch gehn! Ich bin bei dir in Angst und Not. Lass mein Volk doch gehn! (R)

3. Zieh hin mit Frau und Mann und Kind: Lass mein Volk doch gehn! Ins Land, wo Milch und Honig sind. Lass mein Volk doch gehn. (R)

Leicht ist es nicht, dem diktatorisch regierenden Pharao die Macht über das Sklavenvolk der Israeliten zu entreißen. Das kostet Mut, das ist eine schwere Zeit für alle. Zehn Plagen schickt Gott über das Volk der Ägypter, bis der Pharao endlich das Signal gibt: „Haut endlich ab, bevor wir noch mehr Unglück durch euch erleben!“

Das geschieht in der Nacht, in der die letzte, die zehnte, die schlimmste Plage Gottes über die Ägypter hereinbricht. Jetzt sind es die erstgeborenen Söhne der Ägypter, der Nachwuchs des Herrenvolkes, die durch ein geheimnisvolles Geschehen hinweggerafft werden. Der junge Mose hatte sich vor langer Zeit zur Gewalt gegen einen brutalen ägyptischen Sklaventreiber hinreißen lassen. Der alte Mose ruft nicht zum Befreiungsterror auf, aber er sagt an, dass Gott auf Dauer nicht den Terror der Verhältnisse duldet. Gott selber greift auf furchtbare Weise ein in dieser Nacht.

Von dieser Nacht handelt unser Predigttext für den heutigen Gründonnerstag. Die Israeliten machen sich in aller Eile, fluchtartig, auf den Weg in die Freiheit. Und für diesen Aufbruch bekommen sie von Gott die folgende Anweisung. Sie steht im 2. Buch Mose – Exodus 12:

1 Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron in Ägyptenland:

3 Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus.

4 Wenn aber in einem Hause für ein Lamm zu wenige sind, so nehme er’s mit seinem Nachbarn, der seinem Hause am nächsten wohnt, bis es so viele sind, dass sie das Lamm aufessen können.

6 Ihr sollt es verwahren bis zum vierzehnten Tag des Monats. Da soll es die ganze Gemeinde Israel schlachten gegen Abend.

7 Und sie sollen von seinem Blut nehmen und beide Pfosten an der Tür und die obere Schwelle damit bestreichen an den Häusern, in denen sie’s essen,

8 und sollen das Fleisch essen in derselben Nacht, am Feuer gebraten, und ungesäuertes Brot dazu, und sollen es mit bitteren Kräutern essen.

11 So sollt ihr’s aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt es essen als die, die hinwegeilen; es ist des HERRN Passa.

12 Denn ich will in derselben Nacht durch Ägyptenland gehen und alle Erstgeburt schlagen in Ägyptenland unter Mensch und Vieh und will Strafgericht halten über alle Götter der Ägypter, ich, der HERR.

13 Dann aber soll das Blut euer Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid: Wo ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen, und die Plage soll euch nicht widerfahren, die das Verderben bringt, wenn ich Ägyptenland schlage.

14 Ihr sollt diesen Tag als Gedenktag haben und sollt ihn feiern als ein Fest für den HERRN, ihr und alle eure Nachkommen, als ewige Ordnung.

Bis heute halten sich Juden, die ihre Überlieferungen ernst nehmen, an diese Anweisungen. Beim Passafest gibt es bittere Kräuter zur Erinnerung an unerträgliche Zeiten. Es gibt ungesäuertes Brot zur Erinnerung an die Eile des Aufbruchs. Und es gibt gebratenes Lamm, denn das Blut des Lammes an den Türpfosten bedeutet die Rettung für die erstgeborenen Söhne, die in diesem Haus wohnen.

Das mit dem Blut klingt grausam. Aber schauen wir genau hin. Der Engel des Herrn will Blut sehen, aber nicht im Sinne eines blindwütigen Blutrausches. Er will das Blut der Lämmer an den Türpfosten sehen zum Zeichen, das hier eine Familie wohnt, die in die Freiheit ziehen will. Er gibt denen eine Chance, die auf die Stimme Gottes hören. Dass es auch Ägypter gegeben haben muss, die diese Chance genutzt haben, zeigt der kleine Vers in Exodus 12, 38:

38 Und es zog auch mit ihnen viel fremdes Volk, dazu Schafe und Rinder, sehr viel Vieh.

Aber ist Gott hier nicht doch der grausam rächende Gott, wenn er die ägyptischen Erstgeborenen tötet, überall da, wo kein Lämmerblut am Türpfosten zu sehen ist? Das ist für uns als Christen, die Jesu Worte der Feindesliebe gewohnt sind, schwer nachzuvollziehen. Aber eins sollte klar sein: Gott handelt hier nicht als ein im kleinlichen Sinn eifersüchtig auf seine eigenen Rechte bedachter Gott. Er hält Strafgericht über ein Volk, in dem menschliche Herrscher sich selber zu Göttern machen und im Namen grausamer Götter anderen Menschen ihre Freiheit nehmen. Gott will die Freiheit für sein Volk, darum gibt es einen Zeitpunkt, ab dem er die Zustände im ägyptischen Sklavenhaus nicht mehr duldet. Ähnlich wie beim Fall der Mauer in Deutschland, wie beim Ende der Apartheid in Südafrika gibt es eine Wende, die nicht einfach durch menschlich geplante Politik herbeizuführen ist. Gott selbst schafft seinem Volk die Gelegenheit zum Aufbruch in die Freiheit.

In dieser Nacht, noch in Ägypten, feiert Israel schon das Fest der Befreiung. Jedes Jahr feiern es die Juden neu, weil sie bis heute auf die endgültige Befreiung von Ungerechtigkeit und Unfrieden hoffen.

Wir singen das Lied vom Fest der Befreiung, Strophe 1. Ich singe den Kehrvers einmal vor, beim zweiten Mal singen Sie ihn bitte mit; die Strophe singe ich allein (Üben!):
Andere Lieder wollen wir singen, feiern das Fest der Befreiung

Über tausend Jahre nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten feiert Jesus das Passamahl mit seinen Freundinnen und Freunden, mit denen, die auch zu seiner Zeit auf Befreiung hoffen. Ja, damals hatte Israel die Freiheit aus den ägyptischen Verhältnissen errungen. Gott hatte dem Volk die Tora gegeben, gute Gebote, um in Freiheit leben zu können und sie zu bewahren. Aber dann gab es doch wieder ägyptische Verhältnisse, sogar im Land Israel selbst. Gott verwöhnte sein Volk nicht, drückte kein Auge zu; Strafgerichte erlebte auch Israel, wenn es im eigenen Land ägyptische Verhältnisse des Unrechts zuließ.

Zur Zeit Jesu ist Israel schon längst kein eigenständiger Staat mehr. Rom ist das neue Ägypten, das alle Welt unter seiner eisernen Knute zusammenhält. Wie soll jetzt ein neuer Auszug aus Ägypten möglich sein? Die ganze Welt ist ein Sklavenhaus geworden. Zur Zeit Jesu rufen daher die Zeloten, jüdische Freiheitskämpfer, zum bewaffneten Kampf gegen Rom auf. Sie überlassen nicht Gott die Rache und das Eingreifen, wie es Mose und Aaron getan hatten, sondern greifen selbst zu den Waffen. Das Ergebnis ist katastrophal: Der Tempel in Jerusalem wird zerstört, viele Juden werden in alle Welt zerstreut.

Und Jesus? Nimmt er tatenlos hin, dass Menschen in seinem Volk gedemütigt und ausgebeutet werden, dass Gottes Gebote von den heidnischen römischen Götzendienern mit Füßen getreten werden? Ein Zelot ist Jesus nicht. Aber er ruft dennoch zu einem besonderen Widerstand auf, zum aktiven Widerstand der Liebe gegen den Hass. Nur so ist in seinen Augen Befreiung möglich: Wenn wir befreit werden von dem, was in uns selber böse ist. Wir müssen uns dem Böse-Sein und Böses-Tun verweigern. Frei sind wir dann, wenn wir befreit werden zu Taten der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, der Liebe und des Friedens.

Als Jesus mit seinen Freundinnen und Freunden zum letzten Abendmahl zusammensitzt, feiert er das Passa mit ihnen anders als sonst. Hören Sie die Einsetzungsworte Jesu zum Abendmahl heute einmal in gesungener Form. An den Stellen, die mit „Alle“ gekennzeichnet sind, bitte ich Sie alle mitzusingen. Unmittelbar im Anschluss an die Einsetzungsworte singen wir die zweite Strophe des Liedes „Ein Fest der Befreiung“:

Er nahm am Abend, bevor er zum Leiden ging…
Andere Lieder wollen wir singen, feiern das Fest der Befreiung

Ist das Abendmahl weniger grausam, weniger blutrünstig als das Passamahl der Juden? Auch im Abendmahl geht es um Tod und Leben, an dem wir selber teilnehmen. In gewisser Weise geht es auch im Abendmahl um Blut, das an einen Pfosten, an einen Pfahl, nämlich an ein Kreuz gestrichen wird, damit der Engel des Todes an uns vorübergeht: Hier ist es nicht das Blut von geschlachteten Lämmern, sondern das Blut Jesu, das er am Kreuz vergießt. Jesus ist das Lamm, das an unserer Stelle getötet wird, damit wir vor der Macht des Todes gerettet werden.

Gemeinsam beten wir vor dem Abendmahl das Gebet Jesu um das Kommen seines Reiches, in dem Friede herrscht statt Krieg, Vergebung statt Rache, Liebe statt Hass, Sattwerden statt Hungern, Ermutigung statt Demütigung:

Vater unser

Nehmt und gebt weiter, was euch geschenkt ist – das Brot des lebendigen Leibes der Liebe Gottes. Schmeckt den Geschmack der Befreiung zum Vertrauen, zur Liebe, zur Hoffnung, zum Leben!

Herumreichen des Korbs

Empfangt den Kelch und trinkt ihn aus, so wie Jesus den Kelch des Leidens austrinken musste bis auf den Grund. Spürt, wie euer Durst nach Vergebung gestillt wird, wie euer Leben durch Christus neu werden kann. Erfahrt das Heilige Abendmahl als Weg zum Herzen Gottes!

Austeilen der Kelche

Wenn euch nun [Jesus Christus,] der Sohn [Gottes,] frei macht, so seid ihr wirklich frei. (Johannes 8, 36)

Wir singen die dritte Strophe aus dem Lied vom „Fest der Befreiung“:

Andere Lieder wollen wir singen, feiern das Fest der Befreiung

Wir haben das Abendmahl gefeiert, haben uns mit hineinnehmen lassen in das Fest der Befreiung, wie es das Volk Israel und wie es Jesus gefeiert hat. Aber dieses Fest der Befreiung wurde schon damals nicht nach dem Ende der Befreiung gefeiert, sondern noch mitten in Ägypten, mitten im Leiden Jesu. Der Durchzug durch das Rote Meer, durch die Wüste, die Bewährung im Befolgen der Gebote Gottes stand dem Volk Israel noch bevor. Das Kreuz stand Jesus noch bevor. Und so ist auch für uns das Abendmahl kein Fest, um die Hände in den Schoß zu legen und zu sagen: Alles ist bereits in Ordnung. Nein, das Abendmahl setzt uns in Bewegung, versetzt uns in die Lage, frei zu vertrauen, frei zu lieben, in Freiheit neue Schritte zu gehen. Ein Fest der Befreiung dürfen wir feiern, wenn wir uns auf einem Weg der Befreiung geführt wissen.

Dabei ist unsere Freiheit durch zweierlei bestimmt:

  • Erstens: Nicht derjenige ist der freieste Mensch, der alles haben will und haben kann. Ein Mensch, der mit wenig zufrieden sein kann, ist freier und glücklicher.
  • Und zweitens: Es gibt Umstände, unter denen Menschen kaum zu ihrer freien Entfaltung kommen können, zum Beispiel wenn ihr Lebensunterhalt nicht gesichert ist, wenn sie in der Familie Gewalt und Angst erleben. Auf einem Weg der Befreiung zu gehen, heißt auch, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass Menschen aus „ägyptischen Verhältnissen“ befreit werden. Unser Gott würde zu einem Götzen, wenn wir unter Berufung auf ihn sagen würden, dass uns die Ungerechtigkeit dieser Welt nichts anginge.

Im „Team halb 6“ haben wir überlegt, wo wir in ägyptischen oder römischen Verhältnissen leben wie Israel und Jesus damals.

Wir haben an die Nachrichten gedacht, die wir täglich hören. Entführungen, Geiselnahmen in den Krisengebieten der Welt, Afghanistan, Iran, Russland. Konflikte wie damals zwischen Israeliten und Ägyptern sind noch heute an der Tagesordnung. Wenn wir Angst vor Überfremdung haben, führt diese Angst oft dazu, dass wir versuchen, die anderen zu überfremden, zur Anpassung zu zwingen oder auszugrenzen. Hier in unserem Stadtteil sind wir auf einem guten Weg, wenn wir im Stadtteilbeirat oder im Trägerverbund mit Menschen aller Kulturen und Religionen, die hier leben, zusammensitzen und zum Wohl der Nordstadt zusammenarbeiten.

Wir haben noch an andere Nachrichten gedacht. Da wird ein neugeborenes Baby einfach aus dem Fenster geworfen. Kinder werden vernachlässigt, misshandelt und missbraucht. Weil sie ihr Zimmer nicht aufgeräumt haben, setzen Eltern ihre 4 und 7 Jahre alten Kinder im Wald aus, als wollten sie die grausamen Erziehungsmethoden aus dem Märchen „Hänsel und Gretel“ wahr machen.

Wichtig ist, nicht einfach zu sagen: „Wie schrecklich!“ Wir haben auf der Seite der Opfer zu sein. Bei uns in den Gemeinderäumen müssen gequälte und belastete Menschen einen geschützten Ort finden, an dem sie sich gut aufgehoben fühlen und vielleicht auch einmal aussprechen können, wenn sie dazu den Mut finden.

Um unsere Kinder zu schützen, brauchen sie ein Selbstbewusstsein, das im Gefühl der Geborgenheit wurzelt. Dann muss aus Selbstgefühl auch kein Egoismus werden. Denn Selbstbewusstsein ohne Verantwortungsbewusstsein würde zu einer Ellbogenmentalität führen. Auch Kinder brauchen Freiheit, aber eine Freiheit mit Grenzen, weil sonst die Freiheit der anderen Menschen in Gefahr ist.

Was können wir als Paulusgemeinde tun? Wir dürfen nicht die Angebote für Kinder aufgeben, auch nicht die offenen Treffs, in denen scheinbar nicht viel Kirchliches gemacht wird. Manche Kinder, die sonst den ganzen Tag auf der Straße spielen, kämen gern noch öfter in die Räume unserer Gemeinde.

Wer heute die Familie wertschätzen und stützen will, muss auch neue Wege beschreiten. Mit unserem Kindergarten beteiligen wir uns bereits daran, dass Eltern bei der Betreuung ihrer Kinder Hilfe erfahren. Betreuungsplätze auch für Kinder unter drei Jahren sind notwendig, das hat nichts mit Staatsideologien zu tun wie früher in der DDR. Viele Mütter können gar nicht anders, sie müssen arbeiten gehen, weil sonst der Unterhalt der Familie nicht gewährleistet wäre. Der Kontakt zu einer Krabbelstube hilft vielen jungen Eltern, die Erziehungsaufgabe zu Hause besser zu bewältigen.

Was noch mehr über Freiheit zu sagen wäre, davon singen wir jetzt das Lied „Jesus der Menschensohn“. Bitte singen Sie den Refrain, ich singe die Strophen:
Jesus, der Menschensohn, kam nicht, sich bedienen zu lassen

Lasst uns beten.

Gott, schenk uns innere Freiheit: Geborgenheit im Vertrauen zu dir, Mut zur Überwindung unserer Ängste, Zufriedenheit mit dem, was uns geschenkt ist.

Gott, lass uns kämpfen für äußere Freiheit, vor allem dafür, dass unsere eigene Freiheit nicht die Freiheit anderer einschränkt. Öffne unsere Augen für die Möglichkeiten, die wir haben, um Menschen zu helfen, die gefangen sind in unwürdigen Verhältnissen und Abhängigkeiten.

Gott, lass uns in Freiheit und Frieden miteinander leben, hier in der Gemeinde, im Stadtteil, aber auch in unserem Land und in der weltweiten Gemeinschaft. Lass uns unseren Teil dazu beitragen, dass unser reiches Land einen Beitrag zur Gerechtigkeit in der Welt leistet. Denn Friede und Freiheit sind Früchte der Gerechtigkeit. Amen.

Wir singen das letzte Lied:
Wir wünschen, Herr, dass jedes Kind auf der Welt, dass jedes Kind lachen kann

Vor dem Grüne-Soße-Essen seid gesegnet:

Unser Herr Jesus Christus, geboren von der Jungfrau Maria, segne dich und behüte dich. Der Gott Abrahams und Saras lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Die heilige Geistkraft erfülle dich mit Gottvertrauen und Liebe und gebe dir Gottes Frieden. Amen.

Grüne-Soße-Essen

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