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Gottes Geduld will an uns arbeiten

Manchmal lasse ich mir Geduld schenken. Dann atme ich auf und spüre, dass Geduld nicht meine eigene Leistung ist. Dann habe ich auf einmal mehr Geduld mit mir selbst – und mit anderen. Aber miteinander Geduld haben heißt nicht, dass es nie Auseinandersetzungen geben darf. Sondern dass wir einander annehmen, auch wenn wir verschieden leben und denken.

Ein Hirte sitzt mit Palmenzweig in der Hand zwischen grünen Bäumen, ein Schaf stützt die Vorderbeine auf seinen Schoß, darüber steht das Wort "patientia" - "Geduld"
Das Bild eines Hirten an einem Hildesheimer Fachwerkhaus will Geduld lehren (Bild: falcoPixabay)
direkt-predigtGottesdienst am 3. Sonntag im Advent, den 12. Dezember 1999, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Begrüßung
Kirchenchor: Macht hoch die Tür
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir hören Worte aus der Bibel, alte Worte des Propheten Jesaja (Jesaja 40), zweieinhalbtausend Jahre alt. Es sind Worte, die einen Weg bereiten; Worte, die Hoffnung wecken; Worte aus ferner Vergangenheit, die Zukunft öffnen:

3 Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott!

4 Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden;

5 denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat’s geredet.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

6 Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde.

7 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk!

8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

1 Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott.

2 Redet mit der Stadt Jerusalem freundlich und prediget ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat doppelte Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle ihre Sünden.

9 (Und die Stadt Jerusalem soll den anderen jüdischen Städten sagen:) Siehe, da ist euer Gott;

10 siehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her.

11 Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, die alten Worte des Propheten Jesaja – sind es leere Worte oder sagen sie uns noch heute etwas? Haben wir etwas von dir zu erwarten, wenn du kommst?

Gott, komm zu uns mit Worten, die ewig gültig bleiben! Befreie auch uns von Druck und Zwang! Öffne uns den Weg zur Vergebung unserer Schuld! Und lass uns Trost und Geborgenheit erfahren! Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Die Kinder gehen nun mit der Kindergottesdienst-Kerze nach unten – die Konfirmanden bleiben oben, denn ihr wollt bei eurer Konfirmation als mündige erwachsene Gemeindeglieder anerkannt werden. Und ich traue euch zu, dass ihr euch hier oben im Gottesdienst an ein paar übliche Regeln haltet. Eine neue Regel ist, dass die Konfirmanden grundsätzlich hier vorn sitzen – oder bei ihren Eltern, wenn die Eltern auch hier sind. Eine ganz alte Regel ist, dass Männer und Jungen im Gottesdienst keinen Hut und keine Kappe aufbehalten. Wenn ihr wissen wollt, warum manche Frauen im Gottesdienst einen Hut tragen, fragt mich später.

Und wenn einige von euch im Gottesdienst ein Machtspiel mit uns Pfarrern treiben möchten – wer ist stärker – auf die Pfarrer brauche ich nicht zu hören, die trauen sich ja doch nicht, uns rauszuwerfen – denen sage ich ganz ernst und klar: Wer Regeln nicht einhält, wer auf andere Gottesdienstteilnehmer keine Rücksicht nimmt und wer absolutes Desinteresse am Gottesdienst zeigt, der stellt seine Konfirmation im nächsten Jahr in Frage. Nachher werde ich in der Predigt etwas über Geduld sagen. Geduld ist sehr wichtig, und ich habe gern Geduld auch mit Konfirmanden, aber manchmal ist Geduld auch fehl am Platz. Ich hoffe, das war deutlich genug und wir verstehen uns. Ich möchte als Pfarrer von euch genauso respektiert werden, wie ihr das von mir erwartet.

Das war nötig, damit wir jetzt weiter gemeinsam Gottesdienst feiern können.

Wir stimmen uns weiter auf das Thema der Predigt ein, indem wir jetzt gemeinsam das Adventslied Nr. 10 singen. Nach jeder einzelnen Strophe singt der Kirchenchor allein den Liedvers 21:

1) Mit Ernst, o Menschenkinder, das Herz in euch bestellt, bald wird das Heil der Sünder, der wunderstarke Held, den Gott aus Gnad allein der Welt zum Licht und Leben versprochen hat zu geben, bei allen kehren ein.

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht, weil sich eure Erlösung naht.

2) Bereitet doch fein tüchtig den Weg dem großen Gast; macht seine Steige richtig, lasst alles, was er hasst; macht alle Bahnen recht, die Tal lasst sein erhöhet, macht niedrig, was hoch stehet, was krumm ist, gleich und schlicht.

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht, weil sich eure Erlösung naht.

3) Ein Herz, das Demut liebet, bei Gott am höchsten steht; ein Herz, das Hochmut übet, mit Angst zugrunde geht; ein Herz, das richtig ist und folget Gottes Leiten, das kann sich recht bereiten, zu dem kommt Jesus Christ.

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht, weil sich eure Erlösung naht.

4) Ach mache du mich Armen zu dieser heilgen Zeit aus Güte und Erbarmen, Herr Jesu, selbst bereit. Zieh in mein Herz hinein vom Stall und von der Krippen, so werden Herz und Lippen dir allzeit dankbar sein.

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht, weil sich eure Erlösung naht.

Wir hören Worte des Paulus aus seinem Brief an die Römer 15, 4-13, das ist der Text zur Predigt:

4 Was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.

5 Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß,

6 damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus.

7 Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.

8 Denn ich sage: Christus ist ein Diener der Juden geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind;

9 die Heiden aber sollen Gott loben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht: »Darum will ich dich loben unter den Heiden und deinem Namen singen.«

10 Und wiederum heißt es: »Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!«

11 Und wiederum: »Lobet den Herrn, alle Heiden, und preist ihn, alle Völker!«

12 Und wiederum spricht Jesaja: »Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais und wird aufstehen, um zu herrschen über die Heiden; auf den werden die Heiden hoffen.«

13 Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des heiligen Geistes.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Wir singen nun aus dem Lied Nr. 7 die ersten 4 Strophen:

1) O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf, reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für.

2) O Gott, ein‘ Tau vom Himmel gieß, im Tau herab, o Heiland, fließ. Ihr Wolken, brecht und regnet aus den König über Jakobs Haus.

3) O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd, dass Berg und Tal grün alles werd. O Erd, herfür dies Blümlein bring, o Heiland, aus der Erden spring.

4) Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde! „Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt?“ So fragt das Adventslied, das wir eben gesungen haben, sehnsüchtig nach Jesus.

Ist Jesus der Trost für alle Welt, ist Jesus die Hoffnung für alle Menschen? Kann ein einzelner Mensch solchen Erwartungen gerecht werden?

Dafür spricht, dass jedes Jahr Weihnachten gefeiert wird, dass sogar unsere Zeitrechnung davon ausgeht: Jesus ist der Dreh- und Angelpunkt der Welt, auch 2000 Jahre nach seiner Geburt. Aber für viele sind das reine Äußerlichkeiten. Die meisten wollen nicht allzu fromm sein und können sich gar nicht vorstellen, wie Jesus für uns heute eine Hoffnung und ein Trost sein kann.

Der Apostel Paulus macht es uns nicht ganz leicht, denn er meint: Das ist eine Frage, über die man gründlich nachdenken muss. Hier gibt es etwas zu lernen. Er sagt, was in der Bibel steht, schon in der alten Bibel der Juden, das ist „uns zur Lehre geschrieben“. Nun ist das mit dem Lernen so eine Sache. Für viele Schüler ist Lernen nur ein anderes Wort für Langeweile. Lernen kann ja auch anstrengend sein, weil ich meine Ohren und mein Gehirn benutzen muss. Und wenn ich dann nicht einsehe, warum ich überhaupt etwas lernen soll, oder wenn ich mich überfordert fühle, dann schalte ich ab – und Langeweile stellt sich ein.

Frage an Paulus: Was sollen wir denn davon haben, dass wir etwas aus der Bibel lernen? Er antwortet: „damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.“ Die Bibel ist ein Trostbuch, und wer sich geduldig mit ihr beschäftigt, gewinnt Hoffnung.

Es geht ihm also nicht darum, möglichst viel aus der Bibel auswendig zu lernen, sondern die Bibel soll helfen, ein anderes Lernziel zu erreichen: das Lernziel „Hoffnung“.

Wer braucht überhaupt Hoffnung? Natürlich Menschen, denen es schlecht geht. Wer krank ist, möchte auf Heilung hoffen. Wer Unrecht erlitten hat, auf Gerechtigkeit. Wer niemals geliebt wurde, auf Liebe. Und auch wer sterben muss, könnte trotz allem hoffen – entweder auf das Wunder, doch noch einmal davonzukommen, oder auf das andere Wunder, dass es noch mehr gibt als dieses arme, bescheidene Leben…

Hoffnung ist einerseits die selbstverständlichste Sache von der Welt. Die meisten Menschen hören nie auf zu hoffen. Sterbende klammern sich bis zuletzt am Leben fest. In der Ehe Gescheiterte versuchen es auch noch ein drittes, viertes Mal. Doch auf der anderen Seite steht für viele die Erfahrung, trotzdem immer wieder enttäuscht zu werden, auch beim dritten oder vierten Mal an den falschen Partner zu geraten, am Schluss doch den Kampf gegen die Krankheit zu verlieren. Und manche wissen vielleicht gar nicht, worauf sie hoffen könnten, weil sie nie gespürt haben, worauf sich zu hoffen lohnt. Wer niemals einfach so angenommen wurde, wie er ist, der kann nicht wissen, wie es ist, geliebt zu sein ohne Vorbedingungen.

Hoffnung fängt deshalb bei Paulus nicht mit einer menschlichen Leistung an, sondern mit einem Geschenk Gottes:

5 Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß,

6 damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus.

Wenn Hoffnung mit Geduld anfängt, ist es gut zu wissen, dass Gott ein Gott der Geduld ist.

Ich bin manchmal ungeduldig mit mir selbst – dann neige ich dazu, depressiv zu werden. Ich will mehr als ich leisten kann, ich versuche Unmögliches zu bewerkstelligen, zum Beispiel in der sechsten Reli-Stunde noch Interesse für schwierige Fragen zu wecken, ich übersehe naheliegende ganz einfache Dinge, wie zum Beispiel die Fragen, die mir Schüler im Unterricht so nebenbei stellen und die manchmal viel wichtiger sind als meine vorbereiteten Unterrichtsinhalte.

Manchmal schaffe ich es, mir Geduld schenken zu lassen. Dann atme ich auf und spüre, dass Geduld nicht meine eigene Leistung ist, sondern ein Geschenk von Gott. Dann habe ich auf einmal mehr Geduld mit mir selbst – und mit anderen.

Geduld haben heißt: Warten können. Es muss nicht alles gleich heute passieren. Es kann dauern, bis ich herausfinde, warum ein Schüler absolut nicht dazu fähig ist, sich zu konzentrieren und warum er immer wieder den Unterricht stört. Und dann bewirkt vielleicht ein Gespräch unter vier Augen mit ihm oder seinen Eltern mehr als der ständige Kampf im Klassenzimmer.

Oder wenn mich ein persönliches Problem belastet – eine Schuld, eine unerklärliche Angst, ein zwanghaftes Verhalten: Es kann lange dauern, bis ich es in einer Reihe von Gesprächen geklärt habe. Es kann noch länger dauern, bis ich die Freiheit finde, mich zu ändern – ich will zwar anders sein, habe aber zugleich Angst davor.

Auch der Weg zu einem wirklich gefestigten Glauben kann lange dauern, vielleicht ein ganzes Leben lang. Glaube will immer wieder neu bewährt sein.

Wer sich aber auf einen solchen Weg der Geduld einlässt, wer Gottes Geduld an sich selber arbeiten lässt, der wird von Gott auch das folgende als Geschenk bekommen: „dass wir untereinander einträchtig gesinnt sind, Christus Jesus gemäß“. Wörtlich steht da im griechischen Text ein Wort, das man in modernem Deutsch besser so übersetzt: „dass wir in der Lage sind, uns in den anderen hineinzuversetzen.“ Miteinander Geduld haben heißt also nicht, dass jeder das gleiche denken muss, dass es nie Auseinandersetzungen geben darf. Sondern es geht um die Art, wie wir uns auseinandersetzen – nicht mit verletzender Schärfe, nicht mit Verständnislosigkeit, sondern mit Einfühlung und dem Bemühen, den anderen zu verstehen. Das ist es, was Paulus mit dem Wort „Einmütigkeit“ meint. Christen, die einander annehmen, auch wenn sie verschieden leben und denken, können „einmütig mit einem Munde Gott loben, den Vater unseres Herrn Jesus Christus“.

Das ist so ähnlich wie mit den kleinen Bechern beim Abendmahl – jeder trinkt aus seinem Becher, den er in der Hand hält, und trotzdem trinkt jeder aus dem einen Kelch der Vergebung. Oder es ist wie im Kirchenchor: Jeder singt mit seinem eigenen Mund, es gibt verschiedene Stimmlagen – und trotzdem wird daraus ein harmonisch klingendes Lied.

Bevor die Predigt noch etwas weitergeht, wird der Kirchenchor nun genau das tun – ein Lied singen von der adventlichen Hoffnung. Wir haben Grund, geduldig zu warten, denn in der tiefsten Nacht ist der Morgen nicht mehr fern (Lied 16).
Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern

Ich sprach vom Lernziel „Hoffnung“, liebe Gemeinde – und auf dem Weg zu diesem Ziel ist die Geduld ein erster Schritt – die Geduld mit sich selbst und mit den anderen. Oder in den Worten des Paulus: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“

Als Beispiel dafür nennt Paulus damals das Verhältnis von Juden und Heiden. Gott hat den Juden versprochen: Ich bin euer Gott, ich bin für euch da, für immer und ewig. Und das bleibt wahr, sie werden niemals verstoßen. Zugleich ist Gott auch barmherzig mit den anderen Völkern, mit denen, die damals die Heiden genannt wurden, auch sie sollen nicht verlorengehen. Paulus sagt, man kann aus der jüdischen Bibel selbst lernen, dass Gott kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander von Juden und Heiden will.

„Um der Wahrhaftigkeit Gottes willen ist Christus ist ein Diener der Juden geworden – um seiner Barmherzigkeit willen sollen aber auch die Heiden Gott loben.“

Es heißt: »Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!« Es heißt: »Lobet den Herrn, alle Heiden, und preist ihn, alle Völker!« Und der Prophet Jesaja sagt das auch vielen von uns bekannte Adventswort: »Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais und wird aufstehen, um zu herrschen über die Heiden; auf den werden die Heiden hoffen.«

Damit betont Paulus: Der Jesus, dessen Geburt wir bald im 1999. Jahr feiern, ist einer, den niemand für sich allein gepachtet hat. Die Christenheit muss es nach 2000 Jahren Kirchengeschichte neu lernen: Es ist und bleibt ein Mensch aus dem jüdischen Volk, der über die ganze Welt herrschen soll, unblutig und gewaltfrei, aber unwiderstehlich. Umgekehrt: dieser Mensch aus dem jüdischen Volk ist nicht nur ein Messias für Juden allein, sondern er ist die Hoffnung für uns alle. Aber auch innerhalb der Christenheit kann niemand Jesus nur für sich allein beanspruchen. Er hat gelebt für Fromme und für Zweifler, für Gerechte und Sünder, und ganz besonders für die, die meinen, von Gott verstoßen zu sein.

In einer Schlussformel fasst Paulus noch einmal sein Lernziel Hoffnung zusammen: „Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des heiligen Geistes.“ Hoffnung kann nur vom Gott der Hoffnung kommen. Sie ist einfach da, so wie Gott einfach da ist. Darauf kann man vertrauen oder eben nicht. Wenn Gott da ist, haben wir etwas zu hoffen. Dann haben wir etwas zum Freuen. Dann haben wir Frieden in unserer Seele. Und Geduld mit uns und den anderen. Amen.

Ja, der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Lied Nr. 12:

1) Gott sei Dank durch alle Welt, der sein Wort beständig hält und der Sünder Trost und Rat zu uns hergesendet hat.

2) Was der alten Väter Schar höchster Wunsch und Sehnen war und was sie geprophezeit, ist erfüllt in Herrlichkeit.

3) Zions Hilf und Abrams Lohn, Jakobs Heil, der Jungfrau Sohn, der wohl zweigestammte Held hat sich treulich eingestellt.

4) Sei willkommen, o mein Heil! Dir Hosianna, o mein Teil! Richte du auch eine Bahn dir in meinem Herzen an.

Abkündigungen

Schenke uns Frieden, Gott, Frieden mit uns selbst, dass wir uns selber mit den Augen deiner Liebe sehen, dass wir unsere Stärken schätzen und unsere Fehler überwinden und nicht mehr von uns verlangen, als du es tust.

Schenke uns Frieden mit anderen Christen, dass wir uns sagen, was uns aneinander stört, aber trotzdem einmütig miteinander Gottesdienst feiern, dass wir voneinander lernen und den Auftrag erfüllen, den du uns gibst.

Schenke uns Frieden im Miteinander unserer Gesellschaft, dass wir uns nach Kräften einsetzen für Arbeitslose und Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, dass wir nicht aufhören, von unseren Politikern verantwortungsbewussten Einsatz für das Gemeinwohl zu fordern, dass wir bei allem Streit um Sachlichkeit und Fairness bemüht bleiben.

Schenke uns Frieden mit dir – durch Jesus, in dem du Mensch wurdest. Lass uns leben als Ebenbilder deiner Liebe. Amen.

Was wir außerdem auf dem Herzen haben, bringen wir in der Stille vor dich, Gott.

Gebetsstille und Vater unser

Zum Schluss singt der Chor noch ein Adventslied aus neuerer Zeit (18):

Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag gehen – wer möchte, ist im Anschluss noch herzlich zum Beisammensein mit Kaffee oder Tee im Gemeindesaal eingeladen.

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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