Johannes befreiungs­theologisch auslegen!

Seit dem Sommer 2020 beschäftige ich mich intensiv mit dem Johannesevangelium. Hier finden Sie eine Liste meiner Beiträge, die sich um die Frage drehen, ob das vierte Evangelium trotz seiner jüdischen Prägung zutiefst judenfeindlich ist. Ich sehe das anders: Der Evangelist Johannes streitet als Jude mit andersdenkenden Juden darüber, ob Jesus der Messias ist, der Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden herbeiführen …

Christus und Caesar

Eine politische Auslegung des Johannesevangeliums, kritisch gelesen.

Nach Lance Byron Richey steht Jesus im Johannesevangelium bewusst den politischen und theologischen Ansprüchen der Römischen Reichsideologie entgegen, so dass eine Entscheidung zwischen Christus und Caesar getroffen werden muss. Leider begreift Richey Jesu messianisches Königtum nicht von der jüdischen Tora her als den Prozess der Befreiung Israels und der Überwindung der Römischen Weltordnung.

Christ and Caesar

A Political Interpretation of the Gospel of John, Critically Recounted.

According to Lance Byron Richey, Jesus as the Son of God in John’s Gospel is set against all political-theological claims of Roman Imperial Ideology. Unfortunately, Richey does not conceive of Jesus’ Messianic kingship from the Jewish Torah as the process of liberating Israel and overcoming the Roman world order.

Christliches Heil für alle Völker oder weltweite Befreiung?

Johannes Beutler vertritt die unter Christen übliche Auffassung, dass Jesus nach dem Johannesevangelium das ewige Heil im Himmel für alle Völker bewirkt hat. Unter Berufung auf Ton Veerkamp ziehe ich in Erwägung, dass der Messias Jesus durch seinen Tod am Kreuz stattdessen Israels Versklavung unter diese Weltordnung überwindet. Sein Ziel ist also Befreiung auf dieser Erde unter dem Himmel Gottes!

Übersehene Perspektiven im Johannesevangelium

„Das Johannesevangelium heute lesen“ – dazu lädt Michael Heymel sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene ein. Leider übersieht seine Einführung in die gegenwärtige Johannes-Auslegung die Möglichkeit, das vierte Evangelium befreiungstheologisch zu begreifen, nämlich in seinem Blick auf Israels Wiederherstellung und seine Befreiung von der römischen Weltordnung. Eine solche alternative Johannes-Lektüre hat der im Jahr 2022 verstorbene biblische Theologe Ton Veerkamp vorgelegt.

Wer ist Jesus nach dem Johannesevangelium?

Jesus wird im vierten Evangelium auf sehr unterschiedliche Weise benannt und charakterisiert, als Prophet und König, Wort und Brot, Menschensohn und Sohn Gottes. Sogar mit Gott selbst scheint Jesus sich gleichzusetzen. Günter Reims „Studien zum alttestamentlichen Hintergrund des Johannesevangeliums“ verwende ich, um der Frage nachzugehen, wie eine ganze Reihe dieser Hoheitstitel Jesu zu verstehen sind.

Ironische Glaubensgewissheit im Johannesevangelium?

Jesu Gesprächspartner im vierten Evangelium reagieren oft mit Missverständnissen auf seine Worte. Liegt das an einer Ironie, mit der Jesus ihr irdisches Denken und ihre Blindheit für seine Herkunft von Gott kritisiert? Dürfen Christen, weil sie ja schon wissen, dass Jesus auferstanden und zum Vater im Himmel aufgefahren ist, ironisch auf Menschen herabblicken, die nicht an Jesus glauben können?

Jenseitskosmologie oder Überwindung der Weltordnung?

Besprechung des Buches von Adele Reinhartz „Das Wort in der Welt“ über die kosmologische Erzählung im vierten Evangelium.

Die in diesem Buch vertretene Lektüre des Johannesevangeliums entspricht dessen seit dem 2. Jahrhundert üblichen heidenchristlichen, jenseitsorientierten Verständnis. Aber war nicht Johannes fest verwurzelt in den Heiligen Schriften der Juden und verkündete einen Messias Jesus, der durch Solidarität die Römische Weltordnung überwindet?

Exodus aus Elam am Persischen Golf – nicht aus Ägypten

Konrad Bauersachs behauptet: Das Volk Israel kam nicht vom Nil zum Jordan, sondern Nachkommen Abrahams, die als Nomaden östlich des Tigris lebten und im Land Elam Fronarbeiter wurden, flohen quer durch die Wüste Arabiens zu den Ebenen Moabs am Fluss Arnon. Offen bleibt aber die Frage, wie die Überlieferungen dieser Exodus-Familien in die Bibel gelangt sein sollen.

Doing Justice to Caiaphas the High Priest

Caiaphas plays an important role in the Christian passion story as the high priest who hands Jesus over to the Roman governor Pilate for crucifixion. Adele Reinhartz analyzes how his character has been portrayed through the centuries, mostly as the abhorrent distorted image of a Jew. I ask whether Ton Veerkamp’s interpretation of the Gospel of John does him justice.